Kurayami ~ 暗闇 von Khay (Dunkelheit...) ================================================================================ Kapitel 4: Four ~ Chi --------------------- Four ~ Chi ~~»«~~ „Klaha... es tut so weh...“ Közi presste seine Hand auf den Nacken, er brannte und pochte, als wäre die Wunde offen. Was sie auch tatsächlich war, denn er fühlte den warmen Fluss unter seinen Fingern. Nur konnte er sich nicht erklären, wie das passieren konnte. „Das glaub ich gern, so wie du da dran rumfummelst. Und noch dazu blutet es wegen dir.“, gab der zurück. Die Männer saßen auf dem Boden der Eingangshalle, warteten geduldig bis die Drei wiederkommen würden. Jedenfalls Klaha, der Közi gezwungen hat brav sitzen zu bleiben. „Aber es tut weh... und ich hab gar nichts gemacht...“ Nörgelnd senkte er den Kopf, der gleich wieder nach oben zuckte, es schmerzte höllisch. „Dann zeig mal her...“, grummelte Klaha resignierend, worauf sich der Andere sofort mit dem Rücken zu ihm drehte. Die schmalen Finger tasteten sanft über den verletzten Nacken, während sich der Blonde zwang nichts von sich zu geben. „Oh...“ „Was Oh??“ Er wollte sich umdrehen, wurde aber festgehalten. „Oh, da ist nur ein Knochen abgesplittert. Und zwar vom Schulterknochengelenk.“ Er nickte zustimmend. Auch wenn es gelogen war, denn im Nacken wölbte sich ein Teil der Haut zwar leicht, aber doch deutlich. Sein Genick war angeknackst. „Okay? Alles in Ordnung. Aber beweg deinen Kopf jetzt nicht mehr.“ „Hai.“ Damit drehte er sich langsam um, ihm war ein wenig schwindlig, doch er unterdrückte das Gefühl, „Hoffentlich kommen sie bald wieder...“ Sachte wandte er den Kopf zu der hohen Eingangstür der Villa, wartete sehnsüchtig auf seinen Mana, um den er sich im geheimen am meisten sorgte, auf Yu~ki, der ihn immer so lieb behandelt hatte, und irgendwie auch auf Gackt, mit dem er damals so viel Spaß gehabt hatte. „Sag mal, möchtest du heiraten?“, fragte Közi leise, schaute ihn mit den dunklen Augen an. „Hm ja. Möchte ich.“ Er nickte, lächelte sogar sanft dabei. „Ich auch.“ Er schrie, immer lauter, gequälter. Tränen rannen über seine heißen Wange, ließen sein Blickfeld verschwimmen. So konnte er wenigstens nicht dieses verblutende Etwas vor sich sehen. Dieses Ding, dass einmal Yu~ki war. Wobei er nicht tot war, denn er stöhnte immer wieder schmerzerfüllt, seine Glieder zuckten, er erbrach sogar plötzlich Blut. Die rechte Brust war fast vollkommen zerfetzt, es war nur eine Frage der Zeit, bis er aufhören würde zu atmen. „Oh. Er lebt noch.“ Der Mann betrachtete den Halbtoten, mit dem Gewehr stieß er an den zuckenden Körper, dann lachte er wieder. Wie konnte ein Monster so ein helles, sanften Lachen besitzen? „Lass deine Finger von ihm!!!“, brüllte Mana, wollte auf ihn zurennen, doch er konnte nicht. Gackt hatte seinen Arm um die schmale Hüfte gelegt und hielt ihn fest, „Monster!!!“ „Ich bin ein Monster?“, fragte er leichthin, schwenkte das Gewehr locker herum, den Blick auf den röchelnden Körper gerichtet. „Sollen wir ihn in den Himmel ziehen lassen?“ „Was?“ Gewaltsam presste der Andere seine Hand auf Manas Mund, denn dieser war gerade dabei sich die Seele aus dem Leib zu schreien. „Solang Herz und Hirn vereint sind können die Seelen nicht in den Himmel eintreten. Wusstet ihr das nicht?“ Gespielt verwirrt schaute er die Beiden an, lächelte dann wieder. „Also, lassen wir ihn zum Himmel gehen?“ Yu~ki stöhnte lauter und grollender voller Schmerz, bis es schließlich in ein leises Wimmern überging. „Es quält ihn. Ich lasse ihn gehen, ist das nicht nett?“ Er lachte auf diese widerliche, hübsche Weise. „Nein!!“ Mana konnte sich losreißen, der Schrei wurde aber von dem lauten Knallen des Gewehrs übertönt. Der Mörder, der sie in diese Hölle gelotst hatte, schoss Yu~ki in den Kopf, zerfetzte diesen größtenteils. Sofort brach Mana in den Armen des Anderen zusammen, heulte noch mehr und schrie. „Warum tust du das?“, brüllte ihn diesmal Gackt an, denn der Andere verschwendete seine Energie mit sinnlosem Geschrei. „Hm... ich konnte es noch nie leiden, wenn sich jemand in meine Angelegenheiten mischt. Wärt ihr nicht hergekommen hätte ich euch nichts getan...“ Er zuckte mit den Schultern. Die Beiden wussten, dass das gelogen war. „Was? Aber im Wald, im Tempel, der tote Junge!“, gab Gackt zurück, langsam machte er einen Schritt nach hinten, zog Mana sanft mit sich. „Ach, das waren nur Illusionen von einem Geist. Yumi, die ist längst tot, seit Jahren schon.“ Wieder zuckte er mit den Schultern. „Sie kann aber nicht in den Himmel wie euer Freund hier. Denn ihr Herz sind noch mit dem Hirn verbunden.“ „Was ist das für ein Schwachsinn ist das??“ Gackt musste den Druck auf Manas Mund nicht verstärken, denn der hatte aufgegeben zu schreien und war weinend zusammengesunken, so weit er das in den Armen des Anderen konnte. Schließlich ließ er ihn ganz zu Boden gleiten, wo der Schwarzhaarige sofort die Hände vors Gesicht schlug und mit stummen Tränen das ableben eines so langjährigen Freundes betrauerte. „Hm, das ist kein Schwachsinn. Nur weil ihr nichts von den Geistern versteht, müsst ihr sie nicht verleugnen.“ Gackt knurrte, der sagte dass als wäre es völlig normal... Und als wäre es überhaupt nicht schlimm, dass er gerade einen lebenden Menschen getötet hatte. „Ihr habt wirklich keine Ahnung... Wie schade.“ Er schulterte locker das Gewehr, schlenderte auf die Männer zu. Er zog zwei dicke Patronenhülsen aus der Tasche, klappte das Gewehr auf, lud es und ließ es wieder zuschnappen. Das genügte. Panisch riss Gackt den weinenden Mann nach oben, zerrte ihn grob weg und rannte den nächstbesten weg entlang. Zurück zum Wald. Er musste die Anderen warnen, dieser Irre würde sie umbringen. Er konnte förmlich dieses Lachen des Mannes hören, wie er gemächlich in sein Haus ging, nur um sich irgendeine Taktik auszudenken, wie er sie umbringen könnte... Ohne sich umzudrehen rannte er weiter, immer weiter, achtete nicht auf Mana, zerrte ihn einfach hinter sich her, egal wie oft dessen Beine umknickten und er fast fiel. Wenigstens weinte der Schwarzhaarige nicht mehr, er schniefte nur noch ab und zu. Sie kamen eine Stunde früher im Wald an, als sie zu dem Haus gebraucht hatten. Keuchend brachen sie auf dem schmutzigen Boden zusammen, Mana war wie hypnotisiert saß da und starrte einen fiktiven Punkt vor sich an. Ohne auf irgendwas zu reagieren. Gackt zog ihn in seine Arme, streichelte liebevoll über die leicht verkratzte Haut. „Hey... das ist sicher nur ein böser Traum. So was passiert nicht wirklich.“, flüsterte er beruhigend, hoffte inständig, dass ihn nur mal wieder seine Albträume quälten, so wie es damals gewesen war. Das konnte doch einfach nicht Wirklich sein... „Lass uns gehen. Ich will zu Közi.“, sagte Mana plötzlich ernst, erhob sich vom Boden und klopfte seine Sachen ab. Ohne auf Gackt zu warten, ging er voraus. Der beeilte sich ebenfalls aufzustehen und ihm nachzulaufen. Als er ihn eingeholt hatte, strichen sanfte Finger um die seinen, bis Manas Hand die andere umschloss. „Gackt. Ich bin glücklich das wir es endlich vergessen. Diese blöde Sache. Ich denke, ich hätte es mir nicht verziehen, im Streit zu dir zu sterben.“ Er sagte das so ernst, dass es beinahe Herzlos klang. Aber eben nur beinahe. „Ja.“, gab der nur zurück, klang dabei ebenso ernst. ~~*~~ Schüchtern betrachtete er die Beiden Männer vor sich. Der eine vielleicht 20, schwarzes Haar mit hellem braunem Schimmer fiel ihm entweder lang über die Schultern, oder hing in sein dunkel geschminktes Gesicht. Er grinste nicht wirklich seinem Alter entsprechend, und auch die jungenhafte Stimme passte nicht wirklich zu einem 20- jährigen. Neben ihm saß das genaue Gegenteil, ein junger, edler Mann, fein geschminkt, die hellbraunen, fast blonden Haare gelockt und manche ordentlich auf dem Rücken zurückgebunden. Er hatte die Beine übereinandergeschlagen und die Hände höflich gefaltet. Nervös zupfte er an der Schürze, auf der das Logo des Ladens gedruckt war, herum. Senkte den Kopf und betrachtete nach dieser Musterung den Boden vor sich. Plötzlich fand er die Idee überhaupt nicht mehr so gut, sich bei den beiden derzeitigen einzigen Mitgliedern Malice Mizers zu melden. Er hätte wissen müssen, dass seine schüchterne Ader alles wieder verderben würde, obwohl er wirklich gerne bei ihnen Bass spielen würde... „Hey, redest du nicht Fremden?“ Langsam hob er den Kopf wieder, der Schwarzhaarige grinste breit, während der Andere (hieß er nicht Mana?) nur kopfschüttelnd auf den Boden schaute. „Wie süß!“, fügte der kichernd hinzu, kassierte dafür einen Schlag in die Rippen von dem Ruhigeren. „Könntest du was spielen? Aber du hast sicher keinen Bass hier.“ Mana senkte leicht den Kopf zur Seite, es klang als rede er mehr mit sich selbst, als mit Yu~ki. „Ich hab schon einen hier... Also der Sohn von meinem Chef spielt auch, er hatte heute Probe in der Schule und ist danach gleich hierher gekommen... Ich schätze er würde mich spielen lassen...“ Im gleichen Moment bereute er es so ausführlich geantwortet zu haben, denn Mana schaute weiterhin auf den Boden, während der Andere vor sich hingrinste. „Gut, dann frag ihn.“ Yu~ki nickte schnell, lief eilig in den Nebenraum, der dem Jungen als Art zweites Zimmer eingerichtet worden war. Dieser überließ ihm gleich das Instrument, worauf er langsamer als vorher zurück zu den Männer tappte. Schweigend musterten sie ihn, wartete auf eine Darbietung seiner Fähigkeiten. Schließlich stoppte er mit seinem Spiel, legte die flache Hand auf die Seiten des Basses, um ihn endgültig zum Schweigen zu bringen. Er bemerkte wie Mana leicht nickte, während Közi ihn mit stummer Bewunderung anschaute. „Okay, also wenn du immer noch willst, bist du dabei.“ ~~*~~ Közi war längst in der Nachmittagssonne eingeschlafen, als die beiden `Vermissten` endlich das Haus betraten. Klaha sprang sofort auf, rannte auf sie zu und blieb schon im nächsten Moment erschrocken stehen. Erst hatte ihn das helle Licht geblendet, welches durch die offene Tür hereingefallen war, doch jetzt wo sie wieder geschlossen wurde konnte er die Unmengen kleiner Blutfleckchen auf den Sachen der Zwei erkennen. Ein schlimmer Gedanke setzte sich in ihm fest. „Wo ist Yu~ki?“, fragte er leise an Gackt gewandt, da Mana längst an ihm vorbei zu dem schlafenden Közi gegangen war. „Im Himmel.“, gab der knapp zurück. Schüttelte gleichzeitig ungläubig den Kopf. „Er ist tot?“ Geschockt starrte er dem Anderen nach, der sich wieder zu Mana gesellte, folgte diesem unsicher. „Aber wie?“ „Mana hatte Recht. Die ganzen Erscheinungen, das waren die Geister. Der Mörder ist dieser Irre...“ Die Stimme des Vocals wurde immer leiser beim reden. „Er hat ihn erschossen.“, fügte er flüsternd hinzu. Klaha konnte nicht antworten, hockte sich neben sie und blieb erstarrt sitzen. Träge öffnete der Blonde die Augen, gähnte herzhaft und unterdrückte den Streckreflex, als ein Stechen durch seinen Rücken jagte. „Was ist los? Wo ist Yu- kun?“ Fragend sah er in drei traurige Gesichter. Wobei Mana der Gefassteste war. „Er ist ... nicht mehr da.“ Manas Hand lag auf der Brust des Anderen, als dieser sich schwerfällig vom Boden erhob, leise keuchte, denn der Schmerz nahm unablässig zu. „Ach, er geht allein Hilfe holen?“ Er setzte sich so gut auf, wie es ging, den Blick jetzt auf das befleckte Hemd Manas und Gackts gerichtet. Und dann erst verstand er. „Oh...“ Er atmete tief ein, wandte den Blick zu Boden und bildete sich ein, dass das alles hier nur ein blöder Traum war. Ja, er hatte wieder einen seiner Horrorfilme gesehen, ihn unbewusst nicht verkraftet und jetzt verarbeitete er ihn in einem grausamen Traum, aus dem er erst erwachen würde wenn er kurz davor war zu sterben. Genau so war es. Denn in der Realität würde der kleine Schokolade- Freak doch nicht sterben, oder? Trotzdem heulte er, denn warum sonst sollte Mana plötzlich ganz vorsichtig die Arme um ihn legen und ihm ins Ohr flüstern, dass alles gut werden würde? Er konnte sehen wie Klaha den Kopf abwandte, damit er nicht dessen Tränen sah. Er beneidete Gackt ein wenig, wie dieser so gefasst dasaß, den Blick starr zu Boden gerichtet. „Wir müssen weiter.“, sagte er dann leise und schaute auf, „Ich denke nicht, dass er uns jetzt verschonen wird.“ Stumm stimmten die Anderen zu. Sie bewegten sich nur langsam fort, da Közi immer wieder stolperte oder erschöpft stehen blieb, den linken Arm fest um Manas Schultern geschlungen, damit er nicht fiel. Mittlerweile (nach ungefähr der halben Strecke) atmete er schwer, musste sich an einen Baum lehnen, um nicht umzufallen und Mana mit sich zuziehen. „Es hat keinen Sinn, wir sollten eine Pause machen...“, flüsterte der Ex- Leader, half Közi dabei sich in eine sitzende Position zu begeben. „Einer sollte Wache halten.“ Auch Gackt und Klaha setzten sich hin, besonders erstere war ausgelaugt. Er war schließlich den ganzen Tag über gelaufen, mal gerannt und dann schleppte er sich schon wieder durch den dichten und wieder leicht verdunkelten Wald. Die Nacht brach langsam aber sicher über sie herein. Das Seitenstechen, welches ihn seit einer ganzen Weile schon plagte ließ gemächlich nach. „Und wer soll anfangen?“, wollte Mana wissen, den Blick auf den ersten Malice Vocal gerichtet, auch wenn er bezweifelte, dass er nach den Strapazen noch länger würde wach bleiben können. „Ich... ich kann jetzt eh nicht schlafen.“, murmelte Közi, während er an dem Stamm etwas nach oben rutschte, „Und ich muss euch nur wecken...“ Eigentlich wollte Mana verneinen, ihn wenn nötig zwingen zu schlafen, aber er schwieg. „Aber sobald irgendwas ist, oder du schlafen willst, weckst du uns, sollten wir einschlafen, verstanden?“, sagte er ernst, worauf er ein angedeutetes Nicken zur Antwort bekam. Közi kam sich sicher schon nutzlos genug vor, da konnte er doch dabei einfach ja sagen. Er warf Klaha einen Blick zu, der soviel bedeutete wie `Pass auch ein wenig auf`. Dieser nickte. Mana grummelte leise. Schwerer, nach Rauch riechender Atem schlug ihm entgegen, direkt ins Gesicht. Er mochte diese Zigarettenmarke nicht, für einen Gelegenheitsraucher waren sie zu stark. Közi pennte also mal wieder mit ihm in einem Bett, wie er es öfter machte, wenn er bei ihm zu Besuch war. Das komische daran war nur, dass sein Bett verdammt hart war. Nass und kalt. Ein leises Stöhnen war es, dass ihn schließlich die Augen öffnen ließ. Er starrte in das Gesicht seines besten Freundes, welches neben ihm auf dem Boden lag, die Augen aufgerissen und den Mund lediglich ein Stück geöffnet, um ab und zu ein gequältes Keuchen von sich geben zu können. „Közi!“, platzte er heraus, setzte sich schnell auf und musterte erschrocken den Körper neben sich. Er war vollkommen verkrampft, der Kopf lag in einem unnatürlichen Winkel von der Schulter auf dem Boden, kleine Blutfäden sickerten durch die blonden Strähnen an seinem Nacken. Wieder ein Wimmern. Közi versuchte sich zu bewegen, zuckte nur und blieb reglos liegen. „Uhm... was ist los?“, fragte Gackt verschlafen hinter ihm, er rieb sich über die Augen, gähnte und setzte sich auf. Es dauerte etwas, bis sein Blick auf den Körper neben dem Baum fiel, der so verkrampft und stöhnend dalag. Auch Klaha schrak endlich aus dem Schlaf hoch, starrte ebenfalls auf den am Boden liegenden. „Das war der!“ Gackt rutschte zu dem Blonden , betrachtete dessen Genick, welches kurz davor war zu brechen. Besser gesagt war es so verdreht worden, dass es bei der kleinsten Bewegung mit Sicherheit endgültig brechen würde. „Und... was machen wir jetzt?“, kam es leise von Klaha, der bemerkte wie sich Gack suchend umsah. Seine Hände, die durch das Unterholz tasteten zitterten. Er atmete tief durch bevor er ihn wieder an sah. „Liegen lassen können wir ihn nicht. Wir müssen irgendwohin, wo wir per Anhalter wegkommen...“ „Und wie kriegen wir ihn dort hin?“ Mana zuckte zusammen, strich weiter beruhigend über die mittlerweile halbblond halbroten Haare. Er ahnte nichts gutes. „Das kannst du nicht machen...“, flüsterte Mana geschockt, als Gackt einfach nicht aufhörte überall herumzutasten, Közi zuckte unter seinen Fingern. „Mana, du siehst doch das er schmerzen hat...“, gab der genauso leise zurück, „Und wir kriegen ihn nicht lebend hier weg...“ Er verstummte schließlich, wandte schnell den Kopf von dem Anderen ab. „Das rechtfertigt nicht das du ihn umbringen willst!“ Klaha schnappte hörbar nach Luft, als er auch endlich verstand was Gackt da eigentlich suchte. Sofort griff er nach dessen Händen, umklammerte diese. „Dann willst du es machen?“, gab der zurück , versuchte sich wieder loszureißen, „Oder willst du warten bis dieser Irre kommt und weiß Gott was mit ihm macht??“ „Viel kann er nicht mehr machen...“, wollte Klaha den aufkommenden Streit etwas schlichten. „Hört endlich auf!“, platzte Mana heraus. Seine Finger krallten sich in das Shirt seines Freundes, während der einfach nur dalag und wieder ein leises Wimmern von sich gab. „Wir haben keine andere Wahl.“ Er stoppte mit der Sucherei, schaute mitleidig auf den Gitarristen, dessen Körper unterdrückt bebte. „Klaha, nimm Mana da weg.“, er flüsterte nur, und sofort nahm das zittern Közis zu. „Aber Gackt...“, widersprach der, wurde aber von diesem mit einem „Mach!“ unterbrochen. Klaha gehorchte langsam und unsicher. Mana krallte sich nur noch kräftiger an den Anderen, erste Tränen stiegen ihm in die Augen und er schüttelte immer wieder den Kopf. „Nein...“, schluchzte er riss sich los, als Klaha den Arm packte und ihn wegziehen wollte, „Das kannst du nicht machen...“ Schließlich schaffte er es Mana wegzuzerren, was auch nur daran lag, dass dieser lockerer ließ, um Közi nicht noch mehr wehzutun. Sofort krallte sich der Kleinen an das Shirt Klahas, drehte den Kopf an dessen Brust und weinte stumm. Nur der zweite Ex- Vocal konnte sehen wie sich Gackt neben den zitternden Körper kniete, sanft eine Hand auf dessen Schulter und Kopf legte. „Tut mir Leid...“, flüsterte er noch, hielt ihn fest, während er dessen Gesicht packte. Dann schaute auch Klaha weg. Nur noch ein widerliches lautes Knacken hörte er, was Mana zu einem leisen Aufschrei verleitete. ~~*~~ Notdürftig pappte er das Plakat der kleinen Karaoke- bar an die Wände eben dieser. Sie suchten mal wieder eine Aushilfe, weil er die letzte fast mit einem mit Whiskey beladenen Tablette erschlagen hatte. Was natürlich vollkommen unbeabsichtigt gewesen war (deswegen arbeitete er auch noch immer in dem kleinen Schuppen). Nachdem er das Poster zum kleben gebracht hatte, verschwand er wieder in der heißen Bar, und keine fünf Minuten später tappte ein junges Mädchen nach innen. Fragend schaute es sich um, ihr Blick blieb an Közi hängen, der gerade die dämliche Schürze anzog, die er zu tragen verpflichtet war. „Entschuldigung, sie suchen eine Aushilfe?“, erkundigte sie sich in einem leisen und seltsam tiefen Tonfall. Er zog eine Braue hoch, zuckte mit den Schultern und nickte. „Joa.“ Sie stand in feinstem Schwarz gekleidet vor ihm, Jacke, darunter eine Bluse und ein langer dunkler Rock, der nur halbwegs die hohen Stiefel verdeckte. Um die Schulter trug sie einerseits eine normale Tasche, auf der anderen Seite noch eine für Gitarren. „Musst aber auf den Chef warten, der kommt gleich. Setz dich.“ Közi wies auf einen Stuhl, der sich nah an der Bar befand. „Danke.“ Sie folgte der Bewegung und setzte sich. „Bass oder Gitarre?“, wollte er in einem beifälligen Ton wissen, während er sich hinter die Theke stellte und an dem Zapfhahn herum hantierte. „Gitarre. Kö...zi?“ Sie beugte sich nach vorne, um das Gekritzel auf dem kleinen Ansteckkärtchen an dessen Schürze erkennen zu könne. „Ah. Ich auch. Das heißt Kouji.“ Er lachte kurz. „Was zu trinken?“ „Aha... Spielen sie in einer Band? Ja, gerne.“ „Ne, bin auf der Suche... die letzte hat nicht lang gehalten. Und was?“ „Ach so... ich auch. Mir egal.“ Közi nickte, schaute sich um, griff unter die Theke und hob eine Flasche Wein herauf. „Sag nachher einfach das ist Traubensaft. Aber ich finde Wein passt zu dir.“ Wieder lachte er, goss etwas der roten Flüssigkeit in das Glas und stellte es dem Mädchen hin. „Wie heißt du eigentlich?“ „Danke. Mana.“ Sie nippte an dem Glas. „Hättest du Lust ne Band zu gründen? Es gibt voll wenige mit zwei Gitarristen.“ Közi verschränkte die Arme, legte diese auf die Bar und lehnte sich nach vorne. „Klar, wieso nicht?“ ~~*~~ Stumm lief Mana hinter Gackt her, der seine Hand genommen hatte und ihn jetzt durch den Wald zerrte. Er weinte schon seit langem nicht mehr, er glaubte mittlerweile gar nicht mehr weinen zu können. Sein bester Freund war tot... noch dazu umgebracht von dem Mann, mit dem er endlich wieder Frieden geschlossen hatte. Zusätzlich quälte es ihn, Közis Leiche liegengelassen zu haben, an diesem furchtbaren Ort. Schwärze umschloss sie und den Wald noch immer, von dem Fremden hatten sie nichts mehr gehört. Wobei Mana am liebsten gestorben wäre. Er wollte eigentlich auch gar nicht weiter laufen. Wohin wollten die Beiden vor ihm überhaupt? Aber er war zu müde und von den letzten Tag noch zu befangen als sich groß Gedanken darüber zu machen. „Wie weit ist es noch?“, fragte Klaha irgendwann keuchend. „Ist nicht mehr lang.“, erwiderte der Solokünstler. Dabei fiel auch Mana auf, dass ihm dieser Weg im halbdunklen bekannt vorkam. Sie liefen zu dem Haus... Er zog schlaff an Gackts Hand, um ihn zum halten zu bewegen, doch er rannte ungeachtet davon weiter. Warum wollte er eigentlich anhalten? Sterben würden sie so oder so, wenn dann konnten sie ihn nur noch etwas hinauszögern. „Und was wenn er da ist?“, warf Klaha unsicher ein, er lief langsamer, versuchte so Gackt zum stehen zu bringen. „Er hat das einzige funktionierende Telefon... Mana hat es benutzt, aber wahrscheinlich hat dieser Kerl sie wieder weggeschickt.“, gab der entnervt zurück. Er hatte jetzt wirklich keine Lust zu diskutieren. Und überhaupt, was für eine andere Chance blieb ihnen denn? Sie waren draußen gewesen, und da gab es nichts als eine kilometerweite Straße. Schlimmstenfalls würd er diesen irren ablenken, damit entweder Mana oder Klaha die Polizei verständigen konnte. Wobei er eher mit Klaha rechnete. Er fuhr mit der Hand über die rechte Körperseite, strich leicht über die Rippengegend. Ein furchtbares Stechen hatte sich seit geraumer Zeit dort breitgemacht, das einfach nicht aufhören wollte. Erst als sie seit einiger Zeit den Wald verlassen hatten und einen großen, alten Baum fanden, der an der Straße emporragte gönnte er ihnen eine Pause. Gackt selbst sackte sofort keuchend gegen den Stamm. Das schmerzhafte Ziehen wollte einfach nicht weggehen... Doch der warme, fremde Körper, der sich an ihn schmiegte lenkte ihn ab. Schwarzes seidiges Haar, strich über seine Wange, er schaute nach unten, doch er konnte das Gesicht Manas nicht sehen. Vielleicht wollte er das auch gar nicht, er wollte nicht sehen wie ihn Mana mit traurigen Augen anblickte, in denen erkennen zu können das er längst aufgegeben hatte. Klaha saß neben ihm, die Hand unabsichtlich an seinem Schenkel platziert, als fürchtete er, dass er ihn zurücklassen würde. Gackt ließ ihn machen, Sie wussten wahrscheinlich gar nicht, wie sehr er jetzt diese menschliche Wärme brauchte. An seinen Finger spürte er noch immer die weichen, blonden Haare des Mannes, in seinen Ohren dröhnte noch das widerliche Knacken, vor seinen Augen sah er wie der letzte Wirbel brach, bis der Kopf haltlos runterhing. Ihm wurde schlecht bei dieser Vorstellung. Aber er schwieg einfach, was hätte er auch sagen sollen? Egal was, alles kam ihm falsch vor. „Mana. Ich liebe dich.“, sagte er plötzlich, „Ich habe schon immer alles an dir geliebt, wie du dich bewegt hast, geredet, dein Verhalten... Wie konnte ich nur so dumm sein und das alles durch einen dummen Fehler kaputt machen?“ Er redete leise, als würde er es eher zu sich sagen, nicht zu Mana. „Vielleicht war ich auch einfach verletzt darüber, dass ich nicht Közi für dich sein konnte... Dieser Mensch, den du am meisten wie einen Freund geliebt hast.“ Mana verstärkte den Druck auf seine Brust, er konnte sein langsam schlagendes Herz fühlen. Wie hatte er das tun können? Weil er ihn gehasst hatte? Er wollte nicht einschlafen und diese Gedanken hielten ihn wach. Wie sie ihn quälten, er glitt in einen Fiebertraum ohne es überhaupt zu merken. Mana hasste ihn, schob alles was jemals schief gelaufen war auf ihn, er wusste, dass es nicht stimmte und trotzdem wollte er sterben, für das alles, dass er nicht getan hatte. Eine Hand packte ihn grob und riss ihn aus seinem Albtraum. Es war Klaha, die aufgehende Sonne strahlte ihm in den Rücken, blendete Gackt. „Los... wir müssen weiter.“ Klaha schien sich wieder beruhigt zu haben. Seine Stimme klang kühl und leise. Mana hockte in einiger Entfernung, seine langen Finger spielten mit den langen schwarzen Strähnen, er legte kurzzeitig apathisch den Kopf schief. Als wäre er gar nicht mehr hier, sondern irgendwo, nur nicht bei ihnen. Und Sekunden später schaute er ihn an, lächelte sogar ein klein wenig. Gackt nickte schwach, erhob sich aus dem feuchten Gras und ließ sich von Klaha mitziehen. Mana folgte ihnen mit geringem Abstand. Die helle, wärmende Sonne beleuchtete das Taunasse Gras, ließ es in dem Licht schimmern. Ein Stück entfernt konnten sie das hohe Gebäude erkennen, zu dem sie wollten. Wie am Vortag war alles vollkommen still, nichts deutete auch nur im geringsten daraufhin, dass hier momentan jemand war. Kein Wagen auf dem Grundstück, wie gestern. Eine angespannte Stimmung entstand zwischen ihnen, Mana begann langsam furchteinflößend zu wirken, mit seinem desinteressierten Blick und den trotz allem noch anmutigen Bewegung, wogegen die beiden Anderen sich einfach weiter voranschleppten. Aber warum fiel ihm bei diesem Anblick erst wieder ein, wie elegant und doch furchterregend Mana einmal auf ihn gewirkt hatte? „Hey, Gackt, bist du da?“ Ein sanfter Stoß in seine Rippen erfolgte der Frage. „Klar... ich geh rein.“ Damit schlich er die Treppe zur Tür hinauf, lauschte erst, ob er Schritte hören konnte und schob sie dann zaghaft auf. Hinter ihm standen die zwei Anderen, beobachteten ihn, bis Klaha Mana leicht zur Seite schob und sie sich irgendwo hinter den Büschen versteckten. Sie würden warten, bis er überprüft hatte, ob der Irre da war, dann würde er sie holen. Der große Flur war leer, genauso wie am Tag zuvor, als Yu~ki kurz darauf erschossen worden war. Nichts regte sich, sein Blick fiel auf das alte Telefon, das an Ort und Stelle stand und matt in der Sonne, welche durch die Tür hineinfiel glänzte. Er schlich weiter durch den dunklen Gang, bleib immer wieder stehen und lauschte. Doch das einzige was er hören konnte, war das ständige, aufgeregte Hämmern seines Herzens, dass ihm seine Angst erst wirklich bewusst machte. Vor dieser gewissen letzten Tür wollte er umkehren, gar nicht erst prüfen ob der drin war, doch eine innere Stimme zwang ihn vorwärts. Ja, Yu~ki und Közi hätten sicher gewollt, dass er die Zwei lebend nach Hause schaffte. Gackt hielt den Atme an, als er das Ohr gegen die kalte Holztür presste. Nichts. Jetzt konnte er sich doch sicher umdrehen und gehen, oder? Doch sein Blick fiel auf die hölzerne Treppe, die über seinem Kopf in die Höhe ragte. Aber wenn er da oben war, müsste er ihn doch hören. Er wandte sich leise von der Tür ab, tappte den Flur zurück, bis zum Anfang der Treppe. Als er hochsah konnte er nichts erkennen, nur die schwachen Umrisse ihres Endes. Noch immer hörte er nur sein wild pochendes Herz. Und dann ertönte etwas anderes. Sanfte, ruhige Schritte. Gackt drehte seinen Kopf nach hinten, erblickte ein Kleines Kind in einem zerlumpten Kimono, die ihn mit dunklen Augen musterte. „Wissen sie wo Mane ist?“, fragte sie in einem typisch kindlichen Tonfall. Er schaffte es lediglich verneinend mit dem Kopf zu schütteln. „Doch sie wissen es.“, beharrte sie, ihre kleine Hand hob sich, wies auf die Tür am ende des Flures, „Da hinten ist er. Er wartet. Bringen sie mich zu ihm?“ Wieder schüttelte er den Kopf, energischer als zuvor. „Geh selbst.“, presste er hervor. „Wie unhöflich.“, gab sie mit schneidender Stimme zurück, „Ich möchte nur ein bisschen spielen... Papa erlaubt es sicher. Er ist bei Mane. Sie kennen Papa.“ „Nein, ich kenne keinen von euch.“ Im selben Moment wusste er, dass Yu~ki dort hinten lag. Bei den Leichen des Kindes und des Jungen. Er wollte nicht dorthin gehen, egal wie bedrohlich und drängend sie ihn anschaute. Er wollte nicht wissen, was der Kerl mit ihm gemacht hatte. „Du lügst. Alle lügen. Alle werden sterben.“ Ihre Augen blitzten ihn förmlich an. Das reichte, panisch stieß er sie zur Seite, registrierte gar nicht, dass seine Hand vollkommen durch ihren Körper hindurchglitt, doch gleichzeitig rutschte sein Fuß auf irgendetwas aus. Er fiel, schlug auf und spürte einen stechenden Schmerz, welcher sich durch sein Auge zog. Laut schrie er auf, voller Schmerz sprang er wieder auf die Füße, rannte nach draußen, eine Hand auf die pochende Wunde gedrückt, in deren Höhle sich einmal sein hübsches braunes Auge befunden hatte, das er ab und an zu gerne mit blauen Kontaktlinsen versteckte. Er hörte Manas Aufschrei, Klahas keuchen, spürte sanfte Finger an sich, die versuchten ihn zu beruhigen. Er schrie weiter. Erst nachdem ihn Klaha brutal auf den Boden geworfen hatte, ihn dort festnagelte kam er wieder zu sich, er befühlte mit den Fingerspitzen das Loch in seinem Kopf und wimmerte. Neben sich knackte es, er musste sich zwingen das gesunde Auge zu öffnen um Mana in das Haus laufen sehen zu können. „Alles wird gut... keine Sorge, jetzt wird bestimmt alles gut...“ „Klaha! Nein, er wird ihn töten! Er hat mich bestimmt gehört, er bringt ihn um... Dieses Mädchen bringt ihn um...“ Gackt schluchzte, spürte aber nur an seiner rechten, gesunden Gesichtshälfte die Tränen. „Nein... sie bringt ihn nicht um, keiner bringt uns um...“ Mana lief eilig zu dem Telefon, riss den Hörer nach oben, hämmerte förmlich die Nummer ein und wartete. Es dauerte seiner Meinung nach viel zu lange, bis endlich eine jungen Frau abnahm und sich höflich nach dem Problem erkundigte. Er zwang sich ruhig zu bleiben, nannte die Adresse, erzählte das es einen Unfall gab, wobei er die Leichen wegließ. Die Frau notierte alles gesagte, bis sie sich wieder Mana zuwendete. „Bitte bleiben sie ruhig, es wird sofort jemand zu ihnen geschickt. Haben sie Geduld, das Grundstück ist leider ein ganzes Stück entfernt.“ Er legte auf. Als hätte er das nicht selbst gewusst. „Wo ist Mane?“ Erschrocken drehte er sich um, starrte in das gleiche Gesicht, in welches auch Gackt kurz zuvor so angsterfüllt geblickt hatte. Doch er blieb ruhig. Geister konnten einem nichts antun. „Ich weiß es nicht.“, antwortete er gefasst, „Aber ich weiß, dass du nicht hierher gehörst. Er hält dich hier fest, nicht war? Sag mir wie ich dir helfen kann.“ Sie schaute zur Seite, legte den Kopf schief. „Sie wollen mir helfen? In der Nacht haben sie mir auch nicht geholfen.“ „In dieser Nacht bist du plötzlich weggelaufen, wenn du dich erinnerst. Lass und gehen, du hast uns sehr erschreckt und uns Freunde genommen. Für was auch immer du dich rächst, es ist vorbei.“ „Ich kann nicht. Mane ist weg und er ist sehr böse. Er experimentiert mit den Menschen von heute. Er sagt sie sind alle böse. Aber warum sieht er mich nicht? Mag er mich nicht mehr?“ Sie sah mit ehrlicher Trauer an ihm hoch. „Nein, nein... er wird sich beruhigen, ganz sicher... habe geduld.“ Mana schüttelte sanft den Kopf. „Aber bitte lass und jetzt gehen... Wir sind erschöpft und haben Angst.“ Sie nickte, sagte aber : „Nein. Mane wird böse sein, wenn ihr entkommt. Böse auf mich. Dann spielt er nie wieder mit mir. Und er macht was er auch mit Papa gemacht hat. Jetzt wo ich gerade einen neuen gefunden habe, der mich lieb hat...“ Mana war nur allzu bewusst, dass sie von Yu~ki sprach. Sie musste seine Gefühle gespürt haben, hatte sich dann in seinem Traum eingenistet und ihn seine Tochter gezeigt. „Lass uns gehen.“, wiederholte er beharrlich. Sie schwieg, drehte sich herum und verschwand durch die Wand, als wäre sie kein menschliches Wesen. Mana ging gezwungen ruhig wieder nach draußen. Erblickte auch gleich Klaha, der sich über gebeugt hatte, diesem sanft über den Rücken strich, während dieser die Hand auf das blutüberströmte Gesicht presste. „Ich habe den Notruf verständigt... die sind gleich da.“ Langsam schritt er die Treppen nach unten, kniete sich neben Gackt. „Jetzt wird wirklich alles gut.“ Wie oft hatten sie diesen Satz schon gehört, oder selbst gesagt? Schwere Schritte ließ die Drei erschrocken aufsehen, Gackt wimmerte sofort leise. „Wir müssen uns irgendwo verstecken.“, flüsterte Mana, zog Gackt am Arm auf die Beine und schleppte ihn in das Gebüsch zurück, in welchem er vorher mit Klaha gehockt hatte. Sie konnten den Mann sehen, der sich die Einfahrt hoch schleppte, schleifte dabei einen menschengroßen Sack hinter sich her. Den dreien wurde schlagartig bewusst wer sich dort drin befand, eingewickelt in ein dickes Tuch. Mana schluchzte unterdrückt. Es gab ein seltsames Geräusch, als der leblose Körper die Treppen hochgeschleift wurde, der Kopf schlug hart gegen die Stufen. Klaha würgte leise, während Gackt nur den Kopf abwendete. Das Klopfen stoppte, sie hörten wie der Körper über den Boden geschleift wurde, bis es komplett verstummte. „Warum hat er ihn geholt? Was will er mit ihm?“, fragte Mana leise, ließ den Kopf gegen den Rücken Gackts fallen, um sich an ihn zu lehnen. „Ich weiß es nicht. Aber das braucht uns jetzt nicht zu interessieren, wir warten auf die Leute vom Notruf und verschwinden. Retten können wir ihn ohnehin nicht...“ Langsam drehte sich der Vocal um, merkte wie der Schwarzhaarige zusammenzuckte, als er das blutende Loch sah. Er riss sich darauf den Ärmel der Jacke ab, band es sich um den Kopf, um die Wunde notdürftig zu verdecken. „Oh nein...“, murmelte er plötzlich, ließ die Arme langsam wieder sinken. „Was?“ Fragend schauten ihn die Beiden an. „Er weiß das wir da sind. Das Blut... mein Blut... wir brauchen ein anderes Versteck, er wird uns sicher suchen.“ Er zog Mana und Klaha auf die Beine, zerrte sie weiter hinter das Gebäude. Eilig sah er sich nach etwas um, wo sie wenigstens solange sicher waren, bis sie abgeholt werden würden. Das schafften sie doch wohl... Er fand eine kleinere Hütte, hinter ein paar Bäumen in dem Garten des Grundstücks und verschanzte sich mit den Beiden darin. Wie sich keine fünf Minuten später herausstellte lag Gackt richtig, denn die Eingangstür wurde brutal aufgeschlagen, schwere Schritte ertönte, dann rief jemand: „Ich weiß ihr seid hier, meine Kleinen! Yumi hat es mir gesagt!“ Sofort klammerte sich Mana enger an den ersten Vocal, sie saßen in Dunkelheit, konnten fast nichts sehen, bis auf die Geräusche, die der Mann verursachte. „Kommt schon! Ach, ich finde euch sowieso!“ Er lachte wie ein Wahnsinniger. Dann war alles Still. Nicht einmal die Geräusche seiner auftretenden Füße waren hörbar. Nervös schob Gackt die Beiden weiter in die Hütte. Der Gitarrist klammerte sich beinah brutal an seinen Arm, wahrscheinlich um sich daran zu hindern einfach laut loszuweinen. Er war scheinbar wohl das arme, unschuldige Mädchen in diesem Horrorfilm? Wobei, wer war dann die Schlampe von ihnen? Und der Macho? Lange konnte er sich mit diesen schwachsinnigen Gedanken nicht ablenken, denn die Schritte ertönten von neuem, genau vor der Tür der kleinen Hütte. Sie klangen schwerfällig und plötzlich konnte er sogar das rasselnde Atmen des Mannes hören. Doch anstatt das er näher kam, verklangen sie, führten von ihrem Versteck weg. „Wir müssen hier raus...“, flüsterte Mana auf einmal, stand dabei langsam auf. „Warum? Er geht wieder, wir sind ne Weile sicher.“, widersprach der erste Vocal Malice Mizers, stockte aber, als er in einiger Entfernung die Stimme einer jungen Frau und eines Mannes hören konnte. „Hier war ein Unfall?“, fragte sie mit einem freundlichen Ton. „Hier? Oh nein, hier ist alles in Ordnung.“ Der (wahnsinnige) Mann lachte kurz, entschuldigte sich dann für die Unannehmlichkeiten. „Das war sicher nur mein Neffe, der macht ständig solche Telefonstreiche. Ich werde ihn bestrafen. Bitte entschuldigen sie.“ „Das darf nicht mehr vorkommen. Ansonsten sind wir gezwungen rechtliche Schritte einzuleiten.“, kam es von dem anderen Mann, der sehr genervt klang. „Natürlich, verzeihen sie...“ Der eine ging daraufhin, die junge Frau blieb stehen, schaute sich dabei um. „Hach, das sie hier leben können... Ich würde vereinsamen.“, sagte sie mit einem ziemlich eindeutigen Unterton (denn schlecht sah der Irre zugegebenermaßen nicht aus). „Ach, hier in der Nähe ist ein Strandhaus, ich kümmere mich um die Gäste. Deswegen müssen sie mich jetzt auch entschuldigen, sie warten nämlich.“ Sie seufzte, bevor ihr Kollege laut „Karen, komm endlich!“ rief und sie sich schließlich verabschiedete. In der kleinen Hütte war es vollkommen ruhig. Warum hatten sie nicht geschrieen? Waren einfach hinaus gestürmt und hatten um Hilfe gebettelt? Wahrscheinlich weil alle Drei wussten, das der Typ sie einfach einer nach dem anderen abgeknallt hätte. Wie die Beiden vom Notruf. Mana verfiel wieder in leises, trauriges Schniefen. Klaha betete zu allen Göttern, die ihm einfielen und Gackt lauschte angestrengt, ob der Mann wiederkam. Alles andere hätte ihn nur nervöser gemacht. Dann hörte er sie wieder. Diese schweren Schritte, die gezielt auf die Hütte zuführten. Er schluckte, tastete mit der Hand nach hinten und schob die Beiden tiefer hinein. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)