World of Faerûn Specials von Kyle ================================================================================ Adrians Revenge (Special zur 4. Staffel) ---------------------------------------- World of Faerûn Special - Adrian’s revenge Vorwort: Bei den WoF-Specials handelt es sich um kleine Sidestories, die sozusagen am Rande der Serie auftreten. Ursprünglich gibt es zu jeder Staffel ein solches Special, aber ich habe mich dazu entschlossen nur 2 dieser Specials zu veröffentlichen. Dieses hier ist eines davon und es setzt direkt am Ende der 4. Staffel an ... obwohl das mehr relativ zu sehen ist, wie man beim Lesen der Geschichte feststellen wird. Dieses Special behandelt einen der Charaktere aus der 4. Staffel noch mal etwas intensiver. Es handelt sich um Adrian von Nesseril, den man auch als "Bestie Faerûns" bezeichnet und der große Finalgegner der 4. Staffel ist. Nun hatte ich zu ihm eine sehr detailierte Hintergrundgeschichte verfasst, die ich allerdings nicht mehr in die Originalgeschichte mit einbinden konnte - daher habe ich diesen einzigartigen Charakter ein ganzes Special gewidmet. Wer mit den Namen Adrian nichts anzufangen weiß, kann sich ja noch einmal die letzte Episode der 4. Staffel durchlesen. Dort hat er nämlich seinen großen Auftritt. Gleichzeitig wird diese Geschichte hier einige Fragen offen legen, die zu seiner Person bisher noch unbeantwortet blieben. Viele, die auch die beiden Folgestaffeln lesen oder lesen werden, werden feststellen das diese Geschichte einige Geheimnisse aufklärt, die erst in der letzten Staffel noch mal angesprochen werden oder bisher nicht eindeutig geklärt waren. Ich hoffe das Special hier tröstet euch über die Wartezeit bis zur finalen 6. Staffel hinweg. Viel Spaß beim Lesen. Kommentare oder Kritik ist wie immer gern gesehen. Ich hoffe ich habe nicht allzuviele Schreibfehler eingebaut. ^^' Prolog: Die Schlacht der jungen Helden gegen Adrian von Nesseril war wahrhaft epischen Ausmaßes. Tapfer hatte das Elfenmädchen von 13 Jahren mit aller Macht gegen ihren schier übermächtigen Gegner gekämpft. Am Ende fiel Adrian, ebenso wie sein Traum vom Gottsein. Hass und Wut hatten sein Denken verändert. Schon lange war sein wahres selbst seinem Groll gegen die Götter und die Menschheit erlegen. Er erkannte nicht was aus ihm geworden war, doch seine Ideologie sollte niemals sterben. Wie sagte er doch einst? – Ein Mensch wird nicht böse geboren, die Umstände seines Lebens machen ihn dazu. Niemand hat gefragt und niemand hat verstanden was er wirklich erreichen wollte. Für das Mädchen und ihre Freunde war er nur ein alter, verbitterter Lich, der gestoppt werden musste, wenn die Welt gerettet werden sollte. Ihr wollt wissen wer Adrian von Nesseril wirklich ist, wer er wirklich war? Dann hört mir zu, denn ich kenne seine Geschichte, ich die ihm über viele tausend Jahre treu ergeben war. Hört mir zu und ich erzähle euch von einer Legende die vor fast 10000 Jahren ihren Anfang nahm ... Kapitel 1: Die erste Begegnung Faerûn war schon seit seiner Entstehung ein prächtiger und vielfältiger Kontinent. Die ersten tausend Jahre seit dem Ende der Schöpferrasse waren vorbei und die Menschheit war endlich frei. Es war eine friedliche Welt, frei von Nationen und Besitzansprüchen. Land und Nahrung gab es genug für die stetig wachsende Population. Gier und Machthunger waren noch Worte, deren Bedeutung kaum Anwendung fand. Die Jahre der Versklavung hatten die Menschen Faerûns eng zusammen geschweißt und man war bereit ein neues Kapitel in der Geschichte Faerûns aufzuschlagen. Faerûn war noch jung, ebenso wie ein kleines Mädchen das mit angsterfülltem Blick in einem recht verdreckten Kleidchen durch den Morgennebel eines dichten Kiefernwaldes rannte. Sie lief so schnell sie konnte, obwohl ihr niemand zu verfolgen schien. Selbst ein Sturz auf den Boden konnte sie nur kurz stoppen. Ihr Herz schlug so heftig dass sie kaum ein anderes Geräusch um sich herum vernahm. Bald hatte sie den Wald durchquert. Die Landschaft, die sich ihr auftat, sollte bald unter den Namen ’Schwertküste’ bekannt werden. Sie war am Meer, an einen Ort, der so unberührt schien wie kaum ein anderer in Faerûn. Wäre dort nicht ein Turm, nahe einer Klippe, so hätte man denken können das noch nie ein Wesen einen Fuß auf dieses Land gesetzt hatte. Die Schönheit der Gegend hielt sie jedoch nur kurz auf, denn das fremde Bauwerk am Meer erweckte mehr Interesse bei ihr. Sie wagte sich nur zögerlich näher, denn sie hatte schon allerlei unheimliche Dinge über diesen Ort gehört. Jeder mied diese Gegend und nicht einmal die Mutigsten wagten sich in den gespenstigen Kiefernwald, den sie eben durchquert hatte. Sie schluckte tief und nahm ihre ganze Hoffnung zusammen dass ihr das Schicksal gut gesonnen war. Der Turm wirkte mystischer Natur und schon ziemlich alt. Es sah nicht so aus als ob noch jemand an diesen fernen Ort leben würde und dennoch wagte sie es einzutreten. Vorsichtig öffnete sie die Tür und lugte neugierig hinein. Drinnen bot sich ihr ein Anblick, der sie mit geweiteten Augen im Türrahmen verharren ließ. Abertausende Bücher, gestapelt in Bücherregalen, und merkwürdige Apparaturen füllten das Erdgeschoss. Eine wundschöne verzierte Wendeltreppe führte in das obere Stockwerk. Fasziniert vom Inneren des Gebäudes trat sie ein und verriet sogleich ihr kommen. Der Holzboden knarkste laut auf als sie einen Schritt darauf setzte. Ihr war angst und bange zu Mute, aber es schien niemand da zu sein, der auf das Geräusch hätte reagieren können. Alles wirkte so ordentlich und aufgeräumt und es wurde immer wahrscheinlicher, das hier jemand leben musste. In der Mitte des Raumes stand ein merkwürdiges Gerät, ähnlich wie ein Teleskop aussehend. Ihre Neugier überwand ihre Furcht ein weiteres mal, so dass sie beschloss das fremde Objekt genauer zu betrachten. Ihr blieb fast das Herz stehen als in dem Moment in den sie die Apparatur berühren wollte, auf einmal eine strenge Männerstimme ertönte. „Fass das nicht an!“, rief jemand mit mahnender Stimme, so dass ihr Körper förmlich vor Schreck erstarrte. Nur zögerlich wagte sie es ihren Kopf nach links zu wenden, von wo sie die Stimme vernommen hatte. Ihr ängstlicher Blick entdeckte einen jungen Mann hinter einem Schreibtisch sitzend. Er war etwa Anfang 20, hatte langes blondes Haar und ähnlich wie ein Priester in einem grauen Gewand gekleidet. In seiner rechten Hand hielt er eine Tintenfeder und auf seinem Tisch lag jede Menge Papier um ihn herum gestapelt. Argwöhnisch linste er über seine halterlose Brille hinweg und begutachtete seinen ungebetenen Gast. „Wer bist du und was willst du hier?“, fragte er misstrauisch. Das kleine Mädchen hatte solche Angst das ihr die Beine zitterten, denn wenn er der Mann war den sie gesucht hatte, dann hatte sie auch allen Grund dazu. Obwohl er nicht unheimlich oder gar beängstigend aussah, dauerte es einen Augenblick bis sie sich überwinden konnte ihm eine Antwort zu geben. „S-s-seid Ihr Adrian? Adrian, die Bestie Faerûns? Mein Name ist Marian ... und ich erbitte Euch um eure Hilfe.“, erwiderte sie vorsichtig und ging schließlich am Boden in Verneigung. Sie hoffte das ihre Demut reichen würde damit er sie nicht bei lebendigen Leib fressen würde, wie es in den Völkern der Menschheit erzählt wurde, doch als sie keine Antwort erhielt glaubte sie immer weniger daran. Sie hörte wie er sich ihr näherte und schließlich vor ihr inne hielt. Jeder Schritt ließ ihr Herz erzittern aus Angst sie würde sterben. „Du bist ganz schön mutig, Kind. Die meisten Menschen würden eher ihre eigene Familie umbringen als es zu wagen hier her zu kommen.“, gab er kühl zurück. Das Mädchen erwies sich als äußerst tapfer und wagte es sogar wieder aufzusehen. „Bitte, es ist mir egal was mit mir geschieht, aber Ihr müsst meine Mutter retten! Ich flehe Euch an! Sie ist so schrecklich krank! Vater sagt das sie sterben wird!“, entgegnete sie ihm unter Tränen. Die Miene des Mannes nahm das Flehen des Mädchens völlig anteilnahmslos zur Kenntnis und doch hoffte sie auf Milde und seine Großmütigkeit. „Bitte, ich flehe Euch an! Wenn Ihr Adrian seid, dann helft meiner Mutter. Ich zahle jeden Preis.“, bettelte sie ein weiteres mal, worauf die rechte Augenbraue ihres Gegenübers interessiert nach oben zuckte. „Jeden Preis?“, fragte er leicht erstaunt nach. „Ja! Jeden Preis, aber bitte macht das meine Mutter wieder gesund wird!“, gab sie weinerlich zurück. Plötzlich begann der junge Mann zu schmunzeln und wendete sich schließlich von ihr ab. Es dauerte einige Zeit bis sie eine Antwort erhielt, während er nachdenklich durch ein kleines rundes Fenster seines Turmes sah. „Um deine Frage zu beantworten. Ja, ich bin der Mann für den du mich hältst. Und was deine Bitte angeht ...“, meinte er mit Blick nach draußen, bevor sein Satz auf einmal verstummte. Marian betete und bangte das er ihr den Wunsch erfüllen würde und obwohl es nur ein paar Sekunden waren, die es dauerte bis er seinen Satz beendete, kam es ihr wie eine Ewigkeit vor. „... ich mache es.“, fuhr er fort und wendete sich ihr wieder zu. Sie konnte kaum glauben was sie da hörte und sah voller Freude auf. Sie war so glücklich und erleichtert dass sie schon fast vergaß wer da eigentlich vor ihr stand. Nun gab es doch noch Hoffnung für ihr Mutter, die in einer nicht allzu fernen Siedlung im sterben lag. Etwas später erreichten die beiden ihr Heim - eine recht beschauliche Holzhütte in einem abgelegenen Waldstück. Rauch stieg aus dem Kamin und einige Ziegen grasten um das Haus herum. „Wir sind da!“, rief Marian und deutete auf ihr Zuhause. Ihr Vater saß voller Trauer am Sterbebett seiner Gattin als sich die Haustür öffnete und zwei Gestalten eintraten. Für einen Moment ließ er von seiner Frau ab und ging ins Wohnzimmer um zu sehen wer gekommen war. Kaum hatte er die Schlafzimmertür geöffnet sprang ihm seine Tochter freudestrahlend entgegen. „Papa!“, rief sie fröhlich und umarmte ihren Vater innig. Er wirkte verwirrt und verstand gar nicht recht was überhaupt vorging, doch sein Kind klärte ihn schnell auf. „Siehst du? Ich hab dir doch gesagt, ich wieder komme. Ich habe jemanden gefunden der sagt das er Mama helfen kann.“, sagte sie und wendete sich ihren Begleiter zu. Sein priesterhaftes Gewand ließ bei ihren Vater einen Moment Hoffnung aufkeimen, aber schnell fand er sich in der harten Realität wieder. „Das ist ... Danke Marian, ich weiß das zu schätzen ... aber ... aber leider bist du zu spät. Mama ist vor wenigen Minuten von uns gegangen.“, erwiderte er mit gesenkten Haupt, den Tränen nahe. „Was?“, erwiderte das Mädchen geschockt. „Sie hat sich so sehr gewünscht das du in ihren letzten Augenblicken noch einmal bei ihr bist und ihre Hand hälst, aber du warst nicht da.“, erklärte er mitgenommen, wissend das es nicht unbedingt das war, was man seinem Kind in einer solchen Situation sagen sollte. „Aber das kann nicht sein!“, widersprach sie weinerlich, so als ob sie die Wahrheit nicht akzeptieren wollte. „Sie war schon sehr schwach, mein Kind. Aber sie hat gesagt das sie sehr stolz auf dich ist, egal was auch geschehen mag.“, ergänzte er trauernd. „Das ist nicht wahr! Sie ist nicht tot!“, entgegnete sie ihm widerwillig und eilte zu ihr ins Schlafzimmer. Vergeblich rüttelte sie an der leblosen Hand ihrer Mutter, bevor sie nach etlichen Versuchen weinend in ihre Bettdecke versank. Die tröstende Hand ihres Vaters auf ihrer Schulter beruhigte das kleine Mädchen nur minder, für das in diesen Moment eine Welt zusammenbrach. Adrian, der sich derweil zu ihr gesellt hatte, nahm das ganze recht anteilnahmslos hin und blickte nüchtern auf die Tote nieder. Erst jetzt wand sich der Vater des Mädchens dem Fremden zu und fragte ihn aus. „Danke das Sie gekommen sind ... aber ... wer sind Sie eigentlich? Ein Heiler? Selbst wenn sie noch rechtzeitig gekommen wären ... wir sind leider sehr arm und können uns Ihre Dienste nicht leisten.“, sagte er mit ehrfürchtigen Blick in Richtung des vermeintlichen Weisen. Bisher hatte er noch nichts gesagt und umso erstaunlicher war es was er zu sagen hatte. „Warum weinst du Mädchen? Du hattest mich doch um Hilfe gebeten.“, gab er gelassen von sich, worauf Marian und ihr Vater verwundert aufschraken. „Was? Wollen Sie uns verspotten? Meine Frau ist tot!“, entgegnete ihm ihr Vater wütend. „Ihre Tochter hat mich gebeten Eure Frau zu retten. Deshalb bin ich hier. Es spielt für mich keine Rolle ob sie nun noch lebt und nicht.“, erklärte er, so dass sich die Augen des Mädchens bis aufs äußerste weiteten. „Soll das heißen Ihr könnt sie wieder zum Leben erwecken?“, fragte sie hoffnungsvoll, doch ihr Vater war bereits anderer Meinung. „Was soll das für ein übler Scherz sein?! Tote kann man nicht wieder zum Leben erwecken!“, fauchte er sichtlich erbost über das Verhalten des Fremden. Er sollte eines besseren belehrt werden als Adrian ohne weitere Worte an ihm vorbei schritt und sich zu dessen Frau ans Bett stellte. Seine rechte Hand begann auf einmal weiß zu erleuchten, etwas was ein einfacher Bauer wie Marians Vater noch nie zuvor gesehen hatte. Nur Augenblicke später legte er seine leuchtende Hand für ein paar Sekunden auf die Stirn der bleichen Frau, deren Gesicht daraufhin wieder Farbe bekam. Bald darauf begann sie ihre Augen zu öffnen, worauf Adrian wieder von ihr abließ. „Was ... was ist passiert?“, waren die ersten Worte von Marians Mutter, die noch recht orientierungslos umher sah. Sie wirkte wieder völlig gesund, ja gerade zu so als ob sie nie krank gewesen wäre. Sie begriff noch gar nicht was geschehen war, da stürzte sich Marian in ihre Arme um drückte sie ausgelassen an sich. „Mama! Du lebst!“, rief sie überglücklich und wollte schon gar nicht mehr von ihr ablassen. Der Mund ihres Vaters stand sperrangelweit offen. Er war sich nicht einmal mehr sicher ob er träumte und musste sich kneifen. „Willow ... du lebst. Ich kann es gar nicht glauben.“, stotterte er geschockt vor Freude. Erst nach und nach realisierte sie was ihr widerfahren war und warum ihre Familie so überglücklich war sie lebend zu sehen. Die Erklärungen und das Widersehen dauerten einige Minuten, aber Adrian wartete geduldig am Eingang zum Schlafzimmer ab. Schließlich wendete sich Marians Vater ihm zu und ging vor ihm in die Knie. „Ich weiß gar nicht wie ich Euch danken soll. Ihr habt ein Wunder vollbracht. Meine Familie wird ewig in Eurer Schuld stehen.“, sagte er voller Dankbarkeit und verbeugte sich einige male. „Falsch!“, gab er nüchtern zurück, was ihm etliche fragende Blicke einbrachte. „Was meint Ihr?“, fragte Willow verwundert. „Niemand von euch wird für immer in meiner Schuld stehen. Leben zu geben heißt auch immer Leben zu nehmen. Das ist der Preis, den das Schicksal verlangt.“, meinte er, worauf ein unwohles Behagen in der kleinen Familie aufkeimte. „Was wollt Ihr damit sagen?“, fragte Marians Vater nervös. „Der Preis ist Eure Tochter, mein Herr. Sie bat mich um Hilfe und war bereit alles dafür zu geben. Sie wird mit mir kommen, als Ausgleich dafür das ich Eure Frau gerettet habe.“, erwiderte er kühl. „Was?! Marian? Ihr bekommt sie auf keinen Fall!“, rief Willow entsetzt und schloss ihr Kind fest in ihre Arme. „Nehmt von mir aus alles was ihr an Wertgegenständen in unseren Haus findet, aber verschont unsere Tochter. Sie ist doch erst 10.“, ergänzte ihr Gatte in flehenden Tonlage. „Ihr habt doch nichts von Wert. Das habt Ihr doch selbst gesagt. Eure Tochter wird eure Schuld bei mir abarbeiten. Zwingt mich nicht euch beide zu töten um an das zu kommen was mir zusteht.“, antwortete er ruhigen Tones. „Wer seid Ihr das Ihr es wagt mir meine geliebte Tochter nehmen zu wollen und uns zu bedrohen?“, fragte Willow verbittert. „Mein Name ist Adrian, werte Dame.“, erwiderte er mit leichter Verbeugung, wohlwissend dass selbst ein paar primitive Bauern wie diese, etwas mit diesen Namen anfangen konnten. „Der ... der Adrian? Die Bestie Faerûns?“, fragte Marians Vater starr vor Angst. Ihnen beiden stand der Schock förmlich ins Gesicht geschrieben, doch Marian zeigte keine Furcht und löste sich aus der Umklammerung ihrer Mutter. „Nein! Bitte, ich flehe euch an. Lasst uns unsere Tochter.“, flehte ihr Vater vergeblich. Er staunte als diese sich neben Adrian stellte und seine Hand nahm, bereit die Bedingungen zu akzeptieren. „Nein! Mama, Papa, er hat recht mit dem was er sagt. Ich war bereit jeden Preis zu zahlen ... und wenn ich der Preis bin ... dann sei es so. Mir ist wichtiger das ihr beide gesund seid.“, meinte sie mit gesenkten Haupt, sehr zur Verwunderung ihrer Eltern. „Aber Marian!“, protestierte ihre Mutter besorgt und erhob sich vom Bett. „Nein Mama! Es ist in Ordnung so wie es ist. Vielleicht kann ich euch ja ab und zu besuchen. Ich wollte doch nur ...“, widersprach sie, bevor auch sie die Trauer übermannte. „Es tut mir Leid, aber ich liebe euch doch so.“, gab sie schluchzend von sich und lief ihrer Mutter weinend in die Arme. Ein letztes mal sollten sie Gelegenheit haben ihre Tochter zu umarmen, bevor sie wehmütig zu Adrian zurückkehrte. „Ihr wird es bei mir an nichts fehlen. Ihr könnt unbesorgt sein, ihr wird nichts geschehen.“, schwor Adrian mit entsprechender Geste und verließ mitsamt dem Mädchen das Haus. „Wie werden dich vermissen, Marian! Pass gut auf dich auf! Wir lieben dich, wir werden dich immer lieben!“, riefen ihre Eltern ihr noch nach. „Ich werdet mir auch fehlen! Ich liebe euch auch!“, erwiderte sie winkend mit tränenerfüllten Gesicht. Sie sahen ihr noch lange vom Haus aus nach, bis sie mit Adrian im Wald verschwand. Schon die ersten Tage mit dem Mädchen erwiesen sich als äußert anstrengend. Wie es für Kinder in diesem Alter üblich war, war Marian schwer zu kontrollieren. So war es auch nicht weiter überraschend dass sie eines Tages völlig verdreckt von der Kräutersuche zu Adrians Turm zurückkehrte. Dem großen Magier stand die Fassungslosigkeit ins Gesicht geschrieben als er das Mädchen am Eingang abfing. „Marian! Was um Himmels Willen hast du gemacht?! Du solltest doch bloß ein paar Beeren suchen!“, gab er aufgeregt von sich. „Nun ja, ich muss wohl irgendwie noch im Wald herumgetobt haben.“, erwiderte sie sich verlegen am Hinterkopf kratzend. „Herumgetobt?“, fragte er verwundert. „Ja, da war dieses Eichhörnchen ... und ich bin ihm hinterhergeklettert und ...“, stammelte sie schwitzend, bevor ihr die Worte ausgingen. Adrian seufzte und nahm ihr den Beutel mit den Beeren ab. Immerhin hatte sie das Wichtigste nicht vergessen und so ließ er sie herein. Bald darauf saß er nicht wie sonst an seinen Schriften und Büchern, sondern war damit beschäftigt die Löcher in den Sachen seiner Schülerin zu flicken. Nie hätte er sich erträumen lassen das er als meist geachtetster Mann Faerûns solch eine Arbeit vollführen würde. Er gab es nur ungern zu, aber dieses Mädchen, das hinter ihm im Waschfass planschte, lehrte ihn Dinge die selbst er noch nicht kannte. Zum ersten mal spürte er dass es mehr da draußen in der Welt gab als nur Magie, Macht und Wissen. Er kannte die Welt nicht so wie dieses Kind, aber es gab ihn Hoffnung auf eine bessere Zukunft der Menschheit, die nach dem Fall der Schöpferrasse langsam aufblühte. „Meister Adrian? Könnt ihr mir den Rücken schrubben?“, rief Marian ihn aus seinen Gedanken heraus, worauf seine linke Augenbraue leicht genervt nach oben zuckte. Sie beanspruchte viel zu viel Zeit für sich, so dass er kaum noch seinen eigenen Tätigkeiten nachkam. Leicht verstimmt ließ er vom Flickzeug und ihrer Kleidung ab und tat ihr den Gefallen. Immerhin wollte er auch nicht dass sie stinkt und laust. So viel Hygiene sollte in seinen Turm schon herrschen, auch wenn bereits so manch dicke Staubschicht auf einigen seiner Wälzer lag. Er hatte auf eine gehorsame und artige Schülerin gehofft, aber sie war ein Energiebündel, das schwer zu bändigen war. Noch immer grummelnd zog er sich die Ärmel zurück, griff nach Seife und Lappen, die auf einen Hocker neben dem Fass bereit lagen und begann es hinter sich zu bringen. „Wisst Ihr, zu Hause hat mir Mama immer den Rücken gewaschen.“, merkte sie an als er zu schrubben begann. „Du solltest lieber langsam lernen allein mit solchen Dingen klar zu kommen.“, erwiderte Adrian streng. „Warum denn?“, fragte sie naiv zurück, worauf er einen Moment von ihr abließ. „Du wirst wachsen und dich zu einer jungen Frau entwickeln. Dann wirst du Wert auf die Intimität deines Körpers legen und ich werde nicht mehr da sein um dir den Rücken zu schrubben, dir deine Sachen zu flicken oder sie zu waschen. Je schneller du erwachsener wirst desto besser.“, erklärte er nüchtern. Sie errötete etwas, auch wenn ihr Schamgefühl noch nicht allzu ausgeprägt war. Es vergingen einige Minuten des Schweigens bis er mit seiner Gefälligkeit fertig war. Er erschrak ein wenig als sie auf einmal euphorisch aufsprang und vor ihm salutierte. „Ihr habt Recht, Meister. Ich werde mich ab heute bemühen ein besserer Schüler zu sein!“, posaunte sie stolz heraus, was er mit einen eher nüchternen Blick zur Kenntnis nahm. „Hier.“, erwiderte er ungerührt und reichte ihr ein Handtuch. Adrian stellte sich mit der Zeit als ein faszinierender, ewig schlecht gelaunter Mann heraus. Er behandelte das Kind hart, aber auf eine gewisse Weise auch fair. So verbot er ihr den Zutritt zu einer Kammer in der sich duzende wissenschaftlicher Apparaturen befanden, jedoch nur zu ihrer Sicherheit. Er verbrachte viel Zeit in diesen Räumlichkeiten, so dass sie sich manchmal fragte ob es ihm noch gut ginge, aber er warnte sie stets unter gar keinen Umständen dort hinein zu gehen, selbst wenn es um Leben oder Tod ginge. Während sie Anfangs zur Kräutersuche abgestempelt wurde, füllte sich ihr Tagesablauf nun auch mit Reinigungsarbeiten. Es war ihr unbegreiflich wie sich nur so viel Staub auf einem einzelnen Buch sammeln konnte. Da sich die Bücherregale Meterhoch stapelten, verlangten selbst solche einfachen Putzarbeiten ein gewisses Balancegefühl, das sie auf der Regalleiter haben musste. Jede Woche wies Adrian ihr eine neue oder eine andere Arbeit zu, ohne das sie merkte dass sie dadurch Gelegenheit bekam immer neue Fertig- und Fähigkeiten zu erlernen. Binnen weniger Monate sollte aus ihr ein 10 jähriges Mädchen werden, das nicht nur kochen, waschen und putzen konnte, sondern auch allmählich in die Geheimnisse der Magie eingeführt wurde. Bis dahin sollte jedoch noch einige Zeit vergehen und so blieb ihr Zeit ihren Meister besser zu verstehen. Eines Abends bat sie Adrian zu sich an seinen Schreibtisch. Sie war noch nicht ganz fertig damit den Tisch fürs Abendmahl zu decken, doch dies schien ihm in diesen Moment nicht so wichtig. „Komm’ her Marian. Setz’ dich zu mir.“, sagte er in einen freundlichen Ton und wank sie heran. „Ja, Meister.“, erwiderte sie brav und eilte zu ihm. Wenn gleich sie voller Energie und unbändigen Tatendrang steckte, gehorsam war sie. „Ich möchte dir etwas geben.“, meinte er und reichte ihr seine geschlossene Hand entgegen. „Du hast dich bisher als guter Schüler erwiesen. Wenn du den wahren Wert des Gegenstandes erkennst, komm zu mir zurück und berichte mir.“, meinte er und drückte ihr einen blau schimmernden Kristall in die Hand. Sie musterte das Objekt einen Augenblick mit ratloser Miene und steckte es schließlich weg. „Habt Dank, Meister. Aber was ist wenn ich seinen Geheimnis nicht auf den Grund komme?“, gab sie zweifelnd zurück. „Du wirst verstehen, Marian. Nicht heute, nicht morgen, aber du wirst verstehen.“, erwiderte er freundlich lächelnd. „Und nun geh und mach das Essen.“, ergänzte er deutlich schroffer mit entsprechenden Blick. „Ja, wie Ihr meint.“, entgegnete sie leicht bedrückt und eilte die Treppe zur Küche in der zweiten Etage hinauf. Adrian schmunzelte, denn er war Neugierig wie weit das Mädchen bereits war. Am nächsten Morgen erwartete sie eine riesen Überraschung als sie nicht wie sonst auf der Couch erwachte sondern in einen bequemen und weichen Bett. Sie glaubte sich noch im Traum als sie sich umsah, denn sie fand sich in einen Zimmer wieder dass sie nicht kannte. Der Blick aus dem nahegelegnen Bullaugenfenster, durch das ein angenehm warmes Sonnenlicht fiel, verriet ihr jedoch schnell das sie immer noch in Adrians Turm sein musste. Sie traute ihren Augen nicht, denn das Zimmer war sogar mit Möbeln ausgestattet. Auf einen Stuhl lagen die wenigen persönlichen Sachen die sie hatte und sie begann zu begreifen was geschehen war. Mit einem lauten, aber fröhlichen Aufschrei wurde Adrian kurz darauf aus seinen morgendlichen Studien gerissen. Marian strahlte überglücklich als sie die Treppen hinab gelaufen kam und zum Schreibtisch ihres Meisters stürmte. Bevor er sich versah hang seine Schülerin dankend an ihm und es sah nicht so aus als wolle sie bald wieder von ihm ablassen. „Danke Meister Adrian! Danke das Ihr mir ein eignes Zimmer gegeben habt!“, sagte sie und umarmte ihn so fest sie nur konnte. Adrian blieb eher ungerührt, selbst dann als sie sich noch etliche male verneigend bedankte, nachdem sie von ihm abgelassen hatte. „Sieh es nicht als Dank, sieh es als Ansporn das Geheimnis des Kristalls herauszufinden.“, meinte er mit kühlen Blick. „Ja, das werde ich. Ich verspreche es.“, gab sie enthusiastisch zurück. „Ach Marian! Ich werde heute eine Zeit lang weg sein – ein paar Besorgungen machen. Ich erwarte das hier alles so bleibt wie es ist, klar?!“, rief er dem Mädchen nach, das sich gerade wieder auf ihr neues Zimmer begeben wollte. Nachdenklich lag sie auf ihrem Bett und ließ den seltsamen Kristall in ihrer Hand kreisen. Die Abwesenheit ihres Herrn gab ihr genug Zeit um über das bläuliche Objekt nachzudenken, aber egal wie sehr sie es auch anstarrte, es kam ihr keine Idee was es damit auf sich haben könnte. Die Stunden vergingen und bald schon vermisste sie die Anwesenheit Adrians in seinen Turm. Ohne ihn war er ganze Tag für sie die reinste Langeweile. Zwangsläufig blieb einem Kind in ihrem Alter nichts anderes übrig als doch ein wenig in den Bücherregalen zu stöbern und an diversen Apparaturen herumzuspielen. Ihr Zeitvertreib währte jedoch nicht allzu lang, denn als ein verdächtiger Schatten am Fenster vorbeihuschte, kam ihr Herz beinah vor Schreck zum stehen. Für einen Moment dachte sie ihr Meister wäre zurückgekehrt, aber sie zweifelte schnell, da dieser sicher nicht um seinen Turn schleichen würde und auch erst ein paar Stunden fort war. Sie zitterte am ganzen Leib als sie begriff dass die Eingangstür nicht abgeschlossen war, denn so hatte ein Einbrecher oder ein Fremder leichtes Spiel. Hastig, aber leise verkroch sie sich hinter Adrians Schreibtisch und hoffte dass alles gut gehen würde. Sie schluckte tief als die Eingangstür vorsichtig knarksend aufging. Ihr ganzer Körper erstarrte förmlich als jemand mit schwerfälligem Schritt eintrat, der bestimmt nicht ihr Meister sein konnte. Marian betete innerlich dass der Eindringling sie nicht finden würde und schloss den Kristall, den er ihr gegeben hatte, fest in ihre Hand, stets an Meister Adrian denkend. Der Fremde zögerte nicht lange und begann einige Sachen und Schränke zu durchwühlen, wohl in der Hoffnung etwas Brauchbares zu finden. Auch wenn sie sich noch in Sicherheit sah und ihre Chancen nicht schlecht standen unentdeckt zu bleiben, so stieg ihre Sorge als sie sich an Adrians Worte erinnerte, der sie gemahnt hatte alles so zu lassen wie es war. Die Unordnung die der Fremde hinterlassen würde, hätte sie zwar noch bereinigen können, aber was war, sollte er eine wichtige Apparatur oder mit wichtigen Chemikalien gefülltes Reagenzglas kaputt machen? Ihr Herz schlug schneller, nun nicht mehr aus Angst entdeckt zu werden, sondern weil sie Adrians Anweisung gefährden würde, sollte sie nichts unternehmen. Nachdem tatsächlich ein Buch zu Boden fiel, fasste sie sich ein Herz und sprang hinter ihrem Versteck hervor. „He! Wie könnt Ihr es wagen die Sachen meines Meisters zu schänden?!“, rief sie mutig mit strengen Blick, doch der Fremdling erwies sich als stämmiger Ork, der zudem nicht einmal ihre Sprache sprach. Schnell schlotterten ihr die Knie, denn es war fragwürdig wie sie sich nun gegen einen solchen Gegner behaupten wollte. Sie hatte ein solches Wesen noch nie zuvor gesehen. Der Ork glaubte leichtes Spiel mit dem Mädchen zu haben und griff sie mit bloßen Händen an. Obwohl sie sich mit Tritten verteidigte, waren ihre Kindbeine zu schwach um den Ork ernsthaft Paroli zu bieten. Kreischend und wild um sich schlagend versuchte sie dem Griff des Eindringlings zu entfliehen. Erst als sie ihm in die Hand biss ließ er sie, vom Schmerz getränkt, zu Boden fallen. Nun war der Ork jedoch erzürnt und zückte einen primitiven Dolch aus Stein um das Mädchen zum Schweigen zu bringen. Angst stand Marian ins Gesicht geschrieben, so viel das sie kaum noch klar denken konnte und wie erstarrt war. Tausende Gedanken schossen ihr durch den Kopf. Ihr ganzes Leben raste an ihrem inneren Auge vorbei. Ohne zu wissen was sie tat streckte sie dem Ork ihre Faust entgegen, in dem sie den Kristall von Adrian hielt. Obwohl das allein den Ork von seiner Tat nicht abhalten konnte, sollte er nicht dazu kommen die Brust des Mädchens mit dem Dolch zu durchstoßen. Dem tränenreichen Aufschrei Marians folgte ein helles Leuchten im Kristall, das dem Ork kurz inne halten ließ. Das Licht wurde rasch stärker und nur Sekunden später erschütterte eine gewaltige Explosion die untere Etage von Adrians Turm. Als Marian einige Zeit darauf wieder zu sich kam, fand sie sich zwischen den Trümmerteilen eines Bücherregals wieder. Ihre rechte Schulter schmerzte entsetzlich, aber viel mehr tat es der Anblick der sich ihr bot. Die Einrichtung des ganzen ersten Stocks war völlig zerstört. Bücher waren zerfetzt wurden, Apparaturen in ihre Einzelteile zerfallen, wichtige Ingredienzien waren verkohlt und unbrauchbar. Der Ork lag zwar leblos am Boden, aber so wie es nun um sie herum aussah, fürchtete sie schlimmste Strafen ihres Meisters. „Oh, nein ... es ist alles zerstört. Er wird mich ...“, gab sie geschockt von sich, bevor ihre Augen erste Tränen freigaben als sie realisierte was sie angerichtet hatte. Noch immer hielt sie den Kristall in ihrer Hand und rätselte was passiert war. Sie fragte sich warum ihr Adrian einen solch gefährlichen Gegenstand überlassen hatte. Als ihr Meister am Abend heim kehrte fand er sie weinend auf den Überresten eines Bücherregals vor. Ihre Schulter war schon ganz blau angelaufen, doch es schien nicht so als ob der Schmerz der Verletzung ihr die Tränen in die Augen trieb. Der Anblick der Zerstörung, die seinen Turm heimgesucht hatte, und der tote Ork ließ ihn bereits erahnen warum sie weinte. Ohne etwas zu sagen trat er ein und begann etwas zwischen den Trümmern zu suchen. Nur zögerlich wagte es Marian aufzusehen als er sich schließlich vor sie stellte. Für einen Augenblick glaubte sie, dass er eine grausame Waffe in der Hand halten würde, doch bei genauerer Betrachtung stellte es sich als einfacher Besen heraus. „Los, mach sauber.“, sagte er in ruhiger, aber fordernder Tonlage und reichte ihr den Besen hin. „E-es tut mir so Leid, Meister. Da war diese Kreatur und ... alles ging so schnell. Ich wollte das doch alles nicht!“, erwiderte sie Tränenreich. „Ist das deine Ausrede davor dich vor der Putzarbeit zu drücken?“, fragte er mit zweifelhaftem Blick. „Nein! ... aber ... soll das heißen Ihr seid nicht böse auf mich?“, antwortete sie erstaunt. „Warum sollte ich? Du hast doch das Geheimnis des Kristalls gelöst und eine der wichtigsten Lektionen gelernt, wenn du dich mit Magie einlässt. In diesem Kristall war nur ein Fünkchen Essenz der Magie. Falsch oder fahrlässig eingesetzt wird sie dich töten.“, meinte er mit ernsten Blick. „Aber was ist mit Euren Büchern, Euren Apparaturen ...? Alles ist zerstört!“, erwiderte sie, fast so als wollte sie bestraft werden. Adrian jedoch begann ein wenig zu schmunzeln. Seine rechte Hand erleuchtete, während er die Augen schloss. Es bedurfte für ihn nicht mehr als den Arm mit der leuchtenden Hand auszustrecken und ihn in die jewalige Richtung zu halten um zu bewirken das all die zerstörten Bücher und Gegenstände sich wie von Geisterhand wieder zusammen fügten, ja sogar wieder an den Platz rückten an dem sie zuvor gestanden hatten. Marians Augen weiteten sich, denn so etwas hatte sie noch nie zuvor gesehen. Nicht mehr als eine Minute dauerte das Spektakel und die Etage sah wieder aus wie vor der Explosion. „Wie habt Ihr das gemacht?!“, fragte Marian verblüfft. „Jene Magie, wie sie in diesem Kristall steckte, vermag zu zerstören ... aber richtig eingesetzt, kann sie auch genau das Gegenteil bewirken.“, antwortete er mit abschließenden Blick auf seine junge Schülerin. Nach dem Schrecken der Explosion war sie erleichtert das es ein gutes Ende für sie genommen hatte. „Dann sag mir für welchen Weg der Magie du dich hingeben wirst.“, sprach ihr Meister, ohne allzu fordernd zu klingen. Für Marian war die Entscheidung einfach. Nie wieder wollte sie für Zerstörung und Leid verantwortlich sein. „Ich will nichts zerstören, nie wieder.“, sagte sie nur einen Augenblick später. Adrian zeigte es zwar nicht, aber er war froh über diese Entscheidung. Das Mädchen hatte am eigenen Leib erfahren welche Macht auch immer mit der Kraft der Magie verbunden war und doch entschied sie sich für den Weg des Heilens und der Erneuerung. Trotzdem blieb für das neugierige Mädchen noch eine Frage offen, die sie dem Meister am Abend, nach getaner Arbeit stellte. Er war gerade dabei seine neusten Erkenntnisse nieder zu schreiben, weswegen sie nur vorsichtig und dezent an ihn heran trat um ihre Neugier zu stillen. „Meister Adrian? Sagt, was ist Magie eigentlich?“, fragte sie mit Blick auf den Kristall der auf seinem Tisch lag. Ruhig sah er über die Gläser seiner halterlosen Brille hinweg und legte seine Schreibfeder beiseite. „Es gibt drei Arten von Magie. Magie ist überall, sie bedient sich verschiedenster Quellen. Nur wer in der Lage ist diese anzuzapfen, ist in der Lage Magie zu wirken. Es ist in dir, wie es in jedem Lebewesen ist, aber nicht jeder verfügt über den Geist um Magie zu nutzen.“, erzählte er, was dem jungen Mädchen ein Stirnrunzeln entlockte. „Ihr spracht von drei Arten …“, setzte sie an, bevor ihre Stimme seiner wich. „Die Magie kann aus vielen Dingen entstehen, doch in der Regel bezieht man sie aus drei Quellen. Es gibt die weiße Magie, die sich positive Elemente der Welt bedient. Die schwarze Magie, die sich der negativen Elemente der Welt bedient und die Elementarmagie, die sich der Bestandteile dieser Welt bedient.“, erklärte er im Detail. „Ich verstehe nicht. Wie gelange ich denn an diese Magie?“, antwortete sie leicht verwirrt. „Weiße Magie stammt aus der Welt des Lichts, der Welt der Schöpfer. Schwarze Magie aus der Welt der Dämonen, der Zerstörer. Beide Seiten existieren seit Anbeginn der Zeit und sind wichtig um das Gleichgewicht der Welten im Einklang zu halten. Die Elementarmagie dagegen ist Bestandteil unserer Welt. Sie steckt in den Sonnenstrahlen, die deine Haut wärmen, in dem Wasser das deine Haut säubert, ja auch in der Kleidung die du am Leib trägst, gefertigt aus den Stoffen der Natur.“, unterwies er sie. Marian erkannte das sie noch viel zu lernen hatte, wollte sie eines Tages die Magie so beherrschen wie ihr Meister. Momentan bereitete ihr das alles aber mehr Kopfschmerzen – es lag noch ein langer Weg vor ihr. Lange Zeit verstand sie nicht warum er als Bestie Faerûns bezeichnet wurde, wo er sie doch recht annehmbar behandelte. „Furcht schweißt die Menschen zusammen. Sie helfen und respektieren einander so lange sie im selben Boot sitzen. Ohne einen gemeinsamen Feind, fürchte ich, könnte die Allianz und der Frieden zwischen den Völkern zerbrechen.“, antwortete er auf ihre neugierige Frage. Drei Jahre vergingen in denen Marian und Adrian an der Schwertküste im Turm lebten. Das junge Mädchen machte von Tag zu Tag Fortschritte und lernte immer besser mit der Magie umzugehen, wenn gleich ihre Fähigkeiten noch gering waren. Die Zeit im Turm war schön für Marian, doch Adrian war kein Mann von Sesshaftigkeit. Seine Forschungen und seine Arbeit waren abgeschlossen und so beschloss er den Turm zu verlassen um in die Welt hinaus zu ziehen. Marian erkannte jedoch, trotz ihrer Jugend, dass ihr Meister noch etwas anderes mit seinem Aufbruch bezweckte. Die Welt hatte sich ein wenig geändert. Die Bestie Faerûns war weniger in den Gedanken der Menschheit präsent. Bedenkenlos konnten Marian und Adrian durch den Markt einer aufkeimenden Stadt namens Tiefwasser gehen, ohne dass auch nur einer der dort Lebenden ahnte wer er war. Gerade in den heranwachsenden Städten war sein Name nur noch Legende, hatte er in den letzten drei Jahren doch kaum für Schlagzeilen gesorgt. Adrian schien es jedoch nicht zu kümmern, denn die Menschheit, die er vom Echsenvolk befreit hatte, entwickelte sich prächtig. Noch gab es keine Herrscher und Königreiche, keine Gier oder Neid, noch genoss man die Freiheit und die einfachen Dinge des Lebens. Während seiner Reisen hatte Adrian nie Magie eingesetzt um sich fortzubewegen oder sich den Alltag zu erleichtern. Marian irritierte dies zunächst, aber er brachte ihr bei nicht mit seinen Fähigkeiten zu prahlen. Dennoch war ihm nicht entgangen, dass man ihnen gefolgt war. Ein Elf blieb ihnen in gebührenden Abstand auf den Fersen. Er hatte sich verdächtig gemacht, trug sein Haupt unter einer langen Kapuze damit ihn die menschliche Bevölkerung nicht als Elfen identifizieren konnte. In diesen Tagen war es noch nicht üblich dass ein Nicht-Mensch sich so einfach in eine solche Gegend wagte. Adrian ließ sich von seinem Verfolger nicht irritieren und verbrachte den Tag so wie vorgesehen. Für den Abend hatte er sich eine Schänke ausgesucht, die seinen Gästen auch eine ordentliche Übernachtungsmöglichkeit in Form einer Unterkunft bot. Ungeachtet dessen, das ein paar Gäste dass Duo beim Eintreten argwöhnisch musterten, trat Adrian an die Theke heran. Marian wirkte wesentlich verhaltener und wich ihrem Meister nicht von der Seite als wäre er ihr Muttertier. Es überraschte ihn nicht dass der vermummte Elf bereits einen Platz an einen der Tische gefunden hatte, doch sein Interesse ihn zur Rede zu stellen tendierte gegen Null. „Zwei Zimmer, bitte!“, rief er den Wirt mit gestischen Fingerzeig zu. Der füllige Mann zeigte sich auch als geduldiger Mensch und nahm sich alle Zeit der Welt um sein Glas noch zu Ende zu reinigen, damit er es für den nächsten Gast bereithalten konnte. Marian nutze die Gelegenheit und trat mit unsicherem Blick an ihren Meister heran. „Meister, ich … ich … ich bin mir nicht sicher ob …“, stammelte sie, nervös zu den anderen Gästen blickend. „Du hast Angst allein in einem Zimmer?“, fragte er sie entgegenkommend, was sie eifrig benickte. „Ich denke dazu besteht kein Anlass.“, ergänzte er mit zuversichtlichen Blick. Sicher war Adrian kein Narr und wusste das ein Mädchen ihres Alters noch eines gewissen Schutz bedurfte, aber es war seine Art ihr Selbstvertrauen und Eigenständigkeit bei zu bringen. Der Wirt verlangte derweil eine horrende Summe für eine Übernachtung, doch sein Gast legte ihn gerade zu beiläufig ein Säckchen auf den Tresen, das den Ansprüchen des Wirtes mehr als genügen sollte. Die Augen des Wirtes weiteten sich beim Anblick so vieler vergoldeter Münzen. Es war viel zu viel, doch sein Gast schien sich über solche Details nicht zu scheren. Unbekümmert nahm er die Schlüssel für ihre Zimmer entgegen und ging die Treppe zum zweiten Stock hinauf, die ausgewiesener Maßen zu den Unterkünften führte, dicht gefolgt von seiner Assistentin. Oben angekommen wies ihn die Nummer, die auf den Schlüsseln eingeprägt war, zum richtigen Zimmer. Obwohl Marian sehr nervös und leicht verängstigt war in einer solchen Umgebung eine ganze Nacht lang alleine ausharren zu müssen, drückte er ihr den Zimmerschlüssel für ihre Unterkunft in die Hand. Bisweilen hatte man zusammen in freier Natur genächtigt, doch nun trennte sie ein Zimmer. Sie war noch ganz darin versunken sich Mut zuzusprechen als er sich mit einer Bitte an sie wand. Es vergingen einige Minuten, die Adrian dazu genutzt hatte sich in seinem Zimmer einzunisten. Demütig, mit dem Kopf zum Boden, harrte Marian vor seiner Zimmertür aus und wartete, wie man es ihr aufgetragen hatte. Adrian schien über hellseherische Fähigkeiten zu verfügen, denn schon bald geschah genau das was er ihr erzählt hatte. Der vermummte Elf, der schon den ganzen Tag an ihren Fersen heftete, kam die Treppe hinauf. Marian legte ein Lächeln auf, wenn gleich es etwas gezwungen wirkte. Der Elf war sichtlich irritiert das man ihn bereits zu erwarten schien. Freundlich bat sie ihn mit einer Geste zur Tür ihres Meisters. „Meister Adrian erwartet Euch bereits. Bitte tretet ein.“, sagte sie, so wie es ihr instruiert wurde. Der Elf zögerte, nahm das Angebot jedoch an. Im Zimmer angekommen erwartete ihn Adrian, wie das junge Mädchen angekündigt hatte. Bedächtig saß er auf dem Bett und trank eine Tasse Tee, die er sich zu Recht gemacht hatte. „Marian, schließ’ die Tür bitte von Innen.“, wies er seinen Lehrling an, die tat wie ihr befohlen. Der Elf spürte bereits dass er enttarnt war und legte seine Umhüllung ab. Marians Augen weiteten sich, denn sie hatte noch nie zuvor einen Elfen gesehen, kannte diese alte Rasse nur von Büchern und Zeichnungen ihres Meisters. Er war wunderschön, hatte hellblondes Haar und war grazil gebaut. Adrian blieb jedoch weitaus gelassener, stellte lediglich den Tee beiseite. „Also, es steht wohl außer Frage wer ich bin. Nur frage ich mich wer Ihr seid und was ein Elf wohl von mir will?“, meinte er und schmunzelte leicht amüsiert vor sich hin. „Mein Name ist Claud’Inn. Wie Ihr richtig erkannt habt, bin ich vom Volk der Elfen geschickt wurden. Verzeiht, wenn ich zu aufdringlich war.“, erwiderte er in leicht gebrochener Menschensprache. Seine Stimme klang so melodisch und sanft, dass Marian gar nicht mehr dazu kam den Mund vor erstaunen zu schließen. „Wenn sich ein Elf in die menschliche Zivilisation schleicht, dann muss das was er mir zu sagen hat, schon sehr bedeutend sein.“, stellte ihr Meister fest und bat ihn fortzufahren. „Mein Volk schickt mich um Euch eine Bitte zu überbringen. Wir sind zwar eine ältere Rasse als ihr Menschen, doch noch sehr jung und unerfahren, was die Anwendung von Magie betrifft. Zweifellos seid ihr Einzigartig, was eure Fähigkeiten in dieser Kunst betreffen. Wir bitten Euch in aller Höflichkeit darum auch unser Volk in die Geheimnisse der Magie einzuweihen.“, sprach Claud’Inn mit demütiger Stimme und abschließender Verbeugung. Adrian wirkte einen Moment nachdenklich und fiel in Schweigen. „Ist euch Elfen klar warum man mich die Bestie Faerûns nennt, warum ich auf diese Bezeichnung bestehe?“, fragte er schließlich, was den Elfen etwas nervöser werden ließ. „Ja, ihr verbreitet Furcht um die Menschen zu vereinen, damit deren Kinder stets mit euren Namen aufwachsen, um sie davor zu warnen nichts böses zu tun, weil ihr dann kommen würdet um sie zu strafen. Es hält Eure Rasse beisammen und friedlich.“, antwortete er in aller Ausführlichkeit, fast so als wäre es auswendig gelernt. „Zweifellos würde dein Volk behutsam und Respektvoll mit der Magie umgehen – das liegt in eurer Natur, aber stell dir vor was passieren würde, wenn auch nur einer eurer Art mit diesen Wissen an die Menschen gehen würde, vielleicht aus edlen Motiven, oder vielleicht weil er gezwungen wird? Die Lehre würde sich verbreiten und bei den Menschen niedrigste Instinkte wecken. Gier, Macht, Reichtum. Es tut mir Leid. Ich habe mein Volk nicht befreit um es in den Ruin zu treiben.“, erwiderte er nüchtern. „Bei allem Respekt – heißt das Ihr würdet Euren eigenen Volk nicht zutrauen …?“, setzte Claud’In an. „Die Menschen sehen die Magie nicht als Gefahr, doch die Magie ist gefährlich für sie!“, fauchte er leicht erzürnt dazwischen. Marian erschrak etwas, doch Adrian beruhigte sich schnell wieder. „In nur einen meiner Finger liegt genug Kraft um diesen ganzen Ort innerhalb von Sekunden in Schutt und Asche zu legen. Wenn man den Menschen das Wesen der Magie erst einmal lehrt, ist es nur eine Frage der Zeit bis auch sie soweit sind. Ich will den Frieden dieser Welt bewahren.“, fuhr er ruhig fort und ließ den kleinen Finger seiner rechten Hand kreisen. Der Elf wirkte einsichtig und bereit seinem Volk diese Worte zu überbringen. Dennoch ließ er sich zu einen Urteil über Adrian hinreißen. „Und wer gibt uns die Sicherheit, dass eine solche Macht bei Euch in den richtigen Händen ist?“, fragte er mit ernstem Blick und legte seine Umhüllung wieder an. Adrian sah davon ab zu antworten und ließ den Elfen ziehen. Kaum hatte er den Raum verlassen, wendete er sich Marian zu. „Merke dir gut was du heute hier gehört hast. Und nun geh auf dein Zimmer und leg dich Schlafen. Wir haben morgen noch einen langen Marsch vor uns.“, meinte er freundlich und wies sie zur Tür. „J-jawohl, Meister.“, stotterte sie unbehaglich, folgte aber wie immer den Anweisungen. Als am nächsten Morgen die Tür zu Marians Zimmer aufging und Adrian eintrat um sie wecken, erwischte ihn eine böse Überraschung. Ein geschickt platzierter Mechanismus ließ beim öffnen der Tür einen mit eiskalten Wasser gefüllten Eimer auf die eintretenden Person hernieder sinken. Der Eimer verfing sich, wie vom Konstrukteur erhofft, an der Türkante und machte einen höllischen Krach als er am Boden aufschlug. Noch halb im Schlaf, griff Marian nach ihrem Kopfkissen und warf es dem Eindringling laut kreischend und mit voller Wucht ins Gesicht, ohne zu realisieren, wer überhaupt eingetreten war. Adrians Mimik pendelte sich irgendwo zwischen stummen Zorn und einen Aufschrei des Kalten Wassers wegen ein. Die Federn des Kopfkissens die vereinzelt an ihm hängen geblieben waren ignorierte er ganz, ebenso wie den kleinen Schmerz den das Kopfkissen hervorgerufen hatte. „Ganz schön kräftiger Wurf für ein Mädchen.“, meinte er mit nüchterner Stimme. Marian war schlagartig wach als sie merkte was sie getan hatte und hielt sich entsetzt die Hände vor den Mund. „Oh nein! Meister Adrian! Das … das tut mir so schrecklich Leid!“, rief sie völlig aufgelöst und eilte zu ihm. „Ich dachte Ihr wärt … oh … es tut mir so Leid.“, entschuldigte sie sich immer wieder und befreite ihn von den Federn des Kopfkissens, die ihn ein wenig lächerlich wirken ließen. Mittels eines Handtuchs trocknete sie ihn so gut ab, wie nur möglich, während er sich in aller Ruhe seine halterlose Brille putzte. „Ich … ich konnte die ganze Nacht nicht schlafen, weil ich dachte ein Fremder würde kommen und … …. werdet Ihr mich bestrafen?“, sagte sie nebenbei, mit abschließender Frage als sie sich mit ihrer Umsorgung fertig sah. Gelassen setzte Adrian seine Brille wieder auf und beugte sich zu ihr herunter. Beruhigend tätschelte er ihren Kopf und lächelte ihr aufmunternd zu. „Oh ja, das werde ich.“, erwiderte er genüsslich, sichtlich zur Enttäuschung seines Schützlings. Kapitel 2: Die Magie der Elfen & die Unsterblichkeit Trotz all dieser Geschehnisse zählten solche Tage zu den friedlicheren. Adrian reiste viel und machte seinen Namen Ehre, wo immer er eine Ungerechtigkeit sah. Er war kein Mann der jene bestrafte, die es in seinen Augen nicht verdient hatten. Es waren Diebe, Betrüger und Mörder, die seinen Argwohn auf sich zogen. Gleichzeitig nutzte er diese Reisen auch um sich von der Entwicklung seiner Rasse zu überzeugen. Aus Gemeinschaften in denen vor einhundert Jahren noch etwa Hundert Einwohner lebten waren nun Städte gewachsen, deren Einwohnerzahl in die Tausend ging. „Dort wo viele Menschen sind, gibt es auch viele Probleme.“, lehrte Adrian seiner Schülerin und wählte auf seinen Weg immer solche Orte aus. Um einmal quer durch Faerûn zu reisen und wieder zurück bedurfte es zu Fuß mehr als ein Jahr. Dabei waren viele Regionen noch gar nicht erforscht und besiedelt. Adrian liebte diese Flecken unberührte Natur und blieb dort oft etwas länger. Genüsslich dösend hatte er sich auf den Ast eines Baumes inmitten eines tropischen Paradieses niedergelassen. Er lauschte dem klang eines in der Nähe befindlichen Wasserfalls und den zwitschern der Vögel. Ein angenehmer Wind strich ihn über die Haut und er genoss die frische Luft der Natur. Marian hingegen gönnte sich ein Bad im Becken des Wasserfalls. Sie war inzwischen vierzehn Jahre alt und dabei eine junge Frau zu werden. In der Magie wurde sie von Tag zu Tag bewanderter und wusste sie verantwortungsbewusst einzusetzen. Er war sich nicht ganz im Klaren ob ihre unschuldige Art sie nicht auf die Gedanken kommen ließ die Ströme der Magie so auszunutzen, dass man mit ihnen auch Schaden anrichten konnte. Marian interessierte sich fast ausschließlich für die heilenden Effekte der Magie. Wahrscheinlich, so dachte er sich, war auch die Tat gegenüber ihrer Mutter Einfluss nehmend auf die Art der Magie, die sie erlernte. Er spielte bereits mit den Gedanken sie ihre Eltern wieder sehen zu lassen, weil sie sich bisher so gut an seiner Seite geschlagen hatte. Sie war nicht frech, sondern gehorsam und strebend nach Wissen, so wie er sich es vorgestellt hatte. Seine Überlegungen fanden jedoch ein Ende als er ein ungewöhnliches Geräusch in seiner Nähe vernahm. Er musste schmunzeln, denn die Magie ermöglichte es ihn selbst bei geschlossenen Augenliedern zu erkennen, wer sich dort näherte. „Wo immer die Natur ist, sind die Elfen nicht weit um sie zu beschützen.“, dachte er laut vor sich hin und sprang von seinen Ruheplatz um den Neuankömmling gebührend zu empfangen. Marian hatte erst sehr spät gemerkt dass sich jemand genähert hatte und schwamm schnell zu dem Felsen auf dem sie ihre Sachen abgelegt hatte. Mittlerweile trug sie eine etwas andere Kluft, da sich ihre Maße mit dem Alter geändert hätten. Neben braunen, knielangen Hosen, die an den Enden ausgefranst waren, trug sie nun ein helles, weites Kapuzenshirt unter dem sie recht gut verstecken konnte das manche Bereiche noch auf echten Wachstumsschub warteten. Der Elf, der sich zu Adrian gesellte kam ihr bekannt vor. Es dauerte einen Moment, doch schließlich erinnerte sie sich an Cloud’Inn, der sie vor etwa einen Jahr aufgesucht hatte. Adrian begrüßte ihn freundlich und ohne jegliches Vorurteil. „Es war nicht einfach Euch zu finden – die Tiere des Waldes haben mir den Weg gewiesen.“, sagte Cloud’Inn nach der formalen Begrüßung. „Richtig, ihr Elfen seid ja sehr eng mit der Natur verbunden.“, merkte Adrian nickend an, ganz so als wolle er die Begründung des Elfen bestätigen. „Dieses Mal bin ich gekommen um Euch eine Einladung zur Elfenhauptstadt zu überbringen. Unsere Herrscherin würde Euch gerne einmal persönlich kennen lernen.“, sagte er und überreichte eine schriftliche Einladung. „Ich habe 3 Pferde. Wir können sofort aufbrechen.“, ergänzte er rasch, während Adrian den Inhalt des Pergaments noch prüfend musterte. Nachdem er das letzte Wort gelesen hatte, begann er zu schmunzeln und sah zu seinem Besucher auf. „Ich sollte mich geehrt fühlen, nehme ich an.“, sagte er, währenddessen der Elf die Pferde zu sich rief. „Das wird nicht nötig sein. Mir ist der Aufenthaltsort der Elfenkönigin bekannt.“, sagte er und hob seine linke Hand entsprechend einer dankbar ablehnenden Geste. Ohne dass er sie rufen musste, eilte Marian - bereits wieder angezogen - herbei und nahm ihm das Pergament ab. Manchmal schien es so als wusste sie was er von ihr erwartete. Adrian bezeichnete es gelegentlich als eine Gabe, doch sie glaubte ihn mittlerweile einfach nur gut genug zu kennen um zu wissen was er von ihr erwartete. Ein paar Augenblicke später fand man sich inmitten einer prächtigen Elfenstadt wieder. Selbst Cloud’Inn war überrascht, da er sich nicht erklären konnte, wie er an diesen Ort gelangen konnte. Adrian hatte es mit seiner Magie geschafft den Elfen, Marian und sich samt der drei Pferde in das Zentrum des Elfenreiches zu teleportieren. Sofort kamen einige Wachen herbei gelaufen, während andere Bewohner wie erstarrt and Ort und Stelle stehen blieben. Cloud’Inn brauchte einen Moment um sich zu orientieren und die Wachen zu beschwichtigen, während Adrian den Anblick der Stadt genoss. Marian hatte noch nie so etwas Wunderschönes gesehen. Die Architektur der Gebäude hatte etwas Magisches an sich, ganz so als seien sie von einer anderen Welt. Ein jedes Gebäude wirkte perfekt und auch wenn sie sich in der Grundstruktur ähnelten, so war jedes für sich einmalig. Schließlich wendete sich Cloud’Inn an die beiden Gäste. „Ihr müsst meinem Volk verzeihen. Noch nie hat ein Nicht-Elf diesen Ort betreten. Viele hier haben Wesen wie euch noch nie gesehen.“, sagte er, um mit Nachdruck seiner Entschuldigung Gewicht zu verleihen. „Wenn Ihr mir folgen würdet? Ich bringe Euch zur Königin.“, ergänzte er rasch und ging voraus. Gehorsam machten die Wachen und Bürger den Weg frei, während man zum Palast der Königin ging. Es war ein ungewöhnlicher Ort, denn das Innere glich einem Garten. Überall wuchsen die exotischsten Pflanzen und Bäume. Cloud’Inn bat die beiden Gäste mit einer Geste zu warten, während er voraus lief um die Königin über ihre Anwesendheit zu informieren. Adrian sah sich äußerst interessiert um, musterte die ein oder andere Pflanze sogar etwas genauer. „Interessant. Das ist nicht ganz das was ich erwartet hatte.“, meinte er mit entspannter Miene. Es dauerte einen Moment bis Cloud’Inn in Begleitung zurückkehrte. Die Elfendame hinter ihm war nicht anders gekleidet als die meisten anderen Elfen in der Stadt. Sie trugen alle ein recht edles Gewand, das feinster Seide glich. Dennoch überstrahlte ihre Anmut jenen Elfen, der sie zu ihren Besuchern geleitete um ein vielfaches. Elfen waren von Natur aus schön, aber diese Frau war noch viel mehr als das. „Ihr müsst Adrian von Nesseril sein.“, sagte sie in höflichen Ton und reichte ihm die Hand zum Gruße. „Gewiss und dies ist meine Assistentin, Marian.“, erwiderte er mit kurzem Blick auf das Mädchen an seiner Seite. „Ah, ein sehr hübsches Mädchen. Ihr dürft mich Loretha nennen.“, entgegnete sie freundlich nickend, vermied es aber auch ihr die Hand zu geben. Marian errötete leicht, denn es war das erste Mal das sie jemand anders als ihre Eltern als hübsch bezeichnet hatte. „Ich würde vorschlagen, wir machen einen kleinen Spaziergang. Ich möchte Euch gerne erzählen, warum ich Euch hergebeten habe.“, sagte die Königin. „Cloud’Inn. Bereite bitte ein Mahl und Zimmer für unsere Gäste vor.“, wies sie ihren Gefolgsmann an, der sogleich hinfort eilte um ihren Wunsch zu erfüllen. „Sagt, Adrian. Wisst Ihr warum ich Euch hergebeten habe?“, fragte Loretha neugierig, nachdem man ein paar Schritte gegangen war. „Ich kann es mir denken, aber es wird sicher nicht der einzige Grund sein.“, konterte Adrian kühn. „Es wurde noch nie einem Menschen das Privileg zuteil diesen Ort zu sehen. Ich hoffe Ihr wisst zu schätzen was das bedeutet.“, begann sie zu erzählen. „Natürlich.“, bestätigte Adrian nickend. „Ich weiß, Ihr habt schon einmal die Bitte abgeschlagen uns in Magie zu unterrichten und ich verstehe Eure Gründe. Doch bevor ich darauf eingehen möchte, würde ich gerne erfahren was Ihr bereits über unser Volk wisst.“, fuhr sie fort und legte einen erwartungsvollen Blick in Adrians Richtung. „Oh, ich weiß dass ihr einer der ältesten Rasse in Faerûn seid, obwohl dies nicht Eure Heimatwelt ist. Ihr kommt aus einem Ort, den ihr Immerdar nennt, obwohl der Norden von Faerûn für lange Zeit so etwas wie Eure Heimat war. Ich verfügt über eine sehr hohe Lebenserwartung, bedingt dadurch dass ihr euren Geist an die Natur gebunden habt. Zweifellos verfügt ihr bereits über Kenntnisse der Magie, die jedoch aus einem anderen Ansatz stammen als jenen, den ich Euch lehren könnte. Daher fällt es euch auch schwerer Eure Magie weiter zu entwickeln. Ihr seid eine weise und edle Rasse, von Natur aus ohne äußeren Makel und eure Naturverbundenheit grenzt an die der Dryaden, eine evulotionäre Abspaltung eurer Gattung.“, erzählte Adrian gewissenhaft, wenn gleich es die Königin nicht so sehr ins erstaunen versetzte wie Marian. „Für einen Menschen wisst Ihr eine Menge von den Elfen. Sagt euch der Begriff Ilythiiri etwas?“, gab die Elfin neugierig zurück. „Ja, im Laufe der Äonen haben sich verschiedene Elfenvölker entwickelt. Neben euch klassischen Hochelfen, gibt es auch Goldelfen, Waldelfen und Dunkelelfen – die Ilythiiri wie Ihr sie nennt.“, antwortete Adrian, wie ein braver Schüler. „Diese … Dunkelelfen, wie Ihr sie nennt, sind der Grund warum ich Euch zu mir gebeten habe.“, erklärte sie, während man sich einen recht gewöhnlichen Apfelbaum näherte. „Ich verstehe. Sie verbreiten einen schlechten Ruf, darf ich annehmen.“, hakte er vorsichtig nach. „So kann man es nennen. Sie plündern und rauben, sie verhalten sich nicht getreu unserer Natur. Sie sind böswillig und habgierig. Andere Rassen dieser Welt könnten sich auch gegen uns stellen, wenn man ihnen kein Einhalt gebietet.“, meinte sie und lehnte sich bedächtig an den Stamm des Apfelbaumes. Es dauerte einen Moment bis sie schließlich fort fuhr. „Es sieht so aus als müssten wir in einen Krieg gegen unsere eigenen Verwandten treten. Wenn es in Eurer Macht liegen sollte, so bitte ich Euch den Untaten der Ilythirri Einhalt zu gebieten.“, sprach Loretha demütig, mit flehenden Blick in Adrians Richtung. Dieser senkte seinen Kopf einen Moment und ließ seine Gedanken schweifen, bevor er lächelnd seinen Kopf wieder erhob. „Ihr bittet einen einzelnen Mann um Hilfe gegen ein ganzes Volk? Noch dazu einen Menschen? Das erstaunt mich.“, tönte er erheitert zurück. „In wie fern?“, wollte die Königin wissen. „Wenn euch euer Ruf so wichtig ist, dann solltet ihr auch gegen die Abtrünnigen eures Volkes vorgehen. Bezieht die Menschen und Zwergenvölker mit ein um zu beweisen dass ihr euch nicht mit deren Taten verbunden fühlt. Ich könnte Euch diesen Wunsch zwar erfüllen, aber ihr solltet lernen euch mit dieser Welt und ihren Bewohnern zu arrangieren, bevor ihr Leute anheuert die für euch die Drecksarbeit erledigen. Wie auch immer ihr handeln werdet - dies ist eine Entscheidung, die ich euch nicht abnehmen kann.“, erklärte er mit ernster Stimme. „Ich verstehe Eure Gedanken, Adrian. Dennoch würde ein Krieg viele Tote und Verletzte meines Volkes fordern. Das kann ich unmöglich verantworten.“, entgegnete sie und löste sich vom Baum. Adrian begann erneut amüsiert zu schmunzeln, denn er schien zu ahnen worauf die Königin hinaus wollte. „Ich schätze Ihr wart auf eine Absage meinerseits bereits vorbereitet, nicht wahr?“, setzte er an und wendete sich Marian zu. „Was meinst du? Bist du vom Wesen der Elfen genug überzeugt um ihnen einen Einblick in die Heilmagie zu gewähren?“, fragte er sie. Marian erschrak, denn sie hatte nicht damit gerechnet in eine Entscheidung mit einbezogen zu werden. Erst langsam begriff sie, dass er lediglich eine Meinung von ihr hören wollte und so schluckte sie tief, bevor sie eine Antwort gab. „Ich weiß nicht, Meister.“, gab sie verlegen zurück. „Du hast Recht. Ein Urteil kann so schnell nicht gefällt werden. Ich schlage vor wir bleiben eine Weile und sehen ob ihr reif für diese Art der Magie seid.“, meinte Adrian in einer zustimmenden Tonlage. „Gewiss, ich werde dafür Sorge tragen das es euch an nichts fehlen wird.“, sagte die Königin zufrieden. Die folgenden Tage sollten für Marian recht ungewöhnlich werden. Adrian schickte sie jeden Morgen hinaus um sich die Gewohnheiten der Elfen anzuschauen und später am Abend Bericht zu erstatten. Die meiste Zeit über verbrachte er damit ein Buch zu schreiben, in dem er die Grundlagen er Heilmagie schilderte und das es den Elfen ermöglichen sollte, diese Art von Magie zu studieren. Anfangs wurde Marian noch misstrauisch beäugt, doch nach ein paar Tagen hatte man sich an das Mädchen gewöhnt. Cloud’Inn führte sie oft herum und führte sie in Sitten und Gebräuche ein, bis sie alleine mit den Elfenkindern ihres Alters zusammen durch die Stadt und den Wald zog, den die Hauptstadt umgab. Sie lernte viel, auch über die physischen Merkmale der Elfen. Sie wurden bis zu 1000 Jahre alt, hatten aber meist nur ein bis zwei Kinder, selbst wenn sie mehrere hundert Jahre alt waren. Die Elfenkinder erklärten ihr dass weibliche Elfen nur sehr selten empfänglich seien und die Natur so damit vorgesorgt hätte einer Überbevölkerung vorzubeugen. Elfen waren freundliche, sanfte Wesen, die sehr Naturverbunden lebten. Ihre Gemeinschaft war grundverschiedenen, von jener der Menschheit und wenn gleich ihre Spiele gewöhnungsbedürftig waren, so machten sie Spaß. Etwas erschöpft von den Aktivitäten des Tages ließ sich Marian auf ihr Bett fallen. Sie hatte ein eignes Zimmer, dessen Möbel so edel wirkten, das sie sich wohl kaum ein Mensch hätte leisten, geschweige denn fertigen können. Statt Fackeln, verwendeten sie leuchtende Kristalle, die ein klares reines Licht ausstrahlten um ihre Bauten in der Nacht zu erhellen. Sie liebte es hier zu leben, obwohl erst zwei Wochen vergangen waren. Adrian hatte bereits angefangen einige auserwählte Elfen in der Kunst der Heilmagie auszubilden. So sehr es ihr auch an diesem Ort gefiel, Tags zuvor hatte er ihr erklärt nur noch ein paar Tage bleiben zu wollen. Seufzend richtete sie sich von ihrem Bett auf und begann ihre Schuhe aufzubinden als es plötzlich an ihrer Tür klopfte. „Ja, wer ist da?“, fragte sie neugierig und wendete sich zur Tür. Ein junger Elf trat ein und entschuldigte sich zugleich mit einer Verbeugung das er sie so spät noch störte. Sie kannte den jungen Elfen. Sein Name war Pharax, ein recht gewöhnlicher Name für einen Elfen. Die elfische Sprache und auch ihre Namen wirkten anfangs recht fremdartig auf das Mädchen, doch mittlerweile hatte sie sich daran gewöhnt. Pharax hatte sie schön öfters während ihrer Rundgänge begleitet. Er war nur ein paar Jahre älter als sie und sie hatten sich gut angefreundet. „Was gibt es?“, fragte sie ihn, worauf er etwas näher trat. „Mir ist zu Ohren gekommen das ihr uns womöglich bald verlassen werdet.“, setzte er an, was Marian bedauernd bestätigte. „Ich würde mich sehr geehrt fühlen, wenn ich mich euch anschließen könnte. Vielleicht könntest du bei ihm ein gutes Wort für mich einlegen.“, sagte er und setzte sich zu ihr aufs Bett. Marians Mimik wirkte nachdenklich und auch etwas betrübt, denn sie glaubte nicht ihren Meister in dieser Hinsicht beeinflussen zu können. Noch bevor sie ihm etwas antworten konnte, rückte er etwas näher an sie heran. „Weißt du, Marian. Ich habe dich sehr gern gewonnen und würde auch weiterhin gerne mit dir zusammen sein. Vielleicht könntest du ja auch hier bleiben.“, fuhr er fort und ließ seine Stimme so sanft wie möglich erklingen. Ihr wusste gar nicht wie ihr geschah, als er ihr auf einmal mit der rechten Hand durchs Haar fuhr. Er streichelte eine Stelle an ihrem Kopf an der sie empfindlich war. Marian wusste gar nicht das es eine solche Stelle an ihrem Kopf gab, aber der junge Elf schien ziemlich genau über die menschliche Anatomie bescheid zu wissen. Schließlich legte er seine linke Hand auf ihren Bauch und ließ sie aufs Bett gleiten. Fortwährend liebkoste er sie an Stellen, entlang ihres Halses und Kopfes, die Marian gerade zu wehrlos machten. Das Gefühl das er ihr gab war einfach zu angenehm als das sie sich dagegen wehren wollte. In diesem Moment war sie den jungen Elfen vollends verfallen und er wusste er konnte mit ihr machen, was immer er wollte. Als er begann ihre Schuhe zu lösen war es offensichtlich was er vorhatte, doch sie war nahm kaum wahr was mit ihr geschah, so lange das angenehme Gefühl nur anhalten würde. Schließlich fuhr er mit seiner linken Hand unter ihre Oberbekleidung und tastete nach ihrer Brust. Er setzte an ihren Mund zu küssen als Marian realisierte was mit ihr geschah. Ihr Herz pochte so stark vor Aufregung, das der Elf einen Moment inne hielt, als seine Hand dies spürte. Ihr Herz schlug nicht vor Verlangen, es schlug weil ein plötzlich ungewöhnliches Gefühl durch ihren Körper strömte. Sie erschrak als sie merkte das Pharax ihr ihren ersten Kuss stehlen wollte und stieß ihn zurück. „Nicht!“, rief sie aufgeregt und krabbelte auf Distanz. Pharax wirkte verwirrt, hatte er bis jetzt doch jedes Mädchen das er wollte, so erobern können. Marian hingegen schämte sich für das was vorgefallen war. Der Gedanke dass seine Hand auf ihrer nackten, wenn auch kleinen Brust gelegen hatte, ließ Unbehagen in ihr aufsteigen. Sie konnte nur ahnen was Pharax noch mit ihr gemacht hätte, wäre sie nicht zu Sinnen gekommen. So freundlich er auch gewesen war, so konnte sie ihm nicht erlauben fortzufahren. „Es tut mir Leid, Pharax. Du bist wirklich sehr nett … aber …“, setzte sie an, doch er schien bereits zu verstehen. „Nein, es tut mir Leid. Ich war wohl etwas zu forsch gewesen. Vielleicht ist es noch etwas zu früh für dich.“, meinte er und trat leicht geknickt aus dem Zimmer. Vorsichtig legte Marian ihre Hand aufs Herz, das nur langsam begann sich zu beruhigen. Sie hatte es nie bewusst wahrgenommen, doch in diesen Moment hatte sie begriffen das Pharax nicht derjenige sein sollte, der sie so berühren durfte. Sie begann zu realisieren, dass sie langsam begann erwachsen zu werden und auch was das mit sich brachte. Zwei Tage später verließ man die Elfenstadt und auch wenn Marian etwas wehmütig zurück blickte, so hatte sie doch einige wertvolle Erfahrungen mit sich genommen. Adrian hatte den Elfen ein Buch geschrieben das sie über alle wichtigen Einzelheiten der Heilmagie einweisen würde. Bald schon sollten die Elfen große Fortschritte auf diesem Gebiet machen. Tatsächlich verbündeten sich die Hochelfen einige Jahre später mit den Menschen und Zwergen um die Dunkelelfen zu besiegen. Viele von ihnen flohen in die Unterwelt und schworen bittere Rache an den Oberweltvölkern, die sie bezwungen hatten. In diesen Tagen wurde eine neue bösartige Rasse geboren – die Drow. Adrian hatte sich in diesen Tagen in einem dichten Wald, im Süden Faerûns nieder gelassen um dort seine Studien auszuweiten. Er hatte sich eine alte, verlassene Holzhütte aufpoliert und erforschte von dort aus die Gegend in der es zu dieser Zeit kaum Menschen gab. Marian hatte mittlerweile ihr 17. Lebensjahr erreicht und bewegte sich auf ihre Volljährigkeit zu. Adrian hatte bemerkt dass sie sich schon seit einer ganzen Zeit lang merkwürdig ihm gegenüber verhalten hatte und bat sie zu sich ins Arbeitszimmer. Als Adrian das hübsche, wenn gleich schüchterne Mädchen sah, fragte er sich ob er sie nicht human genug ausgebildet hatte. Sie hatte den Weg der weißen Magie eingeschlagen, mit der sich überwiegend Heil und Regenerationszauber sowie Schutzzauber wirken ließen, doch nicht das machte ihm sorgen. Er hatte erwartet dass sie die Pubertät in ein rebellisches, störrisches Mädchen verwandeln würde, doch sie gehorchte ihm aufs Wort wie am ersten Tag. Ihr Verhalten gab ihm Rätsel auf und er fragte sich ob es vielleicht besser war sie wieder unter Menschen zu lassen. Obwohl sie im Laufe der Jahre viele Menschen, Zwerge und Elfen getroffen hatte, war er doch die einzig reale Bezugsperson. Erstmalig begann er zu zweifeln ob er das richtige Vorbild für sie gewesen war. „Ihr habt nach mir gerufen?“, fragte sie höflich, die Hände brav auf die Schenkel gelegt. „Ja, Marian. Du wirst nun bald dein achtzehntes Lebensjahr erreichen. Du hast dich zu einer ausgezeichneten Schülerin entwickelt und auch wenn es noch so viel zu lernen und zu erforschen gilt, so werde ich dir am Tage deiner Volljährigkeit die Möglichkeit geben in dein eigenes Leben auszuziehen.“, sagte er mit bestimmenden Blick auf seine Schülerin. Marian wirkte überrascht, sogar etwas verängstigt. „Soll das heißen …“, setzte sie an, worauf er ihren Gedanken nickend vollendete. „Ja, das heißt du kannst gehen. Du bist von deiner Pflicht entbunden und kannst zu deiner Familie zurückkehren.“, fuhr er fort. Ihre Augen senkten sich gen Boden und es schien so als ob ein Ausdruck von Bedauern auf ihrem Gesicht lag. Adrian wusste es in seiner Mimik zwar zu verbergen, doch er war von ihrer Reaktion überrascht. Er hätte mit vielem gerechnet, vom Freudenstahlen bis hin das sie ihn Dankbar die Hand küssen würde. So wie sie da stand machte sie auf ihn aber einen eher enttäuschten Eindruck. „Stimmt etwas nicht?“, fragte er etwas besorgt nach. „Nein, nein … es ist alles in Ordnung!“, erwiderte sie schreckhaft und verschwand nach einer kurzen Verbeugung aus seinem Zimmer. Marian verstand selbst nicht warum sie sich nicht freuen konnte. Innerlich rügte sie sich tausendfach für ihr Verhalten, wo etwas Dankbarkeit für seine Milde doch angebracht gewesen wäre. Nachdenklich blickte sie aus dem Fenster der Hütte, wo sich ein schier grenzenloser Wald erstreckte. Tief in ihrem Herzen fand sie eine Antwort auf ihre Fragen, die so simpel war, wie die einfachste Magie. Sie wollte ihren Meister nicht verlassen, nicht weil ihr die Welt dort draußen nicht gefiel oder sie ihre Familie nicht vermisste, sie fühlte das dieser Mann, den man in ganz Faerûn fürchtete, derjenige war, an dem sie ihr Herz verloren hatte. Eine Träne glitt aus ihrem linken Auge als realisierte, dass sie ihn liebte. Eine zweite gesellte sich aus dem rechten Auge hinzu, denn wenige Minuten zuvor hatte er ihr gesagt, das sie gehen könnte, was gleichzusetzen mit dem war, das er nicht genauso empfand. Für ihn würde sie wohl immer seine Schülerin bleiben und genau darin lag ihre letzte Hoffnung ihren Schmerz zu stillen. Adrian stellte erneut ein sonderbares Verhalten seiner Schülerin fest. Seit dem Gespräch und den Aussichten, die er ihr gegeben hatte, war sie so strebsam wie noch nie zuvor. Sie verschlang ein Buch nach dem anderen. Fast täglich waren ihre Augen rot unterlaufen, weil sie zu viel gelesen hatte. Er hinterfragte nicht was sie tat oder warum sie an manchen Tagen erst sehr spät von der Kräutersuche zurückkehrte, so lange sie ihre Pflichten tat, die er ihr auftrug. Eines Abends, es war schon spät, klopfte sie an seine Zimmertür. Adrian runzelte verwundert die Stirn, denn normalerweise schlief sie um diese Zeit bereits. Sie hatte bereits ihr Nachtgewand angelegt als sie den Raum betrat. Es war aus Seide gefertigt und wirkte außerordentlich elegant an ihr, selbst wenn eine Hose und ein Hemd eher eine abendliche Burschentracht war. „Kannst du nicht schlafen?“, fragte er zuvorkommend. Obwohl die Frage harmlos formuliert war, machte sie einen eingeschüchterten und in sich gekehrten Eindruck. Gerade zu ruckartig trat sie an seinem Schreibtisch heran. Sie wollte etwas sagen, brach den Satz aber noch im Atemzug ab. Es schien wie ein Themawechsel als sie im Anschluss eine Frage formulierte. „Wisst Ihr, Meister Adrian. Ich … ich habe mich gefragt … es ist nun so, das ich schon 7 Jahre bei Euch lebe, doch während ich gewachsen bin, hat sich Eure Gestalt gar nicht verändert. Wie ist es möglich das …“, stotterte sie, bevor er sie schmunzelnd unterbrach. „Du willst wissen wie ich so alt werden kann ohne dass mein Körper altert, nicht wahr?“, fragte er gezielt nach. „Bei allem Respekt! Ihr seht aus wie ein Mann Mitte zwanzig und nicht wie ein tausendjähriger Greis.“, ergänzte sie bestätigend. „Deshalb also das Ganze … aber gut … ich beantwortete dir die Frage – unter einer Bedingung.“, meinte er und lehnte sich etwas zurück. „Und die wäre?“, fragte sie neugierig. „Versprich mir dass du dieses Wissen bei niemanden anwendest. Die natürliche Sterblichkeit eines Wesens ist wichtig für den Einklang der Natur. Wäre ein jedes Wesen von Natur aus unsterblich, so würde es zu einer Überbevölkerung, zu Hunger und zu Krieg kommen.“, erklärte er und Marian begriff schnell. „Selbst Drachen und Elfen hatten eine gewisse Altershöchstgrenze, wenn gleich erstere in der Lage sind sich durch Magie ewige Jugend zu geben. Das heißt nicht, dass sie unsterblich sind. Ein Schwertstich in das Herz eines Drachen, lässt auch einen Drachen sterben und so ist es auch mit mir. Ich habe mir die Magie der Drachen zu nutze gemacht und auf mich übertragen. Die Lebensspanne eines Menschen reicht nicht, damit ich all mein Wissen erweitern und Forschungen fortführen kann.“, begann er besonnen zu erzählen und lehnte sich dann wieder auf seinen Schreibtisch vor, wo er seine Hände ineinander verkeilte. „Die Magie über die du mehr erfahren willst, basiert auf weißer Magie. Obwohl es zweifellos auch schwarze Magie gibt, die dein Leben verlängern könnte, hat diese doch ein paar unangenehme Nebeneffekte. Es ist schwierig das Wesen dieser speziellen weißen Magie zu erklären. Man kann es nicht unterrichten, ab einen gewissen Grad, in der man die Magie beherrscht, kann man sie so formen das sie den Körper vor Zellverfall und Alterung schützt. Diese Art der Magie stellt eine heilige Bürde dar, für jeden der sie mit sich trägt.“, fuhr er fort und setzte ein leichtes Grinsen auf. „Das heißt es ist ein Schutzzauber?“, hakte Marian interessiert nach, worauf er etwas deutlicher schmunzeln musste. „Nein, nicht wirklich. Es ist äußerst schwierig und komplex diese Arte der Magie anzuwenden, die Magie so zu steuern, das sie den gewünschten Effekt erzielt. Kein Buch der Welt und keine meiner Weisheiten, kann dir dies lehren. Das ist eine Sache die du selbst ergründen musst.“, antwortete er amüsiert. Marian hätte es ahnen müssen dass das studieren der Bücher sie ihrem Ziel nicht wesentlich näher bringen würde, waren sie doch fast alle von Adrian selbst verfasst. Wenigstens hatte sie nun Gewissheit. Die kommenden Wochen experimentierte sie fast genauso viel mit der Magie wie Adrian selbst. Es war erstaunlich anzusehen wie ehrgeizig sie war, so dass es sogar ihn beeindruckte mit welchem Einsatz sie zu Sache ging. Eines Tages hörte ihr Experimentierdrang jedoch plötzlich auf und Adrian hörte weit weniger Dinge in die Luft fliegen als in den Wochen zuvor. Fortan lief das Leben der beiden wieder so unscheinbar weiter, wie zuvor und der Tag des Abschieds rückte immer näher. Marian ließ sich nichts anmerken, vollrichtete ihre Arbeiten in gewohnter Manier. Sie schien gar nicht auf ihren achtzehnten Geburtstag hinzufiebern und dennoch überlegte ihr Meister krampfhaft, welches Abschiedsgeschenk er ihr machen könnte. Er bestritt nicht alle seiner Ausflüge in ihrer Anwesenheit und so suchte er immer wieder in den Händlerstraßen der Städte nach dem passenden Geschenk. Schmuck, Kleidung und andere Mädchenträume fanden den Weg in seine Hände, doch nichts davon hielt er für passend. Letztendlich brachte ihn der Zufall auf eine passende Idee als er ein kleines Mädchen in den Straßen von Calimshafen weinend nach seiner Mutter rufen sah. Am Tag ihres Geburtstages ließ er sie sehr lang schlafen. Er weckte sie zwar für gewöhnlich nicht, machte aber stets genug Geräusche im Haus, das sie davon wach wurde. Dieses Mal hatte er den Zauber ‚Stille’ auf das Haus gelegt, wodurch jede Geräuschentwicklung unterdrückt war, selbst das gesprochene Wort oder ein einfacher Atemzug. Der Zauber würde verschwinden sobald sie ihre Zimmertür öffnen würde. Adrian hatte nichts Besonderes für ihren Geburtstag vorbereitet. Er hatte weder Kuchen, noch Geschenke besorgt. Er hatte zu keinen ihrer Geburtstage etwas Spezielles getan, erwähnte die Glückwünsche meistens nur beiläufig – aber er hatte immer daran gedacht. Dieser Tag sollte wie jeder andere auch beginnen. Er kam gerade aus seinem Arbeitszimmer als sie die Treppe hinab kam. „Einen guten Morgen dir, Marian.“, grüßte er sie freundlich und warf einen kleinen Glückwunsch hinterher. Sie wirkte wie eine Mischung aus verschlafen und überrascht, rang sich aber schließlich einen flüchtigen Dank heraus. „Habt Dank, Meister … aber …“, setzte sie an, bevor sie gedanklich in sich kehrte. Adrians Stirn runzelte sich leicht als er sie ein paar Worte murmeln hörte. Er erkannte dass sie einen Zauber wirkte oder viel mehr aufhob. Zum ersten Mal in ihrem Leben erlebte Marian ihren Meister erstaunt, wenn gleich sie seine Mimik recht schnell in einem Lächeln fing. Behutsam schob er seine halterlose Brille nach oben, obwohl diese sich kaum merklich verrückt hatte. „Ich verstehe …“, erwiderte er recht gefasst und begann das Mädchen von oben bis unten zu mustern. „Ich war mir nicht sicher ob diese Magie funktionieren würde …“, wollte sie erklären, doch er wusste bereits was sie sagen wollte und nahm ihr das Wort aus dem Mund. „Ein Zauber, der verhindert dass man Magie an dir spüren kann. Eigentlich ziemlich einfach gestrickt, aber ich habe es dennoch nicht gemerkt.“, sagte er und kam ihr ein paar Schritt entgegen, während sie die restlichen Stufen hinab stieg. „Ich habe über das nachgedacht, was Ihr gesagt habt, Meister. Ich habe lange nicht verstanden, was Ihr meintet als Ihr sagtet, das ewige Leben sei eine Bürde. Diese Magie … sie ist ein Fluch, nicht wahr?“, erzählte Marian und sah ihm entschlossen in die Augen. Er antwortete nicht, wartete viel mehr auf eine Erklärung. „Es tut mir Leid, Meister. Das achtzehnte Lebensjahr werde ich … wird mein Körper nie mehr erreichen.“, meinte sie schließlich und senkte ihren Kopf in Demut. Wortlos wendete sich Adrian ab und ging auf sein Arbeitszimmer. „Geh in die Stadt und besorge zwei Pferde. Wir werden diesen Ort bald verlassen.“, tönte er nüchtern hervor, bevor er die Tür hinter sich schloss. Marian blieb ratlos zurück, denn sie wusste nicht ob ihr Verhalten ihn verärgert hatte oder ob er nur so war wie immer. Adrian schien die Umstände recht schnell akzeptiert zu haben. Er zeigte weder Freude noch Enttäuschung über die Entscheidung des Mädchens, doch innerlich fragte er sich ob er sie durch die Magie verdorben hatte. Er selbst war ihr einst auch verfallen, auch wenn es damals andere Umstände waren. Magie, so wusste er, konnte den ehrenhaftesten Menschen, in einen nach Macht geifernden Narren machen. Er hoffte dass sich Marian in den Folgejahren an seiner Seite bewähren konnte. Kapitel 3: Das Reich Nesseril Obwohl Adrian ein friedliebender Mensch war, so blickte er bald schon auf eine Welt, die von Kriegen zerrüttet war. Kleinere Reiche entstanden, Allianzen brachen, immer mehr Menschen verfielen niederen Bedürfnissen und nach eintausend Jahren war sein Name in Faerûn nichts mehr wert. Egal wie sehr Adrian versuchte Präsents zu zeigen, sein Name wurde zu einer Märchengestalt, zu einer Legende, die man nur geschaffen hatte um kleinen Kindern Angst einzujagen. Während sich die Elfen seinen Vorstellungen entsprechend entwickelten, schien die Menschheit sich bei ihrer Gier nach Macht ins Verderben zu stürzen. Wehmütig sah er zu wie bewaffnete Einheiten über die Länder ihrer Nachbarn marschierten und plünderten, töteten, eroberten. Meist waren es Banditen, ohne festes Regime, doch dies war nicht die Welt für die Adrian einst gekämpft hatte. In diesen Tagen hatte er sich in einer Schänke von Tiefwasser nieder gelassen. Die Menschheit war zahlenmäßig gewachsen und drang in immer entlegenere Gegenden vor, doch Tiefwasser war einer der ersten größeren Menschenstädte, mit mehren Hundert Einwohnern. Verglichen mit dem ganzen Kontinent, war die Menschheit zwar eher rar gesät und nahm kaum 10 Prozent der Gesamtfläche für sich in Anspruch, aber bereits in diesen Tagen erkannte er das Potential dieser Rasse, die in den nächsten Jahrtausenden Faerûn dominieren würde. Seine Forschungen über Magie waren mittlerweile nur noch zweitrangig. Das war von Vorteil, denn so konnte er sich mehr mit seiner eigenen Spezies beschäftigen. Was er im Inneren der Schänke erlebte, machte ihn nicht gerade stolz. Obwohl die menschliche Rasse nicht seine Schöpfung war, so hatte sie stets als dieselbige gesehen. Er war es, der sein Volk von der Sklaverei der Echsenwesen befreit hatte, er war es gewesen, der der uralten Magie dieser uralten Wesen trotzen konnte, die so lange über die Menschheit geherrscht hatte. An der Theke pöbelten sich zwei Raufbolde an, weil einer der Meinung war, weniger Bier eingeschenkt bekommen zu haben als der andere. Adrian seufzte, denn es waren schon wegen weit weniger banalen Gründen Kriege ausgebrochen, die er nur mit Mühe unterbinden konnte. Mal brachte er die Orks gegen die Menschen auf um sie wieder zu einen, mal waren es Trolle oder Kobolde, die er gegen die seine Artgenossen hetzte. Seine Anwesenheit in Tiefwasser war nicht von ungefähr, denn er hatte um eine Audienz beim Stadtführer erbeten. Das war nichts ungewöhnliches, denn so wie er konnte auch jeder andere Bauer oder Händler, seine Sorgen und Nöte beim Oberhaupt der Stadt im Haupthaus äußern. Marian, die mittlerweile in einer eher burschikosen Tracht eines Knappen herumlief brachte etwas zu Essen für sich und Adrian auf den Tisch. Nachdem sie sich gesetzt und in einen Brotleib gebissen hatte, merkte sie dass er gar nichts aß. „Stimmt etwas nicht?“, fragte sie vorsichtig und schlang das Stück herunter das sie zuvor abgebissen hatte. „Die Zivilisation der Menschen hat sich nicht so entwickelt wie erhofft. Sie sind getrieben durch Neid, Eifersucht, Rache und Gier. Alles wofür ich gekämpft habe, scheint umsonst gewesen zu sein.“, antwortete er mit düsteren Blick. „Aber nein! Das dürft Ihr nicht sagen, Meister. Nicht alle Menschen sind so! Ich bin mir sicher Ihr könnt das Oberhaupt von Tiefwasser überzeugen einen besseren Pfad einzuschlagen.“, widersprach Marian rasch. Adrian schmunzelte und legte seine Hände aneinander. „Was glaubst du was passiert, wenn ich mich hier als Bestie von Faerûn offenbare? Sie würden mich auslachen und für verrückt erklären. Mein Prestige ist längst verbraucht. Für den Herren dieser Stadt bin ich nicht mehr als ein Bauer, der eine Bitte vorträgt.“, erwiderte er, bevor er sich schließlich seiner Mahlzeit aus Wasser, Fisch und Brot widmete. Marian fühlte das ihr Meister sich im Versagen glaubte, das er nicht mehr das Gefühl hatte noch etwas bewegen zu können, das all das wofür er die letzten Jahrtausende gekämpft hatte, umsonst gewesen zu sein schien. Die Menschenschlange vor dem Rathaus war nicht lang und so erhielten die beiden Reisenden schnell Zutritt. Ein langer Gang, der immer wieder verzweigte, ebnete den Weg in den prächtigen Hauptsaal, wo der Stadtherr die Anhörung entgegennahm. Beim betreten des Saals legten sich eine Menge misstrauische Blicke auf die beiden Gefährten. Die Soldaten an den Eingangstüren legten ihre Hände gleich etwas fester um ihre Lanzen und auch der Stadtherr nahm etwas mehr Haltung auf seinem Platz ein, auf dem er wie ein König thronte. Eine kleine Treppe führte zu dem Podest herauf, auf dem er saß, doch nur er selbst durfte die Stufen betreten. Ein jeder der ihm zu Nahe kam wurde als Attentäter gesehen und von den allgegenwärtigen Wachen getötet. Nur der Berater des Stadtherren durfte mit auf das Podest und flüsterte ihm sogleich etwas zu als Adrian vortrat. „Ehrenwerter Hovrath, Stadtherr von Tiefwasser, ich bin gekommen um eine Bitte vorzutragen.“, begann Adrian mit einer kleinen Verbeugung. Marian, die sich etwas weiter hinten aufhielt konnte sich ein Schmunzeln nicht vergleichen, denn dieser Mann auf dem Podest war sicher niemand vor dem sich ihr Meister hätte verbeugen müssen. Das priesterliche Gewand des Gastes schien dem Stadtherren so fremdartig das er sich Adrian erst etwas genauer ansah, bevor er mit einer Gegenfrage antwortete. „Sagt, aus welchem Reich kommt Ihr? Ihr seht nicht aus wie einer meines Stammes.“, entgegnete er in entsprechender Tonlage und beugte sich etwas vor. Marian rechnete damit dass er lügen würde, da er für gewöhnlich niemandem seine Identität Preis gab. „Mein Name ist Adrian von Nesseril. Ich stamme aus einer bescheidenen Gegend der Schwertküste.“, antwortete er überraschend ehrlich. Einen Moment herrschte Totenstille im Saal, bevor einige Wachen begannen zu lachen. Bald schon lachte die ganze Belegschaft und nur Hovrath, der Stadtherr, mühte sich den Fremden ernst zu nehmen. „Was soll das? Seid Ihr gekommen um mir ein Märchen zu erzählen? Oder ist Euer Name nur eine unglückliche Wahl eurer Eltern?“, hinterfragte er, nachdem sich das Gelächter wieder etwas gedämmt hatte. „Wie eine Bestie seht Ihr mir jedenfalls nicht aus.“, ergänzte er, eine Antwort einfordernd. „Ehrlich gesagt ist es mir egal was ihr für glaubwürdig haltet und was nicht. Ich bin gekommen um mit Euch über den Aufbau Eurer Armee zu reden.“, tönte Adrian unbeeindruckt zurück. Wieder ertönte Gelächter, jedoch nicht so lang wie zuvor. „Zur Zeit suchen wir keinen Hofnarren. Ihr könnt gehen.“, rief der Berater des Stadtherrn spöttisch hinab. „Ich sehe, dass Ihr gegen eure benachbarten Städte und Stämme rüstet. Ich bedauere dieses Verhalten und wollte an Eure Vernunft appellieren …“, fuhr Adrian uneingeschüchtert fort, bevor ihn Hovrath lautstark unterbrach. „Schweigt! Kein Narr hat das Recht sich heraus zu nehmen wie ich für die Sicherheit meiner Leute sorge!“, fauchte er sichtlich erbost über so viel Dreistigkeit. „Zweifellos stellen die Elfen und Zwerge eurer Nachbarn bessere Waren als die Euren her, aber das rechtfertigt nicht, sie als Bedrohung für die kränkelnde Wirtschaft Eurer Stadt zu sehen.“, meinte Adrian ohne ein Hauch von Angst in seiner Stimme. „Genug! Ich bin nicht gewillt auf die Worte eines Verrückten zu antworten. Wie könnt Ihr es wagen mich über Rechtschaffendheit zu belehren?! Selbst wenn Ihr meinte Mutter wärt, so würde ich mich nicht über meine Regierungspolitik belehren lassen!“, schimpfte Hovrath sichtlich erbost. „Wachen! Nehmt die beiden fest und sorgt dafür das sie noch einmal über ihre frechen Worte nachdenken können!“, befahl der Berater mit einem Fingerzeig. „Das wird nicht nötig sein.“, rief Adrian dazwischen und wendete sich vom Stadtherrn ab. „Dann werdet Ihr mit Eurer Entscheidung leben müssen.“, ergänzte er und machte sich daran den Saal zu verlassen. „Nicht so schnell!“, mahnte Hovrath zornig, worauf Adrian begann etwas langsamer zu gehen. „Ich meinte eigentlich, Ihr sollt ganz stehen bleiben.“, ergänzte der Stadtherr genervt, sich der Provokation bewusst. „Nehmt Euch meine Worte zu Herzen, sonst werden viele unschuldige Menschen sterben.“, entgegnete Adrian dem Herren auf dem Podest, ohne sich ihnen zuzuwenden. „Ist das eine Drohung?!“, hinterfragte Hovrath neugierig. „Ein Ratschlag.“, antwortete Adrian geduldig und ging weiter, doch so leicht wollte ihn der Berater des Stadtherrn nicht ziehen lassen. „Wachen - Legt die beiden in Ketten.“, befahl er schon beinah gelangweilt. Die Wachen eilten herbei, aber Marians Meister wies sie schnell in ihre Grenzen und wendete wortlos einen Zauber an, der sie bewegungslos machte. „Wachen!“, schrie der Berater nun deutlich aufgebrachter, als diese wie festgenagelt stehen blieben. Langsam dämmerte es Hovrath welchen Gast er da empfangen hatte und ließ sie ohne weiteren Widerstand ziehen. Adrian hatte richtig gehandelt, denn sein Auftritt verschaffte ihn Prestige genug, das ihn die Menschen seines Volkes wieder fürchteten. Seine Präsents war gestärkt, auch wenn es immer wieder zu kleineren Streitereien zwischen den Völkern und Stämmen Faerûns kam. Seine Neugier trieb ihn in entlegene, menschenarme Gebiete, dort wo er Kreaturen sichten und erforschen konnte, die bis dahin noch niemand entdeckt hatte. In einer Oase, nahe eines Wasserfalls, entschloss man sich Halt zu machen um sich ein wenig zu erfrischen. Erschöpft, aber dankbar für die Pause nach dem langen Fußmarsch, lud Marian ihren Rucksack ab. Angesichts ihrer Größe und ihrer Statur, wirkte es etwas ungewöhnlich, wenn sie ein Gepäckstück auf dem Rücken trug, das zwei mal so groß und drei mal so schwer schien wie sie selbst war, doch die Magie hatte vielerlei praktische Anwendungsmöglichkeiten. Ihr Meister hatte ihr gelehrt das die Magie wie ein unsichtbares Gewebe ist, das durch die Welt fließt und jenem der es richtig zu formen wusste, würden schier unendliche Möglichkeiten offen stehen. Adrian träufelte sich gerade etwas Wasser ins Gesicht als Marian ihn auf einen unerwarteten Besucher aufmerksam machte. Während er aufsah nahm er ebenfalls davon Notiz, dass man nicht so allein war, wie gedacht. In einigen Metern über ihnen, am Rande des herabfallenden Wasserfalls, kniete ein Menschenjunge, ganz in schwarz gekleidet. Sein dunkles Haar war wild und ungekämmt. Obwohl er nicht älter als zehn oder zwölf Jahre aussah, war er gekleidet wie ein Erwachsener. Ruhig, aber angespannt richtete sich Adrian zur vollen Größe auf und warf dem Jungen einen fordernden Blick zu. Dieser reagierte recht amüsiert und ließ sich zu einer Begrüßung hinreißen. „Ah, lange nicht gesehen, Adrian. Habt Ihr geglaubt ich würde Euch hier nicht finden?“, sagte er mit freundlichem Unterton. Obwohl seine Mimik keine Anzeichen von Zorn oder Bösartigkeit beinhaltete, wirkte Adrian ein wenig eingeschüchtert von den kleinen Jungen. „Wer ist dieser Junge, Meister? Kennt Ihr ihn etwa?“, fragte Marian erstaunt, so dass der Fremdling sogleich auf sie Aufmerksam wurde. „Ah, darf ich fragen wer eure Begleitung ist? Eine Schülerin, eine Freundin, eine Geliebte?“, fragte der Junge recht interessiert nach, doch Adrians Antwort blieb kühl und erhärtet. „Was willst du hier, Zun?“, entgegnete er schließlich, ohne auf die Provokationen einzugehen. „Ah, wie ich sehe erinnert Ihr euch noch an meinen Namen …“, setzte der Junge schmunzelnd an. „Namen sind ohne Bedeutung bei einem Wesen wie dir – also warum bist du hier?“, unterbrach ihn Adrian mit finsterem Blick. Die Aussage ihres Meisters verunsicherte Marian sichtlich, doch sie wagte nicht nach den Hintergründen zu fragen. „Ihr seid ziemlich unfreundlich dafür dass ich euch all das Wissen gegeben habe.“, merkte Zun grinsend an. „Wenn du wieder hier bist um mich um diese Sache zu bitten, meine Meinung hat sich nicht geändert.“, gab er nüchtern zurück. Zun begann zu lachen und richtete sich auf. „Glaubst Ihr denn wirklich dass Ihr der Einzige seid, dem ich dieses Wissen vermachen kann? Es werden sich willigere Marionetten als Ihr finden, das wisst Ihr.“, sagte er und warf ihm einen zwielichtigen Blick hinab. „Seht euch vor Adrian … Eure Tage und die Tage der Menschheit werden schon bald gezählt sein, dafür werde ich sorgen.“, ergänzte er mit einem Ausdruck im Gesicht, bei es Marian eiskalt den Rücken herunter lief. Einige Augenblicke später begannen sich die Konturen des Jungen aufzulösen, bis er schließlich ganz verschwunden war. „W-wer … war das?!“, fragte sie aufgeregt nach, erhielt aber lange keine Antwort. Adrian war sichtlich angespannt, es schien ihm sogar Schwierigkeiten zu bereiten seine Fassung zu wahren. „Dieser Junge … dieses Wesen nennt sich Zun. Eine Laune des Universums, Abgrundtief Böse, eine Kreatur, geformt aus den Albträumen hunderter Welten, verbannt in die dunkelste Ebene dieses Universums. Seine Macht grenzt an die Ao’s, dem Schöpfer. Zun ist so etwas wie der Gegenpart zu ihm und sein einziges Bestreben ist es, diese und andere Welten in den Schlund der Finsternis zu reißen – ein schwarzes Loch.“, erklärte er, wenn gleich vieles davon Marian ein Rätsel war. Sie hatte weder von Ao gehört, noch wusste sie viel über das was er das Universum nannte. Zum ersten Mal merkte sie, dass sein Wissen weit über das Verständnis der Magie hinausging. „Was … was hat das mit Euch zu tun?“, fragte sie zögerlich. „Zun ist ein Verbannter, er verfügt nicht über die nötigen Mittel um diese Welt aktiv zu schädigen. Sie steht unter Ao’s Schutz. Er braucht eine Marionette die nach seinen Vorstellungen agiert. Einst gab er mir all sein Wissen in der Annahme dass ich die Magie nutzen würde um diese Welt in sein Reich zu holen. Sein Plan scheiterte, … in seiner Arroganz hatte er nicht damit gerechnet dass ein gewöhnlicher Mensch genug Verstand aufbringen würde um mit all dem Wissen richtig umzugehen. Zun spekulierte darauf dass ich wie ein Wahnsinniger wüten würde, doch ich nutzte die neu gewonnene Macht um mein Volk von den Echsenwesen zu befreien. Die Macht, die er mir zur Zerstörung gab, wendete ich zur Heilung an und auch um ihn von dieser Welt zu verbannen. Nun scheint es als wäre die Wirkung meiner Magie verflogen.“, erzählte er mit bedächtiger Stimme. „Was werdet Ihr nun tun? Er sagte ihr wäret nicht der Einzige auf den er sein Wissen übertragen könnte.“, merkte seine Schülerin besorgt an. „Es ist unwahrscheinlich dass er denselben Fehler zwei Mal begehen wird. Ich glaube nicht dass er in der Lage ist, nur bestimmte Dinge seines Wissens weiter zu geben und er wird nicht riskieren, dass sich sein Auserwählter wieder gegen ihn stellt.“, sagte er mit ruhiger Stimme, ganz so als sei er in Gedanken schon ganz woanders. „Was macht Euch so sicher?“, hakte sie unnachgiebig nach. „Wenn ich mich in nur einen Punkt geirrt haben sollte, wären wir schon alle Tod.“, erwiderte er und machte sich daran seine Reise fortzusetzen. „Komm, wir haben heute noch einiges vor.“, ergänzte er und wank sie mit einer Kopfbewegung zu sich. Dieses kurze Aufeinandertreffen zwei solch mächtiger Persönlichkeiten hatte ungeahnte Folgen für Adrian. Die nächsten Jahre schien er ständig auf der Flucht, reiste so anonym wie möglich. Mal trat er als heilender Priester auf, mal schlüpfte er in die Rolle eines Lakaien mächtiger Männer. Stets nahm er eine Position ein, die es ihn ermöglichte die Menschen um ihn herum so zu manipulieren, dass sie ganz nach seinen Vorstellungen agierten. Dennoch gab es nie einen Ort an dem er lange verweilen konnte, nie eine Mauer hinter der er sich wirklich sicher zu fühlen schien. Trotz seiner Weitsicht konnte er nicht verhindern, das Zun und dessen Lakai ihn schließlich finden würden. Es war ein vermeintlich ruhiger Abend an dem Adrian sich, nach einen Spaziergang im Wald an der erfrischenden Abendluft, zu Bett begeben wollte. Er hatte sich als Heiler bei einer wohlhabenden Handelsfamilie anheuern lassen. Genau genommen kam der Wohlstand daher, dass sie ihre medizinischen Fachkenntnisse gegen gutes Geld anboten. Adrian hatte auch ein persönliches Interesse an der Familie gefunden, denn sie verstand es ohne die Hilfe von Magie Krankheiten zu heilen oder Verletzungen zu versorgen. Ihre Kunst der Verarztung war bei weitem nicht so effektiv wie die Heiltränke, die er entwickelt hatte, aber sie zeigte Wirkung. Das Anwesen der Familie Sanderson war beinah riesig. Viele ihrer Zimmer vergab man aber an Patienten, die eines längeren Aufenthalts bedurften. Leise ging Adrian die Treppen zu seinem Zimmer hinauf. Er ging davon aus dass bereits alle schliefen und wollte niemanden wecken, so auch Marian. Sie interessierte sich sehr für diese Art der Heilung und war bei den hiesigen Heilern in Lehre gegangen. Ihr Zimmer lag am anderen Ende des Ganges des Obergeschosses, wo auch sein Zimmer lag. Obwohl er keinen begründeten Anlass hatte, drängte ihn etwas das Zimmer seiner Schülerin aufzusuchen. Er zögerte noch einen Moment, gab aber schließlich seinem innersten Bestreben nach. Langsam näherte er sich ihrer Zimmertür und hielt schließlich davor inne. Vorsichtig legte er seine Hand auf die Türklinke, merkte aber recht schnell dass die Tür nur angelehnt war. „(Irgendetwas stimmt nicht.)“, dachte er, ganz so wollte er sein Gefühl bestätigen. Als er die Tür langsam öffnete merkte er dass noch etwas Licht im Zimmer brannte. Eine Kerze auf Marians Nachttischerhellte den Raum etwas. Adrians Mimik verfinsterte sich als er sah welches Szenario sich ihm bot. Seine Schülerin lag gefesselt und geknebelt, mit verweintem Gesicht auf ihrem Bett, wirkte aber sichtlich erleichtert als sie ihn sah. Sie hatte noch gar nicht ihre Abendkleidung angezogen, wohl weil sie nicht mehr dazu gekommen war. Ein Mann trat hinter ihr aus dem Dunkel hervor und begrüßte Adrian beinah höflich. „Ah, Ihr seid sicher Adrian von Nesseril. Ich freue mich euch zu sehen.“, sagte der junge Mann, menschlicher Abstammung. Er hatte kurzes schwarzes Haar und trug die Tracht eines Hexenmeisters, großteils aus Leder verarbeitet. Adrian erwiderte nichts, wartete ab bis sich der Fremde erklärte. „Mein Name ist Azh’tal. Es war nicht leicht Euch zu finden … aber noch schwerer scheint es zu sein, in Euren Arbeitsraum zu gelangen. Ich nehme an dort bewahrt Ihr Eure Unterlagen auf, hab’ ich recht?“, fuhr der Mann mit arroganter Stimme fort. Adrian erwog weiterhin ihn keines Wortes zu würdigen, woran sich Azh’tal jedoch nicht weiter störte. „Eure kleine Schülerin hier, hat sich leider geweigert mir zu sagen wie man den Schutzzauber, den Ihr auf Euer Arbeitszimmer gelegt habt, beseitigt. Vielleicht hat sie auch wirklich keine Ahnung, aber das ist auch gar nicht so wichtig. Ich bin mir sicher Ihr werdet es mir sagen.“ Adrian schloss die Zimmertür hinter sich und trat zwei Schritte näher. Er wirkte nicht wirklich interessiert an dem was der Fremde zu sagen hatte, würdigte seine Anwesenheit aber mit verächtlichem Blick. Schließlich ging er in die Knie um in etwa auf Augenhöhe mit seiner Schülerin zu sein. „Ist alles in Ordnung, Marian? Hat er dir etwas getan?“, fragte er mit ruhiger Stimme. Ihre Wangen wurden etwas rot, weil es so gut wie nie vorkam dass er ihr gegenüber Sorge äußerte, schüttelte aber eifrig den Kopf um zu signalisieren, dass ihr nichts geschehen war. Azh’tal reagierte nun sichtlich aggressiver und riss das Mädchen vom Bett zu Boden. „Hey! Ich rede mit dir, du Wurm! Du glaubst vielleicht du hast hier nur einen kleinen irren Möchtegernschurken vor dir, aber ich …“, schrie er sichtlich erbost, bevor ihn Adrian unterbrach. „Hört schon auf zu schreien. Ihr weckt das ganze Haus auf. Ich weiß sehr wohl was es mit Euch auf sich hat. Zun hat einen Narren gefunden, der für ihn die Drecksarbeit macht und Euch mit der nötigen Macht dafür ausgestattet.“, sagte er und richtete sich wieder auf. „Interessant. Ich habe gar nicht erwähnt …“, setzte Azh’tal an, worauf man ihn ein weiteres mal das Wort nahm. „Ich kann den Gestank der Verderbnis an Euch riechen. Woher solltet Ihr diesen haben, wenn nicht durch Zun?“, tönte er nüchtern dazwischen, den Fremden in seinem Blick fixiert. „Dann sollte Euch die Lage ja klar sein, Adrian.“, entgegnete dieser. „Nein, ganz im Gegenteil. Der Schutzzauber auf meinem Arbeitszimmer ist nicht so komplex, das ihn jemand mit Eurer Macht und Euren Wissen nicht schon längst hätte lösen können. Das bringt mich zu der Erkenntnis dass Ihr schon längst habt was ihr wollt und lediglich wollt das _ich_ den Zauber wieder entferne.“, erwiderte Adrian selbstsicher. Azh’tal wirkte einen Moment erstaunt, beinah schockiert, fing sich aber schnell durch ein Schmunzeln wieder. „Ihr seid gar nicht so dumm wie ich gedacht hätte. Wirklich clever. Ihr habt Recht, es ist eine Falle … aber in einer Sache habt Ihr Euch geirrt. Ich handele nicht nach Zuns Verlangen. Mein Ziel ist das zu schaffen woran Ihr gescheitert seid. Totale Kontrolle und die endgültige Vernichtung Zuns. Eure Schriften werden mir dabei sicher eine große Hilfe sein.“, tönte er leicht lachend zurück. „Und doch seid Ihr mehr Narr als ich.“, meinte Adrian. Sein Gegenüber blieb davon jedoch wenig beeindruckt und griff sich Marian. „Wir werden ja sehen, wir werden ja sehen. Es wird Zeit mich zu verabschieden. Vielleicht werdet Ihr meine Vision eines Tages begreifen lernen.“, rief er mit arroganter Miene und setzte mit einem Fingerschnipp das Zimmer in Brand. Schon nach wenigen Sekunden schlugen die Flammen so hoch, das sie Adrian die Sicht versperrten und nur das Gelächter des Hexenmeisters drang noch zu ihm hervor, bald schon übertönt durch das auflodern der Flammen. Adrian benötigte nicht mehr als eine Handbewegung um das ganze Zimmer zu vereisen und somit die Flammen regelrecht gefrieren zu lassen. Binnen weniger Sekunden war das Feuer gebannt, doch Azh’tal hatte die Zeit gereicht um zu verschwinden. Marian, die zurück geblieben war, lag ein erleichterter Ausdruck im Gesicht. Trotzdem sorgte sie die Miene ihres Meisters, die sichtlich nachdenklich wirkte. Was Azh’tal gestohlen hatten war ein größeres Buch ihres Meisters, das allerlei verschiedenster Aufzeichnungen enthielt. Es beinhaltete auch Schriftrollen in die eine bestimmte Magie oder ein bestimmter Zauber gebannt war, der sich auslösten, wenn man die Schriftrolle sprach. Marian plagte noch einige Zeit ein schlechtes Gewissen weil sie es nicht hatte verhindern können. Einige Jahre später schuf Azh’tal das Reich Nesseril, das er nach jenen Mann nannte, der bereits fast in Vergessenheit geraten war. Die Nesser-Dynastie wuchs rasch zum mächtigsten Reich der Menschheitsgeschichte heran und verbreitete die Magie über ganz Faerûn. Jenen, denen es gelang das Wissen, der gestohlenen Unterlagen zu entschlüsseln, wurden zur Elite des Reiches, das zu ihren Hochzeiten in schwebenden Festungen lebte. Niemanden der sich in dieser Gesellschaft aufhielt, war wirklich klar unter wem man diente. Azh’tal gab den magiehungrigen Menschen Nesserils mehr als Adrian zu geben bereit war, machte sie zu machtbesessenen Sklaven seines Willens. Eine Zeitlang ging Azh’tals Rechnung auf, die Welt unter der Dominanz seines Reiches zu kontrollieren, doch dies sollte kein dauerhafter Erfolg bleiben. Mit der Zeit korrumpierten einige aufstrebende oder alteingesessene Magier, durch ihr Verlangen nach immer mehr Macht. Bald war vom Grundideal der Nation nichts mehr übrig und Adrian konnte nicht länger tatenlos mit ansehen wie sich sein Volk zu Grunde richtete. Es gelang ihm Azh’tal bei den Nether Mountains nahe der Anauroch-Wüste aufzuspüren. Er hatte sich in einer der fliegenden Festungen seines Volkes nieder gelassen und in seiner grenzenlosen Selbstherrlichkeit der Anfrage einer Audienz Adrians zugestimmt. Begleitet von einigen Golems, wurden Adrian und Marian in einen großen Thronsaal geleitet, der blanker Ausdruck des Reichtums des Reiches war. Marian hatte ihren Meister bereits einmal an einen Golem arbeiten sehen, nur war dieser nicht wie in diesem Falle 2 Meter groß. Adrians Golem hatte die Größe einer Puppe und wirkte wesentlich ungefährlicher als die beiden, die Azh’tal als Wache dienten. Sie hatte lange gebraucht um zu verstehen, dass Golems willenlose Kreaturen waren, die man aus verschiedensten Elementen, wie Erde oder Lehm, formen konnte. Unter den Einfluss der passenden Magie wurden sie zu loyalen Dienern, die jeden Befehl ausführten, selbst wenn es für den Golem selbst den Tod bedeutete. Es war nicht dumm sich mit diesen Wesen zu umgeben, denn sie hatten keinerlei Persönlichkeit, die nötig wäre um Azh’tal zu verraten oder zu betrügen. Der Saal in den sie geleitet wurden, war durch mehrere Säulen gestützt. Diese waren aus feinstem Marmor gefertigt und trugen deutlich zum Glanz des Raumes bei. Einige der Bodenplatten schienen aus purem Gold zu sein und selbst die kleinen Gärten links und rechts des Pfades zum Thronstuhl wirkten als wären sie penibel gepflegt. Azh’tal erwartete seine Gäste bereits und erhob sich erfreut von seinen bequemen Thonstuhl, wo er zuvor noch eine köstliche Mahlzeit aus Trauben und anderen Früchten zu sich genommen hatte. „Ah, Adrian. Ihr seid wirklich gekommen … und wie ich sehe habt Ihr Euer Anhängsel gleich mitgebracht.“, grüßte er seine Gäste, während seine Golems an den Eingangstoren der Halle auf Position gingen. Seine Geste wirkte beinah so als wolle er Adrian in die Arme schließen, doch es blieb bei ein paar Schritten Annährung. „Ich muss zugeben, ich war etwas überrascht als man mir zutrug dass ein gewisser Adrian von Nesseril eine Audienz bei mir wünscht. Was verschafft mir denn die Ehre?“, fuhr er fort als er merkte das ihm seine gespielte Freundlichkeit nicht erwidert wurde. Adrians rechte Hand legte sich noch etwas fester um seinen Stab, den er fast immer bei sich trug, wenn er auf Reisen ging. Es war weniger eine Gehhilfe, als viel mehr ein mächtiges Instrument zur besseren Kontrolle und Bündelung seiner Magie. „Ich habe die … Bemühungen des Reiches Nesseril äußerst genau verfolgt.“, setzte er mit nüchternen Ton an, bevor ihn Azh’tal rasch unterbrach. „Ja? Gefällt Euch was ich geschaffen habe? Ich habe es ganz bewusst nach Euch benannt, nach jenem Mann, den wir all die Geheimnisse der Magie zu verdanken haben. Eure Aufzeichnungen waren wirklich sehr hilfreich. Ihr … Ihr wollt sie doch nicht etwa wieder haben, oder? Ich habe sie nicht hier, wisst Ihr.“, sagte er und es schien so als wollte er gleich vor Stolz platzen. Marian wirkte sichtlich angewidert von seinen Verhalten. „Ihr habt Euch für Adrian ausgegeben, nicht wahr? Sein Name ist in den Fachkreisen etwas bekannter als Eurer, nicht wahr?“, warf sie ihm erbost entgegen. „Deswegen seid ihr hier? Ist das euer ernst?“, fragte er erstaunt zurück und begab sich wieder zu seinem Thronstuhl. „Euer Reich zerfällt, Azh’tal. Eure Magier und Hexenmeister bekriegen sich selbst, eure Armeen erleiden Niederlagen – es gerät außer Kontrolle.“, erklärte Adrian sein Kommen, berichtigender weise. „Ich habe bereits meine Agenten ausgesandt, die sich derer Tölpel annehmen werden. Haltet Ihr mich wirklich für so dumm?“, tönte er arrogant zurück und rang Adrian damit ein Schmunzeln ab. „Euch scheint der Ernst der Lage nicht klar zu sein. Eure Agenten werden Eure Kontrolle nicht wieder herstellen können. Ihr werdet immer mächtigere Agenten brauchen und Ihr werdet immer mehr und mehr töten müssen um Eure Macht erhalten zu können … bis niemand mehr da ist, den Ihr töten könnt. Habt Ihr wirklich geglaubt Zun sei so einfältig? Habt Ihr wirklich geglaubt Zuns Tat hat auf irgendetwas anderes abgezielt als das hier? Habt Ihr wirklich geglaubt die Gefahr wäre vorbei, weil Ihr ihn mit Eurer Magie gebannt habt? Ihr habt die ganze Zeit genau das getan was Zun wollte – die Welt steht kurz davor destabilisiert zu werden und Ihr könnt keine ganze Zivilisation kontrollieren, glaubt mir.“, fuhr ihn Adrian wütend an, was den bis dahin ungetrübten Ausdruck im Gesicht Azh’tals verblassen ließ. „Das ist eine Lüge! Ich werde nicht versagen und ich werde es Euch beweisen!“, schrie er empört und sprang auf. „Dazu ist es zu spät. Es muss ein Ende finden, hier und jetzt. Es dürfen nicht noch mehr Menschen sterben.“, widersprach Adrian kopfschüttelnd und nahm etwas unter seiner Tracht hervor. In seiner linken Hand offenbarte er einen Faustgroßen Kristall, der von Innen heraus schimmerte. „Was ist das?!“, rief Azh’tal aufgeregt. „Ich habe begonnen es zu fertigen, nachdem Ihr mir meine Unterlagen gestohlen habt. Ich war mir sicher, ich würde es eines Tages brauchen können.“, antwortete er lediglich. „Pah, Ihr seid hier nicht länger erwünscht! Geht oder es wird Euer letzter Tag in der Welt der Lebenden sein!“, drohte der Hexenmeister aufgebracht und wank seine Golemdiener heran. Er rechnete fest damit dass die Wachen Adrian einen Augenblick lang ablenken würden, so dass er ihn mit einen seiner Zauber erledigen konnte ohne dass dieser zum Zug kam. Marian machte ihm jedoch recht schnell einen Strich durch die Rechnung und sperrte die beiden Kreaturen mittels ihrer Magie in eine unsichtbare Barriere. So blieb ihren Meister genug Zeit den Kristall in seinen Händen zu aktivieren und auf Azh’tal anzuwenden. Dieser versuchte noch sich seinen Gegner mittels einiger Zauber vom Leib zu halten, doch es bereitete ihm nicht viel Mühe, die diversen Geschosse und Druckwellen mit seinem Stab abzuwehren, während er seinen eigentlichen Zauber ausführte. Ein weißer Lichtstrahl trat aus dem Kristall in Adrians Händen hervor und umschloss den Körper des Hexenmeisters. Sein Versuch sich von dieser Umklammerung zu befreien, blieb freilich ohne Erfolg. „Was … was ist das?! Was geschieht mit mir?!“, schrie er panisch. „In meiner Hand halte ich einen Seelenstein – die einzig würde Bestrafung für Euer vergehen ist es Eure Seele von dieser Welt zu befreien.“, antwortete Adrian, noch während das Licht die Seele Azh’tals aus seinem Körper in den Kristall sog. Nach wenigen Sekunden war das Lichtspektakel vorbei und was blieb, war eine leblose Hülle, die widerstandslos zu Boden fiel. „Was ist geschehen, Meister?“, fragte Marian unwissend. „Ich habe seine Seele in diesen Kristall eingeschlossen. Du wirst einen passenden Ort finden, an dem du den Kristall vergräbst, einen Ort, wo er nie wieder gefunden werden kann.“, erwiderte er mit finsterer Stimme und reichte ihr den Kristall. Er war mit einer schwachen Magie umgeben, die dafür sorgte dass man ihn nicht direkt berühren konnte. Es sollte sicherstellen dass der Inhalt des Kristalls nicht in einen fremden Körper dringen sollte, wenn jemand den Kristall berührte. Vorsichtig nahm sie ihm den Seelenstein ab und sah besorgt zu ihm auf. „Ihr … Ihr habt ihn nicht getötet? Aber ist es wirklich besser ihn für immer in diesen Kristall zu belassen?“, fragte sie vorsichtig. „Nein … Zun wird sicher wieder in diese Welt gelangen. Vielleicht brauchen wir eines Tages seine Hilfe um gegen ihn zu bestehen.“, wies er ihre Bedenken zurück. Marian schluckte nervös, denn seine Stimme war streng und mahnend zugleich. „Nun geh und sorge dafür, dass er ein würdiges Grab bekommt.“, fügte er in gleicher Tonlage an. Eifrig nickend nahm sie den Befehl zur Kenntnis und machte sich auf den Anweisungen ihres Meisters Folge zu leisten. Nach seiner Tat erlebte Adrian in ferner Abgeschiedenheit wie das Reich Nesseril von Innen heraus zerfiel. Es folgten duzende Kriege, die letztendlich zum vollkommenen Untergang der Nation führten. Er fühlte sich schuldig und hilflos zugleich, hoffte aber auf einen Selbstreinigungsprozess der Menschheit. Er sah wie sein Werk, all die tausende von Jahren, umsonst waren. Es blieb ein schwacher Trost für ihn dass die Magier Nesserils Faerûn nicht in den Abgrund der Finsternis gerissen hatten, denn viele Nesserer gingen schon vor dem Untergang des Imperiums ihre eigenen Wege und brachten die Magie ins Land. Keiner der Magier und Hexenmeister erreichte allerdings je die das Niveau mit dem Adrian wusste die Magie zu formen. Es änderte nichts daran, dass Menschen der Magie nur allzu oft zum Opfer fielen. Seine gestohlenen Unterlagen fand er nie wieder. Verschiedene Magier hatten sich die einzelnen Seiten seiner Schriften angeeignet, die später als Nesser-Rollen in Faerûn bekannt wurden. Das Reich Nesseril hatte die Welt jedoch nachhaltig verändert und von diesen Tagen an würde nichts mehr so sein wie früher. Kapitel 4: Adrians Untergang In den folgenden Jahrtausenden und Jahrhunderten versuchte Adrian der Menschheit seinen Stempel aufzudrücken in dem er bei verschiedensten Königshäusern als Berater anheuerte. Er war recht geschickt darin die verschiedenen Herrscher selbst ohne Magie so zu manipulieren, dass sie ganz nach seinen Vorstellungen regierten. Auch wenn es immer wieder zu Kriegen kam, so gelang es ihm doch weite Teile der Menschheit friedlich zu halten. All das sollte sich jedoch ändern als eine Garde von Kriegern ohne Wappen in Richtung Tiefwasser marschierte. Die damaligen Regenten Tiefwassers riefen zu einer Notsitzung in der sie über taktische Gegenmaßnahmen berieten. Niemand wusste gegen wen man eigentlich kämpfte und wer ihre Stadt dort bedrohte. Adrian bat um etwas Zeit um der Sache auf den Grund zu gehen, doch er wusste selbst, das er diese Zeit nicht hatte, wenn der Angriff unmittelbar bevor stand. An diesem Morgen herrschte helle Aufregung in der Stadt und auch in den Herrscherpalast rüstete man sich zum Kampf. Späher berichteten von einem Heer das über mehrere Tausend Mann verfügte. Zehn der einflussreichsten Leute der Stadt hatten sich um einen großen, runden Tisch versammelt und berieten über Situation. Hin und wieder deuteten sie auf eine taktische Karte, die ausgebreitet auf dem Tisch lag um ihr Vorgehen gegen den Aggressor zu unterstreichen. Die zehn Männer in ihren feinen Gewändern schraken auf als die Türen des Saals aufschlugen und Adrian in den Raum trat. Wie schon so oft begleitete ihn Marian und schloss die Türen für ihren Meister wieder als dieser sich zu den anderen gesellte. Adrian hatte sein langes blondes Haar zu einem Zopf gebunden und trug eine etwas kriegerische Kluft als üblich, bestehend aus Schulterschützern, fest anliegender Kleidung und einen langen weißen Umhang. „So … Ihr seid also dieser Magier? Ich habe schon viel über Euch gehört …“, tönte es unter den Männern hervor. Faktisch wusste nur einer der Männer in der Runde, wer er wirklich war, da er sich ihm anvertraut hatte. Bei ihm handelte es sich um den Herrscher des Reiches um Tiefwasser, das seinen Sitz in der Namensgebenden Stadt hatte. Adrian kannte ihn schon seit dessen Kindheit und durfte ihn daher als einziger mit seinen Namen ansprechen. Doch mittlerweile war er in die Jahre gekommen, alt und grau geworden. „Guten Morgen, Lord Val. Wie versprochen werde ich Euch auch in dieser dunklen Stunde zur Seite stehen.“, grüßte er den alten Mann mit der Krone höflich. „Inwieweit glaubt Ihr das uns ein einzelner Mann in dieser Lage weiter helfen kann, Majestät?“, fragte einer der anderen Männer am Tisch. Adrian war gewissermaßen ein Staatsgeheimnis und nicht jeder traute einem Mann, der stets im Verbogenen agierte. „Er ist ein fähiger Magier und wird unsere Truppen auf dem Schlachtfeld eine große Hilfe sein, Linus.“, tönte Val überzeugt zurück. „Das heißt Eure Entscheidung steht?“, fragte Adrian mit leicht nach oben gerichteten Haupt nach. „Ja, es bleibt keine Zeit mehr für Nachforschungen. Wir haben keine andere Wahl.“, bestätigte er nickend. „Ich hoffe Ihr werdet mich nicht hängen lassen, alter Freund.“, fügte er mit fragenden Blick in Richtung des Magiers an. „Nein, natürlich nicht.“, antwortete er zuversichtlich. „Wie also sollen wir vorgehen?“, fragte der Mann, der zuvor mit den Namen Linus benannt wurde. Abermals brach wildes Getuschel aus und allerlei Vorschläge über eine Strategie liefen über die Lippen der versammelten Männer. Nur Adrian schwieg einen Moment, erhob sein Wort dann aber mit lauter Stimme. „Fakt ist das wir weder die Ressourcen noch genug Männer haben um einer solchen Armee brauchbaren Widerstand zu leisten! Es dürfen nicht mehr Leben geopfert werden als nötig! Ein unnötiges Gemetzel liegt sicher nicht im Interesse der Majestät.“, sagte er und lenkte somit wieder alle Aufmerksamkeit auf sich. „Und wie gedenkt Ihr den Nachteil auszugleichen? Mit ein paar Zaubertricks kann man keine ganze Armee aufhalten.“, rief einer der Männer aus den Reihen hervor. Dennoch legte Val all sein Vertrauen in die Fähigkeiten des Magiers, wohlwissend wen er dort zu Seite hatte. Er war nicht nur ein großer Magier sondern auch ein großer Diplomatiker. Vielleicht, so hoffte er, konnte die ganze Sache doch noch ein friedliches Ende nehmen. „Geht und bringt diesem Land Frieden.“, sagte er schließlich und wies Adrian an zu gehen. Erfreut über die Entscheidung machte dieser sich sogleich auf den Weg. Marian öffnete ihn bereitwillig die Türen zum Verlassen des Raumes, was er sogleich als Anlass nahm, sie um einen Gefallen zu bitten. „Marian. Du bleibst hier bei der Majestät. Pass auf ihn auf. Er ist ein guter Mann.“, flüsterte er ihr ins Ohr. Mit einen kurzen Nicken bestätigte sie seine Anweisung und ließ ihn aufs Schlachtfeld hinaus ziehen. Während Adrian aufs Schlachtfeld auszog leistete Marian Val in einen seiner Privatgemächer etwas Gesellschaft. Sorgsam goss sie ihm etwas heißen Tee in eine Tasse, stets darauf bedacht nichts zu verschütten. Er hatte es sich sehr gemütlich eingerichtet. Seine Teppiche waren feinste Handarbeit, die Möbel aus edlem Holz geschnitzt. Gedankenversunken stand er vor einem großen Fenster, von dem er einen guten Überblick über die Stadt hatte. „Ihr müsst Euch keine Sorgen machen. Ich bin fest davon überzeugt das Meister Adrian glorreich zurückkehren wird.“, sagte sie mit optimistischer Stimme, hoffend das es ihn etwas beruhigen würde. Sie ahnte dass ihn etwas sorgte, wusste jedoch nicht dass es mit ihr zu tun hatte. „Weißt du, wenn man in ein gewisses Alter kommt, beginnt man über sein Leben zu sinnieren. Adrian weiß, wie sehr mir meine Stadt am Herzen liegt und die Menschen, die hier leben. Ich habe keinerlei Zweifel dass er das Richtige tun wird. Ich frage mich nur ob auch du das Richtige tust.“, erzählte er, den Blick auf die Stadt gerichtet. „Was meint Ihr?“, fragte Marian verwundert und stellte den Teekessel ab. „Ich kenne euch beide schon seit ich klein war. Als ich in dein Alter kam, habe ich dich gefragt ob wir zusammen ausgehen wollen und du hast mir einen Korb gegeben.“, fuhr er fort, was ihr etwas Röte in die Wangen trieb. „Ich bin schon lange darüber hinweg, aber über all die Jahre habe ich mich gefragt was dich dazu bewegt, deinem Meister zu dienen. Du dienst ihm freiwillig, es ist dein eigener Wille … und nun frage ich mich, wie du dich wohl fühlen magst, wenn er aufs Schlachtfeld hinaus zieht und sein Leben riskiert – wie du da nur so ruhig bleiben kannst.“, sinnierte er vor sich hin. Marians Herz pochte beinah so laut das sie fürchtete er könnte es hören als er nach und nach ihre Gedanken offen legte. Sie musste tief schlucken um ihre aufsteigende Röte regelrecht hinunter zu würgen. „Meister Adrian ist ein sehr weiser Mann. Ich habe ihm viel zu verdanken. Und es gibt nichts womit er nicht fertig wird, ganz bestimmt.“, stotterte sie etwas übereifrig, was Val etwas zum Lachen brachte. „Glaubst du wirklich er hat dich zu mir beordert, damit du auf mich aufpasst? Ich bin ein alter Mann, habe ein erfülltes Leben gehabt. Es wäre keine Tragödie, wenn mir etwas zustoßen sollte.“, meinte er und wendete sich ihr zu. Marian war einen Moment lang wie erstarrt und wusste nicht was sie sagen sollte. Sie fragte sich ob sie wirklich bei Val war, damit ihr nichts passiert, ob sie all die letzten Jahrtausende mehr für ihn war als eine getreue Schülerin. „Es tut mir Leid, ich … hätte nichts sagen sollen.“, entschuldigte sich Val recht schnell und nahm die Teetasse an sich. Adrian hatte nur ein Herr von etwa 500 Mann hinter sich, zumeist auch noch recht schlecht ausgerüstet oder ausgebildet. Es waren viel zu wenige um die Stadt zu verteidigen. Viele waren Väter oder hatten Familien – er empfand ihren Tod als so sinnlos, dass er ganz allein vorausging. „Was habt Ihr vor?!“, rief eine vertraute Stimme hinter ihm. Ein kurzer Blick nach hinten verriet ihm dass ihn einer der Männer von vorhin gefolgt war. Es war der junge Mann, der als Linus betitelt wurde. Adrian entschied sich das es besser war ihm nicht zu antworten und ging einfach weiter in Richtung des gegnerisches Heeres. Die Truppen, die dort standen waren in schwarzer Tracht ohne Wappen oder Zugehörigkeit gekleidet, jedoch bestens ausgerüstet. Sie alle warteten nur noch auf den Befehl des Anführers, der geduldig vor ihnen her marschierte. Es waren mehrere Tausend Mann, die sich dort formiert hatten, was für die damalige Zeit eine beeindruckend große Armee war. Es waren Menschen, Halbelfen, wie auch Zwerge unter ihnen. Adrian näherte sich bis auf wenige hundert Meter, bevor er stehen blieb und seine Stimme erhob. „Krieger, Kämpfer, Soldaten. Eure Anwesenheit hier wird als Bedrohung gegen das Reich Tiefwasser gewertet. Dies ist eure letzte Gelegenheit umzukehren. Andernfalls wird jegliche Zuwiderhandlung als kriegerischer Akt gewertet, der mit dem Tod bestraft wird.“, rief er so laut es ihm mit seiner natürlichen Stimme nur möglich war und stampfte mit seinem Stab auf dem Boden auf. Einen Moment lang herrschte auf beiden Seiten eine gespenstische Stille, bis schließlich gellendes Gelächter aus den gegnerischen Reihen ausbrach. Es dauerte eine ganze Zeit lang bis sich die Soldaten wieder gefangen hatten und einer der Anführer etwas erwidern konnte. „Ihr seht aus wie ein einigermaßen fähiger Magier, doch es scheint als habe die Magie Eure Sinne getrübt. Ihr seid uns zahlenmäßig um ein vielfaches unterlegen. Selbst mit all Eurer Magie werdet Ihr nicht länger als ein paar Sekunden gegen uns bestehen.“, tönte dieser amüsiert zurück. Adrian war etwas überrascht dass man ihm keinen Kapitulationsvorschlag zu Gunsten der fremden Armee machte. Es schien so als wollten diese Männer auf jeden Fall in Tiefwasser einfallen um dort zu plündern und zu morden. „Wenn ihr nicht umkehrt … werdet ihr alle sterben …“, rief er der Armee fast schon flehend entgegen und senkte sein Haupt in Demut. „Genug von diesem irren Gequatsche. _Ihr_ werdet nun sterben!“, rief der Anführer der ersten Soldatengruppierung und gab mit seinem Schwert das Signal zum Angriff. Der Boden bebte unter dem Ansturm der Mannen, doch Adrian verharrte an Ort und Stelle. Während der Garde von Tiefwasser schon der Kampfeswillen verloren ging und einige Leute begannen davon zu laufen, hielt Adrian die Stellung. Schlagartig reckte er seinen Stab in die Höhe und schlug ihn mit voller Wucht vor ihn in den Boden. Dieses mal erbebte die Erde nicht von den heranstürmenden Soldaten des Feindes. Eine Explosion, die man selbst Meilenweit entfernt noch sah, erschütterte die Landschaft vor Adrian und legte alles was sich darauf befand in Schutt und Asche. Tausende Leben waren auf einen Schlag ausgelöscht und nicht nur den Bewohnern von Tiefwasser stand der Mund sperrangelweit offen. Linus, der bei der ersten Verteidigungslinie der Stadt geblieben war, glaubte ich nicht was er sah und brach geschockt zusammen. Noch nie hatte ein Mensch eine solche Magie gesehen, geschweige denn gewirkt. Dort wo vor wenige Minuten noch ein riesiges Heer gestanden hatte, war nun ein riesiger Krater, der mit verkohlten Überresten von Leichen gepflastert war. Nicht einer hatte der feindlichen Aggressoren hatte überlebt. Adrian stand beinah wie versteinert vor dem Bild der Zerstörung, das er hinterlassen hatte. Es fiel ihm schwer wieder aufzuschauen und zu sehen was er angerichtet hatte. Er hatte schon öfters Menschen getötet, aber nie in dieser Zahl. Früher waren es Mörder oder Schwerverbrecher, nun war ihm erstmals eine ganze Armee zum Opfer gefallen. Linus war klar, das man mit einer solchen Magie, eine ganze Zivilisation auslöschen konnte und er war heilfroh, dass der Mann dort vor ihm auf der Seite Tiefwassers stand. Trotzdem hatte die Aktion Folgen für Adrian und Marian, die noch am Tag darauf die Stadt verließen. Linus und andere hochrangige Persönlichkeiten der Stadt hinterfragten auf einmal Adrians Person und Val sah keinen anderen Ausweg als ihnen die Wahrheit zu erzählen. Viele von ihnen hatten ‚die Bestie Faerûns’ nur noch für ein Schauermärchen aus vergangener Zeit gehalten und reagierten entsprechend geschockt. Die Nachricht über Adrians Sieg und sein Geheimnis ging schon bald in die ganze Welt hinaus. Viele Reiche und Könige begannen sich fortan für ihn zu interessieren. Machtbesessen wie sie waren, wollten Sie auch in den Genuss dieser Magie kommen um ihre Feinde vernichtend zu schlagen. Val sah Adrian nie wieder. Wie sich später heraus stellte, hatte Linus die Männer in Schwarz zusammen getrieben um die Kontrolle über das Reich Tiefwasser an sich zu reißen. Viele von Ihnen waren gar Bewohner des Landes. Auch wenn Linus hingerichtet wurde und sein Plan gescheitert war, so hatte er aus der ‚Bestie Faerûns’ einen gejagten Mann gemacht, den in den folgenden Jahren viele Kopfgeldjäger und weitere Armeen zum Opfer fielen. Es gab keinen Ort mehr an dem er Unterschlupf fand und so entschloss er sich in entfernte, unerforschte Regionen aufzubrechen um der Gier, der Menschheit zu entgehen. Das Volk der Menschen fürchtete ihn nicht länger, wo es in fast allen Reichen Belohnungen für Hinweise, die zur Ergreifung des Magiers führten, verteilt worden. Adrian wirkte in dieser Zeit stets mitgenommen und langsam wurde seine Seele immer finsterer. Er verkraftete es nicht länger Menschen töten zu müssen um am Leben zu bleiben. Es blieb ihm nur eine Chance um dauerhaft Frieden zu finden und selbigen in die Lande zurückkehren zu lassen - er musste zu einem Gott aufsteigen. Man durchreiste gerade Anauroch, die größte Wüste die es in Faerûn gab, als er Marian seine Entscheidung mitteilte. „Ihr wollt was?!“, fragte Marian beinah empört. „Es wird das Beste für diese Welt sein. Als Gott habe ich sicher auch mehr Möglichkeiten, wenn es zu einer Rückkehr Zuns kommen sollte.“, erklärte er mit Blick voraus. „Aber … aber … aber was ist mit den Menschen, die Euch hier brauchen? Nicht alle sehen in Euch eine … eine Beute.“, konterte sie besorgt, ohne sich selbst zu sehr in den Fokus zu rücken. „Je länger ich auf Erden verweile um so mehr bringe ich diese Leute in Gefahr.“, meinte Adrian seufzend und hielt inne. „Ich verstehe … aber seid Ihr sicher dass es keinen anderen Weg gibt?“, fragte sie, die Stirn gerunzelt. „Ich kann den Menschen nicht meine Magie lehren. Es wäre fatal, wenn sie in die falschen Hände gerät.“, argumentierte er leicht betrübt. Marian wollte nicht wirklich dass er diese Welt verlässt und noch weniger wollte sie dass er sie allein zurück ließe. Er war von je her ein fester Bestandteil ihres Lebens gewesen, den sie sich nicht wegzudenken vermochte. Trotzdem fühlte sie sich ihm bis in die Unendlichkeit verbunden und wagte eine mutige Antwort. „Dann soll es so sein, Meister. Ich werde Euch nach Kräften unterstützen!“, rief sie und salutierte im Anschluss, was Adrian etwas erheiterte. Sie liefen noch den ganzen Tag weiter und hofften die Wüste gegen Abend wieder verlassen zu können, doch das Schicksal war ihnen nicht gut gesonnen. Als am Horizont bereits erste Anzeichen der Abenddämmerung auftauchten, trafen Adrian und Marian auf zwei seltsame Gestalten, die sich mitten in der Wüste nieder gelassen zu haben schienen. Sie hatten bereits ein Lagerfeuer für die Nacht vorbereitet, doch Adrian schien zu spüren dass irgendetwas nicht stimmte. Die beiden Männer grüßten zunächst freundlich und ließen sich Zeit damit aufzustehen. Einer von Ihnen hatte blondes Haar, das ihn zum Teil über die eine Hälfte des Gesichts hing. Er trug eine Art Marineuniform mit hohen Kragen und langen Auslass hinten. Der zweite Mann schien fernöstlicher Herkunft und hatte kurzes, geriffeltes Haar. Er war mit einer prunkvollen schwarzen Rüstung bekleidet und trug ein großes Schwert am Rücken bei sich. Der Mann mit dem blonden Haar schien gerade noch etwas im Lagerfeuer zu verbrennen, das wie ein Stück Papier aussah auf dem eine Zeichnung abgebildet war. Die beiden Fremden traten ungeniert näher und stellten sich unaufgefordert vor. „Seid gegrüßt Reisende. Es kommt nicht oft vor das jemand durch solch eine karge Gegend wandert. Darf man fragen wohin es geht? Ich bin übrigens Gray, Gray Hawkins.“, meinte der Mann mit den blonden Haar überfreundlich und reichte die Hand zum Gruße. Adrian schien zu spüren dass etwas mit den beiden nicht stimmte, erwiderte aber die Geste. „Seid gegrüßt. Ich bin … Val. Und das ist meine Begleiterin Natalia.“, sagte er ohne sich irgend eine tiefer zu deutende Emotion anmerken zu lassen. Er hatte sich angewöhnt zu lügen, wenn ihn die Leute nach seinem Namen fragten. In letzter Zeit zückten die Menschen immer häufiger ihre Waffen, wenn sie seinen wahren Namen hörten. „Oh, mein Gefährte hier heißt Yosu. Er redet nicht viel.“, entgegnete Gray und deutete auf seinen berüsteten Begleiter. „Wie sind nur auf der Durchreise und haben noch einen langen Weg vor uns.“, ergänzte Marian die Aussage ihres Meisters mit schüchternen Blick. „Ah, wohin geht es denn, wenn ich fragen darf.“, fragte Gray neugierig. „Das geht Euch nichts an.“, gab Adrian schroff zurück und ging einfach weiter, was die bis dahin gut gelaunte Miene, des Mannes verfliegen ließ. Adrian und Marian kamen nur weniger Schritte weiter als sich die beiden Menschen hinter ihren Rücken einen interessanten Dialog lieferten. „Was meinst du, Yosu? Sind sie es?“, fragte der blonde Mann seinen Gefährten. „Da würde ich meine Mutter drauf verwetten.“, tönte dieser amüsiert zurück und zog sein Schwert. Adrian stoppte abrupt und drehte sich um, nun wo die Scharade ein Ende hatte. Marian ging etwas auf Distanz als sie sah das ihr Meister seinen Stab nun etwas fester Umschloss. „Also schön. Wer seid ihr und was wollt ihr?“, fragte er die beiden Männer. „Ihr seid sehr unfreundlich uns gegenüber Wir waren immerhin so nett Euch unseren wahren Namen zu nennen. Es wundert mich etwas dass der große Adrian von Nesseril noch nichts von unseren Heldentaten gehört hat. Auf der anderen Seite kommt ihr auch nicht mehr so häufig unters Volk, wie ich vermute.“, erklärte sich Gray arroganten Tones. „Ihr könnt euren Herrscher ausrichten dass ich ihm mein Wissen über die Magie nicht zur Verfügung stelle.“, entgegnete ihm Adrian nüchtern und unterbrach somit die selbstherrliche Rede des Menschen. „Ihr scheint nicht ganz zu kapieren. Ihr habt nämlich gar keine Wahl. Die Zeiten haben sich geändert. Wir sind keine Strolche, die Ihr mal eben mit einem Fingerschnipp in Flammen aufgehen lassen könnt. Wir haben die Ehre Euch gefangen zu nehmen und das werden wir auch tun.“, erwiderte Gray mit deutlich mahnenden Unterton. Adrian spürte dass der Mann nicht ganz Unrecht hatte, denn tatsächlich war ihre Kleidung mit leichten Schutzzaubern versehen, die es ihm nicht erlaubten, sie ohne weiteres zu beseitigen. Es musste Kleidung sein, die zu Zeiten der Nesseril-Nation gefertigt wurde, so alt wie die Magie war, die in deren Kleidung und Rüstung eingeprägt war. Es war nicht ungewöhnlich dass ein Abenteurer oder Held in der damaligen Zeit solche Schätze fand, aber er sah seine Chancen dieses Duell zu seinen Gunsten zu entscheiden dadurch nicht wesentlich geschmälert. Es irritierte ihn etwas das Gray keine Waffe zog, obwohl ein Dolch an seinem Gürtel hervor ragte. Er merkte jedoch recht schnell dass dieser als Hexenmeister nicht auf solche Mittel angewiesen war. Mit der natürlichen Kraft seiner Gedanken in Kombination mit einer Armbewegung warf er dem Magier eine heftige Druckwelle entgegen, die er recht einfach mit einen Gegenzauber zu blocken vermochte. Trotzdem war er erstaunt, denn diese Magie schien auf eine telekinetische Veranlagung zurück zu führen zu sein. So etwas war äußerst selten, aber man konnte dem relativ leicht entgegen kommen. Auch Yosu ging nun in den Kampf über und attackierte ihm mit dem Schwert. Sein Gegner erwies sich aber nicht nur als fähiger Magier, sondern wusste auch, seinen angetäuschten Hieb, geschickt mit seinem Stab zu blocken. Gray versuchte es mit einer weiteren Attacke, in Form einer heftigen Druckwelle. Dieses mal sah sich Adrian gezwungen durch einen Sprung in die Luft auszuweichen, den er aber zugleich nutzte um Yosu mit seinem Stab gegen den Rücken zu schlagen. Der Kämpfer war einen Moment aus dem Gleichgewicht gebracht, während hinter ihm eine Sanddüne, von der Druckwelle getroffen, regelrecht explodierte. Unbeeindruckt setzte er Adrian nach und versuchte ihn mit seinem Schwert empfindlich zu Schwächen. Marian, die in sicherer Entfernung vom Kampfgeschehen stand zitterte regelrecht vor Sorge und Aufregung. Dennoch, ihr Meister schlug sich hervorragend und war Yosu zu jeder Zeit überlegen. Er blockte die Schwerthiebe in einer Geschwindigkeit, die den talentierten Schwertkämpfer schnell in die Defensive brachten. Es gelang ihm sich kurz zu lösen, doch sah er sich im nächsten Moment wieder mit Grays Druckwellen konfrontiert. Einen Moment glaubte Gray ihn getroffen zu haben als sein Gegner, wie eine Fata Morgana verschwand, nachdem ihn die Druckwelle erfasst hatte. Ein Blick nach links verriet ihn jedoch, dass er sich verschätzt hatte, denn dort tauchte sein Gegner plötzlich wieder auf, bereit ihn mit seinem Stab einen schweren Treffer zu versetzen. Der Schlag traf ihm mitten im Gesicht, was ihn unter einem lauten Schmerzschrei zusammen brechen ließ. Auch Yosu, der heran gestürmt kam, fiel schließlich der Magie Adrians zum Opfer als durch einen Blitzzauber zu Boden gerissen wurde. Der Kampf schien vorüber und Adrian war bereit die beiden mit dem Leben davon kommen zu lassen, weil sie so tapfer gekämpft hatten. In diesen Tagen kam es höchst selten vor das er seine Angreifer mit das Leben schenkte, aber diesmal sollte kein Blut mehr vergossen werden. Ohne ein weiteres Wort zu verlieren ging er schließlich weiter. Gray hielt sich mit zerknirschter Miene eine Platzwunde, die ihm direkt zwischen den Augen zugefügt worden war. Vermutlich war seine Nase gebrochen, aber das machte ihn nur noch umso wütender. Die Schmerzen machten es schwer von seiner telekinetischen Kraft gebrauch zu machen, aber er setzte mit gewöhnlicher Magie nach. „Es ist noch nicht vorbei, Mistkerl!“, ächzte er zornig und wirkte einen Zauber gegen Adrian. „Passt auf!“, schrie Marian aufgeregt als sie sah das Gray ihrem Meister so in den Rücken fallen wollte. Die Warnung kam noch gerade noch rechtzeitig, obwohl er das aufkeimen der Magie auch selbst gespürt hatte. Blitzartig drehte er sich um und wehrte die Magie ab, die ihn in Form eines Feuerinfernos heimgesucht hätte. Auch Yosu unterdrückte seine Schmerzen und gab sich noch lange nicht geschlagen. „Wenn ihr jetzt weiter kämpft, werdet ihr sterben.“, mahnte sie Adrian, doch davon wollten die beiden Männer nichts wissen. Abermals griff Yosu an, der nun aber noch leichter zu bezwingen war, wo er nicht mehr im Vollbesitz seiner Kräfte befand. Es reichte dem Schwerthieb durch eine geschickte Körperbewegung auszuweichen und ihn einen heftigen Treffer mit dem Stab gegen die Front seiner Rüstung zu verpassen um ihn erneut zu Boden zu bringen. Obwohl die Rüstung hielt, drückte der Stab doch so tief in das Material ein, das es den Torso des Kämpfers erreichte und ihn blutspuckend nieder fallen ließ. Gray versuchte es im Anschluss ihm mit dem Faustkampf zuzusetzen, aber auch dies war kein größeres Hindernis für den Magier. Ein gezielter Griff an den zuschlagenden Arm des Mannes stoppte den Angriff. Die Vergeltung erfolgte sogleich durch einen Fußtritt in den Bauch sowie ein weiterer Treffer in das Gesicht, der ihn regelrecht davon schleuderte. Die Landung im Wüstensand war nur minder unsanft, da die offenen Wunden und der Wüstensand sich nicht allzu gut vertrugen. Gray schien geschlagen, doch Yosu erwies sich als zäher als gedacht. Wie ein wild gewordener Berserker ging er auf Adrian los. Seinem Kampgeschrei nach schien es ihm egal ob sein vermeintliches Opfer das überleben würde oder nicht. Adrian wehrte sich verbissen und hatte Anfangs noch etwas Mühe Yosu auf Distanz zu halten. Es tat ihm fast Leid das er ihn in wenigen Sekunden den Todesstoß versetzen würde. Noch ein letztes mal verkeilte sich dessen Schwert an seinem Stab, doch die ganze Kraft des blutüberströmten Kämpfers reichte nicht um seinen Gegner zu überwinden. „Schluss damit!“, tönte es auf einmal ais westlicher Richtung des Kampfgeschehens. Die beiden Kämpfenden ließen ihren Blick in die jeweilige Richtung schweifen um zu sehen welcher Herkunft diese Worte hatten. Es war Gray, der zu einer letzten Verzweiflungstat gegriffen hatte um den Kampf zu seinen Gunsten zu entscheiden. „Waffen fallen lassen oder ich schlitz ihr die Kehle auf!“, rief er wütend und presste seinen Dolch noch etwas intensiver in Richtung des Halses seiner Geisel. Marian spürte wie die Klinge des Dolches sich langsam in ihr Fleisch schneiden würde, wenn er noch fester zudrücken würde, doch dies was nicht ihre größte Sorge. Adrians Blick war wie erstarrt, wenn gleich es schwer war sein Gemütszustand zu deuten. „Es tut mir so Leid, Meister. Ich war einen Augenblick nicht aufmerksam.“, versuchte Marian sich zu erklären, merkte aber recht schnell das sie besser nichts sagen sollte. „Halts Maul, Schnepfe, oder ich schlitz dir noch was ganz anderes auf!“, schimpfte Gray und drückte sie noch etwas mehr an sich. Yosu schien etwas irritiert von der Aktion seines Gefährten und ließ zuerst von seiner Haltung ab. „Gray … was tust du da?“, fragte er, sich bewusst das dessen Tat nicht gerade Ehrenhaft war. „Hör zu Adrian. Ihr werdet jetzt schön Eure Waffe senken und Euch ergeben, sonst war’s das für die Kleine hier.“, fauchte Gray aggressiv in die entsprechende Richtung. Marian gingen tausend Gedanken durch den Kopf. Sie wusste was für Folgen ihr Tod mit sich bringen würde. Durch die Magie, die sie über all die Jahre nicht hatte altern lassen, war es nicht möglich sie wieder zu erwecken. Trotzdem wollte sie nicht dass ihr Meister gezwungen wäre, ihretwegen die Magie, die er beherrschte, an die Menschen weiter zu geben. Sie war bereit für den Mann den sie tief im inneren über alles liebte zu sterben und schwebte zwischen hoffen und bangen, wie er sich entscheiden würde. „Tut es nicht, Meister!“, rief sie noch einmal mit Tränen in den Augen. „Ich hab’ gesagt, du sollst dein Maul halten!“, schrie Gray sichtlich erzürnt und war schon kurz davor ihr das Messer in den Hals zu drücken als Adrian plötzlich seinen Stab in den Sand fallen ließ. „Nein … ich ergebe mich.“, rief er mit fast heiserer Stimme, sein Haupt gen Boden gesenkt. Marians Augen weiteten sich und ihr Herz schlug höher, wenn auch ihre Gefühle für ihren Meister nur einen kleinen Teil davon ausmachten. „Nein … Meister …“, flüsterte sie, bevor ihr die Stimme versagte. Einige Tage später wurde Adrian in der Stadt Starmantle vorgeführt, in schwerste Ketten gelegt, zusätzlich unterstützt durch Elfenmagie, von der man hoffte, das er sie nicht brechen konnte. Trotz mehreren Tagen in Haft und den Bitten der Elfen nachzugeben, erwies er sich als wenig kooperativ. Er hatte kein Wort mehr gesprochen, nachdem man ihn gefangen genommen hatte. Nach sieben Tagen verlor der damalige Herrscher die Geduld mit seinen Gefangenen und Befahl die Hinrichtung. Wenn das hiesige Reich nicht von seinem Wissen und seiner Macht profitieren konnte, dann sollte es auch niemand anderes mehr. Einen Tag darauf hatten sich vor dem städtischen Schafott hunderte von Bürgern zu einem wütenden Mob gebildet und forderten die Hinrichtung Adrians. Er kniete beinah Anteilnahmslos oben auf dem Schafott und wartete auf sein Urteil. Sein langes, blondes Haar wirkte glanzlos, wie auch seine restliche Erscheinung. Sein Kopf war gesenkt, sein Körper gefesselt. Man hatte ihn selbst im Angesicht des Todes in schwerste Ketten gelegt, die zusätzlich mit mächtiger Elfenmagie belegt waren. Neben der Weigerung sein Wissen zu teilen, listete einer der Männer auf dem Schafott auch eine Unzahl zahlloser weiterer Verbrechen gegen die Menschheit gegen ihn auf. Zwei mit einer Hellbarde bewaffnete Wachen standen links und rechts neben ihn und warteten auf den Befehl ihres Königs, der bald auf den Balkon eines nahe gelegenen Gebäudes treten sollte um sein Urteil zu verkünden. „Hängt ihn!“ „Richtet ihn!“ „Er muss sterben!“, riefen die Leute von der Straße zum Schafott hinauf, doch eine Stimme verlangte etwas anderes und ließ somit zugleich Stille unter der Meute einkehren. Es war der König, der sprach, nachdem er zusammen mit einigen Elfen auf dem Balkon getreten war. „Adrian von Nesseril! Deine Strafe wird hart und gerecht sein. Dir soll aber ein kirchliches Begräbnis gewährt werden, wenn du uns von deinen unendlichen Wissen und deiner Macht gibst!“, entgegnete er seinem Gefangenen, worauf dieser seinen Kopf erhob. „Ihr wollt meine Macht? Dann versucht es doch! Ihr könnt mich bändigen, aber irgendwo da draußen wird es jemanden geben der mein Werk fortführen wird!“, warf er ihm lautstark entgegen. Die Mimik des Königs verfinsterte sich und noch bevor Adrian ein weiteres Wort sprechen konnte veranlasste der König mit einer Geste die Hinrichtung. Die Hellbarden gruben sich tief in den Körper des großen Magiers und ließen ihn zusammen sacken. Ein leiser Aufschrei drang zwischen den allgemeinen Begeisterungsrufen aus dem Publikum hervor. Inmitten der Menge stand auch Marian, stark vermummt. Reflexartig hatten ihre Hände sich vor ihren Mund gelegt um ihren Tränenreichen Aufschrei zu unterdrücken. Innerlich gebrochen, ging sie in die Knie und ließ ihren Tränen freien lauf. Adrian war es gelungen die Menschen zu überzeugen dass sie von keinem Wert wäre, weswegen man sie in die Freiheit entlassen hatte. Blut floss das Schafott herunter und doch gelang es Adrian sich noch ein mal leicht aufzurichten. „Ihr könnt mich nicht töten .... das hier ... wird nicht mein Ende sein, ich komme wieder ... das schwöre ich!“, sagte er mit eisernen Blick. Der König empfahl Adrian auf ewig zu verbannen, damit er der Welt nicht mehr Schaden konnte. Mit Hilfe der Elfen formte er ein Gefängnis für den dahinsiechenden Körper des Magiers in der Hoffnung dass er die Elfenmagie nicht brechen konnte, die man auf sein Grab legte. Gray und Yosu erfreuten sich nicht lange an der Belohnung des Königs. Beide wurden als Wächter für das Grab des von Nesseril auserkoren und schlummerten seit diesem Tag mittels Elfenmagie in vermeintlicher Unsterblichkeit im Grab des Mannes, den sie bezwungen hatten. Die Lage des Grabes wurde geheim gehalten und Aufzeichnungen über Adrian von Nesseril systematisch vernichtet. Nur wenige wussten das man sich für das ferne Thay entschieden hatte in dem bald eine mächtige Nation von Magiern emporsteigen würde. Viele nahmen den Aufenthaltsort der Gruft mit ins eigene Grab und die Legende Adrian von Nesseril sollte bald vergessen werden. Marian sollte die Zeit mit ihrem Meister jedoch nie vergessen und erinnerte sich oft an seine letzten Worte. Sie wusste, jetzt war es an ihr diese Welt zu einem besseren Ort zu machen. Epilog: All die Jahrtausende habe ich ihm die Treue gehalten, selbst als er für mich unerreichbar war. Ich trage seinen Namen in Ehre und in Liebe in meinem Herzen, ich blicke voller Stolz und Wehmut auf ihn. Diejenigen, die ihn nicht kennen, sollten nicht über ihn richten. Dies ist die Geschichte von Adrian von Nesseril, einem Mann der die Welt von Faerûn entscheidend geprägt hat, eine Geschichte, die mit den heutigen Tag noch nicht am Ende angelangt ist. Es wird eine Zeit geben, da wird er wie der Phönix aus der Asche empor steigen und dann werde ich mich wieder an seiner Seite beweisen, selbst wenn ich noch einmal 10000 Jahre warten muss Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)