Als ich lächelte von Lichtsonett ================================================================================ Kapitel 4: Das Gefühl namens Liebe ---------------------------------- Innerhalb der nächsten Wochen stellte ich fest, dass meine Vermutung bestätigt wurde. Ich war tatsächlich eine Woche später erneut in die Kirche gegangen und traf sie dort. Sie und den alten Pfarrer, so als ob es derselbe Tag gewesen wäre. Und so ging es weiter. Woche für Woche, Monat für Monat. Der Gang zur Kirche entwickelte sich bei mir zur Gewohnheit; was ich vorher nie von mir erwartet hätte, vertiefte sich umso mehr, je öfter ich das Gotteshaus besuchte. Sogar mit dem Beten hatte ich angefangen. Zwar fühlte ich mich noch ein wenig unbeholfen und komisch dabei, zu jemandem zu beten, an den ich immer noch nicht so recht glauben wollte, doch fühlte ich mich danach immer erleichtert und von meinem Herzen schien immer ein großer Stein weggenommen worden zu sein. Es war nicht einfach zu beschreiben, dieses Gefühl, doch es fühlte sich wunderbar an. Wunderbar, weil sie dabei immer in meiner Nähe war und mir beibrachte, wie man sich religiös zu verhalten hatte. Einer der Hauptgründe, weshalb ich überhaupt dazu bereit war, in die Welt der Religion einzutreten, war überaupt sie. Ich wusste, dass, wenn ich es tat, ich ihre Nähe als Belohnung erhielt. Aber von wem? So kam es, dass ich anfing, über gewisse Dinge nachzudenken. Ja, ich war auf dem besten Wege, ein Denker zu werden. Zwar kein großer, aber immerhin einer, der sich mit alltäglichen Gegebenheiten auseinandersetzte, sich fragte, weshalb etwas wirklich so war, wie es war und versuchte, sich mit eigener Vorstellungskraft Anworten darauf zu geben. Mein Leben fing an, sich zu ändern. Und auch der Regen ergoss sich nicht mehr regelmäßig über die Stadt, im Gegenteil- fast jeden Tag schien nun die Sonne. Es hätte nicht besser sein können, denn somit kam auch ich fast jeden Tag mit Elena nach draußen, um mit ihr entweder durch den Stadtpark oder am Fluss entlang zu spazieren. Es war ihre Idee gewesen, meine Nummer zu nehmen und mich täglich anzurufen; mich zu fragen, was ich denn vorhatte- wenn ich mal nicht arbeiten ging- und immer neue Einfälle bekam. Mal liefen wir einfach nur durch die Stadt, mal aßen wir gemeinsam eine Pizza und einmal gingen wir sogar reiten. Sie kannte den Besitzer eines Pferdehofes und durfte somit seine Tiere nutzen, wann immer sie es wollte. Es war ein ungewohnt komisches Gefühl auf dem Rücken eines Pferdes zu sitzen und die Umgebung aus einer anderen Höhenlage zu betrachten und zugegebenerweise hatte ich anfangs auch ein wenig Angst, doch Elena nahm sie mir, indem sie sich hinter mich setzte, ihre Arme um meinen Bauch schlang und die Zügel ergriff. Die hunderttausend Ameisen fingen bei der Berührung wieder an zu krabbeln und erzeugten eine Gänsehaut, die von meinem Kopf bis in den Fuß wanderte. Glücklicherweise bemerkte sie das nicht und ließ stattdessen das Pferd langsam losschreiten. Dabei lächelte sie. Sie lächelte eigentlich immer. Von dem Augenblick an, in dem ich ihr die Tür meines Zimmers im Wohnheim öffnete, bis zu dem Zeitpunkt, bei dem sie sich umarmend von mir verabschiedete, strahlte sie. Sie verabschiedete sich jedesmal um 21.00 Uhr, weil sie dann zur Arbeit ging. Sie hatte mir erzählt, dass sie als Krankenschwester im Krankenhaus tätig war und immer Nachtdienst hatte. Das passte auch zu ihr: Ein Beruf, bei dem man Menschen half; den lebenden Beweis für ihre Taten stellte ich dar. Ich kam jedoch nie dazu, mich dafür bei ihr zu bedanken. Für die Zeit, die sie für mich opferte, für die Dinge, die sie mir beigebrachte hatte- zu denen unter anderem das Beten und das Reiten zählten- und für ihre Nähe, die ich am allermeisten schätzte. Dank ihr hatte sich mein eintöniges Leben verändert- sie hatte mich verändert- und dafür liebte ich sie. Es dauerte eine Weile, bis mir dies bewusst wurde, da ich solch ein Gefühl vorher nie verspürt hatte. Man hatte mir nie beigebracht zu lieben, doch je mehr Zeit ich mit ihr und ihren Lebensgeschichten verbrachte, je mehr ich selbst darüber nachdachte, desto klarer wurde mir, dass man dieses Gefühl Liebe nannte. Natürlich wollte ich es ihr unverzüglich sagen, sobald ich selbst herausgefunden hatte, was die feurige Hitze in meinem Körper, das sanfte Kribbeln und die schwitzenden Hände zu bedeuten hatten. Doch dies musste auf besondere Art und Weise geschehen. Ich wusste nur noch nicht, auf welche... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)