Stolen Love von TayaTheStrange ================================================================================ Kapitel 14: As red as... ------------------------ So rot wie... *KangTas Sicht* Dadurch dass Shin das Wort Freunde leiser aussprach als die anderen, fasste KangTa es etwas intensiver auf. Es ließ ihn ganz sicher werden. Und drängte ihn noch weiter von seinem Weg ab, das Phantom zu fassen. Lächelnd wischte er sich über die Augen und ließ Shin dann los. "Also dann, bis bald...hoffe ich." Damit winkte er seinem Freund zu und machte sich auf den Weg zum Revier. Jetzt konnte er sich wieder seiner Arbeit stellen. Er konnte nur noch nicken, als KangTa sich dann wieder von ihm löste und sich verabschiedete, auf ein 'bis bald'. Nachdenklich blickte Shin ihm noch nach und er konnte nur das Beste hoffen. So machte auch er sich wieder auf den Weg, da er noch einiges an Arbeit vor sich hatte, in die er sich auch gleich wieder stürzen wollte. Nur erstmal nicht zu viel über andere Dinge nachdenken müssen... KangTa hatte von Anfang an, seit sie sich trafen, schon seine Gedanken gefangen. Und Shin fing immer mehr KangTas Gedanken. Da konnte er nur hoffen, sich nicht zu weit darin zu verstricken. Doch dass Shin ihn schon längst gefangen hatte...das Phantom ihm schon längst alles genommen hatte, selbst seinen Atem, wusste er noch nicht. Recht erleichtert durch dieses Gespräch löste sich seine Verwirrung auch langsam auf und er konnte sich wieder an die Arbeit machen. KangTa spürte etwas neuen Elan in sich. Da es in den nächsten zwei Tagen keine besonderen oder dramatischen Vorkommnisse gab und die Welt endlich mal in Ordnung zu sein schien. Nur sollte dieser Schein bald schon wieder überschattet werden und den Eindruck seiner heilen Welt zu nichte machen. Die nächsten Tage verließ Shin seine Wohnung eher selten und er machte seine Arbeit von zu Hause aus. Er hatte ein seltsames Gefühl, dass doch noch etwas geschehen könnte, würde er länger draußen herum laufen, auch wenn das sicher nur... Wahnvorstellungen waren. Doch besser übervorsichtig als fahrlässig. Dachte sich zumindest Shin. So mied er es zwar bewusst KangTa zu begegnen, was ihn womöglich verdächtig machen könnte, aber anderer Seits wusste KangTa, dass seine Arbeit auch viel Zeit in Anspruch nehmen konnte. So viele Gedanken... Shin dachte an so viel. Viel mehr, als es für gewöhnlich der Fall war. Und... KangTa trieb ihn dazu. Dabei war es Shin selbst. Nie zuvor ließ er einen Menschen so an sich heran und dann noch einen Polizisten... Aber Shin konnte das Blatt drehen und wenden wie er wollte, er kam von ihm nicht los. Er wollte nicht von ihm los. Wenn er Schönheit gefunden hatte, ließ er sie nicht mehr gehen... Es war Donnerstagmorgen als die Nachricht kam. "Ein Notfall, ein Mädchen steht auf dem Dach eines Hochhauses! Sie will springen und die Feuerwehr, wie die Polizei kommen von unten nicht in ihre Nähe. Man kann kein Fangnetz aufspannen, aber die haben Angst, wenn sie ihr zu nah kommen, dass sie dann erst recht springt. Sie brauchen Verstärkung!" KangTas Augen weiteten sich, als er dies hörte. Ein Mädchen...Selbstmord...?! Er schluckte. Wie sollte er da helfen?! Doch ehe er sich versah, lief er schon die Treppen dieses Hochhauses hinauf und landete auf dem Dach.... Ungefähr 6 Meter vor ihm, schon am Rand stehend, das Mädchen. Höchstens 16 Jahre alt war sie...der Rock ihrer Schuluniform wehte hin und her...sie sah traurig aus, wie sie dort stand. KangTa stand da...stumm...überlegte, was er sagen sollte. Warum dachten all diese Leute da unten nur, dass er das regeln könnte? Doch eigentlich legten sie nur die Verantwortung in seine Hände, in die Hände eines Menschen, der nicht mal sein eigenes Leben im Griff hatte. "...Warum willst du einfach gehen?" Doch nur zu Hause zu sitzen, war nichts für Shin. Er musste hinaus und frei sein. In seiner Wohnung hatte er sich fast selbst zum Gefangenen gemacht. So ließ er sich am Donnerstag wieder im Büro blicken. Dort erfuhr er dann von dem Mädchen auf dem Dach eines Hochhauses, aber einer von Shins Kollegen wurde bereits hingeschickt, wodurch Shin wieder die langweiligen Stories abbekam. Aber wenn er wüsste, dass KangTa bei diesem Mädchen war, würde auch Shin dort hinfahren. Doch war ihm dies nicht bekannt und so hing er sich dadurch in seine eigene Arbeit. Die dann wohl doch viel weniger abverlangte und Shin trug nur die Verantwortung für sich selbst. Nervös blickte er auf den Rücken dieses Mädchens. Sie gab ihm keine Antwort. Es waren schon Experten hier oben gewesen, doch sie hatte allen keine Antwort gegeben. Nun würde wohl auch KangTa keine bekommen. Vielleicht sollte er auch einfach auf sie zu rennen und versuchen, sie festzuhalten. Doch das Risiko war viel zu groß. "Weil ich das will ...Warum wollt ihr mir das verbieten?! Ich will selbst über mein Leben entscheiden! Könnt ihr mich nicht einfach alle in Ruhe lassen???!!!" Verweint und verzweifelt erklang ihre Stimme. Er schluckte. Was meinte sie wohl...was für Probleme hatte sie, dass sie das hier tun wollte? "Ich...will dir nichts verbieten. Das kann ich doch auch gar nicht. Ich bin doch nicht dein Vater...oder irgendetwas in der Art...aber wenn du allein über dein Leben entscheiden willst, musst du doch erstmal eins haben. Wenn du hier Schluss machst, dann zeigst du niemandem, dass du etwas allein entscheiden kannst." Schweigen. Sie sagte nichts mehr. Die Atmosphäre war angespannt. Ihr Fuß rückte ein Stück nach...hinten. Sie drehte ihren Kopf halb zu KangTa. "Wem soll ich das denn zeigen...sieht doch sowieso niemand hin. Ich kann auch...verschwinden...das wird auch keiner merken." Das waren harte Worte. KangTa beobachtete sie. Eigentlich zeigte ihre Haltung, dass sie lieber weiter leben wollte...redete sie sich nur ein, dass sie sterben wollte? Er musste etwas tun...noch länger hier schweigend zu stehen, würde nur verzögern, aber nichts bringen. Einige vorsichtige Schritte näherte er sich ihr. Er streckte die Hand aus. "Bitte...ich bitte dich, erspar mir, dir hinterher zu springen. Weißt du...zumindest ich werde es merken. Denn ich werde genau sehen, wie du springst...und das werde ich niemals vergessen...ich werde vom heutigen Tage immer an dich denken, ob du springst oder nicht. Aber ich hätte lieber eine...schöne Erinnerung von dir." Mit einem Schlag schien sich die Spannung in der Luft zu verändern. Sie verschwand nicht ganz...aber sie war nicht mehr so stark. Das Mädchen drehte sich noch weiter um. KangTa kannte noch nicht mal ihren Namen. Doch nun zeigte sie ihr Gesicht. Ihre schwarzen Haare wehten um es herum, rahmten es sanft ein. Sie sah wirklich sehr schön aus. Doch die weinte, sah ihn fragend an. KangTa begann zu lächeln. Er konnte nur lächeln. Auch wenn es noch nicht geschafft war, legte sich schon jetzt Erleichterung auf ihn. Weiter ging er auf sie zu und streckte die Hand aus. "Wie heißt du?" "L-Linnya...ja, das ist mein Name." "Linnya...das werde ich mir merken. Willst du jetzt herkommen und weiterleben?" "J-ja...wenn du an mich denkst." "Das werde ich..." Zitternd setzte sie den ersten Fuß auf das Geländer, über das sie geklettert war, um zu springen. KangTa kam näher. Sie ließ eine Hand los, um die seine zu greifen, im selben Zug stemmte sie sich hoch. Und dann geschah...es... Sie rutschte ab, verlor nur eine winzige Sekunde den Halt und...wurde von einem starken Windstoß zurückgeworfen. Für KangTa war dieser Moment so irreal, als hätte es ihn gar nicht geben können. Seine Augen weiteten sich, Stille trat ein. Er hörte nur ihren lang gezogenen Schrei, sah sie fallen. "Nein!!" Er griff nach hier, versuchte sie zu erfassen. Doch im nächsten Moment fiel sie wie ein Stein zu Boden. Eine Ewigkeit lang sah er sie fallen..... Dann nur noch Blut. Dazwischen die schwarzen Haare. Nachdem er alles zusammen hatte, was er brauchte, kehrte Shin ins Büro zurück, wo er sich an seinen Schreibtisch setzte, um die Berichte dort zu schreiben. Doch lief nebenbei immer ein Radio und so waren auch die Nachrichten zu hören, die ständig über das Mädchen auf dem Hochhaus sprachen und nun aber die tragische Nachricht, dass das Mädchen gesprungen sei. Ohne, dass es verhindert werden konnte. Shin hob den Kopf, blickte vom Monitor auf, als diese Nachricht durch die Räume ging. Was treibt ein junges Mädchen nur zu so etwas? Und warum passieren, ja, immer wieder solche Dinge? Shin konnte es nicht verstehen. Vielleicht aber auch nur deswegen, weil er sich sein... Leben selbst erfüllte... und es erfüllen konnte... Als die Kollegen, die weiter weg auf dem Dach gestanden und die Szene beobachtet hatten, auf ihn zukamen, stand KangTa immer noch da und starrte nach unten. Starrte in die Luft und auf das Blut, das sich auf dem Boden verteilte. Streckte die Hand aus, als könnte er sie noch halten. Nur mit gutem Zureden schafften es seine Kollegen, ihn endlich von diesem Dach zu bekommen. Er sah nicht hin, als er an dem Blut vorbeikam. Kunahm Choi, sein Kollege, mit dem er sich am besten verstand, brachte ihn nach hause. Er sah zumindest etwas, wie fertig KangTa das machte. Doch KangTa wollte jetzt nicht weinerlich wirken. Er wollte auch nicht, dass Kunahm bei ihm blieb. Dieser hatte noch so viel anderes zu tun. Er konnte das auch allein... Was war schon dabei? Was war schon dabei...dass er...sie nicht hatte...retten können.... Dass er einfach nur dagestanden und...sie fallen gelassen hatte... Er versuchte sich einen Tee zu machen, doch er scheiterte. Je mehr er versuchte, nicht daran zu denken, desto mehr drängte sich das ganze Blut und ihr Gesicht in seinen Kopf. Er hielt es nicht aus, allein zu sein. Er brauchte jetzt jemanden...er brauchte Shin! Unsicher nahm er sein Handy und rief diesen an. //Oh bitte...geh ran...// Auch einige Kollegen schüttelten den Kopf, voller Unverständnis und Erschütterung. Wiederum andere mussten an ihre Töchter denken. Was so eine Sache alles auslösen konnte... Shin holte sich einen Kaffee, schrieb den letzten Bericht fertig und reichte ihn ein. Kaum, dass er wieder an seinem Tisch war und seine Sachen zusammen packte, klingelte sein Handy. Es lag auf dem Tisch neben dem Laptop und Shin musste nur abnehmen. Doch zögerte er kurz, da... es KangTas Name war, der auf dem Display angezeigt wurde. Shin ließ es dreimal klingeln, dann reichte es ihm aber selbst und er ging ran. Ohne zu wissen, was ihn erwarten würde, eröffnete er mit einem schlichten "Ja?!" KangTa wusste im ersten Moment gar nicht, was er Shin nun sagen sollte. Doch er wollte, dass dieser kam. Mit stotternder Stimme brabbelte er in den Hörer. "H-hallo Shin...ich...ich wollte dich fr-fragen ob du...vielleicht zu mir nach hause...kommen k-könntest? ...Bitte...bitte komm...." Nun lag in seiner Stimme Verzweiflung und Flehen. KangTa saß an seinem Küchentisch und hielt sich krampfhaft daran fest. "Bitte Shin...." Erst ein Schweigen. Shin lauschte aufmerksam in den Hörer, aber dann kam dieses... innige Bitten, so verzweifelt. Shin musste sich setzen. Doch hätte auch ein einziges Wort gereicht, damit er zu KangTa kommen würde. "Natürlich! Ich mach mich sofort auf den Weg!" Versprach er KangTa unverzögert und... legte, wenn auch ungern, auf. Aber Shin packte sofort seine restlichen Sachen zusammen und verließ die Agentur. Er war ohnehin fertig für heute. Doch musste er sich fragen, was passiert sein konnte, dass KangTa... so fertig schien. Wieder einmal... Auf dem schnellsten Weg begab er sich zu diesem, wodurch Shin, keine 20 Minuten später, vor KangTas Tür stand und klingelte. Sehr ungeduldig und nervös. Er hatte Angst davor, KangTa zu sehen. Ja, Angst. Denn wenn dieser genauso... fertig aussah, wie er sich anhörte... Aber Shin würde für ihn da sein. Das hatte er versprochen und leere Worten waren es nicht. Ihm blieb nicht mal die Zeit für ein 'Danke'. Schon hatte Shin aufgelegt. Mit dem Versprechen, auf dem Weg zu ihm zu sein. KangTa atmete durch. Das war zu schön, um wahr zu sein. Er brauchte Shin und dieser kam, ohne Wenn und Aber. Ja, Shin war ein wahrer Freund. Und als endlich das Klingeln an seiner Tür ertönte, öffnete KangTa, mit dem Wissen, dass er sich sicher besser fühlen würde, wenn er Shin erstmal sah. "Hallo Shin...komm rein." Er rang sich ein kleines Lächeln ab, schloss die Tür wieder und führte Shin in seine kleine Küche. Vielleicht müsste er es Shin nicht mal erzählen... das, was ihn so fertig machte. Würde es nicht einfach nur reichen, wenn Shin bei ihm war? Doch schnell zeigte sich KangTa, dass es nicht nur dieses Erlebnis war, das ihn so niederstreckte. "W-willst du einen Tee?" Fragte er leise und nahm eine Tasse aus dem Schrank um sie zum Tisch zu bringen. Auf dem Weg dorthin begann seine Hand wieder stärker zu zittern...die Tasse war rot...genauso rot...wie... Im nächsten Moment zerbrach sie in Tausend Stücke. KangTa hatte sie fallen gelassen. Durcheinander hockte er sich hin und wollte die Scherben aufsammeln. "Ah! Mist...ich bin so...ein Tollpatsch...autsch!" Mit fahrigen Händen fasste er an die Scherben und schnitt sich dabei. Endgültig verlor er die Fassung. Stumme Tränen tropften auf seine Hand mit dem blutenden Finger. Als die Tür aufging und KangTa vor ihm stand, der kläglich versuchte zu lächeln, wusste Shin, dass wieder etwas passiert sein musste... Er trat ein und folgte ihm in die Küche, wo er nur, auf dessen Frage nach Tee, stumm nickte. Zum Tee hatte KangTa ihn sicher nicht eingeladen, aber Shin wollte abwarten, was noch kam. Ob dieser vielleicht von selbst zu erzählen begann, doch da passierte schon etwas ganz anderes... Erschrocken fuhr Shin sofort auf, sah einige Augenblicke lang KangTa einfach nur an. Wie sich Tränen mit Blut vermischen. Dann schloss er kurz die Augen. Was war schon wieder passiert? Warum konnte so ein wunderschönes Wesen nicht auch ein wunderschönes Leben führen? Still vergab er ein Seufzen und kniete sich dann zu seinem Freund, den er so gleich in die Arme nahm. Etwas sagen, das wollte er jetzt nicht und dafür, dass KangTa das tat, war immer noch Zeit. Jetzt sollte er nur wissen, dass er nicht mehr fallen konnte. Shin würde ihn festhalten, würde ihm eine Zuflucht geben. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)