World of Faerûn - 5. Staffel von Kyle (Ghosts Of Apocalypse) ================================================================================ Kapitel 16: Folge 87: Der Bote der Apokalypse --------------------------------------------- Das karge, schattenlose Wüstenland von Raurin schien kein Ende nehmen zu wollen. Erbarmungslos wirkte die Sonne auf die vier Abenteurer ein, die sich auf den Weg zur Festung des Herrn der Untoten gemacht hatten. Das hüglige Terrain machte ihnen den Weg bis dorthin auch nicht leichter. „Ich kann nur hoffen dieses merkwürdige Mädchen hat die Wahrheit gesagt, denn sonst gehen wir hier noch alle zu Grunde.“, knurrte Baram verstimmt, dessen verschwitztes Gesicht schon ganz rot vor Anstrengung war. Prüfend warf Kyren noch einmal einen Blick auf ihren Kompass. Die Nadel zeigte deutlich nach Osten, weswegen es ihr umso unbegreiflicher erschien, warum man die Festung noch nicht erreicht hatte. Seufzend steckte sie den Kompass wieder in ihre Hosentasche als Shane plötzlich aufschrie. „Heh! Da steht doch jemand!“, rief er aufgeregt und verwies auf einen nicht allzu entfernten Hügel auf dem eine Gestalt in Schwarz stand. Die Sonne blendete zu sehr als das man bereits etwas erkennen konnte, doch es schien so ob die Person stur voraus blickte, anstatt ihnen entgegen. Als man etwas näher kam bestand für Salina kein Zweifel mehr wer dort stand. Der schwarze Mantel, war genauso unverkennbar wie die Statur und der Rest des Mannes. „Das ist Decan!“, rief sie überrascht wie erfreut zugleich. Sie sollte Recht behalten, denn schließlich drehte er sich zu ihnen um und offenbarte sein Gesicht. „Decan, was ist passiert? Wie bist du hier her gekommen?“, fragte Shane drauf los. Während man erleichtert über sein Erscheinen war, wirkte er kühl und nüchtern wie eh und je. Er war nicht daran interessiert ihm eine Antwort zu geben, sondern wies auf etwas anderes hin. „Ihr solltet euch lieber Gedanken darüber machen.“, erwiderte und er verwies mit einer Handbewegung auf eine dunkle Fläche in einiger Entfernung. Dort schien die Wüste in ein fremdartiges Terrain über zu gehen, dass sich bei genauerer Betrachtung als eine beweglich Masse herausstelle. „Was ist das?“, gab Shane verwundert von sich, während seine Augen versuchten die Details zu erkennen. „Sieht aus wie eine dunkle Masse, die den Boden bedeckt.“, kommentierte Salina die Sichtung. Erst nach und nach konnte man erkennen um was es sich dabei handelte, denn was man dort sah kam in rasanter Geschwindigkeit näher. „Das ist ...“, begann die Waldläuferin mit sich weiteten Augen zu stottern. Kyren und Shane verschlug es bei diesem Anblick die Sprache, so dass es Baram war, der es auf den Punkt brachte. „Hrr, das ist schlimmer als ein riesen Haufen Gülle! Ein wahres Meer von Untoten!“, sagte er zähneknirschend. „Das müssen tausende … nein zehntausende und mehr sein.“, meinte Shane atemlos. „Das ist die Armee von Noss. Ghuls, Zombies, Skelettkrieger …“, fügte Decan ungerührt hinzu. „Wo wollen die hin?“, fragte Kyren sichtlich besorgt, angesichts der geballten Heerschar die sich auf sie zu bewegte. Shane begann fassungslos den Kopf zu schütteln, bei dem was er sah und fand nur eine Antwort. „Ich denke … bloß weg hier.“, sagte er und begann langsam Rückwärts zugehen. Es folgte kein Widerspruch und so nahm lief man so schnell davon wie man nur konnte. Lediglich Decan blieb zurück und sah entschlossen auf die herannahende Masse. Salina bemerkte sein Fehlen als erste und drehte sich zu ihm um. „Decan! Mach das du da weg kommst!“, schrie sie aufgeregt und hielt, wie die anderen auch, kurz inne. „Decan! Du geht’s drauf, wenn du da stehen bleibst!“, rief Shane mahnend und lief zurück um ihn zu holen. Mittlerweile waren die Horden von Untoten nur noch einen Hügel entfernt und näherten sich im Laufschritt. Decan hingegen wirkte nicht im Geringsten verängstigt. Ungeachtet der Bedrohung, die sich ihm da näherte, fuhr er seine Schwerter aus den Ärmeln und lief der heranstürmenden Masse entgegen. „Decan! Das ist Selbstmord!“, rief Shane ihm verzweifelt hinterher, doch nichts und niemand vermochte ihn noch aufzuhalten. „Die Anzahl spielt keine Rolle!“, hörte man ihn noch rufen, bevor er sich mit Kampfgeschrei auf die Armee des Untotenkönigs stürzte. Es wirkte so surreal als der einzelne Kämpfer auf die tausenden von Untoten traf. Dennoch preschte er weit in ihre Reihen vor und nahm duzenden und mehr das Leben bevor ihn die geballte Masse umschlossen hatte. Unablässig wirbelte er durch die schier grenzenlose Masse aus Kriegern und brachte im Sekundentakt einen nach den anderen der Wesen zur Strecke. Shane hatte bereits seine Hand an seinem Schwert und haderte mit der Frage ob er ihn zu Hilfe eilen sollte, doch gerade als er einen Schritt nach vorne machen wollte, schlossen sich zwei Arme um seinen Körper. „Nein Shane! Das ist Wahnsinn!“, rief Kyren den Tränen nahe, die ihn so fest umklammerte wie sie nur konnte. Er war den Tod schon zu oft nur knapp entkommen. Trotz der deutlichen Überzahl seiner Gegner war Decan auch noch nach Minuten noch nicht geschlagen. Was Shane dort sah, war kein Kampf, es war ein Gemetzel. In Abständen von Wimpernschlägen flogen Leichenteile durch die Luft, doch es schien nur eine Frage der Zeit bis Decan die Kraft oder Kondition ausging. Unbändig stürzte er sich auf jeden, der ihn angriff oder sich ihn in den Weg stellte. Es gelang ihm immer weniger Schneisen in das Heer hinein zu reißen, auch wenn er kämpferisch noch so überlegen war. „Wir können ihn nicht einfach so sterben lassen! Wir müssen ihm doch helfen!“, meinte Shane aufgebracht, doch Kyren hielt ihn mit aller Kraft fest. „Nein Shane! Das ist Selbstmord! Bitte!“, erwiderte sie aufgewühlt. Hilflos musste er mit ansehen wie die Untoten Decan immer näher kamen und ihn zeitweise unter sich zu begraben schienen. So tapfer er auch kämpfte und obwohl er schon mindestens an die tausend Kreaturen getötet hatte, so war sein Kampf doch aussichtslos. Eine seltsame Fügung des Schicksals ließ Decan dennoch als Sieger hervor gehen, denn von einem Moment auf den anderen begannen die Untoten sich nicht mehr zu bewegen. Lethargisch verharrten sie an Ort und Stelle, während der Mensch in ihrer Mitte nicht recht verstand was da vorging. Nervös drehte er sich mit ausgestreckten Schwertern im Kreis, doch die Kreaturen beachteten ihn gar nicht. Sie starrten ins Leere und rührten sich nicht einmal dann als sie Decan leicht mit seinen Katanas anpiekste. Verwunderung spiegelte sich in Shanes Gesicht wieder, wogegen Kyren noch gar nicht gemerkt hatte was passiert war. „Du kannst wieder loslassen. Es … es ist vorbei, wie es scheint.“, sagte er zu seiner Gefährtin, die sich nun ebenfalls einen Überblick über das Kampfgeschehen machte. Sie erschrak ein wenig als sie merkte dass sie Shane noch immer umklammert hielt und ließ schließlich von ihm ab. Gerade zu ratlos trat Decan aus den Reihen der Untoten hervor und kehrte zu seinen Gefährten zurück. „Was ist passiert?“, fragte Shane sich am Kopf kratzend. Sein Mitstreiter hatte keine passende Erklärung dafür, doch ihn beschlich ein ungutes Gefühl, das sich auch in seiner Miene offenbarte. „Irgendetwas stimmt nicht. Diese Wesen wurden kontrolliert, aber … jetzt nicht mehr.“, dachte er laut vor sich hin und fuhr seine Schwerter wieder ein. Schnell sah er sich mit Salina konfrontiert, die ihn mit einer Mischung aus Wut und Erleichterung empfing. „Wie konntest du nur so etwas Dummes tun?! Du hättest sterben können!“, mahnte sie ihn und griff seinen Kragen um ihn leicht zu schütteln. Baram fuhr sich nachdenklich mit der Hand durch den Bart als er die Gegnermassen dort so regungslos stehen sah. Obwohl sein Gefährte sicher tausende in den Tod gerissen hatte, sah es nicht einmal so aus als sei ihre Anzahl dezimiert wurden. „Mit einem solchem Heer kann man sicher so manches Königreich erobern. Ich frag mich warum es dieser Noss aufgegeben hat.“, meinte er nachdenklich. Es war ein anderer der darauf eine Antwort finden sollte. Stille herrschte in den Hallen der Festung die Noss sein Eigen nannte. Die Stille war trügerisch, denn eine Gestalt in schwarz schlug wuchtig das erste der vielen Tore auf, die zum Thronsaal führten. Sein Schritt war schnell und jedes Tor das sich ihm in den Weg stellte wurde aufgestoßen, ungeachtet dessen das es selbst für einen starken Mann nur schwer zu öffnen war. Es war Diron, der dort durch die Gänge seines Herrn wandelte. Eine Mischung aus Wut und Verzweiflung lag in seinem Gesicht und schließlich fand er sich in der Thronhalle wieder. Er hielt einen Moment inne als er sich von duzenden niedergemetzelten Untoten umgeben sah. Einige lagen auf der Treppe die zum Thronstuhl hinab führte, andere lehnten an den Wänden. In all diesem Chaos misste Diron nur eines – Noss. Mit düsterer Miene ging er die Treppe hinab und griff sich dort einen Kadaver, der noch einigermaßen intakt wirkte. Ein helles Licht trat aus seiner rechten Hand empor, während er mit der anderen die Leiche am Hals hielt. Behutsam legte er seine Hand auf den Kopf des Wesens und schloss seine Augen. Mystische Worte verließen im Flüsterton seine Lippen, bis er in die Gedankenwelt der Kreatur eintauchte. Er konnte sie nicht mehr befragen was geschehen war, aber er konnte sehen was sie gesehen hatte, bevor sie starb. Bilder flossen an seinem Inneren Auge vorbei, Bilder die seine Mimik sichtlich verzerrten. Was er sah ließ ihn erschrocken vom Kadaver ablassen, sogar so schnell das er nicht einmal den Zauber richtig beendete und ihm folglich etwas schwindelig wurde. Was er gesehen hatte vermochte er nicht in Worte zu fassen, doch er wusste das Noss vergangen und etwas völlig neues aus ihm entstanden war als dieser sich die Mächte seiner Brüder einverleibt hatte. Das was von Noss übrig geblieben war, hatte bereits genug Vorsprung und hinterließ eine Spur des Todes. Seine Gedanken fielen zurück auf das Gespräch mit Valve. Nun begann er zu glauben, dass dessen Worte, der Wahrheit entsprungen waren. Wie prophezeit, war er zu spät gekommen um zu verhindern was geschehen war. Noch etwas benommen trottete er zwischen den Kadavern herum und versuchte seine Gedanken zu ordnen. Er näherte sich einem Kristall, der in der Wand eingeprägt war und legte seine rechte Hand darauf. Es dauerte einen Augenblick, doch schließlich begann der Kristall zu leuchten und erschuf ein Hologramm, das sich vor Diron projizierte. Ein Hauch von Erleichterung glitt über sein Gesicht als er dort ein junges Mädchen, eingeschlossen in einem gläsernen Behältnis sah, doch nach nur wenigen Augenblicken trübte sich seine Mimik wieder. Niedergeschmettert sank er zu Boden und schlug mit der Faust gegen die Wand. Ihm wurde klar dass ihm nun die letzte Möglichkeit genommen war, seinen sehnlichsten Wunsch zu erfüllen. Deprimiert lehnte er sich gegen die Wand und vergrub seinen Kopf in seinen angewinkelten Knien. Es war ihm kaum möglich einen klaren Gedanken zu fassen und dennoch vernahm er eine Stimme, die seinen Namen rief. Gerade so als hätte ihn ein Geist gerufen schreckte er auf, denn er erkannte, wer ihn gerufen hatte. Interessiert versuchte er sich auf die Stimme zu konzentrieren, um zu erschließen woher sie gekommen war. Einige verschwommene und verzerrte Bilder erreichten sein inneres Auge. Dennoch erkannte er eine Stadt und eine karge und tote Landschaft in der Nähe. Dort fand sich in seinen Visionen ein Gemäuer wieder, das von Dornen umrankt war und schon sehr alt wirkte. Das Gebäude hatte drei Türme und wirkte wie ein wenig wie ein verlassenes Schloss. Dort drinnen, so war er sich sicher, musste die Quelle dieser Stimme liegen, die ihn gerufen hatte. Heftige Erschütterungen hatten die Raurinshield Berge in letzter Zeit geplagt. Dennoch kümmerte es kaum jemanden was das Gebirge durchlitt, da es kaum Leben in dieser Gegend gab, so nah an der Purpurnen Wüste von Raurin. Erst am Vortag war eine ganze Hügelkuppe des Gebirges regelrecht verschwunden. Inmitten dieses unbewohnten Flecks von Faerûn hauste jedoch seit einiger Zeit ein Einsiedler. So unscheinbar er auch wirken mochte, er wusste genau wer für diese Phänomene verantwortlich war, denn er war es selbst. In konzentriert wirkender Sitzhaltung ließ der Fremdling gegen Anbruch des Abends seine Gedanken schweifen. Er war mit einem Poncho gekleidet, trug ansonsten eher Kleidung der bürgerlichen Klasse. Sein dunkelbraunes Haar hing ihm teils bis ins Gesicht hinab. Das menschliche Äußere des Mannes war manch einen Abenteurer bekannt, doch wussten nur wenige wer oder was er wirklich war. Dort draußen, am Rande des Nirgendwo interessierte es ohnehin niemanden das er unter den Namen John Doyle einiges Unheil über Faerûn gebracht hatte. An diesem Abend sollte ihm jedoch unerwarteter Besuch bevorstehen. Eine seltsame Aura ließ ihn aus seiner Meditation fallen. Verwundert drehte er sich um und erblickte dort eine recht große Gestalt, die sein Gesicht und seinen Körper unter einer weiten Kutte verbarg. Eine seltsam verzerrte, beinah dämonisch anmutende Stimme wirkte direkt auf sein Denken ein. Seine stets düster wirkenden Augen verengten sich als er vernahm was der Fremde zu sagen hatte. „Ihr müsst das Wesen sein was man Jaygoyle nennt.“, tönte die Stimme. „Wer will das wissen?!“, antwortete er streng. „Ihr solltet Euch geehrt fühlen, denn schon bald werdet ihr das einzige Wesen auf dieser Welt sein. Eure einzigartige Struktur macht es mir unmöglich Euch das Leben zu nehmen. Ihr seid anorganischer Natur. Daher kann ich Euch leider nicht verzehren.“, erwiderte die Stimme ungeachtet der Frage, die er gestellt hatte. „Pff, dieses Geschwätz muss ich mir nicht länger anhören!“, gab er wütend zurück und richtete seine Hand gegen den Besucher. Nur Augenblicke später warf er ihm ohne Vorwarnung einen heftigen Zauber entgegen, der den Körper des Fremden förmlich zerfetzte. Schnell hatte John mit ihm abgeschlossen und wendete sich wieder ab. Dort empfing sein Blick eine seltsame Bestie, eine Kreatur die man allgemein als Höllenhund bezeichnete. Es knurrte und fletschte die Zähne als ob es zum Angriff übergehen wollte, blieb dennoch an seiner Position. Das Wesen war größer und kräftiger als normale Hunde, hatte kohleschwarze Haut und glühend rote Augen. Nichts davon schien John jedoch zu beunruhigen. Viel mehr war es das was hinter seinem Rücken geschah. „Sehr beeindruckend.“, tönte die Stimme erneut in seinen Gedanken hervor. Als er sich erneut umdrehte traute er seinen Augen nicht. Der Fremde bestand aus einer schwarzen Substanz, die sich rasend schnell wieder zusammen setzte und regenerierte. „Ich bin der Bote der Apokalypse – der Avatar Nerulls, dem Gott des Todes. Ihr könnt mich nicht vernichten – das ist unmöglich. Schon bald wird diese Welt frei von Leben sein. So ist es bestimmt.“, sagte der Fremde euphorischen Tones auf bekannte Kommunikationsweise. „Warum seid Ihr hier?“, fragte John verstimmt, resignierend das sein Angriff wirkungslos war. „Meine Verwandlung ist noch nicht ganz abgeschlossen. Das Restego meiner Ursprungsgestalt hat mich hier her geführt. Es wollte noch einmal das Wesen sehen das schon sehr bald allein über diese leblose Welt regieren wird.“, antwortete der Fremde. „Was hat das alles zu bedeuten?“, wollte John wissen, die Hand zur Faust ballend. „Ich habe eine Aufgabe für Euch und nur für Euch. Tötet den Sprössling Bhaals.“, schallte es zurück und so wie die Stimme verblasste, so verblasste auch die Gestalt selbst. Einen Moment später war John wieder allein, keine Spur vom Boten oder seinem Höllenhund zu sehen. Nur langsam begann er zu begreifen was geschehen war. Als der Himmel sich in die Abendröte tauchte, erreichte Diron das von Dornen umrankte Gebäude welches er in seiner Vision gezeigt bekommen hatte. Seine Füße standen auf toter Erde und dennoch hatte sich eine gewaltige Pflanze um das Gebilde gewickelt. Man hätte einen ganzen Tag gebraucht um allein den Eingang von diesen Gewächs zu befreien, dessen Dornen überdimensional groß waren. Dem Nekromanten genügte es, seine Hand an einer sicheren Stelle aufzulegen und einen Zauber auszusprechen. In wenigen Sekunden begann das Gestrüpp an der Treppe, die den Weg zum Eingang ebnete, zu faulen. Zunächst nahm es nur eine bräunliche Farbe an und wurde brüchig, doch nur etwas später zerfiel es zu Staub. Somit war der Weg zum Tor ohne Widerstand geebnet. Zwei Zwergenwachen im Inneren wirkten überrascht als auf einmal die Eingangstore aufschlugen und ein Mann herein trat. Nie hätten sie damit gerechnet dass jemand dieses Heiligtum betreten würde, geschweige denn, die Dornenpflanze überwinden würde. Hektisch griffen sie ihre Hellbarden und liefen auf den Eindringling zu. „Halt!“, rief einer der beiden, doch Diron ignorierte die beiden Wachen regelrecht. Er streckte seine Arme kurz zur Seite aus und wirkte einen Zauber um sich der beiden zu entledigen. Ohne dass die Zwergenmänner wussten wie ihnen geschah, gingen sie röchelnd, nach Luft schnappend, zu Boden und verendeten dort binnen weniger Sekunden. Abermals musste Diron ein Tor durchqueren hinter dem ihm eine große Halle erwartete. Sie war mit prunkvollen Statuen vergangener Helden bestückt, die an den Wänden aufgestellt waren. Je ein Tor versperrte ihn den Weg in den nördlichen, östlichen und westlichen Bereich der Anlage, doch der Nekromant schien zu wissen, welchen Weg er gehen musste. Wieder schraken ein paar Zwergenwachen auf, die jedoch nicht viel mehr als ihre Vorgänger ausrichten konnten. Schon bald fielen sie geplagt von entsetzlichen Todesqualen zu Boden, ohne das Diron sein Schritttempo reduzieren musste. Sein Blick war finster und entschlossen, so dass auch das nördliche Tor kein großes Hindernis darstellte. Es schien so als gab es nichts was ihn davon abhalten würde die letzte Halle zu betreten von der ihn nur noch ein langer Gang trennte. Leuchtende Kristalle in Fackelform verdrängten die Dunkelheit je weiter er voranschritt, während sie hinter ihm wieder den Gang verdunkelten. Schließlich gab es nur noch ein versiegeltes Tor das es zu überwinden galt, doch etwas anderes ließ ihn stoppen. Seiner Mimik nach zu urteilen war er nicht sonderlich überrascht dass sich ihm eine umhüllte Gestalt in den Weg stellte, deren Ummantelung lediglich einen Blick auf die Augen des Trägers zuließ. Diron wusste wen er da vor sich hatte, doch dieses Mal zögerte er diese Hürde mit einem Zauber zu beseitigen. „Keinen Schritt weiter, Diron!“, mahnte ihn eine weibliche Stimme, die unter der Umhüllung hervortrat. Für einen Augenblick durchzog die Miene des Zauberers so etwas wie ein Schmunzeln. „Glaubst du wirklich dass du mich aufhalten könntest? Eigentlich wundert es mich sogar das ausgerechnet du dich mir in den Weg stellen willst.“, tönte er in Richtung des vermummten Mädchens. „Ich werde nicht zulassen dass du den selben Fehler zwei Mal begehst.“, erwiderte sie stur und streckte ihre Arme aus um ihn den Weg zu versperren. Diron schien amüsiert über das Verhalten seines Gegenübers und bereitete einen tödlichen Zauber in seiner linken Hand vor, der sich der Sache annehmen sollte. „Letzte Chance mir aus dem Weg zu gehen.“, kommentierte er sein Vorhaben kaltherzig, doch das Mädchen hielt ihre Position. „Nein Diron. Ich kenne dich. Du wirst mir nichts tun. Das kannst du nicht. Hinter all dem Leid und Hass, ist immer noch ein Fleck in deinem Herzen, der dich davon abhalten wird mich zu töten oder mir Leid zuzufügen.“, gab sie mit entschlossenen Blick zurück. „Und wenn du dich irrst?“, fragte er nüchtern nach. Zu seiner Überraschung bedurfte es für sie keiner längeren Denkpause und so kam ihre Antwort recht schnell. „Dann würdest du nicht hier vor mir stehen. Ich weiß, du könntest einem Mädchen wie mir nichts zu Leide tun, weil du dann nicht besser wärst, als jene die ihr das angetan haben.“, entgegnete sie ihm bedächtig. Für einen Moment schwieg der Nekromant und ließ seinen Zauber verstummen. „Ich sehe nur eine vermummte Gestalt, die ein ganz normales Mädchen sein will.“, konterte er schließlich und trat näher. Mit jedem Schritt wurde ihr mulmiger zu Mute und schon bald war ihre Angst so groß das sie wie erstarrt war. Sie kniff ihre Augen zusammen als er nur noch zwei Schritt von ihr entfernt war und erwartete das Schlimmste. Das einzige was sie vernahm, war das Geräusch des brechenden Siegels, das das Tor zur Halle verschlossen gehalten hatte. Enttäuscht sank sie in die Knie, denn sie wusste dass sie nichts tun konnte um Diron zu stoppen, der einfach an ihr vorbeigegangen war und die Hallentore geöffnet hatte. Der Raum dahinter war so dunkel das er einen Lichtzauber zur Hilfe herbeirufen musste. Ein 1 Meter hoher Sockel stand im Zentrum der Halle, auf dem ein gut erhaltener Schädel lag. „Das ist also alles was vom einst legendären Adrian von Nesseril übrig geblieben ist – sein abgetrennter Kopf.“, dachte er still vor sich hin. Ein Schmunzeln überzog sein Gesicht als er spürte welche Mächte in den Knochenkopf aufstiegen. Die Augenhöhlen des Schädels begannen rot zu leuchten. Er wusste was das zu bedeuten hatte, denn einem Lich, so wie es Adrian zuletzt war, reichte eine kleine Hülle um seine Existenz zu bewahren… Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)