Rote Scherben (Sandkörner-Challenge) von Ixtli ================================================================================ Kapitel 1: Gedanken eines Telepathen ------------------------------------ Rating: R Warnungen: Language Disclaimer: Gehört wider (meines) Erwartens nicht mir. A/N: Nachdem die Wichtel-Aktion beendet ist, darf ich es endlich offiziell hier reinschreiben: Diese Geschichte ist Jim gewidmet. Viel Spaß beim Lesen! :) ~ Rotes Glas. In eine starre Form gepresste Sandkörner. Erhitzt, geschmolzen, gefärbt, verformt und abgekühlt. Die einst windverliebten, freiheitsgierigen Körner in einem optischen Instrument gefangen. Einmal zum Sehen erdacht, schnell zum modischen Accessoire degradiert. Mein getönter Radar um das Unsichtbare zu entlarven, mein Sinnbild zur Enttarnung aller erdachter Scheinheiligkeiten. Das Wissen um das Unausgesprochene der Leute, die mich umgeben, gibt mir kurzweilige Macht über sie, an der ich mich berausche. Ich versinke in orgastischem Vergnügen, anstatt dem Drang nachzugeben, ihnen sofort die verlogenen Zungen aus ihren stinkenden Mündern zu reißen. Und doch paralysiert das Nichtgenannte mit seinen unzähligen Stimmen gleichzeitig meinen eigenen Verstand. Selten ist etwas wirklich lohnendes unter all den weinerlichen Gefühlsduseleien, die dieser winselnde Abschaum zustande bringt. Hier und da ein paar Sahnehäubchen auf Kuhfladen, die mir einigen Spaß versprechen. Der Rest sind geistige Totgeburten, die sich aus den drogenverseuchten Köpfen dieser Zombies herauswinden wie Maden aus ihren gedankengewordenen verwesenden Kadavern. Enzephalitische Hirne, die ich am liebsten samt ihren verweichlichten Schädelhüllen mit bloßen Händen wie überreife Tomaten zerquetschen würde, damit sie aufhören, ihre eitrigen Gedanken in meine Nervenbahnen zu spülen. Zwei Barrieren, diesen Irrsinn auszuhalten. Gelbes Gewebe, eine visuelle Schranke, die meine Gedankenwelt in einen textilen Schleier einhüllt und Fremden den Blick verwehrt. Die andere ist nun gefallen. Ich gehe in die Knie. Das erste Mal in meinem Leben? Das zweite Mal. Meine Finger nähern sich der zerschmetterten Brille, schweben einen Moment regungslos über dem verbogenen Metall. Das schwarze Skelett ist noch einigermaßen heil - anders die Gläser. Haltlos, wie von den Knochen geschältes Muskelfleisch, liegt die in ein Vielfaches zertrümmerte ehemalige Einheit mit der spiegelnden Membran auf dem schmutzverkrusteten Asphalt. Nutzlos. Unbrauchbar. Frei. Ich nehme eine der vielen kleinen Scherben und halte sie gegen das gleißende Licht der vom Himmel herab brennenden Sonne. Scharfe Kanten, anstelle sich nahtlos in ein erstklassig geformtes Gebilde schmiegende Konturen. Die einst so perfekt geschliffene Oberfläche ist übersät mit unzähligen Kratzern. Spinnennetzgleich ziehen sich die haarfeinen Ritze in ihrem blutroten Gittermuster über das Glas und brechen das Licht darin. Das Fragment fällt zu Boden, wo es sich zu seinen geborstenen Schicksalsgefährten gesellt. Rote Scherben. Die Sandkörner aus ihrer starren Form befreit. ~ Ende ~ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)