Beloved Rival von schmoergelmotte (~ Liebe geht oft die seltsamsten Wege ~) ================================================================================ Kapitel 1: Alte Gegner ---------------------- Moin moin! So, Motte hat neben ihrem eigentlichen Hauptprojekt "Wie Schwarz und Weiß" doch mal Zeit gefunden, eine kleine HarryPotter-Fanfic zu schreiben. Das Pairing "Marcus Flint/Oliver Wood" ist sicher nicht das Gängigste. Ich selber bin auch erst durch eine Fanfic dazu gekommen und hab irgendwie Gefallen daran gefunden. Lange Rede, kurzer Sinn: Die Fanfic ist sozusagen eine Kurzstory mit 4 Kapiteln und ist ein Geschenk bzw. eine Widmung an Joey aka Nathera :) Zum einen, weil sie eine gute Freundin von mir ist und zum anderen, liebe Joey, weil du genau so wie ich auch außergewöhnliche Pairings wie dieses hier magst xD Beide und auch andere Charaktere dieser Geschichte gehören natürlich JK Rowling. Ich hoffe, dir und auch euch anderen Lesern gefällt die Fanfic ^^ Viel Spaß beim Lesen! Kapitel 1: Alte Gegner Es war ein stürmischer und regnerischer Herbsttag, als Oliver Wood das leere Stadion betrat und sich auf einer Bank niederließ. Dass der Regen dabei unaufhörlich auf ihn prasselte, störte ihn reichlich wenig. Er genoss es einfach zu sehr, wieder hier zu sein. Natürlich war es bei seinen Eltern in Schottland, die er während seines Urlaubs besucht hatte, auch schön gewesen. Doch Quidditch war schon immer das Wichtigste im Leben des stämmigen, jungen Mannes gewesen. Schon noch in Hogwarts; und natürlich hatte sich dies auch nicht in den zwei Jahren nach seinem Schulabschluss geändert. Mittlerweile war er 20 Jahre alt und dieses Jahr war sein erster Einsatz als offizieller Hüter von seiner Mannschaft Eintracht Pfützensee. Das Jahr davor war er lediglich ein Reservespieler gewesen und hatte meist eher nutzlos auf der Bank herumgesessen. Doch wie sein Vater schon gesagt hatte: Das muss man auf dem Weg zum Erfolg nun mal auch ertragen. Sein Blick glitt zu dem grauen, wolkenbedeckten Himmel. Kurz musste er mit den Augen klimpern, als ein paar nasse Tropfen von seinem kurzen, braunen Haar in sein Gesicht perlten. Oliver hatte sich in den zwei Jahren nicht sonderlich verändert. Er sah noch genauso aus, wie er es zu Hogwarts-Zeiten getan hatte. Nur eben zwei Jahre älter. Hoffentlich wird das Wetter morgen besser, dachte er sich und seufzte leise. Morgen würde das erste Spiel der Saison nach der zweimonatigen Pause sein und diesmal waren die Falmouth Falcons ihr Gegner. Abgesehen davon, dass das Team für seine harte Spielweise bekannt war, wäre an diesem Match nichts Ungewöhnliches, wenn das Team noch so wäre wie letztes Jahr. Aber Oliver war zu Ohren gekommen, dass die Falken seinen ehemaligen Schulrivalen Marcus Flint als Jäger engagiert hatten. Angeblich spielte Flint jetzt schon die Partien mit und hatte die Reservebank glattweg umgangen. Die leicht geschwungenen, von der Kälte blassen Lippen des jungen Schotten kräuselten sich leicht. Er konnte sich noch gut an Marcus Flint erinnern. Wie hätte er auch jemanden vergessen können, der ihn fast alle sieben Schuljahre zur Weißglut gebracht hatte? Seit sie beide Kapitäne ihrer jeweiligen Mannschaften – Gryffindor und Slytherin – geworden waren, hatten sie, besonders Flint, keine Gelegenheit ausgelassen, dem anderen zu zeigen, wie sehr sie sich verabscheuten. Oliver bekam ein ungutes Gefühl, wenn er an morgen dachte. Natürlich war ihm klar, dass der ehemalige Slytherin nicht mehr ganz so hart foulen konnte, wie zur Schulzeiten. Denn die Schiedsrichter im Profi-Quidditch waren wesentlich härter als Madam Hooch. Dennoch waren die Falcons kein Team zum Zuckerschlecken und mit Flint als Jäger hatten sie sicher jemanden gefunden, der gut in ihr Team passte. Wenn Oliver so drüber nachdachte, wunderte es ihn auch eigentlich gar nicht mehr, dass Flint sofort auf die Startposition anstatt auf die Reservebank gerutscht war. Seufzend erhob er sich. Seine dunkle Jeans und sein brauner Pullover waren schon gänzlich durchweicht. Er sollte lieber nach Hause gehen, sonst würde er noch krank werden. Noch einmal sah er sich in dem leeren Stadion um; lächelte bei dem Gedanken, dass es morgen erfüllt von jubelnden und anfeuernden Rufen sein würde und begab sich schließlich zum Ausgang der Zuschauertribünen. „Oliver! Oliver!“ Der Angesprochene zuckte zusammen, als sein Name genannt wurde. Heute war der Tag des Spiels. Der Himmel war klarblau und wolkenlos. Die Sonne schien angenehm warm, jedoch nicht zu heiß. Ein sanfter Wind bewegte die Grashalme unter Olivers Füßen. Trotz des eindeutig vorteilhaften Wetters war Oliver merkwürdig nervös. Kurz presste er die Lippen aufeinander und atmete einmal tief durch. Mit der Entschlossenheit, sich nichts anmerken zu lassen, drehte er sich schließlich in die Richtung, aus welcher der Ruf gekommen war. Vor ihm standen zwei Jungen; beide mit rotem Haar und vielen Sommersprossen aus dem Gesicht, die genau gleich aussahen und das gleiche jungenhafte Grinsen auf den Lippen trugen. Oliver schmunzelte ein wenig, als er die beiden Jungen sofort als die Treiber seiner ehemaligen Schulmannschaft erkannte – Fred und George Weasley. „Was wollt ihr beide denn hier?“, fragte Oliver und klang ungewollt abweisend. Die Zwillinge sahen sich feixend an und als sie schließlich ein gespielt niedergeschlagenes Gesicht aufsetzten, ahnte Oliver Schlimmes. „Er hat nicht mal ein Wort der Begrüßung für seine alten Freunde übrig“, sagte Fred mit theatralisch schniefender Stimme zu seinem Bruder. George seufzte jämmerlich. „Ich hätte gedacht, er würde sich freuen uns zu sehen, aber weißt du, … jetzt, wo er berühmt und erfolgreich ist, braucht er sein altes Team nicht mehr!“ Skeptisch hob Oliver eine Augenbraue. Ihm war klar gewesen, dass sie nun über ihn reden würden, als wäre er gar nicht da und als würden sie durch seine Reaktion in tiefe Depressionen fallen. „Hey Leute, schon gut! Hört auf“, unterbrach Oliver George, der Fred gerade weismachen wollte, dass er ja immer schon geahnt hätte, Oliver würde ihn eigentlich gar nicht mögen. „Ich freu mich natürlich euch zu sehen“, wehrte Oliver ab, bevor sie noch etwas sagen bzw. jammern konnten. „Ich wunder mich eben nur, was ihr hier macht.“ Nun begannen die Zwillinge wieder zu grinsen. „Wir machen hier Werbung für unsere Produkte aus Weasleys Zauberhaften Zauberscherzen“, erklärte Fred ihm und erst jetzt kam Oliver in Erinnerung, dass seine ehemaligen Mitschüler ein recht erfolgreiches Scherzartikelgeschäft betrieben. „Und natürlich“, führte George fort, „wollen wir dich anfeuern, wo du doch heute gegen Marcus Flint spielst.“ – „Den wir übrigens immer noch nicht mögen“, setzte Fred hinterher. Sofort verdüsterte sich Olivers Miene und ein leises Seufzen entfloh aus seinem Mund. „Erinnert mich nicht daran“, grummelte er leise, doch es klang durch den gereizten Ton eher wie ein Befehl als wie eine Bitte. „Ich bin eh schon nervös genug.“ Dieses Geständnis ließ Fred und George laut auflachen. „Ach, den steckst du doch locker weg!“, meinte Fred zuversichtlich und klopfte Oliver so beherzt auf die Schulter, dass dieser vor Schmerz das Gesicht verzog. „Hier kann er nicht mehr so schäbig foulen wie in Hogwarts.“ „Ohne seine Fouls ist Flint so gefährlich wie ein Flubberwurm!“, setzte George hinzu. Gerade wollte Oliver erwidern, dass man Flint dennoch nicht unterschätzen sollte, als die Zwillinge ihn schon wieder unterbrachen, ehe ein Wort über seine geöffneten Lippen dringen konnte. „Mach dir keine Sorgen, Oliver!“ Fred wollte ihm erneut auf die Schulter klopfen, doch diesmal wich Oliver ein Stück zurück. „Er ist nicht gefährlich und auch keine vollbusige Schönheit. Also kein Grund, nervös zu werden“, fuhr der Zwilling fort, als wäre Oliver ihm gar nicht ausgewichen. „Oh ja, weder vollbusig noch schön“, bestätigte George die Worte seines Bruders. „Das Einzige, was er vielleicht hat, ist eine behaarte Hühnerbrust!“ Olivers Augenbrauen zogen sich ein wenig zusammen. „Wenn er sich seit Hogwarts nicht unbedingt verändert hat, bezweifle ich, dass er eine Hühnerbrust hat“, schaffte Oliver es endlich, etwas zu sagen und er erinnerte sich an einen durchaus muskulösen Flint. Er schluckte leicht, als sich das Bild von einem wohl trainierten Körper in einer grün-beigefarbigen Mannschaftsuniform in seinen Kopf schlich. Seine Wangen färbten sich leicht rot. Fred und George bemerkten es und grinsten erfreut. „Oliver, du musst doch nicht rot werden“, sagte Fred und sah den Brünetten schelmisch an. Sofort schoss noch mehr Blut in Olivers Gesicht. „Ja, genau, Oliver, du musst dich nicht schämen“, meinte nun auch George und seine Mundwinkel zuckten leicht. „Nur weil du auf Marcus Flint stehst“, beendeten sie ihre Sätze schließlich im Chor und blickten mit freudiger Erwartung auf Olivers Reaktion. Dieser riss seine braunen Augen auf. „Was?“, fragte er entsetzt nach, um sicher zu gehen, dass er die Worte seiner Freunde auch richtig verstanden hatte. Er konnte nicht verhindern, dass ihm merkwürdig heiß wurde. Er, Oliver Wood, sollte auf Marcus Flint stehen; den Marcus Flint, der ihn all die Jahre getriezt hatte, der sein Erzfeind gewesen war und sein größter Konkurrent? Marcus Flint hatte ihm all die Jahre als Mannschaftskapitän mehr Nerven gekostet, als die ZAG-Prüfungen allesamt (und wohl bemerkt war Zaubertränke der Horror gewesen). Es war also so ziemlich das Abwegigste überhaupt, dass er Marcus Flint auch nur etwas Zuneigung entgegenbringen konnte. Was die Zwillinge sich da einbildeten! „Also echt, was glaubt ihr eigentlich von mir?“, sagte Oliver empört und verschränkte seine Arme vor der Brust, ehe die Zwillinge schallend auflachten. Augenblicklich dämmerte Oliver, dass sie ihre Worte nicht ernst gemeint hatten. Sie hatten nur einen Scherz gemacht, wie es für die beiden eben üblich war. Beschämt blickte er zu Boden. Warum hatte er nur gedacht, sie würden wirklich so denken? Vielleicht, weil es eventuell gar nicht so unwahrscheinlich war, wie er sich selber immer einredete? Nein, nein, das wird nie passieren! Er schüttelte den Kopf, als wollte er die Gedanken vertreiben und sah schließlich langsam wieder auf. Verlegen strich er sich durch das kurze, feine Haar. „Mann, du klingst ja wie Percy“, sagte George frech und grinste seinen Bruder an. Oliver zog die Augenbrauen zusammen. Percy war mit ihm zusammen in einem Schuljahr und einem Haus gewesen. Sie hatten sich sieben Jahre einen Schlafsaal geteilt und Oliver kannte den Rotschopf daher gut genug, um zu wissen, dass sie sehr unterschiedlich waren. Er war lange nicht so pflichtbewusst wie Percy, es sei denn, es ging um Quidditch, wo er Fairplay schätzte. Aber was Schule anging, unterschieden sie sich gewaltig. Percy war immer bestrebt gewesen, in jedem Fach der Beste zu sein, während Oliver immer der Meinung gewesen war, für Quidditch wären ZAGs und UTZe nicht so wichtig. „Vergleicht mich nicht mit dem“, ermahnte er die Zwillinge mit einem bitterbösen Blick. „Was macht der jetzt eigentlich?“ Die beiden zögerten einen Moment, was Oliver stutzig werden ließ. So kannte er die beiden gar nicht. „Oh, wir haben eigentlich schon seit über einem Jahren nichts mehr von ihm gehört“, begann Fred dann zu erzählen, während George die Augen rollte. „Er hat sich ziemlich mit unseren Eltern und eigentlich auch dem Rest der Familie verkracht“, führte der Zwilling weiter aus. „Na ja, ist nicht so wichtig“, sagte schließlich George auf Olivers fragenden Blick hin und winkte ab. „Jedenfalls ist er jetzt so ein hohes Tier im Ministerium oder zumindest auf dem Weg dahin.“ „Ja, er war der Assistent von Fudge und wie es aussieht, hat Scrimgeour ihn in der Position übernommen“, erklärte Fred, doch George unterbrach ihn. „So sicher ist das nicht, aber wir vermuten es.“ Die Zwillinge blickten sich missmutig an, ließen laute Seufzer verlauten und wandten sich dann wieder strahlend an Oliver. „Genug der Nostalgie, das ist immerhin schon ein bisschen was her“, sagte Fred und schien urplötzlich wieder gut gelaunt. „George und ich müssen jetzt los! Wir wollen kräftig die Werbetrommel schwingen!“ Dem Rotschopf schien plötzlich wieder eingefallen zu sein, weswegen er und sein Bruder hier waren. „Du weißt schon, Mundpropaganda und so. Außerdem dürfen wir Plakate aufhängen!“, berichtete George und klang dabei ein wenig stolz. Die beiden grinsten erneut. „Wie du siehst, Oliver, es ist noch viel zu tun!“, erklärte Fred und machte eine gespielt gewichtige Miene. „Wir wünschen dir viel Glück beim Spiel. Zeig dem alten Marcus, dass er immer noch eine Niete ist.“ „Auf dass ihn ganz viele Klatscher erwischen“, fügte George hinzu und schlug Oliver freundschaftlich auf die Schulter. „Bis später dann, Oliver!“ Zwinkernd drehten sie sich um und ließen Oliver allein vor der Umkleidekabine von Eintracht Pfützensee stehen, bevor er etwas erwidern konnte. Er fühlte sich ein wenig verlassen, als er ihnen hinterher schaute. Ihm wäre es lieber gewesen, wenn sie geblieben wären und ihn weiter abgelenkt hätten, doch dann legte sich eine Hand auf seine Schulter. Er zuckte ein wenig zusammen und drehte sich verwundert um. Ihm gegenüber stand ein hoch gewachsener Zauberer, mit mattem, blondem Haar. Er war nicht älter als 30 Jahre und sah lächelnd zu ihm runter. „Komm, Oliver, das Spiel fängt gleich an“, ermahnte sein Teamkollege ihn freundschaftlich und Oliver nickte stumm. Sein Herz begann zu rasen, als hätte er einen langen Marathon gelaufen. Gleich würde er Marcus Flint gegenüber stehen oder eher schweben. Ja, in wenigen Minuten würde sich zeigen, wer von ihnen beiden nun der bessere Spieler war und ob Flint auch ohne Tricks seine Mannschaft in den Sieg führen konnte. TBC Ich hoffe, es hat euch gefallen ^^ Kommis, Kritik, whatever und Menthol-Bonbons immer zu mir ^_~ Grüßchens, Motte Kapitel 2: Das Spiel -------------------- N'Abend! Hier kommst das zweite Kapitel von "Beloved Rival". Ich hoffe, ihr habt Spaß dabei. (Und du freust dich hoffentlich, Nathü ^^) Kapitel 2: Das Spiel Auf der gegenüber liegenden Seite des grasbewachsenen Spielfelds, in der Umkleidekabine der Falmouth Falcons, stand ein hoch gewachsener, stämmiger, junger Mann mit kurzem, leicht krausem, schwarzen Haar. Die oberen Vorderzähne waren ein wenig unförmig und versenkten sich etwas schief in die geröteten Lippen, welche sich zu einem süffisanten Grinsen geformt hatten. Die dunklen Augen blickten hochmütig und siegessicher auf das Tor, das von der Kabine auf das Spielfeld führte, und doch glühte pure Leidenschaft in ihnen, so als würde er darauf brennen, genau dieses Spiel zu bestreiten. Und eigentlich stimmte es auch. Es war sein Premierespiel als Jäger der Falken und dann war es auch ausgerechnet Eintracht Pfützensee, wo Oliver Wood, sein Ex-Rivale aus Hogwarts, spielte. Seit ihrer gemeinsamen Schulzeit, wo sie in einem Jahrgang, aber in unterschiedlichen Häusern gewesen waren, hatte er den brünetten Schotten nicht mehr gesehen. Lediglich hatte er von seinem besten Freund Adrian Pucey gehört, dass Wood im Sommer 1994 bei Eintracht Pfützensee als Reserve angefangen hatte. Er, Marcus Flint, hatte es nicht glauben wollen, doch Adrians Klatsch-Cousine Pansy Parkinson täuschte sich selten. Damals hatte sich ein leichtes Gefühl von Neid in ihm breit gemacht, was in ihm das Verlangen geweckt hatte, Oliver Wood zu zeigen, dass er ebenso gut und ebenso qualifiziert war. Und nun war es soweit. Er freute sich wahnsinnig darauf, Woods Gesicht zu sehen, wenn sein Team Eintracht Pfützensee besiegen würde. Dieses fieberhafte Verlangen und diese Vorfreude hatte außer Oliver bisher keiner in ihm wecken können. Vielleicht war es die Tatsache, dass sie sich immer schon bekämpft hatten. Doch Marcus hatte sich schon eingestehen müssen, dass er eine Sehnsucht nach Oliver als Person entwickelt hatte, auch wenn es lange gedauert hatte, bis er sich dieses Gefühl eingestanden hatte. „Hey Marcus, bereit für dein erstes Spiel?“, drang eine kühle, dunkle Stimme an sein Ohr und zerrte ihn aus seinen Gedanken. Marcus drehte seinen Kopf nur so viel, dass er die Person gerade so eben ansehen konnte. Ihr Mannschaftskapitän, ein stämmiger, dunkelbrünetter Mann mittleren Alters, stand vor ihm und sah ihn mit einer Art grimmigen Zufriedenheit hat. Wenn Marcus es sich genau überlegte, blickte sein Kapitän eigentlich immer grimmig. „Du bist wirklich eine tolle Neuentdeckung, sonst hätten wir McKansey nicht für dich rausgeworfen. Also schaffst du das schon“, erklärte er mit derselben kühlen Stimme, doch es sollte wohl aufmunternd wirken. Anscheinend dachte er, Marcus sei nervös. Doch nervös war er nicht, eher freudig erregt. „Mach dir keinen Kopf“, erwiderte er daher distanziert und sein Kapitän ließ ihn wieder in Ruhe, um seinen Besen zu holen. Durch das Tor drang der Tumult aus Jubelrufen und spürbarer Spannung der Zuschauer in die Kabine und Marcus musste unwillkürlich an die Spiele von Slytherin und Gryffindor denken; die einzigen beiden Häuser mit großer Rivalität, weswegen es auch immer energiegeladen zuging. Doch dies hier war anders. Das war kein Schulspiel. Das war die Profiliga. Hier würden keine Schüler sitzen, denn es war kurz vor den Herbstferien und sie würden alle in Hogwarts oder anderen Zauberschulen seien. Meistens waren hier Erwachsene und Kinder, viele davon waren Fans der jeweiligen Mannschaften, aber andere kamen auch nur, um sich das Spiel anzusehen. Die Stimme des Ansagers trat an sein Ohr und er fühlte sich unwillkürlich an Lee Jordan erinnert, denn etwas in der euphorischen, jungenhaften Stimme erinnerte ihn an den dunkelhäutigen Mitschüler. Gleich würde es losgehen. Er hörte wie der Sprecher die Namen der Spieler von Eintracht Pfützensee ausrief und wusste, dass diese nun auf das Spielfeld flogen. Er schwang sein Bein über seinen Besen und sah wie das Tor sich vor ihm öffnete. Sein Puls stieg, sein Verlangen, endlich auf das Feld zu kommen, schien ihn fast innerlich zu verbrennen. Nur entfernt nahm er wahr, wie der Sprecher die Namen seiner Mannschaft und schließlich seinen Eigenen ausrief, während er noch etwas zu seiner Person sagte, wie es bei neuen Spielern eben üblich war. Schwungvoll stieß er sich vom Boden ab und flog auf das Spielfeld. Die grelle Sonne brannte kurz in seinen Augen, die sich an die Dunkelheit in der Kabine gewöhnt hatten. Sein Blick glitt sofort zu Oliver Wood, der an den drei Torringen auf der linken Seite Stellung bezogen hatte und er wusste, dass Oliver ebenfalls zu ihm blickte, auch wenn er sein Gesicht aufgrund der Entfernung nicht erkennen konnte. Das Stadion war groß und wirkte im Gegensatz zu dem von Hogwarts sehr professionell. Die Ränge waren fast vollständig besetzt und hinter Wood konnte er ein Fan-Banner von Eintracht Pfützensee erkennen, während auf der gegenüberliegenden Seite viele Leute T-Shirts seiner Mannschaft trugen. Sein Blick wandte sich von den Fans ab und fixierte den Schiedsrichter, welcher nun die Kiste mit den Bällen öffnete. Nur wenige Sekunden später stiegen der Schnatz und die beiden Klatscher nach oben, verloren sich auf dem Spielfeld, ehe der Richter zeitgleich mit dem Spielpfiff den Quaffel nach oben warf. Marcus war sofort nach vorne gestürzt, doch ein anderer war schneller gewesen und hatte den roten Ball an sich genommen. Zu seiner Freude war es aber ein Mitglied seiner Mannschaft, welches nun einem Klatscher auswich, der sofort auf ihn gefeuert worden war. „Die Falmouth Falcons haben sich sofort den Ballbesitz gesichert – Jesse Wilkes rast zielsicher auf die Tore zu – weicht einem Klatscher aus und ah-“ – die Menge in der Kurve hinter Oliver Wood jubelte laut auf. „Der Mannschaftskapitän von Eintracht Pfützensee hat ihm den Quaffel aus dem Griff geschlagen. Da war Wilkes wohl etwas zu unvorsichtig, aber noch ist nichts verloren!“ Wilkes, ein junger, trainierter Mann mit langen schwarzen Haaren und silbernen Strähnen fluchte laut und flog ebenso wie Marcus und der andere Jäger dem Kapitän der gegnerischen Mannschaft hinterher. Ein brutal geschlagener Klatscher traf den Kapitän in den Rücken und Marcus schaffte es schließlich, sich den Quaffel zu nehmen. Sein Puls stieg erneut. Nun hat er die Chance, Oliver zu zeigen, wer der Bessere von ihnen war. Euphorisch schoss er auf der die gegnerischen Torringe zu. Er merkte, dass alle anderen Jäger ihm folgten und neben ihm einer von Eintracht Pfützensee auftauchte. Wilkes erschien etwas entfernt auf seiner anderen Seite und deutete ihm, den Ball an ihn zu passen, doch Marcus schien fast schon besessen, den Ball selber durch die Tore zu werfen. Das war ein Fehler wie sich herausstellte, denn nur wenige Sekunden später verlor er den Quaffel wieder als er einem Klatscher ausweichen musste und dadurch seine Deckung verlor. Wütend blitzte Wilkes ihn an und rauschte zurück auf die andere Seite des Spiels, während Marcus klar wurde, dass er dies hier nicht im Alleingang schaffen konnte. Seine Augen blitzten noch einmal zu Oliver Wood rüber, doch dieser beobachtete zu gebannt das Spiel um es zu merken. Als Marcus sich wieder umdrehte, kam Wilkes auch schon wieder mit dem Quaffel in der Hand zurück, passte zu dem anderen Jäger, welcher dann wiederum zu ihm zurück passte und Wilkes nun die ersten zehn Punkte des Spiels gewann. Marcus’ Lippen verzogen sich zu einem Grinsen, zum einen wegen dem Tor und zum anderen, weil er Oliver wütend fluchen sah. Das Spiel verlief weiter und schließlich stand es 30:20 für die Falken, als Marcus erneut die Möglichkeit bekam, ein Tor zu machen. Mit funkelndem Blick schwebte er auf das Tor zu, hatte sich insgeheim schon für den rechten Ring entschieden, tat aber so, als würde er auf den Linken zielen wollen. Er sah Oliver Woods verbissenen Gesichtsausdruck und grinste ihn schräg an. „Angeblich waren Oliver Wood und Neuling Marcus Flint bereits in ihrer Schulzeit Quidditchgegner und haben jeweils die Mannschaften von Gryffindor und Slytherin geführt. Jeder wird aus seiner Schulzeit noch wissen, dass Spiele zwischen diesen Häusern ganz besonders hitzig sind. Es wird also spannend werden!“, rief der Stadionsprecher begeistert und heizte die Menge so erneut ein. Marcus musste zugeben, dass er Kommentator seine Sache gut machte, doch ihm persönlich wäre es lieber gewesen, wenn er für einen Moment den Mund gehalten hätte. Er kam den Torringen immer näher und holte zum Wurf aus. Auch wenn alles so rasend schnell ging, war es für ihn, als würden diese Sekunden in Zeitlupe ablaufen. Der Ball flog auf den rechten Ring zu, doch Oliver schien im letzten Moment seine Finte gerochen zu haben und schaffte es gerade noch mit den Fingerspitzen den Ball abzuwerfen. „Nein!“, entfloh es Marcus keuchend und er ballte die Hand zu einer Faust, um seine Wut zu unterdrücken. „Das war eine wirklich kluge Idee von Marcus Flint, doch Oliver Wood scheint es doch noch geschafft zu haben! Ich sagte ja schon, das scheint zwischen den beiden noch spannend zu werden! – Wood passt an Mannschaftskapitän Morgan. Eine neue Chance für Eintracht Pfützensee einen Gleichstand zu erzielen!“ Die Spielminuten verfolgen und so verbissen Marcus es auch versuchte, er schaffte es nur einen Ball an Oliver Wood vorbei in die Torringe zu werfen. Am Ende stand es 60:80 für die Falken, als schließlich ihr Sucher vor dem von Eintracht Pfützensee den Schnatz fing und das Spiel somit beendete. Die Fans seiner Mannschaft jubelten und sangen Freudenlieder, während sie noch einmal siegreich über das Stadion kreisten und die Spieler der anderen Mannschaft sich zurückzogen. Marcus freute sich, dass sie gewonnen hatten, doch er hatte sein persönliches Ziel nicht erreicht und das stellte ihn überhaupt nicht zufrieden. Schließlich war er der Einzige, der noch unter der Dusche in der Umkleidekabine stand und sich an die kühlen Kacheln an der Wand lehnte. Seine Mannschaft wollte einen trinken gehen, doch er hatte gesagt, er wolle sich noch kurz etwas entspannen. Natürlich hatte er ihnen versprochen, später nachzukommen, immerhin war es sein erstes Spiel in der Profiliga und mit dieser Mannschaft gewesen und es wäre wohl nicht gerade fördernd für den Zusammenhalt, wenn er gerade bei dieser Feier fehlen würde. Er seufzte leise. Alles in ihm forderte nach einer Revanche, doch die würde er frühestens im Endspiel der Liga oder eben erst nächste Saison bekommen. Und das dauerte ihm entschieden zu lange. Da musst du die Dinge wohl oder übel selbst in die Hand nehmen, dachte er sich. TBC ... Kapitel 3: Die Abmachung ------------------------ Huhu, da bin ich mit einiger Verspätung wieder. Das Hochladen hab ich irgendwie... verpennt ^^" Kapitel 3: Die Abmachung Betrübt starrte Oliver auf die leeren Plätze der Tribüne, die gegenüber seinem eigenen Sitzplatz lagen. Im rechten Augenwinkel sah er die drei Ringe, die er bis vor einer Stunde noch selber bewacht hatte. Ein leises Seufzen entrann seiner Kehle. Er hätte heute besser sein müssen. Sechs Quaffel hatte er durchgelassen und da das Spiel vergleichsweise schnell innerhalb von 58 Minuten beendet gewesen war, war die Anzahl seiner Meinung nach entschieden zu hoch. Noch dazu hatte seine Mannschaft das Spiel verloren. Davon abgesehen, dass es für Oliver immer schwer war, eine Niederlage im Quidditch zu akzeptieren, traf es ihn dieses Mal besonders hart. Immerhin war unter seinen Gegnern auch Marcus Flint gewesen. Oliver fühlte sich jäh an seine Schulzeit erinnert und an das erdrückende Gefühl, wann immer Slytherin den Quidditchpokal gewonnen hatte. Mit enttäuschtem Ausdruck in seinen rehbraunen Augen starrte er in den Himmel. Ganz so als würden sich dort seine Gefühle widerspiegeln, war die Sonne grauen, schweren Wolken gewichen. Langsam schloss er seine Augen und legte sein Gesicht in seine Hände. Er wusste nicht, wie viele Minuten bereits vergangen waren, doch schließlich hörte er Schritte auf dem steinernen Boden auf sich zukommen. Als die Schritte verstummten und er aufsah, verdüsterte sich sein Blick. Ein junger Mann mit breiten Schultern und gehässigem Blick in den dunklen Augen schaute auf ihn hinab. „Flint“, stellte Oliver mit kühlem Ton fest und auf dem Gesicht seines Gegenübers bildete sich ein boshaftes Grinsen. „Was willst du?“ „Wood, du weißt doch, es erfreut mich, dich leiden zu sehen“, erwiderte Marcus Flint mit schleppender Stimme, die seinen irischen Akzent betonte, und versenkte seine Hände lässig in seine Hosentaschen. „Willst du mich nicht zum Sieg meines ersten Spiels beglückwünschen?“ Sein Grinsen nahm hämische Züge an. Olivers Augenbrauen zogen sich zusammen und ließen seinen Blick noch dunkler wirken. Er gab einen abfälligen Ton von sich und wandte seinen Blick abweisend in die andere Richtung. „Jaaah, eine Niederlage war schon immer schwer für den besonderen, großartigen Oliver Wood“, sagte Marcus gedehnt und Oliver hörte den höhnischen Unterton nur allzu deutlich heraus. Er spürte, wie die Wut in ihm hoch kochte und er hatte das plötzliche Verlangen, sich umzudrehen und dem anderen ein hübsches Veilchen zu verpassen – oder auch zwei. Doch er unterdrückte diesen Impuls. „Ah, du bist dir also zu fein um mit mir zu reden“, versuchte Marcus ihn erneut aus der Reserve zu locken. „Oder denkst du, ich hau dir gleich eine runter? Keine Angst, ich tu dir nichts!“ Marcus lachte laut auf, während Oliver vor Zorn bebte. „Aber ja, ich hab vergessen: Du hattest ja nie Angst vor mir. Wir sind uns ebenbürtig, nicht wahr?“, fuhr Marcus weiter in demselben grausamen Tonfall fort. „Nein, das Einzige, wovor der kleine Oliver immer schon Angst hatte, war ein Quidditchspiel zu verlieren!“ Bei diesen Worten flog bei Oliver eine Sicherung raus und er drehte sich um. Wütend stand er auf und griff Flints Kragen. „Halt dein Maul! Du weißt gar nichts über mich!“, keifte er und vertiefte seine Finger weiter in den rauen, kalten, schwarzen Stoff des Shirts. Doch Flint grinste immer noch. „Nach sieben Jahren Schulzeit sollte man sich schon kennen“, meinte er betont ruhig, knirschte aber mit den Zähnen. „Und jetzt lass mich los!“ Seine Hände griffen Olivers Handgelenke so fest, dass dieser dachte, sie würden brechen. Langsam senkte Marcus seine Hände und damit auch Olivers. „Verdammt, Flint, was willst du eigentlich?!“, platzte es aus Oliver, während sein Gesicht sich vor Schmerz verzog. Er hatte ganz vergessen, wie hart Marcus’ Griff sein konnte. Das Grinsen auf den Lippen des Schwarzhaarigen wurde derweil breiter und in den dunklen Augen glimmte eine Art Verlangen auf, die Oliver ein mulmiges Gefühl bescherte und gleichzeitig Hitze in ihm aufkommen ließ. Irgendwie kam Marcus Flint ihm in diesem Moment unheimlich anziehend vor. Oliver schluckte trocken, als Marcus sich ein wenig vorlehnte. „Eine Revanche“, zischte der Größere dem Schotten zu und Oliver zog seinen Kopf instinktiv zurück. Die Nähe zu dem anderen war nicht so anekelnd, wie er immer angenommen hatte. Ganz im Gegenteil, sie löste ein irres Magenflirren in ihm aus. Und gerade das war Oliver nicht geheuer. „Eine Revanche also?“, wiederholte Oliver. „Inwiefern?“ Marcus’ Mundwinkel hoben sich noch weiter, als er bemerkte, dass Oliver durchaus interessiert an seinem Angebot war. „Nun ja, ein Match. Nur zwischen uns beiden. Du als Hüter und ich als Jäger – ganz einfach“, erklärte er. Olivers Augenbrauen hoben sich skeptisch, doch sein Blick verriet, dass es für ihn ebenso verlangend war, einen privaten Kampf zu veranstalten, wie für Marcus. „Alles klar. Dann zählen für dich wohl die ganz normalen Punkte und für mich die Quaffel, die ich gehalten hab?“ „Natürlich“, erwiderte der Größere. „Also, wie sieht’s aus? Ich denke, im Spiel vorhin haben wir beide nicht wirklich gewonnen. Meine Mannschaft ist zwar Sieger, aber ich habe mein persönliches Ziel nicht erreicht. Nämlich, dich zu schlagen.“ „Das wirst du auch nicht“, sagte Oliver bissig. „Wir sehen uns also… sagen wir, übermorgen? Hier, im Stadion?“ Er sah, wie Marcus Flints Augen aufglühten. „Ja, sechzehn Uhr. Sei pünktlich, Wood“, sagte er. „Du wirst mich ja jetzt sicher entschuldigen, aber ich habe den Sieg meines Premierenspiels zu feiern.“ Gehässig blickte er zu dem Schotten hinab. „Schade, dass es kein persönlicher Sieg war, nicht?“, erwiderte Oliver mit zusammen gebissenen Zähnen. „Das wird übermorgen noch geschehen.“ Mit diesen überheblichen Worten ließ Marcus ihn wieder allein. „Das werden wir ja noch sehen“, sagte Oliver leise. Die Stimmung war merkwürdig ausgelassen, als Marcus den gemütlichen Pub betrat, in dem seine Mannschaft ihren Sieg feierte. Die sonst so düster und brutal, manchmal auch listig wirkenden Falken waren bereits angeheitert und dementsprechend laut und unbefangen, als sie Marcus entdeckten. Fröhlich machten sie Platz für ihn, riefen dem Wirt zu, Marcus ebenfalls ein großes Glas Feuerwhiskey zu bringen. Und so nahm Marcus zwischen einem breitschultrigen, großen Mann und Jesse Wilkes, seinem Jägerkollegen, Platz. Jesse lehnte lässig auf seinem Stuhl und wirkte nicht so betrunken wie Marcus’ anderer Sitznachbar, der Treiber in der Mannschaft war. Seine stechend grünen Augen blickten Marcus für einen Moment starr an, ehe er flüchtig zum Tisch blickte, als der Wirt Marcus sein Getränk brachte. „Na dann, Marcus, auf dein erstes Spiel mit unserem Team! Wir haben verdammt noch mal gesiegt!“, polterte ihr Mannschaftskapitän, welcher Marcus an dem runden Tisch schräg gegenüber saß. Er hob sein Glas und alle anderen taten es ihm gleich. Schließlich nahm Marcus einen großen Schluck. Der Whiskey war bitter und brannte im Hals, doch Marcus störte das nicht. Er war stärkere Getränke gewöhnt; immerhin waren er und sein bester Freund Adrian häufig aus gewesen und nicht selten betrunken heimgekehrt. Die Mitglieder der Falmouth Falcons verfielen wieder in ihre lauten, ausgelassenen Gespräche und Marcus spürte wieder Jesses Blick auf sich. „Ist was?“, fragte er den etwas Älteren leicht genervt. Jesse setzte ein süffisantes Grinsen auf. „Oh nein, es ist nichts. Ich frage mich nur, warum du dich so lange ’entspannen’ musstest. Hat es etwa mit diesem Schotten zu tun, der bei der Eintracht den Hüter spielt?“, sagte er in einem spitzen Ton und Marcus kam sich merkwürdig durchschaut vor. Marcus war bewusst, dass Jesse sehr klug war und manche hatten ihm schon erzählt, dass er gerne rumrätselte und mit seiner Beobachtungsgabe spielte. „Ja, allerdings. Was interessiert dich das?“, erwiderte Marcus eisig, was Jesse zum Auflachen brachte. Sein langes, schwarzes Haar fiel offen über seine Schultern und die silbernen Strähnen glänzten in dem gedämmten Licht des Pubs. „Mach dich nicht nass, Marcus. Es war nur nicht gerade unauffällig, wie sehr du versucht hast, ihn selber zu besiegen und wenn man eure Vorgeschichte kennt, dann durchschaut man schnell, dass die Rivalität zwischen euch noch immer brennt“, erklärte er ruhig, doch dann wurde sein Grinsen wieder breiter. „Oder ist da noch etwas anderes?“ Die grünen Augen sahen Marcus mit einem eindeutigen Blick an. Der Ire wusste, worauf der Ältere hinaus wollte und das machte ihn zornig. „Du spinnst. Vielleicht solltest du deine eigenen Fantasien für dich behalten“, zischte Marcus ihm zu und ballte die Hand zu einer Faust. „Ansonsten bescherst du mir eine nette blau-violette Umrandung für mein Auge? Nein, danke. Abgesehen davon… ich denke nicht, dass du mich körperlich überragst“, zischte Jesse ihm zu und für einen kurzen Moment blitzen seine Augen gefährlich auf. Dann lehnte er sich wieder zurück und nahm einen Schluck Feuerwhiskey. „Aber Marcus, wenn du denkst, dass es mich nichts angeht“, begann er grinsend, „dann sag es doch einfach.“ Er zog amüsiert die Augenbrauen hoch und strich sich eine Strähne aus dem Gesicht. „Gut, es geht dich nichts an, Jesse, egal wie sehr du deine Nase darein stecken willst“, erklärte er ihm und blickte bedrohlich auf den etwas kleineren Jäger runter. Jesse schmunzelte. „Wenn du das sagst“, schloss er langsam und hob sein Glas. „Dann lass uns wenigstens auf den Sieg anstoßen. Du freust dich doch, oder?“ „Natürlich“, erwiderte Marcus, zumindest halb wahrheitsgemäß und ließ sein Glas an Jesses stoßen, sodass sie leicht klirrten. Dann wandte der Ältere sich wieder ab, doch Marcus’ Blick blieb weiter an ihm hängen. Jesses Worte hatten ihn mehr gereizt, als er gezeigt hatte. Er wusste, dass er eine seltsame Begierde gegenüber Oliver hatte, die nichts mit Quidditch zu tun hatte. Er wollte ihm nah sein, nicht unbedingt nur auf dem Platz. Er fragte sich, wie Jesse das erkannt hatte, wo er sich doch jedes Mal hinter einer eisernen Maske versteckte. Derweil lag Oliver mit feuchter Kleidung auf seinem Bett und starrte an die Decke. Es hatte angefangen zu regnen, als er noch im Stadion gewesen war, doch zum Glück hatte er sich schnell genug nach Hause apparieren können, um nicht gänzlich nass zu werden. Die Regentropfen trommelten laut und stetig gegen das geschlossene Fenster, doch Oliver nahm das nur beiläufig wahr. Seine Gedanken kreisten nur um eins: Marcus Flint. Ein Spiel zwischen ihnen beiden, übermorgen – das würde beweisen, wer von ihnen der Bessere war. Eine Frage, der sie bereits nachgingen seit sie Mannschaftskapitäne von Gryffindor und Slytherin geworden waren. Allerdings hatte er sich selbst schon immer bestätigt gesehen. Marcus hatte doch meist eh nur durch Fouls gewonnen. Obwohl das eigentlich nicht stimmte. Marcus war ein exzellenter Flieger und ein guter Jäger, der eben nur den Hang hatte, mit Gewalt und List seinen Sieg durchzusetzen, wenn es so schneller und einfacher ging. Er hatte Slytherin also alle Ehre gemacht. Doch heute hatte er nicht so foulen können und trotzdem sehr gut gespielt. Oliver schreckte ein wenig auf. War er gerade wirklich dabei, Marcus Flint in Schutz zu nehmen? Und seit wann, war er für ihn gedanklich denn „Marcus“ und nicht mehr „Flint“? Es war Oliver noch nie so direkt aufgefallen, dass er gegenüber anderen zwar noch von „Flint“ redete, aber über „Marcus“ nachdachte. Eigentlich tat er das, seit er erfahren hatte, dass Marcus bei den Falmouth Falcons verpflichtet worden war. Irgendwie war ihm da aufgefallen, dass Quidditch ohne Marcus nicht dasselbe war. Mit dem Iren als Gegner war es noch spannender und energiegeladener. Marcus war der entscheidende Kick; sein Rivale, den es zu besiegen galt. Doch nie hatte er sich so viele Gedanken um ihn gemacht. Vielleicht hatte er ihn unbewusst als Gegner vermisst, seit er von Hogwarts abgegangen war. Doch das war nicht alles. Oliver erinnerte sich an die Situation vor weniger als einer Stunde, als Marcus Flint ihm für einen kurzen Moment so nah gewesen war, dass er dessen Atem auf seinem Gesicht gespürt hatte. Es war ein prickelndes Gefühl gewesen; so wie er es sonst immer nur gespürt hatte, wenn seine Freundin ihm nah gewesen war. Also ist es verdächtig lange her, dass du so was das letzte Mal gespürt hast…, dachte er sich. Wie kam es, dass es ausgerechnet Marcus Flint war, der diese Gefühle in ihm auslöste. Abgesehen davon, dass Marcus ebenso wie er ein Mann war, war er charakterlich sicher nicht die netteste Person, der man sich an den Hals werfen konnte. Er war brutal, intrigant, gemein… Man könnte eine Menge schlechter Eigenschaften aufzählen, wenn man den Iren beschreiben wollte. Allerdings musste Oliver zugeben, dass er Marcus eigentlich gar nicht wirklich kannte. Sie waren zwar sieben Jahre lang in einem Jahrgang gewesen, doch sie hatten außer Quidditch nie viel miteinander zu tun gehabt, zumal sie feindlichen Häusern angehört hatten. Er kannte Marcus also nicht so, wie Marcus’ bester Freund Adrian Pucey ihn kennen müsste. Aber auch vom Äußeren her, war Marcus selbst mit imaginären Brüsten nicht das, was er sich als Traum vorstellen würde. Er hatte schiefe Vorderzähne und grobe Gesichtszüge. Harry Potter hatte ihm mal gesagt, dass er Marcus bei seinem ersten Spiel mit einem Troll verglichen hatte und Oliver hatte gelacht. Jedoch hatte Marcus etwas an sich, dass anziehend schien. Nicht nur diese dunklen, schattig umrandeten Augen und der trainierte Körper – nein, irgendwas an seine Ausstrahlung ließ ihn attraktiv wirken. Vielleicht hatten die Zwillinge mit ihrem Scherz Recht gehabt und er stand wirklich auf Marcus Flint. Oliver spürte ein leichtes Ziehen in seinem Magen. Er wusste nicht, ob er sich darüber freuen sollte. Ganz davon abgesehen, dass er immer gedacht hatte, er würde sich ausschließlich für Mädchen interessieren (auch wenn die immer hinter Quidditch standen), musste es ausgerechnet ein Mann sein, von dem er sich nicht einmal sicher war, ob dieser wusste, was Liebe eigentlich war und wie man es buchstabierte. Er fand sich selbst etwas gemein, so über Marcus zu denken, aber er konnte sich nicht helfen. Hoffentlich würde es übermorgen nicht auffallen. Marcus würde sicher über ihn spotten und in einen Lachkrampf verfallen – oder er würde ihn in mehrere Stücke reißen. Er könnte meine Kleidung in Stücke reißen, schoss ihm ein Gedanke durch den Kopf und ließ ihn kurz darauf erröten. Oliver! Seufzend schlug er sich gegen die Stirn und drehte sich auf die rechte Seite. Er versuchte an etwas anderes zu denken und einzuschlafen, doch die ganze Nacht lag er wach und ein schwarzhaariger Ire verfolgte ihn in seinen Gedanken. TBC So, meine liebe Joey, ich hoffe, dir hat es wieder gefallen - und den anderen natürlich auch ^^ Ich hoffe, dass ich Kapitel 4 schneller hochlade xD Motte Kapitel 4: Revanche ------------------- Moin moin! Willkommen zum letzten Kapitel von "Beloved Rival". Ich wünsch euch viel Spaß beim Lesen ^^ Kapitel 4: Revanche Zwei Tage später war es genau so stürmisch und bedeckt, wie an jenem Abend ihrer Abmachung. Die Sonne kam nur schwer durch die düsteren Wolken und so war das Stadion schattig und kühl. Eine Totenstille empfing Oliver als er um 15:55 Uhr das Spielfeld betrat. Nur das Heulen und Rauschen des Windes durchtrat die Stille. Der junge Schotte sah sich um. Außer ihm war niemand auf dem grünen Grasfeld zu sehen und auch auf den steinernen Rängen konnte er niemanden erkennen. Sein Gegner schien also noch nicht hier zu sein. Fünf Minuten hatte er ja noch. Oliver seufzte. Mittlerweile war er sich nicht mehr sicher, ob es wirklich eine so gute Idee gewesen war, einem privaten Kampf zuzustimmen. Zwar war er nicht unsicher, dass er gewinnen könnte, aber wenn er doch verlieren sollte, würde Marcus Flint ihn sicher nicht nur mit Spott und Hohn überziehen. Sie hatten nicht wirklich um etwas gewettet und auch überhaupt nicht geklärt, ob etwas – außer der Tatsache, der Bessere zu sein – für den Sieger raus springen würde. Und doch hatte Oliver das merkwürdige Gefühl, dass Marcus ihn sicher leiden lassen würde, sollte er verlieren und Marcus gewinnen. Wenn allerdings Oliver gewinnen würde, dann stünde fest, dass er wirklich der bessere Spieler von ihnen beiden war – und Marcus würde ihm eventuell aus Wut alle Knochen brechen. Aber Knochen brechen war wahrscheinlich nicht halb so schlimm, wie Knochen nachwachsen zu lassen (Oliver erinnerte sich noch gut an Harrys Not im seinem 6. Schuljahr), doch er war sich sicher, dass Marcus nicht ganz so blöd war wie Gilderoy Lockhart. Erneut schaute er auf die Taschenuhr, die er in der Tasche seines Sommermantels deponiert hatte. Nun war es schon fünf Minuten nach Vier. Pah, und mich ermahnt der pünktlich zu sein!, dachte Oliver sich. Genervt drehte er sich um und lief ein paar Schritte im Kreis, um sich die Zeit zu vertreiben. Irgendwann hörte er aber schließlich damit auf, als er bemerkte, dass ihm davon leicht schwindelig wurde. Von Marcus Flint war allerdings immer noch nichts zu sehen. Oliver kam sich lächerlich vor. Was, wenn Marcus nur geblufft hatte und jetzt in einem bequemen Sessel saß und sich bei der Vorstellung eines wartenden Olivers mit seinen Freunden amüsierte? Gerade als Oliver den Entschluss gefasst hatte, dass er nicht länger warten und sich noch schrecklicher fühlen wollte, apparierte eine große Gestalt direkt vor seine Nase. „Du bist zu spät“, erklärte Oliver kühl und musterte Marcus’ dennoch grinsendes Gesicht. „Ich bin untröstlich, Wood“, erwiderte sein Gegenüber, klang aber keinesfalls bedauernd. „Frisch ist es hier. Der Wind. Aber wie ich sehe, bist du noch nicht erfroren.“ Oliver verzog das Gesicht. „Nein, auch wenn dir das sicher gefallen hätte, Flint!“ Das Grinsen des Iren wurde breiter, während er die Knöpfe seiner Jacke öffnete. „Bestimmt gibst du eine wunderbare Statue ab. Meine Großtante hat bald Geburtstag und wird so ein junges Gemüse im Garten freuen“, sagte Marcus bissig und schmiss seine Jacke achtlos auf den Rasen. Oliver schauderte. Die Vorstellung von einer betagten, tattrigen Dame mit schlechten Zähnen und Wollust auf junge Kerle bereitete ihm Übelkeit. Marcus sah den angewiderten Ausdruck auf den Zügen des anderes und lachte, was Oliver dazu brachte wieder aufzusehen. Der junge Ire trug einen schwarzen, leichten Pullover und eine schwarze Stoffhose. Genau überlegt hatte Oliver Marcus noch nie ohne Roben oder ähnliches gesehen, denn entweder hatte der ehemalige Slytherin seine Quidditch-Kleidung oder seine Schulrobe angehabt, wenn sie sich früher begegnet waren. Aber er konnte nicht leugnen, dass Marcus durchaus gut darin aussah. „Also gut, lass uns anfangen, Wood“, holte der Schwarzhaarige ihn wieder aus seinen abschweifenden Gedanken zurück. „Wie lange wollen wir spielen?“ „Hä?“ – Zugegeben, das war kein sonderlich intelligenter Laut. „Na, wir sollten eine Spielzeit festlegen, denkst du nicht? Ohne den Schnatz würde ein Spiel ewig gehen und da wir beide keine sonderlichen Sucherqualitäten haben und es uns ja auch nicht darum geht, sollten wir eine Zeit festlegen, nach der wir schauen, wer gewonnen hat.“ Oliver zog die Augenbrauen zusammen. Das klang… klug. Oh, er ist doch nicht so blöd, wie ich immer geglaubt hab. „Gut… hm, eine Stunde?“, schlug Oliver vor, ohne wirklich darüber nachzudenken. Marcus schüttelte den Kopf. „Ich würde sagen, zwei.“ „Ähm, okay…“, antwortete Oliver und klang dabei ein wenig irritiert. Erneut musste Marcus auflachen, doch diesmal klang es höhnischer als vorher. „Hast du Angst, du hältst das nicht durch, Wood?“, fragte er ihn und die dunklen Augen glimmten herausfordernd. „Träum weiter, Flint“, zischte Oliver zurück und knöpfte seinen Mantel langsam auf. Marcus beobachtete ihn dabei. „Brauchst du immer so lange?“, fragte er genervt und verschränkte seine Arme vor der Brust. „Oder willst du mich etwa verführen?“ Der Schotte stoppte in seiner Bewegung, den letzten Knopf durch die Öse zu drücken. „Was?“, entfuhr es ihm überrascht und er konnte nicht verhindern, dass heißes Blut in seine Wangen schoss und diese rötlich färbte. Verlegen senkte er seinen Blick, wollte das schadenfrohe Grinsen auf Marcus’ Gesicht gar nicht erst sehen. „Ganz sicher nicht“, sagte er schließlich mit gefasster Stimme und ließ seinen Mantel zu Boden gleiten, nachdem er auch den letzten Knopf geöffnet hatte. „Du solltest lernen, Spaß zu verstehen“, erwiderte Marcus spöttisch, während er seine Hände in seinen Hosentaschen vergrub. Wenn du „Ja“ gesagt hättest, hätte es mich sicher auch nicht gestört…, dachte er sich. „Ich verstehe durchaus Spaß, Flint. Nur so was macht man eher unter Freunden als unter Feinden“, sagte Oliver abweisend. „Verstehe“, erklärte Marcus lang gezogen und nickte, was Oliver argwöhnisch machte. „Du verführst also eher Leute wie diesen Weasley-Jungen… wie hieß er noch mal… der in unserem Jahrgang… äääh-“ „Percy“, nannte Oliver den Namen. „Und um Merlins Willen, das ist echt ein schlechter Scherz, Flint. Percy Weasley ist echt ein… na ja… ordentlicher, äh… in gewisser Weise netter Kerl, aber… echt. Sex mit so jemandem…“ „Da bekommt man Angst, dass er mittendrin anfängt einen mit seinen nervenden Reden zuzuschwafeln oder aufhört, weil ihm eingefallen ist, dass er noch Hausaufgaben und Referate erledigen muss, die natürlich wichtiger sind als jeder sexuelle Höhepunkt“, führte Marcus weiter aus und konnte sich ein Schmunzeln nicht verkneifen, als er sah, wie Olivers Mundwinkel sich unweigerlich nach oben bewegten. „Weißt du, Flint. Ich glaub, das ist das erste Mal, dass wir einer Meinung sind“, sagte der Kleinere erstaunt und erlaubte sich ein Lächeln, was Marcus ebenfalls in Versuchung brachte, zurückzulächeln. Doch zu seiner Zufriedenheit schaffte er es, eine grinsende, kühle Fassade aufrecht zu erhalten. „Scheint mir so. Ich konnte diesen schleimigen Typen noch nie leiden. Ich frag mich echt, wie bescheuert du wirklich sein musstest, um Jahre lang neben ihm sitzen zu können.“ Oliver lachte schelmisch. „Man konnte gut bei ihm abschreiben!“, begründete er seine Platzwahl im Unterricht. Marcus zog die Augenbrauen hoch. „Ah, okay. Nun… sollten wir nicht langsam mal anfangen?“, fragte er und erst jetzt fiel Oliver wieder ein, weswegen sie hier waren. Dass er sich gerade einigermaßen normal mit dem Marcus Flint unterhalten hatte, ohne sich anzufeinden, hatte ihn ein bisschen überfordert und aus der Bahn geworfen. „Klar!“, stimmte er schließlich zu und entfernte sich von dem hoch gewachsenen Iren, um seinen Besen vom Boden aufzuheben. Währenddessen hatte Marcus seinen Zauberstab gezückt und zielte auf die Plättchen, die sonst die Punkte während des Spielverlaufs anzeigten. Mit einem einfachen Schlenker verwandelte sich die linke Anzeige in eine große Sanduhr, die sich nun auf den Kopf drehte und den Sand nach unten rieseln ließ. „Zwei Stunden ab jetzt“, sagte er und griff ebenfalls nach seinem Besen. Oliver blickte zu der Sanduhr und musste zugeben, dass dies ein wirklich guter Einfall gewesen war. „Beeindruckt?“, fragte Marcus, der dem Blick der braunen Augen gefolgt war. Oliver drehte sich zu ihm. „Ein wenig.“ Ein schiefes Grinsen bildete sich auf Marcus Flints Gesicht, als er sich schließlich den Quaffel schnappte und sein Bein über den Besen schlang. Oliver erhob sich ebenfalls in die Höhe und flog auf die drei Ringe zu, die es ab jetzt zu bewachen galt. Kaum war er an seinem Ziel angekommen, sah er einen roten Ball auf sich zufliegen und riss im letzten Moment seinen Besen rum, um den Quaffel mit den Fingerspitzen abzuwehren und schließlich aufzufangen, bevor er auf den Boden fiel. Wütend sah er zu dem schwarzhaarigen Iren, welcher ihn nun hämisch angrinste. Ein Startsignal oder auch nur die leiseste Vorahnung wären nützlich gewesen. Doch Oliver schluckte jede Beschwerde runter und holte aus, um den Ball zu dem Jäger zurück zu werfen. Marcus fing ihn auf und drehte einen Kreis mit seinem Besen, bevor er sich erneut einen der drei Ringe aussuchte. Er täuschte vor, auf den Mittleren zu zielen, doch sein eigentliches Ziel war der linke Ring. Mit hoher Geschwindigkeit flog er auf die Tore zu und warf den Quaffel. Ein lautes Fluchen entfloh seinem Mund, als er zusehen musste, wie der Schotte seinen Wurf erneut auffing. Die nächsten vier Versuche gingen ebenfalls an Oliver, was den Schotten wieder zu besänftigen schien. Seine Zuversicht stieg, Marcus Flint zu besiegen. „Na, Flint, wie steht’s? Ich denke, ich habe einen eindeutigen Vorsprung!“, rief er seinem Gegner zu und sah erfreut, wie Marcus’ Gesicht sich verdüsterte und die Muskeln unter der groben Haut sich anspannten. „Freu dich nicht zu früh, Wood, noch sind die zwei Stunden nicht um!“, keifte Marcus zurück und fing den Ball auf, den Oliver ihm zuwarf. Doch auch kurz vor dem Ende der zweistündigen Spielzeit stand es immer noch nicht besser für Marcus. Sie hatten zwar eine Pause von einer halben Stunde eingelegt und manchmal mehr gestritten als gespielt (zwei Stunden lang nur einen Ball hin und her werfen, wäre ja auch langweilig), aber Marcus hatte seinen anfänglichen Rückstand nicht wettmachen können. Er hatte zwar auch Treffer landen können, doch Oliver hatte immer noch drei „Punkte“ mehr als er. Der Schotte grinste schon siegesfreudig, immerhin würden sie in zehn Minuten das Spiel beenden und er war sich sicher, dass er gewinnen würde. „Wood, hör auf so scheinheilig zu grinsen! Ich hab noch zehn Minuten, um dich zu schlagen!“, brüllte Marcus ihm zu und Aggressivität tönte aus seiner Stimme. Dem Iren passte es überhaupt nicht, dass er eventuell verlieren würde. Immerhin hatte er Oliver herausgefordert und es wäre wirklich beschämend, wenn er jetzt verlieren würde. Zornig griffen seine Finger in die Oberfläche des Quaffels, bevor er erneut – diesmal ziellos – auf die Ringe zuwarf. Doch erneut schaffte Oliver es, wenn auch knapp, einen Treffer für ihn zu verhindern. Jetzt war er wieder vier Punkte im Rückstand. „Ich seh’ schon, Flint, du gibst dir vollste Mühe!“, rief Wood zu ihm rüber und zeigte ein siegessicheres Grinsen. Das raubte Marcus schließlich den letzten Nerv und ließ seine angestaute Wut hoch kochen. Als Oliver ihm den Ball wieder zu warf, nutzte er den Schwung, holte sofort weit aus und warf hart zurück; so schnell, dass Oliver ihn nicht rechtzeitig kommen sah. Ein schmerzvoller Aufschrei signalisierte schließlich, dass Marcus getroffen hatte. Nicht die Ringe, aber dafür Oliver selbst. Sich die pochende, eindeutig schmerzende Stirn haltend, sank Oliver mitsamt seinen Besen zurück auf den mit Gras bewachsenen Boden. Marcus folgte ihm. „Verdammt, Flint, du mieses Schwein!“, rief der Schotte wütend und nahm die Hand von seiner Stirn, um instinktiv auf seine Handfläche zu schauen. Bluten tat er nicht, zum Glück. Marcus war währenddessen nur wenige Meter von ihm entfernt gelandet und schritt nun mit großen Schritten auf ihn zu. Sein Groll war unbändig. „Was sollte das?“, fragte Oliver ihn, als er merkte, wie der Ire auf ihn zukam. Doch anstatt zu antworten, streckte Marcus nur seine Arme aus, griff hart in den Kragen von Olivers Pullover und zog ihn grob näher. „Was ist dein Problem, verdammt?!“, zischte Oliver ihm zu, als sich ihre Gesichter so nah waren, dass sie den Atem des anderen auf ihrer Haut spüren konnten. „Kannst du nicht verlieren, Flint? Ich habe fair gewonnen. Ich habe dich nicht vom Besen geschmissen oder dir den Quaffel an den Kopf geworfen! Nein, ich habe aus Talent gewonnen. Aber du,… du kannst wohl nicht anders, oder? Das war schon immer so! Kurz bevor du verlierst, fängst du an zu foulen. Wirfst mir einen Quaffel an den Kopf und-“ Er brach ab, als ihm plötzlich etwas seine Lippen verdeckte. Es fühlte sich warm und weich an und bewegte sich leicht. Einen Moment dauerte es, bis ihm klar wurde, dass dieses „Etwas“ Marcus Flints Lippen waren. In seinem Magen schien sich ein riesiges Loch zu bilden, das alles in sich verschlang. Er war sich unsicher, wie er reagieren sollte. Eigentlich war das genau eins der Dinge, von denen er die letzten beiden Nächte geträumt hatte, doch in der Realität, die sich daraufhin in seinen Kopf gebildet hatte, war Marcus wütend geworden oder hatte ihn ausgelacht. Doch nun war er es, der ihn, Oliver, küsste. Entweder träumte er mit offenen Augen oder der Ire hatte dasselbe Verlangen nach ihm. Er spürte, wie sich die unverhofft weichen Lippen von seinen eigenen entfernten, doch bevor Marcus sich gänzlich von ihm lösen konnte, legte er eine Hand in den Nacken des anderen und zog ihn wieder zu sich. Er merkte an dem leichten Zucken von Marcus’ Lippen, dass dieser nicht damit gerechnet hatte, doch er dachte gar nicht weiter darüber nach, als er sich in einer festen, aber dennoch für den Iren merkwürdig zärtlichen Umarmung wieder fand. Letztendlich verlor er langsam das Gleichgewicht und fiel unsanft zu Boden. Marcus, den er mit sich gezogen hatte, stützte sich rechtzeitig mit seinen Armen rechts und links von Oliver ab, um mit seinem gesamten Körper auf ihn zu fallen. Dies führte dazu, dass ihre Gesichter wieder etwas voneinander entfernt waren und sie sich so in die Augen sehen konnten. Der Hass und die Wut in Marcus’ dunklen Augen war verschwunden, stattdessen war dort etwas zu erkennen, was Oliver bei ihm noch nie gesehen hatte: Zärtlichkeit, Überraschung und vor allem eine gewisse Unsicherheit. Oliver grinste, sodass sich Grübchen an seinen Mundwinkeln bildeten. In diesem Augenblick hörte er einen leisen Pfeifton, der ihm sagte, dass die Spielzeit nun um war. Langsam beugte er sich hoch und gab Marcus einen weiteren, kürzeren Kuss, den der Ire auch erwiderte. „Ich bin also definitiv der Bessere von uns“, sagte Oliver leise und nickte mit dem Kopf in Richtung der nun verschwindenden Sanduhr. Marcus ließ ein verächtliches Geräusch verlauten. „Lüg nicht so dreist“, erwiderte er flüsternd und beugte sich etwas weiter runter, sodass ihre Lippen sich beinah berührten. Oliver lachte gedämpft und schloss die letzte Distanz zwischen ihnen, um ihre Lippen zu einem erneuten Kuss zu vereinen. Der Kuss war leidenschaftlicher als zuvor. Oliver konnte sich nicht verhindern, zu schmunzeln, als er raue Hände über den Stoff seines Pullovers streichen spürte. Als sie sich wieder voneinander lösten, kam es Oliver fast schon wie eine Qual vor, so sehr hatte er sich innerhalb weniger Minuten an das Gefühl von Marcus’ Haut auf seiner gewöhnt. „Aber weißt du“, begann Oliver sanft und grinste erneut, „das hier könntest du wirklich häufiger machen!“ Marcus lächelte. Das erste Mal, dass Oliver ein Lächeln von ihm sah, das nicht hinterlistig oder boshaft wirkte, sondern ehrlich und in gewisser Weise sogar freundlich. „Nun sind wir ein zweites Mal einer Meinung.“ Erneut küssten sie sich kurz. „Jaaah, aber das nächste Mal brauchst du mich nicht am Kragen zu packen und fast zu würgen! Das tat echt weh!“, beschwerte Oliver sich spielerisch und blickte seinen ehemaligen Rivalen, seinen geliebten Rivalen, herausfordernd an. „Ach, halt doch die Klappe. Du stehst doch drauf!“, erwiderte Marcus schelmisch und versiegelte Olivers mit einem weiteren Kuss, bevor der Schotte etwas erwidern konnte. Es störte sie nicht, dass das grüne Gras unter ihnen noch leicht feucht war. Sie blieben einfach so liegen und genossen die neu gewonnen Zärtlichkeiten. Die Frage, wer nun der Bessere von ihnen sei, hatten sie nun das erste Mal seit vielen Jahren gänzlich vergessen. ~*~ So, ich hoffe, dir hat es gefallen, Joey ^^ Immerhin hab ich diese Fanfic dir geschenkt xD Ich weiß, dass ich die Romanze durchaus weiter und komplizierter hätte ausbauen können, aber es sollte ja eine Shortstory sein. Hoffentlich bist du zufrieden damit - und der Rest natürlich auch *lol* Bis zur nächsten Story, Motte Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)