Schattenherz - Die weißen Ritter von abgemeldet (Teil 2) ================================================================================ Kapitel 27: Das Ende -------------------- Das Ende Garan hatte lange nachdenklich dagesessen und vor sich hin gegrübelt. Als Kurando schon das Wort ergreifen wollte, stand der alte Mann auf und ging zu einem der Fenster um seinen Blick über das Land streifen zu lassen. Kurando folgte ihm schweigend. „Siehst du die schwarze Ebene junger Krieger?“, fragte er ihn. Kurando nickte zustimmend. „Sie war früher natürlich nicht so grün und fruchtbar wie sie es jetzt ist. Das alles...“, erklärte Garan und machte eine weit ausholende Geste. „Haben wir erschaffen. Wir haben alles Trostlose verbannt und Leben geschaffen wo nur Zerstörung herrschte. Ich möchte diese Schönheit wahren und so erlaube ich dir gegen die beiden Dämonen Nikolai und Alice zu kämpfen. Wir verfolgen das gleiche Ziel, auch wenn wir dabei verschiedene Mittel haben.“ Kurando war erleichtert über die Worte des Mannes und konnte sich ein erleichtertes Seufzen nur schwer verkneifen. „Aber du wirst verstehen, dass wir weiterhin Feinde bleiben.“, fuhr er fort. „Solange wir gemeinsame Feinde haben, werden wir zu Freunden. Doch sind unsere Feinde vernichtet, dann werden auch wir wieder zu Feinden. Dennoch kann ich euch versprechen eurem Heimatdorf keinen Schaden zuzufügen. Unogami wird verschont. Die Menschen dort haben ein Recht darauf in Frieden zu leben.“ „Das heißt, wir dürfen Nikolai und Alice besiegen und machen für euch die Drecksarbeit und dafür werden wir von euch wieder gejagt?“, fasste Kurando noch einmal zusammen. Garan nickte und rief einen seiner Ritter zu sich. „Der junge Krieger darf die Burg verlassen. Keiner folgt ihm.“, befahl er, dann wandte er sich wieder an Kurando. „Du kannst nun gehen. Ich hoffe für dich, dass du nicht nur Nikolai und Alice besiegst, sondern auch selbst dabei ums Leben kommst. Es wäre schlimm dich töten zu müssen.“ Kurando verkniff sich eine bissige Bemerkung und folgte dem Ritter ohne ein weiteres Wort nach draußen. Die Wut in ihm war kurz davor die Überhand zu gewinnen und wenn das geschah, konnte er für nichts garantieren. Wie konnten Menschen nur so verbohrt sein? Keith und Seth legten einen schnellen Ritt hin, doch bereits nach einer Stunde gingen sie in einen langsamen Trab über. Die Pferde waren völlig erschöpft, doch für eine Rast war es noch zu früh. Vor ihnen lag eine große Wiese die an der rechten Seite von einem Berg flankiert wurde, in den Höhlen hinein führten. Er hatte schon davon gehört. Es musste sich dabei um die Erdhöhlen handeln, die sehr gefährlich und unberechenbar waren, wegen den Substanzen, die sich in den Höhlenwänden befanden. Seth folgte Keiths Blick konnte aber nichts weiter erkennen als einen Berg mit Höhlen und Wiese wohin man auch blickte. Während ihres einstündigen Ritts hatte er schon mehrmals darüber nachgedacht zu fliehen, aber er wusste so gut wie nichts über diesen Keith und einen Gegner zu kennen, konnte über Sieg und Niederlage entscheiden. „Du bist also ein Vampir?“, fragte er vorsichtig. „Und wo lebst du so? In einem Sarg?“ Keith streifte ihn mit einem eiskalten Blick. „Ja, bin ich. Nein, ich lebe in einem Schloss.“, antwortete er knapp. „Du bist ja nicht gerade gesprächig.“, stellte Seth fest. „Aber ein eigenes Schloss hört sich echt gut an.“ „Was willst du?“, herrschte Keith ihn an. Seth musterte den Vampir noch einmal genauer. Keith war angespannt, irgendetwas ging in ihm vor. War er vielleicht nervös? Möglicherweise machte ihm auch die Sonne zu schaffen? Wohl eher nicht. Seth wusste nicht viel über Vampire, aber er wusste, dass die meisten Mythen über sie nicht wahr waren. Also stimmte etwas nicht. Seths Hand glitt automatisch zu seinem Schwertgriff. Allein schon die Tatsache, dass sie ihm das Schwert nicht abgenommen hatten, machte ihm klar, dass Keith doch wesentlich stärker sein musste als es den Anschein machte. „Was ist los?“, raunte er dem Vampir zu. Keith schenkte ihm einen verwunderten Blick. „Es stimmt doch etwas nicht. Nicht wahr?“ Keith nickte und zügelte sein Pferd. „Jemand ist hier und beobachtet uns.“, antwortete er und stieg ab. „Wir machen Rast um den Pferden ein wenig Ruhe zu gönnen.“ Seth warf ihm einen fragenden Blick zu und stieg ebenfalls am. Sie ließen die Pferde weiden und machten es sich auf ein paar Felsen in der Nähe eines kleinen Bachs bequem. Keith lauschte in die Ferne. Jemand war hier. Erschöpft landete Karin auf dem Feuerberg und setzte sich erst einmal hin um wieder etwas Kraft zu tanken und nahm wieder ihre Menschengestalt an. Yuri durchstreifte über das Gelände und hielt Ausschau nach irgendwelchen Auffälligkeiten, doch weit und breit war nichts zu sehen. Eigentlich wusste er ja auch nicht wonach sie suchten. Karin trat neben ihn und warf einen Blick hinunter in die Lava. Es war heiß hier oben, aber durchaus noch auszuhalten. „Was suchen wir überhaupt?“, fragte Yuri und die ersten Schweißperlen bildeten sich auf seiner Stirn. Karin kam der Gedanke, dass er ja keine Dämonenkräfte mehr besaß und deswegen schlechter mit der Hitze umgehen konnte als sie. Deswegen beeilte sie sich und suchte den Boden nach irgendwelchen Hinweisen ab. „Hier ist nichts.“ rief Yuri ihr gelangweilt zu. „Das ist vollkommene Zeitverschwendung. Ich bin dafür wir suchen Keith und diesen Plastikritter und helfen ihnen den Wasserhüpfer wieder zu finden.“ „Der Ritter heißt Seth und Kurando ist kein Insekt sondern ein Dämon, so wie du es mal warst.“, entgegnete Karin ihm genervt. Yuri spießte sie mit wütenden Blicken auf und verschränkte die Arme vor der Brust. „Gehen wir jetzt?“ „Mein Gott, du bist wie ein kleines Kind.“, zischte Karin und verwandelte sich wieder in den Feuerengel. Schweigend machten sie sich wieder auf den Weg und hofften Keith und Seth schnell zu finden. Keith war angespannt. Irgendjemand hielt sich in ihrer Nähe auf und er konnte einfach nicht sagen wo, geschweige denn wer. Normalerweise waren seine Vampirinstinkte so fein, dass er schon den kleinsten Blutstropfen riechen konnte oder den kleinsten Laut hören konnte, aber heute war dem nicht so. Seth hielt ebenfalls unauffällig Ausschau und Keith musste zugeben, dass er sich dabei gar nicht einmal so blöd anstellte. Aber auch der weiße Ritter hatte bis jetzt noch nichts entdeckt. Jetzt wünschte sich Keith nicht so viel Zeit in seinem behüteten Schloss verbracht zu haben. Er war völlig außer Übung und war schon lange nicht mehr so gut wie früher. Damals war er ein ausgezeichneter Schwertkämpfer und nicht einmal eine Maus konnte sich an ihm vorbei schleichen ohne dass er sie hörte. Heut sah das ein bisschen anders aus, er war faul geworden. Irgendwie ärgerte er sich über sich selbst. Auf einmal kam etwas anderes in ihre Nähe, es war schnell und Keith spürte die enorme Kraft, die von dem Wesen ausging. Rasch sprang er auf und bedeutete Seth zurück zu bleiben. Die Wiese war leer. Nur ein paar Blumen bewegten sich im Wind, sonst war nichts zu sehen. Dennoch kam etwas auf sie zu. Seth tippte ihm nervös auf die Schulter und deutete nach oben. Über ihnen kreiste ein Engel. Ein brennender Engel. Karin. Keith atmete erleichtert auf und trat einen Schritt zurück, damit sie landen konnten. Yuri sah irgendwie wütend aus, aber wann tat er das mal nicht. Karin verwandelte sich wieder zurück und sah die beiden freundlich an. „Was macht ihr hier?“, fragte Keith verwundert. „Wir waren auf dem Feuerberg, aber dort war rein gar nichts und deswegen haben wir beschlossen euch bei eurer Suche zu unterstützen.“, erklärte Karin. „Ich bin mir sicher Nikolai und Alice tauchen von selbst wieder auf.“ „Wie Recht ihr doch habt.“, stimmte jemand nicht weit von ihnen zu. Erschrocken fuhren die Vier herum und standen sich Nikolai und Alice gegenüber. Sie hatten sich ihnen unbemerkt genähert und grinsten hämisch. „Ihr seid nicht gerade vorsichtig.“, bemerkte Nikolai. „Obwohl ich zugeben muss, dass euer kleiner Vampirfreund wirklich ausgezeichnete Ohren hat. Ich hätte nicht gedacht, dass er uns hören würde.“ „Was willst du?“, fauchte Yuri und zog sein Schwert. Nikolai lächelte nur abfällig und konzentrierte sich wieder auf Karin. „Sag ihm, dass er gegen einen Dämon wie mich keine Chance hat.“, bat er sie. „Ich habe schon Astaroth und Asmodeus vernichtet.“, schrie Yuri aufgebracht. „Da werde ich mit dir schon zweimal fertig.“ „Hör auf.“, herrschte Karin ihn an. Sie machte die Auseinandersetzung damit nur noch schlimmer, aber für den Moment war Yuri wenigstens still und tat nichts Unüberlegtes. „Oh, du setzt dich durch.“, sagte Nikolai bewundernd. „Aber das wird dir leider auch nicht mehr viel nützen, denn ihr seid schon so gut wie tot.“ Nikolai nahm die Gestalt des schwarzen Engels an und Karin tat es ihm gleich. Sie war die Einzige im Moment, die sich überhaupt einigermaßen erfolgreich gegen ihn wehren konnte. Yuri hatte keine Kräfte mehr und Keith und Seth konnten sich nur auf ihre Waffen verlassen. „Lass es sein kleine Karin.“, warnte der schwarze Engel sie. „Du kannst nicht gewinnen.“ Sie funkelte ihn wütend an und stellte sich schützend vor die anderen. Natürlich konnte sie ihm nichts anhaben, nur Kurando konnte das, aber sie musste es versuchen. „Lass mich das erledigen.“, mischte sich auf einmal Alice ein. Sie hatte sich nicht verwandelt, obwohl sie Amons Kräfte besaß, aber Karin spürte die Gefahr, die von ihr ausging. Langsam kam sie auf Karin zu und sah ihr tief in die Augen. „So viel Schmerz, so viel Leid. Aber keine Sorge, ich werde dich erlösen.“ Ohne eine weitere Warnung griff Alice an. Sie sah aus wie immer, aber ihre Kräfte waren die eines Dämons. Mit einer einzigen Handbewegung fegte sie Karin beiseite und lachte grausam. „Du bist schwach!“, schrie sie völlig wahnsinnig. Der Feuerengel rappelte sich wieder auf und versuchte ihrem nächsten Angriff auszuweichen, aber es war unmöglich. Alice war nicht nur unnatürlich stark, sondern auch schnell. Keith und Seth wollten ihr helfen, doch Karin bedeutete ihnen zurück zu bleiben. Yuri stand völlig regungslos da, wie zu einer Salzsäule erstarrt. Er verfolgte den unfairen Kampf und tausende Gedanken schossen ihm durch den Kopf. Er war völlig unfähig sich z bewegen. Alice packte Karin am Hals und zog sie wieder auf die Beine. Sie spürte wie Alice ihr die Kraft entzog und konnte ihre Dämonengestalt nicht länger beibehalten. „Na los!“, fauchte Alice. „Verwandle dich in die Mondgöttin.“ „Das ist es was ihr wollt?“, keuchte Karin und versuchte Alices Hände abzustreifen. Sie erhöhte den Druck auf Karins Kehle und die pure Mordlust blitzte in ihren Augen auf. Gleichzeitig stürzten sich Keith und Seth auf Alice, doch Nikolai kam ihnen zuvor und nun entbrannte der Kampf erst richtig. Der Vampir und der Ritter hatten alle Mühe sich gegen Nikolais brutal Attacken zur Wehr zu setzen und Karin kämpfte immer noch darum frei zu kommen. Mit einem Schlag seiner Flügel beförderte der schwarze Engel seine beiden Kontrahenten zu Boden. Mühsam standen sie wieder auf, doch der Kampf war aussichtslos. „Ergebt euch.“, schlug Nikolai vor und deutete auf Karin. „Oder es geht euch wie ihr.“ Sie wurde von Sekunde zu Sekunde blasser, aber es gab keine Möglichkeit ihr zu helfen. Karin starb und sie konnten nur zu sehen. Plötzlich türmte sich ein Schatten hinter dem ohnehin nicht kleinen schwarzen Engel auf und rammte ihm die Ellbogen in den Rücken. Nikolai brach erschrocken nach vorne zusammen und stemmte sich sofort wieder nach oben. Der Wasserdämon eilte hinüber zu Alice, doch bevor er sie erreichte, war auch schon Nikolai über ihm und stürzte sich auf ihn und ein wildes Handgemenge brach aus. Die beiden Dämonen krachten wie Berge aufeinander und nahmen keine Rücksicht. Sie waren sich ebenbürtig, doch Kurando hatte ein Ass im Ärmel von dem Nikolai nichts wissen konnte. Kurando war ja für wenige Sekunden tot gewesen und Nikolai würde niemals damit rechnen. Alice lächelte immer noch mordlustig und ließ Karin gleichgültig zu Boden fallen. Yuri wartete darauf, dass sie aufstand und es endlich mit Nikolai aufnahm, doch nichts geschah. Karin blieb regungslos auf dem Boden liegen. Ihr Gesicht war verdeckt von den langen roten Haaren. „Sie ist nicht so stark wie ihr vielleicht immer glaubt.“, dröhnten Nikolais Worte in seinen Ohren. Karin war immer stark gewesen, aber irgendwann hatte auch sie ihre Grenzen erreicht. Auf einmal erwachte Yuri aus seiner Starre und ging mit großen Schritten auf Alice zu. Sie war so schön wie eh und je, nur ihr Blick hatte etwas von ihrer Güte verloren. „Yuri mein Liebster.“, begrüßte sie ihn lächelnd. Doch dieses Mal ließ er sich nicht mehr täuschen. Ihr Lachen war falsch, ihre Art war falsch, alles an ihr war falsch. „Du bist nicht mehr Alice.“, entgegnete Yuri und rammte ihr einen Dolch in den Bauch. Zuerst lachte Alice noch hämisch, doch als sie das Blut sah, gefror ihr Lachen und wich dem Entsetzen. Tränen rannen Yuri über das Gesicht als er den Dolch herauszog und das Leben langsam aus ihrem Körper floss. „Was hast du getan?“, schluchzte sie und für einen kurzen Augenblick war sie wieder sie selbst. Yuri ließ den Dolch fallen und trat einen Schritt zurück. Er konnte den Blick der richtigen Alice nicht länger ertragen. „Du elender Mistkerl!“, fauchte das Wesen, zu dem sie geworden war und wollte sich auf ihn stürzten, doch Alices Körper war bereits zu schwach. Sie sank zu Boden und blieb bewegungslos liegen. Ein schwarzer Nebel ging von ihr aus und löste sich im Wind auf. Yuri spürte, dass sie nun befreit war von dem Monster, das sich in ihrem Körper eingenistet hatte. Erleichtert sank er neben sie und schnappte erschöpft nach Luft. Es hatte ihn mehr Kraft gekostet als erwartet. Es war still geworden auf dem Feld. Keith und Seth sahen ihn entsetzt und erleichtert zugleich an und sogar Kurando und Nikolai hatten ihren Kampf unterbrochen. Mühsam stand er auf und torkelte hinüber zu Karin. Im gleichen Moment sprang Nikolai nach vorne und riss Alice an sich. „Was hast du getan?“, schrie er völlig außer sich. „Du hättest sie gar nicht töten können.“ Yuri drehte sich zu dem schwarzen Engel herum und zog die Kette mit dem Blutstein unter seinem Oberteil hervor. Als Nikolai endgültig begriff was passiert war, trat Mordlust in seine Augen. „Du hast sie getötet.“, schrie er aufgebracht. „Du hast uns rein gelegt.“ „Ihr wolltet mich töten.“, entgegnete Yuri mit belegter Stimme. „Es war euer Fehler. Ihr habt euren eigenen Plan durchkreuzt. Außerdem hätte jeder von uns es mit euch aufnehmen können.“ Nikolai sah ihn verwirrt an. Nein, das konnte nicht sein. Nur Tote konnten ihnen etwas anhaben. „Nicht nur ich war tot, auch Kurando und Karin.“, fuhr Yuri fort. „Ich hatte nicht mehr daran gedacht, aber damals wurde sie von Viktoria getötet und nur durch mein Dämonenblut gerettet und ihr habt mich getötet, aber der Blutstein rettete mich.“ Nikolais Gesicht verfinsterte sich zusehends. „Ich werde trotzdem mit euch fertig.“, zischte er wütend. „Eine ist ja schon tot, fehlen nur noch zwei.“ Yuri drehte sich kopfschüttelnd um und ignorierte den schwarzen Engel. „He, hör mir gefälligst zu du Mensch!“, schrie Nikolai. „Vielleicht solltest du dich lieber um mich kümmern.“, grollte der Wasserdämon und verpasste ihm einen Schlag ins Gesicht. Nikolai kippte rückwärts um und presste die Hand auf seine blutige Nase. Rasch ging Kurando hinüber zu Seth und Keith und holte sich ihre Schwerter. In rasendem Tempo ließ er die Waffen herumwirbeln und kam Schritt für Schritt auf den schwarzen Engel zu. Yuri bemerkte den Kampf und musste zugeben, dass Kurando wirklich ein Meister der Schwertkunst war. Yuri nahm neben Karin platz und strich ihr sacht über das rote Haar. Er fühlte sich leer und ausgebrannt. Alles was ihm je etwas bedeutet hatte, war tot. Wenn es so etwa wie eine Seele gab, dann war sie gerade mit Alice und Karin gestorben. Nikolai hatte sich wieder aufgerappelt und starrte den Schwertkämpfer wütend an. Kurando drehte sich einmal um die eigene Achse und ließ beide Schwerter gleichzeitig auf Nikolai nieder sausen. Allein die Wucht des Aufpralls warf den schwarzen Engel erneut zu Boden und gab Kurando eine weitere Gelegenheit zum Angriff. Nikolai wehrte sich nach Leibeskräften, doch er war verunsichert und der Wasserdämon fest entschlossen dem ein Ende zu bereiten. Seth und Keith sahen dem Kampf gespannt zu und warfen ab und an einen Blick hinüber zu Yuri, der immer noch wie in Trance war. So gut es im Moment auch für Kurando aussah, das Blatt konnte sich schnell wenden. „Wir müssen Kurando helfen.“, sagte Keith und ließ seinen Blick über die Ebene streifen. „Wie denn ohne Waffen?“, erwiderte Seth, doch Keith hörte ihm nicht zu. Er hatte eine Idee. Rasch verwandelte er sich in eine Fledermaus und flog über die Wiese davon. Seth sah ihm überrascht nach. Kurandos Schwerthiebe prasselten immer noch auf Nikolai herab, aber langsam schien sich der schwarze Engel wieder sicherer zu fühlen. Mit einer gekonnten Bewegung wich er dem ersten Schwerthieb aus und fing das zweite Schwert mit beiden Händen ab. Kurando sah ihn überrascht an und mit einem hämischen Grinsen teilte Nikolai das Schwert in zwei Hälften. Der Wasserdämon ließ es erschrocken fallen und griff sofort mit dem unversehrten Schwert an, doch auch das musste sich Nikolais Kraft beugen. Nun war der Kampf wieder ausgeglichen und die beiden Kontrahenten umkreisten sich lauernd. Kurando hatte während des Kampfes viel Kraft verbraucht und das machte sich nun bemerkbar. Er hoffte nur, dass auch Nikolai etwas müder geworden war. Der schwarze Engel griff mit voller Wucht an und rammte Kurando die Faust in den Bauch. Übelkeit stieg in ihm hoch, doch er versuchte es zu ignorieren und dem nächsten Angriff auszuweichen. Nikolai landete Treffer um Treffer und Kurando fiel es immer schwieriger den Angriffen stand zu halten. Plötzlich flatterte eine kleine Gestalt auf Nikolai zu und schwirrte ihm um den Kopf. Der schwarze Engel schlug nach der Fledermaus, doch Keith übte einige geschickte Manöver aus und konnte den Schlägen entkommen. Die Pause reichte um Kurando wieder einigermaßen zu Atem kommen zu lassen. Er legte seine ganze Kraft in seine Faust und verpasste Nikolai einen rechten Haken, der sich gewaschen hatte. Er ging zu Boden und blieb etwas benommen liegen. Kurando wollte sich schon auf ihn stürzten, da tauchte Keith vor ihm auf und flatterte wild umher. Irritiert wich er zurück. Die Fledermaus flatterte zu Seth und verwandelte sich zurück in Keith. „Los, wir brauchen Feuer.“, befahl er dem Ritter etwas außer Atem. Seth sah den Vampir verwirrt an. Wo sollte er denn Feuer her bekommen? „Ich habe zwei Feuersteine dabei, aber das dauert.“ „Dann mach schon.“, herrschte Keith. ihn an. Sofort machte er sich an die Arbeit und gab sich die beste Mühe. Kurando sah die Beiden verwirrt an. Was hatten sie vor? Sein Blick fiel hinüber zu Nikolai, der gerade wieder dabei war aufzustehen, doch was ihn irritierte war der leichte goldene Schimmer, der sich auf seine Haut gelegt hatte. Auch an seiner Faust war der goldene Schein. Er wusste nicht was es war, aber er hatte ein ungutes Gefühl. Er schüttelte die Faust und das goldene Zeug tropfte mit Wasser zu Boden. Der schwarze Engel war wieder ganz auf die Füße gekommen und funkelte wütend. Kurando zweifelte keinen Moment daran, dass er gleich in eine Art Raserei verfallen würde. Seth hatte es inzwischen geschafft ein bisschen Glut zu erzeugen. Er sah auf und bemerkte Nikolai, der sich bereit machte Kurando anzugreifen. So vorsichtig wie möglich pustete er in die Glut um sie weiter anzufachen. Endlich züngelte eine kleine Flamme empor. Keith trat neben ihn und nahm ihm das trockene Gras aus der Hand. „Kurando fang!“, rief er dem Wasserdämon zu und warf. Die Flammen wurden noch mehr angefacht und Kurando verbrannte sich gehörig die Finger. Seine Dämonenhaut reagierte empfindlich auf das brennende Gras, doch er riss sich zusammen und sah Keith nur verwirrt an. „Wirf es auf Nikolai!“ Sein Blick wanderte zu dem schwarzen Engel, der mit ausgreifenden Schritten auf ihn zukam. Der Wahnsinn stand ihm ins Gesicht geschrieben, seine Augen blitzen und sein Gesicht war verschrammt und blutig. Kurando holte aus und warf ihm das kleine Bündel Feuer zu. Nikolai lachte amüsiert, fing das Bündel und zerrieb es in der Hand. Kurando warf Keith einen fragenden Blick zu, doch die Augen des Vampirs waren starr auf Nikolai gerichtet. Der schwarze Engel hatte Kurando fast erreicht, als der Effekt eintrat, auf den Keith gehofft hatte. Binnen weniger Sekunden breitete sich ein loderndes Feuer auf Nikolai auf. Die schwarzen Federn verbrannten und er schmiss sich schreiend zu Boden. Es war ein Anblick wie er schlimmer nicht hätte sein können. Dann trat das Gleiche ein wie bei Alice. Ein dunkler Nebel strömte aus Nikolais Körper und verflüchtigte sich im Wind. Es war still. Das Wesen, das Nikolai beherrscht hatte, war verschwunden und somit war er nun nichts weiter als eine brennende Leiche. Kurando machte eine sanfte Handbewegung und ein leichter Regen ergoss sich über Nikolai, der das Feuer langsam löschte. Die Flügel waren verschwunden. Vor ihnen lag kein toter Dämon mehr, sondern ein toter Kardinal. Sie schwiegen lange. Schließlich verwandelte sich Kurando wieder zurück und ging erschöpft in die Knie. Was er gesehen hatte, würde er wohl nie wieder vergessen können und alles in ihm schrie danach einfach von hier zu verschwinden. Keith kam zu ihm und half ihm wieder auf die Beine. Er zitterte und hatte Mühe die Gedanken in seinem Kopf überhaupt irgendwie zu ordnen. Die Ereignisse der letzten Tage stürmten gleichzeitig auf ihn ein und machten ihn schier wahnsinnig. Dann fiel sein Blick auf Karin und Yuri. Mit unsicheren Schritten trat er neben sie und ließ sich in die Hocke sinken. Yuri bemerkte ihn nicht einmal. Mit zitternden Fingern griff Kurando nach Karins Handgelenk. Zuerst glaubte er es sich einzubilden und legte seine Finger auf ihren Hals, doch es war keine Einbildung. Sie lebte. Karin war am Leben. „Sie lebt.“, flüsterte er und sah Yuri an. Im ersten Moment war sein Blick immer noch leer, doch dann schienen die Worte endlich zu ihm durchgedrungen zu sein und er sah Karin abwartend an. „Wir sollten zurück nach Unogami gehen.“, schlug Keith vor und hob Karin auf. Seth wickelte die sterblichen Überreste des Kardinals und der Frau in seinen Umhang ein und legte sie auf die Sättel ihrer Pferde. Schweigend liefen sie zurück in Kurandos Heimatdorf. Zurück nach Unogami. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)