Stolen Love von TayaTheStrange ================================================================================ Kapitel 6: Rainy Day -------------------- Regentag *Shins Sicht* Der Rest des Tages verging dann auch recht schnell, aber wenn man alle Hände voll zu tun hatte, war das wohl immer so. Die kommenden Tage war es das Gleiche, Shin hatte mit Recherchieren und Schreiben zu tun, wodurch er sogar etwas über den Feierabend hinaus arbeitete. Aber die Zeit, die er brauchte, um sich auf den geplanten Raub vorzubereiten, ließ er sich nicht nehmen. So arbeitete Shin auch sorgfältig an der Planung. Donnerstag sollte es so weit sein, aber am Abend zuvor wollte er sich noch einmal am Ort des baldigen Geschehens umsehen. Er lief durch einige Ausstellungsräume, die von Bedeutung sein könnten, bis er in die Halle kam, wo 'sein' Gemälde angebracht war. Von der Schönheit angezogen lief Shin darauf zu und blieb davor stehen. Nicht mehr lang und er würde es in Händen halten... Es war für Shin wie ein Traum. Ein Traum, der bald wahr werden sollte. Und schon allein bei dem Gedanken daran, begann es ihm in den Fingerspitzen zu kribbeln. Von dem Bann des Gemäldes gefangen, den es auf ihn verübte, bemerkte er gar nicht, wie sich ihm jemand näherte. Bis es zu spät war. Als seine Hand gepackt und seine Augen verdeckt wurden, zuckte Shin, überaus erschrocken, zusammen und selbst den Atem hielt er an. Schon allein aus Reflex wandte er sich herum, wobei er sich dem 'Täter' entriss, was auch nicht schwer war, da KangTa ihn nicht wirklich fest hielt, mit der Absicht, ihn auch dingfest zu machen. So sah Shin dann schnell, wer ihm einen solchen Schrecken eingejagt hatte. War ihm KangTa etwa doch noch auf die Schliche gekommen? Shin versuchte wieder cool zu bleiben, während sein Herz jedoch noch etwas raste. Shins Gesicht, als er sich umdrehte, war einfach zum schießen. Er sah völlig ertappt und durcheinander aus. Und selbst als dieser versuchte ruhig zu wirken, konnte man ihm den Schrecken noch allzu deutlich ansehen. KangTa konnte sich kaum halten und es brauchte auch sehr viel Selbstbeherrschung, nicht laut loszulachen, sie waren schließlich in einem Museum. "Oh man! Du müsstest dein Gesicht sehen...herrlich..." Natürlich verbuchte KangTa Shins scheinbare Angst nur als Schreck. Was dieser - was das Phantom - gerade vermutete, konnte er nicht ahnen. Als KangTa sich so amüsiert äußerte, konnte sich Shin wieder beruhigen, da nun klar war, dass ihm niemand auf die Schliche gekommen war, sondern es nur ein... Scherz von KangTa war. Erleichtert atmete Shin durch und blickte KangTa gespielt böse an, wie er so etwas nur mit ihm machen konnte. Dann lächelte aber auch er wieder und durfte sich nun freuen, KangTa zu sehen. "Was machst du denn hier? Sag nicht, du bist dienstlich hier..." Ok, das war jetzt zu niedlich, dieser gespielt trotzige Gesichtsausdruck, einfach klasse. Shin konnte das verdammt gut. Doch war es dann an KangTa, sich wieder einzukriegen und Shin auf dessen Frage zu antworten. "Nein nein. Ich arbeite erst ab morgen wieder. Heute bin ich mal nur so zum Spaß hier. Dieses Bild von Monet gefällt dir wohl. Magst du Impressionismus?" Sie standen vor einem großen Bild, das einen Garten mit einer japanischen Brücke zeigte. Eines von Monets berühmtesten Werken. KangTa mochte es sehr. Den Kunstunterricht in der Schule hatte er deswegen geliebt. Nur so zum Spaß hier? KangTa machte nicht den Eindruck, als würde er gern öfter in ein Museum gehen, aber egal. Shin folgte dessen Blick auf das Gemälde, als KangTa darauf zu sprechen kam und so fing es ihn gleich wieder mit diesem Bann. Nicht mehr lange... Aber er durfte sich nichts anmerken lassen, nicht einmal die große Leidenschaft für Kunst. "Ich kenn mich da gar nicht wirklich aus. Das Bild hat nur meine Aufmerksamkeit gefangen, als ich vorbeigelaufen bin, aber es ist sehr schön." Und Shin hörte sich wie jemand an, der in der Tat keine Kunstkenntnisse hatte, aber er wollte auch nicht sein Interesse an diesem Gemälde zeigen, wie es das Phantom hegte. Das tat er auch nicht, aber er mochte Kunst. Zumindest große Gemälde...Schmuck war nicht ganz so sein Fall. Da fiel ihm dann auch wieder sein Ring ein und er sah auf seine Hand. Leise seufzte er. Weg ist weg... "Ja, allein die vielen Farben, dabei sieht alles so wahllos dahin geklatscht aus. Aber wenn man weiter weg geht..." Dabei machte KangTa gleich ein paar Schritte nach hinten und seine Augen leuchteten immer größer. Er sollte öfter hier her kommen. Er tat einen tiefen Atemzug, als wenn er die Frühlingsbrise, die dieses Bild ausstrahlte, fast riechen könnte. Ja, er träumte sehr gern. In dem Moment, als KangTa mit dieser Anmerkung zurück trat und das Gemälde derartig betrachtete, erkannte Shin, dass dieser wohl doch von Schönheit begeistert sein konnte, wenn er sie vor sich hatte. Nur warum konnte er seine Frage nicht beantworten, was genau er als schön erachtete? Jeder Mensch hatte doch eine Antwort darauf; für die einen waren es teure Autos, für andere waren es hübsche Frauen und so weiter. Wenn Shin könnte, würde er ihm alle Schönheit darlegen, auf dass sie KangTa genauso in ihren Bann ziehen könnte, wie sie es mit ihm tat. Aber während KangTa noch etwas verträumt wirkte, nutzte Shin die Gelegenheit, um sich das Gemälde noch einmal genauer an zu sehen. Nicht das Gemälde an sich, eher die Sicherheitsvorkehrungen. Doch es gab nicht mehr viel, was er sich nicht schon drei Mal angesehen hatte. Daher wandte er sich wieder KangTa zu. "Willst du Schönheit nur betrachten? Willst du sie nicht auch fühlen und berühren können?" Entkam es Shin, als er KangTa wieder ansah. Sicher, man konnte nicht alles anfassen, wie zum Beispiel den Sonnenuntergang, aber fühlen konnte man ihn und die Träume und Sehnsüchte, die er erweckte. Es war etwas Wundervolles. Warum KangTa Shin diese Frage nicht beantworten konnte, war vielleicht offensichtlicher, als dieser vielleicht glauben mochte. KangTa wusste es selbst noch nicht. Er hatte sie, die für ihn wahre Schönheit, einfach noch nicht gefunden. Dass er sie irgendwann unter den seltsamsten Umständen in einer ganz bestimmten und undenkbaren Sache finden würde, konnte er nicht ahnen. Etwas aus den Träumen gerissen musste er kurz auf Shins Frage überlegen. Dann lächelte er. "Nicht wirklich. Für mich ist es nicht das Schönste, Schönheit zur berühren, sondern von ihr berührt zu werden." Und wenn ich dieses Gemälde sehe und dabei eine Frühlingsbrise vernehme, dann ist das Tausendmal mehr wert, als es anzufassen. In diesem Fall ist es sogar verboten, es zu berühren." Dabei grinste er und nahm Shin dann an der Hand. "Komm, hier gibts ein Museumscafe, lass uns hingehen." Auf KangTas Antwort hin musste Shin durchatmen, da sich ihm plötzlich das Bedürfnis auflegte, ihn...zu berühren. Und eine seltsame Schwere durchzog seinen Körper, die Shin leicht erstarren ließ. Doch riss es ihn wieder aus diesen Zustand, als KangTa seine Hand ergriff und ihn mit sich zog. Leicht verwirrt über das Gefühl, das ihn so plötzlich überkam, ließ er sich mitziehen und so waren sie kurz darauf schon bei besagtem Café. Aber bevor KangTa seine Hand wieder loslassen konnte, tat Shin es, jedoch so, dass er unauffällig die Hand seines Freundes... seicht streicheln konnte, während es den Anschein hatte, dass Shin die seine nur zurückzog. Hauchzart glitten Shins Fingerspitzen über KangTas Handfläche und dieses Gefühl unter der Haut war der Wahnsinn, wodurch es in den Fingerkuppen zu kribbeln begann. Erst bei dem Cafe sah KangTa wieder zu Shin. Doch dieser schien irgendwie...sehr abwesend. Dann starrte er auf ihre Hände, die immer noch ineinander geschlungen waren. Er sah, wie Shin seine Hand langsam wieder aus seiner heraus zog. Aber dabei zog sich eine leicht kribbelnde Spur auf seiner Handfläche entlang und diese sorgte dafür, dass er für einen Moment den Atem anhalten musste. //Was war das?// Seine Augen wurden einen Moment groß. Doch dann war es wieder vorbei und sie standen beide etwas dumm da. KangTa schüttelte den Kopf, konnte aber das seltsame Gefühl, das er hatte, nicht abschütteln. Vielleicht auch nur, weil er es nicht ganz verlieren wollte. Da nicht Hauptbesuchszeit war, fanden sie einen schönen Fensterplatz und KangTa bestellte sich einen Kakao und starrte dann nach draußen. Es hatte zu regnen begonnen. Gut, dass KangTa ihn nicht darauf ansprach, denn Shin hätte keine plausible Antwort parat gehabt. So lief er ihm dann wortlos nach, zu diesem Fensterplatz, wo sie sich setzten. Heute hatte er alle Zeit, da er den letzten Artikel vor einer Stunde eingereicht hatte und für den Raubzug des Phantoms war alles so weit vorbereitet, fehlte nur noch die Ankündigung, die morgen früh im Polizeipräsidium eintreffen würde. Shin bestellte sich einen Tee und während KangTa nach draußen sah, blickte er ihn an. So... wunderschön... Dann starrte er einen Moment lang seine Hand an, in der noch immer das Gefühl ruhte, das geboren wurde, als er KangTas Hand bewusst streifte. Am liebsten würde er seine Hand nach ihm ausstrecken und... Aber das durfte er nicht und Shin musste diese Gedanken, diesen Wunsch schnell wieder begraben. Es war schön hier zu sitzen. Mit Shin, so friedlich. Er liebte das. Immerhin hatten sie sich jetzt wirklich oft getroffen. Er zitterte etwas und sein Kakao schlug leichte Wellen. Ihm war nicht kalt, es war Frühling, noch etwas kühl draußen, aber er zitterte aus einem anderen Grund. Eine seltsame Aufregung hatte ihn erfasst. Er konnte es sich selbst nicht ganz erklären. Doch als er dann Shins Blick auf sich ruhen spürte, drehte er sich diesem zu. Stützte den Kopf schräg auf eine Hand auf und lächelte ihn verträumt an. Dann schloss er die Augen. Das war schwer. Wirklich schwer. Und als KangTa ihn dann kurz ansah, worauf er die Augen schloss, rutschte Shins Hand bereits ein Stück über den Tisch, direkt auf KangTas zu, die das Glas hielt und den Inhalt leicht erschüttern ließ. Doch bremste sich Shin selbst und zog seine Hand wieder an sich zurück, noch bevor sie ihr Ziel annähernd erreichen konnte. Er war es gewohnt, alles zu bekommen... sich zu holen, was er wollte und es zu berühren, aber bei KangTa war das etwas ganz anderes. Er war ein Mensch. Aber ein unglaublich schöner dazu... Shin atmete durch, um sich wieder besser in den Griff zu bekommen, dann wandte er den Blick von KangTa ab, um die Sache etwas leichter zu gestalten und sah hinaus in den Regen. "No rain, can't get no rainbow..." Dabei fiel ihm dieses Lied ein, diese eine Zeile. Ganz leise sang er sie vor sich her und fuhr mit der Fingerspitze am Fensterglas entlang, auf der von draußen eben ein Regentropfen entlang perlte. Er war irgendwie so müde. Er müsste heute Abend unbedingt noch einmal früher ins Bett. Die letzte Woche mit dieser Verletzung war doch recht anstrengend gewesen. Aber nun hatte er es fast überstanden. Und morgen würde er sich ja wieder zur Arbeit begeben und sich von seinen Gedanken lösen können. Doch merkte er auf, als von Shin dieses geflüsterte Lied kam. Die weiche Stimme drang so sanft in sein Ohr und sein Blick weilte auf dem Menschen vor sich, der so abwesend dem Regen folgte. Ein bisschen hatte KangTa das Gefühl, dass er jemanden für sich gefunden hatte. Jemanden, der ein bisschen so dachte wie er und doch ganz anders. "...Ja...das stimmt..." Flüsterte er leise und wandte seinen Blick dann auch zum Fenster. Shin spürte, wie KangTa nun ihn ansah und er hörte dessen Zustimmung, so leise. Ein stilles Lächeln erfüllte ihn darauf und er wandte sich langsam wieder seinem Gegenüber zu, während der Regen nicht den Anschein erweckte, so bald wieder aufhören zu wollen. "Hast du heute noch etwas vor?" Shin fragte das, ohne wirkliche Hintergedanken, mehr aus reiner Neugier. Und wenn KangTa noch etwas vorhatte, dann würde er ihn nicht länger aufhalten wollen. "Ich? Nein...ich kam grad vom Arzt und wollte nach hause. Aber dann bin ich ja hier vorbei gekommen. Zum Glück." Sagte er und grinste Shin an. Dann leerte er seine Tasse. "Warum fragst du?" Hatte Shin etwa vor, vielleicht noch etwas zu unternehmen? Also… dabei wäre KangTa schon, auch wenn er...naja, immer noch recht müde war. Aber Zeit mit seinem Freund, ja Shin war schon ein Freund, wollte er sich nicht nehmen lassen. "Nur so und... weil ich neugierig bin." Entgegnet Shin und Letzteres mit einem kleinen Schmunzeln. Es war wirklich schön hier zu sitzen, mit KangTa und Shin genoss die Minuten, so wertvoll waren sie und doch überkam es ihn, so langsam zu gehen, aber nicht allein. Noch einmal warf er einen Blick aus dem Fenster und dann wieder auf sein Gegenüber. "Mir ist gerade eingefallen, dass ich noch etwas vor habe..." Entkam es Shin dann ein wenig nachdenklich und so sah er KangTa auch an, doch nahmen seine Lippen die Form eines Lächelns an. "... und zwar, dich noch nach Hause zu begleiten." Aha, Reporter natürlich, immer neugierig. Auf diesen Gedanken hin musste KangTa schon fast lachen, doch beließ er es bei einem Schulterzucken und einem Schmunzeln. "Äh, was? Mich nach hause bringen?" Wieso denn das jetzt? Nicht, dass er was dagegen hätte...es wäre doch schön, Shins Gesellschaft noch ein wenig länger für sich zu haben. KangTa hatte sonst niemanden, mit dem er mal etwas unternahm oder viel redete. Es war genau genommen fast wie ein Urlaub für KangTas Seele, wenn er mit Shin redete, etwas trank...nur hier konnte er etwas abschalten. Doch eben dieser verwunderte ihn nun ein weiteres Mal. Shin nickte nur, als KangTa seine Worte, in Form einer Frage, wiederholte. Während sie hier saßen und sich etwas unterhielten, verflog die Zeit doch so ziemlich und bis zu KangTa nach Hause war es auch ein kleiner Weg. So rief Shin einen der Kellner an ihren Tisch, damit sie bezahlen konnten, um anschließend aufbrechen zu können. Er hatte es gewiss nicht eilig und wollte daher nicht hektisch werden. Ruhig stand Shin auf und schob den Stuhl an den Tisch zurück. "Ich möchte gern etwas durch den Regen spazieren. Mit dir." Erklärte er dabei, wodurch er KangTa an seinen Gedanken Teil haben ließ und ihn einmal mehr anlächelte. Nach dieser Bestätigung folgte er Shins Taten nur noch so halb und...verfiel diesem Lächeln, dass sich plötzlich unglaublich tief in ihn eingrub. »Ich möchte gern etwas durch den Regen spazieren. Mit dir.« Wie er das sagte. So....vieldeutig. KangTa konnte sich nicht helfen. Dieser Mann faszinierte ihn und er konnte nichts gegen diesen Bann tun. Und wie romantisch das klang. So konnte er nur etwas entgeistert lächeln und Shin dann folgen. Kurze Zeit später standen sie dann auch im Regen...es war wundervoll. Als sie gemeinsam das Gebäude des Museums verließen und nach draußen kamen, fiel Shins Blick kurz zum Himmel hinauf. Dem Regen entgegen. Es war nicht kalt und die Regentropfen fühlten sich gut an, aber anderer Seits wollte Shin nicht durchnässt nach Hause kommen. Daher öffnete er den Regenschirm, den er schon den ganzen Tag mit sich herum trug, da er den Wetterbericht gehört hatte. Nachdem der Schirm aufgespannt war, legte er seinen Arm um KangTas Schulter und schob ihn so mit zu sich unter den Schirm. Dann verschwand Shins Arm wieder und er lief los. Dicht neben KangTa. Er folgte Shins Bewegungen und sah dann dem Schirm beim Aufklappen zu. Dieser Mann war wirklich auf alles vorbereitet. Das brachte ihn zum grinsen... Allerdings, was dann folgte, ließ ihm das Grinsen vergehen. Verdammt, wie konnte das sein? Shin legte seinen Arm nur einen kurzen Moment um ihn, zog ihn nur zu sich heran. Doch KangTa erschien es wie eine wundervolle Ewigkeit, in der er gefangen blieb und in der es keine Störungen gab. Nur eine Geborgenheit, der er sich nicht entziehen konnte und auch nicht wollte. Fast wünschte er sich diesen Augenblick zurück. Doch KangTa zügelte sich, er war schließlich Polizist und ein erwachsener Mann. Nur manchmal...da wünschte er sich, nicht erwachsen sein zu müssen. Er hatte das seltsame Gefühl, dass er das schon sein ganzes Leben war. Doch bei Shin war das anders, er war bei diesem ganz anders. Er fühlte sich gut hier. In Shins Nähe unter dem Regenschirm. In dem Moment, in dem er KangTa an seine Seite zog, hatte Shin fast den Eindruck, dass KangTa etwas verschüchtert wirkte. Das glaubte er aber dann doch sich eingebildet zu haben und schob es davon. Was er aber auf keinen Fall abschreiben wollte, war die Tatsache, dass er diese Nähe zu KangTa sehr genoss und wenn er sich nicht beherrschen könnte, würde er KangTas Hand mit der eigenen umhüllen. Aber Shin konnte sich – gerade so - beherrschen. Dabei weckte KangTa einfach das Gefühl in ihm, ihm etwas geben zu wollen. Aber nicht nur irgendwas... Shin scheute sich aber nicht davor, KangTa immer wieder anzuschauen und das ganz offensichtlich. Nur wenn sein Freund ihm zu verstehen geben würde, dass es ihm unangenehm war, würde Shin es einstellen. Ein bisschen. So ließ er es nur zu, den Regen zu hören und KangTa zu sehen, auf dem Weg zu ihm. All die Menschen um sie herum interessierten Shin nicht im Entferntesten. Das war schon immer so. Aber mit KangTa... Was würde er tun, wenn Shin wirklich tun würde, was er einen Moment vor hatte? Würde er seine Hand erschrocken zurückziehen? Überrascht wäre er sicher und auch...verlegen. Doch würde er sich diesem beruhigenden Gefühl dieser Person Shins neben sich entziehen wollen? Niemals. Daher lief KangTa noch etwas näher neben Shin und atmete tief durch. Die Luft war so angenehm frisch und kühl. Alles wirkte so sauber und jedes Geräusch um sie wurde von den Regentropfen aufgenommen und davon getragen. Es gab hier nur ihn und Shin. Denn nur noch dessen Atem konnte er hören. //I´m singing in the rain...just singing in the rain... I´m laughing at clouds...so dark up above, the sun´s in my heart...and I´m ready for love...// Kam es ihm leise in den Sinn und er erinnerte sich wieder an diesen uralten Film. Wirklich schön, wenn man so glücklich sein konnte. Die ganze Zeit lang sagte Shin kein Wort, doch empfand er Worte auch als überflüssig. Alles, was er KangTa zu sagen hatte, würde er auch ohne Worte ausrücken können, da war er sich sicher. Nur konnte er KangTa nichts von all dem sagen. Nicht ein einziges Wort. Er fragte nicht einmal nach dem Weg. Aber Shin kannte ihn. Würde sich KangTa darüber wundern? Shin musste sich darüber nicht sorgen und spürte eine Freude in sich, wie er sie noch nicht kannte. Doch war es auch das erste Mal, dass ihn JEMAND glücklich machte und das obwohl dieser jemand in gewisser Weise nicht viel getan hatte. Shin konnte sich bisher nur an der Schönheit von Kunst erfreuen, doch nun... Vor KangTas Wohnung angekommen blieb er stehen und sah an dem Gebäude herauf, bis er wieder auf KangTa schaute. Da waren sie also... Er wollte noch gar nicht gehen. Nicht, ohne KangTa... umarmt zu haben. Das wollte Shin so gern tun, doch wagte er es sich nicht. Ja, Worte waren zwischen ihnen wahrscheinlich unwichtig. Scheinbar hatten sie gefunden, wonach sie gesucht hatten. Manchmal war das sicher nicht so einfach zu erkennen...schon gar nicht für KangTa, der sich gegen vieles versperrte und sich auf nichts einlassen wollte. Aber nur einmal wollte er es anders machen. Das würde doch nicht schlimm sein...oder? Und es kam ihm tatsächlich nicht seltsam vor, dass Shin wusste, wo er wohnte. Vielleicht lag es einfach daran, dass er nicht darüber nachdachte. Dass er gerade gar nicht wirklich dachte. Mehr oder minder erfreut sah er durch den Regen zu den Fenstern seiner kleinen Wohnung auf. Irgendwie wollte er gar nicht da rein...dort, wo ihn nur Stapel an Arbeit, an Akten, empfangen würden. Und sonst niemand anderes. Er wollte hier bleiben. Unbewusst schlich sich seine Hand zu Shins Jacke und krallte sich in den leicht nassen Stoff. Er brauchte jetzt einfach Halt... Er sah an sich herab und auf KangTas Hand, als diese sich auf einmal an seiner Jacke wieder fand. Dann blickte Shin wieder auf und vermochte in KangTas Augen einzutauchen. Sie schienen Bände zu sprechen und Shin war, als würde er es genau verstehen. So hob er, ohne es wirklich kontrollieren zu können, seinen Arm und legte ihn um KangTa, worauf er ihn dieses Mal sachte ganz zu sich zog. Und Shin dachte nicht einmal daran, seinen Arm so gleich wieder fortzunehmen und KangTa freizugeben. Im Gegenteil. Er schloss die Augen und atmete tief ein. Nahm alles mit sich, was KangTa vergab, um sich genau darin zu verlieren. Nur diesen einen Augenblick lang. Genau das sagten seine Augen, auch wenn es KangTa selbst nicht wusste. Aber das sagten sie. Und als Shin sich ihm zuwandte und ihm so nah kam, konnte er sich nicht erschrecken...er war nicht einmal überrascht. Nur unglaublich glücklich... Ja, er war glücklich, in diesem Moment war er es. Zum ersten Mal seit Jahren wieder. Völlig verfallen krallten sich seine Hände in Shins Jacke und er vergrub sein Gesicht an dessen Schulter, um nichts mehr von dieser grauen Welt sehen zu müssen. Jetzt fühlte er nur noch diese Umarmung, den Regen, der auf ihn prasselte und seinen Nacken hinunter lief...und Shins Atem, der leicht seine Haut streichelte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)