Erik und Amy von igorrrr (Fortsetzung von Diego und Charlie) ================================================================================ Kapitel 36: Der Schrecken der Vergangenheit ------------------------------------------- Erik kam erst am nächsten Morgen wieder nach Oben. Solange hatte er gebraucht, um die Höhle wieder einigermaßen auf Vordermann zu bringen und sich bei Hurrikan zu entschuldigen, am Ende halfen nur Möhren und getrocknetes Brot, um ihn versöhnlich zu Stimmen. Nur Amy saß am Frühstückstisch, sah ihn aber absichtlich nicht an: „Guten Morgen.“, sagte er kleinlaut. Sie antwortete nicht: „Wo ist Bernado?“ „Gestern hat dich das doch nicht interessiert.“, meinte sie immer noch sauer auf ihn. „Entschuldige Amy, ich war gestern neben mir.“, sagte Erik. „Neben dir? Du warst übern Pazifik...“ „Wo ist Bernado?“, wurde sie unterbrochen. „Ich nehme an bei Viktoria.“ „Sie wird wohl genauso auf ihn reagieren, wie sie auf mich reagiert hat.“, meinte er. „Das glaube ich nicht, im Gegensatz zu dir ist Bernado einfühlsam und nett.“, grinste sie leicht: „Übrigens ist Padre nach San Franzisko aufgebrochen. Er wird etwa drei Wochen weg sein.“, erklärte sie noch. Er drehte sich um und ging. De la Vega jr. machte sich zu Fuß auf den Weg in die Stadt. Er überlegte, was er Viktoria und Bernado sagen könnte, damit sie ihm vergeben. Fast eine Stunde brauchte er bis zum Hotel. Davor stand Bernados Pony. De la Vega ging zu ihm und streichelte ihn kurz: - Warum musste das passieren? Ich verstehe das nicht. Ich konnte bis jetzt so vielen Menschen helfen, wieso habe ich bei Viktoria versagt? Wieso gerade bei ihr? -, fragte er sich verzweifelt. „Willst du ewig hier draußen stehen?“, fragte plötzlich jemand. „Stephan, was machst du hier?“, fragte er. „Meinen Eltern gehört das Hotel, weißt du noch?“ „Natürlich.“ „Geh endlich zu ihr. Ich glaube es würde peinlich für dich werden, wenn du in die Mähne eines Ponys heulst und das in aller Öffentlichkeit.“, meinte von Voß. „Seit wann bist du so ein Großmaul?“, fragte Vega überrascht. „Frag deine Schwester, die ist daran schuld.“, lachte Stephan. Diegos Sohn ging in das Haus. „Buenos Diaz, Erik.“ „Bertuccio.“, nickte er seinem Onkel zu und ging zu Viktorias Zimmer. Er tigerte minutenlang davor auf und ab und wagte nicht einzutreten. Dann öffnete sich mit einem mal die Tür einen Spalt breit und ein Stück von Bernados Gesicht war zu sehen. Erik sah ihn und atmete tief durch: „Bernado, es war falsch dich gestern anzubrüllen und es tut mir leid.“, meinte er traurig über sein gestriges Verhalten. Der Spalt wurde größer und das ganze Gesicht war zu sehen. Er trat heraus. Erik ging mit einem Bein auf die Knie, um auf Augenhöhe mit dem Kind zu sein: „Es tut mir leid.“, wiederholte Erik noch einmal. Bernado sah ihn bloß an und es entstand eine lange Pause: „Wie geht es Viktoria?“ „Ich frage ob sie jemanden sehen möchte.“, deutete der Kleine und ging wieder ins Zimmer. Minuten später: „Sie sagte, du sollst rein kommen. Ich bleibe so lange hier.“, meinte Bernado. Vorsichtig betrat Erik den leicht abgedunkelten Raum. Er sah Vicky mit offenen Augen im Bett. „Hallo. Ich wollte dir sagen, wie leid es mir tut, dass ich dich nicht beschützen konnte. Ich habe dich im Stich gelassen...“ „Hör auf! Das stimmt doch nicht.“, sagte sie plötzlich laut: „Du bist gekommen und hast mich gerettet... vor meinem Vater.“ Erik setzte sich ans Bett und hielt ihr seine Hand hin. Zögerlich nahm sie, sie. In dem Moment kam Charlie ins Hotel: „Bernado? Was machst du hier? Ich habe mir Sorgen gemacht, weil du heute morgen nicht da warst.“ Schuldbewusst sah der Junge nach unten: „Ist jemand bei Viktoria?“ Er bejahte und erklärte, dass Erik gerade bei ihr war. Señora de la Vega sah durch den kleinen Schlitz der offenen Tür und schloss sie danach ganz: „Komm erst mal mit in die Kantina, was Frühstücken.“, meinte sie zu ihm und nahm ihn bei der Hand. Im Antonios machte Charlie ihm was zu essen. Er setzte sich an die Bar und aß die zubereiteten Brote. Hinter ihm fing ein Mann an den Kleinen zu beobachten. Als Charlie aus der Küche kam: „Señora, wo haben sie sich den zugelegt?!“, brüllte er durch den ganzen Raum. Sie blickte ihn böse an: „Seine ganze Familie wurde ermordet. Wir sind froh, dass wenigstens er überlebt hat.“ Bernado drehte sich darauf hin zu dem Mann um. Seine Augen erblickten ihn und die Kette, die der ungepflegte Mann trug. Er sprang vom wackligen Stuhl, so dass er umkippte. An die Bar gepresst, sah er ihn geschockt an: „Bernado?“, De la Vega lief zu ihm und nahm ihn auf den Arm. Er klammerte sich fest: „Was hast du, mein Kleiner?“, fragte Charlie besorgt. So aufgewühlt und verängstigt hatte sie ihn nie gesehen: „Enrico, gehst du dich um die Gäste kümmern.“ Er tat es, während sie mit dem Jungen im Hinterzimmer verschwand. Sie setzte ihn aufs Bett: „Was war denn?“ Bernado war immer noch kreidebleich und hyperventilierte. Sie schloss ihn noch einmal in die Arme: „Niemand wird dir was tun. Das werden wir nicht zulassen.“ Obwohl er nicht hörte was sie sagte, spürte er ein tiefes Vertrauen für Charlie, welches seine Angst etwas linderte: „Was war eben? Kennst du den Mann?“ Er nickte kaum merklich: „Hat er dir etwas getan?“ Die Furcht fraß sich wieder in ihm hoch, ein flaues Gefühl machte sich in ihm breit. Er konnte seine Hände kaum zum Sprechen bewegen: „Er... trägt... Kette... meiner... Mutter. War dabei... als... Familie... starb.“ „Bist du dir sicher?“, fragte auch sie nun geschockt und drückte ihn noch einmal an sich: „Komm, ich bringe dich nach hause. Ich sage nur noch vorne bescheid. In Ordnung?“, fragte sie. Bernado nickte. Sie ging nach vorne und wenig später verließen sie die Kantina. Der Mann sah ihnen hinterher, bezahlte und folgte ihnen unauffällig. In dem kleinen Waldstück, das zwischen San Tasco und der Hazienda de la Vega lag, wurden sie plötzlich von fünf Männern gestoppt. Sie kreisten sie ein: „Sie können gehen, aber das Indianerbalg bleibt!“, brüllten sie. Charlie bekam Angst. Sie hatte nichts mit, um sich zu verteidigen: „Lassen sie uns durch. Was wollen sie von uns?“, fragte sie. „Geben sie uns den Jungen, dann können sie gehen!“ „Nein!“, ihr Mut stieg, der Mut einer Mutter, die ihr Kind verteidigt. Die Männer kamen näher. Der aus der Kantina griff nach Bernado: „NEIN!“ In dem Moment hallte ein Schuss durch den Wald und traf den Mann, alles drehte sich danach um. Charlie ergriff die Chance, packte Bernados Pony am Zügel und sie galoppierten los. Sie sah nicht nach hinten, hatte sie doch nur Bernados Sicherheit im Kopf. Sie blickte auf ihn. Dem Jungen war wieder sämtliche Farbe aus dem Gesicht gewichen. Er schien kurz davor ohnmächtig zu werden. Sie stoppte die Pferde, hob Bernado auf ihres und weiter ging es in Richtung Hazienda Vega. Der Kleine lag in ihren Armen, hielt sich nicht fest und war völlig schlapp. Señora de la Vega machte sich Sorgen: „Bernah! Bernah!“, rief sie, zu hause angekommen. Niemand schien da zu sein, dann kam er doch: „Was ist passiert?“, fragte er. „Nimm Bernado.“, antwortete sie nicht darauf und brachte ihn, nachdem sie selbst vom Pferd gestiegen war, in sein Zimmer ins Bett. Er hatte die ganze Zeit die Augen geschlossen. De la Vega hatte das Gefühl als wäre er tot. Sie prüfte ob das Herz noch schlug und ob er atmete. Beides war vorhanden. Sie deckte ihn zu und rief Lupo. Der Wolf kam: „Bleib bei ihm und passe auf ihn auf.“, sagte sie und streichelte ihm über den Kopf. Sie ging in die Höhle und zog sich um. „Hurrikan, ich brauche deine Hilfe...“, das Pferd sah sie an, nachdem es seinen Namen gehört hatte. Charlie ging zu ihm. Die beiden waren sich nicht grün, von Anfang an nicht. Seine Ohren hatten sich nach hinten gelegt. Sie ging trotzdem näher ran. Ihre Augen ruhten auf dem schwarzen Fell. Die Ohren begannen zu spielen: „Bitte.“, sagte Felidae und berührte mit den Fingern seinen Kopf. Es war der erste Kontakt seit Jahren. Eine unerwartete Energie ging durch beide, sie respektierten sich in diesem Moment. Sie konnte den Mustang satteln, zügeln und reiten. Sie preschten aus der Höhle. Jetzt wusste Charlie warum Erik dieses Pferd so fantastisch fand. Die weichen Gänge, das Reagieren auf jede noch so kleine Hilfe. Es war ein unglaubliches Gefühl. Sie ritt in die Stadt, um diese Typen zu finden, doch das einzige was sie fand, war ihre beschmierte Kantina auf der in großer roter Druckschrift stand: „Indianerhure“ Ihre Wut wurde größer. „Felidae?“, fragte Bertuccio, der gerade über den Marktplatz gelaufen war. „Ich kam leider zu spät. Ich habe sie nur noch in Richtung Hafen laufen sehen.“ Ohne darauf zu antworten, galoppierte sie los. Ihm kam das sehr komisch vor. Normalerweise sagte seine Schwester immer danke. Doch diesmal kein Wort, kein Blick und dann war sie noch mit Hurrikan unterwegs. Er ging zu Erik. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)