Blinde Liebe von Vampire-Hero ================================================================================ Kapitel 13: ------------ „Warum bist du hier, Brian?“ fragte ich ihn kühl, als ich die Küche betrat. Brian hatte es sich in der Zwischenzeit gemütlich gemacht und sich mit einem Glas Orangensaft auf die Couch gesetzt. Nun, was anderes war nun mal nicht im Haus. Und für Alkohol hatte ich noch nie eine Schwäche gehabt, weswegen ich ganz froh war. Denn dieses Gebräu stank nicht nur fürchterlich, sondern setzte einem noch am nächsten morgen unglaublich Kopfschmerzen nach. Bei dieser Erinnerung entwich mir ein leises knurren. Das war zwanzig Jahre her und seither hatte ich nicht einen Tropfen wieder davon angerührt. Da konnte ich mir schon was Besseres vorstellen, als das, wie ich mit einem kurzen Blick zu meiner Schlafzimmertür bemerkte. Schade dass ich nicht wie Superman durch Wände schauen konnte. In Situationen wie diesen, wäre diese Fähigkeit bestimmt gut gewesen. Als ich anfing, die erste Tüte auszupacken, bemerkte ich, dass sich Brian die Salzstangen schon gekrallt hatte, welche ganz oben gelegen hatten, wie ich mit einem genervten Blick bemerkte. Dieser Fresssack! Auch wenn man es ihm nicht ansah, da er wirklich einen stattlichen Körper hatte, konnte er doch essen wie ein Scheunendrescher. Während ich leicht genervt die Lebensmittel wegräumte, meinte Brian ironisch: „Och, wollte nur mal sehen, wie es meinem kleinen Bruder geht.“ „Mhm“ erwiderte ich bloß. Natürlich, wie hätte es auch anders sein sollen? Nur, dass Brian nie vorbeikam, um sich mal zu vergewissern wie es seinem Zwillingsbruder ging. Sagte ich eben Zwillingsbruder? Na ja. Wie man es nahm. Wir waren unterschiedlicher, als es Zwillinge je sein könnten. Außer dass wir das gute Aussehen unserer Mutter geerbt hatten, kräftig gebaut waren und einen messerscharfen Verstand besaßen, weswegen es schwer war, Brian etwas vormachen zu wollen, gab es kaum etwas, was uns wirklich verband. Nun, bis auf eine Kleinigkeit vielleicht. „Ich habe wieder einen Auftrag, wo nach uns verlangt wird“ kam er ohne Umschweife zur Sache. „Wie sieht’s aus, Chibi. Machst du mit?“ „Hn…“ knurrte ich gefährlich und vergriff mich gerade an einer Kekspackung, die unter meinen Druck ziemlich zu leiden hatte. „Nenn mich nicht Chibi“ sagte ich mit zorniger, aber ruhiger und kalter Stimme. Nur weil er fünf Zentimeter größer war als ich, zog er mich deswegen auf. Seit er festgestellt hatte, dass ich nicht mehr wachsen würde, hatte er mich schlicht ’Chibi’ getauft. Dabei waren wir beide größer, als normale Erwachsene Leute. Also wäre der Begriff ’Klein’, mehr als ironisch gewesen. Und dabei waren wir uns Kräftemäßig sogar ebenbürtig. Nur diese verdammte Tatsache, dass mir fünf Zentimeter fehlten und ich fünf Minuten später kam als Brian, sorgte dafür, dass er sich gerne als der große Bruder aufspielte. „Wieso?“ meinte er mit einem zuckersüßen Lächeln. „Ich find ihn richtig passend, Chibi.“ „Wenn du hergekommen bist, um mir diese Feststellung unter die Nase zu reiben, dann kannst du ja auch wieder gehen“ entgegnete ich ihm nur kühl und räumte noch einige Kleinigkeiten weg, ohne Brian Beachtung zu schenken. „So schnell schon? Hat es etwa mit dem kleinen Häschen zu tun, welches im Schlafzimmer liegt? Im Übrigen muss ich dir sagen, dass ich dir solch einen guten Geschmack gar nicht zugetraut habe. Er ist wirklich süß“ meinte Brian grinsend, weswegen ich ihn mit einem tödlichen Blick bedachte. Aber ohne diesen zu beachten fuhr er fort: „Seit wann hast du dir denn ein Haustier angeschafft, Chibi? Bist du dafür nicht noch etwas zu klein? Immerhin brauchen sie viel Aufmerksamkeit.“ Etwas lauter als beabsichtigt, knallte ich die Schranktür zu, die ich bis eben noch offen zu stehen hatte. Jetzt war Brian zu weit gegangen. Wenn er mich aufzog mit diesen dämlichen Spitznamen, sollte er doch. War mir schon lange egal, denn ich habe es einfach ignoriert. Aber wie er von meinem kleinen Liebling sprach, machte mich mehr als rasend. Wie konnte er es wagen, so unverschämt über ihn zu reden? „Hör auf, so von Jo zu reden, Brian. Er ist viel mehr als ein hübsches Ding, was man einfach auf der Straße aufließt“, erklärte ich ihm tonlos, legte die leeren Tüten weg und kam mit einer Apfelschorle zu ihm herüber. „Ach nein?“ fragte mich Brian neugierig, während er mich mit hochgezogener Augenbraue betrachtete und genüsslich auf einer Salzstange rumkaute. Manchmal reizte mich, allein dieses Provozierende Verhalten von ihm. Dabei dachte ich immer, wir wären schon erwachsene Männer. Wie ich mich doch irrte. „Und warum hast du ihn dann ans Bett gekettet? Sag bloß, er steht auf SM –Spielchen?“ fragte mich Brian, mit glitzernden Augen. Na Klasse. Jetzt war wirklich seine Neugier erwacht. Wenn er einen so anschaute, ließ er nicht locker, bis er bekam was er wollte. (Woher wir das nur kennen?) „Nein, das nicht“ erklärte ich mit einem leisen seufzen und beruhigte mich langsam wieder. Ich setzte mich auf ein Sesselteil und stellte das Glas ab, während ich gedankenverloren nach vorne blickte. „Es ist zu seiner eigenen Sicherheit“ meinte ich mit gewohnter kalter und harter Stimme. „Aha“ kommentierte das Brian nur langsam. „Sag mal Chibi, hast du ihn irgendwo mitgehen lassen?“ fragte mich Brian durchdringend. „So wie du es sagst, könnte man glatt meinen, ich hätte mir irgendwo ein süßes Kätzchen weggeschnappt“ schnaubte ich nur trocken aus. „Ist es denn nicht so?“ blieb Brian hartnäckig. „Du brauchst mir gar nichts vorzumachen, Chibi. Ich kenn dich besser, als sonst irgendjemand. Dir gefallen nun mal schöne Sachen. Besonders wertvolle und einzigartige Dinge. Nun, bei diesem Exemplar kann ich dich nur zu gut verstehen, warum du ihn mitgenommen hattest. Was mich bloß wundert ist die Tatsache, dass du soweit ich denken kann, nie Interesse an irgendeinem menschlichen Lebewesen hattest. Und nun liegt ein bildschöner Mann, angekettet in deinem Bett? Klär mich ruhig auf, wenn ich etwas nicht mitbekommen haben sollte.“ Ich holte noch einmal tief Luft, ehe ich direkt zu Brian blickte. Wir hatten noch nie Geheimnisse gehabt. Was wohl daran lag, dass wir automatisch wussten, wenn der andere etwas zu verbergen hatte. Und auch wenn ich es nur ungern zugab, aber mit Brian konnte ich oft schon über Sachen reden, die ich am liebsten nie jemanden gesagt hätte. Er verstand mich wenigstens, wo andere vielleicht nur den Kopfgeschüttelt hätten oder plötzlich Angst bekommen hätten. Doch mit Brian konnte man über alles in Ruhe reden. Auch wenn wir gerne übereinander herzogen, waren wir doch immer für den Anderen da. Durch diese Sicherheit, begann ich zu erzählen: „Okay, es stimmt zum Teil. Vor vier Wochen bin ich ihm bei einem meiner gelegentlichen Einbrüche begegnet. Ich wusste nicht, was ich von ihm halten sollte, als er plötzlich vor mir stand. Und weißt du was? Ich war mehr als fasziniert von ihm und verwirrt zugleich. Du kennst mich Brian. Keiner hätte diese Begegnung mit mir überlebt, aber da war etwas, was mich mit ihm verband. Ob es daran lag, dass er mich nicht gesehen hatte oder das Gefühl, welches er seit jenem Tag in mir auslöste, als ich ihn berührte, kann ich nicht sagen. Aber ich kann es einfach nicht abstellen. Er bedeutet mir viel Brian und ich lasse ihn mir nicht mehr wegnehmen, damit wir uns verstehen.“ „Mhm… dass du ihn mitgenommen hast, kann ich nachvollziehen“ meinte Brian verständnisvoll. „Wirklich?“ fragte ich bitter. „Du verpasst die einmalige Chance dich über mich lustig zu machen, weil ich das erste Mal Gefühle zulasse.“ „Nein Chibi, dass würde ich nicht machen“ erklärte mir Brian sachlich und ruhig zugleich. „Aber ich finde es immer noch etwas überraschend, dass du dich verliebt hast. Wo ich doch schon dachte, dass du Asexuell wärst.“ „Haha“ meinte ich trocken. „Wenn du es unbedingt wissen willst. Ja, ich liebe ihn, verdammt. Nicht nur seine unglaubliche Schönheit und sein atemberaubender Körper, der alles andere in den Schatten stellt, sondern sein liebenswerter Charakter, das temperamentvoll und aufbrausend sein kann und dann wieder schüchtern und zurückhaltend. Jeden Tag aufs Neue, fasziniert er mich, einfach mit seiner Anwesenheit, wo ich mich immer wieder Frage, ob es einen Gott gibt? Denn dass es so ein süßes Wesen, menschlicher Natur sein soll, kann ich nur schwer glauben.“ Brian hatte mir bis zum Schluss zugehört und sein Gesicht zeigte auch keinen Spott, über meine Schwäche die ich ihm eben ausgebreitet hatte. „Ich wusste gar nicht, dass du eine philosophische Ader hast, Chibi“ meinte Brian mit einem aufmunternden Lächeln und wurde dann wieder etwas ernster. „Aber was mir noch nicht ganz klar ist, die Tatsache, dass du ihn ans Bett gekettet hast. Und was hast du gemeint, er hat dich nicht gesehen, als du ihm das erste Mal begegnet bist? Hatte er geschlafen als du eingestiegen bist?“ „Wenn du es wirklich wissen willst, muss ich dir aber alles erzählen.“ „Keine Sorge. Ich hab keine Termine in der nächsten Zeit“ sagte Brian nur, griff nach einer weiteren Salzstange und lehnte sich dann gemütlich zurück. „Mhm“ meinte ich und war ihm wirklich dankbar. Nachdem unsere Eltern gestorben waren, hatten wir mehr oder weniger nur noch uns beide gehabt. Deswegen war es auch gut, sein Wissen mit Brian zu teilen. Und so erzählte ich ihm wie alles mit Jo begann, unsere Begegnung in der Küche und wie ich bemerkte, dass er Blind war. Wie die drei Wochen danach einfach unerträglich waren, die ihn ohne ihn zubrachte und nur ständig an ihn dachte. Selbst die Steine die ich an jenem Abend erbeutete hatte, waren mir schon längst egal gewesen. Aber nicht Jo. Ich wollte ihn bei mir wissen, ihn wieder spüren, seine Präsenz spüren und seinen süßlichen Duft einatmen. Ich beschrieb wirklich alles bis ins Detail. Bis auf die Sache, mit den Liebkosungen, die ich absichtlich ausließ, da es dann doch ein wenig zu weit gehen würde und ich schon ein wenig Privatsphäre haben möchte. Dafür erzählte ich weiter, wie ich dann vor einer Woche begann, alles vorzubereiten, um Jo zu holen. „… und danach brachte ich ihn her. Das war jetzt zwei Tage her. Dabei kommt mir das schon wie eine Ewigkeit vor.“ Brian hatte in Ruhe bis zum Schluss zugehört und seine Augenbraue war dabei immer wieder interessiert weiter nach oben gestiegen. „Und darum hast du ihn ans Bett gekettet?“ fragte er wissbegierig nach, so als würden wir gerade besprechen, welches Halsband besser zu unserem Nachbarshund passen würde. „So könnte man das sagen. Er ist seit seiner Geburt blind, Brian. Leider benimmt er sich nicht so“ meinte ich und konnte mir nun ein Lächeln nicht verkneifen, als ich an die letzten paar Tage zurückdachte. Brian sollte ruhig sehen, dass es mir ernst war mit meinem kleinen Schatz. „Wie meinst du das?“ fragte er mich etwas verwirrt nach. „Nun… er will alles alleine machen und lehnt Hilfe strikt ab. Er will nicht so behandelt wären, als wäre er etwas Anderes. Und wenn er es nicht bekommt, stellt er auf sturr und kann ziemlich energisch sein, um dies durchzusetzen. Und genau darum geht’s. Am ersten Abend zum Beispiel, hatte er versucht zu fliehen. Ich hatte es mitbekommen und ihn im Wohnzimmer geschnappt. Aber wenn er es bis nach draußen geschafft hätte, dann wäre ihm dort höchst wahrscheinlich alles Mögliche passiert. Was für uns kein Hindernis darstellt, ist für ihn eine Hürde nach der Nächsten. Ich will mir gar nicht vorstellen, was alles passieren kann, wenn er mal nicht aufpasst. Dass könnte unter umständen, mehr als tödlich Enden.“ „Ich verstehe, deswegen auch die Ketten“ schloss Brian daraus. „Mhm“ nickte ich ihm zu. „Glaub mir, ich mache das bestimmt nicht gerne. Aber ich kann ihn nicht mit dem Wissen zurücklassen, dass er, bis ich zurück bin, statt irgendwo brav sitzen zu bleiben einfach alleine lostigert und Gott weiß wo landet. Und bevor sich irgendwelche Horrorvisionen von mir bewahrheiten, beuge ich dem ganzen einfach vor. Er bleibt ja schließlich nicht ewig so.“ Obwohl der Gedanke auch ziemlich reizvoll war, wie ich fand. Doch behielt ich dieses Detail für mich. Beruhigt atmetete ich aus. So, jetzt war alles raus und ich fühlte mich nun gleich viel besser, mit jemanden darüber gesprochen zu haben. Vor allem mit einer Person, die immer in den unerwarteten Momenten verständnisvoll war. Und wenn ich daran zurückdachte, waren die letzten zwei Tage wirklich mit nichts zu vergleichen gewesen, was an diese Erlebnisse heranreichte. Und die vielen Emotionen die ich dabei hatte, angefangen von Glückseligkeit und Freude, bis hin zu Ruhe, Ausgeglichenheit und Angst. Angst davor, dass meinem kleinen Liebling passieren könnte. Und das war nicht nur so dahergesagt. Wie viel Energie in diesem Körper stecke, erstaunte mich immer wieder. Entweder hatte mein geliebter Schatz, ungeahnte Kraftreserven oder ich komm einfach langsam in die Jahre, weshalb ich mir dann allerdings schon Sorgen machen sollte. „Der Kleine ist wirklich interessant“ riss mich Brian aus den Gedanken und lächelte mich mit funkelnden Augen an. „Selbst ich hatte es noch nie geschafft, dich so aus der Bahn zu werfen, wie das kleine Häschen. Da möchte ich jetzt natürlich die Person näher kennen lernen, die das bewirkt hat.“ „Du willst wissen wie er ist?“ schloss ich mit hochgezogener Augenbraue daraus. „Mhm“ nickte Brian erwartungsvoll. „Na gut“ seufzte ich ergeben aus. „Aber nur, dass du es weißt. Jo gehört mir. Dass heißt du lässt die Finger von ihm, denn ansonsten hasst du keine Möglichkeit mehr irgendetwas anzufassen. Hast du verstanden?“ fragte ich ihn und fixierte ihn mit einem durchdringenden Blick. „Glasklar“ meinte Brian, ohne sein Lächeln zu lösen. „Und wegen dem Auftrag. Erzähl erst mal, worum da geht?“ „Zielperson ist der Abgeordnete Außenminister, Hashiba Watageru“ begann er zu erzählen. „Er hat angeblich mit einigen zwielichtigen Geschäften zu tun gehabt. Jetzt versucht er die Sache Public zu machen und es Shark Minder und seiner Gang in die Schuhe zu schieben. Aber anscheinend gab es einen Maulwurf bei Watagerus Leuten, da Minder auf diese Sache aufmerksam gemacht wurde und nun Auftragsmörder engagiert hat, um ihn zu erledigen. Und nun rate mal, bei wem sie da nachgefragt haben?“ meinte Brian belustigt. „Lass mich raten, bei der Queen?“ meinte ich trocken. Manchmal fragte ich mich echt, ob der Mann der vor mir saß und zudem noch mein Zwilling und einer der abgebrühtesten Killer überhaupt war, abgesehen mal von mir, nicht doch eher noch ein zehnjähriges Kind war. „Nicht ganz, Chibi“ überging Brian meinen Sarkasmus, wo hatte ich denn bloß her und redete einfach weiter: „Sie fragten einen Kontaktmann, nach der Black Rose und setzten sich dann mit mir in Verbindung. Der Deal läuft, sobald du zusagst. Wenn du ablehnst, dann übernimmt ein anderer den Job, mir egal, auch wenn es mich jetzt schon wieder in den Fingern kribbelt, diesen Verräter kaltzumachen“ erklärte mir Brian und hatte wieder einen hungrigen Ausdruck, in seinen Augen. Von unserem Geschäft, bekam er nie genug. Und mit dem richtigen Ansporn, genoss er es sogar, wenn er seine Opfer noch etwas leiden sah. Aber mir tat dieser Watageru nicht im mindesten Leid. Wer kam auch auf die blöde Idee, Shark und seine Gang zu verarschen? Der Kerl musste ja dümmer sein, als es gut für ihn war. Nun, nicht mein Pech. Dafür hatte ich wieder etwas zu tun. „Gut, bin dabei“ stimmte ich zu. „Wann geht’s los?“ „Genaueres gibt es, nachdem ich ihnen unsere Entscheidung mitteile“ erklärte mir Brian. „Okay. Wenn du hier übernachten willst, kannst du im Arbeitszimmer die Couch nehmen“ bot ich ihm an. Allein sein fröhliches Grinsen ließ darauf schließen, dass er nie vorgehabt hatte, mich jetzt wieder zu verlassen. Zumal ich ihm zugestimmt hatte, dass er Jo näher kennen lernen durfte. Na wenn er nicht mal meinen kleinen Schatz erschreckte. „Wie schön das zu hören. Dann hol ich mal meine Sachen“ meinte er zufrieden und stand dann auf. Hatte ich es doch geahnt. Er hatte schon alles geplant, da er mich besser kannte als sonst irgendwer, wusste er auch, dass ich ihm diesen Job nicht ausgeschlagen hätte. „Ähm, dürfte ich vielleicht den Kleinen wecken?“ „Nun mal langsam Brian. Du wirst ihn noch früh genug kennen lernen“ schärfte ich ihm ein. Er war ganz aufgeregt. So, als könnte er es gar nicht mehr erwarten, bis Bescherung war. „Ich fang jetzt erst einmal mit dem kochen an“ setzte ich noch nach und stand dann ebenfalls auf. Nur um dann in die Küche zu gehen. Ich hatte zwar Brian nicht mit eingeplant, aber ich hatte bestimmt nicht vor, jetzt etwas anderes zu kochen. Ich hatte mir vorgenommen, meinem Liebling etwas schönes zu kochen und das hatte ich auch vor. Außerdem wäre es unvermeidlich gewesen, Jo vor Brian geheim zuhalten. So neugierig wie er immer war, wäre bestimmt selbst ein Sandkorn nicht unentdeckt geblieben. ٭ Dieses süße Häschen machte mich mit jedem Moment neugieriger. So hatte ich meinen Bruder noch nie erlebt. Ich dachte immer, er könnte nichts anderes, als zu töten. Er ging stets mit dieser kalten und abweisenden Haltung durchs Leben. Aber dieser Kleine - Jo war sein Name nicht? – hatte es geschafft, neue Gefühle in ihm zu wecken. Und ich muss sagen, dass ich froh darüber war. Ich hatte schon Angst gehabt, dass er sich irgendwann ganz dem Töten hingab. An diesem Punkt gab es kein zurück mehr. Und deswegen war ich ziemlich froh, dass er endlich etwas hat, was ihn an das hier und jetzt bindet. Allerdings, hätte ich das Häschen vor ihm gefunden, hätte ich es bestimmt nicht anders gemacht. Allein schon seine Aura hatte etwas Magisches an sich, dass ich jetzt schon immer wieder an ihn denken musste. Ja, ich konnte ihn mehr als gut verstehen, weshalb er sich in den Kleinen verguckt hatte. Aber ich achtete meinen Bruder und würde ihm deswegen seinen kleinen Schatz nicht wegnehmen. Soviel Ehre und Anstand hatte ich auch noch. Außerdem ging ich im Gegenzug zu meinem Bruder öfters aus, weshalb ich dann auch schon öfters mal jemanden abschleppen konnte. Ich hab es nicht so genau, mit meinem Bettpartner. Hauptsache ich habe meinen Spaß an der Sache, der Rest war mir so ziemlich egal. Und wie gesagt, ich würde meinem Bruder das süße Häschen nicht streitig machen. Auch wenn es bestimmt mehr als nur eine Sünde wäre, es zu versuchen. Argh… nein, beherrschte ich mich. Mein Gott, wie konnte man nur so gefangen sein, von jemandem, den man nur kurz gesehen hatte? Mhm, irgendwie kam mir dieser Gedanke sehr bekannt vor. Auf jedenfall wurde der Kleine immer interessanter. Deswegen würde mein Bruder bestimmt nichts dagegen haben, wenn ich ihn mir mal genauer ansah. Außerdem konnte es bestimmt noch dauern, bis es essen gab. Damit stellte ich meine Taschen ins Arbeitszimmer vor die Couch und schlich mich dann in den Flur. Soweit ich die Lage einschätzen konnte, war mein Bruder voll und ganz in das Kochen vertieft. Gut, dann hatte ich wenigstens freie Bahn. Ich drückte die Klinke runter und… die Tür war abgeschlossen. Ein leichtes Lächeln huschte über mein Gesicht. Carl kannte mich wirklich gut. Er hatte nämlich absichtlich abgeschlossen. Aber nicht, weil vielleicht das süße Häschen versuchen könnte abzuhauen, dass ließ seine derzeitige Lage nicht zu, sondern viel eher, dass niemand zu dem Kleinen reinkam. Wirklich nicht schlecht. Aber eins schien mein Bruder vergessen zu haben, nämlich dass nicht nur er ein Meister seines Faches war. Ich holte aus meiner Uhr eine Nadel heraus, die man in der Seite des Armbandes verstecken konnte. Dabei kam ich mir immer vor wie Mac Geyver, überlegte ich mit einem amüsierten Lächeln. Es dauerte auch nicht lange und ich hatte das Schloss geknackt. Mit einem siegessicheren Lächeln öffnete ich leise die Tür und schaute noch einmal kurz über die Schulter. Carl war immer noch mit dem zubereiten beschäftigt. Gut, somit hatte ich jetzt freie Bahn. Wieso kam ich mir eigentlich dabei vor, als hätte ich etwas ganz verbotenes vor, so als sei ich auf einer gefährlichen Mission und müsste jeden Augenblick damit rechnen, entdeckt zu werden? Nun, vielleicht deshalb, weil es wirklich passieren konnte. Ich wusste nicht, wie lange mein Bruder nun wirklich fürs Kochen brauchte. Aber darüber mache ich mir erst später Gedanken. Jetzt war erst einmal das süße Häschen auf dem Bett interessant. Leise schloss ich die Tür hinter mir und schritt zu dem Bett herüber. Dabei musterte ich den Kleinen von neuem. Auch wenn ich ihn schon vorhin gesehen hatte, so konnte man wirklich immer wieder was Neues entdecken, was an dem Kleinen faszinierend war. Einfach unglaublich und doch wahrhaftig atemberaubend. „Ahah…“ Ein hüsteln hinter mir, ließ mich kurz zusammenzucken. Als ich mich umblickte, sah ich in die zwei mordlustigen Augen von meinem Bruder. Oh, oh. Dabei hatte ich gedacht, dass er noch etwas mit dem Kochen beschäftigt wäre. Und so wie er drauf war und wie scharf die Messerspitze glänzte, welche sich in Carls rechter Hand befand, ließen mich vorsichtiger werden. Eigentlich hatte ich ja vor etwas Sarkastisches zu sagen, doch die Momentane Situation ließ das nicht zu. Und auch wenn ich ein Killer war, hing ich trotzdem noch an meinem Leben. „Hey Brüderchen“ beschwichtigte ich ihn und benutzte dabei nicht seinen Spitznahmen, da das bestimmt das Fass zum Überlaufen gebracht hätte. „Ist das essen schon fertig?“ „Nein“ entgegnete er frostig, weshalb es mir kalt den Rücken runterfiel. Meine Güte, manchmal war er wirklich furchteinflößend. „Was machst du hier?“ fragte er mich scharf. „Äh… ich, ich glaube, ich habe mich in der Tür geirrt, äh, hahaha…“ versuchte ich mit der Altbekannte Oh-wo-bin-ich-denn-hier-auf-einmal-gelandet-Nummer abzuziehen und kratzte mich verlegen am Kopf. Dass mir Carl das nicht abnahm, merkte ich an seiner rechten Augenbraue die zu zucken begann und seiner rechten Hand, die sich fester um das Messer schlossen. „Ah, da fällt mir ein, ich werde mal unsere Auftraggeber Mailen“ wechselte ich schnell das Thema und schob mich dann an Carl vorbei nach draußen. „Benutz diesmal die richtige Tür“ warnte mich Carl mit einem gefährlichen Unterton. „Klar, mach ich Chibi“ konterte ich und konnte mir dann den Spitznamen nicht verkneifen. Immerhin war ich aus der Gefahrenzone raus und andererseits, wurde ich dadurch wieder etwas ruhiger. Als ich im Arbeitszimmer ankam, schloss ich die Tür und wurde langsam wieder selbstsicherer. Hier war die Atmosphäre gleich viel beruhigender, als drüben. Dort konnte man richtig die Luft schneiden, so dick war sie. Okay, dann musste ich mich wirklich noch gedulden, bis ich das kleine Häschen kennen lernen würde. Aber jetzt war ich mehr als neugierig auf ihn. Mit meinem altbekannten Lächeln ging ich zu meinen Sachen und packte dann den Laptop aus. Zuerst ging ich die E-Mails durch und löschte die uninteressanten Sachen und bearbeitete wichtige Nachrichten. Zum Schluss schickte ich Shark noch eine Massage, mit der Zusage von der Black Rose, dass wir den Auftrag übernehmen würden. TBC Danke für eure Kommis, habe mich riesig darüber gefreut. Besonders dickes knuddel für Luci-Maus & h2o. Hoffe euch macht die Story genauso viel Spaß, wie bisher. Das erst mal von mir, dann bis nächste Woche... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)