My Little Damaged Toy von abgemeldet (- for the Snow obsessed) ================================================================================ Kapitel 2: Middle ----------------- Die Sonne brannte auf das Dorf, es war Hochsommer und die meisten Kinder amüsierten sich am See, ganz nah der Innenstadt. „Ramm mir ein Messer in die Hand und ich werde es nicht einmal bemerken. Pass nur auf, egal was du mir antust du bekommst es alles zurück. Vielleicht nicht von mir, aber Snow wird kommen und dich holen!“ Tränen standen in ihren Augen, ihre Stimme, wie auch ihr Körper zitterten. Das kleine Mädchen vergrub ihr Gesicht in den Händen, schluchzte immer lauter. Eine Gruppe von Mädchen stand direkt vor ihr, bewarfen das kleine Mädchen mit Dreck. Als sie weglief, sich nur noch verstecken wollte, riefen sie ihr unter lautem Gelächter hinterher: „Snow gibt es nicht. Sie kann dir nicht helfen, niemand kann dir helfen.“ Immer leiser wurde das Gelächter der anderen Mädchen, immer weiter entfernten sie sich von ihr, doch die Worte hallten immer lauter in ihrem Kopf wieder. Sie hörte erst auf zu rennen, als sie außer Atem war, als sie in einem kleinem Stück Wald, nahe der Stadt war. „Snow gibt es und sie wird mir helfen. Ganz bestimmt…“, schluchzte sie, lehnte sich gegen einen der Bäume und vergrub ihr Gesicht in ihren Händen, „Ganz sicher wird sie mir helfen. Sie wird kommen und mir die Kraft geben mich zu wehren.“ Eine Weile stand sie da, alles war ruhig, nur das Zwitschern der Vögel war zu hören, vielleicht vergingen so ein, zwei Stunden. Schnee fiel vom Himmel, er war eiskalt. „Du wirst doch kommen, oder Snow?“ Sie hatte das Gefühl, dass der Wind ihren Namen flüsterte. Immer wieder hörte sie ihn, wie sanft der Wind ihren Namen rief, oder war es vielleicht Snow? „Yuki!“ Ein Schlag auf ihren Kopf und schon war sie wieder wach. „Kannst du die Formel an der Tafel erklären, Yuki?“ „Nein, entschuldigen sie.“ „Vielleicht solltest du aufpassen und nicht schlafen, dann lernst du es wenigstens.“ Sie hasste Mathe. Sie konnte es nicht und würde es auch niemals können. Sie konnte sowieso nichts und konnte auch nichts lernen. Warum verstanden es die Anderen nicht? Sie war zu nichts fähig, sie würde eh nichts werden, egal wie sehr sie sich anstrengte. Das Klingeln war die Rettung vor dem Unterricht, doch die richtigen Qualen würden erst jetzt kommen. „Hast du das Geld mit?“ In meinen Träumen sterbe ich Nacht für Nacht. Es ist nie derselbe Traum, ich sterbe niemals gleich. Mal ertrinke ich, mal verbrenne ich, doch immer erleide ich Qualen, unendliche und unermessliche Qualen. Selbst der Tod erscheint mir wie die Rettung vor dem Leid, doch richtig sterbe ich nie. Warum? Warum träume ich so etwas? Und wenn ich aufwache, finde ich überall Narben. Narben über Narben. Es gibt keine Stelle an meinem Körper ohne Narben. Schmerzt die Liebe so sehr, dass sich der Körper nach dem Tode sehnt, oder wie soll ich diese Träume verstehen? Helft mir… helft mir… Sonst sterbe ich noch wirklich. Glänzendes Metall an meinem Hals, eine kalte, weiße Hand hält das Messer. Dann Schmerz und Blut. Ich bekomme keine Luft mehr, ich ersticke, überall Blut. Wieder einer dieser Träume, oder sterbe ich nun wirklich? Ich weiß es nicht, ich weiß es einfach nicht. Snow, hilf mir dies zu überstehen… „Komm schon, gib uns das Geld!“, bei der Stimme zuckte sie zusammen. Ein Schatten bildete sich über ihren Tisch. Vor ihr stand nun eine Gruppe von Mädchen. „Hast du es schon wieder nicht da?“ „Du weißt, was passiert, wenn du es nicht da hast.“ Sie sagte nichts, starrte stumm auf ihre schwarz bemalten Fingernägel. Sie versuchte so gut es ging, die Stimmen aus ihrem Kopf zu verbannen, die ihr sagten, sie solle sich doch wehren. Versuchte die Personen vor ihr zu ignorieren. „Hey, hörst du uns überhaupt? Wo bleibt das Geld?“ „Hat dir deine Mutter etwa kein Geld für das Essen mitgegeben?“, sie stießen sie an der Schulter, immer häufiger und immer stärker, bis sie vom Stuhl auf den Boden fiel. „Wir werden dir zeigen, was passiert, wenn du noch einmal das Geld vergisst“, eines der Mädchen, wahrscheinlich die Anführerin, holte aus einer Jackentasche ein Messer heraus. „Ich denke, wir sollten dir die Stimme mit Gewalt wecken. Schrei für uns!“, ein Grinsen zierte ihr Gesicht. *** Vorsichtig strich sie sich über die Narben, die sich zwischen ihren Beinen befanden. Sie waren noch frisch, ganz rot und fingen wieder an zu Bluten, wenn sie am Schorf nur ein wenig kratzte. Viele Narben waren dort zu sehen, unendlich viele schienen es zu sein, sie nahmen kein Ende. „Heute war es wohl besonders schlimm? Du solltest anfangen dich zu wehren, Yuki. Ich kann das nicht mehr mit ansehen“, ihr Blick richtete sich nach oben, zu einer jungen Frau vor ihr. Plötzlich stand sie auf und fiel ihr um den Hals. „Darf ich ihnen wehtun Snow? Darf ich sie verletzen, wie sie mich verletzen?“, ihre Stimme war rau und heiser. Normalerweise benutzte sie sie nur, wenn sie gequält wurde und nicht mehr anders konnte als leise zu wimmern und schreien, „Erlaub es mir endlich. Hilf mir. Sie werden mir wehtun. Morgen werden sie mir wieder wehtun.“ Warme Tränen flossen über ihr Gesicht. Snow küsste erst die Tränen weg, leckte dann vorsichtig über ihre Lippen, begann sie zu umspielen, begann Yuki sanft zu küssen. „Ich erlaube dir nun alles zu machen, was du willst. Ich kann dir nicht viel helfen, aber…“, sie griff sich in die Tasche und reichte Yuki eine Pistole, „Ich kann dir das hier geben. Es sind genau 5 Kugeln drinnen. Genauso viele wie deine Peiniger. Du musst genau zielen, versprichst du mir das?“ „Ich verspreche dir alles, was du willst, Snow. Alles“ *** „Und fertig mit dem sortieren? Ist ja doch eine ganze Menge, was sich gesammelt hat, seit Snows Tod.“ Wie immer spielte Charlotte mit ihrer Nagelfeile herum, „Wird wohl doch nicht so einfach wie du meintest, ihren Platz einzunehmen?“ „Ach, es geht. So schwer ist es auch nicht, wie es aussieht. Arbeite momentan auch an einem der Yuki Projekte“, Jouette strich sich ihr weiß gebleichtes Haar, genauso wie Snow es hatte, aus dem Gesicht, während sie Charlotte anlächelte. „Ui. Erzähl mal.“ „Hast du keine Arbeit, die du erledigen musst, Charlotte?“ „Was denkst du von mir? Ich bin momentan hier die Nummer 1, wo Snow weg ist“, die blonde Frau räusperte sich, sprach dann aber ruhig und gelassen weiter, während ihre Finger mit der Feile spielten. Einzelne Tropfen Blutes flossen über ihre Finger, „Aber jetzt erzähl! Will wissen, wie du das Yuki Projekt angehst.“ „Du kennst das Yuki-Projekt, oder?“ *** Ein Gebäude, in dem alles weiß war, so weiß wie der Schnee, so weiß wie Snow selbst. Selbst die Kleidung war weiß, kein einziger Fleck war zu sehen und wenn einer entstand, wurde er sofort vertuscht und weggewaschen. In diesem Gebäude hatte jeder eine weiße Weste. Nur sie nicht. Nur sie trug schwarz, alles an ihr war schwarz, selbst die Wände hatte man in der Farbe für sie streichen müssen. Sie ertrug das weiß nicht, es war so hell, es war so rein, es erinnerte sie an Jemanden. Es erinnerte sie an Snow. Nie ging sie hinaus und wenn, begann sie zu schreien, fing sie an zu weinen. Panik erdrückt sie in ihrem Innern, sie begann zu hyperventilieren. Meistens saß sie einfach da und starrte die schwarze Wand an, während sie vor sich hin murmelte. Nicht so laut, dass es irgendwer verstehen konnte, aber immer wieder murmelte sie die Worte, die sie in diese Klinik gebracht hatten. „Ich bin Gott, ich habe Snow erschaffen.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)