Intertwined von abgemeldet ================================================================================ Kapitel 2: ----------- Und so geschah es dann auch. Am nächsten Nachmittag stand der große Gitarrist vor der Haustür des Sängers, noch in normaler Straßenbekleidung, und wartete darauf, dass jener ihm aufmachte. Murrend tat Ruki das auch schließlich und schlurfte ohne jegliche Begrüßung und mit kleinen Äuglein zurück ins Wohnzimmer, wo er sich wieder auf dem Sofa lang machte. “Och Gottchen, nein, wie süß!”, hörte er da auch schon die Stimme seines mehr oder weniger willkommenen Gastes und kniff die Augen missmutig zusammen, bevor er sich noch weiter zusammenrollte. “Du weißt aber schon, dass wir in ein paar Stunden ein Konzert geben, oder, Ruki-chan?”, quasselte der Ältere munter weiter, was nur ein Murren als Antwort nach sich zog. “Fein. Da ich mir schon dachte, dich in solch einem Zustand vorzufinden, hab ich dir Kaffee mitgebracht.” Kaffee? Bei dem Wort setzte sich Ruki sofort aufrecht hin und blickte sich suchend um. “Wo?” Zu mehr Freundlichkeit reichte es noch nicht. Dafür war er einfach noch zu müde. Er hatte fürchterlich schlecht geschlafen, obwohl er sich doch sonst immer rühmte, dass er den Schlaf der Gerechten zu schlafen pflege und er eigentlich immer und überall ins Land der Träume abdriften konnte ohne größere Probleme. Ein glockenhelles Lachen ertönte, das ihm einige Schauer über den Rücken rieseln ließ, bevor ihm eine ganze Thermoskanne des heißen, wach machenden Gebräus unter die Nase gehalten wurde. “Da hast du deine Droge, du kleiner Junkie! Und hier sind deine Kippen, nach denen du sicherlich auch in spätestens fünf Minuten verlangst.” Nachdem er die Kanne zum Großteil geleert hatte, fühlte er sich schon wieder fast wie ein Mensch und um einiges wacher als noch vor wenigen Minuten. Auch die Fähigkeit zu sprechen hatte er nun wiedererlangt und so fragte er den anderen: “Kommst du mit auf den Balkon eine rauchen?” Er hatte es sich zum Gesetz gemacht, dass in seiner Wohnung nicht geraucht werden durfte. “Sicher. Ich lass dich doch nicht allein da raus in deinem Zustand. Nicht, dass du mir noch abstürzt!” Ein breites Grinsen erschien in Uruhas makellosem Gesicht. “Was sollte ich denn dann den anderen erzählen? Und wie sollten wir dann das Konzert heute Abend geben können ohne unseren Sänger?” Ruki beschloss, sich nicht ärgern zu lassen und ging auf das Spiel ein, während sie gemeinsam auf den Balkon traten und sich ihre Zigaretten anzündeten. “Du kannst dich ja hinters Mikro stellen, Uru-chan. Nur dumm, dass dann sämtliche Fenster der Halle zerspringen und alle Fans kreischend davon rennen würden”, erwiderte er mit zuckersüßer Stimme. “Hach, danke, Kleiner, du bist zu liebenswürdig zu mir!” In einer theatralischen Geste verneigte sich Uruha leicht, in seinen Augen ein spöttisches Glitzern. Dann legte er wieder einen Arm um den Jüngeren, als er sah, wie dieser fröstelte. “Sag mal, scheint es nur so oder hat Mister Ich-schlaf-immer-und-überall-wie-ein-Stein-und-nichts-und-niemand-kann-mich-wecken tatsächlich schlecht geschlafen deinen Augenringen nach zu urteilen?” Mehr als ein Brummeln brachte Ruki nicht zustande. Dafür irritierte ihn der Arm schon wieder viel zu sehr. “Ich dachte ja, dass du noch nicht besonders fit bist, aber ich hätte eher angenommen, das läge daran, dass du dich überschlafen hättest.” In Uruhas Stimme schwang ein besorgter Ton mit. “Was ist denn los, Ruki? Was hat dir den Schlaf geraubt?” ‘Eigentlich schon vergebene Bandmitglieder, die sich allerdings dennoch in letzter Zeit an mich ranzuschmeißen scheinen und geradezu ein Schild mit der Aufschrift “Ich weiß, was du willst, also nimm es dir, Ruki!” vor mir spazieren tragen’, gab sich Gefragter in Gedanken selbst die Antwort. Dass er sie nicht laut aussprach, war natürlich klar. Zu seinem Gegenüber meinte er jedoch nur lapidar: “Gedanken.” “Soso, und was für Gedanken, wenn man fragen darf?” Der Arm schloss sich fester um Ruki und zog ihn noch näher an den Älteren heran, während dieser ihn mit einem lauernden Blick bedachte. “Nein, darf man nicht”, gab er patzig zurück und löste sich aus der Umarmung, nachdem er seine Kippe über den Balkon geschnippt hatte. “Und jetzt lass mich rein. Ich will mich anziehen gehen.” Normalerweise hätte er dies ja nicht sagen brauchen, aber der Gitarrist stand dummerweise genau so auf seinem extrem schmalen Balkon, dass er die Tür ins Innere blockierte und Ruki so nicht einfach an ihm vorbeikam. “Und was, wenn ich dich nicht vorbeilassen will?”, wurde dem Sänger verführerisch entgegengehaucht, während sich Uruha besonders lasziv vor der Tür drapierte. “Dann hast du wohl ein Problem”, knurrte Ruki, der einfach nur wütend und überfordert war. Er hatte innerlich schon längst mit dem Thema Uruha abgeschlossen, auch wenn seine Gefühle für ihn immer noch genauso stark waren. Doch war der Ältere tabu für ihn, seit er mit Reita ging und so würde es auch bleiben. Also warum zum Geier machte ihn der andere jetzt auf einmal so an? Warum spielte er so schamlos mit ihm? “Für einen kleinen Wegzoll lasse ich dich passieren, mein Hübscher”, raunte Uruha nun und sah Ruki mit einem einladenden Lächeln und aus halbgeschlossenen Augen wartend an. “Ich geb dir gleich deinen Wegzoll und jetzt lass mich durch!” Wütend und mit zur Faust geballten Händen stand er vor dem anderen, bevor er ihn einfach bei den Schultern packte, zur Seite drückte und sich an ihm vorbeischob, um ins Schafzimmer zu rauschen. Als er einige Zeit später fertig angezogen und einigermaßen beruhigt wieder aus seinem heiligen Reich heraus und in den Wohnbereich trat, erblickte er seinen Gast auf seinem Sofa im Schneidersitz sitzend mit einer Tasse Tee in der Hand. Anscheinend hatte er sich selbst bedient. Eigentlich etwas, was Ruki nicht unbedingt mochte, aber er wollte sich ja nicht schon wieder aufregen. Das war nicht gut fürs Herz. “Bist du endlich fertig? Fein, dann können wir ja los!” Und mit diesen Worten stellte der Gitarrist seine Tasse auf dem Glastisch vor der Couch ab, erhob sich geschmeidig und lief Richtung Haustür, wo er auf den anderen wartete. Dieser stand noch immer ganz perplex im Wohnzimmer und blickte auf die Stelle, wo Uruha noch vor wenigen Sekunden saß. Der Ältere benahm sich ganz normal, als wäre nie etwas geschehen und das verwirrte Ruki nur noch mehr. Insgeheim hatte er befürchtet, gleich der nächsten unheimlichen Attacke ausgesetzt zu werden, doch stattdessen erwartete ihn solch eine banal normale Reaktion seines Freundes, dass es ihn schon wieder unruhig machte. Schließlich zuckte er nur mit den Schultern, tat es als so ab, wie es war und verließ mit Uruha die Wohnung, um mit ihm zum Tokyo Dome zu fahren, wo ihr Konzert in ein paar Stunden stattfinden sollte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)