The Twist of Fate von Tala19 (Laune des Schicksals) ================================================================================ Kapitel 3: 03 - Ein Freund für die Not -------------------------------------- Kapitel 3 Ein Freund für die Not …Raymond Kon. Bei der Erinnerung an seiner Stimme kamen ihm die Tränen. Er konnte sie nicht mehr zurückhalten. Ray hatte für ihn die schönste Stimme gehabt. Kai war froh, dass er sie jemals hören durfte. Sie war Balsam für seine Ohren. Wenn er aggressiv war und anschließend Rays Stimme lauschte, dann wurde er automatisch ruhiger. Diese innere Ruhe, die Ray ausstrahlte war unbegreiflich für ihn. Er war ein Mysterium für Kai. Jeder den er kannte stufte ihn selbst als ein Mysterium ab, doch was war mit Ray..? In Wirklichkeit war Ray viel mysteriöser als er es war. Er strahlte Ruhe aus, aber man konnte nicht behaupten, er würde seinem Gegenüber nie zugehört haben oder an Ernsthaftigkeit schenken. Er hatte dieses innere Gleichgewicht und nur schwer konnte man ihn davon abhalten, dieses weiter durchzuführen. Wenn er aber mal geladen war, dann war es immer gut begründet und dann konnte man auch was erleben. Er nahm sich dann kein Blatt vor dem Mund und sagte direkt und offen, was er von der Handlung des Anderen dachte. Diese Ehrlichkeit und diese Schlagkraft, die manchmal notwendig war, beeindruckten Kai. Er sah weiterhin auf den Grabstein, doch sein Blick war getrübt mit den salzigen und verbitterten Tränen. “Für den verlorenen Freund und Geliebten…“, las er da. Hätte Ray das gewollt? Diese Offenheit von ihm? Er wollte doch immer, dass er mehr lächelte und mit Problemen offen sprach. Ray wollte doch auch, dass er lebensfroher wurde und sich nicht verschloss. Aber war das richtig? Immerhin gab er jedem jetzt deutlich, dass er, Kai, homosexuell geneigt war und Ray auch. Würde er sie beide so in den sicheren Absturz bringen? Bei den Gedanken lächelte Kai verbittert. In den Absturz konnte er Ray nicht mehr treiben, doch er könnte all die positiven Erinnerungen an Ray verschmutzen. Und doch trieb ihn was zu dieser Entscheidung. Kai wollte endlich Klartext haben und zeigen, wie wichtig Ray für ihn war und noch ist. Darum auch das Interview heute, wo er jedem klar machte, was er von Ray hielt. „War es richtig Ray…?“, flüsterte er und sah den Grabstein an. Am Grabstein gelehnt war ein Fotorahmen mit Rays Bild drinnen, auf welches er warm ihm entgegen lächelte. „War es richtig..?“, wiederholte er die Frage verzweifelt und ein neuer Schub an Tränen kämpften sich sein Gesicht herunter. Wie aus dem Nichts kam ein starker Windzug und ließ seinen Schal aufgeregt hin und herflattern. Er sah auf, seine Hände waren auf seinem Schoß. Es war seltsam für ihn, auf einmal wehte es stark und das nicht mal so kühl wie es hätte sein sollen, doch er schüttelte den Kopf dann. Kai kam sich auf eine Weise dumm vor, nun schon Sachen zu sehen oder zu spüren. Der Wind wehte wieder etwas, doch dieses mal sanfter und dieses Mal konnte man meinen, der Wind würde seinem Gesicht vorsichtig entlang streicheln. Er lächelte. „Ich werde wahnsinnig, ja, ich werde wahnsinnig…“, er lachte leise auf und zweifelte nun an sich und seine Wahrnehmungskraft als er plötzlich an seiner rechten Hand was spürte. „Hn..?“, er sah herunter und machte Augen. Perplex hob er die linke Augenbraue. Was er da eben an seiner rechten Hand hatte, war eine Lotusblüte. Aber woher kam die? Und wieso eine Einzelne..? Dann kam ihm der asiatische Laden in den Sinn, welcher aber doch noch ein gutes Stück weg war. War das ein Zeichen? War das die Antwort auf seine Frage? Er sah sich die Lotusblüte wieder an und roch nun vorsichtig an ihr. Der Duft der von ihr ausging kam ihm bekannt vor. Zu bekannt. „Ray?“, hauchte er leise. Nachdem er dem Grab einen Besuch abstattete, ging er wieder in seinen Wagen und fuhr mit diesem zum „Sibiric Bear“, einem Lokal, wo er auch schon von jemand erwartet wurde. Genervt betrat er das Lokal. Sein Blick ging nach rechts und links und wanderte dann nach vorne. Er sah zu der Person, welche schon an der Theke saß und ging auf sie zu. Sie hatte den Rücken zu ihm und nippte am Glas. Er seufzte. Warum hatte er sich darauf eingelassen, fragte er sich innerlich und saß sich schweigend neben der Person hin. Die Person neben ihm richtete den Blick nun auf ihn und sah ihn besorgt an. „Warst du wieder am Grab?“, fragte er Kai besorgt. Er musste vorsichtig mit ihm umgehen, sonst war das Gespräch schneller zu Ende, als er wollte. „…und wenn schon…“, gab dieser mies gelaunt zurück. Kai stand auf, saß gerade mal wenige Sekunden und kehrte ihm dann den Rücken. Das war definitiv die falsche Frage und sein Gegenüber bereute es sogleich, doch er konnte sein Mundwerk nicht zähmen. „…hey, zeig mir nicht die kalte Schulter Kai! Ich mache mir nur Sorgen um dich…“, sagte dieser aufgebracht. „Wie schön für dich. Ich sag dir eins…“, er stand nach wie vor mit dem Rücken zu ihm. „…um mich muss man sich keine Sorgen machen!“, sagte er stolz. „…ach nein? Ich habe die Sendung verfolgt… Dir kamen fast die Tränen…, du hast ja schon die Beherrschung teilweise verloren und außerdem hast du auch noch zugelassen, dass du gefundenes Fressen für sämtliche Medien bist.“, kam es von ihm und er wurde langsam lauter, da es ihn aggressiv stimmte. „…“, weiterhin stand er mit dem Rücken zu ihm und schüttelte den Kopf. „Was weißt du bitteschön denn? Nichts! Also lass mich gefälligst in Ruhe!“ Sie keiften sich beide gegenseitig auf Japanisch an, damit niemand sie verstehen konnte und dann begab sich Kai auch schon zum Ausgang. Er sah wie Kai entschlossen wegging. Sein Schal wehte provokant von einer Seite zur anderen, wenn er einen Schritt nach dem anderen setzte. Seufzend sah er auf die Stelle wo Kai eben noch vor kurzem stand. Es war nicht einfach für ihn, jetzt mit ihm auszukommen. Es war früher schon schwer für ihn gefallen, doch jetzt war es fast unmöglich. „Ray… sag mir…, wie hast du das nur geschafft..? Er liebt dich immer noch…“, gab dieser leise von sich. „Das wird kein anderer Mensch je schaffen bei ihm… Jetzt nicht mehr…“, zweifelte er. Dann stand auch er auf und machte sich auf dem Nachhauseweg. Er wollte ihm nur beistehen und helfen. Ihm Nähe geben, doch Kai war nicht bereit dafür. Kai wollte die Isolation und das machte ihn traurig. Für ihn war klar, dass Kai unbedingt Hilfe brauchte, aber wie sollte man jemanden helfen, der keine Hilfe wollte und annahm? Immer wieder wurde er mit Fragen wie diesen konfrontiert. Wie sollte er es denn schaffen? Wie hatte es Ray überhaupt geschafft? Er kannte Kai nun auch schon lange. Doch immer war es anders zwischen ihnen als zwischen Kai und Ray. Insgeheim beneidete er Ray. Ray hatte den Dreh raus und das gewisse Etwas, was Kai einfach imponierte, doch er konnte damit nicht strahlen. Was machte er nur falsch? Er ging den Fußgängerweg seufzend und nachdenklich entlang, wurde aber dann von einem Stück weißen Stoff aufmerksam. Das war Kais Schal!, kam es ihm und er überlegte, ob er ihm folgen sollte. Würde Kai das mitbekommen, so wäre jeder Kontakt aus. Sollte er, oder sollte er nicht? Wenn er von ihm entdeckt wurde, dann musste er mit den Konsequenzen leben und die wollte er besser nicht spüren. Andererseits wurde er neugierig. Kais Wagen war vor dem Lokal geparkt, doch was machte Kai weiterhin hier? Er verstand es nicht und folgte ihm schließlich doch. Die Neugier siegte bei ihm. Vorsichtig schlich er ihm nach und wenn er spürte, dass Kai sich jeden Moment umblicken würde, nahm er Schutz hinter einer Telefonzelle, oder eines Passanten. Kai schien es noch nicht aufgefallen zu sein, zum Glück für ihn und so folgte er ihm weiter. Er sah, wie Kai dann in den nahe liegenden Park ging und jetzt konnte er auch erkennen, dass Kai was in seinen Händen hielt. Was es aber war, konnte er von seiner Entfernung aus nicht sagen. Als Kai sich dann auf eine abgelegene Bank saß, wurde er neugieriger. „Was machst du bloß hier..?“, fragte er sich und versteckte sich hinter einem Baum. Seine Neugier wurde nur noch mehr geweckt und er sah wie Kai nun einen Stift in seiner rechten Hand hielt und was auf einem Block schrieb. Scheinbar waren es Notizen für sein neuestes Buch. „Hierher kommt er also immer, wenn er was schreibt…, hmm…, ob das irgendeine Bedeutung hat…?“, dachte er und sah weiter gespannt zu Kai. Von hier aus war ihm das aber noch zu wenig Nähe und er machte sich schnell an den nächsten Baum und so ging das Spiel weiter, bis er unmittelbar in seiner Nähe war und er hinter einer großen Tanne stand. Er lugte vorsichtig. Kai schrieb währenddessen weiter auf dem Block und sah dann kurz vom Block auf. „Oh scheiße…, hat er mich etwa doch bemerkt..?“, fragte er sich in Gedanken und schwieg. Dann sah er, wie dieser nachdenklich weiter Notizen machte. Sein Gesicht war wie aus Ton, es zeigte keine Regung. Das war Kais perfekte Maske. Doch er wusste, dass Kai keine Puppe oder Marionette ohne Gefühle oder Regungen war und er wollte, dass sich das auch Kai eingestand. Leider hatte er bisher keinen Erfolg. Er seufzte und sah ihm weiter zu. Der Kugelschreiber wurde schnell vom linken Papierrand zum Rechten befördert. Wie es aussah, hatte Kai also gerade einen Kuss von seiner Muse bekommen. Lächelnd sah er ihm weiter zu. “…hm…, Ray…, ich werde versuchen ihn wieder etwas offener zu bekommen, versprochen…“, flüsterte er leise. „…das hättest du sicher auch gerne gewollt, aber mir tut es leid für das, was ich…“, er schüttelte den Kopf vorsichtig hinter der riesigen Tanne. Er kam sich albern vor, er entschuldigte sich bei einem Toten. Ray konnte ihn nicht hören. Nicht mehr. Wieso entschuldigte er sich dann? Schuldgefühle? Er rutschte leise die Tanne entlang herunter und sah nachdenklich nun auf den Boden. Ihm wurde wieder klar, wie makaber das Leben war und wie sadistisch es sein konnte. Für Ray, für Kai und für ihn. Für alle die er kannte und mochte. Es war nicht fair. „…nun komm schon aus deinem Versteck raus…“, hörte er nun plötzlich Kais Stimme. Sein Herz rutschte ihm den Brustkorb herunter. Er hatte ihn bemerkt? Nervös schluckte er und versuchte sich nicht zu regen. Wenn er wirklich entdeckt wurde, dann hieße es völliger Kontaktaus mit ihm und das wollte er nicht. Hatte ihn seine Neugier zu weit getrieben? Immer wieder wurde er von seinen Freunden Zuhause gewarnt, nicht so neugierig zu sein, aber das war er nun mal, wenn ihm eine Person wichtig war. Freunde waren für ihn wichtig, auch wenn er es oft nicht so zeigen konnte. Sie waren alles für ihn. „…nun komm endlich raus! Ich weiß, dass du da bist!“ „Tja, das war’s dann…“, dachte er pessimistisch und richtete sich auf. Er ging nun in die Höhle des Löwen – zu Kai! „…Na also…“, dieser sah ihn mit hochgezogener Augenbraue an. „Erklärung?“ „Erklärung für was?“ „Dass du mir nachspionierst…“, gab dieser kalt zurück. „…eh… du wusstest das schon die ganze Zeit..?“, fragte er perplex. „War mir bei dir schon klar und außerdem warst du nicht sehr… unauffällig…“, kritisierte Kai ihn. „…na toll… Meine Erklärung… hm…, ich mach mir Sorgen um dich!“ „…du hast es an den Ohren…, wie?“ „…glaub mir oder glaub mir nicht. Es ist mir egal, wenn du meinst, man müsse sich keine Sorgen um dich machen, aber ich mache sie mir verdammt nochmal!“, sagte er nun fest entschlossen. „Hn…“, Kai seufzte, dann sprach er weiter. „Setz dich…“ „Was?“, überrascht sah er Kai an. Was sollte das nun wieder für ihn heißen? „…du musst echt mal einen HNO-Arzt aufsuchen…“, gab Kai trocken zurück. „Ich sagte, setz dich!“ „Ja ja… ich hab es schon verstanden.“, er tat wie ihm gehießen und saß sich neben Kai. Wann würde wohl ein Ausraster von Kai kommen? Oder würde keiner folgen? Immerhin war Kai so gnädig zu ihm und er durfte sich neben ihm platzieren. Welch eine Ehre das für ihn doch war. Jedenfalls war das mal ein Anfang nachdem Kai einfach aus dem Lokal gegangen war und sie keinen wirklichen Wortaustausch hatten. Würde denn jetzt einer folgen oder würden sie einfach seelenruhig hier sitzen bleiben und in die Ferne starren? Neugierig musterte er Kai und wartete auf eine Reaktion von diesem, dieser jedoch legte nur sein Schreibwerkzeug beiseite und sah auf den Boden. Kais typische Haltung wurde wieder an den Tag gesetzt. Langsam wurde er ungeduldig und wollte wissen, ob Kai mit ihm reden würde. „Kai?“, hakte er nach. Nichts kam zurück. ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Hat etwas gedauert das hochzuladen, aber nachwievor hoffe ich, dass es gefällt und ich wiederhole mich, aber... Kritisiert mich ruhig. Aber ich weiß schon, es ist ein etwas kürzeres Kapitel. Die wo noch kommen werden sehen dann anders aus. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)