Genesis von Slumflower (Der Anfang nach dem Ende) ================================================================================ Kapitel 1: Abschied ------------------- 1. Kapitel Abschied Mit einem bitteren Lächeln auf den Lippen setzte sich eine junge Frau auf ihre Holzgartenliege. Still atmete sie ein und aus. Die Luft brannte in ihrer Lunge, doch sie ignorierte es. Der Professor hatte ihr geraten nicht mehr zu oft hinauszugehen. Die Schadstoffe in der Luft machten es einem nach einer halben Stunde schwer, richtig zu atmen, das wusste sie. Jedoch wollte sie ihre letzten Stunden auf der Erde nicht in ihrem dunklen Zimmer verbringen, während draußen die Sonne schien. Sie spürte das trockene Gras unter ihren Füßen und dachte zurück, als sie noch ein kleines Mädchen war. Damals musste das Gras noch nicht immer wieder chemisch versorgt werden, damit es nicht sofort austrocknete. Es war auch viel saftiger und grüner gewesen, doch sie konnte froh sein, dass es überhaupt überlebte. Doch am besten konnte sie sich noch erinnern, dass, wenn sie morgens früh aufwachte und in den Garten lief um frische Beeren für ihr Frühstück zu holen, das Gras unter ihren Füßen vom Tau noch feucht war und sie kitzelte. Das war jedoch alles schon sehr lange her. Ein gleißender Schmerz holte sie in die Realität zurück. "Was...", murmelte sie verwirrt und hielt ihre Hand auf ihren pochenden Rücken. Verdammt. Sie hatte ganz vergessen sich einzucremen. Schnell deckte sie ihren Rücken mit ihren langen kirschroten Haaren ab. Doch sie war doch erst gerade mal 10 Minuten nun im Freien und sie bekam jetzt schon einen Sonnenbrand? Professor Harrison hatte also Recht. Es wurde immer schlimmer. Die Klimakatastrophe, die schon Jahre zuvor prophezeit worden war, war eingetroffen und folgenschwerer, als man geglaubt hatte. Ihr fiel ein, dass sie noch ihre ehemalige Schulfreundin Megan anrufen musste. Die junge Frau wollte sich erkundigen, ob es ihr nach dem schweren Tsunami im Norden von Oregon einigermaßen gut ging. Die riesigen Flutwellen waren ja nun keine Seltenheit mehr und sie verwüsteten immer mehr Städe. Sie war so froh, dass Megan es geschafft hatte, eines der begehrten Rettungsboote zu ergattern. Doch bald würden sie alle das hinter sich lassen, denn bald... "Miss Preston!" Plötzlich wurde sie wieder aus den Gedanken gerissen. Mrs Harper, die Haushälterin stand auf der Schwelle zur Terrasse, sichtlich etwas ängstlich vor den gefährlichen UV-Strahlen und mit einem Telefon in der Hand. Die junge Frau im Liegestuhl grinste schadenfroh in sich hinein, stand auf und ging extra langsam hoch auf die Steinterasse. Dabei fiel ihr zu ihrem Leidwesen auf, dass ihr etwas schwindelig war. Anscheinend durfte sie wirklich nicht länger als 10 Minuten ohne UV-Schutz in die Natur. "Miss Preston, Professor Harrison ist am Apparat.", erklärte die Hausdame und war froh, ihr endlich das Telefon überreichen und aus der Gefahrenzone gehen zu können. "Danke, Mrs Harper.", rief ihr die junge Preston nach und begrüßte dann den Professor am anderen Ende der Leitung. "Guten Tag, Professor Harrison." "Guten Tag, Nathalie. Wie ich höre waren Sie gerade im Garten? Ich hoffe Sie haben die nötigen Sicherheitsmaßnahmen davor getroffen. Sie wissen gar nicht, wie schnell...", doch der Professor wurde von Nathalie Preston unterbrochen. "... man einen Sonnenbrand bekommt? Doch, jetzt weiß ich es. Vor einer Woche war es noch wesentlich ungefährlicher!" Sie stöhnte etwas auf als sie sich in den kühlen indigofarbenen Sessel im Wohnzimmer sinken ließ. Das nächste Mal würde sie auf Mrs Harper hören, wenn sie hinaus ging. Aber wahrscheinlich blieb für ein weiteres Mal sowieso keine Zeit mehr. "Nathalie, Nathalie. Wovon rede ich denn die ganze Zeit? Haben Sie heute schon mal einen Blick in die Zeitung geworfen? Der Meeresspiegel ist seit drei Monaten um 9,5 cm gestiegen!! Stellen Sie sich das doch vor! Das ist Wahnsinn!" Die Stimme wurde immer schriller und Nathalie versuchte ihn zu beruhigen. "Natürlich, aber das haben wir doch vorausgesehen. Professor Harrison, wir müssen an unseren Plan denken. Bald sind alle gerettet! Wir müssen dem Planeten sein trauriges Schicksal überlassen, aber wir werden aus dieser Katastrophe lernen!" Erst nach einer Weile erwiderte der Professor: "Ja, Sie haben Recht. Natürlich lernen wir daraus. Jetzt wird es langsam ernst, was? Die Abreise ist in fünf Tagen, Nathalie. Haben Sie schon gepackt? Sie wissen ja, die letzten Tage verbringen Sie auf der South Gammastation. Vergessen Sie nicht Ihr Ticket." Nathalie rollte die Augen. Als ob sie das wichtigste für die Reise vergessen würde. "Na klar, Professor Harrison. Wir sehen uns dann heute um 14 Uhr am Tor zur South Gammastation. Ich freue mich schon.", meinte die junge Frau und legte ihre Füße auf den kalten Glascouchtisch vor ihr. Ihr ganzer Körper prickelte. Nachher musste sie sich unbedingt eincremen. "Ja gut. Also dann - ach ja, Nathalie? Sie... sollten nicht vergessen, sich von allen... zu verabschieden... Ich..." Er brach ab. Nathalie runzelte die Stirn. Warum war der Professor so komisch? "Ich hab es schon bei meinem Hamster getan.", erklärte Professor Harrison und lachte. Jetzt musste Nathalie auch lachen. "Professor Harrison, Sie werden doch jetzt nicht sentimental, oder? Wir sehen doch alle wieder. Also bis dann!" Nathalie legte auf und sah sich in dem Wohnzimmer um. Es war Teil des Hauses, in dem sie seit 19 Jahren mit ihren Eltern lebte. Ihr zwängte sich die Frage auf, was geschehen wär, wenn sie nicht für das Projekt Blackwing auserwählt worden wär. Bestimmt wäre sie jetzt an der Uni und würde das Leben einer ganz normalen Studentin führen. Aber sie war zu etwas anderem bestimmt worden. Seit zwei Jahren war sie nun am Projekt Blackwing beteiligt, das es noch viel länger gab. Manchmal sehnte sie sich nach einem Leben als normaler Studentin, doch sie wusste, dass sie mit Blackwing den Menschen besser helfen konnte. Sie war Teil davon und hatte ihre ganze Kraft und ihr Herz in dieses Projekt gesteckt. Bald würde die ganze Arbeit Früchte tragen. In Kürze würden sie alle in Sicherheit sein und den nicht mehr zu rettenden Planten hinter sich lassen. Dann würde sich niemand mehr vor tosenden Tsunamis, dem steigenden Meeresspiegel und den UV-Strahlen fürchten, denn dort, wo sie hingingen, gab es so etwas nicht. Ein paar Stunden später hiefte der Hausroboter PX43 Nathalies schweren Koffer die Treppe hinunter. Es herrschte eine bedrückte Stimmung. Draußen hupte jemand. Die Limosine, die Nathalie von diesem Ort brachte, war angekommen. "Oh Nathalie...", schluchzte Mrs Preston und hielt ihr gefalteten Hände vor ihren Mund. Tränen rannen ihre die Wangen hinunter. Sie standen vor der Haustür, Nathalies gepackter Reisekoffer neben ihr. Mr und Mrs Preston, Mrs Harper standen vor der Abreisenden mit bitterer Miene. Diese Abreise war schon Jahre geplant und doch traf sie sie jetzt wie ein harter Faustschlag ins Gesicht. Nathalie lächelte traurig und nahm ihre Mutter in die Arme. Lange Zeit sagte niemand etwas. "Ich werde dich so vermissen.", flüsterte Nathalie und ihre Tränen fielen auf die glatten blonden Haare ihrer schlanken Mutter. Ihr Gesicht verzerrte sich vor Traurigkeit. "Ich liebe dich.", sagte ihre Mutter und ließ sich von der ebenso traurigen Mrs Harper ein Taschentuch geben. Nathalie wusste nicht warum ihr der Abschied so schwer fiel. Innerlich war Nathalie fast mehr überrascht darüber als traurig. Jetzt sah sie ihrem Vater ins Gesicht und sie wischte sich schnell über das Gesicht. Ihr Vater sah sie lange mit seinen bernsteinfarbenen Augen tief und ernst an. Dann lachte er mit Tränen in den Augen. "Warum weinst du denn? Wir sehen uns doch in höchstens ein paar Monaten wieder. Alles ist genauestens geplant und mit dir an Bord wird alles glatt laufen." Es war Nathalie peinlich, doch sie brach wieder in Tränen aus. Etwas hielt sie hier fest. Sie wollte nicht gehen. "Reiß dich zusammen!", befahl sie sich selbst und hätte sich am liebsten geschlagen. Wie konnte sie nur so nach all der Arbeit denken?! Ihr Vater umarmte sie fest und ließ sie wieder los. Sein Gesichtsausdruck war weder ernst noch grinsend. Er war voller Wärme und strahlte seine väterliche Liebe für Nathalie aus. "Du weißt, du bist nicht unser leibliches Kind. Aber wir lieben dich so, als wärst du es und mehr als manch andere Eltern ihre leibliche Tochter lieben. Wir sind so stolz auf dich. Du hast es ermöglicht, die Menschen vor dem Untergang zu bewahren und du hast ihnen eine neue Heimat geschenkt. Denk immer daran, du bist ein guter Mensch. Und ein einzigartiger dazu. Bald sind wir wieder vereint." Seine Worten prägten sich gut in Nathalies Gedächtnis ein. Ihre Mutter trat noch einmal hervor und holte eine kleine Schmuckschatulle heraus. Wieder stiegen ihr die Tränen in die Augen und Nathalie öffnete sie schnell. Auf einem dunklen Samtkissen lag in der langen Schatulle eine dünne kurze Silberkette mit einem runden kleinen silbernen Anhänger, der den Planeten Erde darstellte. "Damit du immer weißt, woher du kommst.", fügte Mrs Preston hinzu und Mrs Harper half der berührten Nathalie, sich die Kette umzubinden. "Danke, sie ist wunderschön.", erklärte sie. "Viel Glück, Miss Harper.", meinte die Hausdienerin lächelnd und wischte sich eine Träne ab. "Herrje, warum flennen wir denn jetzt alle?", lachte Mr Preston. "Nathalie war doch schon öfter länger weg!" Seine Tochter schüttelte den Kopf und meinte lachend: "Ja, aber noch nie eine Galaxie entfernt!" Ungeduldig wurde von draußen noch einmal gehupt. PX43 ging mit dem Koffer schon hinaus, während Mrs Preston ihrer Tochter einen Seidenhut aufsetzte und noch schnell ihr etwas Sonnencreme Faktor 50 ins Gesicht schmierte. "Bis bald, mein Schatz!", rief ihre Mutter ihr hinterher und alle winkten ihr zum Abschied. Nathalie brachte es aber nicht übers Herz sich noch einmal umzudrehen. Sie musste jetzt in die Zukunft sehen, nicht zurück. Außerdem würden sie, wie ihr Vater schon gesagt hatten, bald wieder vereint sein. Ihr ganzer Körper zitterte. Warum hatte sie schon solche Sehnsucht? Der Chauffeur grüßte sie und half ihr in die schwarze Limosine. Als sie drinnen saß, ließ sie die getönte Scheibe zwischen dem Fahrer und ihr hinauffahren und hielt ihre neue Kette fest umklammert. Plötzlich klopfte jemand energisch an die Außenscheibe. Nathalie ließ sie irritiert aber auch etwas erleichtert hinunter fahren. Aber warum war sie erleichtert? Glaubte sie allen ernstes, jemand würde sie doch abhalten zu fahren? Sie blickte in das tränenbenetzte Gesicht ihrer Adoptivmutter - sie lächelte und zeigte ihr Nathalies Ticket für die Reise zur Alphastation. Nathalie lachte. Es war ihr etwas peinlich. Wenn das der Professor wüsste... "Danke Mom!" Sie küsste sie auf die Wange und ihre Mutter zwinkerte ihr noch zu, ließ ihre Hand los und lief zurück ins Haus. Dann fuhr die Limosine los. Die Stimme in Nathalies Innerem schrie. Fortsetzung folgt... Ich hoffe euch gefällt die Story!! Bitte ganz viel Kommis schreiben, darüber freu i mi so!!! Wenn jemand mitschreiben möchte, muss er es nur sagen! Also bis bald, eure Prisca Kapitel 2: Der letzte Tag auf der Erde -------------------------------------- 2. Kapitel Der letzte Tag auf der Erde Die nächsten Tage kamen Nathalie wie im Traum vor. Die meiste Zeit verbrachte sie im Tower von der South Gamma Station. Dort wurde noch einmal der Start von Omega 14, dem Raumschiff, das sie in die neue Welt bringen sollte, genaustens kalkuliert und vorbereitet. Professor Harrison war die ganze Zeit bei ihr und unterstützte sie, so gut es ging. Nathalie empfand das als etwas überfürsorglich. Immerhin war sie schon 20 und sie war mit dem Programm genaustens vertraut. Die Zeit verging wie im Flug und ehe sie wusste wie ihr geschah, war der Abend vor dem Start gekommen. Das Mädchen saß vor ihrem Schreibtisch und rechnete noch einmal ein paar Flugrouten durch, als es zweimal an ihrer Kabinentür klopfte. Überrascht stand sie auf und sah sich noch einmal kurz in ihrer kleinen Kabine um, die man ihr zur Verfügung gestellt hatte. Die Einrichtung war kalt und steril, sie beinhaltete jediglich ein kleines Bett, einen Schreibtisch und einen Minifernseher. Künstliches gefiltertes Licht schimmerte von einer kleinen Anlage auf ihr Bett. Das Zimmer sah nicht sehr aufgeräumt aus. Nathalie hatte ihre Messinstrumente und ein paar Habseligkeiten einfach auf den Boden liegen lassen und ihre Bettdecke war alles andere als glatt gefaltet. Dabei wusste sie doch wie wenig Professor Harrison von Unordentlichkeit hielt. Sie seufzte, machte sich auf eine Standpauke gefasst und öffnete die graue Tür vor sich. "Guten Abend, Nathalie. Dürfen wir eintreten?" Tatsächlich. Es war Professor Harrison. Doch er war in Begleitung einer attraktiven etwa 30-jährigen Frau und einem jungen Mann in Nathalies Alter. Nathalie hatte die ältere Frau schon öftermal gesehen, jedoch noch nie mit ihr gesprochen. Ihr waren gleich die pechschwarzen Haare und ihre stahlgrauen Augen aufgefallen. Zudem war sie noch eine überaus hübsche Person, jedoch war ihr Blick etwas kühl. Einladend bat Nathalie mit einer Handgeste den Besuch einzutreten. Es war ihr nun sehr peinlich, dass ihr Zimmer so verwüstet aussah. "Nur ein Genie kennt sich im Chaos aus, hm?", meinte der Junge belustigt und lächelte. Nathalie fand ihn auf Anhieb sympathisch und war froh, dass er die Stimmung hob. "Tut mir leid, wenn ich gewusst hätte...", fing die junge Frau an und wurde etwas rot als sie den etwas enttäuschten Gesichtsausdruck von Professor Harrison sah. "Na das kennen wir ja bereits. Ich möchte dir ein paar Leute vorstellen, mit denen du in den nächsten Monaten viel zu tun haben wirst. Zum einen meine geschätzte Kollegin Dr Charleen London. Niemand kennt sich so gut mit Omega 14 aus wie sie!", erklärte der Professor. Sogleich machte Dr London einen Schritt auf Nathalie zu und schüttelte fest ihre Hand. "Angenehm. Ich habe Ihre Arbeit über die Raum-Zeit-Kontinuum-Theorie innerhalb eines Wurmlochs gelesen. Sehr interessant, doch ich kann ein paar Ihrer Argumente nicht nachvollziehen..." Nathalie hob die Augenbrauen und versuchte nett zu lächeln; irgendwie konnte sie Dr London nicht so gut leiden. Zum Glück plapperte jetzt der braunhaarige Junge dazwischen: "Ui ui ui, bei so was krieg ich immer Kopfschmerzen. Könnt ihr das bereden, wenn ihr unter euch Genies seit? Mein Name ist Dan." Auch sie schüttelten ihre Hände, doch Nathalie konnte ihre Augen nicht von seinen abwenden. Sie schien darin zu versinken. Diese tiefen haselnussbraunen Rehaugen schienen sie hypnotisiert zu haben. "Verzeih die aufdringliche Art meines Enkels, Nathalie. Er kommt nicht sehr nach mir und seinem Vater und hat wohl auch bei der Verteilung der Intelligenz geschlafen.", sagte der Professor lachend und klatschte seinem Enkel leicht auf auf den Hinterkopf. "Ey...", brummte dieser und rieb sich die Stelle. Nathalie musste auch lachen. "Sein Name ist Dancel Victor Harrison. Er wird dich auf deiner Reise begleiten. Ich hoffe du kannst ihm etwas beibringen und ihm die Flausen aus dem Kopf treiben.", fuhr Dans Großvater fort. "Aha, so eine Art Praktikant?", übersetzte Nathalie amüsiert. Jetzt mischte sich jedoch Dr London ein. "Ist das wirklich so eine gute Idee? Wir haben doch nun schon Platzprobleme!", erinnerte sie den Professor und biss die Zähne zusammen. Dans Großvater hob die Hand. "Das ist mir sehr wohl bewusst, Charleen. Darum werde ich auch auf der Erde bleiben und mit dem nächsten Transporter zu euch stoßen.", antwortete er etwas bitter. Sein Enkel erschrak. Anscheinend hörte er dies zum ersten Mal. "Aber Opa! Die brauchen dich doch hier! Du solltest lieber mit Omega 14 fliegen. Es ist doch wirklich klüger, wenn ich nachkomme.", meinte Dan und schien etwas verwirrt. So sehr Nathalie Dan auf der Reise dabei gehabt hätte, sie fand, Dan hatte Recht und es war unbedingt nötig, dass Professor Harrison dabei war. Doch Dans Großvater schüttelte den Kopf. "Nein, meine Entscheidung steht fest. Außerdem könnt ihr mich immer kontaktieren - es ist so, als wäre ich dabei. Also dann, ich gehe dann jetzt wieder. Vergiss nicht, Nathalie, morgen früh um 9 Uhr musst du startklar sein. Werf noch einmal einen letzten Blick auf die Erde." Dann brauste der Professor mit Dr London ab, die energisch darauf beharrte, mit seinem Enkel zu tauschen. Dancel stand schon an der Türschwelle, als er sich noch einmal umdrehte. "Nimm ein gutes Buch für morgen mit - damit du was zu tun hast, die nächsten Monate." Obwohl er lachte und ganz lässig im Türrahmen stand, erkannte Nathalie etwas Furcht in seinen Augen. Anscheinend schien es ihn etwas mitzunehmen, dass er den Platz seines Opas einnehmen sollte. "Dancel? Was machst du denn an deinem letzten Abend auf der Erde?", fragte die junge Frau unverblühmt. Die Frage schien ihn etwas zu überraschen. "Ich... eigentlich nichts - und du?", fragte er neugierig nach. "Ich hätte da schon eine Idee..." Nathalie lachte, als sie Dancel mit einer riesigen Sonnenbrille auf sie zu gehen sah. Außerdem war sein Gesicht ganz weiß vor Sonnencreme. Die junge Frau selber trug nur ein leichtes Kleid und den Seidenhut ihrer Mutter und hatte nur schnell an den wichtigsten Stellen etwas Sonnenschutz aufgetragen. Der letzte Abend auf der Erde war wohl der schwülste, den sie je erlebt hatte. Ihre Wangen glühten bereits und ihr war ganz heiß. Sie befanden sich auf einen Sandhügel unweit der Gammastation und vor ihnen schien langsam die rote Sonne mit dem sandigen Horizont zu verschmelzen. Dan klappte die große rote Sonnenbrille hoch und holte einen farbenfrohen Sonnenschirm hervor. "Tada! Damit dein zartes Näschen keinen Sonnenbrand bekommt! Hab ich aus der Station mitgehenlassen. Filtert die gefährlichen UV-Strahlen heraus. Leider hat mein Großvater mich beim Hinausstehlen erwischt und er wollte mich nur gehen lassen, wenn ich mich ,angemessen vor den schädlichen Auswirkungen der Abendsonne schütze'! Bevor er mir jedoch wieder einen Vortrag über Hautkrebs machen konnte, bin ich geflohen.", erzählte Dan, steckte den aufgespannten Schirm in den Sand und ließ sich neben Nathalie nieder. "Die ist ja wirklich schick." Nathalie nahm ihm die Riesensonnenbrille ab und saß sie sich selber auf. Alles wurde augenblicklich dunkler, doch sie spührte sofort eine Besserung in ihren Augen, die schon zum Brennen angefangen hatten. Dancel lachte. "Du kennst ja meinen Großvater. Seine Erfindungen sind nicht für das moderne Design berühmt, aber dafür haben sie ganz schön was auf dem Kasten!" Da stimmte ihm Nathalie zu. "Aber bald brauchen wir all diese Sonnenschutzmaßnahmen nicht mehr! Ich bin froh, wenn wir im All sind. Endlich richtig schwerelos! Ich freue mich darauf. Außerdem hab ich viel Zeit meine Studien zu vervollständigen und zum Ende zu bringen. Allein für mein Essay über Schwerelosigkeit und ihre Auswirkung auf den menschlichen Körper arbeite ich jetzt schon seit einem halben Jahr, aber das ist alles nur Theorie. Ich möchte es endlich selbst ausprobieren." Das versetzte Nathalie glatt ins Schwärmen. Dan grinste: "Dann wirst du wohl gar keine Zeit für einen minderwertigen Praktikanten wie mich haben, oder? Außerdem werde ich wahrscheinlich sowieso nur die Hälfte von dem verstehen, was du sagst. Das ist so, als würde ich mit Dr London reden." Energisch schüttelte Nathalie den Kopf. "Unsinn, ich werde aus dir einen richtigen Wissenschaftler machen. Dein Opa wird stolz sein, wenn er dich das nächste Mal wieder sieht und dich wahrscheinlich gar nicht mehr wieder erkennen. Achja, vergleich mich bitte nicht mit Dr London. Ich frag mich ob sie weiß, was ein Lächeln ist." Wieder lachte Dancel und zog aus seiner Hosentasche eine Packung Kekse hervor. Sie hatten die Form eines Dreiecks, waren daumenfingergroß und rot-blau-bepunktet. "Die Sorte ist mir nicht bekannt.", meinte Nathalie. Dan bot ihr welche an. "Das sind Dixis. Die macht meine Oma. Eine Mischung aus verschiedenem Gemüse, Obst, Erdnussbutter und Chilli. Die schmecken echt super." Etwas skeptisch verharrte die junge Frau zuerst, fasste sich jedoch dann ein Herz und probierte ein Dixi. Kaum hatte ihre Zunge das mysteriöse Gebäck berührt, wurde es Nathalie grauenhaft übel und sie konnte sich nicht zwingen, den Bissen aus Höflichkeit hinunterzuschlucken. Stattdessen hustete sie den Happen aus. Alles in ihrem Mund brannte, von dem Gemüse und dem Obst war ihr schlecht und der Geschmack von Erdnüssen machte alles noch schlimmer. Lachend klopfte Dan ihr auf den Rücken und warf sich einen ganzen Dixi in den Mund. "Schon OK, ich kenne keinen, außer mir und meiner Oma, dem das geschmeckt hat." Die Tränen stiegen Nathalie in die Augen und sie war dankbar, als Dan ihr eine Flasche Wasser zum Nachspülen reichte. "Wie kann man das nur wie Chips in sich hineinstopfen?", fragte Nathalie, nach dem sie den ersten Schrecken überwunden hatte, amüsiert. "Ich hab einen ganzen Sack voller Dixis für meine Reise zur Alphastation dabei. Wie lange wir wohl genau unterwegs sein werden?", überlegte Dancel laut. Nathalie sah ihn kurz an und zwinkerte ihm zu. "Genau 4 Monate und 20 Tage, wenn alles glatt läuft.", antwortete sie. "Ui ui ui, ziemlich lange. Da kann einem schon langweilig werden, hm?", sagte Dan und legte sich mit verschränkten Armen hinter dem Kopf in den Sand. Nathalie tat es ihm nach. "Keine Angst, ich bin ja auch noch da.", gluckste sie. Dan nickte und aß noch ein Dixi. "Dann bin ich ja beruhigt." Ich hoffe es hat euch gefallen! Das nächste Chap heißt "Omega 14"! Kommis sind sehr willkommen. XD Priscaa Kapitel 3: Omega 14 ------------------- 3. Kapitel Omega 14 "Jetzt möchte ich dir noch ein paar Mitglieder der Crew vorstellen. Ein paar kennst du sicher schon.", erklärte Professor Harrison und deutete auf einen Teil der Besatzung von Omega 14 vor ihnen. Freundlich begrüßten sie Nathalie und Dan, die sichtlich etwas aufgeregt waren. "Willkommen an Bord der Omega 14. Ich bin der erste Kommandant und somit der Befehlshaber auf diesem Schiff. Nenn mich Chuck.", bat ein ungefähr gutaussehender 30-Jähriger mit dunkelblauen Haaren. Nathalie war von seiner energievollen Ausstrahlung beeindruckt. "Freut mich, Sie kennenzulernen.", meinte sie nur und schüttelte seine Hand. Auch Dan war Feuer und Flamme. "Du darfst also dieses Wahnsinnsbaby fliegen? Lässt du mich mal ans Steuer?", fragte Dan hoffnungsvoll. Chuck lachte und meinte dann: "Professor Harrison hat mich schon vor deinen Hirngespinsten vorgewarnt, Dan." Mit einem Schmollmund zog sich dieser etwas zurück. Sie standen auf der Brücke des Raumschiffes, das sich jedoch noch auf der Startposition der Erde befand. In einer Stunde würde allerdings schon der Countdown anfangen und sie in weniger als 10 Sekunden ins Weltall schicken. Nathalie hatte schon ganz weiche Knie. Dr London winkte ihnen kurz ausdruckslos zu und verließ die Brücke. An einem Computer neben ihr tippte wie ein Besessener ein junger Mann Mitte 20 Zahlen in den Computer ein. Schweiß strömte über sein Gesicht. Nathalie fragte sich, ob er Hilfe benötigte. Sein violettes abstehendes Haar war ganz durcheinander, aber am auffälligsten fand die junge Frau den großen ringförmigen Ohring mit einem lilafarbenen runden Stein darin. "Kommst du zurecht?", fragte Nathalie vorsichtig. Zunächst reagierte der Techniker nicht, bis Nathalie ihn schließlich anstupste. "So kann ich nicht...", schrie der lilahaarige Mann, stoppte seinen Wutausbruch aber augenblicklich als er Nathalies Gesicht erblickte. "Oh, tut mir leid, Miss Preston.", entschuldigte er sich sofort und hämmerte dann weiter auf die Tastatur ein. Ob er überhaupt noch wusste, was er tat, war Nathalie schleierhaft. Außerdem war sie sehr verwundert, dass er ihren Namen kannte. "Ich kenne mich mit dem Programm aus. Brauchen Sie Hilfe?", fragte sie hilfsbereit. Der Techniker hörte auf Daten in den Computer einzugeben, schloss kurz die Augen und sah sie dann an. "Ich weiß, dass Sie sich gut damit auskennen. Aber ich habe wohl gerade meine gesamte Analyse über die Sauerstoffleitungsverbindung von Omega 14 gelöscht und jetzt muss ich alle Daten noch einmal eingeben. Falls ich das nicht bis zum Countdown schaffe, muss der Start verschoben werden und ich werde gefeuert!" Nathalie hatte richtig Mitleid mit ihm. "Wie ist Ihr Name? Ich werde Ihnen helfen.", erklärte sie sich bereit und setzte sich an den Laptop neben ihm. Sie rief das selbe Programm auf und fing ebenfalls an, die Zahlen, die auf seinem Blatt standen, richtig einzugeben. "Was... Ich heiße Cooper. Miss Preston, Sie haben wichtigeres zu tun. Sie müssen mir nicht...", doch bevor er den Satz beenden konnte, hielt Nathalie ihm den Mund mit ihrer Hand zu. "Ruhe jetzt und tippen Sie. Sie können auch ruhig Nathalie zu mir sagen.", befahl sie in einem herrischen Ton, der eigentlich nicht zu ihr passte. Deshalb grinste sie den Techniker an. Der lächelte zurück und murmelte, bevor er mit der Arbeit fortfuhr ein leises "Danke". "Wir müssen auf unsere Plätze, Dan!", erklärte Nathalie etwas hektisch, nahm ihn bei der Hand und führte ihn auf Ebene 3. Dort befanden sich noch freie Sessel mit Gurten. Vor 15 Minuten war sie mit der Dateneingabe mit Cooper fertig geworden, der sich übereifrig bei ihr bedankt hatte, hatte sich von Professor Harrison verabschiedet, der etwas sentimental geworden war und beiden mit Tränen in den Augen gesagt hatte, wie stolz er auf sie sei und war nun mit Dan in der etwas abgeschiedeneren Ebene gelandet. "OK, hier ist der Countdown.", sagte Dan und zeigte seiner Begleiterin seinen Handcomputer, einem so genannten HC, über dem man Daten über das ganze Raumschiff zugreifen und sogar den Countdown abrufen konnte. Gemeinsam zählten sie diesen hinunter und als sie mit voller Wucht ins All geschossen wurden, verdrehte es Nathalie den Magen und ihr wurde etwas schwarz vor Augen. "Hey, Nathalie - alles klar?", fragte Dan sorgenvoll nach. Ihr war etwas übel, doch der Druck hatte nachgelassen. Sie nickte langsam und erkannte erst jetzt, dass sie ihre linke Hand fest um Dans Hand geklammert hatte. "Zum Glück starten wir nur einmal.", keuchte sie grinsend und ließ ihn los. Dan zwinkerte ihr zu und zeigte ihr eine kleine weiße Pille. "Hier - hat mir mein Opa für uns mitgegeben. Falls dir der Start nicht gut bekommen sollte... Anscheinend kann er jetzt auch noch hellsehen." Der Junge grinste, drückte ihr die Tablette in die Hand und ging los um ein Glas Wasser zu besorgen. Nathalie, die etwas weiß um die Nasenspitze herum war, schnallte sich ab, stand mit wackeligen Füßen auf und hielt sich am Rahmen eines der großen Fenster fest. Hier hatte sie einen wunderbaren Blick auf die immer kleiner wurdende Erde, ihrem Heimatplaneten. Dies war das letzte Mal, dass sie ihn sah. Er war dem Untergang geweiht. Sie griff sich an die Kette, die ihr ihre Eltern geschenkt hatten und musste ihre Tränen zurückhalten. Es herrschte eine etwas bedrückte Stimmung, als Nathalie und Dan die Brücke erreichten. Chuck hatte sich in den Kommandantenstuhl gesetzt, gab aber viele Befehle an seine Crew und drückte selbst ein paar Knöpfe , die neben ihm auf seinem Sessel installiert waren. Mit raschen Schritten ging Nathalie auf ihn zu. "Ist alles nach Plan verlaufen?", fragte sie sofort. Der Befehlshaber nickte, meinte jedoch: "Ja, aber eine Düse scheint nicht richtig zu funktionieren. Das heißt im Klartext, wir sind langsamer. Unsere Ankunft könnte sich auf bis zu einem Monat verzögern! Ich habe bereits mit der Erde Kontakt aufgenommen, aber die haben auch noch keine Idee, wie wir das Problem lösen könnten. Irgendwo könnte ein Kabel locker oder nicht richtig angeschlossen sein sein. Der Computer konnte aber nichts finden." Dan verzog verärgert das Gesicht. Auch seiner neuen Freundin gefiel das nicht. "Haben Sie einen Scanglove an Bord?", wollte diese wissen. Sie mussten nur die undichte Stelle finden, aber bei diesem Größenausmaß würde das schwer sein. "Natürlich. Aber der einzige Arbeiter, der sich ein wenig mit dieser Technologie auskennt, ist gerade mal am Anfang diesem Studiums. Diese Technologie ist so kompliziert, dass..." Doch Nathalie unterbrach ihn: "Ich versuche es." Professor Harrison und sie hatten schon öfter damit experimentiert. Es war ein diplomatisches Geschenk der Genen gewesen, doch niemand hatte die Technologie jemals ganz gemeistert. Mit dem Scanglove konnte man alles abscannen um dann Verletzungen oder Beschädigungen an Körpern zu entdecken. Chuck gab den Befehl und schon bald kam Cooper mit einem silbernen Aktenkoffer zu seinem Kommandanten gelaufen und öffnete ihn. Gut in Schaumstoff gepolstert lag darin der silberne Eisenhandschuh, der zudem noch ein hübsches schwarzes Netzmuster aufwies. Nathalie nahm ihn heraus und stülpte ihn sich über. Jetzt musste sie sich konzentrieren und an die Worte des Professors Denken. Sie sah sich im Labor von Professor Harrison wieder. Das lag neun Monate zurück. "Die Genen sind ein sehr leidenschaftliches Volk und sehr naturverbunden. Ich glaube sogar, sie glauben an so etwas wie Magie und das alles miteinander im Kosmos verbunden ist und eine Seele hat. Das ist sehr wichtig zu wissen, wenn man den Scanglove richtig nutzen will. Natürlich nennen ihn die Genen anders, aber die Wissenschaftler können den ursprünglichen Begriff nicht aussprechen. Wie auch immer, wenn du Gebrauch von dieser Technologie machen willst, musst du erst einmal daran glauben, dass alles eine Seele hat.", hatte der alte Mann damals erklärt und es ihr vorgemacht. Nathalie, eine gebürtige Wissenschaftlerin, die mit Magie und Seelen nichts anfangen konnte, war es damals zunächst schwer gefallen, den Scanglove zu gebrauchen. Sie hatte nicht glauben können, dass man wirklich für das Einsetzen der Technologie wirklich an die Verbindung mit dem Kosmos und der Magie glauben musste. Obwohl sie dies immer noch mehr oder weniger nicht tat, war es ihr einmal nach Stunden der Übung gelungen, an einem kaputten Laptop die undichte Stelle zu finden. Damals war aber nur ein Kabel locker gewesen und es war auch kein 50-Mann-Besatzungsraumschiff gewesen. "Nathalie?" Dan hatte sie aus ihren Erinnerungen gerissen. Die junge Frau nickte ihm etwas nervös zu. Wie sollte sie das nur schaffen? Langsam kam sie sich arrogant und naiv vor. Schließlich prüfte sie noch einmal, ob der Scanglove gut und fest saß, dann legte sie die Hand auf eine kalte graue Wand des Schiffs und schloss die Augen. Natürlich spürte sie die stechenden Blicke der Besatzung in ihrem Nacken, doch sie versuchte sich wieder zu konzentrieren. Sie musste die Verbindung und die Magie spüren, wie vor neun Monaten. Nach diesem kleinen Erfolgserlebnis damals war es ihr leider nie wieder gelungen. "Wo ist die undichte Stelle? Was fehlt dir?", fragte sie Omega 14 in Gedanken und presste ihre Hand fest gegen die Wand; ihre Augen waren fest geschlossen. Der Schweiß rann ihr von der Stirn. Sie durfte jetzt nicht versagen. Nichts geschah. Hinter ihr hörte sie leises Tuscheln. Die junge Forscherin schüttelte den Kopf. Konnten die nicht still sein?! "Wo ist das Leck? Sag es mir!", schrie sie innerlich, holte aus und schlug mit der Handfläche nocheinmal auf die harte Eisenwand. Alles war schwarz, weil sie immer noch die Augen zusammenpresste. Plötzlich fühlte Nathalie es. Es kribbelte. Obwohl sie nichts sah, kribbelte es sie überall. Fast hätte sie laut aufgelacht, weil es fast kitzelte. Es war ein wunderbares Gefühl. Überall sah sie farbenfroh Funken aufsteigen. Nun war sie voller Energie und als sie an sich heruntersah, erblickte sie ihren Körper. Doch von dem Schiff und den Leuten auf der Brücke war nichts zu sehen. Wo war sie? Um sie herum war immer noch alles schwarz, nur die bunten Funken spendeten ihr Licht. Angst hatte sie nicht, sie fühlte sich in dem kribbelnden Strudel aus Gefühlen pudelwohl. Auf einmal ging ein paar Meter vor ihr eine Tür auf. Weißes gleißendes Licht schien hinein. Auf der Türschwelle stand jemand. Nathalie wollte auf den Fremden zugehen und sie begrüßen, doch sie konnte ihre Füße nicht bewegen. "Warte! Wer bist du?", fragte sie und steckte ihre Hand nach der unbekannten Person aus. Endlich, sie schien etwas näher zu kommen, obwohl sie sich nicht bewegte. Jetzt erkannte Nathalie, dass es ein Mädchen war. Nicht einmal eine Sekunde später füllte sich der ganze Raum so mit den Lichtfunken, dass nichts anderes mehr zu sehen war. Nathalie fühlte, dass sie jetzt mit dem Schiff in Verbindung war. Ihr war kalt, doch sie musste jetzt noch einmal all ihre Kräfte mobilisieren und Omega 14 zuhören. Das Schiff zeigte ihr einen grünleuchtenden Bauplan, den Nathalie auf der Erde schon oft angeschaut hatte. Der Plan wechselte von Ebene zu Ebene. Alles leuchtete grün. Doch auf der vierten Ebene blinkte im Antriebsraum ein rotes Licht auf. "Zeig es mir genauer...", flüsterte die Wissenschaftlerin matt. Warum war ihr so schwindelig? Omega 14 beeilte sich und stieg mit Nathalie, die ohne Körper zu schweben schien, in die fast unterste Ebene. Dort zeigte es ihr eine alte Röhre im hintersten Teil des mit Kabeln vorgestopften Zimmers, die ein paar Löcher hatte und woraus Gas, das eigentlich in die Antriebsdüsen geleitet werden musste, entweichte. "Danke...", wisperte Nathalie müde und sie spürte, wie ihre Augen zufielen und sie zusammensackte. Das erste was sie sah, war Dans bekümmertes Gesicht. Sie wollte ihm mitteilen, was sie gesehen hatte, brachte aber nichts heraus. Ihre Zunge war fiel zu schwer und ihr Mund bewegte sich keinen Zentimeter. "Sie ist wieder wach!", schrie eine vertraute Stimme. Es dauerte, bis ihr dämmerte, dass diese Cooper gehörte. Eine ältere Sanitäterin bückte sich über sie und fühlte ihren Puls. Nathalie wollte aufstehen und allen erklären, dass es ihr gut ging und dass sie wichtigeres zu tun hatten, doch sie hatte einfach keine Kraft. Jetzt verabreichte die Medizinerin ihr eine Kochsalzlösung. "Können Sie mich verstehen?", fragte sie Nathalie, die ihre Augen kaum offen halten konnte. "Ja verdammt!", schrie sie in Gedanken, doch es war vergebens. Alles was sie tun konnte, war die Sanitäterin ausdruckslos anzustarren. "Ihre Herzfrequenz liegt bei fast 100. Vielleicht verträgt sich diese Genentechnik nicht mit ihrem Körper. Das muss ich genauer untersuchen. Bringt sie auf die Krankenstation.", erklärte die Ärztin. "Nein, hört mir zu!!", brüllte die Wissenschaftlerin innerlich. Ihr Mund zitterte. Ihre Hand pochte. Dan half den anderen, sie auf die Trage zu legen. Er war ganz nah an ihrem Gesicht und den vor Entsetzen aufgerissenen Augen, die ihn anstarrten. Nathalie zwinkerte ganz schnell mit den Augen um ihm klar zumachen, dass sie etwas loswerden musste. Professor Harrisons Enkel schaute verwirrt. "Doktor, ihre Augen...", sagte er. Die Ärztin nickte. "Vielleicht ein Anfall. Ich muss sie untersuchen - ab auf die Krankenstation zum Ganzkörpercheck." Vor lauter Wut und Enttäuschung bekam Nathalie noch einmal die Kraft, Aufmerksamkeit zu erregen, indem sie es tatsächlich schaffte, Dan am Arm zu packen und ihn zu sich hinunter zu ziehen. Sie war selbst erstaunt, dass sie es auch noch bewältigte, die Starre in ihrem Gesicht zu überwinden und leise ein paar Wörter herauszupressen: "Ebene vier... Antriebsraum... Hinten... Röhre... Loch... Gas..." Dann wurde sie ohnmächtig. Danke für die Kommis! Das nächste Chap heißt "Erkenntnisse"! Kapitel 4: Erkenntnisse ----------------------- 4. Kapitel Erkenntnisse "Sie wird wieder ganz die Alte, keine Sorge. Den Apparaten zu urteilen müsste sie sowieso bald aufwachen." Nathalie öffnete die Augen. Abgesehen von der Müdigkeit ging es ihr fabelhaft. Etwas verwirrt sah sie sich um. Sie befand sich auf der Krankenstation. Was war passiert? Bilder explodierten in ihrem Kopf. Bunte Funken, weißes Licht, ein Mädchen... Dann die Präsenz von Omega 14... "Oh mein Gott - das Gas!", schrie die Forscherin panisch, warf die weiße Decke zurück, schubste das Nachtkästchen mit ihrem Frühstück weg und wollte gerade zur Tür rennen, als jemand "STOP!" rief. Dan und die Ärztin von vorhin liefen auf sie zu. Doch Nathalie wollte ihnen entgegen laufen um ihnen die lebenswichtige Information mitzuteilen. Leider hatte sie nicht damit gerechnet, dass ihre Beine noch so schwach waren und so wäre sie einfach zusammengesackt, wenn sie nicht starke Arme aufgefangen hätten. Nathalie blinzelte; sie hatte gar nicht gemerkt, dass er da war. Cooper lächelte sie an, doch etwas trauriges lag in seinen Augen. Er half ihr wieder ins Bett. Sein Blick verriet ihr, dass alles in Ordnung war. "Schon gut, Nathalie. Dan hat uns alles mitgeteilt. Er hat gute Ohren. Der Schaden ist auch schon behoben worden. Dank dir." Jetzt hatten auch Dancel und die Ärztin ihr Bett erreicht. "Miss Preston, Sie können doch nicht in Ihrem Zustand auch nur daran denken, einfach aufzustehen!", tadelte die dünne brünette Doktorin sie erst einmal. Sie schob ihre spitze rote Brille weiter die Nase hinauf. Dan hockte sich neben Nathalie auf einen Holzhocker. Er war etwas weiß um die Nasenspitze herum. "Jag uns ja nie wieder einen solchen Schrecken ein!", meinte er und die Erleichterung über Nathalies Erwachen stand ihm ins Gesicht geschrieben. "Wie verantwortungslos, Ihnen den Scanglove zu überlassen! Ich werde ein ernstes Wort mit Komandant Chuckson wechseln müssen! Zum Glück haben die Untersuchungen keine folgenschweren Verletzungen ergeben. Nur eine leichte Gehirnerschütterung und eine Prellung in der rechten Hand. Ich glaube, Sie hatten einen richtig guten Schutzengel. Die Messungen haben nämlich auch ergeben, dass Sie sich kurzzeitig in einen komaähnlichen Zustand befunden haben. So etwas hab ich noch nie gesehen. Das kommt wohl davon, wenn man einfach so fremde Technologien ausprobiert.", erklärte die Ärztin ernst, doch auch sie schien froh über Nathalies Genesung. "Aber Doc, sie hat uns alle den Hintern gerettet. Wenn das Gas weiter ausgetreten wäre, dann...", fing Dan an, doch die Doktorin brachte ihn mit einem stechenden Blick zum Schweigen. Plötzlich lachte Cooper. "Ist doch gut jetzt.", sagte er beschwichtigend. "Alles was zählt ist, dass es Nathalie gut geht. Danke für Ihre Hilfe, Dr. Michell." So dachte Nathalie auch und sie war froh, als Dr. Michell nach einer Blutdruckmessung den Vorhang vorzog und die drei alleine ließ. "Ihr müsst mir erzählen, was passiert ist nachdem ich den Scanglove angezogen hab.", bat Nathalie neugierig und richtete sich etwas in dem weißen Krankenbett auf. Cooper sah sie tief an. "Es war unglaublich. Man hat gesehen, wie verzweifelt du versucht hast, mit dem Schiff in Kontakt zu treten. Dass du es auch geschafft hast, damit hat wohl, denke ich, niemand wirklich gerechnet. Als du aber wie eine Mamorstatue, die Hand mit dem Scanglove gegen das Schiff gepresst, dagestanden bist, war jedem klar, dass es dir tatsächlich gelungen war. Du hast dich minutenlang überhaupt nicht bewegt, bis du angefangen hast zu zittern. Es sah so aus, als ob du Schmerzen hättest..." Dancel unterbrach ihn vor Aufregung. "Jetzt kommt aber das abgefahrenste! Nathalie, du hast so eine Art Energiebarriere um dich herum aufgebaut! Das war der Wahnsinn. Niemand konnte da durch. Dieses Energiefeld, in dem du dich befunden hast, war so aufgeladen, dass deine Haare schwebten und wenn ich richtig gesehen habe, haben sie auch ihre Farbe verändert. Plötzlich waren sie nicht mehr rot, sondern blau. Komisch, oder? Dein Gesicht konnten wir leider nicht sehen. Schließlich hast du furchtbar geschrieen - ich wollte dir helfen, konnte aber wegen die Barriere nicht zu dir durchdringen. Aufeinmal war alles vorbei. Das Kraftfeld verschwand und du fielst auf den Boden. Du hast keine Ahnung, was für ein Chaos auf der Brücke geherrscht hat. Alle hatten tierische Angst um dich." Nathalie stellte sich alles bildlich vor und es tat ihr leid, dass sie allen solche Sorgen bereitet hatte. "Ja, Chuck war ganz außer sich. Er denkt, es war alles seine Schuld.", fügte der lilahaarige Techniker hinzu. "Nein, nein, er hat doch richtig gehandelt. Mir geht es gut und außerdem - wenn ich es nicht getan hätte, wäre das Schiff vielleicht durch das entweichende Gas explodiert!", japste Nathalie hastig. Die zwei Jungs nickten ihr zustimmend zu, dann sagte Dan: "Jetzt bist du dran. Was war los mit dir? Hast du wirklich mit dem Raumschiff gesprochen?" Die Forscherin holte tief Luft und begann zu erzählen. Auch das Mädchen im Türrahmen ließ sie nicht aus. Als sie geendet hatte, war sie noch müder als zuvor. Es herrschte kurz nachdenkliches Schweigen, dann ergriff Dan das Wort. "Dieses Mädchen könnte doch nur eine Halluzination gewesen sein. Überleg doch mal, bei der Energie die du aufbringen musstest, um mit Omega 14 zu sprechen - man, ich kann nicht glauben, dass ich das wirklich glauben soll - könnte es durchaus dazu gekommen sein." Cooper war skeptisch: "Ich weiß nicht. Das wäre schon eine merkwürdige Halluzination. Hast du dieses Mädchen schon einmal gesehen?" Nathalie schüttelte bedauernd den Kopf. Auch sie konnte nicht glauben, dass sie sich das zusammengesponnen hatte. Diese junge Frau... Die Erinnerung schien allmählich zu verblassen. Krampfhaft versuchte sich die Forscherin an ihr Gesicht zu erinnern. Dunkle Haare... Eine blasse Hautfarbe... "Verdammt!", rief sie ärgerlich. Das Aussehen Gestalt war aus ihrem Kopf verschwunden, doch die Gefühle und die Magie, die Nathalie bei der Begegnung gefühlt hatte, waren immer noch vorhanden. Was für seltsame Macht steckte dahinter? Dancel nahm auf einmal ihre Hand. Nathalies Herz machte einen Aussetzer und sie errötete. "Das wird schon wieder.", sagte er mitfühlend. "Ruh' dich noch aus.", erklärte Cooper und die Jungs verabschiedeten sich. Kaum hatten sie den Vorhang zugezogen, fielen Nathalie vor Müdigkeit die Augen zu. In den nächsten Monate passierte nichts ungewöhnliches mehr. Die magische Aura, die Nathalie gefühlt hatte, klang langsam ab. Kommander Chuck hatte sich bei ihr herzlichst für ihren Einsatz bedankt und kümmerte sich nun überfürsorglich um seinen weiblichen Passagier. Während Cooper kleine Tests mit Nathalie durchführte, die aber zu keinem Ergebnis führten, sorgte Dan für gute Laune. Ihr fiel auf, dass sie sich immer stärker von Dancel angezogen fühlte. Eines Tages, als Nathalie mit Cooper den Scanglove untersuchte, ging die Tür des Labors auf und Professor Harrisons Enkel trat ein. Ihr Herz raste, doch sie versuchte ihre Nervosität zu verbergen. "Hi Dan.", quiekte sie und lief rot an. Cooper grüßte ihn mit einer lockeren Handbewegung und führte seine Untersuchungen weiter. Dafür legte er einen winzigen Teil des Scangloves, das er abgetrennt hatte, unter das Mikroskop und war nicht mehr anzusprechen. Nathalie ging auf Dan zu. "Na alles klar? Ist dir schon wieder langweilig?", fragte sie lächelnd. Dan kratzte sich den Hinterkopf und schüttelte den Kopf. "Nein, nein. Nathalie, ich hab etwas unglaubliches herausgefunden!" Höhnisch schnaubte der Techniker und sah von seinem Mikroskop auf. "Was? Gibt es heute Schnitzel mit Pommes frites? Wär mal was Neues..." Seine Freunde hoben überrascht die Augenbrauen. So ironisch sprach Cooper sonst nie. Und besonders nicht so gehässig. "Anscheinend kommt er nicht gut mit seinen Forschungen voran.", flüsterte die junge Frau Dan ins Ohr, der dann in sich hinein grinste. "Wenn er so desinteressiert ist, dann zeig ich es eben nur dir. Komm mit." Dan packte Nathalies Handgelenk - die Gesichtsröte verstärkte sich - und schleifte sie auf Ebene 2. Dort gingen sie in einen Überwachungsraum. Von dort aus konnte man verschiedene Räume und Ebenen aufrufen und sie durch die Kameras dort beobachten. Eine Videokamera schaltete gerade auf das Labor, in dem Cooper experimentierte. Er hatte aufgehört, den Scanglove zu untersuchen und starrte auf die Eingangstür. Sein Gesicht sah komisch aus. "Ist er etwa wütend, weil wir ohne ihn gegangen sind?", fragte sich Nathalie laut. Das war nicht fair gewesen. "Mach dir keinen Kopf. Der ist bloß wegen seinen nicht existierenden wissenschaftlichen Erfolgen sauer.", spekulierte Dan und drückte auf einen Knopf. Ebene 5. Der Bildschirm war schwarz. Ein rotes Fenster leuchtete auf. "Zugriff verwährt" stand dort. Nathalies Augenbrauen zogen sich verwirrt zusammen. Ihr fiel ebenfalls auf, dass sie noch nie auf Ebene 5 gewesen war. Sprachlos schaute sie Dan an, der ihr einen Ich-habs-dir-ja-gesagt-Blick zuwarf. "Was geht auf dieser Ebene vor?! Hast du Chuck gefragt? Wie bist du eigentlich darauf gekommen?", sprudelte es schließlich aus Nathalie heraus. Dan lächelte. "Während ihr eure Facharbeiten schreibt, hab ich das Schiff mal genauer unter die Lupe genommen. Ich kenne jetzt wohl jeden Schlupfwinkel - außer Ebene 5. Chuck meinte, es wäre nur eine weitere Lagerebene. Überzeugend hat er nicht gewirkt. Ich glaube, auf dieser Ebene wird etwas versteckt." Seine Worten hallten ins Nathalies ratternden Gedanken. Von so einer geheimen Operation wusste sie nichts. Hatte Professor Harrison ihr nicht geschworen, ihr alles erzählt zu haben? Oder hatte er von dem Vorgehen in Ebene 5 selbst keine Ahnung gehabt? Für was taugte dieses Versteck? "Ich hab noch etwas weiter Detektiv gespielt. Hier ist eine Liste der gesamten Besatzung der Omega 14. Lies dir die angestrichenen Namen durch. Fällt dir was auf?" Geduldig wartete Dan ab, bis Nathalie die Namen durchgelesen hatte. Beinahe alle waren markiert. "Ich verstehe das nicht... Warum...", murmelte die Forscherin und ihr Kopf schwirrte. Dan las ein paar Namen vor: "Emerald Chuckson - erster Kommandant - Luftwaffenspezialist mit jahrerlanger Erfahrung von Omega-Raumschiffen. Der Beste auf seinem Fachgebiet. Dr. Mitchell - Oberärztin - Fachärztin für Innere Medizin, dazu einen Doktor in Chirugie. Dr. London - Naturphysikerin und Nobelpreisträgerin - das geht die ganze Liste so weiter. Verstehst du nicht, Nathalie? Das sind die Besten der Besten!" Nathalie war schwindelig. Das ergab keinen Sinn. Warum schickten sie all diese bedeutenden Menschen auf einem Schiff auf die Alphastation auf Genesis? War das nicht etwas zu riskant, diese Menschen alle auf einmal diese Reise antreten zu lassen? Warum Omega 14? "Was ist mit den anderen Schiffen, die von der Erde ausgehen? Warum nehmen sie alle die Omega 14?", fragte sie laut - schrie fast. Dan suchte nach einer Erklärung. "Vielleicht ist das so eine Art VIP-Raumschiff?", meinte er schließlich und sah sie schulterzuckend an. Nathalie setzte sich und nickte. Das musste es sein. Aber warum hatte ihr niemand Bescheid gesagt? Ein klärendes mit Gespräch mit Kommander Chuck war nötig. Außerdem war da immer noch die Frage, was es mit Ebene 5 auf sich hatte. Mit der Besatzungsliste in der Hand stellte Nathalie wenig später den Käptän des Raumschiffes zur Rede. Chuck wurde blass und lachte dann. "Ach das. Es ist doch ganz verständlich, dass genau diese Leute auf Omega 14 sind. Für den ersten richtigen Kontakt mit Genesis eignen sie sich am besten. Diese berühmten Personen können dann alles schon perfekt für die Ankunft der anderen Raumschiffe vorbereiten. Verstehst du?", erklärte er überschwänglich. Nathalie nickte langsam. Trotzdem... Sie bekam das Gefühl nicht los, das etwas nicht stimmte. "Und was ist mit Ebene 5? Warum habe ich keinen Zugriff darauf?", fragte sie und zog ihre Augen zu Schlitzen. Jetzt rann ein Schweißtropfen von Chucks Stirn hinunter. Er versuchte seine Nervosität zu verstecken und lachte wieder. "Hat dir das dein Freund nicht erzählt? Er hat ziemlich viele Fragen gestellt. Ich sollte ihm wohl eine Aufgabe zu teilen. Es ist nur eine Lagerhalle." Nathalie protestierte: "Aber wir haben doch schon ein Lager auf Ebene 1!" Der Käptän hob abwehrend die Hände. "Wir können nicht genug Proviant mitnehmen. Wir haben schließlich 50 Mann an Bord. Wenn du das Leck am Schiff nicht gefunden hättest, dann hätten wir nicht mehr genug zu essen gehabt und auf Ebene 5 zugreifen müssen. Es ist so eine Art Notrationslager. Kameras sind da nicht nötig. Ich könnte gerne eine installieren, wenn es dir dann besser geht." Nathalie kam sich jetzt ziemlich dumm vor. Warum stellte sie alles so in Frage? Das musste Dans Einfluss sein. Durch seine Langweile hatte er leidenschaftlich zuviel in solch kleine Unstimmigkeiten hinein interpretiert und sie damit hineingezogen. "Tut mir Leid, Kommander. Ich bin wohl etwas durcheinander.", entschuldigte sie sich ehrlich. Chuck schien erleichtert und lächelte. "Kein Problem. Wir sind doch alle etwas aufgeregt. Wie geht es deiner Hand?" Nach einem kurzen Smalltalk verabschiedete sich Nathalie und verließ die Brücke. Draußen wartete Dan schon. Die Forscherin ging einfach, ihn ignorierend, weiter. Dan überholte sie verwirrt, das Grinsen war verschwunden, und stellte sich ihr in den Weg. Obwohl es ihr innerlich weh tat, sah sie ihn wütend an. "Ich hab mich total zum Deppen gemacht! Ebene 5 ist eine Notrationshalle und deine Theorie vom VIP-Raumschiff ist einfach nur Müll. Es ist einfach nur alles sehr genaustens für die Ankunft auf Genesis geplant. Darauf hätte ich auch kommen können. Chuck denkt jetzt bestimmt, ich drehe durch. Vielleicht tue ich das auch. Zieh mich bitte nicht mehr in deine kindische Welt. Wenn dir langweilig ist, such dir eine Beschäftigung - aber hör mit deinen Verschwörungstheorien auf. Weißt du was? Es ist mir egal. Mach was du willst. Ich geh jetzt wieder zu Cooper. Der beschäftigt sich wenigstens sinnvoll.", erklärte sie laut und sie bereute sofort jedes Wort. Dancel schien ernsthaft in seinen Gefühlen verletzt - das spiegelte sich in seinem Gesicht wieder. "Kindische Welt? Du bist doch blind. Ich dachte, du wärst meine Freundin." Mit diesen Worten ließ er sie zurück und stapfte mit vor Zorn rotem Kopf weg. Nathalies Augen füllten sich mit Tränen. "Dancel...", flüsterte sie ihm verzweifelt hinterher und dann verschwammen die Buchstaben auf der Besatzungsliste, die sie immer noch in der Hand hatte. Viel Spaß damit! Kapitel 5: Dunkle Zeiten ------------------------ 5. Kapitel Dunkle Zeiten Tagelang gingen sie sich aus dem Weg. Natürlich hatte Nathalie ihrem Kumpel Cooper von ihrem Streit und dessen Ursache erzählt. "Mach dir keinen Kopf. Du bist vollkommen im Recht.", pflichtete er ihr noch einmal bei, als sie in der Kantine saßen und Nathalie zu Dancel starrte, der Meter weiter einen Platz bei ein paar Fremden eingenommen hatte. Der Enkel des Professors schien es nicht mal nötig zu haben, ihr auch nur kurz einen Blick zu zuwerfen. Vor lauter Frust passte Nathalie kurz nicht auf und ihr Besteck viel zu Boden. Auch bei diesem Lärm schaute Dancel nicht auf. Nathalie hob Gabel und Messer auf und sah den jungen Techniker traurig an. "Es ist mir inzwischen egal wer im Recht liegt. Ich will einfach nur, dass wir wieder Freunde sind.", erklärte sie seufzend und sah auf ihr unberührtes Essen. Bohnen, Püree und ein kleines Stück Steak. Schon das zweite Mal in dieser Woche. Nathalie schob es zur Seite. Cooper blickte ihr tief in die Augen. "Dann geh zu ihm hin und sag ihm das. Er denkt bestimmt ganz genauso. Dein Sieben-Tage-Regenwetter-Ausdruck passt nicht zu dir. Ich möchte dein Lächeln zurück haben. Außerdem geht mir Dancel doch auch etwas ab. Zwar fallen jetzt keine Reagenzgläser mehr um, aber dafür ist die Stimmung auch auf dem Nullpunkt." Sein plötzliches Lächeln steckte die Forscherin an und sie nickte. "Sieht wohl so aus, als müsste ich den ersten Schritt machen. Danke, Cooper." Nathalie schielte wieder zu Dancel hinüber. Dr. Mitchell hatte sich zu ihm gesellt, weil er nun ganz alleine saß. Anscheinend hatte er die Fremden mit seinen Witzen vergrault. Sie redeten eine Weile, dann stand auch Dancel mit leerem Tablett auf. Er ging zur Theke und war dabei sein Tablett abzugeben. "Los!", spornte sie der Techniker an, und hob den Daumen. Nathalie nickte, sprang auf (dabei fiel wieder das Besteck hinunter) und lief auf die Theke zu. Auf einmal, sie sah kurz zu Dr. Mitchell, erkannte sie, dass die Ärztin auf ihrem Schoß eine Serviette ausgebreitet hatte, Steak und Bohnen hineingelegt hatte, die die Serviette wieder schloss und alles in ihre Tasche steckte. Nathalie war darüber so überrascht, dass sie gegen einen Getränkespender knallte. Cooper und ein paar fremde Menschen eilten ihr zur Hilfe. Dan hatte die Kantine bereits verlassen. "Und dann hat sie das Essen in ihrer Tasche verstaut!", beendete Nathalie ihre Erzählung. Cooper verzog verwirrt das Gesicht. "Sie sieht nicht aus wie eine Neurotikerin, weder wie eine Verrückte. Aber warum sollte sie Steak und Bohnen mitnehmen? Bei Obst würde ich es verstehen. Aber ein Steak als Zwischensnack? Naja, es soll ja alles geben." "Sie hat die Sache schnell und unauffällig durchgezogen. Wie lange sie wohl schon Essen mit nimmt? Ich meine, isst sie das überhaupt selber? Sie kommt mir immer dünner vor.", überlegte Nathalie. Cooper stimmte ihr zu. "Jetzt wo du es sagst... Unter ihrem Kittel ist es schwer zu erkennen, aber ihr Gesicht ist wesentlich schmaler geworden." Die Forscherin seufzte wieder und sah aus dem Laborfenster. "Was wir bräuchten ist ein Detektiv." Offensichtlich gefiel es dem Techniker nicht, dass sich das Thema wieder auf Dan zuneigte und er klatschte die Hände auf die Laborfläche und erklärte: "Das können wir genauso gut selber machen! Wir werden sie nach dem Abendessen verfolgen und herausfinden, was sie damit tut." Zum ersten Mal war Nathalie wieder Feuer und Flamme. "Das ist eine gute Idee! Ich bin dabei. Wenn Dan das kann, können wir das schon lange." Cooper grummelte etwas vor sich hin, nickte und wandte sich wieder seinem Mikroskop zu. Auch Nathalie wollte sich auf ihre Forschungen konzentrieren, schweifte mit ihren Gedanken aber immer wieder zu Dr. Mitchell und Dan ab. Es war eine Stunde vor dem Abendessen, als Nathalie es nicht mehr aushielt und sich unter einem Vorwand von Cooper frühzeitig verabschiedete. "Wir sehen uns dann in der Kantine.", erinnerte sie ihn, als er das Gesicht beleidigt verzog. Neckend zwickte sie ihn und stürmte grinsend aus dem Labor. Draußen krachte sie auf einmal mit einer Frau zusammen. "Pass doch auf.", knirschte Dr. London genervt und trat in das Labor. Als sich die Tür wieder schloss, bleckte ihr Nathalie die Zunge entgegen. Dann machte sie sich auf in den Krankenflügel. Dr. Mitchell kontrollierte gerade die Blutwerte eines Patienten am Fußende seines Bettes, als sie aufblickte. Sie hatte tiefe Augenringe und war etwas blass. "Guten Tag, Dr. Mitchell. Wie geht es Ihnen?", fragte Nathalie freundlich. Sie hatte das Bedürfnis ihr zu helfen. Die Ärztin schloss die Patientenakte und lächelte etwas gekünstelt. "Ausgezeichnet. Was machst du denn hier? Der Allroundcheck ergab doch, dass es du wieder 100prozentig fit bist." Nathalie nickte eifrig. "Mir fehlt nichts - ich wollte Sie nur besuchen. Ich mache mir wohl etwas Sorgen um Sie." Vielleicht hatte Dr. Mitchell nur niemanden, mit dem Sie über ihre Probleme reden konnte. Plötzlich lachte die Doktorin auf. Jedoch klang es zu ihrem Entsetzen ziemlich hysterisch. "Ich bitte dich, Nathalie. Ich bin Ärztin und es ist meine Aufgabe, sich Sorgen zu machen. Wirklich, es geht mir fabelhaft." Ihre traurigen Augen sagten aber etwas ganz anderes. Nathalie spürte ihre Hilflosigkeit. "Ich sehe doch, dass Sie etwas bedrückt. Kommen Sie - ich bin eine gute Zuhörerin.", versuchte die Forscherin es noch einmal. Doch die Ärztin blieb eisern und jetzt war ihr Tonfall schon streng. "Ich muss jetzt weiterarbeiten, Nathalie. Guten Tag." Damit ließ sie die junge Frau eiskalt stehen. Nathalie sah ihr besorgt hinterher. Cooper und Nathalie waren die ersten in der Kantine. Die beiden waren sehr aufgeregt und hatten überhaupt keinen Hunger. Nach einer Weile füllte sich der Raum. Hungrige Besatzungsmitglieder strömten hinein und bedienten sich an den Theken. Auf einmal setzten sich Chuck und ein paar Mitglieder seiner Crew zu den Beiden. "Na ihr beiden? Wie geht's?", fragte er gut gelaunt und nahm einen Bissen von seinem Brot. Cooper wurde nervös, räusperte sich und meinte zu seinem Vorgesetzten: "Sehr gut. Danke, Kommander Chuckson. Und Ihnen?" Dieser grinste und schob sich eine Gabel mit Salat in den Mund. "Bestens, bestens. Wir hatten heute eine B13 in Sektor 4, Ebene 2. Aber zum Glück konnten wir das Problem schnell beheben." Die beiden fingen ein Fachgespräch über die Zusammensetzung und Programmierung der Omega 14 an, doch Nathalie hörte gar nicht zu, sondern warf ab und zu ein paar "Achso!"s und "Wirklich?"s ein. Viel mehr interessierte sie Dr. Mitchell, die sich ganz schön viel Zeit ließ. Nach einer Dreiviertelstunde kam sie endlich und setzte sich an den abgelegensten und einsamsten Tisch, den sie finden konnte. Eine Krankenschwester setzte sich zu ihr, verließ sie aber recht früh, nachdem die Ärztin auf sie eingeredet hatte. Nathalie konnte bei dem lautstarken Gespräch von ihrem Kumpel und Chuck nichts verstehen und außerdem saßen sie so ungelegen, dass sie kaum etwas von Dr. Mitchell sah. Zu allem übel sprach sie jetzt auch noch einer von Chucks Leuten an. "Sie wirken etwas abwesend. Die Programmierung von Omega 14 finde ich auch nicht besonders spannend. Ich bin zwar Kommander Chucksons persönlicher Assistent, doch von Raumschiffen habe ich nicht viel Ahnung. Darf ich mich vorstellen? Terrence Fog.", redete er auf sie ein und schüttelte ihre Hand. Nathalie hatte nur die Hälfte verstandenen und realisierte erst bei ihrer Berührung, dass er mit ihr sprach. Terrence hatte kurze, schwarz-auberginefarbene Haare, ein schmales Gesicht, eine dunkle Hautfarbe und trug Krawatte und einen dunklen Pullover. Vom Alter würde sie ihn auf etwa 28 schätzen. Sein Aussehen und seine etwas bedrohliche und respekteinflößende Aura passte gar nicht zu einem Assistenten. Nathalie fragte sich, warum er ihr nicht eher aufgefallen war. "Mein Name ist Nathalie Preston.", meinte sie nur, verblüfft von seiner Ausstrahlung. Terrence lächelte, doch das Lächeln war etwas höhnisch und füllte sie nicht mit Wärme, wie es bei Cooper und Dan der Fall war. "Das ist mir durchaus bekannt. Ich kenne jeden einzelnen hier und bin bestens über Sie informiert.", erklärte er etwas arrogant. "Wie schön für Sie.", sagte die Forscherin kurz angebunden und wollte das Gespräch so schnell wie möglich beenden. Der Typ war ihr nicht geheuer. Nathalie schielte zu Dr. Mitchell hinüber. Verdammt. Anscheinend, hatte sie das Essen schon eingepackt. Ihr Teller war leer und von der Serviette war auch keine Spur mehr. Natürlich war ihr Blick Terrence nicht entgangen. Er sah sie wieder mit seinem arroganten Lächeln an. "Sie interessieren sich für Dr. Mitchell? Eine sehr gute Ärztin, wirklich. Doch auch mir fällt sie in letzter Zeit auf. Sie hat ein Geheimnis.", erzählte er mit eiserner Stimme. Nathalies Augen zogen sich zu Schlitzen. Chucks Assistent wurde ihr immer unheimlicher. Unter dem Tisch zwickte sie Cooper in den Oberschenkel, als sie sah, dass Dr. Mitchell plötzlich aufbrach. Cooper unterbrach sein Gespräch und flüsterte er kurz zu: "Müssen wir wirklich schon los?" Anscheinend wollte er noch weiter Pluspunkte bei seinem Chef sammeln, der sich anscheinend ausgezeichnet mit ihm verstand. Sofort zwickte Nathalie etwas fester zu und Cooper sprang auf. "Tut mir Leid, wir müssen dann auch schon los." Chuck schien gekränkt. "Wie schade. Naja, man sieht sich. Einen schönen Abend wünsche ich." Brav verabschiedeten sie sich - Terrence nickte ihnen nur freundlich aber bestimmt zu - und dann eilten sie aus der Kantine. Draußen war niemand zu sehen. "Man, ich hoffe das lohnt sich, dass wir gegangen sind. Ich habe mich gerade so gut mit Chuck unterhalten.", maulte Cooper verärgert. Nathalie hielt ihm panisch den Mund zu - sie wollte um keinen Preis jetzt auffliegen. "Sei still! Schreib ihm nachher einfach einen Liebesbrief. Wir müssen Dr. Mitchell finden. Wo ist sie hin? Sie ist doch gerade erst hinaus." Cooper entwand sich ihrem Griff und blinzelte um die Ecke. Er zuckte die Achseln. "Keine Spur." Zu zweit liefen sie die Gänge ab, dann teilten sie sich sogar auf. Nach 15 Minuten trafen sie sich wieder vor der Kantine. "Das gibt's doch nicht. Wo ist sie hin? Ich war in Ebene 1 und 3.", erklärte Nathalie etwas außer Atem. Auch Cooper keuchte. Sein Shirt war schweißgebadet. "Und ich auf Ebene 4 und sogar 5. Doch dort kann sie unmöglich sein. Auf Ebene 5 befindet sich nur ein Sicherheitsausweisscanner vor einem riesigen Tor. Ich habe meinen Ausweis ausprobiert, doch das Tor hat sich nicht geöffnet." Nathalie fand das sehr verdächtig. Warum konnte man nicht mit dem normalen Ausweis in die angebliche Lagerhalle? Plötzlich kam ihre eine Idee. Sie nahm ihren Kumpel am Arm und rannte mit ihm in den einsamen Überwachungsraum in Ebene 2. Der Gedanke an Dan war unausweichlich. Mit ihren Augen suchten sie die Räume ab, die mit Kameras ausgestattet waren. Doch nichts. Dr. Mitchell war wie vom Erdboden verschwunden. Enttäuscht seufzte die junge Wissenschaftlerin und sah zu Cooper auf. "Gute Detektive sind wir nicht gerade." Cooper schnaufte lächelnd und legte seinen Arm um ihre Schulter. "Da bleib ich lieber bei meinen Zahlen und Daten." Die beiden lachten und der Techniker rieb Nathalie den Kopf, bis diese sich lachend aus seinem Griff entwand. "Wie fies! Du bist viel stärker als ich.", empörte sie sich belustigt und auf einmal erblickte sie Dr. Mitchell auf einem der Bildschirme. Sie war auf Ebene 4. Auch Cooper sah sie und schluckte schwer. "Ich verstehe das nicht.", murmelte er verwirrt. Zusammen verließen sie den Raum. Draußen ging auf einmal ein schlanker braunhaariger Junge vorbei und musterte Nathalie kurz. "Dancel!", schrie es in Nathalies Inneren. Ihre Herzfrequenz stieg bedrohlich an. Doch der schaute ihr nicht mal richtig in die Augen, sondern murmelte nur etwas arrogant: "Anfänger..." Dann ging er weiter und seine Freunde starrten ihm fassungslos hinterher. Nach einer weiteren schlaflosen Nacht, betrat Nathalie mit einem heißen Kaffee das Labor. Cooper, der das Labor jetzt durch Nathalies Anwesenheit der Brücke vorzog, war schon wieder bei der Arbeit und arbeitete an seinem Laptop. Freudig begrüßte er sie. "Guten Morgen, Nathalie." Die müde Forscherin hob nur lustlos die Hand und ließ sich auf einen Stuhl fallen. Sie schob den Kaffee weiter weg und schlug dann mit dem Kopf auf die Laborarbeitsfläche auf. Erschrocken sprang Cooper auf. Erschöpft wedelte Nathalie mit der Hand und deutete ihm damit, dass es ihr gut ging. Augenrollend setzte sich der Techniker neben sie. Mit einem offenen Auge sah Nathalie auf. "Morgen...", brummte sie und nahm einen Schluck Kaffee. Dabei verbrannte sie sich die Zunge, doch sie gab keinen Mucks von sich. "Wie lange hast du schon nicht mehr geschlafen?", fragte Cooper besorgt nach. Nathalie entging seiner Frage indem sie antwortete: "Ich mache mir die ganze Zeit Gedanken über Dr. Mitchell, Ebene 5 und..." Jetzt konnte sie den Namen bereits nicht mehr aussprechen. Was war bloß los mit ihr? Wenigstens einer tat es: Cooper. "Dan? Nathalie, du siehst furchtbar aus. Leidest du an einem Dancel-Entzug?" Es klang, als würde es ihm einige Überwindungen kosten, dass zu sagen. Nathalie stützte ihren Kopf mit ihrem Arm und überlegte: "Was hat er gestern bloß mit 'Anfänger' gemeint? Woher weiß er, dass wir zu Spionen geworden sind?" "Nathalie! Hast du mich nicht gehört? Du musst dich mal wieder entspannen. Geh wieder ins Bett. Ich melde dich bei Dr. London ab." Kaum hatte er ihren Namen erwähnt, strackste die berühmte Wissenschaftlerin herein. Sie hob überrascht die Augenbrauen, als sie Nathalie in ihrem bemitleidenswerten Zustand sah. "Was ist denn los mit Ihnen, Miss Preston? Zu viel Party gemacht? Aber wer feiern kann, kann auch arbeiten, was?", sagte sie spitz und setzte sich an ihren Experimentiertisch. Cooper stand auf. "Dr. London, Nathalie geht es nicht so gut. Ich..." "Jetzt wollen Sie sich auch noch vor der Arbeit drücken, was? Was haben Sie eigentlich im Labor zu suchen? Ist Ihr Platz nicht auf der Brücke, Mr Kansington?" Anscheinend war Dr. London mit dem falschen Fuß aufgestanden und unausstehlicher wie eh und je. Doch jetzt verlor der Techniker langsam seine Fassung. "Ich habe keinen festen Platz. So lange ich meine Arbeit erledige, ist es egal wo ich sie mache. Darf ich jetzt Nathalie auf ihre Kabine bringen?" Seine Stimme klang mehr drohend als bittend. Dr. London war von seinem Tonumschwung so konfus, dass sie sie gehen ließ. Nathalie sträubte sich zunächst, ließ sich aber dann doch überreden. "Sorgen Sie sich gut um Ihre Geliebte. Morgen muss sie wieder einsatzfähig sein. Es gibt noch viel zu erforschen.", waren Dr. Londons Abschiedsworte. Cooper drehte sich noch einmal am Türrahmen um, sodass Nathalie die Röte, die ihm ins Gesicht gestiegen war, nicht sehen konnte und sagte lauter als wohl beabsichtigt: "Sie ist nicht meine Geliebte! Kümmern Sie sich um Ihre eigenen Angelegenheiten!" Der verdutzten Forscherin schlug er die Tür zu und Nathalie lachte vergnügt auf. Doch als sie Cooper ins Gesicht war, verschwand ihr Lächeln schnell. Cooper sah sehr zornig aus und seine Stimme zitterte noch vor Wut als er in ihre Augen starrte und "Gehen wir." meinte. Den ganzen Weg vom Laboratorium bis zu Nathalies Kabine dachte die junge Frau über Coopers Gesichtsausdruck nach. Warum hatte er so sauer reagiert? Dr. London nutzte doch fast jede Gelegenheit aus, um ihnen eins aus zu wischen und bis jetzt hatte Cooper die Sprüche gleichgültig hingenommen. "Cooper...", sagte Nathalie leise, weil sie die Stille zwischen ihnen nicht aushielt. "Da sind wir.", erklärte der Techniker und deutete auf ihre Kabinennummer: 665. Nathalie nickte, zog ihre Bordkarte durch den Kartenscanner und legte ihre Hand auf den Türknauf. "Danke - kommst du noch mit rein?" Sie schaute ihm in seine traurigen Augen. Cooper blickte sie nur an. Die Traurigkeit in seiner Miene wechselte zu Entsetzen und Fassungslosigkeit. "Cooper - was ist los?" Obwohl sie sich schwächer als jemals zuvor fühlte, brachte sie noch so viel Energie in ihre Stimme, dass Cooper aus seiner Trance zurückkehrte und überrascht blinzelte. "Was - oh, Nathalie. Tut mir Leid, ich war in Gedanken versunken.", entschuldigte er sich und lächelte verlegen. "Ziemlich weit versunken, würde ich sagen. Ich dachte schon, du bist ins Koma gefallen.", spaßte die junge Frau. Der Techniker lachte auf und erleichtert stellte Nathalie fest, dass er wieder der Alte war. Vielleicht brauchte nicht nur sie mehr Schlaf. "Tut mir Leid, aber ich hab nicht aufgeräumt.", sagte Nathalie, als beide eintraten und Cooper breit grinsend durch den verwüsteten kleinen Raum ging. An den Wänden hingen Musikplakate und Bilder ihrer Familie. Der Raum beinhaltete selbst nur einen Schreibtisch, einen Stuhl und ein Bett. Auf dem Boden lagen Klamotten, Forschungsarbeiten, Informationsmaterial, Bücher und ihr Koffer. "Die Allerordentlichste scheinst du nicht zu sein.", stellte er belustigt fest und hob ein Mikroskop vom Boden auf. Dankend nahm es Nathalie entgegen und stellte es auf ihren vollen Schreibtisch. Die Szene erinnerte sie an Dancel und den Professor auf der South Gamma Station und einen Moment war sie wieder etwas traurig. Plötzlich zitterten ihre Knie vor Schwäche und ihr wurde etwas schwarz vor Augen. Cooper hielt sie an beiden Schultern fest und begleitete sie zu ihrem Bett. "Leg dich hin." Nathalie folgte seinen Anweisungen protestlos und ließ sich in das Bett sinken. Fürsorglich zog ihr Kumpel ihr ihre Schuhe aus und deckte sie zu. "Schlaf dich schön aus. Ich passe auf dich auf.", versprach er. Nathalie wollte sich noch bedanken, doch kaum waren ihre Augen ein weiteres Mal zu, befand sie sich schon im Land der Träume. Kapitel 6: Omegas Geheimnis --------------------------- 6. Kapitel Omegas Geheimnis Als Nathalie ihre Augen öffnete, schwirrte ihr der Kopf. Sie hatte viel geträumt und war sich noch nicht sicher, ob sie wirklich wach war. In ihrem Traum war ihr Dan erschienen, der ihr die Hand gegeben und sie angestrahlt hatte. Dann war Cooper aufgetaucht - ein böser, furchtbar wütender Cooper, der mit Mikroskopen um sich geworfen hatte, die Dr. London wieder mit genervter Miene eingesammelt hatte. "Wo ist er eigentlich? Ob er gegangen ist?", dachte die junge Forscherin und blickte sich in ihrer winzigen Kabine um. Ein gerührtes Lächeln erschien auf ihrem Gesicht, als sie den Techniker auf dem Stuhl vor ihrem Schreibtisch sitzen sah und auf seinem Laptop eingeschlafen war. Sein ruhiger Atem verriet ihr, dass er wohl schon eine Weile schlief. Zu ihrer großen Überraschung erkannte sie, als sie auf ihre Uhr sah, dass es bereits 9 Uhr abends war. Sie hatte also fast zwölf Stunden geschlafen und fühlte sich wohl deshalb auch so fit und energiegeladen. Ob Cooper die ganze Zeit bei ihr geblieben war? Unwahrscheinlich, irgendwann hatte er sich bestimmt etwas zu essen geholt. Anscheinend hatte er auch die Zeit genutzt. Nathalies Zimmer befand sich in einem Topzustand. Alles war ordentlich aufgeräumt und leicht zu finden. "Danke, Coop.", flüsterte sie ihm ins Ohr, als sie aufgestanden war und legte eine Baumwolldecke über seine Schultern. Danach trat sie an ihr Fenster. Zu ihrem Glück hatte Nathalie eines der wenigen Kabinen, die über ein Fenster verfügten, durch die mal das vorbei rauschende All bewundern konnte. Wie weit sie wohl schon von zu Hause entfernt war? Bestimmt schon einige Lichtjahre. Eine große Sehnsucht packte sie und Nathalie hielt ihren Kettenanhänger fest in ihrer Hand umschlossen. Immer wenn sie alleine gewesen war, hatte sie sofort das Heimweh gespürt, doch es war noch nie so stark wie jetzt gewesen. Die Gesichter ihrer Eltern erschienen vor ihren Augen und ihre Augen füllten sich mit Tränen. Sie legte ihre Hand auf die kühle durchsichtige Scheibe. "Ich hoffe, wir sehen uns bald." Bald müsste auch ihr Raumschiff auf der Erde starten, wenn alles nach Plan verlief und in ein paar Monaten würden sie sich schon wieder im Arm halten und sie würde zurückdenken und über diesen Moment lachen. Ja, so musste es sein. Cooper grunzte im Schlaf und riss Nathalie aus ihren Gedanken. Sie musste sich zusammenreißen, um nicht laut los zu lachen. "Er sieht so putzig aus.", dachte sie grinsend und plötzlich kam ihr Dancel ins Gedächtnis. Warum hatten sie sich streiten müssen? Würden sie wegen so einer dummen Angelegenheit nie wieder miteinander reden? Wieso ließ er sie so eiskalt stehen? Nathalie musste zugeben, dass sie zwar sehr über Coopers Anwesenheit und Fürsorge unendlich froh war, doch Dan wäre ihr noch lieber gewesen. Doch der war nicht da. Er spielte irgendwo den großen Detektiv und verschwendete keinen Gedanken an sie. Dachte zumindest Nathalie. Auf einmal sah die junge Frau etwas neben Coopers Kopf glitzern. Verwirrt ging sie zum Schreibtisch und stellte fest, dass Cooper anscheinend während sie geschlafen hatte, weiter Forschungen über den Scanglove betrieben hatte. Wie es schien, hatte Coop Gefallen an dem Apparat gefunden. Voller Ehrerbietung nahm Nathalie den Eisenhandschuh in die Hand und musterte ihn. Ihr fiel ein, was das letzte Mal passiert war, als sie ihn benutzt hatte. Danach war sie tagelang im Krankenflügel gelegen. Doch was sie so fasziniert hatte, waren die Gefühle, die sie hatte erleben dürfen, als sie mit Omega 14 Kontakt aufgenommen hatte. Sie war völlig von Magie umzingelt gewesen. Die Magie hatte ihren Körper durchflutet, ihn wie Blut versorgt und ihre inneren Geister belebt. Es war ein einmaliges Gefühl gewesen. Jetzt erinnerte sie sich auch wieder an das Mädchen auf der Türschwelle. Sie hatte eine sagenhafte Ausstrahlung gehabt - obwohl Nathalie sie nur für ein paar Sekunden gesehen hatte, hatte sie das gefühlt. Die Versuchung war einfach zu groß. Vielleicht konnte sie auch herausfinden, was es sich mit Ebene 5 auf hatte."Nur ganz kurz.", sagte sich Nathalie, doch sie wusste, dass sie den Scanglove noch nicht steuern konnte. Cooper grunzte wieder und fing an zu blinzeln. "Verdammt, er wird es bestimmt nicht zulassen.", überlegte die junge Frau panisch und stülpte sich den Handschuh über. Schnell suchte sie sich eine freie Stelle an der Wand, knallte ihre Hand fest darauf und konzentrierte sich nur auf den Scanglove. "Omega 14... Omega 14...", dachte sie nur und schlug noch einmal mit der Hand zu. Schon spürte sie die Magie in ihren Körper strömen. Jemand hinter ihr schrie ihren Namen, doch sie war schon so von der Macht überwältigt, dass sie nicht einmal sagen konnte, wer es war. Nathalie schwebte im Nichts, als sie die Augen aufschlug. Die bunten Funken flogen nach oben, verschwanden und kamen wieder, doch diesmal schien es sogar, als tanzten sie um Nathalie herum. Ihr Bauchnabel kribbelte und sie fühlte sich wunderbar geborgen. Noch nie hatte sie sich wohler gefühlt. Es war, als streichelte die Magie ihre Seele. Ein paar Momente des reinen Glückes später, ging eine nicht existierende Tür auf und weißes Licht kam zum Vorschein. Eine dunkle Gestalt trat auf die Schwelle. Nathalie wusste, wie wenig Zeit ihr jetzt blieb. "Ich will mit dir reden - warte! Bitte!" Ihre Stimme war nur ein Krächzen, weil die Energie, die von dieser Fremden ausging, unglaublich stark war und Nathalie fast etwas zu schwächen schien. Oder war es einfach nur die Erkenntnis, wie wenig Kraft sie im Gegensatz zu dieser Person hatte? Das Licht wurde heller und die Fremde trat ein paar Zentimeter weiter, überschritt aber immer noch nicht die Schwelle. Gerade, als sie den Kopf etwas schief legte und Nathalie nicht mal eine ganze Sekunde ihr Gesicht erblickte, explodierte der Raum fast vor Funken. Alles was Nathalie erkennen konnte, waren wirklich nur die bunten Lichter vor ihren Augen. Schließlich verminderte sich die Anzahl der Funken, bis nur noch ganz wenige um Nathalie umher flogen. Von dem Mädchen oder dem weißen Licht war keine Spur. Sie fühlte nur noch die Kälte und die Robustheit von Omega 14. Zunehmend wurde ihr auch klar, dass sie langsam am Ende ihrer Kräfte war. "Omega 14 - ich will wissen, was sich in Ebene 5 befindet!", sagte sie schwach. Vor ihr tat sich wieder der Bauplan des Schiffes auf. Die Gänge und Räume waren rot umrandet, doch plötzlich erschienen weitere zwischen den Nathalie bekannten - jedoch in blau. "Was hat das zu bedeuten?", hauchte sie verwirrt. Eine starke eiserne Stimme antwortete: "Lass dich nicht beirren und suche im Innerem. Der Schein trügt oft." Die Forscherin dachte über die Worte und den neuen Schiffsplan von Omega 14 nach und schließlich schoss es ihr wie ein Pfeil durch den Kopf, obwohl sie dachte, sie würde jeden Moment umfallen. Es gab Geheimorte auf Omega 14. Versteckte Gänge, die zu geheimen Orten führten. Und einer dieser versteckten Gänge würde auch zu Ebene 5 führen. Wieder meldete sich die fremde seltsame Stimme von Omega 14: "Sehr gut. Die andere Frage, die dir keine Ruhe lässt, kannst du mit dieser Erkenntnis auch beantworten." Mit diesen immer wieder hallenden Worten verschwanden die Funken, bis schließlich alles schwarz war und Nathalie nach Atem rang. "Ich bekomme keine Luft mehr!", dachte die junge Frau panisch und versuchte sich in dem ewigen Nichts zu bewegen, doch vergebens. Ihre Kehle brannte wie Feuer. Plötzlich spürte sie Boden unter ihren Füßen und sie brach sofort zusammen. "Nathalie. Nathalie - hörst du mich?" Die Stimme kam ihr vertraut vor. Sie klang nicht so kalt wie die von Omega 14, sondern sehr besorgt. Doch wo war sie? Es kostete sie alle Kraft, die Augen zu öffnen. Es brauchte eine Weile, bis sich die richtige Sehschärfe eingestellt hatte. Schließlich erkannte sie das Gesicht von Dan. Das überraschte sie und wenn sie nicht so schwach gewesen wäre, hätte sie erstaunt die Augenbrauen gehoben. Nicht einmal ein Lächeln brachte sie zustande. Ihr ganzer Körper fühlte sich an wie ein großer Betonklotz. So konnte sie ihn nur anstarren und nicht verhindern, dass ihr die Tränen die Wangen hinunter liefen. Sie war so erleichtert, dass er sie nicht vorwurfsvoll und arrogant anschaute, so wie er es das letzte Mal getan hatte, als sie ihm begegnet war. Alles andere war ihr egal. Dass Dan auch noch ihre Hand hielt, spürte sie nicht einmal, doch auch wenn sie es gewusst hätte - sie hätte nicht froher sein können. Seine bloße Anwesenheit genügte um dieses Glücksgefühl zu haben. Nathalie wollte seinen Namen sagen, doch sie schaffte es nicht einmal, den Mund zu öffnen. In Dans Gesicht spiegelte sich die selbe Erleichterung, die sie fühlte. "Nathalie! Ich wusste, du schaffst es." Er streichelte ihre Hand, doch Nathalie weinte nur weiter, weil sie es nicht spüren konnte. "Ich rufe Dr. Mitchell." Er sprang auf, grinste Nathalie noch einmal an und verschwand. Kaum eine halbe Minute später untersuchte Dr. Mitchell ihre neue Patientin. Ihre Augenringe waren noch dunkler geworden und ihre Knochen traten immer mehr unter der dünnen Hautschicht hervor. Sie sah auf keinen Fall gesund aus, doch sie strahlte Nathalie zufrieden an. "Wie schön, dass es Ihnen besser geht! Wir hatten schon richtige Angst um Sie!", meinte sie und legte ihr Stethoskop über ihren Hals. Nathalies Tränen versiegten endlich. Sie fühlte, wie sich ihr Körper langsam erholte und ihre Kraft zurückkam. Cooper stand auf einmal neben ihr und umarmte sie kurz. Einen Moment dachte sie, er hätte Tränen in den Augen. "Miss Preston, Sie haben sieben Tage geschlafen! Aber seien Sie beruhigt, wieder haben Sie so viel Glück gehabt und die außerirdische Technologie wird keine Folgeschäden für Ihren Körper bedeuten. Der Scanglove hat einen lähmenden Schock auf ihren Körper bewirkt, der sich in den nächsten Tagen von selbst und mit etwas Medikation aufheben wird. Wieder erlitten Sie bei ihrem Sturz ein paar Prellungen, aber sonst kann ich nicht klagen. Ein gut gemeinter Rat: Lassen Sie die Finger von dieser Technologie - Sie wollen doch nicht mein Stammpatient werden, oder?" Nathalie wollte lächeln und sich bedanken, doch alles was sie konnte, war, ihre Ärztin anzublinzeln. Wieder verließ Dr. Mitchell sie und zog den Vorhang zu. Ihre Patienten schwor sich, ihren Rat zu beherzigen. Das ganze kam ihr vor wie ein Déjà-vu. "Déjà-vu.", murmelte ihr Dan grinsend zu. Nathalie versuchte zu lachen, doch sie brachte nur ein Japsen hervor. "Wenn das ein Lachen war - nicht schlecht für den Anfang.", fügte ihr Freund hinzu und Nathalie japste wieder. "Dancel kennt mich schon zu gut.", dachte sie amüsiert. Cooper räusperte sich. "Tut mir Leid, wenn ich euch unterbreche, aber ich möchte gern wissen, WAS DU DIR DABEI GEDACHT HAST!" Für einen Bruchteil einer Sekunde, erschien sein wütender Gesichtsausdruck, vor dem sich Nathalie schon einmal gefürchtet hatte. Sie schnappte nach Luft. Dan zog zornig die Augenbrauen zusammen. "Lass sie in Ruhe, Mann. Erstens brauchst du sie nicht so anzufahren und zweitens kann sie dir in diesem Zustand sowieso nichts verraten." Nathalie war über Dans Worte so dankbar, dass sie zustimmend blinzelte. Cooper schüttelte den Kopf. "Tut mir Leid. Ich bin einfach nur besorgt.", erklärte er voller Reue und ging weg. Dan schaute ihm konfus hinterher. In den nächsten Tagen war es Dan, der fast die ganze Zeit über mit Nathalie zusammen war. Cooper schneite nur ab und zu vorbei um sich nach ihrem Zustand zu informieren. "Tut mir Leid, dass ich nicht länger bleiben kann - Chuck macht mir die Hölle heiß, wenn ich meine Arbeit nicht rechtzeitig abgebe.", entschuldigte er sich eines Tages und ließ seine Freunde wieder zurück. Nathalie war es ganz Recht, dass sie jetzt wieder mit Dan allein sein konnte. Obwohl sie Cooper sehr gern um sich hatte und sich gut mit ihm verstand, ging es ihr in Dans Anwesenheit einfach noch besser. Sie war dann praktisch in einen euphorischen Zustand versetzt, aus dem es scheinbar kein Entrinnen gab. Bei Dan fühlte sie sich beschützt, geborgen - dieses Gefühl erinnerte sie an diese Magie, die sie verspürte, wenn sie mit Omega 14 Kontakt aufnahm. Ja, die Stunden mit Dan waren einfach magisch. Er tat alles um sie bei Laune zu halten - nicht, als ob das schwierig gewesen wäre. Dan hatte sogar einen alten DVD-Player aufgetrieben, mit dem sie sich dann noch viel ältere Filme anschauten. Seine Kommentare dazu brachten Nathalie lauthals zum Lachen und sie konnte gar nicht mehr nachvollziehen, wie sie die Zeit ohne Dan überhaupt überstanden hatte. Nach einer Woche hatte Nathalie ihre Motorik halbwegs wieder unter Kontrolle. Nur die Finger gehorchten ihr noch nicht richtig - deshalb konnte sie auch nicht ihre Forschungen weiter betreiben oder ihre Facharbeiten am Laptop zu Ende schreiben. Das schönste war, wenn sie mit Dancel ein Buch las. Ein Dixi nach dem anderem futternd lag dann neben ihr im Bett (wenn Dr. Mitchell ihre Visite machte, sprang er schnell auf und pfiff unauffällig vor sich hin), legte das Buch auf ihren Schoß, seinen Arm über ihre Schulter und las. Entweder las er laut vor oder las in Gedanken mit und blätterte dann die Seiten um. Als es wieder einmal so weit war und es sich Dan neben ihr gemütlich machte (wie immer wurde Nathalie rot und ihr Herz pochte noch lauter), öffnete er den Wälzer auf der Seite mit dem Lesezeichen, schloss es jedoch wieder und schaute sie an. "Nathalie, ich möchte nicht aufdringlich sein, aber ich muss dich das jetzt fragen." Das Herz der jungen Wissenschaftlerin machte einen Sprung und schlug noch heftiger. Ihr wurde ganz heiß und sie hörte das EKG, das ihre Herzströme aufnahm am Monitor wild ausschlagen. Konnte es sein, dass...? Er würde doch nicht jetzt und hier... Sie sah doch furchtbar aus! Ihre Haare waren zerzaust, sie war immer noch leichenblass und sie trug kein bisschen Schminke. "Dan, können wir das nicht...", fing Nathalie heiser an. Ihr Herz pochte noch wie wild und ihre Stimme klang sehr bedrückt. "Nein, wir müssen endlich darüber reden. Wir haben dieses Thema zu lange ausgeklammert.", erklärte Dan unerbittlich und schaute ihr eindringlich in die Augen. Warum schaute er nur so ernst? Anscheinend war der Moment wohl gekommen. Nathalie streifte sich die Haare glatt, setzte sich auf und sah ihn auch an. Welch wunderschöne Augen... "Nathalie." Das EKG überschlug sich fast. "Was ist vor einer Woche passiert? Als du den Scanglove angezogen hast - hattest du wieder Kontakt mit Omega 14?" Neugierig wartete Dan auf eine Antwort. Nathalie schaute ihn völlig verdattert an. "Darüber willst du reden?", stotterte sie verwirrt. Das EKG beruhigte sich und gab keinen Mucks mehr von sich. Jetzt guckte Dan irritiert. "Na klar. Was hast du denn gedacht? Du hast es nie erwähnt und Cooper und ich wollten dich nicht drängen. Eigentlich brennen alle an Bord schon darauf." Nathalie schaute auf ihre weiße Bettdecke und krallte ihre Finger in das Laken. Das war es also. Wie dumm von ihr. Sie lächelte bitter und hob ihren Blick wieder. "Tut mir Leid, ich hab es wohl verdrängt. Ich musste erst wieder zu Kräften kommen." Dafür hatte der Enkel von Professor Harrison vollstes Verständnis und schließlich fing Nathalie an zu erzählen. Heiser endete ihr Bericht eine Viertel Stunde später. Sie hatte auch ausführlich von ihren Gefühlen, der Magie und der Verbindung zu Omega 14 gesprochen - und auch das fremde Mädchen auf der Türschwelle hatte sie nicht ausgelassen. "Das ist unglaublich. Was dich das an Kraft gekostet haben muss. Ich bin so froh, dass du das überhaupt überlebt hast.", brachte ihr Freund nur überwältigt heraus. Er nahm ihre Hand und drückte sie zärtlich. Ihre Herzfrequenz schoss nach oben und die Röte stieg ihr ins Gesicht. "Ich hab dir noch gar nicht erzählt, dass ich auch zufällig an deiner Kabine vorbei gekommen bin. OK, es war nicht zufällig. Ich wollte mit dir reden.", grinste Dan, doch dann wurde seine Mimik wieder ernst. "Auf einmal habe ich Cooper schreien gehört. Er hat immer wieder verzweifelt deinen Namen gerufen. Als ich hinein gestürmt bin, sah ich ihn vor einer riesigen Energiekugel. Darin warst du. Du hattest die Augen geöffnet, doch dein Blick war total leer. Die Hand hattest du mit dem Scanglove gegen die Wand gepresst, wie auf der Brücke damals. Cooper wollte sich zu dir durch kämpfen - doch die Barriere bot den perfekten Schutz. Bevor ich es versuchen konnte, verschwand die Barriere und du fielst wieder auf den Boden. Dein Puls war rasend schnell und du warst total weiß im Gesicht. Dr. Mitchell hat sogar gesagt, du wärst fast gestorben." Entsetzt hob Nathalie ihre Hand vor den Mund und sie gab sich Mühe, ihre Tränen zurückzuhalten. "Es tut mir so Leid. Es war total dumm von mir." Dan nickte, doch er verzieh ihr und streichelte ihre Schulter. Dann strich er ihr eine Strähne aus dem Gesicht. Das EKG raste und piepte wie verrückt. Dan schien es gar nicht zu bemerken und er meinte: "Deine Haare... Sie hatten sich wieder verfärbt und schwebten." Verwundert legte Nathalie ihre Stirn in Falten. Ob es etwas mit dem Mädchen auf der Türschwelle zu tun hatte? Oder war es nur ein Nebeneffekt der Magie? "Anscheinend will jemand, dass ich zum Friseur gehe.", feixte sie, doch Dan schien noch weiter zu grübeln. "Ja, aber diesmal hatten sich auch deine Augen verändert... Es war total komisch...", fügte er hinzu. Plötzlich kam Dr. Mitchell atemlos an ihr Bett und begutachtete das EKG. "Was ist hier los? Mr. Harrison, ich weiß es sehr zu schätzen, dass Sie sich um meine Patientin kümmern, doch anscheinend bringen Sie ihren Kreislauf nur durcheinander. Die Besuchszeit ist jetzt vorüber. Kommen Sie morgen wieder - es ist sowieso schon spät." Maulend verabschiedete er sich und verließ den Krankenflügel. Dr. Mitchell kam später mit einem Tablett mit einer leichten Mahlzeit und wünschte Nathalie eine gute Nacht. Am nächsten Tag fragte sich Nathalie mittags wo Cooper blieb. Gegen 12 Uhr kam er sie eigentlich immer besuchen. Doch sein Abstecher zu ihr blieb heute aus. Nathalie versank deswegen in Gedanken und konnte ihre volle Aufmerksamkeit nicht Dan widmen. "Nathalie?" Die Forscherin schüttelte den Kopf und tauchte wieder aus ihrer Grübelei auf. Ihr Freund sah sie verwundert an. "Ist alles OK? Ich hab dir gerade eine Frage gestellt. Hörst du überhaupt zu?", fragte er, doch er war ihr anscheinend nicht böse. Die junge Frau lächelte verlegen und setzte sich wieder in ihrem Bett auf. Sie hatte nicht einmal gemerkt, dass Dan ihren Pudding gegessen hatte. "Tut mir Leid. Ich muss immer wieder an Cooper denken. Er ist heute nicht erschienen und das beunruhigt mich.", antwortete sie ehrlich. Ob Dan etwas wusste? Doch dieser zuckte nur die Achseln. "Zur Zeit ist viel los. In nicht mal ganz einem Monat landen wir schon auf Genesis und ein paar kleine Reparaturen müssen noch getan werden. Cooper hat 'ne Menge zu tun. Es hat nichts mit dir zu tun, glaub mir.", erklärte er. Doch Nathalie kaufte ihm die Erklärung nicht ganz ab. Er wollte ihr doch nur das schlechte Gewissen abnehmen. Sie fand das sehr süß von ihm, aber die Wahrheit wäre ihr lieber gewesen. "Er ist sauer, hab ich Recht? Du hast es ihm erzählt.", sagte Nathalie bitter. Dan rückte seinen Stuhl näher an ihr Bett und verschränkte die Arme dann über seinen Kopf. "Du kennst mich wohl zu gut. Ja, er ist etwas wütend. Vielleicht hätte ich ihm nicht sagen sollen, dass du absichtlich Kontakt mit Omega aufgenommen hast, sondern du ihm. Ich glaube, er fühlt sich vernachlässigt oder ausgeschlossen." Obwohl er diesmal ehrlich und direkt war, versetzte es Nathalie einen Stoß ins Herz. Sie konnte es nicht ertragen, dass Cooper eine Wut auf sie hatte. "Ich mache ihm nur Kummer. Ach Dan, ich will mit ihm reden!", bat sie ihn und wollte aufstehen, doch sofort hielt Dan sie davon ab. Ernst blickte er ihr in ihre Augen. "Hör auf mit dem Schwachsinn. Du bist noch zu schwach um gehen zu können. Mach dir nicht so einen großen Kopf um unser Computerass. Wir haben wichtigeres zu besprechen." Verwirrt runzelte die Patientin die Stirn. Wichtigeres? Und warum glaubte sie, ein eifersüchtiges Blitzen in Dans Augen erkennen zu können? "Was meinst du?", fragte sie deshalb gespannt. "Schon gestern wollte ich dir das sagen, aber Dr. Mitchell hat mich ja dann weggeschickt. Eigentlich brennt es mir schon seit du wieder auf der Krankenstation bist unter den Nägeln. Omega 14 hat dir doch gesagt, es gäbe Geheimwege und Verstecke auf ihrem Schiff." Nathalie nickte und der junge Mann vor ihr sprach weiter: "Das weiß ich schon länger. Doch als ich es herausgefunden habe, waren wir noch zerstritten und ich war so arrogant und habe dir nichts davon erzählt." Nathalie hielt den Atem an. "Tut mir Leid. Ich hätte das Thema früher anschneiden sollen, doch ich wollte, dass du erst wieder einigermaßen fit bist. Einen Tag nach unserem Streit entdeckte ich zufällig eine Geheimtür in einer Sackgasse auf Ebene 2, als ich mich gegen die Wand lehnte um ein bisschen vor mich hin zu träumen. Ich bin hindurchgegangen und habe herausgefunden, dass es ein ganzes Netz aus geheimen Verbindungen und Gängen gibt. Genug Zeit hatte ich ja und deshalb kenne ich mich jetzt sehr gut mit den versteckten Plätzen aus. Doch die Geheimtür zu Ebene 5 habe ich noch nicht gefunden. Man muss wirklich gut aufpassen, wenn man einmal in diesem Netz aus Geheimgängen steckt - es ist das reinste Labyrinth." Eine kurze Stille herrschte, in der Nathalie über diese Information nachdachte. Dan kannte das Schiff jetzt also besser als seine Westentasche. Viele Fragen taten sich in ihr auf, die sie sofort beantwortet haben wollte. "Weiß das noch jemand? Ist dir schon mal jemand begegnet? Hast du jemanden gesehen, der diese Ein- und Ausgänge auch benutzt?", durchlöcherte sie ihn mit vor Aufregung pochendem Herzen. Dan drückte sie zurück ins Kissen und sie verstummte sofort. "Beruhige dich. Alle Fragen kann ich mit einem Nein beantworten. Aber ich bin mir ziemlich sicher, dass ich nicht der einzige bin, der davon weiß. Es gibt Spuren von anderen Personen und warum sollte man das Schiff mit einem Netz aus Geheimgängen ausstatten, ohne das jemand anderes dies wüsste? Ich denke sogar, dass Chuck uns mehr verheimlicht als wir glauben.", erwiderte er und machte eine nachdenkliche Miene. Nathalie konnte nicht glauben, dass der Kommandant ihr etwas vor enthielt. Sie hatte den Auftrag nur unter bestimmten Bedienungen angenommen und dazu zählte, dass sie in alles eingeweiht wurde. Doch anscheinend hatte das jemand nicht sehr genau genommen. Wieder fuhr sie auf ihrem Bett auf. Sie zitterte fast vor Empörung. "Das ist unfassbar! Ich will sofort mit Chuck reden!", schrie sie und augenblicklich hielt ihr Dan den Mund zu. "Sei ruhig, Nathalie! Begreifst du das nicht? Hier geht etwas Geheimes vor, von dem niemand erfahren soll. Wir, die wir jetzt wissen, dass sie etwas verbergen, sind vielleicht sogar in Gefahr!", meinte Dan eindringlich und so leise, dass nur seine Freundin es hören konnte. Langsam bekam es Nathalie mit der Angst zu tun. Sie schüttelte ungläubig den Kopf. "Nein, nein. Das kann nicht sein. Sie hätten es mir gesagt. Wieso weiß ich davon nichts?! Was geht hier vor?!" Tränen bildeten sich und Dan verschwamm vor ihren Augen. Dieser schüttelte sie. "Reiß dich zusammen, Nathalie. Wir werden es schon noch erfahren, so viel ist sicher. Doch wenn du sofort zu Chuck spazierst und du ihm von der Sache breit berichtest, weiß ich nicht, was passieren wird." Seine Hände waren immer noch fest um ihre Arme geschlossen. Nathalie kam wieder zur Besinnung und nickte. "Du kannst hier nur noch deinen Freunden trauen, Nathalie. Glaub mir, Chuck ist keiner.", flüsterte er und ließ sie los. "Was ist mit Cooper? Weiß er davon?", fragte sie, obwohl sie die Antwort erahnen konnte. Dan schüttelte wie befürchtet den Kopf. "Du weißt, ich kann ihn gut leiden. Doch ich weiß nicht, wie sehr er von Chuck beeinflusst wird. Er erscheint mir sehr loyal und würde sofort alles verraten. Bitte, Nathalie - ich weiß, es ist schwer für dich. Vielleicht würde er dir mehr Glauben schenken als mir, aber letzten Endes ist er doch einer von Chucks Männern." Cooper war einer ihrer besten Freunde. Sie konnte Dan nicht versprechen, zu schweigen. "Mit meinem Opa kann ich auch keinen Kontakt aufnehmen. Ich habe Angst, dass wir überwacht werden.", sagte er bitter. Für Nathalie kamen seine Theorien immer noch waghalsig vor, doch es schien keine andere Erklärung zu geben. Schließlich nahm sie Dans Hand und gab ihm damit zu verstehen, dass sie immer auf seiner Seite stehen würde. Dan schien eine Last von den Schultern abzufallen. "Ich bin so froh, dass du mir glaubst. Weißt du, manchmal kommt es mir selbst lächerlich vor und ich habe Angst, dass du denkst, ich hätte zu viele Filme angeschaut, aber..." Er brach ab und drückte ihre Hand. Sie sahen sich an und Nathalie fühlte Schmetterlinge in ihrem Magen aufsteigen. Ihr wurde wieder ganz warm und eine große Sehnsucht machte sich in ihr breit. Dans Gesicht kam ihrem immer näher. Jetzt konnte sie bereits seinen Atem spüren. Nur noch wenige Zentimeter trennten ihre Lippen voneinander. Nathalies Herz setzte aus - sie war in einem wunderbarem Strudel aus Gefühlen gelandet. Plötzlich war der Zauber vorüber. Dan schnellte in seinen Stuhl zurück. Dr. Mitchell hatte das Abteil betreten. "Entschuldigung, wenn ich euch störe. Ich wollte nur noch kurz nach Nathalie sehen.", meinte sie schlicht und es sah nicht so aus, als wüsste sie, dass die Doktorin ihren Kuss verhindert hatte. Dan stand auf um ihr Platz zu machen. Seinen Gesichtsausdruck konnte Nathalie deshalb nicht analysieren. Sie selbst war immer noch von ihren starken Gefühlen überwältigt und etwas über den abrupten Abbruch verwirrt. "Ihr Puls ist beunruhigend hoch.", stellte Dr. Mitchell fest und ließ ihr Handgelenk los. Dann schaute die Ärztin verdächtig auf Dan, der ihnen nur seinen Rücken zeigte und die gefalteten Hände auf dem Kopf trug. Verschmitzt lächelte sie und legte ein paar Pillen auf Nathalies Nachtkästchen. "Nathalie ist immer noch nicht ganz gesund.", waren ihre Abschiedsworte und ging dann ohne den Vorhang zurückzuziehen. Sofort wandte sich Dan seiner Freundin wieder zu. Sein Kopf war ganz rot. Fast hätte Nathalie gelacht. Doch dann erkannte sie seine ernste Miene. "Nath - hast du gerade gesehen? Ich hab eine Banane und Serviette aus ihrer Kitteltasche hervor blitzen sehen!", zischte er mit großen Augen. Es brauchte nur ein paar Sekunden, ehe die Forscherin begriff. "Los! Verfolg' sie unauffällig! Das ist unsere Chance!", schrie sie fast. Dan nickte und rannte aus dem Krankenflügel. Trotz der plötzlichen Aufregung konnte Nathalie seinen warmen Atem auf ihrem Mund nicht vergessen. Verträumt legte sie ihre Hand auf ihre Lippen und hoffte auf seine baldige Rückkehr. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)