Was ist nur los...? von Twins (Eine DÄ-FF Collab zwischen Das_Anni und Lena_Jones) ================================================================================ Kapitel 3: Gute Zeit -------------------- Hiho ^^ Wir sind wieder da! Das 3. Kapitel ist nun das vor euch liegende XD Ich hoffe ihr lest es und lasst uns ein wunderbares Kommi da! Wir freuen uns ja immer über gute Reaktionen ^^ Eures Anni und Lenchen ________________________________________________________________________________ Mit einem leisen Seufzen fuhr Rod rechts ran und stellte den Warnblinker seines Wagens an. "Warum? Ich frage dich, WARUM musstest du HEUTE verschlafen?" Sein Blick huschte zu dem Drummer, der sich nun schon zum mindestens zwanzigsten Mal das Haar richtete. "Hörst du mir überhaupt zu? Ich meckere grad mit dir! Pass auf: dein Haar sitzt super, dein Hosenstall ist auch nicht mehr offen, du riechst nach meinem Duschgel und nach meinem Rasierwasser... Was soll denn jetzt noch schief laufen?" Leicht lächelnd legte er ihm eine Hand auf die Schulter. "Das wird schon... Und jetzt los! Es wird alles wieder gut!" Er lächelte Bela aufmunternd zu und zog langsam seine Hand zurück. "Ruf mich an, wenn ihr fertig seid..." "Denkst du es ist so ein Vorteil, wenn ich nach DIR rieche? Ich meine so... nich dass Farin auf falsche Gedanken kommt..." murmelte Bela vor sich hin. Dann öffnete er die Autotür und schnallte sich ab. In seinem Kopf herrschte Stille. Selbst wenn er sich dazu gezwungen hätte etwas zu denken, es hätte nicht funktioniert. Er war wie ein gedankenloses Wesen. Mit einem letzten unsicheren Blick sah er zu Rod. "Wenn wir fertig sind..." sagte er noch leise. Seine Füße schlurften über den Asphalt und der Schlagzeuger spürte Rods Blick im Genick. Als er bei der Tür war, sah er noch einmal zu Rod, der ihm mit einer Handbewegung bedeutete weiter zu gehen. Nervös und mit zittriger Hand zog Bela den Schlüssel, den Rod ihm gegeben hatte, welcher ja sein eigener war, aus seiner Jackentasche. Fast wie in Zeitlupe drehte er den Schlüssel im Schloss um und öffnete die Tür. Mit jeder Stufe wurden seine Beine wackeliger und seine Knie weicher. Gleich würde er dem Blonden entgegenstehen. Ihm ging aus unerfindlichen Gründen sein eigenes Lied "Für uns" durch den Kopf. Er schüttelte diesen um das Lied los zu werden und schloss die Wohnungstür auf. Ihm kam ein Geruch von Kaffee entgegen und im Player lief ruhige Musik. Vor der Badtür lag ein Handtuch verwahrlost, als hätte es jemand dort vergessen. Farin konnte ihn nicht gehört haben, so leise wie er die Tür aufgeschlossen hatte. Nun tapste er vorsichtig zum Balkon. Der Gitarrist war wohl im Schlafzimmer. Wie Bela vermutete war Farin im Schlafzimmer. Genau genommen lag er seit Stunden auf dem Bett und starrte an die Decke. Er hatte die ganze Zeit kein Auge zu bekommen, so dass sich unter diesen dunkle Ringe abzeichneten. Sein Kopf ruhte auf dem Kissen des Dunkelhaarigen, welches noch immer seinen Duft trug. Doch dieser schien langsam zu verblassen. Sehr langsam drehte der Blonde den Kopf zur Seite und sah zu seinem Funkwecker. Er war nun schon über 24 Stunden wach, wovon er mindestens 23 Stunden damit verbracht hatte, rum zu heulen. Er konnte einfach nichts dagegen tun, es war, als wäre da etwas gebrochen. Er spürte gar nicht mehr, wann er weinte und wann nicht. Die Tränen liefen einfach so über seine Wangen oder seine Schläfen. Je nachdem, ob er lag oder saß. Der Duft des Kaffees lag schon eine ganze Weile in der Luft, doch Farin wollte nicht aufstehen und die Maschine abstellen. Wenn er die Augen schloss, konnte er sich vorstellen, dass der Drummer grade das Frühstück vorbereitete und jeden Augenblick ins Schlafzimmer kommen würde. Es war nur ein Traum, nur Wunschdenken, doch Farin klammerte sich in diesem Moment so sehr daran, als würde sein Leben davon abhängen. Er wollte ihn bei sich haben... Bela durchschoss ein seltsames Gefühl, das ihm sagte, dass er jetzt ins Schlafzimmer gehen sollte. Es war wie einer dieser Morgen. Bela war nur eher aufgestanden. Hatte Frühstück gemacht... der schwere Kaffeeduft hing in der Luft, wie die frische Wäsche auf der Wäscheleine auf dem Balkon. Ein ruhiger Morgen... und wenn man nicht wüsste, was am Tag vorher passiert war, hätte man nie gedacht, dass diese beiden getrennt waren. Vorsichtig näherte sich Bela dem Schlafzimmer, immer noch so leise wie möglich öffnete er die Tür und lehnte sich an den Rahmen. Farin lag immer noch auf dem Bett, er hat den Dunkelhaarigen wohl noch nicht bemerkt, doch das störte Bela nicht. Stille Tränen rannen über seine Wangen, den Blonden dort so liegen zu sehen... und zu wissen, dass er sich jetzt nicht einfach neben ihn legen konnte. Rods Rasierwasser stieg ihm in die Nase und verdrängte den Geruch des Kaffees und den starken Geruch nach dem Blonden, der mindestens genau so Dominant war wie der Kaffee. Farins Augen waren noch immer geschlossen und sein rechter Unterarm ruhte auf seiner Stirn. Sein Atem war sehr ruhig und nur manchmal entrann seinen Lippen ein leises Schluchzen. In diesen Momenten zitterte sein Atem leicht, doch ihm war nichts anzusehen. Plötzlich stieg ein seltsames Gefühl in ihm auf. Seltsam und doch irgendwie vertraut. Langsam öffnete er die Augen, während sein Körper anfing zu zittern. Das konnte nicht sein, es war unmöglich. Farin drehte sich wie in Zeitlupe auf die Seite und das erste, was er sah, war ein Paar Schuhe, was er so gut kannte, als wären es seine eigenen. Ungläubig glitt sein Blick an der Gestalt empor, bis er schließlich das Gesicht des Drummers sah. "Dirk..." Seine Stimme war kaum mehr als ein Flüstern und seine geröteten Augen weiteten sich ein Stück. Der Schlagzeuger war damit beschäftigt sich die Tränen weg zu wischen. Dann hörte er den Größeren seinen Namen sagen und sofort überzog ihn eine starke Gänsehaut. Er sah den Blonden an. "Kaffee ist fertig..." nuschelte er mit tränenerstickter Stimme. „Können wir reden?" Sein Herz machte so große Sprünge, er hatte Angst einen Herzanfall zu bekommen. Er sah Farin eindringlich an und wartete auf ein Anzeichen von Zustimmung. Von Außen sah er so ruhig aus wie noch nie, doch im Innern herrschte eine so starke Unruhe, dass er am liebsten wie wild rum gesprungen wäre. Er hatte ein klares Ziel vor Augen und dies bestand darin, dass er heute Abend neben Farin im Bett einschlafen würde. Der Blonde setzte sich langsam auf, wobei er Bela nicht aus den Augen ließ. Er traute sich kaum zu blinzeln aus Angst, der Drummer würde dann verschwunden sein. Er hatte das Gefühl, seine Stimme würde ihm den Dienst verweigern, wenn er versuchen würde dem Dunkelhaarigen zu antworten, also nickte er nur schwach, während er sich zittrig erhob. Langsam näherte er sich Bela, während er sich schnell über die Augen wischte. Dann brachte er etwas wie ein Lächeln zustande. Zwar wirkte es noch traurig und verunsichert, doch in seinen Augen leuchtete ein Funke Hoffnung auf. "Setzen wir uns an den Tisch", wisperte er und ging voraus, wobei sein Arm leicht den des Kleineren Streifte. Diese kurze Berührung reichte aus, um sein Herz zum rasen zu bringen und die Sehnsucht noch größer werden zu lassen. Der Ältere musste sich stark zusammen reißen, sich nicht an den Hals des Blonden zu hängen, denn jetzt mussten sie erst reden. Also folgte er Farin mit kleinen Schritten. Vorsichtig ließ er sich auf dem Stuhl nieder, der genau gegenüber von Farins stand und sah ihn nervös an. Sein Herz raste wie wild und er hörte in seinen Ohren deutlich den Puls, was ihm das Hörvermögen für alles andere nahm. Nun sah er Farin einige Momente erwartend an, doch fing sich schnell. Sein Blick schweifte dann durch das Zimmer und verfing sich bei dem Bild, wo er und Farin Rod mit ins Bild zogen. Ein Lächeln huschte über seine Lippen. "Das waren noch Zeiten" nuschelte er. Etwas überrascht sah der Blonde auf, bevor er Belas Blick folgte. Als er das Bild entdeckte, musste er leise lachen. "Ja... Im Nachhinein tut Rod mir irgendwie total Leid... So, wie wir an ihm rumgezerrt haben..." Leicht grinsend drehte er sich wieder um. "Wir schulden ihm immer noch ein blaues Hemd...", murmelte Farin und strich sich durchs struppige Haar. Erst dann sah er Bela wieder an. "Möchtest du Kaffee? Oder vielleicht etwas zu essen?" Man merkte ihm deutlich an, dass er nervös war. Zwar versuchte er, es irgendwie zu überspielen, aber vergebens. Der Blick des Größeren huschte einmal über den Tisch, an dem sie saßen. Seit Bela am Tag zuvor die Wohnung verlassen hatte, war nicht viel geschehen. Der Blonde hatte sich zwar irgendwann dazu aufgerafft, die leicht verderblichen Lebensmittel in den Kühlschrank zu räumen, aber das war auch schon alles. Zu mehr fühlte er sich nicht in der Lage. Es war eine peinliche Stille, die Bela durch ein Räuspern versuchte zu durchbrechen. "Und... schönes Wetter.. nich?" sagte Bela mit einem Blick nach draußen, schon zwei Sekunden später hasst er sich für die Aussage. Wie kann er in einem solchen Moment nur so etwas Dummes sagen? Das Wetter... pah! Dann stotterte der Dunkelhaarige ein wenig. "... das war dumm..." nuschelte er. „Wie geht es dir?" sagte er leise und strich sich durch sein schwarzes Haar. Seine blau-grünen Augen funkelten unheilvoll, doch nicht irgendwie beängstigend. Farin lächelte leicht. "Wieso dumm? Es stimmt doch..." Als hätte der Drummer mit diesen paar Worten eine Mauer, die zwischen ihnen stand, nieder gerissen, entspannte sich Farins Körperhaltung. "Na ja... Also... Wenn ich jetzt sage 'es geht mir gut' wäre es gelogen und das wüsstest du auch... Würde ich sagen es geht mir dreckig, wäre es zwar die Wahrheit, aber es würde wie ein Vorwurf klingen... Und ich will dir keine Vorwürfe machen... Dafür gibt es keinen Grund." Farins Stimme wurde immer leiser, bis sie schließlich versagte. Sein Blick war stur auf den Tisch gerichtet, er konnte Bela nicht ansehen. Er hatte Angst, dass dieser den Schmerz in seinen Augen lesen würde und ihn doch als Vorwurf verstehen würde. Der Blonde spürte, wie seine Hände anfingen zu zittern. "Aber wie geht es dir denn? Rod hat mir gesagt, dass du bei ihm übernachtet hast... Ich bin froh, dass du nicht die ganze Zeit draußen herum geirrt bist...“ "Wenn er mich nicht aufgesammelt hätte, wäre ich das wohl... mit einem glasigen Blick, mit der Daniels Flasche in der einen Hand und die andere an der Hauswand entlang gleitend..." Bela sah wie Farins Hände zitterten. Erst zögerte er, dann schob er seine Hand über den Tisch, zog Farins Arm auf den Tisch und hielt die Hand des Gitarristen. Eine plötzliche Hitze schoss in seine Finger, dass er Angst hatte, sie würden anfangen zu brennen. Er lächelte Farin an. "Farin... bitte... ich will mich keinesfalls mit dir weiterhin streiten... und ich will dieses Problem aus der Welt schaffen..." Immer noch war der Schlagzeuger eingeschüchtert, dass er irgendwas Falsches sagen könnte und somit seine Chance wieder vertun würde. Auf jeden Fall würde er warten, dass Farin ihn fragt, ob er wieder bei ihm wohnen wolle. Ein Kribbeln jagte durch den Körper des Blonden, als Bela seine Hand ergriff. Nach einem kurzen Zögern schloss er die Finger um dessen Hand und sah ihn hoffnungsvoll an. "Ich will mich auch nicht mit dir streiten... Ganz sicher nicht!" Er lächelte leicht und strich sehr zaghaft über Belas Hand. "Hör zu... Ich habe gestern Sachen gesagt die mir sehr Leid tun... Und wenn ich ehrlich bin..." Ein Seufzen löste sich von seinen Lippen, als er den Blick senkte. "Es gab gestern Momente, da wollte ich dich einfach nur verletzen... Also... Ich wollte dir zigen, wie weh manche deiner Worte taten. In dem Moment begriff ich noch nicht, wie Recht du hattest. Dafür war ich zu engstirnig..." Der Blonde schüttelte leicht den Kopf. "Ich war einfach zu egoistisch..." Der Schlagzeuger war überrascht über den Sinneswandel des Gitarristen. Sein Griff um die Hand des anderen verfestigte sich, als wolle er ihn nie wieder los lassen. Dann zog er seine Hand jedoch wieder zurück, so würde er nicht mit seinem Gegenüber reden können. "Ich hab mich auch nicht klar ausgedrückt... du konntest das alles ja nur falsch verstehen. Es war wie ein Test... zu testen, wie du reagierst, falls mich die Beziehung wirklich langweilen würde. Klar in einigen Punkten hab ich die Wahrheit gesagt... dass ich mal mehr ausgehen würde, aber ich finde diese Beziehung nicht langweilig! Es tut mir leid..." flüsterte er fast. Seine Hände sehnten sich nach Farins, doch er musste sich zurückhalten, nicht dass er schon jetzt über ihn herfallen würde. Farin lächelte schwach und sah seinem Gegenüber in die Augen. "Wir hätten einfach früher darüber reden müssen... Es war mir doch irgendwie klar, dass du nicht nur in der Wohnung hocken möchtest... Und du wusstest ja auch, dass ich ungern weg geh... Also ich geh schon gern weg, so ist es ja nicht... Es ist nur..." Der Blonde wusste nicht, wie er den Satz beenden sollte, also schüttelte er nur den Kopf. "Ich bin nicht genug auf deine Bedürfnisse eingegangen, da hast du Recht. Anstatt mal wieder einen Film aus der Videothek zu holen hätte ich ja auch sagen können 'komm, wir gehen mal wieder ins Kino'... Ich hab so stur darauf bestanden, immer mit dir hier zu bleiben, dass ich gar nicht gemerkt hab, was wirklich wichtig ist... Das ist mir erst gestern und heute klar geworden..." Er hob den Kopf an und sah Bela genau in die Augen. "Es ist doch eigentlich egal, ob wir nun hier hocken, in der Disco sind oder sonst wo... Wir waren doch wenigstens zusammen..." "Jah... " hauchte der Drummer. Seine Gedanken schweiften ab und er sah ein Bild an der Wand, es kam ihm bekannt vor und er wusste, dass es dort hing, doch sein Blick war nie so richtig tief gegangen... Er hat es wahrgenommen, aber nicht realisiert. "1981?" nuschelte er. Es war ein Bild von ihnen und Hussi auf der Bühne als Soilent Grün. Bela wusste nie, warum Farin dieses Bild dort hängen hatte, doch jetzt empfand er es als ein perfektes Bild. Ein schönes Bild, denn damit konnte man in der Zeit reisen. Sein Blick haftete weiter daran und er musste daran denken, wie Farin und er sich kennen gelernt hatten. Dann lachte er und sah Farin grinsend an, natürlich nicht so ein überdimensional großes Grinsen, wie das des Farin, doch ein breites. "Weißt du noch, wie wir uns damals kennen gelernt haben? 1980?" Der Schlagzeuger lehnte sich gegen die Stuhllehne und wandte den Blick wieder auf das Bild. Der Blonde war einen Moment etwas verwirrt als Bela ihn so angrinste, doch dann musste er selbst auch etwas schmunzeln. "War die Frage jetzt ernst gemeint? So was kann man doch nicht vergessen!" Er lachte leise und lehnte sich ebenfalls leicht zurück. "Schon komisch... Wer hätte je gedacht, was aus so einer Begegnung alles werden kann... Ich meine... Hättest du damals gedacht, dass wir mal eine erfolgreiche Band gründen, deren Lieder auf dem Index landen? Also... Jedenfalls einige..." Er setzte sich wieder auf und sah Bela an. "Was hast du damals eigentlich gedacht? Und komm jetzt bloß nicht mit deiner Antwort, die du nervigen Leuten von irgendwelchen Zeitschriften gibst..." Er stützte das Kinn in seiner Hand ab, während der dazugehörige Ellenbogen, welcher sich knapp eine Fußlänge unterhalb des Handgelenkes befand, auf dem Tisch ruhte. Bela schmunzelte, auf Grund des Kommentars. "Ich dachte, er ist ein gutgelaunter Punk. Er war die ganze Zeit am Lachen. Damals gab es nix zum Lachen! Schon gar nicht als Punk! Lachen war außerhalb von Muttis Reichweite definitiv nicht cool..." Er sah Farin an und man sah an seinen Gesichtszügen, dass er sich ein Lachen verkneifen musste. Dann sah er ihn ernster an. Seinen Kopf legte er nachdenklich in den Nacken. "Natürlich konnte keiner ahnen, dass wir mal so berühmt werden... Ich war einfach beeindruckt... Einfach von deiner ganzen Art. Wie du... wie du dich so abheben konntest... mal von deiner Größe abgesehen... Es ist schwer zu sagen... schwer zu sagen, dass ich schon damals mehr empfunden habe. Obwohl ich so viele Freundinnen hatte, gegen die ich natürlich auch nicht abgeneigt war..." Ein leises Seufzen löste sich von den Lippen des Dunkelhaarigen. Die blau-grünen Augen suchten die braun-grünen des Gitarristen. "Wenn ich meine Gefühle beschreiben könnte..." Es fiel ihm wirklich schwer, sich ein Lachen zu verkneifen. Deshalb biss der Blonde sich leicht auf die Zunge. Doch als Bela ernster wurde, entspannten sich auch Farins Gesichtszüge wieder. "Du musst sie nicht beschreiben", flüsterte er. Eigentlich wollte er es laut sagen, doch seine Stimme war irgendwie belegt. Der Blonde räusperte sich leicht und sah dem Drummer in die Augen. "Du musst sie nicht beschreiben", wiederholte er und ein sanftes Lächeln huschte über seine Lippen. "Weißt du... Als ich dich damals gesehen habe... Da haben mich deine Augen irgendwie in ihren Bann gezogen. Normalerweise geht das ja nicht so schnell bei mir... Also das man mich in seinen Bann zieht..." Er lachte kurz auf, wurde dann allerdings wieder ernst, als er sich etwas zu Bela beugte. "Aber du hast es geschafft... Und mich immer gefangen halten...", sagte er leise. Ein Schauer erpackte Bela und er kippte fast von seinem Stuhl. Diese Worte trafen ihn hart, umso schwerer fiel es ihm an den Streit zu denken, den es galt zu lösen, nach wie vor. Doch seine Gedanken schweiften immer wieder zu dem Augenblick, bei dem er Farins Grinsen das erste Mal sah. "Deine gute Laune hat mich eingefangen... deine Art mit anderen umzugehen... dich nicht von anderen beeinflussen zu lassen... Dein Grinsen..." er stockte. Es sollte nicht lächerlich wirken. "Dein umwerfendes Grinsen"... doch es klang lächerlich. Ein betrübtes Funkeln setzte sich in Belas Augen, als er merkte, dass man dieses Argument schon fast nicht ernst nehmen konnte. Mit einer Handbewegung versuchte er es zu verdrängen und sah den Blonden lächelnd an. "Oder..." er überlegte kurz. „Kannst du dich an die eine Schweiz-Tour erinnern? Nopper und ich nehmen die Stadt fast auseinander und werden nur verwarnt und Sahnie wird verhaftet... weil er Finnisch-Vokabeln lernt... ich wäre fast gestorben vor Lachen" Der Blonde lachte bei der Erinnerung. "Hör bloß auf! Mir kamen echt die Tränen vor Lachen! Da sieht man mal, das lernen nix bringt... Man sollte lieber das Leben genießen..." Farin legte den Kopf leicht schief und betrachtete Bela mit einem sanften Blick. Seine Worte gingen ihm nicht aus dem Kopf. "Ich weiß noch, als ich dich angerufen habe um dir zu sagen, dass Hans rausfliegt... Dein euphorisches 'YES' hatte ich noch Tage später in den Ohren..." Ein leichtes Lächeln huschte über Farins Lippen. "Das fand ich total süß! Besonders weil es dir vorher so peinlich war, dass du so spät dran warst..." Der Blonde legte den Kopf schief und betrachtete Bela. "Schade, dass ich dein Gesicht damals nicht gesehen habe..." "Ich auch..." erinnerungsselig dachte er an diesen Tag. Ihm fiel es immer schwerer sich zurück zu halten. Er wollte Farin küssen und umarmen und lieben... so sehr lieben wollte er ihn. "Ich war so nervös... ich dachte schon so: 'Scheiße... Jan reißt mir den Kopf ab'... aber mit so was hätte ich nicht gerechnet" dann lachte er. Der Schlagzeuger dachte nach. "Wie mein Gesicht ausgesehen haben muss?" Er strich sich durchs Haar. "Hmm... ein breites Grinsen. Also nich so" Er grinste ein wenig. "Sondern so" er grinste noch breiter, was natürlich nur lächerlich aussah und so fühlte er sich auch, also fing er an zu lachen. "Es war mindestens doppelt so breit wie deines! Schade... ich hab keine Beweise und mein Grinsen wird nie breiter sein... weil wenn ich dich ansehe... dann grinse ich nich breit... sondern versuche dich so liebevoll wie möglich anzulächeln..." nuschelte er fast, aber verständlich. Unbewusst darüber, was er gerade von sich gegeben hatte, da er so in Gedanken versunken war, lehnte er sich zurück und sah wieder auf die Fotowand. Farin lächelte sanft und folgte dem Blick des Dunkelhaarigen. "Ich hätte ihm damals am liebsten das Genick gebrochen... Besonders weil ich die ganze Zeit ruhig am Tisch sitzen musste, während er eine Spitze nach der anderen losließ. Wenn er gegen mich gegangen wäre, das wäre nicht schlimm gewesen. Aber jedes Wort, das er gegen dich gerichtet hat..." Der Blonde seufzte leise und sah zu Bela. „Kein Wunder, dass ich in dem Brief damals einfach nur eine Fratze gemalt habe... Aber die hat ihn ja besonders gut beschrieben... Oder nicht?" Farin lachte leise auf, doch sein Gesicht wurde sehr schnell wieder ernst. "Es hat mir weh getan, zu hören, was er gegen dich gesagt hat", murmelte er und sah auf den Tisch. Seine Finger spielten nervös mit der Tischdecke, welche er immer wieder abwechselnd in Falten legte und glatt strich. "Jah, die Fratze war super! Hab mich köstlich amüsiert..." Bela senkte den Blick. Plötzlich fiel ihm auf, dass er ein Loch im Socken hatte, was ihn in den Bann zog. Er stopfte seine Zehe durch und wieder in den Socken, besah sich die ausgefransten Fäden und beobachtete, wie es sich immer mehr ausbreitete. Dann wandte er sich widerwillig von dem Socken, da es doch unhöflich war und sah zu Farin. Der Dunkelhaarige lächelte ein wenig unbeholfen. "Ich hab ein echt tolles Leben... nichts würde ich anders machen..." Er seufzte leicht. Auf dem Balkongeländer landete ein Vogel. Bela wunderte sich über sich selbst, was ihm alles auffiel, nur um sich abzulenken. Ein Loch im Strumpf, ein Vogel auf dem Geländer... ein Lachgrübchen in Farins Gesicht. Er blinzelte kurz und sah nochmals hin. Nie war es ihm aufgefallen. Wie konnte ihm dieses bezaubernde Grübchen entgehen? Bela musste unwillkürlich lächeln. "Danke Jan..." sagte er leise. "Danke..." Der Blonde hob verwundert eine Braue. Allerdings konnte er nicht sagen, was ihn mehr verwirte: Belas Lachen, oder dass dieser sich plötzlich bei ihm bedankte. "Du hast es mal wieder geschafft, mich komplett zu verwirren... Ich bin sogar so verwirrt, das ich nicht mal weiß, was mich verwirrt! Und ich verwirre mich grade noch mehr..." Er schüttelte leicht den Kopf und sah auf die Rose, die noch immer auf dem Tisch stand. Noch immer? Nein... Eigentlich schon wieder. Farin hatte sie am Tag zuvor fast durch die ganze Wohnung geschleppt, bis ihm klar wurde wie bekloppt er damit aussah... Und vor allem bis ihm klar wurde das es Bela nicht zu ihm zurück bringen würde. Langsam strich er über die Blütenblätter, welche sich noch immer so weich anfühlten. Er dachte an die letzten Stunden, wie er immer wieder unter die Dusche gestiegen war, wenn die Müdigkeit ihn zu übermannen drohte. Er wollte nicht ohne den Drummer an seiner Seite einschlafen oder aufwachen. Er hatte zuviel Angst davor... Vor lauter Nichtwissen was er sagen sollte, pulte Bela sich den Dreck unter den Fingernägeln hervor und fragte sich im selben Moment, wie dieser es immer wieder schaffte dort hinzugelangen. Dann sah er auf und bemerkte den Blick des Gitarristen, der sich auf die Rose gerichtet hatte. "Die is vom Nachbarbalkon..." sagte Bela leise und schmunzelte darüber. Sein Blick glitt über Farins Finger, dessen Hand, über das Handgelenk und den Unterarm, schweifte vom Ellenbogen zur Schulter und den unendlich reizvollen Hals des Jüngeren entlang und zu dessen unwiderstehlichen Lippen, die der Dunkelhaarige nun liebend gern küssen würde. Was würde er nicht alles dafür geben. Angestrengt darüber nachdenkend, ob ihm noch ein Schwank aus ihrer früheren Zeit einfiele, besah sich Bela wieder das Lachgrübchen, was ihn sehr reizte. "Wirklich... unglaublich... ich muss gerade an das 15 Jahre Netto-Konzert denken... unglaublich... diese Mengen an Fans, oder?" Er versuchte das Gespräch wieder in Antrieb zu bringen, doch was er sagte, schien keinerlei Reiz und eher allgemein gefasst... auf Kommando fiel ihm einfach nichts ein. Doch dann... "Mit der wohl unter den eher seltsameren Fans beliebteste Rock Rendezvous-Version." Der Blonde errötete leicht als er merkte, wie Belas Blick leicht über seinen Körper glitt. Er holte mehrmals tief Luft, bevor er ihn auf seine typische Art angrinste. "Ich glaube diese Version haben alle geliebt! Und jeder wäre gern HINTER der Bühne gewesen!" Farin lachte leise und strich sich durchs Haar. "Ich muss zugeben, dass es auch meine Lieblingsversion war... Und natürlich die von 'Die Band, die sie Pferd nannten'! Das war einfach... Ich weiß nicht... Mir gefallen die Versionen irgendwie am besten!" Er errötete erneut und sah auf die Tischdecke. Am liebsten wäre er einmal um den Tisch rum gegangen und hätte Bela an sich gezogen, doch er war nicht sicher, wie dieser reagiert hätte. Seine Hände krallten sich in die Tischdecke, ohne das er sich dessen bewusst war. "Bei unserem 15 Jahre-Netto-Konzert muss ich an 'Mach die Augen zu' denken... Als ich mir später das Video-Material angesehen habe ist mir aufgefallen, wie sehnsüchtig ich manchmal zu dir gesehen habe", sagte Farin leise und sah den Drummer an. Dabei war sein Blick genauso sehnsüchtig wie damals. "Sehnsüchtig?" fragte Bela verdutzt. "Ja, es war eine Zeit, als wir noch nicht voneinander wussten... wohl doch beide wussten, was wir von dem jeweils anderen wollten..." Der Schlagzeuger dachte kurz darüber nach, was er gerade gesagt hatte, um sich nicht selbst zu verwirren. "Das... waren noch Zeiten... und Rod war die perfekte Ergänzung... ich meine 1993..." Wieder ließ er seinen Blick über Farins Körper gleiten. Oh, so verlangend, so sehnsüchtig darauf, doch er wusste nicht, wie Farin darauf reagieren würde, also ließ er es bleiben. "Jan... was denkst du hättest du gemacht, wenn wir uns nie kennen gelernt hätten?" Diese Frage überraschte den Blonden. Er hatte nie wirklich darüber nachgedacht. "Ich..." Seine Stimme zitterte leicht, als ihm klar wurde, dass er den Dunkelhaarigen immer als eine Art Selbstverständlichkeit gesehen hatte. Und er hatte sich immer geschworen, dass es nie so weit kommen würde! Als er merkte, dass er schon eine ganze Weile geschwiegen haben musste, schüttelte er schnell den Kopf und sah Bela an. "Ich weiß es nicht... Wenn ich dich nie kennen gelernt hätte... Wer weiß, vielleicht würde ich ja gar nicht mehr leben", sagte er leise und senkte den Blick wieder. Ein Leben ohne den Dunkelhaarigen? Das konnte und wollte Farin sich gar nicht vorstellen! "Ja, ich würde nicht mehr leben! Das weiß ich ganz sicher..." Die Erinnerung an die letzten 24 Stunden machte ihm klar, wie sinnlos ein Leben ohne Bela für ihn war. Es war der Drummer, der seinem Leben überhaupt erst einen Sinn gab. "Und du, Dirk? Was hättest du gemacht?", fragte Farin mit belegter Stimme. Der Schlagzeuger konnte nur lächeln. "Ich hätte dich nicht gekannt... auf eine andere Art und weise wäre mein Leben weiter gegangen... mit Soilent Grün... oder mit was auch immer... irgendwie hätte ich mich durchgesetzt... früher oder später hättest du von mir erfahren!" dann lachte er. "Sei nicht traurig, wenn das jetzt so klingt, als wäre mein Leben ohne dich nicht anders verlaufen und du völlig überflüssig wärest..." Sein Herz machte einen schmerzhaften Sprung und er musste sich nun wirklich stark zusammenreißen. "Mein Leben wäre nicht halb so wertvoll gewesen. Ein Wunder wie dich trifft man nicht jeden Tag, weißt du? Ich leugne nicht, dass ich normal weiter gelebt hätte, wenn ich dich nicht hätte kennen gelernt... durch dich scheint mein Leben nun jeden Sinn zu bekommen. Mein Leben scheint sich nur um dich zu drehen, immer... doch kann ich nicht leugnen, dass es nicht einen anderen Weg gegeben hätte, ohne dich... Und wieder muss ich zugeben... dass ich mir ein Leben ohne dich nicht vorstellen kann! Nicht kann und nicht will! Und erst recht will ich nie denken, dass ein Leben ohne dich schöner wäre... denn schöner als mit dir kann es einfach nicht werden!" Er wurde leicht rot, doch seinen Blick wandte er nicht von Farins Augen ab. Als der Drummer anfing zu reden, kam Farin sich einen Moment total bescheuert vor. Als hätte er totalen Schrott gelabert. Doch als Bela dann fort fuhr, merkte Farin, wie sein Herz sich schmerzhaft zusammenzog. Der Blonde spürte, wie seine Augen sich langsam mit Tränen füllten. Zum ersten Mal seit Stunden nahm er sie wieder wahr. Langsam erhob er sich von seinem Platz und ging um den Tisch rum. Er konnte einfach nicht anders. Es kam ihm wie eine Ewigkeit vor, bis er sich endlich neben dem Dunkelhaarigen befand. Langsam sank er auf die Knie. "Es tut mir leid, Dirk", wisperte er und konnte seine Stimme nur mit Müh und Not unter Kontrolle halten. Am liebsten hätte er laut los geschluchzt und sein Gesicht in Belas Hemd vergraben. Aber er wollte ihn nicht überfallen. Er wollte dem Drummer noch immer die Chance zum Rückzug lassen. "Die letzten 24 Stunden... Die waren mindestens so unerträglich wie die Zeit von 1988 bis 1993..." Als Farin sich erhob, spürte der Schlagzeuger sein Herz immer schneller rasen. Er schloss die Augen um die Tränen zu verdrängen. "Jan..." hauchte er. Seine Stimme kratzte ein wenig. Vorsichtig hob er seine Lider und sah den Blonden, so wie er ihn noch nie gesehen hat, so wertvoll, so wunderschön, so ... so unglaublich nah und Bela wagte sich nicht ihn zu küssen, was er nur zu gern wollte, ihm tausendmal ich liebe dich zu sagen, was ihm nur schwer gelang es zurück zu halten. Er wollte nicht direkt überstürzen, was gestern zu schnell kaputt ging. Wenn man eine Beziehung überstürzte, dann konnte sie schnell an einer Stelle reißen, wo man es nie für möglich gehalten hätte. Darum wollte der Drummer jetzt nichts überstürzen und hielt sich zurück. Der Blonde sah ihn an, während die Tränen sich den Weg über seine Wangen bahnten. "Du hast mir gefehlt... Ich glaube mir ist erst jetzt wirklich klar geworden, wie wichtig du mir bist..." Zitternd stützte er die Hände auf dem Boden ab, während sein Kopf nach vorne sank. "Ich wollte dich gestern nicht verletzen! Ich weiß, ich habe es getan und es tut mir so unendlich Leid... Ich würde alles tun, um es rückgängig zu machen!" Er spürte, wie sein Körper vom Schluchzen geschüttelt wurde, doch das war ihm egal. "Ich habe dir die Schuld gegeben, dabei war es meine Schuld! Du hast nur deine Wünsche ausgesprochen... Und deine Gefühle..." Farin konnte nicht weiter sprechen. Seine Stimme zitterte und er musste sich eine Hand auf den Mund pressen, um nicht laut los zu schluchzen. Nun konnte der Dunkelhaarige es nicht mehr ertragen. Er ließ sich vom Stuhl gleiten und schlang seine Arme um den Blonden. So versuchte er ihn zu beruhigen und er flüsterte ihm aufmunternde Worte zu. "Alles wird gut... bleib ruhig..." Doch genoss er dabei nur Farins Nähe und fühlte sich wie ein verdammter Egoist. Noch einmal ließ er seine Hand über Farins Rücken gleiten, dann ließ er ihn los und stand auf. "Ich mach dir einen Tee..." zittrig ging er in die Küche, wo er sich erstmal auf der Arbeitsplatte aufstützen musste und sich hektisch die Tränen von den Wangen wischte. Dann kramte er in den Schränken nach Tee. Er wusste ja genau wo alles stand und welchen Tee der Blonde am liebsten mochte. Es war nur ein kurzer Moment, doch Farin genoss die Umarmung des Dunkelhaarigen so sehr, dass er für einen Moment alles vergaß. Grade als er sich an Bela schmiegen wollte, stand dieser auf. Schnell wischte der Blonde sich über die Augen und holte tief Luft. Er sah zu der Tür, hinter der Bela verschwunden war und erhob sich langsam. Einen Moment wankte er, so dass er fast automatisch nach der Tischkante griff, um sich auf dieser zu stützen. Erst als seine Knie nicht mehr so stark zitterten, ließ er los und begab sich zur Küche. Er sah Bela vor dem Wasserkocher stehen, das Gesicht zur Arbeitsplatte gewandt. Sehr langsam näherte Farin sich ihm, wobei er es vermied irgendwelche Geräusche zu machen. Kaum stand er hinter Bela, legt er die Arme um ihn und drückte sich an den Rücken des Drummers. "Es klang wieder wie ein Vorwurf, oder?", fragte er leise und schloss die Augen. "Das wollt ich nicht... Glaub mir bitte, das war nicht meine Absicht... Ich wollte dir nur irgendwie zeigen, dass ich verstehe, wie du dich fühlst..." Wusste Farin wirklich, wie Bela sich genau jetzt fühlte? "Du kannst doch gar nicht wissen, wie ich mich fühle" platzte es aus Bela wie ein ekliger Pickel. Und schon bereute er es. "Ich... ich kann es einfach nicht beschreiben... einerseits hab ich dir wirklich fiese Dinge an den Kopf geworfen, was mir unendlich Leid tut... andererseits hast du mich echt verletzt und nicht mal den Versuch gestartet mich zu verstehen... geschweige denn zu sehen, dass ich das meiste nicht ernst gemeint habe..." Ein leises Schluchzen löste sich aus seinem Mund. "Und auf der ganz anderen Seite kannst du einfach nicht meine Gefühle nachvollziehen... weil ich... weil ich einfach... gerade gar nichts fühlen kann, ich weiß nicht was ich fühlen soll... ich bin noch zu verwirrt..." Weiterhin starrte Bela auf die Arbeitsplatte vor ihm. Er hatte schon wieder so viele Dinge gesagt, die er hätte nicht sagen sollen und hoffte, dass Farin rein gar nichts davon in den falschen Hals bekam und den Aspekt bemerkte, dass nichts davon ausschloss, dass Bela den großen, blonden Gitarristen über alles liebte. Langsam, wie in Zeitlupe, löste Farin die Arme von Bela und trat einen Schritt zurück. Er fühlte sich, als hätte der Dunkelhaarige ihm grade die Faust ins Gesicht gerammt. Beschämt sah er zur Seite. "Ja, ich habe dich verletzt... Und ich habe gestern wirklich nich versucht dich zu verstehen... Aber das versuche ich doch jetzt!" Der Blonde ballte seine Hände zu Fäusten, welche sich langsam röteten, während die Knöchel weiß hervor traten. "Und das habe ich grade versucht dir zu sagen... Das und nichts anderes meinte ich..." Sein Blick war noch immer auf den Boden gerichtet. "Ich weiß nicht was jetzt, in diesem Moment in dir vorgeht. Ich würde es gerne wissen, so ist es ja nicht... Aber ich bin auch kein Hellseher..." Der Blonde drehte sich um 180 Grad und sah leicht über seine Schulter. "Entschuldige bitte, ich wollte dich nicht belästigen... Ich setz mich wieder an den Tisch, wenn du möchtest kannst du dazu kommen, wenn du fertig bist", sagte er leise und Schritt zur Küchentür. "Warte!" sagte Bela rasch und war schnell bei Farin. Dann sah er ihn jedoch nur nachdenklich an. Er sollte, doch er konnte nicht, oder war es anders herum? Egal! Irgendetwas hielt ihn davon ab, diesen Blonden hier zu küssen. "Okay... ich... bring dir gleich den Tee..." dann wandte er sich betrübt ab und ging auf den Wasserkocher zu. Seine Handlungen folgten automatisch: Die Tasse aus dem Schrank, die Teeblätter in das kleine Sieb, das Sieb über die Tasse, das Wasser über das Sieb in die Tasse, durchziehen lassen. Löffel in die Tasse, Tasse auf Untertasse und das ganze dann Richtung Wohnzimmer getragen. Als er plötzlich im Wohnzimmer stand, fragte er sich, ob er überhaupt den richtigen Tee genommen hatte, doch der Geruch, der ihm in die Nase stieg, versprach positives. So stellte er die Tasse vor Farin auf den Tisch und setzte sich zu ihm. Der Blonde hatte sich wieder an den Tisch gesetzt und starrte diesen nachdenklich an. Er brauchte einen Moment um zu realisieren das Bela ihm grade eine Tasse vor die Nase gestellt hatte. "Danke", murmelte er, bewegte sich aber sonst kein Stück. Er wusste langsam nicht mehr, was er noch tun sollte. Was wollte Bela? Das er heulend wie ein kleines Kind vor ihm zusammenbrach? Sollte er sich die Stimmbänder durchschneiden, um nie mehr etwas Falsches zu sagen? Fast schon mechanisch griff er nach der Tasse und trank einen Schluck. Der Tee war brühendheiß, wie nicht anders zu erwarten, aber genau das brauchte der Blonde, um aus dieser Trance zu erwachen. Er kniff die Augen schmerzerfüllt zusammen, trank aber noch einen Schluck, bevor er die Tasse zurück stellte. Er fühlte sich, als stünde sein Hals in Flammen. Vielleicht hatte sich das mit dem durchschneiden der Stimmbänder ja grade von selbst erledigt. "Jan..." sagte Bela leise. Er wartete, dass Farin zu ihm aufsah, doch das tat dieser nicht. Der Ältere beugte sich vor und hob Farins Kinn an. Er sah dem Jüngeren tief in die Augen. "Ich liebe dich!" dann lehnte er sich vor und gab ihm einen zärtlichen Kuss auf die Lippen und ging mit dem Oberkörper wieder zurück. Das Kribbeln, was die Berührung der Lippenpaare auf Belas Haut gebracht hatte, setzte sich tief fest. Dann vermied er es Farins Blick zu begegnen und sah interessiert aus dem Fenster, obwohl man da nichts sah. Rod langweilte sich mittlerweile sicher und wartete sehnsüchtig auf Belas Anruf. Als Bela ihn auf die Lippen küsste, weitete Farin überrascht die Augen. Die Worte hallten in seinem Kopf wider und setzten sich dort fest. Eine Träne der Erleichterung lief über seine Wange. Er hasste ihn also doch nicht! Er spürte, wie ein Kloß in seinem Hals saß und versuchte mühsam diesen hinunterzuschlucken. "Ich liebe dich auch, Dirk", flüsterte er, während der Kloß sich langsam auflöste und ihm stattdessen Tränen in die Augen stiegen. "Knall mir für diese Frage ruhig eine, brüll mich an oder was weiß ich... Aber ich muss sie einfach stellen..." Der Blonde schloss die Augen und krallte sich in seine Shorts. "Hast du mich zwischendurch gehasst?" Er konnte einfach nicht anders, er musste es wissen. Die Tränen rollten ihm stumm über die Wangen und er hatte etwas Angst vor der Antwort... Aber noch mehr fürchtete er sich vor dem Nichtwissen. "Gestern, bei unserem Streit... Hast du mich da gehasst?", fragte er noch einmal und kniff die Augen fester zusammen. Dem Dunkelhaarigen stieg die Verzweiflung in Form von Tränen in die Augen. Wie konnte Farin so etwas denken? "Nie... nie..." flüsterte Bela über seine schwere Stimme, die von den Tränen geprägt, sehr schwach klang. „Und wenn ich dir das vermittelt haben sollte, dann tut es mir Leid... Ich liebte dich die ganze Zeit und liebe dich immer noch! Vielleicht sogar mehr denn je..." Dann senkte er den Blick. Er wusste nichts weiter zu sagen und schämte sich, Farin ein Gefühl übermittelt zu haben, was ihn glauben ließ, dass er ihn nicht mehr liebte. "Es tut mir Leid..." Ihm schossen auf einmal so viele Szenen durch den Kopf, die er mit dem Blonden durchgemacht hatte... wie die letzten Bilder des vorbeiziehenden Lebens kurz vor dem Tod. Farin hob den Kopf um seinen Gegenüber anzusehen. Langsam, als würde sie Tonnen wiegen, hob Farin eine Hand und legte sie an Belas Wange. Sehr zart strich er mit dem Daumen drüber und auf seinen Lippen bildete sich ein schwaches Lächeln. "Du hast keinen Grund dich zu entschuldigen", flüsterte er. Er nahm seinen ganzen Mut zusammen und beugte sich über den Tisch, zu dem Gesicht des Dunkelhaarigen. Kurz bevor ihre Lippen sich berührten, stoppte er allerdings noch einmal. "Bleibst du bei mir?", fragte der Blonde leise, bevor er seine Lippen sanft auf Belas legte und die Augen schloss. Entweder würde er ihn von sich stoßen oder seinen Kuss erwidern. Das wäre dann auch gleichzeitig die Antwort auf Farins Frage. Sein Herz raste, während er mit zitternden Fingern durch das weiche Haar des Kleineren strich. Für den ersten Moment wusste der Ältere nicht zu reagieren und irgendwo wehrte er sich. Es war zu früh. Ohne sich zu halten, drückte Bela sich vom Stuhl ab, kroch über den Tisch und landete auf Farins Schoß, ohne auch nur einen Moment die Lippen von Farins zu lösen, was egal gewesen wäre, denn kaum konnte man blinzeln, hatte Bela seine Tat vollzogen. Er schlang die Arme um Farin und küsste ihn inniger denn je. Die Zunge fuhr gierig in Farins Mund. Dieses Gefühl, den Jüngeren zu schmecken, hatte er so vermisst. Er hatte es so sehr vermisst, dass er sich genau jetzt wie neu geboren fühlte. Dann schoss ihm ein neuer Gedanke durch den Kopf und genau so schnell, wie er auf Farins Schoß saß, löste er sich ruckartig von dem Blonden und Tränen rannen unaufhaltsam über seine Wangen. "Es tut mir so leid" brach es aus ihm heraus und er vergrub seinen Kopf an Farins Halsbeuge. "Es tut mir Leid..." Noch bevor Farin reagieren konnte, saß Bela auf seinem Schoß. Aber wie hätte er schon großartig reagieren können? Er tat das, was er auch getan hätte, wenn ihm mehr Zeit zum nachdenken geblieben wäre: er schlang die Arme um den Körper des Älteren und küsste ihn mit einem Verlangen, als wären sie 25 Jahre und nicht 25 Stunden getrennt gewesen. Doch plötzlich riss der Kleinere sich von seinen Lippen und vergrub stattdessen das Gesicht in seiner Halsbeuge. "Dirk..." Der Blonde war einen Moment total perplex, doch dann drückte er den Dunkelhaarigen noch fester an sich. "Was ist los? Was tut dir leid?", hauchte er leise und küsste ihn sanft auf den Kopf, während seine Hand beruhigend über den Rücken des Drummers strich. Sein Herzschlag beschleunigte sich, was allerdings an der Nervosität lag. Wofür entschuldigte Bela sich? Er verstand die Welt nicht mehr... "Rod!" sagte der Schlagzeuger leise. „Ich ... beinah..." immer wieder drang ein Wort durch die Schluchzer. „Wir haben uns geküsst..." Er presste seine Augenlider aufeinander... „und beinahe sogar..." Bela wagte es nicht es aus zu sprechen, doch er wollte nichts vor Farin geheim halten. Er drückte sich so fest an den Blonden, als wolle er mit ihm verschmelzen. „Ich liebe dich" Und alle Worte drangen durch schweres Atmen und Schluchzen. "Aber... in dem Moment war es einfach zu krass... er war so erregt, wegen... wegen... dem Schlüsselfinder..." Bela fand, dass das alles wie eine absurde Geschichte klang, die man nicht glauben konnte, doch er drückte sich nur heulend an den Gitarristen. „Ich will Nichts vor dir verheimlichen!" Farin spürte, wie jegliche Farbe aus seinem Gesicht wich. Trotz dieses Gestammels wusste er genau, was Bela ihm sagen wollte. Seine Arme sanken schwer nach unten, schwer und doch irgendwie taub. Als würden sie gar nicht zu ihm gehören. Seine Augen wurden matt, jegliches Glänzen wich aus ihnen. Er konnte einfach nicht glauben was Bela da sagte. Er WOLLTE es nicht glauben. Und doch wusste er, dass es die Wahrheit war. Am liebsten hätte er Bela von sich gedrückt und wäre aufgestanden, doch er konnte sich nicht rühren. Er wollte etwas sagen, irgendwas, doch kein einziges Wort kam über seine Lippen. Dafür arbeitete sein Verstand umso schneller. Bilder blitzten vor seinem inneren Auge auf, Bilder, die er nicht sehen wollte, die er aber auch nicht verdrängen konnte. "Warum?", brachte er schließlich mühsam heraus. Mehr musste er aber auch nicht sagen, denn der Tonfall verriet mehr als er hätte sagen können. Er klang verletzt, enttäuscht... und auch irgendwie innerlich gebrochen. Bela heulte unaufhaltsam. "Es tut mir so verdammt Leid... das hat sich so komisch ergeben... in dem Moment... aus einem dummen Missgeschick heraus..." Der Schlagzeuger traute sich nicht Farin in die Augen zu sehen, diese wollte er nun wirklich nicht sehen. Farins Stimme verriet alles. "Es tut mir so leid Jan..." keuchte er leise. Seine Finger drückten sich in Farins Haut. "Wegen dem Vibrationsalarm" Bela stotterte und schluchzte weiter, bis er alles erzählt hatte, auch von der Stimme, die ihn dann zu Recht gewiesen hatte... Doch er merkte, dass er damit einen schweren Schritt begangen hatte, was den Gitarristen schwer getroffen hatte. Und immer wieder entschuldigte sich Bela bei ihm. Der Blonde hörte ihm geduldig zu. Er hätte eh nicht gewusst, was er hätte sagen sollen. Dieses 'warum' hatte ihn schon seine ganze Kraft gekostet. Und mit jedem weiteren Wort von Bela, jedem weiteren Detail, schnürte sein Herz sich schmerzvoll zusammen, bis er das Gefühl hatte, es wäre zerdrückt. Noch immer starrte er nur vor sich hin, die Hände lagen dicht an seinen Seiten. Die Entschuldigungen Belas trieben ihn fast in den Wahnsinn. Es waren die Worte, die er sich vor wenigen Stunden noch von ihm gewünscht hatte, aber nicht so. Nicht in so einem Zusammenhang. Und noch immer waren die Bilder in seinem Kopf. Wie Rod den Drummer küsste und berührte an Stellen, die niemand außer ihm berühren sollte. Energisch schüttelte er den Kopf, in der Hoffnung, so an etwas anderes denken zu können. "Hör auf...", wimmerte er und ballte die Hände leicht zu Fäusten. Wie auf Kommando, oder als hätte der Kleinere einen Schock erlitten, stoppte das Schluchzen, sein Atem war ruhig und er sagte kein Wort mehr. Seine Augen waren leicht geweitet und er starrte auf den Boden. Er traute nicht, sich zu bewegen. Nach einiger Zeit atmete Bela ruhig durch und löste sich von Farins Hals, um ihm in die Augen zu sehen. Kaum hat er dies getan, stiegen ihm wieder die Tränen in die Augen. "Ich bin... ein furchtbarer Mensch!" Langsam erhob sich Bela und distanzierte sich mit einigen Schritten von Farin. Er wollte den Blonden nicht und nie verletzen, doch das tat er erfolgreich seit 25 Stunden schon. Ohne es zu wollen. Er stand nun dicht vor der Balkontür und sah durch die Scheiben hindurch nach draußen und starrte auf die grauen Wolken, die im Wind vorbeizogen. Der Blonde zitterte stark, während er sich ebenfalls erhob. Er sah den Kleineren noch immer nicht an, doch seine Körperhaltung entspannte sich langsam. "Du bist kein furchtbarer Mensch", murmelte er grade so laut, dass Bela ihn hören konnte. "Aber sag mir bitte, warum du es getan hast?" Er hob schnell die Hand als Bela etwas erwidern wollte. "Ich meine nicht diese Sache mit dem Schlüsselfinder. Was hast du in dem Moment gedacht? Also als du Rod geküsst hast... Dachtest du 'scheiß auf Jan, das ist eh vorbei'?" Mit schmerzerfülltem Blick sah er den Drummer an. "Was Dirk, was? Sag mir einfach, was du da gedacht hast... Ich werde danach nicht weiter darauf eingehen, das tun die Bilder in meinem Kopf. Ich möchte nur eine ehrliche Antwort auf diese Frage." Und Bela schmerzte es sagen zu müssen, aber genau das hat er gedacht. "Jah..." flüsterte er. „Ich dachte... warum nicht? Jan hasst mich eh im Moment... genau das dachte ich... aber ich bereue es!" dann lehnte er seinen hitzigen Kopf gegen die kühle Scheibe und entspannte sich. "Aber glaub mir bitte, wenn ich sage, dass ich es so sehr bereue wie nichts anderes in meinem Leben. Es war ein Fehler und ich werde ihn nie wieder begehen! Nie wieder!" dann schloss er die Augen. So angenehm war die Scheibe ihm im Moment. "Ist diese Antwort ehrlich genug? Oder verletzt sie dich nur?" Dann drehte er sich um und sah Farin fragend an. "Hmm? Jetzt möchte ich eine ehrliche Antwort!" "Beides", sagte der Blonde seltsam ruhig. Dann holte er tief Luft. "Du willst mich nicht verletzen, das wolltest du nie... Hast du selbst gesagt... Also glaube ich kaum, dass du so eine Antwort erfinden würdest, nur um mich zu verletzen. Aber dass du wirklich einen Moment geglaubt hast ich würde dich hassen, das verletzt mich! Selbst in diesem Moment hasse ich dich nicht, weil die Liebe zu dir viel zu groß ist! Wie hätte ich dich dann DA hassen sollen? Wegen einem Streit, der hauptsächlich aus Missverständnissen bestand!" Farin schüttelte leicht den Kopf. "Ich habe dich wirklich nie gehasst, Dirk. Und es gibt nichts, was es je ändern könnte. Ich war vielleicht kurz wütend, das verleugne ich nicht... Aber nicht auf dich! Sondern auf das, was du gesagt hast. Und selbst da war es keine richtige Wut, es war vielmehr Verzweiflung, Enttäuschung und Schmerz, was da aus mir gesprochen hat..." Die Stimme des Blonden wurde immer leiser, bis er schließlich ganz verstummte und zu Boden sah. Aus unerfindlichen Gründen schöpfte der Dunkelhaarige aus Farins Worten eine gewisse Hoffnung. Doch konnte er sich nicht erklären, warum er dann nicht einfach zu dem Blonden gehen konnte und alles wäre wieder in Ordnung, nein er musste warten, dass Farin auf ihn zu kam, das war Bela ihm schuldig, wegen der Sache mit Rod. Der Schlagzeuger stand hilflos da und wartete auf eine Reaktion des Gitarristen und seine Gedanken kreisten um ein Fünkchen Hoffnung, welches gerade aufgeflammt war. Eine Hoffnung mit einer Zukunft, die wohl angenehmer war, als diese Streiterei, die aus lauter Sturheit entstand. "Du weißt, dass ich dich liebe..." nuschelte Bela. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)