Strange Relationship von Konnichi (From a different point of view) ================================================================================ Kapitel 5: My only friend, the end ---------------------------------- Dieses Kapitel diente ursprünglich nur dem Zweck meine Musiksucht hier mit einzubringen. Der Kapitel-Titel ist aus dem Song "The End" von den Doors. Wenn jemand einen besseren Titel weiß, kann er mir bescheid sagen. Das Lied, das hier vorkommt ist "Love hurts" von Incubus und gehört in keiner Weise mir. Musik: Incubus -- Author´s Note: /= Songtext //= Erinnerungen Die nächsten Tage waren die schönsten in ihrem Leben. Sie verliebten sich immer mehr ineinander, bis es schließlich schon fast unerträglich wurde. Die beiden Männer führten sich auf wie verrückte Teenager und liefen kichernd und Händchen haltend durch die Straßen. Was die Leute dachten war ihnen absolut egal und sie genossen ihre gemeinsame Zeit in vollen Zügen. Wie schnell aus ihrer lockeren Freundschaft Liebe geworden war, konnte keiner von ihnen so richtig glauben. Als sie wieder einmal zufrieden und erschöpft auf dem Bett lagen, griff Chris diese Frage auf. „Ist das hier alles wirklich wahr, oder ist es nur ein wundervoller Traum?“ Rico seufzte, er wollte nicht drüber nachdenken. „Es ist ein bisschen was von beidem, wahrscheinlich“ Der Kleinere rückte noch enger zu ihm, soweit das möglich war. „Was soll bloß aus uns werden?“, fragte er verzweifelt und versuchte die Tränen zurückzuhalten, die in seinen Augen brannten. Rico küsste ihn auf die Stirn und antwortete: „Versuch, nicht drüber nachzudenken. Über die Zukunft machen wir uns erst Gedanken, wenn sie gekommen ist. Genieß den Augenblick, sagst du doch immer“ Chris entspannte sich. „Du hast Recht“, flüsterte er und strich über Rico´s Brust und seinen Bauch. Sie küssten sich und bevor Rico es mitbekommen hatte, saß Chris auf ihm. „Hey, was wird das?“, fragte der Untere perplex. „Morgen kommt deine Familie zurück. Wer weiß, wann wir wieder allein zusammen sind. Also hör auf dir Sorgen zu machen und genieß den Augenblick“, antwortete sein Freund und lächelte verführerisch. Bevor er noch irgendwas tun konnte hatte Chris angefangen, das zu tun was er, eigener Meinung nach, am besten konnte. Und Rico fand, dass er damit verdammt Recht hatte. Sie gaben sich vollkommen einander hin. Rico hatte Angst, er hätte Chris wehgetan als dieser total regungslos neben ihm im Bett lag, aber das selige Lächeln des Kleinen belehrte ihn eines Besseren. Innerhalb kurzer Zeit war er eingeschlafen und Rico stand auf. Er war von einem unbeschreiblichen Gefühl erfüllt. Es war zum einen wie unendliche Freude und zum anderen Trauer, weil er wusste, dass sie ihre Gefühle füreinander in Zukunft nicht mehr richtig ausleben konnten. Er war noch nie vorher gleichzeitig deprimiert und froh gewesen und diese verdrehte Emotion machte ihm doch schon ein bisschen Angst. Chris erwachte diesmal nicht von einem Gefühl, es war mehr ein Geräusch, kombiniert mit seiner natürlichen Neugier, das ihn aus dem Bett zwang und dazu brachte, über den Flur zu gehen. Die Tür zum `Musikzimmer´ war verschlossen, aber er konnte trotzdem dahinter etwas hören. Vorsichtig drückte er die Klinke herunter und öffnete die Tür. Jetzt war die Musik lauter und er wurde sofort von ihrer Schönheit in den Bann gezogen. Rico saß halb von ihm abgewandt auf einem Stuhl, spielte Gitarre und sang. Er hatte eine sehr schöne und interessante Stimme, sie erinnerte Chris irgendwie an Kelly Jones von den Stereophonics. Das Lied kannte er nicht, aber es war so wunderschön und von Schmerz erfüllt, dass er einfach nur die Augen schloss und gedankenverloren zuhörte. Die Melodie trug seine Seele in die vollkommene Ruhe und zauberte ein Lächeln auf sein Gesicht. Als die letzten Töne verhallten stand er immer noch an den Türrahmen gelehnt und nahm die totale Stille wahr, die sich ausbreitete. Er öffnete die Augen und Rico sah ihn an. „Hab ich dich geweckt?“, fragte er und ein leichter Rotschimmer zog sich über sein Gesicht. Er hatte den unerwarteten Besucher nicht bemerkt, während er spielte und war es wohl nicht gewöhnt, dass ihm jemand zuhörte. „Nein, hast du nicht. Das war ein sehr schönes Lied. Was war das?“, antwortete Chris und setzte sich auf die Couch, ihm gegenüber. „Ähm, na ja... Es hat keinen Namen, ich hab´s geschrieben“, antwortete der Musiker und der Rotton in seinem Gesicht wurde dunkler. „Wow. Es ist wunderschön. Wann hast du das geschrieben?“ Chris wollte es unbedingt wissen. Dieses Lied hatte ihm nämlich aus der Seele gesprochen. „Eigentlich... während ich es gespielt hab. Es geht um uns und um das hier alles... du weißt schon“, murmelte Rico und sah auf seine Hände. „Würdest du noch was spielen? Ich finde deine Stimme so schön...“ Chris lächelte ihn aufmunternd an. Er hätte nie gedacht, dass Rico so schüchtern sein konnte. Er fand das so süß und seine Liebe zu diesem Mann zerriss ihn fast innerlich. „Ja, ich hätte da noch was“, antwortete Rico und biss sich auf die Lippe. Er war sich nicht sicher, ob Chris das alles nur sagte, um nett zu ihm zu sein, oder ob er es ernst meinte. Er atmete tief durch, schlug die ersten Töne an und fing an zu singen: „Tonight we drink to youth/ and holding fast to truth...“ Er ging in diesem Lied komplett auf, es war so eine Art Soundtrack zu seinem Leben. Es war als ob der Songwriter in sein Herz gesehen hätte als er diesen Text schrieb. Rico sang weiter, er nahm sein Umfeld nicht mehr wirklich wahr. Musik war schon immer wie eine Droge für ihn gewesen. Er hörte auf zu denken. „... ´cause without love I won´t survive“ Er spielte die letzten Töne und sah wieder auf. Chris sah ihn ungläubig und mit Tränen in den Augen an. „Das... das war so schön, es ist unbeschreiblich... wow“, flüsterte er ehrfürchtig und hatte Angst, die Stimmung zu zerstören. „Meinst du das ernst, oder sagst du das nur so?“, fragte Rico. Er war schon immer sehr selbstkritisch gewesen und akzeptierte keine positiven Meinungen ohne sich diese Frage zu stellen. „Ich meine es komplett ernst. Außerdem steh ich total auf Incubus“, antwortete Chris lächelnd. Jetzt musste auch der Andere wieder grinsen. „Ich wünschte, ich könnte auch Gitarre spielen und singen. Musik war schon immer wie Therapie für mich, aber ich habe es nie geschafft, selbst ein Instrument zu lernen“, sagte der Kleinere und erinnerte sich an den einen Versuch, seine Eltern zu überreden ihm eine Gitarre zu kaufen. Er hatte ein schmerzhaftes Ende gefunden. „Vielleicht kann ich es dir beibringen“, sagte Rico, dem der Schatten der Erinnerung auf dem hübschen Gesicht seines Freundes nicht entgangen war. „Das wäre toll, aber ich glaube nicht, dass ich Talent für so was habe“ Diesmal war er es, der schüchtern zu Boden sah. „Woher willst du das wissen, wenn du es nie versucht hast?“, fragte Rico und drückte ihm die Gitarre in die Hand. Chris fühlte sich direkt mit dem Instrument verbunden und legte probehalber die Finger auf einige Saiten. Sein Freund nahm hinter ihm Platz und sah ihm über die Schulter. Er griff um ihn herum und führte seine Hände, sodass einige Töne durch den Raum schwebten. „So, jetzt mach mal allein“, sagte der Lehrer und sein Schüler tat wie ihm geheißen. Der Effekt war verblüffend. Es war nur eine einfache Melodie gewesen, aber Chris fühlte sich so stolz, dass er gerade Musik gemacht hatte. Er versuchte es gleich nochmal und hing noch ein paar Noten hintenan, die einfach so, wie von selbst, von seinen Fingern gespielt wurden. „Wusste ich es doch, du bist ein Naturtalent“, sagte Rico leise und küsste ihn auf die Wange. Sie saßen da bis der Himmel anfing sich orange zu färben und ihre Finger vom Gitarre spielen schmerzten. „Komm, einen Sonnenuntergang noch, bevor wir wieder in unser Leben zurückkehren müssen“, sagte Rico und sie gingen nach draußen auf den Felsen im Meer. Die Stille des endenden Tages hatte etwas Trauriges und Endgültiges an sich, das ihnen beiden fast die Tränen in die Augen trieb und sie dazu veranlasste, ihre gemeinsame Zeit noch höher zu schätzen. Jede Sekunde, die sie miteinander verbracht hatten war kostbar wie ein Schatz und sie würden die Erinnerung daran wie einen ebensolchen hüten. Als die Sonne verschwunden war kamen Chris dann doch die Tränen und er klammerte sich verzweifelt an seinen Freund. „Chris, bitte, beruhig dich. Es ist ja nicht so, dass wir uns nicht mehr sehen...“ Rico´s Stimme versagte. Er wollte am liebsten jede Sekunde seines Lebens mit diesem Jungen verbringen und konnte sich nicht vorstellen, wie er es auch nur einen Tag ohne ihn aushalten würde. Er hatte sich schon oft eingebildet, richtig verliebt zu sein aber diesmal war das Gefühl echt. Es war dasselbe, das er bei seiner Frau empfunden hatte. Er wünschte sich, von irgendwoher käme Hilfe, irgendjemand würde ihm sagen, was zu tun wäre und ihn von dem ewigen Schmerz erlösen. Wenn er an Gott geglaubt hätte, hätte er sicher gebetet. Chris stand auf. Er wollte Rico nicht wecken. Eine unbeschreibliche Verzweiflung, Angst und Ungewissheit machte sich in ihm breit und drohte seinen kleinen Körper zu zersprengen. Was sollte er nun tun? Wo würde er hingehen? Hier konnte er nicht bleiben, das war sicher. Vielleicht würde er wirklich für kurze Zeit zu seinem Bruder ziehen, bis ihm etwas eingefallen war. Natürlich konnte er sein hoffnungsloses Leben auch beenden, es wäre eine Erleichterung für alle, wenn er nicht mehr da war. Aber was würde Rico dann tun? „Ich kann nicht ohne dich leben“, hatte er gesagt und es auch so gemeint. Chris wanderte nachdenklich durch das Haus. Er kam an der offenen Tür zum Musikzimmer vorbei und durchquerte sie. Kaum hatte er den Raum betreten, überkam ihn eine schmerzvolle Erinnerung. //Der Junge saß auf seinem Bett in dem dunklen, kleinen Zimmer, das er bewohnte. Er hatte einen Katalog in der Hand, den ihm Johannes in der Schule gegeben hatte. Johannes war der coolste in ihrer Klasse, er spielte Gitarre und Schlagzeug und fuhr immer mit seinem großen Bruder Motorrad. Das wollte Chris auch alles können. Er blätterte in dem Katalog, lauter schöne Gitarren waren abgebildet, er wollte unbedingt eine haben. Der Junge rutschte vom Bett und lief in dem Raum auf und ab. Er musste seinen Vater fragen. Eigentlich kannte er die Antwort, aber Alex sagte immer, man soll auf Wunder hoffen. Chris ging in den Flur, dort war es nicht so dunkel. Er ging auf die Küchentür zu, mit jedem Schritt wurde ihm unwohler und seine Beine schwerer. Einen Moment lang stand er noch unschlüssig vor der Holztür, dann nahm er all seinen Mut zusammen, klopfte und trat ein. „Was willst du?“, fragte sein Vater nachdem er die Tür wieder geschlossen hatte, „Du kommst doch nur freiwillig zu mir, wenn du wieder irgendwas willst“ Chris wollte fast widersprechen. Er hatte eigentlich noch nie seinen Vater um etwas gebeten. Es sei denn, man zählte das ewige `Hör auf damit!´, das er immer zu sagen wagte, wenn der Mann ihn mal wieder quälte. „Vater... ich ähm will tatsächlich etwas... Und ich würde alles dafür tun, damit ich es bekomme... Darf ich bitte eine Gitarre haben?“ Er wartete, zitterte und machte sich auf das Donnerwetter gefasst. „Und wieso sollte ich dir das erlauben? Welchen Nutzen würde ich daraus ziehen?“ Chris hatte diese Frage erwartet und war darauf vorbereitet. „Ich wäre den ganzen Tag beschäftigt und würde nicht im Weg rumstehen. Außerdem macht Musik intelligent und ich wäre dann besser in der Schule“ Johannes hatte gesagt, er sollte das sagen, es würde seinen Vater ganz sicher überzeugen. Der Mann sah ihn finster an. „Denkst du denn wirklich, ich würde mir den ganzen Tag diesen Krach anhören wollen? Es reicht schon, wenn ich dich jeden Tag sehen muss!“ Chris hatte sich fest vorgenommen, nicht zu weinen, aber diese Worte stellten ihn auf eine harte Probe. „Du musst mich ja nicht sehen. Lass mich einfach in Ruhe“, antwortete er so ruhig und gefasst wie möglich. „Du wagst es, so mit mir zu reden? Was glaubst du denn, wer du bist?!“ Der Mann hatte sich zu seiner vollen Größe aufgerichtet. Obwohl Chris ihn nicht ansah, konnte er sich den verachtungsvollen Blick vorstellen, mit dem er auf ihn runterschaute. Bevor noch ein Wort fiel packte der Vater seinen Sohn am Kragen und zerrte ihn in den Keller. Dort war es halbdunkel und größtenteils eiskalt. Er wurde brutal in eine Ecke gestoßen und flog rückwärts gegen die kalte Steinmauer. Er wusste nur zu gut, was jetzt kam. Sein Vater packte ihn an den Schultern und zwang den Jungen, ihn anzusehen. „Du weißt, wofür du bestraft wirst?“, fragte er kalt. Es war eher eine Feststellung als eine Frage aber Chris nickte trotzdem. Mit einigen starken Handgriffen war er seine Klamotten los und stand splitternackt in dem Kellerraum, wo es so kalt war, dass die Fenster zugefroren waren. Sein Vater sah ihn voller Abscheu an und verpasste ihm dann eine Ohrfeige, sodass er nach rechts stolperte. Die sich erwärmende Luft ließ ihn zu dem Schluss kommen, dass die Wasserleitungen hier irgendwo sein mussten. Bei dem nächsten Schlag landete er auf dem Boden. Außer sich vor Wut riss der Mann ihn wieder auf die Füße und verpasste ihm die nächste Ohrfeige. Die wüsten Beschimpfungen hörte Chris nicht mehr, denn seine Schulter war mit einem heißen Wasserrohr zusammengestoßen und erfüllte ihn mit schrecklichen Schmerzen. Er schrie auf und sank wieder zu Boden. Als sein Vater sah, was passiert war, wurde er noch wütender. „Was, stehst du jetzt auf Schmerzen?! Ist das was du von mir kriegst nicht mehr genug?!“, schrie er und stellte den Jungen wieder hin. Dann drückte er sein Kind vorwärts gegen die Mauer und nahm ihn auf die grausamste Art und Weise, die Chris jemals erlebt hatte...// „Chris?... Chris! Bitte sag was!“ Rico´s Stimme holte ihn wieder in die Gegenwart zurück und er zuckte etwas zusammen. „Was?... Was ist los?“, flüsterte er und kam wieder zu sich. Ein besorgter Rico hockte vor ihm auf dem Boden, wo er selbst sich niedergelassen hatte ohne es zu merken. „Du warst grade ganz weit weg, oder?“, fragte er und Chris sah sich verwirrt um. „Ja, ich... es war...“, antwortete er und erzitterte bei dem Gedanken an den Ort von dem er soeben wieder zurückgekehrt war. Er legte eine Hand auf seine rechte Schulter, die voller Schmerz war. „Tut dir irgendwas weh?“, fragte Rico und sah ihn durchdringend an. „Das bilde ich mir ein“, murmelte Chris. Von diesem Zwischenfall war nur eine winzige Brandnarbe zurückgeblieben, warum sollte die plötzlich wehtun? Phantomschmerzen, das musste es sein. „Willst du drüber reden?“, fragte der Ältere. „Es war nichts, was du nicht schon wüsstest. Ich habe mich nur sehr detailreich erinnert“ Er sah zu Boden und erwartete noch mehr Schmerzen, aber auf einmal waren sie alle weg. Stattdessen spürte er sanfte Hände auf seinen Schultern und blickte auf, in Rico´s braune Augen. Er fühlte sich befreit und gleichzeitig von tiefer Ruhe ergriffen. „Rico... das ist so gruselig“, flüsterte er. „Was meinst du?“, fragte der Andere verwirrt und um seinen Geisteszustand besorgt. „Wenn du das machst. Aber es ist trotzdem schön und ich will dir dafür danken“ Ein verklärtes Lächeln erschien auf seinem Gesicht. „Aber ich mach doch gar nichts. Geht es dir gut?“ Rico konnte sich dieses seltsame Verhalten absolut nicht erklären. „Wenn du da bist hab ich keine Schmerzen mehr, keine Albträume. Sogar meine Erinnerungen sind nicht so schrecklich wie sonst. Du bist wie eine Droge für mich“ Chris zog ihn an sich und küsste ihn. Fast hätten sie überhört, wie die Haustür sich schloss und jemand nach Rico rief. Er schreckte hoch und stellte entsetzt fest, dass seine Familie wohl doch schon früher aus dem Urlaub kam als erwartet und, dass keiner der beiden Männer komplett angezogen war. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)