Tango von Terrormopf (Das Rosa Cama in Buenos Aires) ================================================================================ Kapitel 10: Der zehnte Tanz --------------------------- So... hier also schon der zehnte Tanz :D Ich will nicht zu viel vorweg nehmen, also spreche ich hinterher ^__~ Der Abend war noch jung und die Sonne war erst vor einer halben Stunde untergegangen, dennoch war das Rosa Cama zu dieser Zeit schon gut besucht. Carmen hatte sich zu Emilie an einen Tisch gesetzt, jedoch nicht um mit ihr zu reden, sondern aus reiner Gewohnheit. Sie saßen also nebeneinander, sprachen kein Wort und sahen sich nicht einmal ins Gesicht. Die anderen Huren machten einen großen Bogen um sie, die schlechten Schwingungen spürend. Der nächste Mann, der zur Türe hereinkam würde Carmen gehören, das würde ihr Freier werden. Ebenso wie die Französin starrte sie ohne Unterlass auf die Tür und erwartete mit Spannung, dass sie sich öffnete. Aber anscheinend hatten nicht mehr Männer Lust auf das Rosa Cama als die, die schon hier waren, denn die Tür schien sich einfach nicht öffnen zu wollen. Jedoch wurde sie plötzlich mit einem heftigen Ruck aufgestoßen und Carmen und Emilie sahen gleichzeitig auf, den Mann zu beschauen. „Ha! Meiner!“, flüsterte Emilie überlegen und wollte sich gerade erheben, um zu Ramón zu gehen, da hielt Carmen sie am Arm. Das war ihre Chance! Sie durfte sie nicht entrinnen lassen. „Was ist?“, fragte die Ältere kühl und sah eisig auf ihre Freundin herab. „Emilie… Bitte, lass mich heute bei ihm sein.“ Carmens Blick war gen Boden gerichtet, sie traute sich nicht der Anderen bei dieser Bitte in die Augen zu sehen. Emotionslos schüttelte diese Carmens Griff ab und fragte: „Warum sollte ich? Dich interessiert doch ohnehin nur sein Bruder.“ „Ich bitte dich, Emilie. Nur dieses eine Mal! Verlange von mir was du dafür verlangst, aber lass mich die Nacht mit ihm verbringen.“ Zögerlich sah sie doch auf und erkannte, dass die Französin die Augenbrauen skeptisch gehoben hatte und mit vor der Brust verschränkten Armen vor ihr stand. „Du erzählst es mir.“ „Was soll ich dir erzählen?“, fragte Carmen verwirrt. „Was passiert ist, als du zusammengebrochen bist und warum du nun so unbedingt die Nacht mit dem Bruder deines Geliebten verbringen willst.“ Zögerlich nickte Carmen, erhob sich ebenfalls, zog sich ihren Ausschnitt zurecht und murmelte im Vorbeigehen: „Ich danke dir.“ „Und wehe du erzählst es mir nicht, dann kannst du dich auf was gefasst machen, elendes Gör!“, rief Emilie ihr nach und setzte sich kopfschüttelnd wieder. Ob ihre Freundin das überhaupt zu schätzen wusste? Ramón hatte inzwischen auch an einem der Tische Platz genommen, zusammen mit dem Mann, mit dem er hereingekommen war, wahrscheinlich einer seiner Freunde. Ein Blick aus den Augenwinkeln zum Hurenwirt zeigte ihr, dass dieser sie beobachtete, also musste sie sich anstellen, als meinte sie es ernst. So lehnte sie sich mit den Ellenbogen auf den Tisch, sodass die Beiden einen tiefen Blick in ihr Dekolleté bekamen und fragte, ein verruchtes Lächeln auf den Lippen: „Einen wunderschönen guten Abend, wünsche ich den edlen Herren. Ist es mir gestattet zu fragen, ob Ihr etwas zu trinken wünscht?“ Ramón lachte auf und fragte: „ Warum so förmlich? Von euch Weibern hier im Hafen ist man den Anstandston doch sonst so gar nicht gewöhnt!“ „Nun, mein Herr, ich weiß, wer Ihr seid und hielt es da für angebracht.“ Erneut erklang Ramóns schallendes Lachen und er dröhnte: „Nun, dann bring meinem Freund und mir doch ein Gläschen eures Weins.“ „Wie Ihr wünscht, Don Ramón.“ Sie musste sich ein Knicksen verkneifen und eilte zur Theke, damit sie dem Schankmann die Bestellung sagen konnte. In Windeseile hatte dieser zwei Gläser gefüllt und sie vor Carmen auf den Tresen gestellt. Die hatte sich die Gläser genommen und war damit zurück an den Tisch gegangen, an den sich nun noch zwei andere Huren gesetzt hatten. Der einen, es war eine relativ junge, die bei Ramón saß, warf Carmen einen garstigen Blick zu, der ihr zu verstehen gab, dass sie in fremdes Territorium vorgedrungen war. Mit demütigem Blick erhob sie sich also und ging. An ihrer Stelle nahm Carmen platz und schob den beiden Männern den Wein zu. Diese stießen grölend an und Ramón setzte das Glas gerade an seine Lippen, da nahm Carmen es ihm aus der Hand und trank selbst einen Schluck. Auf Ramóns fragenden Blick hin lächelte sie: „Wertester Ramón, wenn ein Prinz hier zu Gast ist, kann man ihn doch nicht trinken lassen, ohne dass vor ihm jemand den Wein gekostet hat, auf dass er nicht vergiftet wird!“ Der Hellhaarige allerdings forderte sein Glas zurück, leerte es in einem Zug und sagte, nachdem er geräuschvoll gerülpst hatte: „Ein paranoides Frauenzimmer hab ich da erwischt; sag, ist die Französin heut nicht da?“ Carmen knirschte unmutig mit den Zähnen und entschloss sich schließlich nichts dazu zu sagen, sondern näherte sich denn lieber seinem Kinn, bis ihre Lippen es fast berührten, dann hauchte sie: „Ihr habt noch etwas Wein hier.“ Dann fuhr sie mit der Zunge die Spur des Weines entlang, bis sie an seinen Mundwinkel gelangte. Einen Augenblick hielt sie inne, dann küsste sie zärtlich seine Lippen. Ramón seinerseits hatte sie an den Hüften gepackt und näher zu sich gezogen. Als sie sich wieder von ihm löste, grinste er: „Nun, dann sollst du mir für diesen Abend reichen.“ Und er drückte ihr noch einen Kuss auf den Mund. Es war leichter gewesen, als sie erwartet hatte, ihn herum zu bekommen, doch wollte sie sich nicht darüber beklagen, sondern fragte, ganz leise: „Gewährt Ihr mir einen Tanz?“ „Was fragst du denn, dummes Huhn, ich komm doch deswegen so gern hierher!“, schallte seine tiefe Stimme und er sprang auf, sie hinter sich auf die Tanzfläche ziehend. Carmen hätte es kaum für möglich gehalten, doch Ramón war ein noch leidenschaftlicherer Tänzer als Julio. Er war impulsiver, führte sie stärker, ließ keine Widerrede zu. Dennoch schaffte sie es, dass sie zu ihm sprach: „Don Ramón, ich habe eine Bitte!“ „Eine Bitte hast du? Willst du’s mit mir alleine tun? Ich hatte mich auf eine Balgerei mit zwei Frauen heut gefreut, doch du bist auch süß, da ist’s schon recht.“ „Nein!“ Sie schüttelte den Kopf. Ramón schien der komplette Gegensatz zu Julio zu sein, denn eben der hätte sich nie getraut an so etwas zu denken, geschweige denn es auszusprechen. „Nein? Worum geht’s denn? Spuck’s aus, dass ich’s dir nicht aus der Nase ziehen muss!“ Er wirbelte sie herum und hatte offensichtlich seinen Spaß dabei ihren Rock fliegen zu sehen, sodass er kurze Blicke auf ihre Schuhe erhaschen konnte. Carmen ließ es mit sich geschehen; es war gewiss nicht das erste Mal, dass man ihr unter den Saum sehen konnte. Was das Sprechen anging, war sie jedoch längst nicht so gelassen, sondern erklärte zögerlich: „Es geht um Euren Bruder.“ „Mein Bruder? Was willst du denn mit dem? Mein gutes Mädchen, du hast hier mich für dich allein, also stell dich nicht an und lass meinen Bruder Bruder sein!“ Er lachte auf, wie er es immer tat und ging wieder in den Grundschritt über. Wie sollte sie es ihm sagen, ohne dass er ausrastete und einen Höllenrabatz machte? Sie seufzte selbstquälerisch auf und überlegte angestrengt, auf seine Brust starrend. „Warte…!“ Er wurde langsamer in seinen Bewegungen und stoppte schließlich ganz, um sie genauer zu betrachten. Ganz leise fragte er: „Wie ist dein Name?“ „Carmen.“ „Du! Du bist also die, die meinem Bruder das Herz brach!“ Seine Stimme hob sich, er wurde immer lauter. „Ein eiskaltes Weib bist du! Spielst ihm etwas vor, dass er sich in dich verliebt und lässt ihn dann fallen als wäre er ein wertloses Stück! Und schon in der nächsten Woche machst du dich an mich? Verdammte Hure! Was versprichst du dir davon?“ Die anderen Gäste tuschelten hinter vorgehaltenen Händen und die Blicke waren auf sie gerichtet. Auf diese Worte hin musste Carmen schwer schlucken. Sie hatte es doch nicht mit Absicht getan. Einen Schritt zurücktuend keuchte sie: „Ihr versteht das falsch, Don Ramón…“ „Falsch verstehe ich es also?“, brauste er auf, „Ich verstehe also falsch, was mein Bruder mir geklagt hat? Noch nie in meinem Leben sah ich Julio so lebensunlustig und einzig du allein bist daran schuld!“ Seine Stimme dröhnte in ihren Ohren und sie fühlte noch immer aller Blicke auf sich gerichtet. „Seid doch etwas leiser, ich bitte Euch.“ Beschwichtigend griff sie nach seinen Händen und sah ihm beschwörend in die Augen, doch er machte sich von ihr los und fuhr sie an: „Leiser? Ha! Elende! Was sollte ich leiser sein? Soll doch die ganze Welt deine Schande erfahren!“ „Ihr tut mir Unrecht! Ich liebe Julio!“ Verzweifelt versuchte sie ihn zu überzeugen, doch er zerschmetterte ihr Argument. „Du liebst ihn, sagst du? Falsche Schlange! In wessen Arme wolltest du dich heut Nacht begeben?“ „So lasst es mich doch erklären! Ich brauche Eure Hilfe; bitte hört mich an!“ Es war nun schon soweit, dass sie kurz davor war sich vor ihm niederzuwerfen. Den nächsten Moment schwieg er und kaute unruhig auf seiner Unterlippe. Schließlich sagte er: „So sprich denn.“ „Nicht hier“, bat sie und warf einen Blick auf den Hurenwirt, der sie ohne unterlass beobachtete, ebenso wie die anderen Leute im Freudenhaus. „Dann gehen wir in deine Kammer.“, schlug er vor, „Nach draußen dürft ihr ja nicht.“ Sie nickte bestätigend und stieg das steile wie schmale Treppchen empor, bis sie eintrat und als erstes die Kerzen anzündete. Ein schwaches Licht erhellte den Raum und Ramón schloss die Tür hinter sich. Mit einer Geste bot Carmen ihm an, sich auf das Bett zu setzen, doch er schüttelte nur den Kopf, lehnte sich stattdessen, die Arme vor der Brust verschränkt, an die Tür und sah sie auffordernd an. Sie hingegen ließ sich auf dem Schemelchen nieder und seufzte auf. „Nun sprich endlich, schließlich wolltest du es doch eben noch so dringlich.“, forderte er, das Gesicht unbeweglich und ernst, wie sie es ihm nicht zugetraut hätte. „Und ich will es immer noch.“, entgegnete sie zögerlich und legte sich sorgsam ihre nächsten Worte zurecht: „Es geht um den Maskenball, die Verkündigung der Verlobung Julios.“ „Was ist damit? Es trägt sich nächste Woche zu, Julio wünschte, dass es so schnell wie möglich von statten geht, nachdem du ihn versetztest – “ „So macht mir doch keinen Vorwurf, es war ja nicht meine Schuld! Aber ich muss meinen Liebsten noch einmal sehen, bevor ich es niewieder kann. Noch einmal will ich ihn sprechen, in seine warmen, braunen Augen sehen…“ „Und was hab ich damit zu schaffen?“, fragte Ramón barsch. Mit hoffnungsvollem Blick sah Carmen zu ihm auf und flüsterte: „Ihr müsst mir helfen! Ihr seid meine letzte Rettung; mein letzter Strohhalm, an den ich mich verzweifelt klamm’re, um nicht in den dunklen und unendlich tiefen Abgrund zu stürzen.“ Ungestüm lachte der Hellhaarige auf und prustete: „Ich soll deine Hoffnung sein? Liebstes Mädchen, da hast du etwas missverstanden! Ich bin kein Hoffnungsträger, lediglich ein Rufschänder, so könnte man mich nennen. Den Hoffnungsvollen hast du selbst in die Wüste geschickt.“ Carmen achtete nicht auf sein Gebärden, sondern stand energisch auf, ballte die Hände zu Fäusten und rief: „Ihr müsst mich zu ihm bringen! An jenem Maskenballe will ich ihm lebe wohl sagen und ihm einen letzten Kuss auf die Lippen hauchen, bis er endgültig verlobt ist!“ „Und was soll ich denn tun? Ich seh ihn nicht mehr bis zum Ball, ist er doch im Namen der Familie unterwegs Geschäfte abzuwickeln.“ Niedergeschlagen setzte sie sich wieder und stützte die Stirn in die Hände; wieso musste dieser Tor ausgerechnet jetzt verreisen? „War’s das dann?“, fragte Ramón in beiläufigem Tonfall. „Ich wollte mich heute Abend immerhin vergnügen und du wirst mir wohl kaum Bettfreuden gewähren.“ „Nein, bleibt!“ Erneut war sie aufgesprungen und sah ihn verzweifelt an, nach Worten ringend. „Ihr seid sein Bruder, so helft mir doch in meiner Not!“ „Was stellst du dich denn so an, Weib? Komm doch auch zum Ball, da kannst du ihn sehen“, blaffte er sie an und war schon im Begriff sich zur Tür umzudrehen und sie zu öffnen, da hielt sie seine Hand fest und rief: „So bleibt doch! Wie soll ich denn auf diesen Ball kommen? Ich hab nichts und ich bin nichts; hab weder Geld, noch Kleider, bin weder angesehen, noch stehe ich auf der Gästeliste. Wie sollte ich’s besorgen dorthin zu kommen?“ „Ist das dein einziges Problem?“, lachte Ramón und wandte sich wieder ihr zu, den Oberkörper geneigt, dass er auf ihrer Augenhöhe war. „Lass mich nur machen, Teuerste, ich schicke dir einen Diener, der…“ „Nein!“, unterbrach sie ihn entschlossen. Verwundert hob er die Augenbrauen und wiederholte: „Nein? Warum nicht?“ „Von dem Gesinde habe ich die Nase voll; nimmermehr verlass ich mich auf dieses Volk!“ „Muss man denn alles selber machen?“ Genervt rollte er mit den Augen und richtete sich wieder auf. Dann schob er sie von sich und ging ein paar Schritte im Zimmer auf und ab; energisch, dennoch passte das Nachdenkliche nicht zu ihm. Endlich blieb er aber stehen und sagte: „Morgen Nachmittag komme ich dich abholen, dann gehen wir zu einem Schneider, der soll dir die Maße nehmen und ein Kleid nähen. Alles Weitere besprechen wir dann.“ Kurz bevor er die Tür wieder hinter sich schließen konnte, hielt sie ihn noch einmal fest und sagte leise: „Ich danke dir.“ „Endlich hörst du mit dem angestaubten ‚Ihr’ auf.“ Damit schloss er die Tür hinter sich und Carmen atmete erleichtert auf. Ich hoffe, es hat euch gefallen... mir hat es das auf jeden Fall und ich hoffe auch, dass Ramón jetzt noch gaa~anz viel Spaß im Hurenhaus hat xD (nur halt nich mit Carmen ^__~) LG, Terrormopf^^ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)