Instinktive Abwehr von tough (Inner Circle Challenge) ================================================================================ Kapitel 1: ----------- Disclaimer : Projekt Weiß kriegt das Geld Warnung : Sympathie ist ein Selbstläufer Erklärung : Challenge-Beitrag des Inner Circle/Thema von kissos Widmung : allen Freaks, die sich nicht glatt fönen lassen Instinktive Abwehr Rechts und links neben Farfarello wird auf Abstand geachtet. Schwere Jungs, teilweise schrankbreit, rücken näher an die anderen Kollegen. Sie meiden den Iren, instinktiv. Würden lächerlich wirken, wie ängstliche Schulmädchen, wenn es nicht Farfarello wäre, dem sie da ausweichen. Ausweichen, so weit es nur geht, ohne den Job zu vernachlässigen. Der Job, langweilig wie üblich. Dezent hinter dem Boss stehen und kampfbereit sein, ohne aggressiv zu wirken. Ich habe mich hinter Kyoko postiert. Bester Blick auf meine Gegenüber. Crawford sitzt an der runden Tischplatte, der Ire steht seitlich hinter ihm, unbewegt. Nur gelegentliches Zwinkern verrät Leben. Schuldig lümmelt wie ich auf dem umlaufenden Mauerabsatz. Seine schmalen Lippen sind leicht verzogen. Wahrscheinlich genießt er die seltsame Atmosphäre in dem fensterlosen Raum. Zwischen Crawford und Kyoko sitzen jeweils drei Verhandlungspartner. Der Grund des Treffens interessiert mich nicht, aber die Mischung der Teilnehmer ist brisant. Heute verhandeln Yakuza mit halbkriminellen Unternehmern und korrupten Gewerkschaftsbossen. Ihre Bodyguards sind von unterschiedlichem Kaliber. Narbengesichter wie auf Fahndungsfotos, bewaffneter Werkschutz, elegant in dunklen Anzügen, bärenstarke Hafenarbeiter... . Normalerweise ist zuerst Belauern angesagt. Den Macho geben, sich vergewissern, dass die Anderen mitkriegen, wie stark man ist. Dann allgemeines knappes Zunicken, als Bekenntnis des gegenseitigen Respekts. Und zum Schluss folgt das herablassende Grinsen, mit den deutlichen Kopfbewegungen in meine Richtung. ‚Ein weiblicher Bodyguard Kollegen. Schenkelklopfer, oder? Haben die hier etwa eine Frauenquote eingeführt, oder was soll der Scheiß? Die hängt uns doch quer unter der Nase, wenn wir mal kräftig einatmen. So was trägt man als Ohrring. Wie will die denn im Ernstfall ihren Boss schützen? Zieht sie das Tanktop aus und zeigt uns ihre Spezialwaffen?’ So in der Art läuft das immer, jedenfalls, wenn man sich noch fremd ist, unbekannt. Gewohnte Verhaltensmuster, vorhersehbar. Immer gleiche Rituale. Das Gleichgewicht der Kräfte wird symbolisch demonstriert,verhindert Eskalation oft schon im Vorfeld. Hier und jetzt… nichts davon. Von Farfarello ausgehend, läuft eine Schneise quer durch den Raum, auf mich zu. Eine Zone der absoluten Stille, wie im Auge des Zyklons. Und jenseits davon drängt es sich flirrend, komprimiert, höchst entzündlich…. Spürbar liegt Angst in der Luft. Und Irritation. Sie schmeckt nach Schweiß und Metall. Noch steht der Ire regungslos. Und doch sehe ich, was wäre, wenn Crawford ihm Angriff befehlen würde. Wenn er seinen schwarzen Gabriel die Nichtswürdigen strafen hieße. Apokalypse, von einer Sekunde zur anderen. Rote Lachen auf Tisch und Boden, breite Bahnen von den Wänden tropfend. Schreie und Röcheln. Entsetzen, wenn Treffer keine Reaktion zeigen. Maßloses Grauen, wenn der Ire mit bloßen Händen beendet, was er mit Stahl begann. Eintritt in die Hölle schon auf Erden, wenn sich die Zeit ausdehnt, wenn sie fast still steht, der schieren Unmenschlichkeit die Bühne überlässt. Endlos. Zeitlos. Gnadenlos. Und jeder Einzelne der so unterschiedlichen Kollegen scheint eine Witterung davon aufgenommen zu haben. Eine Vorahnung, wozu der statuenhaft Dastehende fähig ist. Und fast unmerklich rücken sie noch weiter von ihm ab. Glauben sie wirklich, ihm so entgehen zu können? Versuchen sie, sich durch mehr Distanz ihre Chancen zu verbessern? Dabei liegt ihr Leben doch jetzt schon ausschließlich in Crawfords Hand. Die kleinste Geste, der geringste Laut, die bloße Idee, der neugeborene Gedanke… und Farfarello ist ihr Tod. Die ersten Blicke werden mir zugeworfen. Stumme Anfragen, Fürbitten. Hoffnung auf Durchlass. Sind Kyoko und ich doch der einzigen Tür am nächsten. Und in seltener Einmut scheinen sie alle das Gleiche zu begehren. Das Entkommen aus dieser fensterlosen Falle. Ihre nervöse Bemühung, ihre aufsteigende Panik zu unterdrücken, überträgt sich auf ihre Auftraggeber. Fahrig werden Papiere sortiert, fallen raschelnd zu Boden, werden gerollt und geglättet, ohne Unterlass, ohne Sinn. Ich sehe Zufriedenheit auf Crawfords Pokerface. Unsichtbar für die Fremden. Und ich weiß jetzt genau, dass das der Plan war. Der vernarbte Ire war der Joker. Die ihn umgebenden, ständig wabernden Überreste früherer Massaker… die unlöschbar mit ihm verbundenen Bilder in hitzigem Rot… die sofortige Assoziation von Blutdunst und zerfetztem Fleisch… das war der Plan. Er pokert mit der Abschreckung. Genau wie Kyoko, wenn sie mich kämpfen lässt, mit der Unterschätzung pokert. Wenn sie die Wetten hoch treibt, weil sie immer wieder Dumme findet, die nicht wissen, wer ich bin. Die mich nicht ernst nehmen, als Gegner, als Kollegen. Die mich ablehnen, weil ich in ihren Augen mangelhaft bin. Weiblich, klein, Nichtasiatin…. Die ich erst vernichtend schlagen muss, damit sie respektvoll Abstand halten. Die mir sonst keine Ruhe gönnen, mich immer wieder reizen. Langsam hebe ich meinen Kopf, sehe Farfarello genau ins Gesicht. Wir sind beide Freaks, abgelehnt auf den ersten Blick. Aber sind unsere Mängel von Vorteil, bedient man sich nur allzu gerne. Dann sind wir nützlich. Man macht Gebrauch von unseren Eigentümlichkeiten. Nimmt sich, was gefällt. Die Achse der Stille zwischen uns, sie ist nicht von ungefähr. Mir ist danach, dem Iren ein Lächeln zu schenken. Ich tue es. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)