Otherworld von Kimahri ================================================================================ Kapitel 4: Kapitel 4 -------------------- Phase 4 5:09:33,28 Uhr Polizeiwache in Goch Kwwamm Der Polizist der mich verhört schlug beide Hände auf seinem Schreibtisch zusammen. »Hören sie verdammt noch mal auf mich in der Nase herumzuführen! Wir haben Zeugen! Woher habt ihr die Waffen genommen? Wieso habt ihr sie abgefeuert? Wer waren diese Leute und wie konnten sie einfach so verschwinden?!« Er sah mich mit großen, wütenden Augen an. Ich reagierte nicht. »Du steckst ganz schön in der Scheiße! Ist dir das klar?« wieder sah er mich an und wieder hörte ich eigentlich gar nicht zu. Der Polizist, dessen Namensschild über seinem deutlich erkenn-baren Bauch ihn als K. Richter identifizierte, atmete laut aus und wieder ein. Er sah mich an und bewegte während dessen, oh-ne hinzusehen, seine Hand zu einer Mappe rechts von ihm auf dem Schreibtisch und schob diese genau vor sich. Dann öffnete er sie. Ich war recht weit weg und hatte einen schlechten Sichtwinkel auf die Mappe, aber ich glaube ich konnte ein Bild von mir erkennen. Er blätterte in der Mappe umher und lies sich hin und wieder ein kleines Kopfnicken anmerken. Ab und an sah er auch skep-tisch von der Mappe zu mir auf. Die ganze Aktion dauerte etwa 30 Sekunden. Er fuhr weiter fort »Wenn ich mir ihr Führungszeugnis mal so anschaue… Ihnen ist klar das sie, wenn sie Glück haben mindes-tens 2 Jahre ins Gefängnis müssen!« Ein prüfender Blick, dann fuhr er fort »Zumindest…« Er hielt immer noch den Blickkon-takt nur schien es plötzlich sehr viel eindringlicher »Wenn sie nicht bald anfangen zu reden!« Er stand langsam von seinem Stuhl auf. Danach machte er einen kleinen Schritt zur Seite und schob den Stuhl an den Tisch heran um sich kurz darauf daran zu machen, im Zimmer umher zu laufen. Immer einen Fuß vor den anderen setzend. Währenddessen redete er weiter. »Ich bin kein schlechter Mensch, wissen sie…« er sah kurz zu mir rüber. »Ich will ihnen helfen und…« er lies den Blick wieder von mir ab und schloss die Augen. »Ich hoffe das ist ihnen klar.« Er kam nun vor dem Bürofenster Rechts neben dem Schreibtisch, welcher sich in der von der Eingangstüre aus gesehen in der hinteren rechten Ecke befand, zum stehen und sah hinaus. »Und? Was sagen sie?« fragte er dann ruhig. Ich lehnte mich weiter in den Stuhl zurück auf dem ich saß und lies mich ein wenig sacken. Dann antwortete ich, auf meine Handschellen blickend »Wie oft denn noch?« begann ich schließlich »Ich hab ihnen die Geschichte doch schon erzählt und…« »Wenn sie darauf hoffen anstatt ins Gefängnis in eine Psychi-atrie oder so zu kommen, dass können sie sich abschminken! Ich werd’ dafür sorgen das sie in den härtesten Knast kommen den dieses Land zu bieten hat wenn sie nicht endlich klar schiff machen!« Während er das sagte redete ich weiter, ich tat so als würde er gar nichts sagen. »…wenn sie mir nicht glauben ist das verdammt noch mal ihr Problem! Meine Kollegen werden ihnen das gleiche sagen!« Ich sah ihn ernst an. Um ehrlich zu sein war ich mir bei Gerald und vor allem bei Sabine dabei aber gar nicht so sicher. Wenn ich darüber nachdachte kam ich zu dem Entschluss das sie für ein Verhör unter diesen Umständen ziem-lich anfällig sein müssten. Ich versuchte nicht daran zu den-ken. Der Polizist schüttelte den Kopf und atmete schwer aus. Dann redete er weiter und was er sagte traf mich hart! »Von mir aus spielen sie ruhig den Helden. Ihre Freunde werden uns schon erzählen was wir wollen und das wissen sie auch!« Kann dieses Schwein Gedanken lesen? Das er ausgerechnet damit an-fangen musste!!! Ich stand ruckartig aus meinem Sitz auf und blickte ihn voller Wut an. Meine gefesselten Hände drohend vor mich haltend. »Na na! Das ist doch kein Grund wütend zu werden!« Ich machte einen Schritt auf ihn zu. Am liebsten würde ich ihn tot sehen! »Auch er kam einen Schritt näher. »Mir machst du keine Angst, Junge.« Noch während wir uns ansahen öffnete sich die Bürotüre. »Gute Nachrichten!« Sagte der junge Polizist in Uniform, welcher die Tür öffnete. Das fiese Augenpaar das mich ansah wanderte mit seinem Blick nun Richtung Tür. Ich war wohl eben-so gespannt wie er. »Wir haben unser Geständnis!« Supernova! Mit einem anderen Wort lässt sich das Gefühl das sich schlag-artig in mir ausbreitete nicht beschreiben. Aber… Wieso Ges-tändnis? Was zur Hölle hat man ihm erzählt? Oder… Ja ganz si-cher! Das musste es sein! Sie blufften! Kein Zweifel! Aber noch bevor der Gedanke, dass alles nur ein schlechter Bluff war, ein kleines, triumphierendes Grinsen auf meine Lippen zaubern konnte, sah ich Ihn: Gerald Keine! Direkt hinter die-sem verdammten Polizisten der sich getrost in die Schublade Gesichtskirmes oder anders: Versager, einordnen lies, stand Gerald Kiene!!! Dieser verdammte Mistkerl! Was hat er gesagt?! Gerald kam einen Schritt näher und stand nun fast direkt neben dem Polizisten in der Tür. Er beugte sich ein wenig vor, um das Büro zu überblicken und sah mich schuldbewusst an. »Es… Tut mir leid, ich…« Doch er konnte nicht ausreden. Ich wandte mich blitzschnell von dem Polizisten neben mir ab und stampfte auf Gerald zu. »Du Verräter! Was hast du denen erzählt?! JU-DAS! Sind wir dir denn gar nichts wert? Denk doch mal nach! Die ficken dich genauso wie uns! Du…« ich rang nach Atem und versuchte mir nicht anmerken zu lassen, dass ich fast am heu-len war. Mein Mund war trocken. »Du Verräter!« Gerald sah auf den Boden. Ich tat es ihm gleich. Dann sahen wir fast zeitgleich auf und einander wieder an. Mein Blick war eisern und Kalt, doch der seine schien völlig gelassen, aller-dings nicht so sehr, dass es auffällig währe. Was war jetzt los? Hat er den Verstand verloren? Doch dann… Er zwinkerte. Es war unübersehbar! Und es konnte nur eines be-deuten: Er hatte gelogen! Ich wusste nicht was er ihnen er-zählt hatte, aber offenbar nur das was sie hören wollten! Ein Schuss der sehr leicht nach hinten losgehen könnte, trotzdem… ´Erstmal abwarten wohin uns das führt` dachte ich mir und lies mich zusammen mit Gerald von den Polizisten abführen. Als ich raus aus dem Büro in den Flur trat (offenbar war ich im letzen Büro ganz hinten im Flur rechts) sah ich auch Mike und eine völlig aufgelöste Sabine wieder. Jeder von uns wurde einer nach dem anderen zum Ende des Flures ins Treppenhaus geführt und von dort hinunter ins Erdgeschoss. Dort angekommen war di-rekt vor der Treppe, die wir herunter kamen, der Blick nach draußen: Freiheit! Aber dahin führte unser Weg natürlich nicht. Wir bogen scharf rechts in den Flur parallel unter dem, durch den wir zuvor gegangen waren. Durch die Glastüre und dann die 2. Tür rechts. (Auf eine merkwürdige Art und Weise erinnerte mich dieses Gebäude an das der Linde AG in dem ich arbeitete… apropos: Musste ich nicht in ein paar Stunden Ar-beiten?) Wir gingen durch die Tür hindurch in einen schmalen Flur der zunächst ein paar Meter gerade aus führte, dann aber einen Linksknick machte. Erst nach eben diesem Knick waren die ersten Türen zu sehen. Allesamt Massive Stahltüren. Ich wusste was als nächstes kommen würde: Jeder ab auf seine Zelle! Aber auf eine perverse Weise hatten wir Glück: 3 der 4 Ausnüchte-rungszellen waren bereits mit Trunkenbolden und der gleichen belegt, weswegen wir alle zusammen in eine Zelle kamen! 5:21:55,68 Uhr Polizeiwache Goch, Ausnüchterungszelle Einer Nach dem anderen wurden wir regelrecht in die Zelle hin-ein gestoßen. Zuerst Mike, dann Sabine, dann Gerald und letzt-endlich ich selbst. Die Stahltüre schloss sich hinter uns mit einem Lauten Knall. Die Zelle in der wir uns nun befanden bot etwa 9m² Fläche und bot nichts als eine am Boden befestigte, unbequeme Matratze und einer Vakuum Toilette. »Wir müssen hier raus!« begann ich schließlich. Etwas offen-sichtlicheres hätte ich kaum sagen können. »Aber zuerst…« Fuhr ich fort und sah Gerald an, welcher sofort beschied wuss-te. Aber dieser sagte nichts, sondern deutete mit den Fingern auf ein kleines, graues gerät an der Zimmerdecke. Ich wusste wahrscheinlich genauso wenig wie er, was es überhaupt war, a-ber ich wusste was gemeint war: Sie hören zu! Ich nickte. »Das ist scheiße!« stellte Gerald fest. »Ach nee.« gab Sabine ironisch zurück »lasst uns lieber überlegen wie wir hier raus kommen!« Mischte sich Michael nun ein. »Er hat recht.« meldete ich mich nun wieder zu Wort. »Und wie?« fragte Gerald. »Ach, was weiß ich?!?« sagte ich ernüchtert. Schließlich redete niemand mehr eine ganze weile. Das Schwei-gen und die Stille in dem Isolierten Raum wurde unheimlich, doch dann brach Sabine das Schweigen wieder. »Vielleicht…« begann sie zögernd. »…Wir könnten darauf be-stehen das unsere Eltern informiert werden und dann…« ein leises Brummen meinerseits unterbrach sie kurz. Meine Eltern… Sie atmete noch mal durch und fuhr schließlich fort. »Mir ge-fällt der Gedanke das sie hier mit hinein gezogen werden auch nicht, aber…« Ich unterbrach sie wieder. »Wieso sollten wir denen etwas hiervon sagen? Das würde uns auch nicht weiter helfen! Wir…« Mein Blick wanderte einmal durch den Raum und sah jeden prüfend an. »Wir müssen das hier selbst schaffen!« Mike nickte spontan. »Stimmt!« Wie aufs Stichwort kehrte wieder Schweigen ein. Ich dachte mir: Verdammt! Hätten die uns nicht alle durch-sucht, dann hätten wir jetzt noch alle möglichen, nützlichen, Gerätschaften, mit deren Hilfe wir hier ohne weiteres ausbre-chen könnten. Mann hat uns aber alles abgenommen, auch das Ho-logrammgerät und den „Forum-Switch“! Apropos! Ich begann leise zu reden. »Mir fällt noch was ein…« »Was denn?« Fragte Gerald. »…Es ist vielleicht noch ein wenig zu früh um sich darüber den Kopf zu zerbrechen, schließlich sind wir noch hier drin, aber… Unsere Sachen, die die wir „bekommen“ haben. Die sind jetzt in den Händen der Polizei! Wir müssen die wenn wir hier raus sind auf jeden fall wieder bekommen!« »Und wie?« fragte Mike. »Wir kennen uns hier drin nicht aus, ich war noch nicht so oft im Knast, verstehst du?! Es dürfte schwer werden die zu finden… leider…« Die Tatsache das er recht hatte machte die Sache nicht gerade leichter. »Und hier laufen überall Polizisten rum!« Mischte sich Sabi-ne nun ein. »Oh… Da war ja noch was!« Meinte ich dann leicht ironisch. Natürlich war davon auszugehen, dass eine Polizeiwache voller Polizisten war und dabei war es egal ob es nun mitten in der Nacht ist oder nicht! Alle Wetten standen somit gegen uns. Es gab keinen Ausweg! Das jedenfalls dachten wir, bis… 5:28:64,86 Uhr Polizeiwache Goch, Ausnüchterungszelle *Knock, Knock, Knock* Es klopfte an der Türe. Schnell und Laut. »Bereitmachen zum Eintreten!« Hörten wir eine laute Stimme von draußen. Wir standen auf und sahen in Richtung Tür. Nichts geschah. Wir wechselten verwunderte Blicke. Schultzerzucken. »Was ist…« doch ich wurde schon von der sich öffnenden Zel-lentüre unterbrochen. Herein kam ein über 1,90m großer, dunkelhäutiger Mann mit kur-zen Haaren. Er trug einen Ledermantel und eine schwarze Cargo Hose. Was will der? Wer ist das? Wieder verwunderte Seitenblicke. Außerhalb der Zelle war ein weiterer, ca. 1,80m großer Mann, eher blasser Hauttyp. Er trug eine Jeansjacke und eine Jeans-hose dazu mit blauen Turnschuhen. Er diskutierte mit 2 Poli-zisten, welche nicht gerade amüsiert drein blickten. »Hi^^« Meldete sich der dunkelhäutige sich zu Wort. Jeder von antwortete ihm fast Zeitgleich mit einem unklaren »Hi« »Ihr fragt euch sicher wer ich bin.« Er sprach sofort wei-ter, ohne das wir etwas sagen konnten. »Ich bin euer ticket hier raus!« Er sah uns an. Schon seit dem Moment in dem er in die Zelle trat, war ein breites Lächeln auf seinen Lippen, das auch jetzt nicht schwand. Wieder sprach er schnell weiter »Mein Name ist John Doe…« Was ganz offensichtlich gelogen war »Und ich bin einer von den Guten!« Ich konnte mir ein stilles Lachen nicht verkneifen, bei dem Namen, aber dennoch kam ich nun dazu zu sprechen. »Nun gut, Herr… Doe… Mal ange-nommen wir würden ihnen vertrauen, wovon wir allerdings weit entfernt sind, was gedenken sie zu tun?!« Ich war noch nie so skeptisch gegenüber jemand anderen. Aber die Situation lies nun mal nichts anderes zu. »Was ich zu tun gedenke?« fuhr er dann fort und das Lächeln wurde immer breiter. »Wir werden einfach hier heraus spazieren und dann wohin auch immer ihr wollt! Allerdings glaube ich kaum, dass ein Ort den ihr aus-sucht, egal welcher, wohl kaum sicher sein wird! Von daher lasst mich euch sobald wir hier raus sind einen Vorschlag un-terbreiten, ja?!« Der Mann hat sie wohl nicht mehr alle! Wir antworteten nicht. Keiner wusste was man von so etwas zu hal-ten haben könnte. Aber dann ergriff Mike das Wort. »Wie mei-nen sie das? Einfach hier heraus spazieren?« »So wie ich es sagte. Vor dem Gebäude wartet ein Wagen auf uns.« »Wir hatten einige persönliche Gegenstände, welche uns abge-nommen wurden… Bekommen wir die auch wieder?« Fragte Mike weiter. Das Lächeln im Gesicht des Mannes verschwand. »Einen Moment bitte, ja?« Er machte auf dem Absatz kehrt und ging zu seinem Partner in Blau. Sich zu seinem Ohr beugend flüsterte er ihm etwas zu. Der Mann in Blau schaute ihn daraufhin an und nick-te, woraufhin er seine Aufmerksamkeit wieder dem Polizisten widmete, welchen er ohne Vorwarnung anschrie. Wie ein Wahnsin-niger gestikulierte er Wild, wurde sogar ein wenig handgreif-lich. Er musste sich wahrlich zurückhalten und das sah man ihm auch an. Nun drehte sich John wieder um und meinte: »So^^ Ich denke das mit den „persönlichen Gegenständen von denen ihr ge-redet habt hätten wir dann auch schon fast geklärt.« Das Lä-cheln in seinem Gesicht war nun wieder genauso breit wie am Anfang. »Oohhh…« Ich legte den Kopf schief Richtung Schulter »..Kaaayyy« Was hatte ich von so was zu halten? Mike stand mit herunter gelassener Kinnlade da. Sabine drückte sich aus-nahmsweise mal an Gerald, welcher ebenso sprachlos war. »Also.« Sprach John dann weiter. »Ihr solltet in Zukunft deutlich vorsichtiger sein, wenn ihr eure Mission erledigen wollt!« Keine Antwort. Kurz darauf kam ein Polizist und reichte Mike seine Ausrüstung zurück, sogar die Waffen! Alles war in durchsichtige Tüten verpackt. John sah den Polizisten ernst in die Augen. Dieser holte daraufhin schnell Luft und sagte hastig: »Wi… Wir haben alle Fingerabdrücke aus unserer Datenbank gelöscht, keine Sor-ge!« »Gut.« erwiderte John einfach, wonach er sich wieder uns widmete. »Wollen wir?« 5:36:46,86 Uhr Goch, Vor der Polizeiwache Verdammt! Normalerweise wäre ich jetzt schon unterwegs zur Ar-beit nach Düsseldorf! Normalerweise müsste ich heute Nachmit-tag zur Berufsschule! Ich bin gefickt! Ich bin so was von gefickt! Wenn irgendetwas hier wieder normaler Dinge zugeht, kann ich alles an den Nagel hängen! Mein Chef wird mich feuern (Obwohl es ziemlich naiv von mir wäre zu glauben, dass mein Chef wohlauf ist…) und mei-ne Eltern… Fuck! Sie werden mich dann wohl hassen oder so! Und das Beste ist: Niemand wird mir auch nur ein Wort glauben!!! Diese und auch noch andere Unwichtigkeiten gingen mir durch den Kopf, als ich die gleiche frische Luft wie auch schon am Morgen zuvor einatmete. Endlich Frei! Nach nicht einmal einer halben Stunde „Gefangen-schaft“! Die beiden Männer, die uns aus der Wache geholt hatten gingen voran und wir folgten. Am Parkstreifen hinter dem Bürgersteig wartete eine knapp 10 Meter lange Limousine auf uns und es gab nur ein Wort das zu beschreiben. „Wow!“ Während wir auf den Wagen zugingen öffnete sich die Fahrertür auf der uns abgewandten Seite des Autos und ein etwas älterer Mann mit grauen Haaren, welche er unter einer altmodischen Mütze versteckte und einen schwarzem Anzug trug stieg aus. Er kam um das Auto herum und öffnete die Türe hinten rechts und verbeugte sich. »Netter Empfang« kommentierte Gerald die nicht gerade alltägliche Szene. Als wir die Limo erreichten stiegen wir hinten ein, sogar zu viert hatten wir genügend platz. Der Innenraum war mit dem Ge-ruch von Leder, welcher von den Sitzen ausging, überlagert. Die Armaturen vorne waren aus Holz und fast das gesamte Dach aus Glas. Nachdem wir alle eingestiegen waren, stieg auch John und sein Partner ein. Danach ging der Chauffeur wieder um den Wagen herum und setzte sich auf den Fahrersitz und machte sich dar-an, den Wagen zu starten. Das Motorengeräusch, das erklang als der Chauffeur anfuhr, lies auf eine Menge PS schließen. Nach etwa einhundert Metern bog der Wagen rechts ab, die Straßen waren leer. 5:40:03,33 Uhr Goch »Also? Wer seid ihr? Wo fahren wir hin?« fragte ich, während der Fahrer den 3. Gang einlegte. »Wisst ihr, nicht alle „da draußen“ sind daran interessiert das eure Verfolger gewinnen« sagte nun überraschenderweise der Mann in Blau mit einer leicht kratzigen Stimme. »Ihr meint die Externen?« Fragte Gerald. »Nennt sie wie ihr wollt, aber: Ja, genau die! Denken sie könnten Gott spielen! Das hat schon bei Dr. Frankenstein nicht geklappt!« fügte nun John hinzu. Der Wagen bog in eine Rechtskurve, zu rechten der Straße war bald eine Kirche zu sehen. Ich konnte nicht mehr, es musste raus! »Und überhaupt?! Wieso fressen euch die Bullen aus der Hand? Wer seid ihr?« »Wir sind daran interessiert, dass diese Welt bestehen bleibt!« Er sah aus dem Fenster. »Die Datei, Otherworld, es ist schon schlimm genug das sie in den Händen des Feindes ist, aber ohne das Passwort können sie damit nichts anfangen!« »Sie haben diese verdammet Welt erschaffen! Es sollte ein leichtes für sie sein das Passwort zu erfahren!« »Eben nicht! Das Programm, ich meine: Unsere Welt, hat sich schon vor langer Zeit der absoluten Kontrolle seiner Entwick-ler entzogen! Sie wollten weg von simpler KI und hin zu „tat-sächlicher“ Intelligenz!« Ich glaubte es zu verstehen, aber… »Versteht ihr? Die Evolution, Die Wissbegierde des Menschen! All das sind Dinge, die uns dazu gebracht haben, ihrer Kon-trolle zu entkommen, ohne zu wissen, dass es sie überhaupt gibt!« »Und wer sind „die“?« fragte Sabine leise und bedrückt. »Ironischerweise muss man sagen, dass es Menschen wie du und ich sind, aber… na ja, Sie haben eine andere Kultur, eine an-dere Lebensweise und sie sind… tja, so unwürdig sich das an-hört aber: Sie sind „echt“!« Bis vor ein paar Stunden hab ich mich auch für echt gehalten… das tu ich noch immer! Wieso sollten die sicher sein, dass sie es sind? Fragt sich nicht sogar Gott wer ihn erschaffen hat? Wenn wir uns fragen wie die Erde entstanden ist, wieso sollten Engel sich nicht fragen wie der Himmel entstanden ist? Jeder, egal welcher Form des Seins er unterliegt stellt sich solche Fragen!« protestierte ich harsch. John holte Luft. »Wir könnten bis ans Ende der Zeit darüber Reden, ohne weiter zu kommen! Konzentrieren wir uns lieber auf das wesentliche!« Das fast nicht weg zu denkende, breite Lä-cheln wurde nun umso deutlicher. »OK und wohin soll die Reise gehen?« fragte Mike, der mitt-lerweile völlig durch den Wind war. »Was wäre euch lieber? Gestern oder Vorgestern?« 6:43:55,46 Uhr Irgendwo zwischen Goch und Nimwegen Schon vor einer Weile waren wir in einen Wald gefahren und ausgestiegen. Die Bäume waren dicht und nicht ein bisschen Himmel war zu sehen. Sogar um diese Jahreszeit, in der die Bäume keine oder nur sehr wenig Blätter trugen. Zugegeben, es waren auch einige Nadelbäume dabei, aber dennoch hatte der Ort etwas gespenstisches… »Hey!« Rief Gerald den Beiden vor uns zu, welche uns führ-ten. Keine Reaktion. »HEY!« er wurde energischer, aber es bewirkte nichts. »Wohin führt ihr uns?« fragte ich. »Was soll die Geheimnistuerei? Das ist nicht gerade vertrau-ensselig!« fügte Mike hinzu, welcher leichte Probleme hatte Schritt zu halten, weil Sabine sich an ihn klammerte. Schließlich lies sich John dazu herab doch noch zu antworten. »Wie oft denn noch, wir machen eine kleine „Reise“! Alles an-dere ist Geheim! Zur Sicherheit aller!« Dann schwieg er wie-der. So konnte das nicht weiter gehen! Wir waren alle ausge-laugt und Müde und hatten noch immer nicht ganz die Gescheh-nisse der letzten Zeit verarbeitet. Besonders Gerald und Sabi-ne, wie es schien. Nachdem wir ein Stück mehr Strecke zurückgelegt hatten lichte-te sich der Wald und uns beschien die Rote Morgensonne. Es blendete ein wenig, sogar durch die Bäume, aber es tat gut. »Ein kleines Stück noch« Verkündete John froh. `Ein kleines?´ dachte ich mir spöttisch. Wir waren zwar tat-sächlich noch nicht lange unterwegs, aber es kam mir vor wie eine Kilometerlange Strecke. Es muss wohl an der Übermüdung gelegen haben, denn hätte ich mir die Zeit genommen mich ir-gendwo hinzusetzen und eine Pause zu machen, wäre ich wohl so-fort eingeschlafen. Mike nahm Sabine Huckepack, weil es ihr offenbar nicht anders ging und Gerald schien Sehnsucht nach einem gewissen M.m.o.r.p.g. zu haben… Ich konnte bei dem Anblick einfach nur seufzen. Nach einigen Metern blieb John plötzlich stehen. Sein Beglei-ter in Blau ebenfalls. »Was ist los?« fragte ich. »Sind wir da?« tat es Gerald mir nach, obgleich er sehr viel erschöpf-ter klang. (An diesem Punkt sollte man erwähnen das „Gerald“ und „Erschöpfung“ schon immer eine Sache für sich war: In ei-ner Wüste würde er lieber verdursten als gewöhnliches Wasser zu trinken, Er würde auf Cola, Saft oder Früchtetee bestehen. Wasser wäre im zu wider! Das ist eine Parabel die wir uns schon vor langer Zeit über ihn ausgedacht hatten) Der ernst der Lage war ihm wohl nicht wirklich bewusst! John und sein Kollege flüsterten leise, wir konnten nichts verstehen. Aber eines stand für uns somit umso mehr fest: Sie hatten definitiv etwas zu verheimlichen! Aber was? Wir wussten es nicht, aber was wir wussten war, dass wir vorsichtig sein mussten. Sehr vorsichtig! »Was ist denn los da vorne?« rief ich zu ihnen herüber, wor-aufhin sich der Blaue zu mir umdrehte und mich böse ansah. Ich blieb stehen. So schlagartig das ich fast stolperte. Dann be-wegte er seinen Zeigefinger vor seinen Mund und gab uns zu er-kennen, dass wir still sein sollten. Ich verstand nicht, aber ich gehorchte. Meine Neugier trieb mich aber dazu näher zu ih-nen zu kommen. Mike bemerkte das und versuchte mich mit einer Handbewegung davon abzuhalten. Ich ignorierte es. Als ich bei den beiden ankam fragte ich noch einmal was los sei, diesmal im Flüsterton. »Sie sind es!« war die kalte Antwort. »Die Anzugmänner?« fragte ich, in der Hoffnung das es nicht so war. John nickte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)