Genesis von Slumflower (Der Anfang nach dem Ende) ================================================================================ Kapitel 5: Dunkle Zeiten ------------------------ 5. Kapitel Dunkle Zeiten Tagelang gingen sie sich aus dem Weg. Natürlich hatte Nathalie ihrem Kumpel Cooper von ihrem Streit und dessen Ursache erzählt. "Mach dir keinen Kopf. Du bist vollkommen im Recht.", pflichtete er ihr noch einmal bei, als sie in der Kantine saßen und Nathalie zu Dancel starrte, der Meter weiter einen Platz bei ein paar Fremden eingenommen hatte. Der Enkel des Professors schien es nicht mal nötig zu haben, ihr auch nur kurz einen Blick zu zuwerfen. Vor lauter Frust passte Nathalie kurz nicht auf und ihr Besteck viel zu Boden. Auch bei diesem Lärm schaute Dancel nicht auf. Nathalie hob Gabel und Messer auf und sah den jungen Techniker traurig an. "Es ist mir inzwischen egal wer im Recht liegt. Ich will einfach nur, dass wir wieder Freunde sind.", erklärte sie seufzend und sah auf ihr unberührtes Essen. Bohnen, Püree und ein kleines Stück Steak. Schon das zweite Mal in dieser Woche. Nathalie schob es zur Seite. Cooper blickte ihr tief in die Augen. "Dann geh zu ihm hin und sag ihm das. Er denkt bestimmt ganz genauso. Dein Sieben-Tage-Regenwetter-Ausdruck passt nicht zu dir. Ich möchte dein Lächeln zurück haben. Außerdem geht mir Dancel doch auch etwas ab. Zwar fallen jetzt keine Reagenzgläser mehr um, aber dafür ist die Stimmung auch auf dem Nullpunkt." Sein plötzliches Lächeln steckte die Forscherin an und sie nickte. "Sieht wohl so aus, als müsste ich den ersten Schritt machen. Danke, Cooper." Nathalie schielte wieder zu Dancel hinüber. Dr. Mitchell hatte sich zu ihm gesellt, weil er nun ganz alleine saß. Anscheinend hatte er die Fremden mit seinen Witzen vergrault. Sie redeten eine Weile, dann stand auch Dancel mit leerem Tablett auf. Er ging zur Theke und war dabei sein Tablett abzugeben. "Los!", spornte sie der Techniker an, und hob den Daumen. Nathalie nickte, sprang auf (dabei fiel wieder das Besteck hinunter) und lief auf die Theke zu. Auf einmal, sie sah kurz zu Dr. Mitchell, erkannte sie, dass die Ärztin auf ihrem Schoß eine Serviette ausgebreitet hatte, Steak und Bohnen hineingelegt hatte, die die Serviette wieder schloss und alles in ihre Tasche steckte. Nathalie war darüber so überrascht, dass sie gegen einen Getränkespender knallte. Cooper und ein paar fremde Menschen eilten ihr zur Hilfe. Dan hatte die Kantine bereits verlassen. "Und dann hat sie das Essen in ihrer Tasche verstaut!", beendete Nathalie ihre Erzählung. Cooper verzog verwirrt das Gesicht. "Sie sieht nicht aus wie eine Neurotikerin, weder wie eine Verrückte. Aber warum sollte sie Steak und Bohnen mitnehmen? Bei Obst würde ich es verstehen. Aber ein Steak als Zwischensnack? Naja, es soll ja alles geben." "Sie hat die Sache schnell und unauffällig durchgezogen. Wie lange sie wohl schon Essen mit nimmt? Ich meine, isst sie das überhaupt selber? Sie kommt mir immer dünner vor.", überlegte Nathalie. Cooper stimmte ihr zu. "Jetzt wo du es sagst... Unter ihrem Kittel ist es schwer zu erkennen, aber ihr Gesicht ist wesentlich schmaler geworden." Die Forscherin seufzte wieder und sah aus dem Laborfenster. "Was wir bräuchten ist ein Detektiv." Offensichtlich gefiel es dem Techniker nicht, dass sich das Thema wieder auf Dan zuneigte und er klatschte die Hände auf die Laborfläche und erklärte: "Das können wir genauso gut selber machen! Wir werden sie nach dem Abendessen verfolgen und herausfinden, was sie damit tut." Zum ersten Mal war Nathalie wieder Feuer und Flamme. "Das ist eine gute Idee! Ich bin dabei. Wenn Dan das kann, können wir das schon lange." Cooper grummelte etwas vor sich hin, nickte und wandte sich wieder seinem Mikroskop zu. Auch Nathalie wollte sich auf ihre Forschungen konzentrieren, schweifte mit ihren Gedanken aber immer wieder zu Dr. Mitchell und Dan ab. Es war eine Stunde vor dem Abendessen, als Nathalie es nicht mehr aushielt und sich unter einem Vorwand von Cooper frühzeitig verabschiedete. "Wir sehen uns dann in der Kantine.", erinnerte sie ihn, als er das Gesicht beleidigt verzog. Neckend zwickte sie ihn und stürmte grinsend aus dem Labor. Draußen krachte sie auf einmal mit einer Frau zusammen. "Pass doch auf.", knirschte Dr. London genervt und trat in das Labor. Als sich die Tür wieder schloss, bleckte ihr Nathalie die Zunge entgegen. Dann machte sie sich auf in den Krankenflügel. Dr. Mitchell kontrollierte gerade die Blutwerte eines Patienten am Fußende seines Bettes, als sie aufblickte. Sie hatte tiefe Augenringe und war etwas blass. "Guten Tag, Dr. Mitchell. Wie geht es Ihnen?", fragte Nathalie freundlich. Sie hatte das Bedürfnis ihr zu helfen. Die Ärztin schloss die Patientenakte und lächelte etwas gekünstelt. "Ausgezeichnet. Was machst du denn hier? Der Allroundcheck ergab doch, dass es du wieder 100prozentig fit bist." Nathalie nickte eifrig. "Mir fehlt nichts - ich wollte Sie nur besuchen. Ich mache mir wohl etwas Sorgen um Sie." Vielleicht hatte Dr. Mitchell nur niemanden, mit dem Sie über ihre Probleme reden konnte. Plötzlich lachte die Doktorin auf. Jedoch klang es zu ihrem Entsetzen ziemlich hysterisch. "Ich bitte dich, Nathalie. Ich bin Ärztin und es ist meine Aufgabe, sich Sorgen zu machen. Wirklich, es geht mir fabelhaft." Ihre traurigen Augen sagten aber etwas ganz anderes. Nathalie spürte ihre Hilflosigkeit. "Ich sehe doch, dass Sie etwas bedrückt. Kommen Sie - ich bin eine gute Zuhörerin.", versuchte die Forscherin es noch einmal. Doch die Ärztin blieb eisern und jetzt war ihr Tonfall schon streng. "Ich muss jetzt weiterarbeiten, Nathalie. Guten Tag." Damit ließ sie die junge Frau eiskalt stehen. Nathalie sah ihr besorgt hinterher. Cooper und Nathalie waren die ersten in der Kantine. Die beiden waren sehr aufgeregt und hatten überhaupt keinen Hunger. Nach einer Weile füllte sich der Raum. Hungrige Besatzungsmitglieder strömten hinein und bedienten sich an den Theken. Auf einmal setzten sich Chuck und ein paar Mitglieder seiner Crew zu den Beiden. "Na ihr beiden? Wie geht's?", fragte er gut gelaunt und nahm einen Bissen von seinem Brot. Cooper wurde nervös, räusperte sich und meinte zu seinem Vorgesetzten: "Sehr gut. Danke, Kommander Chuckson. Und Ihnen?" Dieser grinste und schob sich eine Gabel mit Salat in den Mund. "Bestens, bestens. Wir hatten heute eine B13 in Sektor 4, Ebene 2. Aber zum Glück konnten wir das Problem schnell beheben." Die beiden fingen ein Fachgespräch über die Zusammensetzung und Programmierung der Omega 14 an, doch Nathalie hörte gar nicht zu, sondern warf ab und zu ein paar "Achso!"s und "Wirklich?"s ein. Viel mehr interessierte sie Dr. Mitchell, die sich ganz schön viel Zeit ließ. Nach einer Dreiviertelstunde kam sie endlich und setzte sich an den abgelegensten und einsamsten Tisch, den sie finden konnte. Eine Krankenschwester setzte sich zu ihr, verließ sie aber recht früh, nachdem die Ärztin auf sie eingeredet hatte. Nathalie konnte bei dem lautstarken Gespräch von ihrem Kumpel und Chuck nichts verstehen und außerdem saßen sie so ungelegen, dass sie kaum etwas von Dr. Mitchell sah. Zu allem übel sprach sie jetzt auch noch einer von Chucks Leuten an. "Sie wirken etwas abwesend. Die Programmierung von Omega 14 finde ich auch nicht besonders spannend. Ich bin zwar Kommander Chucksons persönlicher Assistent, doch von Raumschiffen habe ich nicht viel Ahnung. Darf ich mich vorstellen? Terrence Fog.", redete er auf sie ein und schüttelte ihre Hand. Nathalie hatte nur die Hälfte verstandenen und realisierte erst bei ihrer Berührung, dass er mit ihr sprach. Terrence hatte kurze, schwarz-auberginefarbene Haare, ein schmales Gesicht, eine dunkle Hautfarbe und trug Krawatte und einen dunklen Pullover. Vom Alter würde sie ihn auf etwa 28 schätzen. Sein Aussehen und seine etwas bedrohliche und respekteinflößende Aura passte gar nicht zu einem Assistenten. Nathalie fragte sich, warum er ihr nicht eher aufgefallen war. "Mein Name ist Nathalie Preston.", meinte sie nur, verblüfft von seiner Ausstrahlung. Terrence lächelte, doch das Lächeln war etwas höhnisch und füllte sie nicht mit Wärme, wie es bei Cooper und Dan der Fall war. "Das ist mir durchaus bekannt. Ich kenne jeden einzelnen hier und bin bestens über Sie informiert.", erklärte er etwas arrogant. "Wie schön für Sie.", sagte die Forscherin kurz angebunden und wollte das Gespräch so schnell wie möglich beenden. Der Typ war ihr nicht geheuer. Nathalie schielte zu Dr. Mitchell hinüber. Verdammt. Anscheinend, hatte sie das Essen schon eingepackt. Ihr Teller war leer und von der Serviette war auch keine Spur mehr. Natürlich war ihr Blick Terrence nicht entgangen. Er sah sie wieder mit seinem arroganten Lächeln an. "Sie interessieren sich für Dr. Mitchell? Eine sehr gute Ärztin, wirklich. Doch auch mir fällt sie in letzter Zeit auf. Sie hat ein Geheimnis.", erzählte er mit eiserner Stimme. Nathalies Augen zogen sich zu Schlitzen. Chucks Assistent wurde ihr immer unheimlicher. Unter dem Tisch zwickte sie Cooper in den Oberschenkel, als sie sah, dass Dr. Mitchell plötzlich aufbrach. Cooper unterbrach sein Gespräch und flüsterte er kurz zu: "Müssen wir wirklich schon los?" Anscheinend wollte er noch weiter Pluspunkte bei seinem Chef sammeln, der sich anscheinend ausgezeichnet mit ihm verstand. Sofort zwickte Nathalie etwas fester zu und Cooper sprang auf. "Tut mir Leid, wir müssen dann auch schon los." Chuck schien gekränkt. "Wie schade. Naja, man sieht sich. Einen schönen Abend wünsche ich." Brav verabschiedeten sie sich - Terrence nickte ihnen nur freundlich aber bestimmt zu - und dann eilten sie aus der Kantine. Draußen war niemand zu sehen. "Man, ich hoffe das lohnt sich, dass wir gegangen sind. Ich habe mich gerade so gut mit Chuck unterhalten.", maulte Cooper verärgert. Nathalie hielt ihm panisch den Mund zu - sie wollte um keinen Preis jetzt auffliegen. "Sei still! Schreib ihm nachher einfach einen Liebesbrief. Wir müssen Dr. Mitchell finden. Wo ist sie hin? Sie ist doch gerade erst hinaus." Cooper entwand sich ihrem Griff und blinzelte um die Ecke. Er zuckte die Achseln. "Keine Spur." Zu zweit liefen sie die Gänge ab, dann teilten sie sich sogar auf. Nach 15 Minuten trafen sie sich wieder vor der Kantine. "Das gibt's doch nicht. Wo ist sie hin? Ich war in Ebene 1 und 3.", erklärte Nathalie etwas außer Atem. Auch Cooper keuchte. Sein Shirt war schweißgebadet. "Und ich auf Ebene 4 und sogar 5. Doch dort kann sie unmöglich sein. Auf Ebene 5 befindet sich nur ein Sicherheitsausweisscanner vor einem riesigen Tor. Ich habe meinen Ausweis ausprobiert, doch das Tor hat sich nicht geöffnet." Nathalie fand das sehr verdächtig. Warum konnte man nicht mit dem normalen Ausweis in die angebliche Lagerhalle? Plötzlich kam ihre eine Idee. Sie nahm ihren Kumpel am Arm und rannte mit ihm in den einsamen Überwachungsraum in Ebene 2. Der Gedanke an Dan war unausweichlich. Mit ihren Augen suchten sie die Räume ab, die mit Kameras ausgestattet waren. Doch nichts. Dr. Mitchell war wie vom Erdboden verschwunden. Enttäuscht seufzte die junge Wissenschaftlerin und sah zu Cooper auf. "Gute Detektive sind wir nicht gerade." Cooper schnaufte lächelnd und legte seinen Arm um ihre Schulter. "Da bleib ich lieber bei meinen Zahlen und Daten." Die beiden lachten und der Techniker rieb Nathalie den Kopf, bis diese sich lachend aus seinem Griff entwand. "Wie fies! Du bist viel stärker als ich.", empörte sie sich belustigt und auf einmal erblickte sie Dr. Mitchell auf einem der Bildschirme. Sie war auf Ebene 4. Auch Cooper sah sie und schluckte schwer. "Ich verstehe das nicht.", murmelte er verwirrt. Zusammen verließen sie den Raum. Draußen ging auf einmal ein schlanker braunhaariger Junge vorbei und musterte Nathalie kurz. "Dancel!", schrie es in Nathalies Inneren. Ihre Herzfrequenz stieg bedrohlich an. Doch der schaute ihr nicht mal richtig in die Augen, sondern murmelte nur etwas arrogant: "Anfänger..." Dann ging er weiter und seine Freunde starrten ihm fassungslos hinterher. Nach einer weiteren schlaflosen Nacht, betrat Nathalie mit einem heißen Kaffee das Labor. Cooper, der das Labor jetzt durch Nathalies Anwesenheit der Brücke vorzog, war schon wieder bei der Arbeit und arbeitete an seinem Laptop. Freudig begrüßte er sie. "Guten Morgen, Nathalie." Die müde Forscherin hob nur lustlos die Hand und ließ sich auf einen Stuhl fallen. Sie schob den Kaffee weiter weg und schlug dann mit dem Kopf auf die Laborarbeitsfläche auf. Erschrocken sprang Cooper auf. Erschöpft wedelte Nathalie mit der Hand und deutete ihm damit, dass es ihr gut ging. Augenrollend setzte sich der Techniker neben sie. Mit einem offenen Auge sah Nathalie auf. "Morgen...", brummte sie und nahm einen Schluck Kaffee. Dabei verbrannte sie sich die Zunge, doch sie gab keinen Mucks von sich. "Wie lange hast du schon nicht mehr geschlafen?", fragte Cooper besorgt nach. Nathalie entging seiner Frage indem sie antwortete: "Ich mache mir die ganze Zeit Gedanken über Dr. Mitchell, Ebene 5 und..." Jetzt konnte sie den Namen bereits nicht mehr aussprechen. Was war bloß los mit ihr? Wenigstens einer tat es: Cooper. "Dan? Nathalie, du siehst furchtbar aus. Leidest du an einem Dancel-Entzug?" Es klang, als würde es ihm einige Überwindungen kosten, dass zu sagen. Nathalie stützte ihren Kopf mit ihrem Arm und überlegte: "Was hat er gestern bloß mit 'Anfänger' gemeint? Woher weiß er, dass wir zu Spionen geworden sind?" "Nathalie! Hast du mich nicht gehört? Du musst dich mal wieder entspannen. Geh wieder ins Bett. Ich melde dich bei Dr. London ab." Kaum hatte er ihren Namen erwähnt, strackste die berühmte Wissenschaftlerin herein. Sie hob überrascht die Augenbrauen, als sie Nathalie in ihrem bemitleidenswerten Zustand sah. "Was ist denn los mit Ihnen, Miss Preston? Zu viel Party gemacht? Aber wer feiern kann, kann auch arbeiten, was?", sagte sie spitz und setzte sich an ihren Experimentiertisch. Cooper stand auf. "Dr. London, Nathalie geht es nicht so gut. Ich..." "Jetzt wollen Sie sich auch noch vor der Arbeit drücken, was? Was haben Sie eigentlich im Labor zu suchen? Ist Ihr Platz nicht auf der Brücke, Mr Kansington?" Anscheinend war Dr. London mit dem falschen Fuß aufgestanden und unausstehlicher wie eh und je. Doch jetzt verlor der Techniker langsam seine Fassung. "Ich habe keinen festen Platz. So lange ich meine Arbeit erledige, ist es egal wo ich sie mache. Darf ich jetzt Nathalie auf ihre Kabine bringen?" Seine Stimme klang mehr drohend als bittend. Dr. London war von seinem Tonumschwung so konfus, dass sie sie gehen ließ. Nathalie sträubte sich zunächst, ließ sich aber dann doch überreden. "Sorgen Sie sich gut um Ihre Geliebte. Morgen muss sie wieder einsatzfähig sein. Es gibt noch viel zu erforschen.", waren Dr. Londons Abschiedsworte. Cooper drehte sich noch einmal am Türrahmen um, sodass Nathalie die Röte, die ihm ins Gesicht gestiegen war, nicht sehen konnte und sagte lauter als wohl beabsichtigt: "Sie ist nicht meine Geliebte! Kümmern Sie sich um Ihre eigenen Angelegenheiten!" Der verdutzten Forscherin schlug er die Tür zu und Nathalie lachte vergnügt auf. Doch als sie Cooper ins Gesicht war, verschwand ihr Lächeln schnell. Cooper sah sehr zornig aus und seine Stimme zitterte noch vor Wut als er in ihre Augen starrte und "Gehen wir." meinte. Den ganzen Weg vom Laboratorium bis zu Nathalies Kabine dachte die junge Frau über Coopers Gesichtsausdruck nach. Warum hatte er so sauer reagiert? Dr. London nutzte doch fast jede Gelegenheit aus, um ihnen eins aus zu wischen und bis jetzt hatte Cooper die Sprüche gleichgültig hingenommen. "Cooper...", sagte Nathalie leise, weil sie die Stille zwischen ihnen nicht aushielt. "Da sind wir.", erklärte der Techniker und deutete auf ihre Kabinennummer: 665. Nathalie nickte, zog ihre Bordkarte durch den Kartenscanner und legte ihre Hand auf den Türknauf. "Danke - kommst du noch mit rein?" Sie schaute ihm in seine traurigen Augen. Cooper blickte sie nur an. Die Traurigkeit in seiner Miene wechselte zu Entsetzen und Fassungslosigkeit. "Cooper - was ist los?" Obwohl sie sich schwächer als jemals zuvor fühlte, brachte sie noch so viel Energie in ihre Stimme, dass Cooper aus seiner Trance zurückkehrte und überrascht blinzelte. "Was - oh, Nathalie. Tut mir Leid, ich war in Gedanken versunken.", entschuldigte er sich und lächelte verlegen. "Ziemlich weit versunken, würde ich sagen. Ich dachte schon, du bist ins Koma gefallen.", spaßte die junge Frau. Der Techniker lachte auf und erleichtert stellte Nathalie fest, dass er wieder der Alte war. Vielleicht brauchte nicht nur sie mehr Schlaf. "Tut mir Leid, aber ich hab nicht aufgeräumt.", sagte Nathalie, als beide eintraten und Cooper breit grinsend durch den verwüsteten kleinen Raum ging. An den Wänden hingen Musikplakate und Bilder ihrer Familie. Der Raum beinhaltete selbst nur einen Schreibtisch, einen Stuhl und ein Bett. Auf dem Boden lagen Klamotten, Forschungsarbeiten, Informationsmaterial, Bücher und ihr Koffer. "Die Allerordentlichste scheinst du nicht zu sein.", stellte er belustigt fest und hob ein Mikroskop vom Boden auf. Dankend nahm es Nathalie entgegen und stellte es auf ihren vollen Schreibtisch. Die Szene erinnerte sie an Dancel und den Professor auf der South Gamma Station und einen Moment war sie wieder etwas traurig. Plötzlich zitterten ihre Knie vor Schwäche und ihr wurde etwas schwarz vor Augen. Cooper hielt sie an beiden Schultern fest und begleitete sie zu ihrem Bett. "Leg dich hin." Nathalie folgte seinen Anweisungen protestlos und ließ sich in das Bett sinken. Fürsorglich zog ihr Kumpel ihr ihre Schuhe aus und deckte sie zu. "Schlaf dich schön aus. Ich passe auf dich auf.", versprach er. Nathalie wollte sich noch bedanken, doch kaum waren ihre Augen ein weiteres Mal zu, befand sie sich schon im Land der Träume. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)