Unheimliche Begegnung am Morgen von OceanSoul (Mord in Tokio) ================================================================================ Kapitel 8: Die Fallaufklärung ----------------------------- „Fräulein Shinmei...“, wandte sich Kaori an besagte Frau, „... sie sind nicht nur die zweite Tochter von Nintaro Shinmei, sondern auch...“ Kaori machte eine kurze Pause, um die Spannung zu erhöhen. „... die Enkelin des Opfers Jochiro Takayama!“ Völlig geschockt sah Fräulein Shinmei den Inspektor an. Dieser sagte: „Ich habe das bereits überprüfen lassen. Es besteht überhaupt kein Zweifel.“ „Hm. Na und wenn schon“, erwiderte Fräulein Shinmei. „Dann haben sie es eben herausgefunden. Na und? Wollen sie mir jetzt etwa einen Mord anhängen, nur weil ich seine Enkelin bin?!“ „Nein“, antwortete Kaori ruhig. „Aber jetzt möchte ich erst einmal mit Herrn Naojaki Saturo weitermachen. Er hätte zumindest ein Motiv für den Mord gehabt. Er wurde nämlich vom Opfer erpresst. Ist doch so, nicht war, Herr Saturo?“ Kaori machte wieder eine Pause. Dann fuhr sie fort: „Ich nehme an, er wollte ausplaudern, dass sie mit einem Mann krumme Geschäfte machen, dessen Namen ich leider nicht kenne. Er ist mir übrigens gestern schon einmal begegnet. Ich weiß nur, dass er eine ziemlich finstere Gestalt ist, und ich habe gesehen, wie er vom Gebüsch vor dem Haus aus das Geschehen beobachtet hat. Dummerweise hatten Sie sich ausgerechnet heute hier verabredet... Warum auch immer. –Aber das ist ein anderer Fall.“ Allgemeines Schweigen lag im Raum –bis Kaori das Verschwinden der Mordwaffe und die Identität der Mörderin erläuterte. „Wer war es denn nun?“, fragte Inspektor Tanaka ungeduldig. „Wer hat Herrn Takayama umgebracht?“ „Das will ich ihnen sagen“, antwortete Kaori. „Yóko Mizuhara! Sie waren es!“ Dabei zeigte sie auf die Frau. Diese zuckte zusammen. Aber dann fing sie sich wieder und sagte mit einem selbstsicheren, leicht hinterhältigen Lächeln: „Ha! Das ist doch lächerlich! Wenn du mich schon als Mörderin dastehen lässt, dann verrate doch erst mal, wo die Mordwaffe ist!“ „Gut, wie Sie wollen. Sie tragen sie noch bei sich. Und Sie sind damit durch die Leibesvisitation gekommen. Warum? Ganz einfach: Weil es auffallen würde, wenn sie diesen Gegenstand nicht bei sich tragen würden!“ „Was soll das sein?“ Inspektor Tanaka und die anderen verstanden nur Bahnhof. Ohne lange um den heißen Brei herumzureden sagte Kaori, an Frau Mizuhara gewandt: „Es ist nichts anderes als... Ihr linker Ohrring! Oder wie wollen Sie uns erklären, dass dieser so verbogen ist?“ „Hm“, lächelte Frau Mizuhara. „Er ist mir im Auto runtergefallen und ich habe ihn aus Versehen in der Tür eingeklemmt. Das beweist gar nichts!“ „Da hat sie nicht ganz Unrecht...“, stimmte Inspektor Tanaka ihr zu. „Na wenn sie meinen...“, sagte Kaori. „Es gibt aber eine Tatsache, die eindeutig gegen Sie spricht!“ „Was?!“ „Die Stelle des Einstichs, durch den Herr Takayama zu Tode kam. Normalerweise wäre er doch rechts, oder? Aber die Tatsache, dass die Einstichstelle links ist, beweist eindeutig, dass der Mörder ein Linkshänder gewesen sein muss. Und Sie sind doch Linkshänder, oder? Vorhin beim Telefonieren hielten sie den Hörer mit Links, und auch das Protokoll haben sie mit Links unterschrieben. Und wenn Ihnen das noch nicht reicht, kann Inspektor Tanaka gern Ihren Ohrring überprüfen lassen. Es finden sich mit Sicherheit Blutspuren des Opfers daran.“ Nach kurzem Schweigen sagte Frau Mizuhara mit gesenktem Blick und Tränen in den Augen, in denen sich Erleichterung, Wut und Freude wiederspiegelten: „Nein, das wird nicht nötig sein.“ „Heißt das, sie stellen sich?“, fragte Inspektor Tanaka fassungslos. „Ja. Es ist wahr, was das Mädchen sagt. Ich habe Herrn Takayama umgebracht.“ „Ja aber... Warum?“, fragte Frau Tachigawa, die es gar nicht glauben konnte, bzw. wollte. „Takayama, dieses miese Schwein!“ In Frau Mizuhara’s Tränen gelangte nun auch noch der gesamte Hass, den sie gegen Herrn Takayama empfand. „Er hat meinen Vater in den Selbstmord getrieben!“ „Könnten Sie uns das bitte näher erläutern?“, fragte der Inspektor. „Natürlich, Herr Inspektor“, erwiderte Frau Mizuhara. „Es war vor ca. fünf Jahren. Mein Vater war ein angesehener Filmproduzent und Kameramann bei TV Tokio. Sein Traum war es, einmal den besten Film des Jahres über Kinder in Not zu drehen und mit Spendenaktionen all diesen Kindern zu helfen. Eines Tages im November war es endlich soweit. Der Film sollte später weltweit ausgestrahlt werden. Doch einen Tag, bevor der Antrag unterschrieben werden sollte, feuerte Herr Takayama meinen Vater. Vermutlich hatte er Angst, dass er abgewählt werden könnte, wenn der Film ein Erfolg werden würde. Er zerstörte so das Lebenswerk meines Vaters, an dem er so viele Jahre gearbeitet hatte. Eine Woche später wurde mein Vater tot in seiner Wohnung aufgefunden. Er hatte sich erhängt. Und das alles nur wegen diesem Mistschwein Takayama!“ Daraufhin brach Frau Mizuhara in lautes Weinen aus. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)