Nächtlicher Alltag von Kaiden (Eruruu strikes back!) ================================================================================ Das Vergehen ------------ Hier ist meine erste FanFic zum Thema Utawarerumono. Ich hoffe, sie gefällt euch^^ *** *** *** Unauffällig aus dem Zimmer schleichen, leise die Flure entlang, den Wachen aus dem Weg gehen - unangenehme Fragen würde nur Verdacht erregen. Ein schneller Sprint durch die Dunkelheit, um die Differenz zwischen den beiden Gebäuden zu überbrücken. Kurz vor dem Ziel auf die Stolperdrähte achten. Jetzt nur noch eine letzte Tür öffnen, die Belohnung ist greifbar nah... "Ah, Oboro. So spät noch unterwegs?" Der Angesprochene reagierte anfangs aus Überraschung nicht. Er hatte geplant, sich einige Snacks aus der Vorratskammer 'auszuleihen', nachdem er gesehen hatte, wie Eruruu am morgen etwas heimlich hineingeschmuggelt hatte. Leider schien er nicht der einzige gewesen zu sein, der dies bemerkt hatte. Karura, die ihn gerade angesprochen hatte, lächtelte ihn an. Im Hintergrund knabberte Mukuru an einer großen Keule und Aruruu hielt einige Chimaku in den Armen, schien aber keinesfalls vorzuhaben, diese Leckereien mit dem soeben Eingetroffenen zu teilen. Den anfänglichen Schock hatte er schnell verarbeitet. "Wie es scheint, bin ich nicht der einzige. Aber ich kenne ein Versteck von Eruruu, dass ihr bestimmt noch nicht gefunden habt." Mit ruhigen Schritten ging er auf eines der hinteren Regale zu und wollte gerade in einen der Töpfe greifen - "Tut mir leid es dir sagen zu müssen, aber du kommst zu spät. Aber vielleicht tröstet es dich zu erfahren, dass Eruruu wieder etwas besonders Leckeres für uns zurückgelegt hatte." Tatsächlich sah er jetzt, dass das Versteck leer war. So schnell wollte Oboro aber nicht aufgeben, schließlich wusste er aus Erfahrung, dass Eruruu viele verschiedene Verstecke benutzte, da die Diebstähle in letzter Zeit immer häufiger geworden waren - deshalb auch die Stolperdrähte vor der Vorratskammer. Während er den Raum also nach anderen Verstecken durchsuchte, wählte sich Karura noch einige Kleinigkeiten aus, die sie sich für später mitnehmen wollte. Plötzlich öffnete sich die Tür zur Vorratskammer ein weiteres Mal. Davor stand Hakuoro mit einem verdrießlichen Gesicht. "Ich denke, ich werde in Zukunft immer zuerst hier nachsehen, wenn ich jemanden von euch suche..." Karura setzte ihr 'Ertappt'-Lächeln auf, Aruruu schaute beschämt auf den Boden und Oboro wollte gerade seine Anwesenheit erklären als - Hakuoros Magen laut knurrte. Ein kurzer Blick zu den Seiten, um sicher zu gehen, dass ihn niemand gesehen hatte. Dann trat er ein und schloß die Tür hinter sich. Verschwörerisch fragte er: "Habt ihr etwas gefunden?" Die Stimmung hellte sich sofort wieder auf. Hakuoro war also nicht gekommen, um sie zu tadeln, sondern um auch zu naschen. "Leider sind wir beiden zu spät, Ani-chan. Sie haben schon alle von Eruruus Verstecken gefunden..." "Bist du dir sicher, Oboro? Es ist nicht einmal ein kleines Versteck übrig?" Tatsächlich war noch ein einziges Versteck übrig. Das am besten versteckte, das Oboro eigentlich vor den anderen hatte verheimlichen wollen. Aber für seinen Bruder machte man schon mal Ausnahmen. Mit langsamen Schritten und einem selbstsicheren Blick ging er in die hinterste Ecke, ging auf die Knie und griff im unterstes Regal hinter einen alten Tontopf. Die bisher freundlich-interessierte Karura realisierte zu spät, welches Versteck Oboro gemeint hatte. "HALT! DAS VERSTECK..." Oboro zog den Behälter mit den vermeintlichen Leckereien aus dem Regal und sofort ging ein Alarm los. "... ist mit Glöckchen verkabelt..." Jetzt herrschte Panik. Oboro war in eine Falle von Eruruu geraten und selbige würde sicherlich nicht freundlich über diese Versammlung reagieren, wenn sie hier gleich eintreffen würde. Währenddessen ging Touka durch den Palast auf der Suche nach ungewöhnlichen Dingen. Seit einiger Zeit beschwerte sich Eruruu darüber, dass Diebe sich immer wieder an den Vorräten vergreifen würden und Touka hielt es für ihre Pflicht, diese Übeltäter zu erwischen. Sie hatte dafür sogar beim Imperator um einige Wachen gebeten, die ihr dabei helfen sollten, aber aus einem ihr unerfindlichen Grund wich Hakuoro dieser Bitte immer geschickt aus. Wenn sie Benawi darauf ansprach, verwies er immer auf den Imperator. So blieb die Jagd schlussendlich an Eruruu und Touka hängen. Während sie sich wieder einmal wunderte, wie es Hakuoro immer gelingen konnte, ihr auszuweichen, hörte sie plötzlich Eruruus Alarmanlage und sprintete sofort mit griffbereitem Schwert zum nahe gelegenem Vorratsschuppen. Die Tür zum Schuppen flog auf und die auf frischer Tat ertappten Übeltäter kamen heraus gerannt. Eigentlich hatte Touka sie ja aufhalten wollen, aber als sie sah, WER da ertappt worden war, wusste sie nicht mehr, wie sie reagieren sollte: Zuerst kam Mukuru mit Aruruu auf dem Rücken heraus - die Keule immer noch bei sich. Die beiden wandten sich ohne auf Touka zu reagieren nach rechts und eilten in Richtung ihres Zimmers. Danach Karura, beladen mit diversen Nahrungsmitteln, die Touka kurz verschmitzt anlächelte und anschließend auch die Flucht antratt. Touka, bereits sprachlos, bekam in Form von Oboro und Hakuoro noch eine Zugabe. Hakuoro unterbrach kurz seinen Streit mit Oboro - schließlich war er Schuld, wenn sie erwischt werden sollten - und zeigte ernst auf Touka: "Kein Wort zu niemanden! Vor allem nicht zu Eruruu. Dies ist eine geheime Staatsangelegenheit." Dann machten sich auch die beiden letzten aus dem Staub. Zwar konnte sich Touka jetzt einen Reim darauf machen, wieso es nicht in Hakuoros Sinn gewesen war, die Diebe zu erwischen, aber das half ihr auch nicht dabei, ihr Denken wieder in Gang zu setzen. Soeben kam Eruruu, bewaffnet mit einem Besen, um die Ecke gerannt. Sie hatte sich lange auf diesen Tag vorbereitet und sich in der Nähe auf die Lauer gelegt - aber leider schien sie eingenickt zu sein, ansonsten wäre sie eher am Tatort gewesen und hätte die Diebe stellen können. Eruruu sah die offen stehende Tür und wusste, dass sie zu spät war, aber so schnell wollte sie nicht aufgeben. "Hast du jemanden gesehen?! Wo sind sie hin?!" Touka wusste keine Antwort. Sie hatte es für ihre Pflicht gehalten, Eruruu bei ihrer Jagd zu helfen, aber sie hatte soeben den Befehl erhalten, ihr kein Wort zu sagen. Nach einigen Sekunden Gestotter gab es Eruruu auf, Touka als Informationsquelle nutzen zu wollen und horchte auf Geräusche. Sie hörte schnelle Schritte aus einer Richtung und begann sofort mit der Verfolgungsjagd, während Touka ihr hinterher sah. "Warum macht ihr mir mein Leben so schwer, Imperator?" Die Situation war für sie schon schlimm genug, aber das Schicksal schien einer anderen Meinung zu sein. Denn sobald die Gefahr durch Eruruu zu Ende gewesen war, bemerkte sie eine weitere Person, die aus dem Schuppen kam. Scheinbar hatte Kurou das Durcheinander genutzt, um sich ebenfalls zu bedienen. Auf Toukas verwirrten Blick reagierte er nur mit: "Was denn? Ich... sichere nur den Tatort... und... sammle Beweise." Das war der Tropfen, der das Faß für Touka zum Überlaufen brachte. Sie gab auf. "Ich seh nichts, ihr hör nichts und ich weiß auch nicht." Mit matten Schritten machte sie sich auf dem Weg in ihr Zimmer. Einfach schlafen und hoffen, dass dieser Wahnsinn nur ein Alptraum war... Ohne es zu wissen, war Eruruu auf der Jagd nach ihrer Schwester. Mukuru und Aruruu hatten eigentlich vorgehabt, so schnell es ging, in ihr Zimmer zu flüchten und sich schlafend zu geben. Leider hatten sie dafür durch die hölzernen Flure laufen müssen, auf denen man ihre Schritte nur zu deutlich hören konnte. Zum Glück bemerkten sie durch Mukurus hervorragend ausgebildete Sinne Eruruu noch rechtzeitig. Wären sie jetzt in ihr Zimmer geflohen - Eruruu dicht auf ihren Fersen - hätte es für sie vermutlich keine Möglichkeit gegeben, sich aus der Sache herausreden zu können. Es hieß zwar, Blut sei dicker als Wasser, aber wenn es um die Vorräte ging, kannte Eruruu keine Freunde und keine Familie. Also musste ein anderer Fluchtweg gefunden werden. Leider war die Architektur des Palastes aus offensichtlichen Gründen nicht fluchtfreundlich konzipiert - es gab zwar einen Fluchtweg für den Imperator aus dem Palast hinaus, aber der half in der momentanen Situation nicht weiter. Ohne es zu wissen, waren die beiden im Begriff in eine von Eruruus Fallen zu laufen. Denn sie bewegten sich auf eine T-Kreuzung des Flures zu. Zwei Wege führten an der Außenfassade entlang und waren als Fluchwege untauglich, da sie auf einer langen Distanz gerade verliefen und Eruruu dadurch einen Blick auf sie ermöglichen würde. Also blieb nur der letzte Weg, der in das Palastinnere führte. Leider hatte Eruruu in Vorbereitung ihrer Jagd am Ende des besagten Flures eine der unzähligen Schutztüren verriegelt, die normalerweise nur im Falle eines Angriffes verschlossen wurden. Somit saßen Aruruu und Mukuru in einer Falle, aus der es scheinbar kein Entkommen gab. Eruruu wollte gerade um die letzte Ecke biegen, die einen übersichtlichen Blick den verschlossenen Flur entlang verhinderte, als Benawi um die besagte Ecke bog und Eruruu fast in ihn hineingerannt wäre. "Eruruu? Wieso rennst du hier im Palast herum?" Verwundert musterte er ihre Besen-Bewaffnung. Im ersten Augenblick dachte Eruruu erst daran, dass Benawi vielleicht der Dieb sein könnte und nur unwissend tat, da er die Falle erkannt hatte. Aber der ehrenwerte Samuraiführer von Tuskuru würde so etwas nie tun. "Habt ihr jemanden Verdächtiges an euch vorbei kommen sehen?" "Nein, du bist die erste verdächtige Person, die mir heute nacht begegnet." Benawi deutete auf ihren Besen. Aus irgendeinem Grund beschämt, versteckte sie ihre Waffe hinter ihrem Rücken und wurde rot. Sie war sich sicher, dass die Diebe diesen Weg genommen haben mussten. Nur um sicher zu gehen, wollte sie einen Blick den Flur entlang werfen, aber Benawi stellte sich ihr - vermutlich unabsichtlich - in den Weg. "Kann ich dir irgendwie helfen?" Eruruu lehnte lächelt ab. Wie kam sie überhaupt auf die Idee an Benawis Worten zu zweifeln? Sie verabschiedete sich von ihm und machte sich daran, ihre anderen Fallen zu überprüfen. Diesmal war ihr der Dieb entkommen, aber irgendwann würde sie ihn kriegen. Benawi blickte ihr noch kurz hinterher. Hinter ihm lugten Aruruu und Mukuru um die Ecke. "Ist sie weg?" In der letzten Minute waren die beiden scheinbar um Jahre gealtert, als sie sich nur wenige Meter hinter der Ecke versteckt hatten und darauf gewartet hatten, dass Eruruu sie erwischen würde. Aber zum Glück war ihnen Benawi zu Hilfe gekommen. Schnell ließ der ehrenwerte Samuraiführer die verabredeten zwei Chimaku in einer Tasche verschwinden und schlenderte ohne ein weiteres Wort davon. # Zwei waren in Sicherheit, drei noch auf der Flucht # "Hol mich hier runter!" "Nur wenn du die Anschuldigung zurücknimmst, ich wäre daran schuld, dass uns jetzt Eruruu jagt." "Du BIST schuld. Wer hat denn den Alarm ausgelöst?! Ich befehle dir als Imperator dieses Landes und als dein Bruder mich hier herunter zu holen." Hakuoros Argumente verloren an Gewicht, wenn man bedachte, dass er kopfüber einen Meter über dem Boden hing - während ihrer Flucht war er in eine vermutlich von Eruruu ausgelegte Fußschlinge getreten. Oboro und er waren bereits in den zweiten Stock geflohen und hatten nicht mit Fallen gerechnet. "Und wer war so dumm, in eine solch primitive Falle zu tappen?" Hakuoro durchbohrte Oboro mit seinem Blick, aber ohne Erfolg. Mit jeder Sekunde, die verstrich, wurde er nervöser. Sein Blick zuckte immer wieder den Gang entlang, den sie gekommen waren. Jetzt war die Frage, wie lange er hier hängen konnte, bis Eruruu ihn bei der Überprüfung ihrer Falle entdecken würde. Kurze Zeit siegte sein Stolz, aber dann sah er ein, dass er lieber einen verletzten Stolz in Kauf nehmen würde, als eine Standpauke von Eruruu. Resignierend seufzend nahm er die Anschuldigung zurück. "Aber du wirst es noch zurückbekommen, dass du diese Situation so schamlos ausgenutzt hast, Oboro." Dieser schnitt Hakuoro gerade los und ließ ihn dadurch unsanft - und nicht gerade leise - auf dem Boden landen. Dieser schien die Situation amüsant zu finden. "Sei doch nicht so, Ani-chan. Im Krieg, in der Liebe und auf der Flucht vor Eruruu ist halt alles erlaubt." Bevor sie wieder anfangen konnten zu streiten, hörten sie schnelle Schritte aus der Richtung hören, die sie gekommen waren. Beide dachten nur Während der nun wieder panischen Flucht übersahen sie eine andere nur wenige Meter weiter verlegte Fußschlinge, die diesmal Oboro an die Decke beförderte. Hakuoro sah ihn unschlüssig an. Es war eigentlich seine Pflicht, ihn vor dem unmenschlichen Ende zu retten, dass ihn zweifellos erwarten würde, aber die Schritte wurden immer lauter und er musste auch an sich denken. "Wie war das mit dem 'Alles ist erlaubt'?" Oboro streckte ihm hilfesuchend den Arm entgegen. "Ich habe dir geholfen!! Du kannst mich hier nicht hängen lassen!!!" Panik schlich sich in seine Stimme. Eruruu war bereits extrem nah. "Hoffentlich ist noch genug von deinem Stolz übrig, dass du mich nicht verrätst. Ansonsten sage ich Eruruu, wer mit den Diebstählen angefangen hat." "Aber ich war das überhaupt-" Ein toternster Blick war das letzte, was Oboro von Hakuoro sah, bevor dieser sich über das Geländer schwang und eine Etage nach unten sprang. Unlgauben. "VERRÄTER!!!" # Ein Springer geopfert, König und Dame noch im Spiel # Während er seine Flucht vorsetzte, hörte Hakuoro noch Eruruu, wie sie Oboro laut beschimpfte. Nicht auszumalen, was geschehen würde, wenn sie ihn auch noch erwischen würde. Er musste schnellstens in sein Zimmer zurück. Auch wenn sie ihn bisher nicht ertappt hatte, war die ganze Flucht umsonst, wenn sie sein leeres Bett entdecken würde, denn er war nicht für seine langen Mitternachtsspaziergänge bekannt, so wie Benawi es war. Eigentlich schlief er immer wie ein Stein, wenn er nicht durch Hunger geweckt wurde. Sein taktisches Denken brachte ihn schnell ins Grübeln. Die Fußschlingen konnten nur von Eruruu ausgelegt worden sein. Aber sie waren viel zu weit vom Vorratsschuppen entfernt, um willkürlich gelegt worden zu sein. Das würde bedeutet, dass sie die Flucht der Diebe mit eingeplant und Gegenmaßnahmen ergriffen hatte. Es könnte also gut möglich sein, dass es noch weitere Fallen geben könnte. Und wenn Eruruu sich so viele Gedanken über diese Jagd gemacht hatte, war es nur logisch anzunehmen, dass ihre Jagd auch die Überprüfung der üblichen Verdächtigen beinhaltete. Ein Stoßgebet in den Himmel und dann auf dem schnellsten Weg zu seinem Zimmer. Er durfte aber keine Route wählen, die Eruruu erwarten würde. Einige Zeit später kam Eruruu aus dem Verlies, nachdem sie die Zelle überprüft hatte, die Karura normalerweise als ihr Quartier nutzte - sie war leer. In Gedanken ging sie die Orte durch, an denen Karura ihre Beute lagern könnte, da ihre Zelle keine geeigneten Möglichkeiten zum Verstecken bot. Wegen ihres Fehlens stand sie unter verstärktem Tatverdacht. Eruruu wurde aus ihren Gedanken gerissen, als ihr jemand zurief: "Möchtest du mich besuchen, Eruruu? Komm doch hoch zu uns." Als sie der Stimme folgte, sah sie Karura gemeinsam mit Urutori auf dem Balkon stehen, der zu Urutoris Zimmer gehörte. Karura hielt eine Sake-Schale in der Hand, Urutori winkte ihr zu. Verlegen lächelnd lehnte sie das Angebot ab und machte weiter mit ihrer Suche. Eruruu immer noch hinterher winkend sagte Urutori mit gewohnt freundlicher Stimme: "Ich will die Hälfte der Beute." "Das meinst du doch nicht ernst. Bisher war es immer nur ein Viertel gewesen, wenn ich dich als Alibi benutzt habe!" Lächelnd entgegnete die Priesterin: "Wenn du möchtest, kann ich Eruruu auch die Wahrheit erzählen. Denn weißt du, in letzter Zeit verfolgt mich mein Gewissen. Ich denke wirklich, dass ich meine Sünden beichten sollten." Karura blikte sie beleidigt an, hob dann aber kapitulierend die Arme. "In Ordnung. Die Hälfte gehört dir. Aber sag deinem Gewissen, dass du daran schuld sein wirst, wenn ich eines Tages verhungere." Die nächste Stunde untersuchte Eruruu ihre verbliebenen Fallen, aber ohne einen weiteren Dieb zu ertappen. Weil ein letzter Verdacht an ihr nagte, ging sie zuletzt zu Hakuoros Gemach, um nach ihm zu sehen. Die im Flur vor seinem Gemach ausgelegten Stolperdrähte waren noch intakt und auch die Haare, die sie in den Spalt zwischen Tür und Angel gesteckt hatte, waren noch an Ort und Stelle - einige waren zwar auf den Boden gefallen, aber das schrieb sie dem Wind zu, der sanft durch ein nahes Fenster wehte. Sie öffnete die Tür einen Spalt und spähte hinein. Wie es schien, schlief Hakuoro friedlich in seinem Bett. Auf dem Weg in ihr Zimmer rügte sie sich selbst dafür, ihn verdächtigt zu haben. Hakuoro würde so etwas ebensowenig tun, wie Benawi. In dieser Hinsicht irrte sie sich zwar, aber sicherlich würde Hakuoro in der nächten Zeit nicht mehr nachts die Vorratskammer aufsuchen. Diese Nacht war für ihn eindeutig viel zu stressig und nervenaufreibend gewesen. Hakuoro hatte sich dafür entschieden, sicherzugehen und über die Außenfassade zurück in sein Zimmer zu gelangen. Hier hätte man ihn zwar leichter bemerken können, als wenn er den normalen Weg gegangen wäre, aber er hatte am Flur, der zu seinem Zimmer Stolperdrähte entdeckt und wollte nicht unwissend in eine weitere Falle tappen. Um auf seinem Weg zur Vorratskammer nicht in Eruruus Arme zu laufen, hatte Hakuoro den bereits genannten Fluchtweg genutzt, der nahe des Pallisadenzauns, der den Palasthof umschloß einen Ausgang hatte. In der momentanen Situation hatte er aber nicht genug Zeit, um sich bis zum Ausgang durchzuschlagen. Er ärgerte sich darüber, dass er nicht eher daran gedacht hatte, denselben Weg zu nutzen, aber für Selbstmitleid war noch genug Zeit, wenn er erst einmal in Sicherheit war. Während er also mehrere Etagen über dem Boden vorsichtig an der Außenwand entlangglitt, musste er auch an Toukas Quartier vorbei, das sich auf ihren Wunsch nicht weit von seinem eigenen befand. Leider war die durch die nächtlichen Ereignisse völlig erschöpfte Touka noch nicht müde genug gewesen, um den an der Außenwand ihres Zimmers entlangschleichenden Hakuoro zu überhören. Sie hatte in der Annahme, ein Attentäter würde sich auf das Zimmer des Imperators zubewegen - die Tatsache, dass Hakuoro eigentlich noch auf der Flucht sein müsste, hatte sie aus ihrem Denken verbannt - ihr Schwert durch die Wand gestoßen und damit Hakuoro fast getötet, wenn er nicht einen Augenblick vorher den Halt verloren hätte und sich kurz danach nur noch mit einer Hand an einem Wandvorsprung festhalten konnte. Als Touka nun nach dem Attentäter sehen wollte - schließend hatte sie gespürt, dass ihr Schwert nichts getroffen hatte - , sah sie in Hakuoros panische Augen, als sie aus ihrem Fenster sah. Nicht nur, dass er gleich in die Tiefe stürzen würde, nein, er hatte auch das Schwert, das bis eben an der Stelle aus der Wand ragte, wo er kurze Zeit zuvor noch gestanden hatte, nicht übersehen. Nach einer Minute hatte Touka es geschafft, Hakuoro zu retten und ihn in ihr Zimmer zu ziehen. Nach weiteren fünfzehn Minuten, ihn denen sie sich unentwegt entschuldigte, sich selbst verurteilte und Hakuoro um Vergeben anbettelte, fiel die nun endgültig völlig erschöpfte Touka in einen traumlosen Schlaf. Nachdem Hakuoro sie in ihr Bett gelegt hatte, machte er sich auf die letzte Etappe in sein Zimmer - dieses Mal ohne weitere Störungen und Mordanschläge. Endlich in seinem Bett angekommen, schwor er sich, einen einfacheren Weg zu finden, Essen zu beschaffen, ohne dass er Eruruu und den Tod fürchten musste (in dieser Reihenfolge!) Tatbestand: - König nach missglücktem Attentat seines eigenem Leibwächters ohne Strafe davon gekommen - Dame durch Kollaboration und hohe Bestechungsgelder in Naturalien durch die Priesterin gerettet - Springer zum Wohl der anderen geopfert (auf die besonderen Leckereien würde er die nächste Zeit verzichten müssen und die eigentliche Standpauke stand immer noch an) - Katze samt kleiner Schwester dank Hilfe eines ehrenwerten Samuraiführers gerettet (Bestechungsgeld von Nöten gewesen) - Spur einer gewissen Person, die den Tatort sichern wollte, ging verloren - der Leibwächter sollte sich später einreden, sich alles nur eingebildet zu haben. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)