Armors Angels von Chiyo-Siniya ("Mary Sues" in geheimer Mission) ================================================================================ Kapitel 3: Die Glückskekse -------------------------- 3. Die Glückskekse Schon geschlagene fünf Minuten jammerte Kairi herum und wünschte sich wieder nach Deutschland - in ihre Welt zurück, damit sie ja nicht Kai über den Weg laufen könnte und ihr die Peinlichkeit ihres Names erspart bleiben würde. Chiyo hatte dem nur schweigend zugehört. Sie dachte bei sich, dass Kai das sowieso ignorieren würde, so wie sie das Tiefkühlfach einschätzte. Aber sie war nunmal kein Kai-Fan wie ihre beste Freundin, deswegen war diese Sache auch kein Weltuntergang für sie. Anders wäre es, wenn es um "ihren" Rei ginge. "Entschuldigen...." Chiyo sah auf. Vor dem Tisch stand ein Mann, eindeutig als Chinese zu erkennen. Und Chiyo musste sich sehr zusammenreissen, um nicht laut aufzulachen. Denn dieser Chinese erfüllte so ziemlich alle Klischees, die man sich bei einem Vertreter der Volkspartei vorstellen konnte. Und er sah dadurch ziemlich komisch aus. Er war nicht sonderlich groß, trug aber dafür eine umso größere Brille und grinste bis über beide Ohren, während er sich mehrmals vor den beiden Mädchen unterwürfig verbeugte. In gebrochen Deutsch wiederholte er nochmal seine Entschuldigung, und hielt Chiyo und Kairi ein Tablett mit zwei Glückskeksen unter die Nasen. "Bitte - ein Geschenk. Bitte essen", bot der Chinese diese Kekse an. Chiyo rümpfte die Nase. "Ich hasse Glückskekse", maulte sie und wandte sich demonstrativ ab. Doch der Chinese schien sie völlig zu ignorieren. Er wedelte geradezu mit dem Tablett vor ihr herum und forderte sie jetzt regelrecht auf, den Glückskeks anzunehmen. Vermutlich hatte er sie überhaupt nicht verstanden. Mittlerweile hatte auch Kairi ihr Gejammer eingestellt und blickte nun interessiert zwischen Chiyo und dem Chinesen hin und her. "Wieso magst du keine Glückskekse?" fragte sie ihre Freundin ungläubig. Die zuckte mit den Schultern. "Schlechte Erfahrungen mit den dummen Sprüchen, die da drin stehen", erklärte sie dann grummelnd. Nun wurde der Chinese ungeduldig. "Bitte, Glückskekse für beide. Sehr lecker. Bitte essen!" "Man, der wiederholt sich", raunzte Chiyo, dann zuckte sie zurück. Hatte der Trottel doch beinahe ihre Nase mit seinem dummen Tablett getroffen. Sie spürte den erwartungsvollen Blick auf sich. Innerlich seufzte Chiyo. Wenn das nicht nur irgendein Chinese gewesen wäre, sondern einer mit einem roten Stirnband und wunderbar langen schwarzen Haaren, zusammengebunden mit einem weißen Band, ja, dann hätte sie den Keks mit Freuden angenommen. Aber diese Nervtröte hier würde wohl nicht aufgeben, bis sie den Glückskeks an sich genommen hätte. "Also gut", murmelte sie, blickte wieder auf und wollte nach einem der beiden Glückskekse greifen. Doch sie stellte fest, dass einer bereits fehlte. Sie warf einen Blick zu Kairi, die bereits ihren in der Hand hielt. Sie nickte Chiyo aufmunternd zu. "Komm schon, sonst gibt der wirklich nie Ruhe. Einer wird schon nicht schaden." "Vielen Dank, vielleicht hätte ich mir einen aussuchen wollen", sagte Chiyo grinsend. Kairi kicherte. "Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben." "Du bist fies", jammerte Chiyo. Der Chinese hatte die ganze Zeit von einer zur anderen geblickt, wahrscheinlich hatte er kein einziges Wort verstanden. Aber er freute sich sichtlich, dass nun beide Mädchen die Glückskekse genommen hatten. "Erst brechen", sagte er, immerwährend nickend und sich verbeugend. "Jaja, ist nicht mein erster Glückskeks", brummte Chiyo genervt, und brach das Gebäck entzwei. Übrigens genau im gleichen Moment wie Kairi. Wie erwartet, kam ein kleines Zettelchen zum Vorschein. Eigentlich wollte Chiyo es demonstrativ unintressiert weglegen, doch ihr Blick wurde trotzdem magisch von der Schrift angezogen. Sie war deutsch. Die Barriere der Sprache muss überwunden, erst dann die Mission erfüllt werden kann. "Was steht bei dir?" fragte Kairi neugierig. Chiyo las betont gelangweilt vor und wollte den Zettel dann achtlos wegwerfen, alles nur um den Chinesen vor den Kopf zu stoßen. Sie fühlte sich wirklich von ihm belästigt. Doch Kairis überraschter Aufschrei ließ sie innehalten. "Genau der gleiche ist bei mir!" Chiyo zuckte mit den Schultern. "Kommt vor", meinte sie nur. "Aber Chiyo... Findest du den Spruch nicht seltsam?" Langsam fing es in Chiyo zu brodeln an. "Glückskeks-Sprüche sind immer seltsam", erklärte sie betont ruhig. Sie wollte nicht vor Kairi einen Wutanfall bekommen. Sie konnte nun wirklich nichts dafür. Jetzt mischte sich der Chinese wieder ein. "Bitte, jetzt essen." "Ach nee." Chiyo wandte sich ihm wieder zu. "Wäre ich nie drauf gekommen." Sie griff nach einer Hälfte des Kekses und ließ sie in ihren Mund gleiten. Hoffentlich ließ der Idiot sie bald in Ruhe, sonst würde einen Kellner rufen, und dafür sorgen, dass dieser Chinese wegen Belästigung rausgeworfen wurde. Das hätte Chiyo mit herrlicher Genugtuung beobachtet. Doch plötzlich erlitt sie einen heftigen Hustenanfall. Sie ließ die andere Hälfte des Kekses fallen und kippte fast über den Tisch, während sie heftig nach Luft rang. "Chiyoooo!" rief Kairi entsetzt. "Hast du dich verschluckt?" Doch die Schwarzhaarige konnte nicht antworten, nur ein beunruhigendes Röcheln kam aus ihrer Kehle. Ihr ganzer Körper verkrampfte sich, und Kairi fragte sich ernsthaft, ob das nur vom Verschlucken kam. Jetzt warf sie einen finsteren Blick auf den Chinesen. "Ich warne Sie - wenn die Glückskekse vergiftet sind, dann können Sie was erleben!" Angesprochener sah sie nur ruhig an. "Bitte - essen!" sagte er, als wäre nichts. "Das kann doch nicht Ihr Ernst sein", erwiderte Kairi fassungslos. "Meine beste Freundin gibt hier den Löffel ab, und Sie fordern mich auf, das verfluchte Ding auch noch zu essen!" Mittlerweile sahen die Leute an den umliegenden Tischen neugierig herüber, und das Personal stand auch schon in den Startlöchern. Doch so unerwartet, wie alles begonnen hatte, so schnell hörte es auch wieder auf. Chiyos Husten verklang, sie keuchte nur noch leise. "Ist schon okay", flüsterte sie und machte eine abwinkende Geste mit der Hand. Trotzdem stimmte etwas nicht, und das bemerkte auch Kairi. Aus dem einfachen Grund, weil sie kein Wort verstanden hatte, was Chiyo von sich gegeben hatte. Sie sah die Freundin verständnislos an. Chiyo erwiderte den Blick. "Hey, ich hab mich nur an dem blöden Keks verschluckt. Es ist alles in Ordnung", sagte sie. Doch Kairis Augen wurden immer größer. "Kairi? Was ist los?" Warum starrte Kairi sie an, als wäre sie vom Mars? "Chiyo... ich versteh kein Wort", antwortete Kairi, die endlich ihre Stimme wieder gefunden hatte. "Nani?" "Genau das meine ich!" Jetzt klang Kairi verzweifelt. "Du sprichst Japanisch, Chiyo. Und das perfekt!" Dieser Satz bewirkte, dass Chiyos Hand zu ihrem Mund flog. Das konnte nicht wahr sein. Und was war jetzt mit ihrer Muttersprache? Sie drehte den Kopf zu dem Chinesen, der nur wortlos auf die zweite Hälfte des Kekses deutete. "Ich soll die auch essen? Und das Ganze nochmal mitmachen?" fragte Chiyo ungläubig. Jetzt bemerkte sie, dass sie tatsächlich nicht mehr deutsch sprach. Die Wörter kamen ihr fremd in ihren Ohren vor, doch ihre Kehle stieß die Laute so aus, als häte sie nie etwas anderes getan. Der Chinese nickte eifrig. "Und Freundin soll auch essen", sagte er, mittlerweile in etwas ruhigerem Tonfall, der Chiyo nicht mehr so auf die Palme brachte. Doch Chiyo schüttelte bestimmt den Kopf. "Nein, das werde ich nicht. Und Kairi wird den Keks auch nicht anrühren. Was wenn wir tatsächlich ersticken? Dann werden Sie ins Gefängnis wandern - und wir sind tot, ganz nebenbei bemerkt." Kairi starrte immernoch zu Chiyo. Sie konnte tatsächlich nichts verstehen, was die Freundin da sagte, den soweit reichten ihr Japanischkenntnisse nicht. Und der Chinese sprach jetzt auch noch Japanisch, wenn auch genauso gebrochen wie sein Deutsch. Soviel konnte sie zumindest raushören. Tja, die Anime-Erfahrung eben. "Nicht ersticken", sagte der Chinese nun. "Nur Sprache verändern - weil nicht viel Zeit zum lernen. Bitte vertrauen mir." Aber Chiyo war immernoch skeptisch. Der Anfall von vorhin war noch mehr als deutlich in ihrer Erinnerung. Auch wenn ihr jetzt klar war, dass er dazu gedient hatte, ihre Sprache zu verändern. Wie auch immer das vonstatten gegangen war - aber seitdem sie diesen Brief erhalten hatten, war ja schon so einiges Unerklärliches passiert. Inzwischen hatte Kairi den Glückskeksspruch wieder an sich genommen, und las ihn nochmals durch. Das hatte doch etwas zu bedeuten. Die Sprachbarriere... Ja, die hatte zumindest Chiyo überwunden. Kairi konnte sich zwar kaum vorstellen, wie das durch das Essen eines Glückskekses vonstatten gehen konnte, doch sie hatte den lebenden Beweis vor sich. Chiyo sprach im Moment perfekt japanisch, obwohl sie zuvor nur ein paar Brocken aus irgendwelchen Animes beherrscht hatte. Nur so kann die Mission erfüllt werden... Welche Mission? Plötzlich fiel es Kairi wie Schuppen aus den Augen. Natürlich! DIE Mission. Kai und Rei zusammenzubringen. Zumindest laut diesem komischen Brief aus dem "Himmelreich". Eigentlich war es logisch. Wie sollten sie den beiden klarmachen, dass sie füreinander bestimmt sind, wenn sie es nicht aussprechen konnten, weil sie die Sprache nicht beherrschten. Kairi starrte auf den Spruch, auf den Brief und auf das Buch. Alles beieinander. Zu viele Zufälle, um wahr zu sein. Irgendwie passte alles zusammen. Dies war der Moment, an dem Kairi aufhörte zu zweifeln und zu spekulieren. Entschlossen griff sie zu dem Glückskeks. Dies entging Chiyo nicht. "Kairi!" rief sie entsetzt, wollte noch mehr sagen, doch dann wurde ihr bewusst, dass Kairi es nicht verstehen würde. Als würde der Chinese ihre Gedanken lesen können, sagte er:"Zweite Hälfte essen, dann auch wieder deutsch sprechen." Doch es war zu spät. Kairi hatte den Glückskeks bereits geschluckt und wurde von heftigen Hustenkrämpfen geschüttelt. Chiyo griff nach der Hand der Freundin und betete zu allen ihr bekannten Göttern, dass der Chinese recht hatte. Und tatsächlich, nach ein paar Minuten war alles vorbei. Kairi tat noch ein paar kräftige Atemzüge, dann sah sie triumphierend zu Chiyo. "Warum hast du das gemacht?" fragte diese. "Du hast doch selbst gesehen, was geschieht, wenn wir diese verfluchten Teile essen." Kairi lächelte. Jetzt konnte sie Chiyo endlich wieder verstehen. Nun war sie gespannt darauf, wie ihre Stimme in Japanisch klingen würde. "Es ist schon okay", sagte sie und freute sich, wie gut sie japanisch sprach. "Lies dir einfach den Spruch nochmal durch..." Chiyo schüttelte den Kopf. "Das geht nicht, ich kann kein Deutsch mehr lesen - und du auch nicht mehr." Plötzlich schlich sich ein Grinsen auf ihr Gesicht. Irgendwie war diese Situtation lustig. Seltsam, aber dennoch lustig. "Achso, stimmt ja", sagte Kairi gerade. "Tja, dann sollten wir es zu Ende bringen, und dann werde ich dir erklären, warum ich den Keks gegessen habe, obwohl du dir ja so viel Sorgen um mich machst." Kairi lächelte fröhlich, und sie schnappte sich die zweite Hälfte des Kekses. "Bist du dir wirklich sicher?" fragte Chiyo, und Kairi nickte als Antwort ebenso eifrig wie der Chinese vorhin. Ebenjener grinste wieder über das ganze Gesicht und sah dem Geschehen erwartungsvoll zu. "Vertrau mir, Chiyo", sagte Kairi eindringlich. "Vertrau mir, so wie ich dir vertraut habe, als du den Brief nach Japan mitgenommen hast." Angesprochene nickte. "In Ordnung." Gleichzeitig nahmen sie die zweiten Hälften der Glückskekse und verspeisten sie. ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ So, jetzt ist auch hier mein Kapitlevorrat alle. Gomen an alle Chinesenliebhaber (ich bin ja auch einer), aber ich wollte einfach mal so ein Klischee reinbringen. Das mit den Glückskeksen ist auch entliehen aus dem Film "Freaky Friday" da passiert sowas ähnliches mit Glückskeksen. Und ja, ich hasse wirklich Glückskekse - also seht das als meine Abrechnung *eg* Jupp, ich würde mich auch sehr über Kommis freuen, sagt mir doch was ihr von diesem Experiment haltet. Ähem, kleine Vorwarnung, es dauert noch eine kleine Weile bis Kai und Rei auftauchen - also dranbleiben, wenn ihr sie treffen wollt ^^ Dann bis zum nächsten Mal *smile* *winke* ^^ Eure Chiyo-Ray^^ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)