And you touched me... von Torao (Chap 49 on!) ================================================================================ Kapitel 42: Sparkling lights ---------------------------- Während der Autofahrt durchbohrte vor allem Tyson Kai mit seinem Blick und stellte ihm dauernd wieder dieselbe Frage: „Jetzt sag schon, wo fahren wir hin?“ Kai war so geschickt gewesen und hatte dem Fahrer den Zielort, zu dem er wollte, auf einen Zettel geschrieben und ihm gegeben, sodass sein Team nach wie vor ahnungslos war. Auch den anderen gelang es weiterhin nicht, aus Kai auch nur die kleinste Information über das, was ihnen bevorstand, herauszufinden. „Wartet es ab“, sagte er zum wiederholten Mal und sah dabei aus dem Fenster. Das Taxi fuhr immer weiter ins Stadtinnere, vorbei an unzähligen Gebäuden, die stetig höher wurden. Dahinter tauchte die Abendsonne den Himmel im Westen in Orange- und Rottöne, die sich über Violett in den dunklen blauen Nachthimmel im Osten verliefen. Und während es über ihnen immer dunkler wurde, erstrahlte die Stadt um sie herum umso heller und farbenfroher. Unzählige bunte Lichter und beleuchtete Werbetafeln flogen an ihnen vorbei und lenkten nun auch immer mehr die Aufmerksamkeit von Max und den anderen auf sich. 30 Grad Ich kühl' mein' Kopf am Fensterglas Such den Zeitlupenknopf Wir leben immer schneller, feiern zu hart wir treffen die Freunde und vergessen unsern Tag, Wolln' kein Stress, kein Druck, Nehm'n Zug, noch'n Schluck vom Gin Tonic, Guck in diesen Himmel: wie aus Hollywood! Rot knallt in das Blau, vergoldet deine Stadt Und über uns zieh'n lila Wolken in die Nacht! Mitten in Roppongi, dem Vergnügungsviertel von Tokio, hielt das Taxi letztlich. Während seine Freunde etwas ungläubig aus diesem stiegen, bezahlte Kai den Fahrer. „Wow, hier war ich noch nie. Zumindest nicht um die Uhrzeit.“ Tyson sah sich um. An jeder Ecke blinkten und leuchteten Lampen in allen Farben und erhellten die abendlichen Straßen, sodass man gar nicht mehr realisierte, wie dunkel es inzwischen war. Und um sie herum liefen viele fröhliche, ausgelassene Menschen vorbei. Ein ungeheurer Geräuschpegel aus Stimmen und Musik drang aus allen Richtungen an ihre Ohren. „Ich vermute sogar, dass du da nicht der Einzige bist.“ Der Graublauhaarige sah in die Runde und konnte an den überwältigten Gesichtern der anderen erkennen, dass er Recht hatte. „Sag nicht, du bist öfters hier unterwegs.“ Ray, der ebenfalls das bunte Treiben um sich herum zu realisieren versuchte, konnte sich so gar nicht vorstellen, dass Kai gerne hier war. „Es hält sich in Grenzen“, antwortete der andere, „aber um einfach mal alles andere zu vergessen ist das manchmal schon eine gute Sache.“ Nicht nur der Chinese war völlig überrascht von dem was Kai ihnen da gerade offenbarte. Auch das restliche Team starrte ihn nun an, als käme er von einem anderen Planeten. Doch der Teamleader blieb davon völlig unberührt: „Also wir können jetzt hier noch bis zum Morgen stehen bleiben, wenn ihr mich weiter wie Autos anstarren wollt, oder wir ziehen jetzt los, feiern Max‘ Geburtstag und machen die Nacht zum Tag.“ „Du bist auch immer wieder für Überraschungen gut“, grinste Tyson und schlug ihm auf den Rücken, wofür er einen finsteren Blick von Kai erntete. „Schade, dass Kyko jetzt nicht hier ist.“ Plötzlich sah man Max wieder seine Trauer an, von der ihn bisher der Trubel um ihn herum offensichtlich abgelenkt hatte. Nun war er es, der von dem Graublauhaarige böse angesehen wurde: „Erwähne den Namen heute Abend noch einmal und ich werde ungehalten. Verstanden?“ Besonders Max und Tyson kannten die Bedrohlichkeit, die nun in seiner Stimme lag, nur zu gut. „Verstanden“, gab der Amerikaner kleinlaut von sich. Ray schmunzelte angesichts Kais Reaktion: „Jetzt bin ich mir wenigstens wieder sicher, dass du wirklich Kai bist.“ Jetzt grinste auch der Blauhaarige und legte Max eine Hand auf die Schulter: „Ich sage es ja nur ungerne, aber Kai hat mal wieder Recht. Heute Abend hat der Name hier nichts verloren. Das wird dein Abend, Maxie.“ „Na hoffentlich.“ Der Angesprochene versuchte zu lächeln, was ihm sichtlich schwer fiel, war er doch in Gedanken immer noch bei Kyko. Da lenkten einige Jugendliche in ihrem Alter sein Augenmerk auf sich. Die Gruppe aus zwei Mädchen und drei Jungs kam auf sie zu. Einer von ihnen sprach sie an: „Entschuldigt, aber ihr seid doch die Blade Breakers.“ Tyson grinste: „Gut erkannt.“ „Wow, cool. Hätte ich nicht gedacht, euch hier zu treffen. Wir sind alle echte Beyblade-Fans. Und ihr seid mit Abstand das beste Team“, gab er begeistert bekannt, „Und Tyson, du bist echt genial.“ „Ach ist das so?“, gab der Blauhaarige mit gekünstelter Bescheidenheit zur Antwort. Einer der anderen beiden Jungen nickte: „Klar. Wir freuen uns schon total auf das Turnier Ende Oktober.“ „Ja, wir haben sofort Tickets gesichert, als wir davon erfahren haben“, ergänzte eines der Mädchen. „Cool, dass ihr mich alle gewinnen sehen wollt.“ Tyson strotzte wie eh und je vor Selbstsicherheit, wenn es um das Beybladen ging. „Ja klar. Sie kommen alle nur deinetwegen“, merkte Kenny beiläufig an. Die Gruppe lachte, ehe einer sich etwas zu Ray hinüberbeugte: „Sie kommt nur wegen dir.“ Er deutete auf das zweite Mädchen, welches schüchtern daneben stand und ihn die ganze Zeit ansah, ehe sie nun beschämt zu Boden sah. „Oh.“ Mit einem verlegenen Lachen rieb der Chinese sich den Hinterkopf. „Ja Chiyo ist total in dich verknallt“, kicherte ihre Freundin. „Ach halt die Klappe, Aoi“, fuhr das schüchterne Mädchen sie nun mit hochrotem Kopf an, „Dafür stehst du doch auf Max!“ Nun war es die andere, welcher die Röte ins Gesicht stieg. Der Junge, der sie zuerst angesprochen hatte, schüttelte den Kopf: „Tut mir leid. Die beiden sind nervig.“ „Sagt der Richtige, Shiro. Du hast vorgestern noch zu mir gesagt, dass du Naomi schnuckelig findest“, schmollend schob das Mädchen namens Aoi die Unterlippe vor und sah dann das Team an, „mein Bruder ist echt ein Idiot.“ „Kenne ich. Brüder können wirklich gemein sein“, lachte Tyson. „Ich gebe es ja zu. Sie ist ja auch süß, oder?“ Eine Bestätigung abwartend, wandte Shiro sich an seine beiden Freunde. Während der eine zustimmend nickte, zuckte der andere mit den Schultern: „Also mein Typ ist sie nicht. Aber ihr beide hattet, was Mädchen, betrifft schon immer einen komischen Geschmack.“ „Oh das sag besser nicht zu laut, sonst geht Kai dir sicher an die Gurgel. Apropos“, Ray sah sich suchend um, „wo ist der überhaupt?“ Erst jetzt bemerkten sie, dass ihr Teamleader nicht mehr bei ihnen stand. Kenny entdeckte ihn in rund hundert Meter Entfernung, wo er sich ignorant gegen eine Mauer gelehnt hatte: „Da ist er.“ „Typisch, dass der sich wieder aus dem Staub macht“, stellte Tyson fest. „So ist er halt“, grinste Max. Shiro lachte: „Na ja wir wollen euch hier auch nicht ewig aufhalten. Aber hättet ihr vielleicht noch kurz Zeit für ein Foto? Das muss man doch festhalten, wenn wir euch schon mal so privat treffen und das dann auch noch an meinem Geburtstag.“ „Oh du hast heute Geburtstag? Ich auch!“ Max war über diesen Zufall sichtlich erfreut. „Echt? Wusste ich gar nicht. Ist ja cool.“ Sein Gegenüber teilte die Freude ganz offensichtlich. „Ja, dann Geburtstagskinder bitte in die Mitte“, dirigierte Tyson, „ich trete den Platz ausnahmsweise an euch ab.“ „Sehr großzügig von dir“, witzelte Ray, wofür der andere ihm die Zunge rausstreckte. „Soll ich das Foto machen?“, bot Kenny an. Dankend drückte Aoi ihm ihre Kamera in die Hand, die sie gerade aus ihrer Tasche geholt hatte, bevor sie sich mit den anderen aufstellte. Nur Chiyo blieb etwas abseits stehen. „Hey, jetzt komm her, sonst bist du nicht auf dem Foto“, wies einer der Jungen sie an. Zögerlich stellte sie sich dazu. Und während alle anderen breit in die Kamera grinsten, wurde sie noch roter, als Ray, der hinter ihr stand, ihr eine Hand auf die Schulter legte, bevor Kenny den Auslöser betätigte. Während seine Schwester die Kamera wieder entgegennahm, bedankte Shiro sich: „Super. Danke“ „Immer gerne“, antwortete Max, „aber wir wollen dann mal weiter. Sonst wird unser Käpt’n sicher gleich stinkig.“ „Ja sicher. Dann noch einen schönen Abend und einen tollen Geburtstag“, verabschiedete Shiro sich im Namen seiner Gruppe. Max tat es ihm gleich:„Danke, dir auch.“ Damit trennten sich ihre Wege und das Team ging zu Kai hinüber. „Fertig mit eurem Kinderkram?“, fragte dieser trocken. „Mensch, Kai, man muss seinen Fans auch Beachtung schenken. Sonst hat man irgendwann keine mehr“, meinte Tyson. Doch der andere blieb unbeeindruckt: „Klingt doch super.“ „Du kannst echt froh sein, dass du Blader bist. Wenn du in die Musik oder ins Filmgeschäft gerutscht wärst, hättest du echt ein Problem“, kam es von Ray. Max lachte: „Ja weil er keinen Erfolg hätte, da er jeden Fan sofort vergraulen würde mit seiner netten Art. Gut dass wir inzwischen wissen, dass du auch anders sein kannst.“ „Genau, sonst wären wir auch längst über alle Berge“, fügte Tyson hinzu. Kai sah ihn sarkastisch an: „Schreckliche Vorstellung, wenn du plötzlich einfach weg wärst.“ „Nicht wahr?“ Der Blauhaarige grinste breit. Für einen Moment wurde es still. Kai gestand sich in diesem Augenblick kurz ein, dass er eigentlich ganz froh war, dass dem nicht so war. Auch wenn besonders Tyson ihn nicht selten einfach nur nervte. Er behielt seine Gedanken aber wie so oft für sich und wandte sich erneut ab: „Lasst uns gehen.“ „Hmm, aber kommen wir hier überhaupt irgendwo rein? Wir sind nicht volljährig.“ Kenny sah sich überlegend um. Eine Mischung aus Lachen und Schnaufen lag in Kais Antwort: „Als hätte ich daran nicht gedacht.“ Wieder blickten seine Freunde ihn verwundert an. „Na da bin ich mal gespannt“, freute der Chinese sich nun, bevor er mit den anderen Kai folgte. Wir bleiben wach bis die Wolken wieder lila sind! Wir bleiben wach bis die Wolken wieder lila sind! Bis die Wolken wieder lila sind! Wir bleiben wach bis die Wolken wieder lila sind! Guck da oben steht ein neuer Stern: Kannst du ihn sehen bei unserm Feuerwerk? Wir reißen uns von allen Fäden ab Lass sie schlafen - komm wir heben ab! Er führte die Gruppe zunächst zu einer Bar ganz in der Nähe. „Da kommen wir nie rein.“ Doch von Kennys Aussage völlig unbeirrt, marschierte der Graublauhaarige unter den ungläubigen Blicken der anderen einfach in das Lokal. Und tatsächlich schien sich niemand daran zu stören als auch sie ihm folgten. Im Inneren war es voll und laut, Musik lief und gut gelaunte Menschen saßen und standen überall, unterhielten sich und lachten. Auf den ersten Blick schien kaum ein Durchkommen möglich. Trotzdem ging Kai zielstrebig zur Theke und reichte einem der Barkeeper, die im schummerig, gedämpften Licht die Gäste bedienten, unter den weiterhin verwirrten Blicken des restlichen Trupps die Hand, was darauf schließen ließ, dass sie sich kannten. Er sprach kurz mit ihm und deutete dann zu seinen Freunden, die sich langsam zu ihm durchschoben. Der Unbekannte hob grüßend die Hand in ihre Richtung, bevor Kai sie mit einem Wink an einen Tisch weiter hinten im Raum lotste. Dort angekommen ließ er sich in einen der bequemen Sessel fallen. Die anderen taten es ihm gleich. „Du scheinst ja tatsächlich hier kein ganz unbekanntes Gesicht zu sein“, stellte Max fest. Kai lehnte sich zurück: „Nein, ich kenne ein paar Leute, die in den Bars und Clubs hier arbeiten.“ „Aber was ist, wenn wir kontrolliert werden oder uns hier jemand erkennt? Das gibt doch nur Ärger.“ Kenny war sichtlich angespannt. „Mann Chef, mach‘ dir mal nicht ins Hemd“, lachte Tyson. Der Teamleader stimmte ihm zu: „Entspann dich. Hier werden selten Alterskontrollen durchgeführt. Besonders da, wo viele internationale Gäste feiern, schauen die Behörden nicht so genau hin. Und für den unwahrscheinlichen Fall, dass das doch passieren sollte, habe ich gestern schon vorgesorgt.“ Doch wie er das angestellt hatte, behielt Kai für sich. Da kam auch schon der Barkeeper von eben mit einem Tablett zu ihnen und stellte jedem ein gefülltes Schnapsglas hin. „Trotzdem.“ Kenny war sichtlich unzufrieden. „Jetzt hab‘ dich nicht so. Das wird schon gut gehen“, Ray nahm sein Pinnchen, „und wenn wir bei einem von uns Geburtstag feiern, trinkst du doch auch. Wenn auch nicht viel.“ „Eben. Es erwartet ja keiner, dass du dich unter den Tisch säufst und dann Leute auf der Straße anpöbelst“, fügte Tyson hinzu. Kenny sah auf das Getränk: Seine Freunde hatten Recht. Sie hatten schon das ein oder andere Mal zusammen ihre Geburtstage feuchtfröhlich gefeiert und bis jetzt waren die nie ausgeartet. Außer einmal als Tyson versucht hatte beim Trinken mit Kai mitzuhalten. Doch er war sich sicher, dass er den Fehler kein zweites Mal machen würde. „Und du guck nicht schon wieder wie sieben Tage Regenwetter“, ermahnte nun Ray Max, der wieder einen etwas niedergeschlagenen Eindruck erweckte. „Wirklich“, ergänzte Tyson, „das hier ist was Besonderes. Ich glaube nicht, dass Kai hier jeden hinschleppt, oder?“ „Sicher nicht“, bestätigte Kai dies. „Also sei mal wieder unser Sonnenschein!“ Der Blauhaarige schubste Max nun mit der Faust am Oberarm an. Dieser sah auf: „Ja, sorry, ihr habt ja Recht.“ Er blickte in die erwartungsvollen Gesichter seiner Freunde. Und ja, sie hatten wirklich Recht. Er durfte sich nicht schon wieder so hängen lassen. Zumal es wirklich etwas Besonderes war, so eine Überraschung von Kai zu bekommen. Das wollte er weder sich noch seinen Freunden vermiesen. Also fasste er einen Entschluss: So schwer es ihm auch fallen würde, für diesen Abend würde er seine Ex aus seinem Kopf verbannen. Langsam machte sich wieder ein Lächeln auf seinen Lippen breit. Auch Kai erhob nun sein Glas: „Also ich hoffe, ihr habt alle reichlich zu Abend gegessen, denn das hier ist erst der Anfang. Wer schlapp macht, wird zurückgelassen.“ Tyson lachte: „Ich könnte zwar gleich noch was vertragen, aber für den Anfang sollte es reichen.“ „Na dann: Auf Max“, sagte Ray und hob sein Glas in die Luft. Mit einem „Auf Max“ taten es ihm die anderen gleich. „Auf uns und eine geile Nacht“, grinste das Geburtstagskind nun. Damit gossen sie den Alkohol alle gleichzeitig die Kehle hinunter. „Aber dass ausgerechnet du uns hier her geschleppt hast, kann ich immer noch nicht glauben“, äußerte der Schwarzhaarige kurz darauf, „vor allem warst du an Kenny Geburtstag noch dagegen, dass wir uns betrinken.“ „Da waren wir ja auch im Trainingsurlaub.“ Der Angesprochene bestellte gerade die nächste Runde. „Aber glaubt nicht, dass wir das jetzt regelmäßig machen. Ab Montag wird wieder trainiert.“ „War klar.“ Tyson sah sich um, da ihm auffiel, dass einige Leute um ihn herum etwas zu essen serviert bekamen: „Hier gibt’s wohl auch was zu futtern?“ „Klar“, antwortete Kai und deutete auf die Karte auf dem Tisch, „schmeckt sogar nicht schlecht.“ Der Japaner ergriff diese augenblicklich und begann sie zu studieren: „Wow, sogar Burger und Pizza. Hier bleibe ich!“ Max musste unweigerlich lachen: „Sieht dir wieder so ähnlich.“ Kai beobachtete den Blonden zufrieden: Er schien sich im Augenblick wirklich alle Mühe zu geben, keinen Gedanken mehr an Kyko zu verlieren. „Aber sag mal“, es war Ray, der erneut seine Aufmerksamkeit verlangte, nachdem er auch einen Blick in die Speisekarte riskiert hatte und nun das moderne Interieur musterte, „da stehen gar keine Preise dran. Und so ganz günstig sieht das hier auch nicht aus, wenn ich mich so umsehe.“ „Die Preise haben euch auch nicht zu interessieren. Alles was ihr heute Abend esst oder trinkt, geht auf mich.“ Wieder hatte Kai es geschafft, den anderen ungläubige Gesichter zu verschaffen. „Bist du krank oder hast du neuerdings Spendierhosen an?“, wollte Tyson wissen. „Also ihr könnt es auch gerne selber bezahlen, wenn es euch so stört.“ Kai zuckte gleichgültig mit den Achseln. „Äh nein, passt schon“, winkte der Blauhaarige ab und orderte umgehend eine Pizza und einen Hamburger. Auch die anderen bestellten sich etwas zu essen – im Vergleich zu Tyson aber eher Kleinigkeiten. Und zwischen gutem Essen, guter Laune und viel Bier, verging einige Zeit. Zeit in der Max es tatsächlich schaffte, nicht einmal mehr über Kyko zu sprechen. Zeit in der seine Gedanken an sie immer weiter in die unergründeten Winkel seiner Erinnerung verschwanden. Und seine Freunde ließen ihm gar keine Möglichkeit, um sie wieder hervorzuholen, zu gut unterhielten sie ihn dafür und lenkten ihn ab. Es waren nur zwischenzeitlich immer wieder winzige Bruchteile von Sekunden, in denen er kurz mit sich kämpfen musste, doch er blieb standhaft, denn er wollte sie einfach vergessen – wenigstens für heute. Der Abend war bereits weit fortgeschritten, als sie das Lokal angeheitert verließen und ihrem Teamleader durch die Nacht und die feiernden Menschenmassen auf der Straße folgten. Wieder wurden sie unterwegs von zwei Jungen, die sich als große Beyblade-Fans offenbarten, angesprochen. Und wieder nahm sich das Team, bis auf Kai, Zeit für sie. Nachdem sie die zwei mit Autogrammen in kürzester Zeit glücklich gemacht hatten, suchten sie wieder den Anschluss an ihren Teamleader, der vorgegangen war. Dieses Mal machte er vor einem angesagten Club halt. „Hi, Kai!“, grüßte ihn der stämmige Türsteher davor, wobei er zum Gruß die Hand hob. Der Graublauhaarige tat es ihm gleich und deutete auf die vier hinter ihm: „Die gehören zu mir!“ „Alles klar“, damit ließ der lebende Wandschrank sie vorbei ins Innere aus dem man bereits die Bässe dröhnen hörte. Grelle Laserlichter bewegten sich schnell im Takt der Musik. Nebelschwaden waberten durch die Luft über der riesigen Tanzfläche, auf die die Gruppe nun blickte und wo sich unzählige Leute zur Musik bewegten. Rechts und links waren Theken, sowie einladende Sitzecken. Wieder war es Kai, der eine solche freie erspähte und die Gruppe durch die Massen dorthin führte. „Ich hole uns was zu trinken.“ Während die anderen sich setzten, ging er zu einer der Bars. „Schon krass, was Kai mit uns hier abzieht. Ich kann das immer noch nicht glauben.“ Ray sah ihm nach. „Geht nicht nur dir so. Aber ich glaube, der hat noch so viele Geheimnisse, von denen wir nichts wissen. Und ist doch echt cool, dass er uns mit hergenommen hat. Zeigt doch eigentlich nur, dass er uns inzwischen wirklich als Freunde und nicht nur als Teamkollegen sieht“, kam es von Kenny. „Hier gefällt es ihm bestimmt gut. Durch die Lasershow erkennt einen hier kaum jemand.“ Tyson blinzelte und versuchte die Gesichter der Leute in einiger Entfernung zu erkennen, was tatsächlich sehr schwer war, wenn man sich nicht unmittelbar vor der Person befand. Wenig später kehrte Kai mit fünf Bier zurück und stellte diese auf dem runden Tisch ab: „So, das ist aber die letzte Runde Bier heute. Ab jetzt gibt es nur noch Hochprozentiges!“ „Ausnahmsweise mal ein Befehl von dir, der mir passt“, grinste der Blauhaarige, nahm sich eine Flasche und stieß mit seinen Freunden zum wiederholten Male an diesem Abend an. Jung und ignorant, stehen auf'm Dach teilen die Welt auf und bauen einen Palast, Aus Plänen und Träumen - jeden Tag neu! Bisschen Geld gegen Probleme Wir nehmen was wir wollen! Wollen mehr sein, mehr sein, als nur ein Moment Komm mir nicht mit großen Namen die du kennst Wir trinken auf Verlierer, lassen Pappbecher vergolden Feiern hart, fallen weich auf die lila Wolken! Und Kais Worte sollten der Wahrheit entsprechen. Nur Kenny und Ray stiegen irgendwann auf nicht Alkoholhaltiges um, als sie merkten, wie ihnen doch etwas zu warm wurde. „Ich muss mal wohin“, verkündete der Braunhaarige nach einiger Zeit, erhob sich und verschwand in Richtung Toiletten. Auch Max stand plötzlich auf. Offensichtlich zeigte der Alkohol auch bei ihm inzwischen Wirkung, als er euphorisch verkündete: „So und ich will jetzt tanzen. Sofort!“ „Kannst du das denn noch oder bist du schon zu voll?“, lachte Ray. „Pah, ich kann das noch sowas von. Ich bin der Tanzkönig!“, verkündete er, als wenig später vier Mädchen an ihren Tisch kamen. „Hi“, begrüßte eines von ihnen die Gruppe, „meine Freundinnen und ich hätten Lust zu tanzen. Wie sieht’s bei euch aus?“ „Tanzen ist seine Abteilung.“ Kai nickte in Max‘ Richtung. Da zog eines der anderen Mädchen diesen auch schon am Arm: „Dann gehörst du jetzt mir.“ „Das trifft sich ja gut“, grinste der Blonde und begab sich umgehend mit ihr ins Getümmel. „Von wegen Tanzkönig. Dem zeig ich’s!“ Tyson, der ähnlich wie sein Freund inzwischen deutlich angeheitert war, erhob sich ebenfalls, packte eines der Mädchen an der Hand und folgte seinem Freund. „Und was ist mit euch beiden Hübschen?“ Die beiden Verbliebenen setzten sich je neben Ray und Kai auf die runde Sitzbank und rutschten näher an sie heran. Doch der Schwarzhaarige wich ein Stück zurück: „Äh… sorry, aber ich…“ „Er ist schwul“, fiel der andere ihm ins Wort. Während Ray ihn perplex ansah, blickte das Mädchen neben ihm ihn ernüchtert an: „Schade.“ „Aber der ist zu haben.“ Der Halbrusse deutete in Kennys Richtung, der soeben zu ihnen zurückkehrte. „Oh du bist ja süß!“ Freudig sprang die eben noch Enttäuschte auf und schnappte sich den völlig überrumpelten Kenny, ehe sie ihn ebenfalls zur Tanzfläche zog. Zurück blieb nur das Mädchen, das immer noch neben Kai saß und ihm nun eine Hand aufs Bein legte, während sie ihm zuflüsterte: „Und du? Bist du auch anders wie dein Kollege hier?“ „Nein“, antwortete er knapp, sie dabei nicht ansehend. „Darf ich dich dann entführen?“, fragte sie weiter, wobei sie ihm noch näher kam. „Nein.“ Wieder diese karge Antwort seinerseits. „Ach komm schon.“ Ray beobachtete das Geschehen und wartete auf Kais Reaktion, als sie ihre Brüste nun ganz offensichtlich an seinen Oberarm drückte. Doch er blieb kühl und beachtete sie weiterhin nicht: „Kein Interesse.“ „Du bist aber nicht gerade ein Gentleman“, sie ließ etwas von ihm ab und sah den Schwarzhaarigen an, „Ist der immer so?“ Dieser nickte: „Ja.“ „Ist ja ätzend.“ Nun fiel ihr Augenmerk ganz offensichtlich auf einen anderen jungen Mann, als dieser an ihrem Tisch vorbeiging, denn sie erhob sich eilig und versuchte nun ihn um den Finger zu wickeln. Mit Erfolg wie es schien, denn schon kurze Zeit später, entfernte sie sich mit ihm zusammen vom Tisch. „Na die ist ja rangegangen.“ Ray sah ihr nach. „Normal hier. Gewöhnt man sich dran“, erklärte Kai gleichgültig. „Ach“, der andere sah ihn an, „und du wimmelst die immer so ab? Die wär doch mit dir nicht nur tanzen gegangen.“ „Kommt drauf an. Manchmal so, manchmal so. Aber das hat sich jetzt eh erledigt“, nun sah Kai zurück, „oder glaubst du, ich würde Nao das antun?“ Der Chinese war erneut etwas überrascht, hatte er nicht mit so viel Offenheit und Ehrlichkeit seitens des Anderen gerechnet. Doch es machte ihn froh, zu wissen, dass Kai seine Beziehung scheinbar ernst nahm, auch wenn er bisher nicht daran gezweifelt hatte, dass er dies tat. Er nahm gerade einen Schluck aus seinem Glas, als ihm wieder einfiel, was Kai zuvor gesagt hatte, und sah ihn daher finster an: „Aber was sollte das eben? Ich bin nicht schwul!“ „Ich weiß“, auch der andere nahm einen Schluck, „aber glaub mir, die lassen nicht locker, wenn du ihnen sagst, dass du eine Freundin hast. Und ich weiß, dass du das sagen wolltest.“ „Öhm, ja.“ Ray verstand nun, dass Kai das nur behauptet hatte, um ihn aus der Situation zu befreien. Offenbar wusste er genau, wie treu er Mariah war und dass er nicht mal in Erwägung zog, mit einem anderen Mädchen zu tanzen. „Ich konnte dich ja nicht hängen lassen und zusehen, wie sie dich doch noch abschleppt. Und wer weiß, nachher hättest du in deinem Zustand noch andere Dinge getan, die du später bereut hättest“, sagte Kai. Der andere war nun sichtlich froh, dass sein Gegenüber so schlagfertig war und schmunzelte: „Weißt du, manchmal kannst du ein echtes Arschloch sein. Aber alles in allem bist du echt schwer in Ordnung und ein richtig guter Kumpel. Alleine, dass du das hier für Max getan hast. Dem tut das gerade echt gut.“ Er nickte zur Tanzfläche, wo man unter anderem Max mit seiner neuen Bekanntschaft ausgelassen tanzen und lachen sah. „Danke für die Blumen.“ Auch Kai warf nachdenklich einen Blick hinüber. Anfangs hatte er noch Zweifel gehabt, ob die ganze Sache wirklich eine gute Idee gewesen war. Doch inzwischen bereute er dies kein Bisschen mehr, auch wenn er ein Stück seines Privatlebens damit preisgegeben hatte. Eigentlich, so musste er sich selbst eingestehen, war es in Gesellschaft sogar wesentlich schöner hier zu sein. Vor wenigen Jahren noch hätte er sich niemals träumen lassen, dass er mal so viel Spaß mit anderen haben würde. Damals hatte er für seine Mitmenschen nur Verachtung übrig gehabt. Und auch heute noch trat er den meisten Menschen mit großer Skepsis gegenüber, doch das galt nicht für seine Freunde. Tyson und die anderen hatten ihn über die Jahre hinweg so sehr verändert – zum Guten. Und davon wollte er ihnen ein Stück zurückgeben. Wir bleiben wach bis die Wolken wieder lila sind! Wir bleiben wach bis die Wolken wieder lila sind! Bis die Wolken wieder lila sind! Wir bleiben wach bis die Wolken wieder lila sind! Guck da oben steht ein neuer Stern: Kannst du ihn sehen bei unserm Feuerwerk? Wir reißen uns von allen Fäden ab Lass sie schlafen - komm wir heben ab! „Grins nicht so, du Honigkuchenpferd“, belehrte Tyson Max während sie nach einiger Zeit mit Kenny, der sichtlich k.o. war, im Schlepptau zu ihrem Tisch zurückkehrten. Ray beobachtete dies amüsiert: „Na ihr hattet ja scheinbar viel Spaß.“ „Yumi ist voll süß“, grinste der Blonde und deutete stolz auf seinen rechten Handrücken, auf dem das Mädchen, mit dem er getanzt hatte, ihm eben etwas notiert hatte, „ich habe sogar ihre Telefonnummer bekommen.“ „So? Und du scheinst ja auch erfolgreich gewesen zu sein.“ Belustigt musterte der Schwarzhaarige nun Kenny, der sich mit einem Lippenstiftabdruck auf der Wange neben ihm fallen ließ. Doch dieser schien so apathisch zu sein, dass er nicht darauf reagierte. „Ah, wieso habe ich eben nein gesagt?“, fluchte Tyson nun. Kai blickte ihn fragend an: „Hmm?“ Das Geburtstagskind lachte: „Der Esel hat ohne zu überlegen abgelehnt, als die, mit der er getanzt hat, ihm auch ihre Nummer geben wollte und jetzt ärgert er sich.“ „Selber Schuld“, kommentierte Kai dies lediglich. „Tja, sein Herz schlägt nun mal doch für eine andere“, spottete der Schwarzhaarige. Nun legte Tyson den Kopf auf die Seite: „Hä?“ Aufgrund seiner Verfassung schien er nicht zu begreifen, auf wen Ray da anspielte. Letzterer beließ es daher auch dabei. Es war weit nach Mitternacht, als sie die Discothek wieder verließen. Nicht mehr nüchtern, aber dafür umso fröhlicher, liefen die fünf nebeneinander die immer noch belebten Straßen entlang. Tyson hatte sein Hemd inzwischen ausgezogen und trug es lässig über die Schulter, da ihn sein Alkoholpegel ausreichend von innen wärmte. Ray hatte es ihm gleich getan und auch Max und Kai, die keine T-Shirts trugen, hatten die oberen Knöpfe ihrer Hemden bis zur Brust geöffnet, um etwas abzukühlen. Kenny lockerte gerade den Knoten seines dünnen Schlips und gähnte: „Mann, bin ich müde!“ „Wie kannst du müde sein?“, fragte Max, „Ich bin sowas von aufgedreht.“ „Warte ab, bis du wieder zuhause bist. Ich wette, du schläfst nach zwei Minuten ein wie ein Baby“, kommentierte Kai dies kühl. „Ach Quatsch“, grinste er, „Wie spät ist es eigentlich?“ „Äh“, Tyson zog sein Handy aus der Hosentasche und warf einen Blick darauf, „was ist denn das für eine komische Uhrzeit?“ „Alter, du hältst es falsch rum“, klärte Ray ihn auf. „Huch.“ Während seine Freunde sich über Tysons Betrunkenheit amüsierten, drehte dieser das Telefon um hundertachtzig Grad: „Ah, jetzt macht das Sinn. Oh, schon kurz vor drei.“ „Dann wird es wohl echt Zeit den Heimweg anzutreten“, hielt Kenny fest. „Ja.“ Kai zückte ebenfalls sein Mobiltelefon, bei dem er im Gegensatz zu seinem Freund aber noch wusste wo oben und unten war, und rief ein Taxi. Während er dies tat, blödelten Max und Tyson herum. Ray beobachtet amüsiert, wie sie irgendwann Kenny an den Händen und Füßen packten und ihn mit Schwung in einen Springbrunnen befördern wollten. Und auch Kais Mundwinkel formten sich zu einem dezenten Schmunzeln, während er sein Handy nach getätigtem Anruf wieder weggesteckt, sich entspannt an eine Hauswand gelehnt und wie so oft die Hände in seinen Hosentaschen versenkt hatte. Normalerweise hätte er sie zurecht gepfiffen. Aber gerade war nicht normalerweise – es herrschte Ausnahmezustand. Und er war nun selbst interessiert daran, ob sie ihren panischen Freund wirklich ins Wasser befördern würden. Jedoch waren sie wohl noch soweit bei Verstand, um kurz davor Halt zu machen und ihn wieder runter zu lassen. Wenig später kletterte Max auf den Rand des Brunnen und sprang mit einem lauten Jauchzer auf Tysons Rücken, der ihm diesen gerade zugewendet hatte: „Uns gehört die Welt!“ Der Japaner torkelte lachend mit seinem Freund auf dem Rücken nun um den Brunnen, während die anderen drei dies lachend beobachteten. Sie alle waren mehr als erleichtert, dass der Blonde tatsächlich all seinen Schmerz zumindest vorübergehend vergessen zu haben schien. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)