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Ankoku No Kyôfu

~'Cause Death catches You~
von

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Kake O Suru

Kana klopfte mit Wucht auf die Taschenlampe. "Verdammtes Billigding!" keifte sie genervt der Taschenlampe entgegen. Diese lies das scheinbar kalt, denn sie flimmerte immer noch schwach und ging dauernd aus. "Man, welcher Idiot hatte diese Schnapsidee?" knurrte Sei. Alle sahen Sei genervt an. Alle, das waren Kana, Ryu, Kira und Yuukira. Yuukira seufzte laut. "Das warst du, Sei!" "Leute, wir haben andere Probleme! Die Taschenlampe zickt. Was jetzt? Haben wir Ersatz?" fragte Kana etwas besorgt. Sie hatte aufgegeben und begnügte sich mit der schwachen, weiterhin flimmernden Taschenlampe. Ryu riss Kana die Taschenlampe aus der Hand. "Ich gehe vor!" Mit diesen Worten ging er los. "Oh, heute ganz mutig?" fragte Yuukira leicht stichelnd und folgte ihm. Die Anderen folgten ebenfalls. Kana, die Jüngste, war 15 Jahre alt, hatte blond-braunes Haar und auffällige, schöne, azurblaue Augen. Ryu, der eigentlich Ryuki hieß, den aber alle Ryu nannten, war 18 Jahre alt, hatte pechschwarzes Haar und leuchtend blaue Augen. Yuukira, die meistens Yuki genannt wurde, war 17 Jahre alt, hatte langes, gelocktes, schwarz-braunes Haar und giftgrüne Katzenaugen. Sei, der Älteste der Gruppe, war 19 Jahre, hatte ungewöhnliche, dunkelgraue, fast schon an Silber erinnernde, Haare und blutrot glänzende Augen. Die letzte in der Runde, Kira, war 17 Jahre alt, hatte glattes, langes, haselnussbraunes Haar und dunkelbraun glänzende Augen.
 

Yuki hatte große Lust sich an Ryu zu klammern, doch das würde ihm nur Genugtuung bringen, also lies sie es sein. Sie drehte den Kopf zu Kira. "Kira... meinst du nicht auch, dass hier irgendwas komisch ist?" wisperte Yuki. Kira nickte darauf. "Ja... Unheimlich." ...Unheimlich. Das passende Wort, fand Yuki. Jeder Satz, jedes Wort, egal wie leise man es aussprach, hallte laut in den dunklen Gängen der Schule. Was die kleine Gruppe im Dunklen in der Schule zu suchen hatte? Nun, das Ganze war eine Art "Mutprobe". Wer es am längsten in der Schule nachts aushält, der gewinnt die Wette und kriegt einen Preis, den im Nachhinein alle zusammen bestimmen wollten. Wer sich allerdings als erstes aus der Schule verdrückt, muss eine Party mit allem drum und dran für alle aus der Runde und ihre Freunde schmeißen.

Der dunkle Gang schien sich endlos durch die Schule zu schlängeln. Yuki kam es wie eine Ewigkeit vor, bis sie endlich in der großen Haupthalle ankamen. Dabei fiel ihr auf, dass diese tagsüber um einiges freundlicher aussah. Jetzt in düstere Farben getränkt, schienen die sonst so fröhlich glänzenden Bodenfliesen, kalt und trist. Zwei große Treppen verbanden das Erdgeschoss mit dem Obergeschoss. Auch sie hatten nicht mehr ihre übliche haselnussbraune Farbe, sondern schienen jetzt grau und zerbrechlich, als würden sie einfach zerbröckeln wenn man sie betrat.

Yuki packte die Angst und sie drückte sich sanft an ihren besten Freund Ryuki. Dieser grinste leicht. "Na? Angst, Kleine?" Er legte den freien Arm um sie und leuchte mit dem anderen, in dessen Hand er immer noch die Taschenlampe hielt, durch den großen Raum. Yuki waren Ryu's Worte für einen Moment egal, sie war fast schon froh als er den Arm um sie legte. Sich weiterhin zitternd an Ryuki drückend, fragte sie: "Leute... Müssen wir das wirklich durchziehen?" "Kannst ja heim gehen, Heulsuse. Dann zahlst du die Party." antwortete Sei kalt und ging mit einem mitleidlosen Blick an ihr vorbei. "Arschloch..." murmelte Yuki, dass es gerade noch Ryu hörte, der einfach grinste. "Hey! Reißt euch zusammen!" sagte Kana, die Sei folgte. Kira nickte darauf. "Streit hilft jetzt auch nicht. Allerdings finde ich's hier auch nicht schön. Ich wäre dafür, dass wir nach Hause gehen." An Yukis Blick sah Kira, dass sie deren 'Ja' schon längst hatte. Kana drehte sich auch wieder um. "Ja dafür bin ich auch." Ryu nickte nur leicht. Sei hingegen knurrte. "Oh man ihr seid so öde. Aber gut gehen wir nach Hause." Erleichtert atmete Yuukira aus. "Na dann, los!" Übermütig ging sie los und riss fast Ryuki um. Kira kicherte leicht. "Normalerweise bist du doch nicht so ängstlich, was ist denn los?" Mit fragendem Blick sah sie Yuki an. Diese erwiderte den Blick nur bedingt. Yukis Blick hatte etwas leicht verstörtes. Das Mädchen spürte wie sich ihre Nackenhaare aufstellten. "Weil wir hier drin Probleme kriegen werden, große Probleme... Wenn wir nicht abhauen. Ich spüre es einfach. Hier ist etwas... Etwas Umheimliches." Kira nickte darauf. "Ja das Gefühl plagt mich auch schon die ganze Zeit. Als wären tausend Augen in der Wand und sie würden mir alle nachsehen." "So ein Schwachsinn!" zischte Sei dazwischen. Er stürmte energisch vorraus. "Was hat der denn?" Kana sah ihm nach und hob verzweifelt eine Augenbraue. "Ich glaube es passt ihm nicht dass wir nach Hause wollen." murmelte Yuki. Die restliche Zeit, die sie durch den Gang gingen, schwiegen sie.

Als Sei die Tür öffnete, fiel Yuki ein Stein vom Herzen. "Nicht abgeschlossen! Ein Glück." dachte sie fröhlich und freute sich innerlich schon tierisch auf ihr weiches Sofa zu Hause. Leise schritten sie über den vom Mond leicht erhellten Hinterhof der Schule.

Endlich am Tor angekommen, drückte Sei leicht dagegen. "Es ist... abgeschlossen." "Was? Das kann doch nicht, sein, geh mal weg da." Yuki stieß Sei zur Seite und versuchte mit Hilfe heftiger Stöße die große Eisentür aufzukriegen. "Sie ist wirklich gut verriegelt... Ich werde drüber steigen!" Ryu hielt sie fest. "Yuki! Die Mauer ist oben mit Stacheldrahtzaun bespannt, und wer weiß, vielleicht steht das Ding auch unter Strom." "Ich wüsste gerne mal warum sich hier so die Mühe gemacht wurde die Schule zu schützen vor Dingen die in die Schule reinkommen könnten..." sagte Kana leise. Yuki schluckte. "Oder ist der Schutz so extrem wegen Dingen die rauskommen könnten...?!"

"Jetzt hört aber mal auf! Solche Horrorgeschichten erträgt ja niemand mehr." seufzte Sei laut. Kira schüttelte leicht den Kopf. "Bleiben wir einfach alle zusammen hier draußen. Hier ist es einigermaßen hell und die Temperatur geht auch. Wir setzen uns einfach alle zusammen in einem Kreis hier in die Ecke und fertig." Mit einem Lächeln setzte sich Kira. Yuki tat es ihr gleich und drückte sich fest an die Mauer hinter ihr. Auch Kana und die beiden Jungs setzten sich. Alle schwiegen. Yuki redete sich innerlich ein, dass alles nur ein böser Traum war und sie bald aufwachen würde.

Plötzlich hob Kana den Kopf. "Habt ihr das gehört?" Sei sah sie an. "Oh nein nicht du auch noch. Es reicht mit den Geschichtchen." Kana schüttelt kurz den Kopf und sah hinter sich. "Nein im Ernst. Da war eine Art Grollen oder so..." Wieder ertönte das Grollen, aber etwas lauter. Beim genaueren Hinhören klang es eher wie ein Knurren. Yuki zuckte leicht und kniff die Augen zusammen, sie redete sich weiterhin ein, dass alles nur ein Alptraum sein konnte. Doch das Grollen verstummte nicht, immer bedrohlicher wurde es und kam, wie man der erhöhten Lautstärke nach vernehmen konnte, immer näher. Langsam wurde auch Sei unsicher. Hier stimmte doch was nicht, hatte die Heulsuse Yuki etwa recht gehabt?

Auf einmal stürzte etwas Dunkles aus dem Schatten heraus auf Yuki. Es sprang in ihre Haare. Yuki schrie laut auf und geriet in Panik. Sei verengte die Augen, doch er konnte nicht erkennen was es war, aber er reagierte. Schnell riss er Ryuki die Taschenlampe aus der Hand und schlug mit Wucht, auf das "Ding", welches sich nun in Yukis Haaren verfangen hatte, ein. Sekundenschnelle Ruhe tratt ein. Sanft zog Yuki das noch unbekannte Wesen aus ihren Haaren. Es war eine kleine Katze, der jetzt etwas Blut aus dem Mund rannte. Alle hielten den Atem an. Wieso hatte die Katze angegriffen? "Oh nein. Sei, sieh nur... Das arme Ding... Du hast es getötet!" klang es vorwurfsvoll aus Yukis Mund. Das Mädchen strich der Katze leicht durchs Fell. "Ich wollte ja nur helfen. Hätte ich lieber dir die Taschenlampe auf den Kopf geschlagen..." knurrte der silberhaarige Junge zurück. Bevor ein erneuter Streit entfachen konnte, besann Kana sich und nahm Yuki die Katze aus den Armen. "Wir sollten reingehen. Hier draußen ist es recht frisch und ich denke wir sollten die Nacht dann lieber im Haus verbringen."

Damit stand das Mädchen auf und ging, das tote Kätzchen auf dem Arm tragend, in Richtung Eingang des Schulhauses. Die Anderen folgten ihr, leicht murrend. Endlich bei der Eingangstür angekommen, mussten sie feststellen, dass diese verschlossen war. "Merkwürdig, wir haben sie doch sperangelweit offen gelassen...." Sei zog an der Klinke. Die Tür bewegte sich, aber sie ging trotzdem nicht auf. "Sie ist nicht abgeschlossen. Ich würde darauf tippen, dass jemand sie von innen festhält." "Sehr komisch...." Yuki schlug gegen die Tür. "Hee~... Aufmachen! Das ist nicht witzig!!" Sie seufzte. Wer hatte in so einer Situation noch blöde Scherze im Kopf?

Ein leises Zischen hinter der Tür riss sie aus ihren Gedanken. "Nehmen wir lieber einen anderen Weg... Ich hab ein mieses Gefühl hier..." Dieses Mal stimmte sogar Sei zu, scheinbar machte er Fortschritte, wie Kana sich erhoffte. Sie fanden ein großes Fenster, welches einen Spalt offen stand. "Kein Problem." lächelte Ryuki, stellte sich auf die Zehenspitzen und schob das Fenster hoch genug, damit alle einsteigen konnten. Zuerst half er Kana, die immer noch das Kätzchen bei sich hatte, durch den Spalt. Danach Yuki, Kira, die die ganze Zeit geschwiegen hatte, Sei, der aber keine Hilfe wollte und zu guter Letzt er selbst. Als alle in dem Klassenzimmer standen, überkam Kana ein kalter Schauer. "Ich bin froh wenn es endlich Morgen wird..." Mit diesen Worten, verließ sie das Zimmer. "Hey, nicht so schnell!" Hastigen Schrittes folgte ihr auch Yuki und nach einiger Zeit kamen auch die restlichen Drei nach gehetzt. Im Gehen führte Yuki ihre Finger sanft an der Tapete entlang. "Was ist?? Suchst du nach Bodenschätzen?" fragte Sei sie sarkastisch. Yuki tat die Frage mit einem Seufzer ab, lies sich aber nicht bei ihrer Arbeit stören. "Komisch", dachte sie, "Tagsüber kam mir die Tapete nicht so verdreckt vor. Vielleicht liegt das auch nur an der Dunkelheit..." Sicher war sie sich da allerdings nicht.

Sie stoppte, als sie etwas Unebenes in der Tapete fühlte. "Oh, sie ist auf Öl gestoßen." murmelte Sei. "Sei doch einmal still, Sei." knurrte Kira und legte Yuki die Hand auf die Schulter. "Was ist, Yuukira?" "Hier, fühl mal, die Tapete ist sehr uneben... fast als hätte jemand..." Bevor sie ihren Satz zu Ende bringen konnte, musste sie feststellen, dass ihre eigentlich unrealistisch Vermutung wahr war. Die Tapete war nicht einfach uneben. Schaute man von der Seite drauf, so sah man, dass sich ein Gesicht in den Unebenheiten der Tapete erkennen lies. "Unfassbar!" klang es aus dem Mund der erschreckten Kira. Yuki nickte schnell, sah sich kurz um und hatte eine nahe liegende Tür entdeckt. "Da ist was im Busch, kommt mit!" forderte sie ihre Freunde auf, ihr zu der Tür zu folgen. Zusammen mit Kira lief sie voraus, die Anderen hinkten lustlos hinterher. Sie konnten an der Tapete nämlich nichts Ungewöhnliches feststellen.
 

Langsam öffnete Yuki die laut quietschende Tür. Sie trat in den Raum ein und sofort fiel ihr ein Geräusch auf. Es klang als würde man im späten Herbst durch die kühlen Pfützen springen, wie sie es als kleines Kind so gerne getan hatte. Ihr Blick fiel sofort auf den Boden, der sich durch eine dickere Flüssigkeit rot gefärbt hatte. Yuki kniete sich auf den Boden, um sich die roten Flecken genauer anzusehen. Kana grummelte. "Lasst mich mal durch! So schlimm kann das ja nicht sein." Sie drückte sich an Kira und Yuki vorbei und trat in das Zimmer. Auch sie bemerkte, dass der Boden feucht sein musste, sie rutschte ab und zu ein wenig. Ihr Blick wanderte durch das düstere Zimmer, das einer Abstellkammer ähnelte. Im nächsten Moment sah sie einen Mann an der Wand knien, er drückte sein Gesicht an die Wand.

Kana musste lächeln. Der Kerl hatte ihnen einen ganz schönen Schreck eingejagt! Wie hatte er es nur geschafft, dass sich sein Gesicht so stark in der Wand abdrückt? Waren die Wände so dünn? Grinsend ging sie auf den Mann zu und kniete sich hin. "Guter Streich, Sir. Yuki hatte echt Schiss!" Sie klopfte ihm auf die Schulter. Sein Körper begann zu wanken, als würde er das Gleichgewicht verlieren. Kana wunderte sich nur kurz, dann versuchte sie den Mann aufzufangen. Allerdings fiel sie aber nur mit ihm, so dass er fast auf ihrem Schoß landete. "Gerade nochmal gut gegangen!" seufzte Kana auf. Mit dem Gesicht zum Boden gedreht, hatte der regungslose Körper jetzt auf ihren Beinen Platz gefunden. Ob er sich bei dem Sturz ernsthaft verletzt hatte?

Langsam drehte Kana den Mann auf den Rücken und sah ihm in sein Gesicht. Ihre Augen waren gefesselt an den Anblick. Sie brauchte nur wenige Sekunden, die ihr aber wie Stunden vor kamen. Erst dann konnte sie reagieren und sprang mit einem markerschütternden Schrei auf und stürmte direkt in Seis Arme, welcher nach dem Schrei sofort das Zimmer betreten hatte. "Hey beruhig dich. Was ist denn los?" fragte Sei leise als er die Arme um Kana legte. "Das hier auf dem Boden ist Blut. Dann muss es dafür auch eine Leiche geben." gab Yuki Antwort auf Seis Frage. "Sehr clever, Yuki... Soweit waren wir auch schon." Yuki stockte kurz bei dem Anblick von Sei und Kana, machte sich aber nichts daraus und ging zu der Leiche. "Na lecker..." Sie sah mitleidig zu Kana. Für diese musste es ein riesiger Schock gewesen sein.

Das Gesicht der Leiche war entstellt. Es war verbrannt und an einigen Stellen hatte sich Haut abgelöst, was jetzt tiefe, blutige Wunden hinterließ. Yuki lies die Leiche auf dem Boden ruhen. Sie vermutete, dass es der Hausmeister war, doch sie konnte das Gesicht schlecht erkennen. Als sie sich wieder auf rappeln konnte, drehte sie sich zu Sei und Kana. Ihr Blick war gefesselt an die Szene, die sie da erwartete. Sei und Kana küssten sich! Das hatte ihr noch gefehlt. Nicht nur, dass sie in diesem Irrenhaus gefangen war, jetzt schien sogar ihre beste Freundin auszuticken. "Mir reicht's! Dass sogar du mich verraten würdest Kana... Hätte ich nicht gedacht."

Mit diesen Worten rauschte Yuki an den Beiden vorbei. Vorbei an Ryuki und vorbei an Kira. Sie lies sich von niemand abhalten und verschwand im Dunklen.

Koshû

Langsam stolperte Yuki voran. Wäre sie doch nicht alleine weiter gegangen... Auch wenn sie immer noch wütend war, dass Kana ihr so in den Rücken fiel, ärgerte sie sich jetzt über ihre Tat. Sie hatte keine Taschenlampe und sah fast nichts. Sie war sich ja nicht mal im Klaren wo sie sich gerade in ihrer Schule befand, es war einfach zu dunkel. Bei jedem Schritt lief ihr erneut der kalte Schauer über den Rücken. Andauernd drehte sie ihren Kopf zur Seite, sah hinter sich oder prüfte den Raum nach Schatten. Sie hätte schwören können, jemand hinter sich laufen gehört zu haben, doch da war niemand. Diese Schule würde sie noch verrückt machen. Wenn sie nicht bald hier raus kommen würde, würde sie durchdrehen, das wusste sie jetzt schon. Sie brauchte eine Pause, die langen Gänge und die Nervosität hatten sie ganz schön geschlaucht. Langsam ließ sie sich zu Boden sinken und drängte sich, in eine von ihr sicher geglaubte, Ecke. Voller Nervosität, aber starr auf den Boden blickend, bemerkte sie nicht, wie sich ihr langsam, ein dunkler Schatten näherte. Doch ein starker Atemhauch riss sie aus ihrem Gedankenchaos. Sie hob den Blick und sah mitten in ein schemenhaftes Gesicht. Yuki hielt die Luft an. Die Gestalt war nur wenige Zentimeter von ihrem Gesicht entfernt, aber die trübe gewordenen Augen blickten starr an ihr vorbei. Fest drückte sie ihre Lippen zusammen um den Drang, sich zu übergeben zu unterdrücken. Sie wagte es nicht auch nur eine Bewegung zu machen. So saßen die Beiden gut zwei Minuten regungslos da. Yuki atmete nur einen kleinen, geräuschlosen Zug ein wenn es dringend nötig wurde. Doch ihr Gegenüber reagierte nicht. Sie fragte sich ob er blind war, und drehte ihren Kopf zur Seite, worauf die Gestalt erneut nicht reagierte. Ein Lächeln huschte über ihre Lippen. Sie hatte einen Plan.

Geräuschlos griff sie neben sich und schnappte sich ein Stück des abgebröselten Betons der Wand. Zwar konnte sie nicht weit ausholen, aber weit genug um es an ein entfernter gelegenes Fenster zu werfen. Trotz der eher mickrigen Größe des Betonstückchens, machte es mehr Krach als Yuki gedacht hatte. Mit einem Klirren klatschte es an die Fensterscheibe und fiel, in mehrere Stück zerteilt, zu Boden…
 

Nur in Zeitlupe nahm Kana wahr, wie Yuki die Beherrschung verlor. Und auch erst in diesen Momenten schaltete sie und verstand was sie hier gerade tat. Sie löste sich eiligst von Sei und blickte ihn einige Sekunden schwer schluckend an. Dann versuchte sie Yuki nach zu gehen und rannte los. Kira allerdings packte sie am Arm und schüttelte den Kopf. „Kana... Lass es. Du kennst Yuki." Kiras Distanz und Kälte in der Stimme wiesen die Halbjapanerin deutlich darauf hin, dass sie ordentlich Mist gebaut hatte. Ryuki starrte nur Sei an, hatte die Arme verschränkt und seufzte schwer. Beide, sowohl Kana als auch Sei, wussten dass sie Mist gebaut hatten und die verheißungsvollen Blicke die Kira und Ryuki miteinander tauschten, wiesen nur wieder darauf hin. „Es ist unsere Sache, verstanden?", murrte Sei dann nur auf einmal. Alle Blicke ruhten bei diesem Worten auf ihm, keiner traute sich etwas zu sagen. Nur das Nesthäkchen ergriff das Wort: „Ja, es war unfair. Wir haben uns absichtlich darauf geeinigt euch nichts zu sagen... Ihr wärt doch nur durchgedreht. Vielleicht hätten wir es sagen sollen... Vor allem weil diese Beziehung ernst ist. Aber seid ehrlich... Ihr hättet genauso wie jetzt reagiert!" Schweigen herrschte wieder im Raum, neue Blicke wurden gewechselt. Sei trat an seine Freundin heran und umarmte sie von hinten, wobei er sie leicht an sich drücke. Wenn Kana ein entschiedenes Wort sprach schwiegen sie alle, nur Yuki traute sich und hatte auch überhaupt das Recht dazu ihr zu widersprechen. „Wie meinst du das mit 'ernst'...?", brachte dann Kira letztendlich nur hervor und blickte Kana direkt und offensiv in die Augen. „Habt ihr...?"- „Ja, haben wir.", gab die Halbjapanerin nur knapp als Antwort. Sie schmiegte sich an Sei und schloss die Augen langsam, genoss offensichtlich seine Wärme und lies ihre Lippen von einem kaum erkennbaren Lächeln umspielen. Daraufhin gab es Kira auf. Man spürte es, man konnte deutlich danach greifen...

Kana fühlte sich bei Sei offensichtlich wohl. Und irgendwie hätte sie sich selbst geohrfeigt. Von der gesamten Gruppe war vor allem Kana immer gut mit Sei ausgekommen. Sie war die Einzige, die es schaffte ihn zu zügeln und eigentlich nie irgendwelche gemeinen Worte an den Kopf geschmissen bekam. Sie hatten es alle abgetan, Kana war immerhin die jüngste und hatte eine besondere Magie. Sie zog jeden in ihren Bann. „Ich will mich nicht einmischen.", begann dann Ryuki mit einem Mal und erntete mit diesem Anfang direkt einen scharfen Blick Seis. Er ignorierte dies aber, davon überzeugt, dass das Nesthäkchen so oder so den Ältesten im Zaun halten würde: „Zumindest Yuki hättest du die Wahrheit sagen sollen. Vor allem, wenn eure Beziehung ernst ist." „Du hast sie gerade eben erlebt. Sie kann mich nicht leiden und wir alle kennen sie gut genug um zu wissen, dass sie auch einen auf zickig gemacht hätte, wenn Kana es ihr gleich gesagt hätte." Noch ehe der Blondschopf reagieren konnte, hatte Sei geantwortet. Er hatte einen barschen Tonfall, sprach aber durchaus die Wahrheit aus. "Können wir diesen Streit nicht beenden?" Kira und Kana sprachen zeitgleich und wie aus einem Munde. Es geschah öfters dass die beiden gleicher Meinung waren und es auch zur selben Zeit mitteilten. Ein Lächeln breitete sich in den Gesichtern der Beiden aus und von Kiras Seite aus schien deutlich hindurch, dass sie sich bereits damit abgefunden hatte.

„Yuki ist jetzt schon verdammt lange weg." Ryuki antwortete nicht darauf, was doch irgendwie typisch für ihn erschien, „Ich suche nach ihr." Mit diesen Worten verschwand er, nachdem er Sei noch einen feindseligen Blick zugeworfen hatte. Jener verdrehte nur genervt die Augen und stand nun mit Kana und Kira alleine da...

„Er wird sich NIE ändern." Die Mädchen nickten nur zustimmend.
 

Das Monster reagierte. Schnell und windig sprang es auf, die Ohren gespitzt und folgte dem Geräusch. Sofort schnellte Yuki hoch und rannte los. Bevor ihr die Gestalt folgen konnte, schlug sie die nächst beste Tür hinter sich zu. Ihr Herz raste, ihr Puls musste alle Rekorde brechen und hinter ihr, schien die Tür, quietschend, unter den Angriffen des dahinter wütenden Ungeheuers zu leiden. Nach einiger Zeit schien das Monster Ruhe zu geben und widmete sich der erneuten Nahrungssuche, dieses Mal in der anderen Richtung. Als Yuki bemerkte, dass das Monster aufgegeben hatte, begann sie mit langsamen Schritten den nächsten Raum zu betreten. Sie war sich sicher, dass sie im Biologiesaal sein musste. Unsicher sah sich in dem Raum um. Alles war so anders als tagsüber. Die Fenster waren mit Brettern verschlossen, welche ihr in der Schule entweder nie aufgefallen waren oder erst seit kurzem existierten. An vielen Türen waren aufgebrochene Schlösser, die Schränke standen offen. Einige Flaschen mit merkwürdigen Inhalten waren zu Boden gefallen und ergaben auf dem Boden ein seltsames Farbgemisch. Yuki wunderte sich stark, ihre Biologielehrerin hätte nie zugelassen dass irgendwelche Flaschen zu Bruch gingen. Sie kniete sich auf den Boden um sich die Mischungen dort anzusehen. Sie konnte nur noch die leicht orangefarbene Flüssigkeit erkennen, welche sie im Unterricht mal zum einlegen irgendwelcher Fliegen genutzt hatten. Yuki wünschte sich jetzt nichts sehnlicher als auf ihrem Platz zu sitzen und dem Unterricht zu lauschen während sie ihren Klassenkameraden zusah, wie diese wieder irgendwelche Pläne ausheckten.
 

Ein Krachen hinter ihr ließ sie aufschrecken. „Yuki!“ hörte sie Ryukis Stimme rufen. „Da bist du ja endlich... du hast ja ein Chaos in dem Raum hier gemacht, was hast du denn vor?“ „Das war schon so als ich kam.“ antwortete sie verwirrt. „Wie hast du mich denn so leicht gefunden?“ „Die Tür rechts draußen, war die einzige Tür im Gang die aufging.“ sagte er mit einem Lächeln. „Komisch... ich bin von links gekommen....“ Sie grübelte. „Ist doch jetzt nicht wichtig.“

Ryuki ließ sich zu ihr auf den Boden sinken. „Ach Yuki...“ seufzte er und ließ seine rechte Hand zu ihrer Wange wandern. „Was soll das?!“ fauchte sie und schlug seine Hand weg. „Das Thema hatten wir doch jetzt schon oft genug, Ryu... wie oft denn noch... ich habe einfach keine Gefühle für dich.“ „...Ich weiß...ich weiß... es tut mir Leid... es ist immer so verlockend, weil du so hübsch bist...“ Sie seufzte entnervt. Das ewige und leidige Thema: Ryukis Gefühle für Yuukira. Es hatte früh angefangen und wollte wohl nie enden.

„Nur weißt du.. ich dachte... jetzt... wo so viele seltsame Dinge passieren... könntest du die Nähe von jemandem brauchen...“ Ihre Augen verengten sich. „Was willst du mir damit sagen, Ryuki?“ „Ich dachte nur...“ „Dann denk nicht so viel!“ Mit diesem Satz, der ihm wie eine Ohrfeige ins Gesicht schlug, stand sie binnen einer Sekunde auf und starrte Richtung Tür.

Auch Ryuki stand auf. Sie sah, wie seine Lippen zitterten und seine Augen sie wütend ansahen. „Du meinst wohl, du hast es nicht nötig, dich mit mir abzugeben, hm?“ „Ryuki das habe ich nie gesagt... es geht um etwas völlig ander-!“ „Sei still! Ich habe es satt, dass du mich wie Müll behandelst. Ich verspreche dir, gleich wirst du es bereuen, so mit mir geredet zu haben!“ Yuukira sah Ryuki verwirrt an, leicht lächelnd, leicht ängstlich. Sie konnte nicht einschätzen, ob er diese Worte nun ernst meinte oder ob er ihr nur Angst machen wollte. Doch spätestens als er ihre Handgelenke mit festem Griff umschlang, wusste sie, dass er keine Witze mehr machte. „Ryuki bitte... so meinte ich es nicht..“ „Halt endlich deinen verdammten Mund!“ schrie er sie an. „Oder muss ich dir erst weh tun?“ Sofort schwieg sie und senkte ihren Blick zu Boden. Sie konnte sich wohl denken was nun kam – denn was begehrte Ryuki wohl so sehr?

Shikidô

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]



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Kommentare zu dieser Fanfic (1)

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Von: abgemeldet
2007-02-16T22:10:51+00:00 16.02.2007 23:10
Aiii~
Ich liebe diese Story *______________*
Ein toller schreibstil, muss man dir schon lassen ^.^
Und das alles ist auch sehr interessant geschrieben! Vorallem wie du die eine Liehce beschriben hast, fand ich sehr gut, oder wie du immerwieder Spannung erzeugst! ^-^
Nya, was gibts noch zu sagen...?
*grübel*
Das da: Ich bin gespannt wies weitergeht!!!! >_____<

Greezt~ Your Kana-Wolfi-chan

Ps.: Ich bin erste! *_*
*strike*


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