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Strawberry Panic!

von

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Entscheidung

ENTSCHEIDUNG
 

An diesem Samstag Nachmittag konnte Nagisa Tamaos Versen nicht folgen, weil sie wieder an den gestrigen Abend und an ihre Entscheidung vom Morgen denken musste. Jetzt saß sie mit ihrer Freundin im Literaturclub, um sich abzulenken, doch das gelang nicht. Eigentlich würde sie viel lieber mit Shizuma im Gewächshaus arbeiten.

'Die Vorsitzende war wieder so ernst. Sie wirkte nicht einmal überrascht.' dachte sie. 'Als ob sie nur darauf gewartet hatte, dass wir zustimmen.'

Das Mädchen fühlte sich inzwischen nicht mehr so sicher mit der Entscheidung für die Kandidatur. Aber was blieb ihr letztlich anderes übrig, als Shizumas Zurückweisung zu akzeptieren und Tamao die Chance auf den Titel zu geben? Immerhin waren sie beste Freundinnen.

Gemeinsam mit Tamao den Titel der Étoile erringen... Für sie gab es doch nur eine einzige denkbare Étoile - Shizuma.

Seufzend blickte Nagisa aus dem Fenster. Der Herbstwind wirbelte einige rote Blätter umher.
 

"Nagisa... Was ist los mit dir?" Tamao legte ihrer Freundin von hinten die Hände auf die Schultern.

"Du hast gar nicht zugehört und bist die ganze Zeit hier schon so abwesend. Und inzwischen sind alle anderen schon gegangen."

Nagisa schreckte hoch und sah sich überrascht um. Der Clubraum war tatsächlich leer und sie hatte von Tamaos Gedichten kaum etwas mitbekommen.

"Es... es tut mir Leid, Tamao", brachte sie beschämt hervor.

"Ich..."

"Schon gut. Lass uns ins Wohnheim zurückkehren, es ist bald Zeit für das Abendessen."

Nagisa nickte nur und ging schweigend neben ihrer Freundin her.

'Sie ist so anders als heute Morgen', dachte Tamao besorgt. 'Als ob sie nicht mehr das Vertrauen in ihren Entschluss hat.'

Sie überlegte und musste an die Worte von Miyuki Rokujou denken. - Was würde mit Nagisa passieren, wenn Shizuma im März die Schule verlässt? Es waren keine vier Monate bis dahin...

Als sie beinahe den Eingang erreicht hatten, ergriff Tamao Nagisas Hand.

"Komm."

Das Mädchen zog die Freundin auf den Weg, der um das Gebäude herum führte. Nagisa folgte ihr, aber eher, als ob sie keine eigenen Willen habe.

"Hast du mit Shizuma reden können?" fragte Tamao leise.

"Ja. - Sie meinte, wir beide hätten als Kandidaten für Miator gute Chancen auf den Sieg", antwortete Nagisa und klang sehr bedrückt.

"Für Miator..." wiederholte Tamao leise.

War denn das alles, was zählte?

War es denn gerecht, Nagisa deshalb erneut zu verletzen?
 

"Nanu..."

Etwas Funkelndes im Gras vor dem Gebäude erweckte Nagisas Aufmerksamkeit. Dort lag ein verschnörkelter Haustürschlüssel mit Halskette. Aber es war nicht irgendein Schlüssel, diesen hier kannte sie nur zu gut.

Verwundert hob sie ihn auf. Wo mochte er hierher gekommen sein?

"Was ist?" fragte Tamao. Neugierig betrachtete sie den Gegenstand in der Hand ihrer Freundin.

"Shizumas Schlüssel, von ihrer Sommervilla. Sie wollte ihn gestern Abend von mir zurück. - Wie kommt er jetzt hierher? Da stimmt doch etwas nicht..."

"Shizumas?" Tamao zog verwundert die Brauen hoch.

Nagisa hob den Blick zum Haus, zu Shizumas Zimmer, und erstarrte. - Die Fensterscheibe war zerbrochen!

Besorgt beobachtet Tamao, wie sich die Finger ihrer Freundin um den Schlüssel klammerten, während sie ihn mit beiden Händen an ihre Brust drückte.

Das Band zwischen Nagisa und Shizuma bestand also weiterhin, auch wenn...

"Nagisa..." Tamao legte ihr von hinten die Hände auf die Schultern. "Du musst zu ihr gehen, so kann das nicht weitergehen. Vergiss die Wahl und Miator."

"Aber Tamao... Ich habe doch versprochen, mit dir an der Wahl zur Étoile teilzunehmen."

"Das ist egal. - Wenn du Shizuma wirklich liebst, dann musst du jetzt um diese Liebe kämpfen, bevor es wirklich zu spät ist.

'Aber sie hat sich doch gestern von mir verabschiedet', dachte Nagisa traurig und unschlüssig.

"Nun geh schon. Ich möchte dich nach all der Zeit wieder glücklich sehen." Tamaos Gesicht wirkte ernst. "Sag ihr endlich, was du für sie empfindest."

Nagisa nickte ihrer Freundin dankbar zu und rannte ins Haus.
 

Vor Shizumas Zimmertür Atem schöpfend, klopfte sie an.

"Shizuma, ich bin es, Nagisa. - Shizuma... bist du da?"

Sie bekam keine Antwort und überlegte, wo sich die Étoile gerade aufhalten könnte.

Zuerst wollte sie an der Tür nebenan, bei Miyuki, klopfen, verwarf aber diese Idee gleich wieder. Zuerst wollte sie persönlich mit Shizuma reden, ehe sie auch nur an eine Auseinandersetzung mit der Vorsitzenden des Schülerrates wegen der Wahlaufstellung dachte.

Deshalb ging Nagisa Richtung Gewächshaus. An diesem Ort verbrachte Shizuma viel Zeit, auch wenn man sie dort nicht vermutet hätte.

So wie am gestrigen Abend, der noch schmerzlich in Erinnerung war.

Was, wenn die Étoile ihre Gefühle überhaupt nicht erwidern würde, wenn wirklich alles vorbei wäre. Nagisa wollte keine Ersatzperson für Kaori sein - aber vielleicht war es genau das, was Shizuma in ihr gesucht hatte. Seit dem privaten Herbstausflug in die Sommervilla, wo Shizuma Nagisa ihre Vergangenheit offenbart hatte, waren sie sich auch kaum begegnet.

Noch bevor Nagisa das Gewächshaus erreichte, kam ihr Shizuma mit zwei Blumensträußen entgegen. Also war sie auf ihrem wöchentlichen Weg in die Schule, um die Eingangshalle zu schmücken und danach...

"Nagisa..." Die junge Frau blieb stehen und richtete einen traurig wirkenden Blick auf die jüngere Schülerin. Ein kühler Windstoß erfasste ihr langes, aschblondes Haar.

"Darf ich dich begleiten?", lenke Nagisa ein. Die Situation schien günstig und viel einfacher, als Shizuma unter anderen Umständen zu einem Gespräch zu bewegen.

"Wenn du magst." Sie atmete tief durch und setzte dann ihren Weg fort.

"Ich.. könnte einen Strauß tragen."

"Ach, das geht schon."

Schweigend gingen sie weiter bis zur Schule und auch dort sagte Shizuma kein Wort.
 

Im Musikzimmer schließlich blieb sie vor dem Flügel stehen und wirkte unschlüssig.

'Vielleicht mag sie heute gar nicht spielen', dachte Nagisa. Aber warum war sie dann in diesen Raum gegangen?

"Darf ich... noch einmal mit dir zusammen spielen?" Nagisa blickte die Étoile fragend, eher bittend an.

Shizuma legte ihre rechte Hand auf den Deckel der Klaviatur, öffnete ihn aber nicht. Einige Sekunden schien sie etwas zu überlegen.

Doch dann klappte sie den Deckel hoch und setzte sich auf die Bank.

"Spielen wir also. Komm."

Nagisa setzte sich neben sie und warte auf die übliche Vorgabe.

Aber... Was war das?

Shizumas linke Hand!

"Was ist mit deiner Hand passiert?" Sie blickte erschrocken auf den Verband um Handfläche, Daumen und zwei Finger. Beim Arrangieren der Blumen hatte sie gar nicht auf Shizuma Hände geachtet.

"Es ist nichts."

"Aber so kannst du doch nicht..."

"Wenn du mit mir am Flügel spielen möchtest... Es tut wirklich nicht weh."

"Hast du dich am Fensterglas verletzt?" fragte Nagisa besorgt. Nein, so konnte sie doch nicht spielen!

Shizuma antwortete nicht gleich.

"Es ist nichts", meinte sie dann leise.

"Unser gewohntes Stück?" fragte sie gleich darauf mit gespielter Selbstsicherheit. Innerlich schmerzte sie dieses Treffen, denn es weckte nur die quälende Erinnerungen an den gestrigen Abend und die Nagisas Entscheidung, die daraus entstanden war. Am Liebsten würde sie dem Mädchen deshalb bis zur Wahlentscheidung überhaupt nicht mehr begegnen...

Aber das gemeinsame Spiel hatte sie bisher neutral verbunden, vielleicht würde es jetzt einige der Wunden heilen.

Vielleicht...

"Ja, bitte, sonst spiele ich nur falsch."

Nur langsam entspannte sich Nagisa. Sie wartete die Vorgabe der Étoile ab und setzte dann mit ein.

Shizuma zeigte keine Emotionen, sie spielte ruhig und so sicher wie immer - bis nach wenigen Minuten der letzte Ton des Stückes verklang.
 


 

Anmerkung: Ja, dieses Treffen auf dem abendlichen Weg in die Schule ist doch sehr konstruiert, ich habe es aber nicht besser hinbekommen...

gomen ^^

Anmerkung 2: Inzwischen habe ich da etwas korrigiert und noch die Handlung vor dem Schlüssel eingefügt. Jetzt passt es etwas besser - eine weitere Überarbeitung kommt sicherlich noch.

Offenbarung

OFFENBARUNG
 

"Vielen Dank, dass ich mit dir spielen durfte", sagt Nagisa leise.

"Gern geschehen. Du hast dich wirklich sehr verbessert. - Ich... sollte jetzt aber wieder gehen."

"Nein, warte bitte. Ich möchte dir noch etwas sagen." Nagisa rang mit sich. Es war so einfach gewesen, die Worte im Voraus zu wählen. Doch jetzt, so in ihrer Nähe...

"Shizuma, du... hast mich... freigegeben, um mich zu schützen. Du ziehst dich von mir zurück, um es mir zu erleichtern", begann sie zögernd. "So ist es doch, oder? Und dass Miyuki Druck ausübt."

"Ja. - Aber sie hat doch Recht, auch wenn es schwerfällt. Sie und ich machen schon im März den Abschluss und wir werden dann die Schule verlassen. Und du..." Shizuma blickte Nagisa seufzend an, senkte den Blick aber gleich wieder auf die Klaviatur. Auch Nagisa starrte angespannt auf die Tasten, als ob sie Angst davor hatte, dem direkten Blick der Étoile begegnen zu können.

"Shizuma, ich möchte dir ein Geschenk geben. Würdest du dafür bitte einen Moment die Augen schließen?"

Ein Geschenk. Also hatte sich Nagisa entschieden und ihre innerer Zerrissenheit zwischen ihr und Tamao würde nun endlich vorbei sein. Es gab keinen Zweifel, diese Beiden würden die Wahl mit Sicherheit gewinnen. Aber zuvor müssten beide ein Team werden. Miyukis Auswahl.. professionell wie immer. Tamao war bei vielen Schülerinnen sehr beliebt und galt deshalb schon länger als mögliche Anwärterin auf den Titel der Étoile, doch bisher hatte sie nicht die dafür notwendige Partnerin.

Miyuki, in ihrer Funktion als Vorsitzende des Schülerrates, der ja auch die Kandidaten für die Wahl der Étoile aufstellte, konnte also stolz auf sich sein, ihre selbsternannte Mission war gelungen, ihre Pflicht erfüllt.

Miyuki...

Shizuma seufzte leise. Vielleicht war es tatsächlich besser, die Dinge auf diese disziplinierte Art zu ordnen. Leider hatte sie selber nicht früh genug die Kraft dafür aufgebracht. Ohne Miyukis Hilfe und manchmal unerbittliche Forderungen zur Pflicht wäre sie, die glorreiche Étoile, in den letzten zwei Jahren schmählich gescheitert.

Doch nie hätte Shizuma gedacht, dass ihr diese treu ergebene Freundin einmal so weh tun könnte - und sie hatte es nicht einmal bemerkt.

Jetzt nahmen die Dinge ihrem Lauf, Dinge, an denen sie keinen Anteil mehr haben würde...

Miyuki, das ängstliche Kind von damals, die kleine Heulsuse, die dauernd Heimweh hatte und deshalb mit in Shizumas Bett schlief, hatte nun das Kommando übernommen und beschritt einen geraden, selbstsicheren Weg.

Ja, sie war wirklich stark geworden...
 

Das Mädchen erhob sich von der Sitzbank, während Shizuma regungslos verharrte.

Langsam beugte sich die Schülerin hinunter, so langsam, dass Shizuma ihre Annäherung spürte. Das Herz schlug Nagisa bis zum Hals, denn die Entscheidung würde jetzt und hier fallen.

Wenige Millimeter bevor sich ihre Lippen berührten, verharrte sie.

"Ich... liebe dich, Shizuma, und deshalb wirst du für immer meine Étoile bleiben, nur für mich ganz allein."

Shizuma wagte nicht, sich zu bewegen. Nahezu unendlich erschien ihr jetzt die Zeitspanne zwischen dem, was Nagisa gerade gesagt hatte und dem, was sie nun tun würde.

"Nagis..."

Weiter kam sie nicht, weil ihr Mund von Nagisas weichen Lippen verschlossen wurde. Es war nur ein kurzer Kuss, Shizuma wagte jedoch dieses mal nicht, mehr zu fordern.

"Du darfst die Augen ruhig wieder öffnen", flüsterte Nagisa ganz nah an ihrem Ohr.

Shizuma verneinte mit einer leichten Kopfbewegung.

Wie ein Traum...

Sie wollte dieses Gefühl nicht verscheuchen.

Wie lange zog es sie nun schon in die Nähe dieses Mädchens? War es vom ersten Augenblick, der ersten Berührung ihrer Hand an?

Und nun spürte sie ihre Hände wieder, dieses mal auf ihrem Gesicht.

"Shizuma... nicht weinen..."

Nagisa war überrascht, damit hatte sie nicht gerechnet. Und jetzt flossen Tränen über das reglose Gesicht der Étoile, die noch immer die Augen geschlossen hielt.

Doch, was hatte sie eigentlich erwartet, wie Shizuma reagieren würde - dass sie ihren Kuss erwiderte, sie in die Arme nahm?

Beides war nicht geschehen. Die Étoile hatte bisher nichts geantwortet und sie auch nicht angeblickt.

Shizuma hatte sich gestern Abend von ihr verabschiedet, dann irgendwann den Schlüssel weggeworfen, das Fenster zerbrochen und sich dabei verletzt - und nun weinte sie still vor sich hin.

War es jetzt ein Fehler, doch zurückzukommen? Würde das Geständnis am Ende alles noch schlimmer, noch scherzhafter machen?

Es waren Worte gewesen, die sie fortgeschickt hatten. Worte, denen sie zwar nicht geglaubt, sich ihnen aber letztlich gefügt hatte. Waren Worte dann also die falsche Methode, um die Wahrheit mitzuteilen? Sie hatten doch vorher nie Worte benötigt, um...

Nervös nestelte Nagisa an ihrem Halstuch.

Der erste Kuss zu Beginn der Sommerferien... und dann Shizumas Bett, auf dem sie festgehalten worden war...

Es hatte keine Worte gegeben. Etwas anderes war viel stärker gewesen, etwas, das ihr aber Angst gemacht hatte. Shizuma wollte damals mehr als nur einen weiteren Kuss.

Jetzt war es beinahe Winter und sie hatte sich mehr als einmal gefragt, wie sie sie wohl erneut auf solch eine Situation reagieren würde...

Annäherung

ANNÄHERUNG
 

Langsam öffnete Nagisa einige der oberen Knöpfe ihrer schwarzen Schuluniform und dann das Unterkleid. Ihre Hände zitterten ein wenig.

Durch die Bewegung oder ihren eigenen Entschluss hob Shizuma den Blick.

"Wie kommst du zu dem Schlüssel?" Überrascht starrte sie auf die Kette, die Nagisa wieder umgelegt hatte, so wie vor kurzem in der Sommervilla.

"Du hast ihn weggeworfen. Ich habe ihn vorhin draußen gefunden." Nagisa versuchte ein Lächeln. Die Situation schien einen anderen Verlauf als geplant einzuschlagen. Aber konnte man so etwas wirklich planen?

Wie in Trance streckte Shizuma ihre verbundene Hand nach dem Schlüssel aus, berührte ihn leicht und verharrte mit dem Finger darauf.

Was, wenn sie wieder Kaori statt Nagisa vor sich sehen würde?

Nein.

Kein Flashback, keine schmerzhaften Trugbilder der Vergangenheit...

Nagisa legte ihre beiden Hände auf Shizumas und drückte sie fest an sich.

"Spürst du, wie schnell mein Herz schlägt?" flüsterte sie. "So schlägt es immer in deiner Nähe - und wenn ich an dich denke."

Die Étoile zuckte zusammen, die Schnittverletzungen schmerzten vom Klavierspiel und jetzt noch viel mehr. Aber was waren diese Schmerzen gegen die, die sie Nagisa und sich selber zugefügt hatte, als sie das Mädchen gestern Abend mit einer Lüge fortschickte. Seufzend beugte sie sich vor, und da sie noch immer auf der Bank saß, schmiegt sich ihr Gesicht in Nagisas Ausschitt.

"Shizuma..." Die junge Schülerin spürte die Tränen der Étoile vom Hals bis zum Bauch hinabrinnen.

"Nagisa..."

Das Mädchen schlang die Arme um die Schülerin der Abschlussklasse und kuschelte ihr Gesicht in deren aschblondes Haar.
 

"Nagisa... Ich... ich liebe dich so sehr." Die Étoile sprach diese Worte zögernd und sehr leise, als ob sie abwägen müsste, ob sie angemessen wären. Zuvor hatte sie das Mädchen nur mit Metaphern konfrontiert, sie die Eine genannt, die nach Kaoris Tod wieder Farbe und Freude in ihr Leben zurückgebracht hatte. Das war keine Offenbarung von Gefühlen gewesen, sondern eine Bürde der Vergangenheit, mit der Nagisa nicht umgehen konnte.

Sie hatte ihr nie gesagt, wie angenehm ihre Gesellschaft wirklich war, wie sehr sie ihr unbekümmertes Lachen berührte. Dieses Mädchen war als neue Schülerin plötzlich da gewesen, direkt in ihr Leben gestolpert und hatte viel verändert.

Und vor allem hatte sie ihr nicht gesagt, dass sie begehrenswert war.

Shizuma erhob sich langsam und umfasste Nagisa Schultern, die daraufhin erleichtert aufatmete. Die Étoile beugte sich zu der etwas kleineren Schülerin hinab, verharrte dann aber.

"Darf ich?"

Seit langem hatte sie nicht gefragt, sondern einfach nur genommen. Kleine, aber nur oberflächliche Liebeleien mit niedlichen, jungen Schülerinnen waren nie eine Herausforderung gewesen. Einige wünschten sich nichts mehr als ihre Aufmerksamkeit und andere... Allein Shizumas Rang als Repräsentantin aller drei Schulen brach fast jeden Widerstand der meist schüchternen Mädchen. Nur noch etwas Nachdruck und...

Die junge, attraktive Frau war sich ihrer Ausstrahlung und Wirkung auf andere bewusst, hatte einfach nur nach Lust und Laune gefordert und genommen, aber in ihr Inneres war nichts vorgedrungen - zwei lange Jahre nicht.

Nagisa war anders, das fröhliche Mädchen mit rotbraunem Haarschopf und strahlenden Augen hatte sich den Spielchen der Étoile widersetzt und letztlich durch ihre natürliche Art Shizumas Herz gewonnen.

Sie war nie nur ein Ersatz für Kaori gewesen, auch wenn sie ihr ähnlich sah.
 

Auch Nagisa zögerte. Alles schien jetzt anders - durch einen einzigen ausgetauschten Satz.

Nie hatte sich Shizuma ihr gegenüber so zurückhaltend verhalten, wenn sie sich auf diese Weise näherte. Und jetzt, da Nagisa selber die Entscheidung hatte, konnte sie die innere Spannung nicht länger ertragen.

Es genügte, sich etwas auf die Zehenspitzen zu stellen, um diesen Kuss zu vollenden.

Die Étoile schloss die Augen und schlang ihre Arme um das zwei Jahre jüngere Mädchen. Nicht um sie herum existierte mehr, nur dieser eine Augenblick, eingeschlossen in ein Gefühl, dass so lange nicht gespürt hatte. Ja, Nagisa war diese Eine, die es geschafft hatte, das Eis der Vergangenheit zu durchbrechen.

Allerdings hatte diese Annäherung die alten Wunden wieder aufgerissen.

Shizuma war damals jünger als Nagisa gewesen.

Kaori, ihre erste große Liebe...

'Verdammt, Miyuki, du kannst nicht erwarten, dass ich sie tatsächlich wegschicke!' Wieder sah sie Nagisas entsetzte Augen vom gestrigen Abend vor sich.

Doch jetzt war all der Schmerz verflogen.

Das Mädchen lehnte sich nach dem Kuss an die Étoile, deren Herz nun ebenfalls schnell schlug.

"Wenn du nicht da bist, fühle ich mich so einsam. Ich möchte bei dir sein, schon so lange."

Nagisas Zeigefinger strich sanft über Shizumas Wange und verharrten auf ihren Lippen. Noch nie hatte sie die junge Frau auf diese Weise berührt.

Mit geschlossenen Augen spürte sie, wie Shizuma den Mund leicht öffnete.
 

Plötzlich spürte sie selber Fingerspitzen auf ihren Lippen. Im ersten Moment zuckte Nagisa leicht zusammen, denn dieses Hand bewegte sich etwas schneller, als wolle sie den Weg weisen. Die Finger glitten mit leichter Berührung über das Kinn, den Hals hinab und über die Kette mit dem Schlüssel. Nagisa versuchte zu folgen, doch Shizumas Kleid war noch immer vorschriftsmäßig bis zum Hals geschlossen.

"Bitte öffne mein Halstuch und dann die Knöpfe", flüsterte die Étoile. "Ich kann es nicht, meine linke Hand schmerzt. Außerdem möchte ich dich weiterhin so im Arm halten."

"Tut mir Leid. Du hättest heute lieber doch nicht spielen sollen."

"Schon gut. Für dich jeder Zeit wieder, versprochen." Für den nächsten Kuss fragte sie nicht erst um Erlaubnis. Nagisa war längst soweit, dass sie erwiderte. Mehr noch, ihre Finger lösten Shizumas Halstuch und dann den weißen Spitzenkragen.

Nagisa zaghaft öffnete zwei weitere Knöpfe der schwarzen Schuluniform und schon führte Shizumas Hand wieder.

Die zärtlichen Berührungen an Hals, Nacken und Schultern blieben nicht ohne Wirkung. Nagisas Wangen röteten sich noch ein wenig mehr.

"Weiter", flüsterte die Étoile. "Du brauchst keine Scheu zu haben."

Die junge Frau beugte sich tiefer und küsste nun langsam Nagisas Hals hinab. Die Hände des Mädchens wagten sich erst jetzt an das weiße Unterkleid.

"Wo ist denn deine Kette?" fragte die Schülerin überrascht. Sie erinnerte sich an einen blauen, tropfenförmigen Anhänger.

"Sie ist das Zeichen der amtierenden Étoile. Ich habe diese Kette zu Beginn der Wahlperiode zurückgeben müssen. Nun bin ich endlich unwichtig geworden, alles dreht sich nur noch um die neuen Kandidaten."

Die Worte klangen nüchtern, als ob sie nur eine Erklärung ohne Beteiligung wären. Es gab inzwischen wichtigere Dinge für Shizuma - sie wollte einfach nur wieder leben und Glück empfinden.

Jetzt, in diesem Moment, fühlte sie sich so lebendig. Jetzt funktionierte sie nicht einfach nur, angetrieben von Pflichten und Miyukis ständigen Ermahnungen. Und sie wollte mehr von diesem neuen Leben und all seinen Gefühlen auskosten...
 

Nagisa hielt nervös die Luft an, als sie spürte, wie Shizumas rechte Hand bei ihr weitere Knöpfe öffneten und den Stoff der Kleidung langsam beiseite schob, so dass er beinahe die Schultern freigab. Die Étoile wollte sie doch nicht etwa hier ausziehen?

"Shizuma... was machst du denn?" wagte sie einen leisen Widerspruch.

"Pssst, nur noch ein wenig."

Noch ehe Nagisa weiter protestieren konnte, wurde ihr Mund von einem weiteren Kuss verschlossen.

Dann fühlte sie sich mit einem kräftigen Griff angehoben. Das Instrument erklang Laut und missgetönt , als sie auf der Klaviatur abgesetzt wurde. Shizumas rechte Hand suchte ihren neuen Weg um den Körper unter dem Rock von Nagisas Schuluniform, gelangte aber nur bis zur Taille, denn dort hielt die Rückenschleife den Stoff straff gespannt. Mit dem linken Arm hielt die Étoile das Mädchen fest an sich gedrückt.

"Ahh... Shizuma, das geht doch nicht!" rief Nagisa erschrocken und versuchte ihren kippeligen Sitz mit den Händen zu unterstützen. Dabei traf sie aber nur weitere Tasten, die laut und falsch ertönten.

"Sitz still, sonst schlägt noch der Gehäusedeckel zu", kicherte die Étoile.

Nagisa stelle hastig einen Fuß auf der Sitzbank ab, um das Gleichgewicht zu waren. Ihr Ellenbogen traf den Notenblatthalter, der daraufhin laut auf das Gehäuse des großen Konzertflügels herabklappte.

Aus dem Augenwinkel bemerkte sie eine Bewegung von der Tür des Musikzimmers her.

"Shizuma, hör auf", stieß sie erschrocken hervor. "Wir sind nicht allein."

Ruckartig zog Shizuma ihre Hand unter Nagisas Kleid hervor und stellte sich schützend vor sie, mit dem Rücken zur Tür..

"Schnell, knöpf dein Kleid zu", flüsterte sie. "Und meins dann auch."

Hastig rutschte Nagisa vom Instrument und befolgte die Anweisung.

"Wer ist da? Komm hervor und zeig dich!" erhob Shizuma die Stimme und drehte sich zur Tür um.

Aussprache (Teil 1)

AUSSPRACHE (Teil 1)
 

"Ich... ich habe... " Aus dem Schatten des Raumes trat Tamao.

"Ich habe nicht gelauscht, Étoile..." brachte die Schülerin stockend hervor und grüßte respektvoll. "Ich gebe Ihnen mein Ehrenwort, dass ich nicht... Bitte verzeihen Sie mir!"

Tamao spürte, wie sie rot anlief - sie hatte Nagisa noch nie so in Shizumas Armen gesehen und...

Zum Glück war es nicht sehr hell im Raum.

"Was machst du denn so spät noch hier?"

"Ich... ich habe draußen am Ende des Korridors auf Nagisa gewartet und bin nur nähergekommen, weil plötzlich dieser Lärm... Ich dachte, es wäre etwas passiert." Nur zögernd sah sah Tamao auf.

Als sie dann in Shizumas Augen blickte, zuckte sie zusammen. Das war nicht das neutral-freundliche Gesicht, dass jeder kannte. Jetzt spürte sie plötzlich Rivalität und Eifersucht. Ahnte die Étoile etwa, was sie für Nagisa empfand?

“Ich bin froh, dass es endlich ausgesprochen wurde. - Nagisa gehört nicht als Kandidatin zur Étoile an meine Seite", fing sie sich und hielt dem Blick stand. "Und wenn Fräulein Rokujou uns nicht so gedrängt hätte..."

"Du wusstest also längst, was Nagisa für mich empfindet?"

"Natürlich, als beste Freundin merkt man so etwas doch, oder?"

"Tamao..." Nagisa blickte ihre Zimmerpartnerin schuldbewusst an. Sie hatte ihr nach der Rückkehr am Morgen Hoffnungen gemacht und die Wahlteilnahme versprochen - und schon wenige Stunden später ihre Meinung geändert.

Die Freundin trat etwas näher.

"Étoile, wenn es Ihnen mit Nagisa wirklich ernst ist, dürfen Sie ihr nie wieder so wehtun. - Ich hatte mir viele Sorgen um meine Freundin gemacht und Sie... Sie haben sich nicht einmal blicken lassen, als sie Ihretwegen krank war!"

Tamao bemerkte gar nicht, dass sie inzwischen sehr laut sprach. So war sie der Étoile noch nie gegenübergetreten, sie hatte sogar die Fäuste geballt.

Dass sich Shizuma schon von Anfang an für Nagisa interessierte, wusste ja nun jeder. Aber sie hatte nie gezeigt, was sie wirklich empfand. Alles schien wie eine ihrer üblichen Launen zu sein.

Doch dann...

Tamao war da gewesen, als sich Nagisas Gefühle für Shizuma verstärkten und als es ihr nach dem Herbstausflug so schlecht ging. Sie hatte sich um ihre Freundin gesorgt und gekümmert. Alles schien vorbei zu sein, ein endgültiger Bruch in dieser Beziehung, doch Nagisa konnte oder wollte sich nicht lösen.

Dennoch wusste Tamao noch immer nicht, was überhaupt passiert war.

Shizuma wollte Nagisa alles über die andere Étoile erzählen, aber irgend etwas war vorgefallen, so dass Nagisa nach der Sturmnacht allein zum Wohnheim zurückkehrte. Dort war sie in Tamaos Armen zusammengebrochen...
 

"Was während des Ausflugs zur Sommervilla und danach geschah, ist schwer zu beschreiben." Als ob Shizuma Tamaos Gedanken mitbekam, begann sie leise zu sprechen. "Ich konnte ja nicht einmal mir selber helfen. - Tamao, wenn du gestattest, kläre ich das mit Nagisa allein."

Shizuma wirkte ganz ruhig und legte ihren Arm um Nagisa.

"War es wegen der anderen Étoile?" Tamao wusste inzwischen, dass die beiden nicht nur gut befreundet gewesen waren. Eine viel tiefere Beziehung hatte sie verbunden. Das war ihr erst bewusst geworden, als man Nagisa an ihrer Seite für die Wahl vorschlug.

"Ja, die andere Étoile... Kaori." Die junge Frau wirkte jetzt wieder ganz ernst. "Ich konnte ihren Tod einfach nicht überwinden... bis ich Nagisa begegnet bin. Doch meine Trauer, die Erinnerungen und Sehnsüchte verletzten sie. - Aber jetzt ist mir bewusst geworden, wie sehr ich Nagisa inzwischen liebe."

Mehr wollte sie dem Mädchen, das sie bisher als Rivalin betrachtet hatte, nicht offenbaren - und schon gar nicht, dass sie die ganze Zeit über unfähig gewesen war, tiefere Gefühle für jemanden zu entwickeln.

Tamao seufzte leise. Sie hatte bisher kaum private Dinge über die Étoile erfahren, dafür war die immer zu fern und unnahbar gewesen - eine Respektsperson mit Stärken, Schwächen und gewissen Eigenarten. Es gab so einige Gerüchte und Ärgernisse.

Erst durch Nagisa war Shizuma in ihr Privatleben gerückt.

Erst durch Shizuma hatte sie sich in Nagisa verliebt...
 

"Wir sollten jetzt ins Wohnheim zurückkehren, es ist schon spät." Die Étoile stand inzwischen hinter Nagisa und hatte ihre Arme um sie geschlungen.

"Nagisa, ich vermute, dass du diese Nacht nicht in unser Zimmer zurückkehren wirst", sagte Tamao offen heraus.

"Doch, ich...", antwortete Nagisa mit großen Augen.

"Nein", fiel ihr Shizuma ins Wort. "Ich möchte noch einige Dinge mit ihr besprechen." Sie umfasste das Mädchen fester. Nagisa blickte nach hinten und stimmte schüchtern zu.

Tamao nickte nur und wandte sich zum Gehen.

Aus dem Augenwinkel heraus sah sie, wie die beiden sich wieder einander zuwandten und erneut küssten.

Nagisa hatte sich endgültig entschieden und letztlich war das die bessere Lösung. Ihre Mitschülerin und Zimmerpartnerin würde sicher niemals mehr als Freundschaft für sie empfinden.
 

"Du magst Tamao sehr, stimmt's?" fragte die Étoile, als das Mädchen außer Sichtweite war.

"Natürlich, sie ist doch meine beste Freundin."

"Sooo?" Shizuma lehnte sich an den Türrahmen und verschränkt die Arme. "Und was bin ich dann?"

Nagisa lächelte.

"Du bist meine große Liebe."

"Na, da bin ich ja beruhigt."

Aussprache (Teil 2)

AUSSPRACHE (Teil 2)
 

Nagisa begleitete die Shizuma ins Wohnheim. Dort führte der Weg aber nicht zu deren Zimmer im Erdgeschoss, sondern in die zweite Etage.

"In dieses?" Nagisa erinnerte sich, einmal hier gewesen zu sein - ganz am Anfang, als sie die Étoile für die Willkommensfeier der Erstklässler gesucht hatte. Es war dieses seltsame, leere Einzelzimmer im Obergeschoss. Von Miyuki hatte sie später erfahren, dass Kaori dort gewohnt hatte...

"Ja, in meinem ist doch das Fenster kaputt." Sie schloss auf und beide betraten den dunklen, stillen Raum.

Nagisa fühlte sich nicht wohl bei dem Gedanken, in Kaoris ehemaligen Zimmer zu bleiben. Was, wenn wieder so etwas wie in der Sommervilla passieren würde?

Unwillkürlich tastete sie nach der Halskette mit dem Schlüssel.

"Keine Sorge." Shizuma betrachtete das Mädchen aufmerksam und verstand die Geste. "Es hat sich inzwischen einiges verändert."

Sie ging zum Fenster und zog die Vorhänge zurück. Helles Mondlicht flutete in den Raum.

Nagisas Blick streifte über den Schreibtisch. Dort stand ein gerahmtes Foto.

"Darf ich?" fragte sie und deutete darauf.

Shizuma nickte nur und setzte sich auf die Bettkante.

'Die beiden Étoile", dachte das Mädchen und hielt das Foto nachdenklich vor sich. 'So glücklich...'

Zum allerersten mal sah Nagisa jenes junge Mädchen von damals. Die Ähnlichkeit mit ihr war unbestreitbar.

"Es entstand am Tag unserer Vereidigung als Étoile", sagte die ältere Schülerin leise.

"Ihr beide seht wunderschön aus."

Shizuma stand auf und trat hinter Nagisa. Dann legte sie ihre Arme so um sie, beinahe so, wie sie es auf dem Bild bei Kaori tat.

"Was meinst du, wie wir beide aussehen?"

Das Mädchen lehnte sich in die Umarmung der Étoile. Warum fragte sie so etwas gerade in diesem Augenblick?

"Shizuma, bitte sieh mich nicht als Ersatz für Kaori", antwortete Nagisa leise.

"Das habe ich nie. Tut mir Leid, wenn dir das noch immer so vorkommt." Sie drehte die Schülerin zu sich herum und strich ihr mit der rechten Hand durch das rotbraune Haar.

"Glaubst du denn wirklich, dass ich nur einen Ersatz gesucht habe?"

"Ich... ich weiß es nicht. Du hast bisher nie deine Gefühle gezeigt." Nagisa stellte das Foto wieder auf den Schreibtisch.

"Miyuki hat mir alles erzählt. - Du konntest diese lange Zeit über nichts an dich heranlassen, das war dein einziger Schutz." Nagisa stellte sich auf die Zehenspitzen und schlang ihre Arme um Shizumas Hals.

"Bitte lass mich in Zukunft teilhaben - wenn du dich einsam fühlst oder trauerst. Und natürlich, wenn du glücklich bist."

"Das willst du wirklich?"

"Natürlich. Gehört das denn nicht zur Liebe dazu?"

"Aber..." Weiter kam Shizuma nicht, denn ihr Mund wurde durch einen Kuss verschlossen. Sie ging einen Schritt rückwärts, dann einen weiteren, bis das Bett ihre Bewegung bremste. Dort ließ sich die Étoile mit dem Mädchen im Arm einfach nach hinten fallen.

"Ich möchte dich nie wieder loslassen", flüsterte sie, als Nagisa auf ihr lag.

"Ah, Shizuma! Lass den Unsinn!" protestierte das Mädchen lachend, rutschte von der jungen Frau hinunter und setzte sich auf die Bettkante.

"Was wolltest du eigentlich mit mir besprechen?"

"Ach, ich wollte hauptsächlich Tamao von dem Gedanken ablenken, dass ich dich heute Nacht verführen könnte." Sie machte ein unschuldiges Gesicht und verschränkte die Hände im Nacken.

"Eigentlich möchte ich nur in deiner Nähe sein."

"Ich möchte auch einfach nur bei dir sein." Nagisa legte sich nun ebenfalls auf das Bett zurück. So blieben beide liegen und sahen einander schweigend an.
 

Shizuma erhob sich nach einer Weile und ging zum Fenster.

"Ich habe oft den Nachthimmel betrachtet", sagte sie leise. "Und meistens fühlte ich mich allein, aber auch sicher in der Dunkelheit."

Nagisa stand ebenfalls auf und stellte sich vor die Étoile. Die schlang ihre Arme um das Mädchen und beide blickten in die Nacht hinaus.

Zum ersten mal fühlte sie sich in diesem Zimmer nicht traurig. Erleichtert kuschelte sie ihr Gesicht in Nagisas Haarschopf.

"Ich habe viel nachgedacht in der letzten Zeit", sagte die Étoile leise. "Miyuki ist der Meinung, dass ich Kaori endlich vergessen muss, um wieder so wie früher zu werden. - Aber all diese Erinnerungen, die wundervollen und ebenso die traurigen... Haben sie mich nicht zu dem gemacht, was ich heute bin? Gibt es die Shizuma Hanazono von damals überhaupt noch?"

Nagisa schwieg. Sie hatte nicht nur einmal versucht sich vorzustellen, wie es sich anfühlt, einen geliebten Menschen zu verlieren.

Sie hatte beim gemeinsamen Herbstausflug erlebt, wie Shizuma von Erinnerungen eingeholt worden war und sich daraufhin weinend in ihre Arme geworfen hatte. Und selber traf sie die Zurückweisung am gestrigen Tag wie ein Stich ins Herz.

"Nagisa, bist du denn wirklich bereit, an meiner Seite zu bleiben? Ich kann auch jetzt nicht jeden Tag glücklich sein und du wirst meine Schmerzen ebenso fühlen wie ich."

"Haben wir denn eine Wahl?" sagte das Mädchen leise und legte ihre Hände auf Shizumas. "Ich bin die Eine für dich und du bist die Eine für mich."

Die Étoile schwieg. Für dieses Mädchen schien die Welt so einfach.

Eigentlich hatte sie Nagisa so viele Dinge sagen wollen, doch die schienen jetzt nicht mehr wichtig...

Nagisa empfand diese Stille als sehr angenehm. Vor allem war sie erleichtert, weil Shizuma offensichtlich nicht daran dachte, sie erneut in ihr Bett zu bekommen.

Die Zeit verging und sie lauschte dem Herzschlag der Étoile, gleichzeitig genoss sie die enge Umarmung.
 

Sie wusste nicht, wie lange sie einfach nur so dagestanden hatten, plötzlich gaben ihre Knie nach und sie fühlte sich sanft aufgefangen.

"Leg dich einfach etwas hin, wenn du müde bist." Shizuma lächelte und strich Nagisa durch das Haar.

"Ich bitte dich nur, nicht zu gehen."

Nagisa setzte sich auf das Bett.

"Ich bleibe", lächelte sie.

"Bin gleich zurück." Shizuma ging ins Badezimmer.

Als sie zurückkehrte, hatte es sich das Mädchen auf dem Bett bequem gemacht.

"Schläfst du etwa schon?"

Weil sie keine Antwort bekam, holte die Étoile eine weitere Decke aus dem Schrank und breitete sie vorsichtig über der Schlafenden aus.

Sie ging wieder zum Fenster und blickte in den Nachthimmel. In dieser Nacht fühlte sie sich seit langer Zeit nicht mehr einsam und von Dunkelheit umgeben...



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Kommentare zu dieser Fanfic (15)
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Von:  Lilia24
2016-05-19T10:22:43+00:00 19.05.2016 12:22
Du hast echt ne supi Geschichte geschrieben und bin sehr gespannt wie es weiter geht,und wann du weiter schreibst.
Hoffe du lässt Uns nicht zu lange warten.
Von:  Sakurachan57
2011-05-16T21:35:17+00:00 16.05.2011 23:35
süß! ich find deine ff wirklich gut.
ich habe mir auch oft gedacht, dass sowas mal zwischen den beiden passieren sollte, als ich den Aninme verfolgt habe ^^
nur... warum schreibst du seid (!!!) 5 Jahren nicht weiter?
das ist so eine gute ff und sollte nicht verschwendet werden...
deine ff ist wirklich gut geworden... nur was soll man machen?
Ich kann jedenfalls nur warten... doch was is mit dir?
willst du nicht mal weiter schreiben, hm?
ich würde mich wirklich freuen, wenns weiter gehen würde Q.Q
also... bitte schreib doch weiter ok?

lg lK
Von: abgemeldet
2011-02-20T23:16:15+00:00 21.02.2011 00:16
Tolle FF :)
Wann solls denn weitergehen? :P
Von: abgemeldet
2009-08-05T10:32:18+00:00 05.08.2009 12:32
WOW!!!! Die FF ist der Waaaaahnsinn!!!! Absolut superklassespitzentoll!!! Schreibst du noch mehr??? BIIIITTEEEEEEE!!!!!!!!!
Von: abgemeldet
2008-07-14T20:57:23+00:00 14.07.2008 22:57
was für eine wundervolle FF :) das letzte Kommentar ist irgendwie schon ein bisschen länger her.. xD aber es gibt wohl immernoch welche, die das jetzt erst lesen.. ich bin begeistert <3
Von:  Renji-kun
2007-04-08T21:26:01+00:00 08.04.2007 23:26
*____* ahh is das toll ShizumaxNagisa des so kawaii und der schreibstill einfach toll! bitte ganz schnell weiter schreiben *auf knie geh und bitte*
Von: abgemeldet
2007-02-11T13:34:11+00:00 11.02.2007 14:34
Whoa! Diese FF ist so hammergeil! *____*
Endlich mal was von SP! XDDDDD *voll der Fan ist*
Gehts noch weiter? Gibts noch mehr? Ich muss es wissen!
>//<
Von:  Flammenschwert
2007-01-03T15:02:20+00:00 03.01.2007 16:02
Ja, geht noch etwas weiter :-)
Von: abgemeldet
2007-01-03T13:15:21+00:00 03.01.2007 14:15
Ganz und gar nicht langweilig^^
Sehr schön, schreibst du noch weiter? Wäre toll, wenn.
Von:  Flammenschwert
2006-11-12T14:50:28+00:00 12.11.2006 15:50
Und es wird nicht langweilig?


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