Carrot and Stick von Reian (pausiert vorerst) ================================================================================ Kapitel 1: 1 ------------ Ich wollte mal was Anderes ausprobieren, etwas, was nicht ganz so ernst und dramatisch ist und vielleicht auch ein bisschen länger wird. Aber wie gesagt, es ist ein erster Versuch und deswegen noch nicht besonders toll, ich hoffe aber, dass ich mich mit der Zeit steigern kann. Deshalb würde es mich auch sehr freuen, wenn ihr mir vielleicht den ein oder anderen Kommentar mit Verbesserungsvorschlägen hinterlassen würdet, damit ich weiß, was ich verbessern muss. Die Geschichte wird vorläufig erst mal nur aus Reitas und Rukis Perspektive erzählt, ich überlege, auch die später auftauchenden Charaktere selber erzählen zu lassen, aber ich muss mal schauen, ob das dann nicht zu chaotisch wird. Ansonsten gilt das Übliche: Reita und Ruki (und alles, was in den folgenden Kapiteln noch kommt, gehört nicht mir und die Handlung ist von vorne bis hinten meinem Siebhirn entsprungen. Wann ein neues Kapitel kommt, kann ich noch nicht sagen, das hängt davon ab, wie viel Zeit mir die Schule zum Schreiben lässt. Und jetzt, Vorhang auf...! *tataaa* -------------------------------------------------------------------------------- Reita: „Reitaaaa, auf-waaa-cheeen!“ Sofort setze ich mich im Bett auf und werfe einen möglichst bösen Blick in Richtung Tür. Was will dieser Verrückte eigentlich? Ich bin doch schon längst wach! Er soll doch bitte in Zukunft erst die Augen und dann den Mund aufmachen. Aber mein lieber Bruder möchte, wie er in etwa jede halbe Stunde betont, später einmal- Wenn er groß ist? Dann kann er lange warten!- Sänger in einer Rockband werden und muss deswegen ständig seine Stimmbänder trainieren. Bevorzugt an mir. Dabei wollte ich doch bloß vor dem Aufstehen noch ein bisschen relaxen und naja, abwarten, bis klein-Reita sich wieder in einer senkrechten Position befindet. Hab nämlich keine Lust, mir deswegen schon wieder Rukis dumme Sprüche anhören zu müssen. Wenn ich nicht von frühkindlichen und überaus traumatischen Badesessions mit ihm gemeinsam (damals waren wir noch kleiner bzw. jünger- klein ist Ruki ja immer noch) mit Sicherhheit wüsste, dass ihm zwischen den Beinchen nichts fehlt, würde ich es echt nicht glauben. „Auf-steee-heeen!“ Ruki steht mittlerweile breitbeinig im Türrahmen, die Arme in die Seiten gestemmt und versucht krampfhaft, wie ein Ausbilder beim Militär zu wirken, was leider völlig misslingt und ich kann mir bei seinem Anblick ein Lachen nur schwer verkneifen. Ich hab ja eine Theorie in Bezug auf Ruki: Er versucht, seine geringe Körpergröße mit dem Geschrei zu kompensieren. Aber ich weiß schon, wie ich mich wehren kann: Ein kurzes „Hau ab, du Zwerg!“ und schwupps- ist er verschwunden. Langsam schäle ich mich aus dem Gewühl der Bettdecke. Zumindest ein Gutes hat die morgendliche Streiterei mit meinem jüngeren Bruder: Klein-Reita hat sich mittlerweile auch wieder eingekriegt und ich kann gefahrlos Frühstücken gehen. Ruki: Was bildet dieser Kerl sich eigentlich ein? Nur weil er ein bisschen größer und ein bisschen älter ist als ich gibt ihm das noch lange nicht das Recht, mich jeden Morgen zu beleidigen. Ich könnte mir wirklich auch was Besseres vorstellen, als ihn jeden Tag aus dem Bett zu trommeln und dabei Bekanntschaft mit seiner üblichen Morgenlatte zu machen. Vermutlich macht er das auch noch absichtlich um mir zu zeigen, wie wahnsinnig potent er ist. Als ob mir die Geschichten von seinen endlosen Weiberbekanntschaften nicht schon reichen würden, die er mir tagtäglich unter die Nase reibt. Aber zumindest das dürfte ja jetzt ein Ende haben, schließlich werden wir ab heute ein Internat besuchen, ein reines Jungsinternat. Reita hat sich natürlich sofort dagegen gesträubt von wegen „Jugendknast“ und „Beraubung seiner Freiheitsrechte“. Wenn er sich nur wieder wichtig machen kann. Dass es ein reines Jungsinternat ist, haben wir ihm wohlweißlich verschwiegen, das hätte der Gute wohl am allerwenigsten verkraftet. Aber ich kann meine Mutter ja verstehen, dass sie nicht immer den ganzen Tag zu Hause sitzen und hinter uns herräumen möchte. Nach der Scheidung von unserem Vater hat sie es zwar nicht unbedingt nötig, wieder zu arbeiten, aber ich glaube, sie braucht einfach wieder ein eigenes Leben und da kam ihr das Angebot einer Freundin, in deren Boutique als Verkäuferin anzufangen wohl gerade Recht. Und mir ist diese Internatssache eh relativ egal. Wird wohl kaum besonders anders sein als die Schule, die Reita und ich bisher besucht haben. Überall dieselben präpubertären Idioten, die nichts anderes als Sex und Saufen im Kopf haben. Ich weiß wirklich nicht, warum Reita sich so anstellt, wie ich ihn kenne, wird er sich dort schnell einleben. Und ich werde wieder sein kleiner seltsamer Bruder sein, mit dem keiner was zu tun haben will. Keine große Umstellung, auch für mich nicht. Reita: Meine Mutter und mein Bruder sitzen schon am Tisch, als ich in die Küche komme. Beide werfen mir überaus böse Blicke zu, meine Mutter vermutlich wegen meiner Verspätung und Ruki, naja, das dürfte klar sein. Dabei hätte ich vielmehr das Recht dazu, schlecht gelaunt zu sein, schließlich werde ich gegen meinen Willen in dieses Internat gesteckt. Vierundzwanzig Stunden am Tag im gleichen Haus mit lauter Kleinkindern, Spinnern und Strebern. Welche Freude! Und bei meinem Glück bekommen Ruki und ich auch noch ein Doppelzimmer. Ich seh schon so ne alte Tante vor mir die irgendwas säuselt von wegen: „Du möchtest dir doch sicher gerne ein Zimmer mit deinem Bruder teilen...?“ Nein, gute Frau, ich möchte mir ein Zimmer mit einer richtig geilen Schnitte teilen. Das will ich. Am besten auch noch ein Doppelbett. Das wärs. Dann könnten wir über die Internatssache noch mal reden. Nene, schon klar, dass das etwas unrealistisch ist, aber man darf doch wohl noch hoffen? „Beeil dich mal mit Essen, Reita. Ihr müsst euren Zug erwischen.“ Logisch, dass meine Mutter schon wieder rumstressen muss, aber ich mach lieber mal hin, noch mehr Rumgeschrei an diesem Morgen pack ich einfach nicht. Und so sitze ich auch wenig später mit meiner Mutter und Ruki in unserem bis unters Dach mit Koffern und Taschen vollgestopften Auto, die Käsesemmel immer noch in der Hand haltend. Ruki darf natürlich vorne sitzen. „Weil ich ja soo klein bin und sonst seh ich schließlich nix.“ Jaja, der nimmts auch immer, wies ihm gerade passt. Mein Argument, dass die Kleinen aber normalerweise hinten sitzen müssen, hat er deswegen auch gar nicht weiter beachtet. Die restliche Fahrt über schweige ich und nein, nicht, weil ich schmolle, sondern weil Ruki, dieser Schleimer unsere Mutter permanent damit zutextet, wie toll diese Internatssache doch werden wird. Das glaubt er doch wohl selber nicht. Ruki: Ich merke genau, wie Mutter immer stiller wird, sie mischt sich noch nicht einmal mehr ein, als Reita und ich eine unserer üblichen kleinen Meinungsverschiedenheiten haben. Und während sie konzentriert gerade aus starrt, scheint es mir so, als würde ihr eine kleine Träne über die Wange laufen. Ich glaube, der Abschied von uns nimmt sie doch mehr mit, als sie uns gegenüber zugeben würde. Klar, wir haben sie in der letzten Zeit ziemlich genervt, unsere Streitereien, die Unordentlichkeit in unseren Zimmern, die nicht vorhandene Hilfsbereitschaft im Haushalt und all das, aber sie liebt uns und wir lieben sie, auch wenn wir uns das gegenseitig nicht immer zeigen. Also erzähle ich ihr, wie sehr ich mich auf die neue Schule und die neuen Leute freue, die ich dort kennenlernen werde. Auf neue Bekanntschaften, neue Erfahrungen und einen weiteren Schritt in die Selbstständigkeit. Natürlich bemerke ich Reitas hochgezogene Augenbraue und vermutlich würde er mir gerne ein paar Nettigkeiten an den Kopf werfen, weil er, unsensibel, wie er nun mal ist, wieder überhaupt nichts versteht, aber ich werfe ihm einen warnenden Blick zu. Und zumindest das versteht er. Mutter erscheint mir ein bisschen gelöster, sie lacht sogar kurz. „Ich bin froh, dass zumindest du dich auf die neue Schule freust“, sagt sie und wuschelt mir, als wir gerade an einer Ampel halten müssen, durch die Haare. Und an Reita gewandt fügt sie hinzu: „Glaub ja nicht, dass ich dich nicht mehr bei mir haben möchte, das stimmt nämlich nicht. Eigentlich solltest du das auch wissen. Aber dieser Job ist eine einmalige Chance für mich, mal wieder ein bisschen rauszukommen. Ich war jetzt siebzehn Jahre lang nur zu Hause und jetzt möchte ich noch etwas Neues ausprobieren, bevor ich endgültig zu alt dafür bin. Ich kann sowieso froh sein, dass Ai diesen Laden hat, sonst hätte ich vermutlich eh keinen Job gefunden...“ „Ist ja schon gut“, erklingt Reitas brummelnde Stimme von hinten. „Ich versteh dich ja und es ist okay. Wirklich. Ist ja nur für zwei Jahre.“ Ich kann mir ein Grinsen nicht verkneifen. Er hats begriffen, spät zwar, aber immerhin. Reita: Oh man, das ist wieder typisch Ruki. Dieser selbstgerechte Blick, den er mir zuwirft, als wollte er sagen: „Na endlich hast dus auch geschnallt, du Schnarchnase.“ Braucht sich gar nicht so aufspielen. Natürlich weiß ich, was Mutter dieser Job bedeutet und ich gönne es ihr ja auch. Aber das heißt doch noch lange nicht, dass ich vor Freude über die Aussicht, künftig ein Internat zu besuchen, gleich an die Decke springen muss, oder? Und vermutlich haben Ruki und ich es auch nicht anders verdient. Wären wir etwas selbstständiger, verlässlicher und verantwortungsbewusster, hätte sie uns wahrscheinlich weiterhin zu Hause zur Schule gehen lassen, aber wir beide würden es nie schaffen, den Haushalt für drei Personen zu schmeißen. Putzen, Wäsche machen, Kochen und all das sind Tätigkeiten, die wir nur vom Hörensagen kennen. Wir sind ja schon damit überfordert, auch nur eine Tiefkühlpizza warm zu machen, ohne dass es im absoluten Chaos, sprich, einem vollkommen versauten Ofen, endet. Und dass Mutter, wenn sie am Abend aus der Arbeit kommt, keine Lust mehr hat, unseren Saustall zu beseitigen, ist irgendwo auch verständlich. Na gut, verdammt noch mal! Das mit dem Internat wird toll! Toll! Toll! Toll! Warum nur säuselt da eine leise Stimme in meinem Unterbewusstsein: „Mach dir doch nichts vor, Reita. Es wird nie so sein wie zu Hause...“? Nach einer langen Fahrt durch das allmorgendliche Verkehrschaos erreichen wir endlich den Bahnhof und eine weitere Viertelstunde später steht das Auto auch auf einem Parkplatz. Unser Gepäck steht jeweils schon neben uns, fein aufgetürmt, auf einem Gepäckwagen. Jetzt ist Abschied sagen angesagt. Ruki hängt schon an Mutters Hals. Irgendwie sieht er aus, wie ein Baby. Oder ein Affe. Auf jeden Fall etwas sehr Anhängliches. Ruki: Ich gebe Mutter noch einen Abschiedskuss auf die Wange, dann ist Reita an der Reihe, sich zu verabschieden. Er steht dran wie bestellt und nicht abgeholt, die Hände in den Hosentaschen und ein beinahe gleichgültiger Ausdruck im Gesicht. Ein Außenstehender könnte jetzt denken, dass Reita der Abschied von unserer Mutter, schlicht ausgedrückt, am Allerwertesten vorbeigeht, aber das stimmt nicht. Reita tut sich nur schwer damit, Gefühle zu zeigen. Er war schon immer der Coole, Kontrollierte von uns beiden. Mutter schenkt ihm ein leichtes Lächeln, dann ist sie mit einem Schritt bei ihm und schließt ihn in ihre Arme, drückt ihn an sich. Langsam, ganz langsam, legt auch Reita seine Arme um ihren Hals. Sie scheinen etwas zu reden, denn ich sehe, wie sich ihre Lippen bewegen, aber ich verstehe kein Wort. Nach einer Weile lösen sie sich voneinander und Mutter kriegt auch von Reita noch einen zarten, verschämten Kuss auf die Wange gehaucht. Er wird ein bisschen rot im Gesicht und ich bemühe mich, das Grinsen aus meinem Gesicht zu vertreiben, bevor Reita es sieht. Er reagiert bei sowas immer sehr empfindlich und ich habe keine Lust, den ersten Tag an der neue Schule im Rollstuhl zu beginnen. Ich winke Mutter noch einmal zu bevor sie wieder ins Auto steigt, dann schnappe ich mir meinen Gepäckwagen und schiebe ihn Richtung Eingang. Reita folgt mir. „Jetzt geht es also wirklich los“, höre ich ihn hinter mir murmeln. Ja, jetzt geht es wirklich los. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)