Tsuki no Kokoro von Kai_Iwanov ================================================================================ Kapitel 1: Wer bist du? ----------------------- Tsuki no Kokoro Kapitel 1 Wer bist du? „Oh Mann... schon wieder Morgen?“ gähnte der junge Spielentwickler und streckte sich ausgiebig. Abermals hatte er die Nacht durchgemacht und war in sein neues Projekt vertieft gewesen. Wenn er einmal drin war, hörte er nur ungern zwischendurch auf, denn das Einarbeiten war dann immer so mühsam. Weit war er gekommen mit seinem neuen Spiel. Die Charas waren designd, die verschiedenen Ebenen entwickelt und die Story ausgeknobelt. Nun musste alles eigentlich nur noch irgendwie zusammengebracht und ausgeschmückt werden. Aber zuerst Frühstück, oder genauer, einen Kaffee, dazu die Zeitung und die Post von gestern. Abermals streckte er sich und schnupperte etwas. Vielleicht sollte er erstmal duschen. Wenn er Einkaufen ging und zur Post, ein Demo des Spiels abgeben, wollte er nicht stinken wie ein Otter. Am Besten er schrieb einen Zettel mit dem was er heute alles vorhatte, sonst würde er das noch vergessen. Er kannte sich ja. Vermutlich sollte er sich einen Zettel schreiben damit er nicht vergaß sich einen Zettel zu schreiben. Dieser Gedanke kam ihm unter der Dusche und er musste schmunzeln. Vielleicht sollte er sich doch mal so einen kleinen Taschen-PC zulegen wo er einfach Termine und Memos eintippen konnte, mit Erinnerungsfunktion. Bei wichtigen Dingen war das sicher eine praktische Sache. Konnte er ja auch gleich machen. Doch wie so vieles Andere vergaß er das gerne, wenn er seinen Tagträumen nachging. Er träumte von den irrsten Sachen die jeden Fantasyroman zum erblassen brachten. Die besten Ideen hatte er wenn er durch die Stadt ging. Eine Großstadt war ein Sammelbecken für Freaks der besten Sorte. Wer hier keine Inspiration bekam dem war nicht zu helfen. Hier hatte er auch die Idee zu seinem neusten Spieles bekommen: Der junge Held musste sich durch eine Welt in der Zukunft schlagen um Stücke eines Portals zu sammeln dass ihn wieder nach Hause brachte. Einfaches Konzept mit imposanter Umsetzung. Viele Effekte, viele schräge Wesen und viel viel Aktion. Das Design des Helden stammte von einem Jungen welcher sich wohl im Dunklen angezogen hatte, denn da passte farblich gar nichts zusammen. Die Hose in einem Kack-grün, das Oberteil in einem quietsch-gelb und die Kappe in blau. Sein Held hatte da zwar mehr farbliches Verständnis, aber die Art der Kleidung war interessant. Weite Hosen, bauchfreies Top, mit ein paar Lederriemen für Waffen und ein paar Rüstungselemente sah das irgendwie cool aus. So hoffte er zumindest. Bisher hatte er sich nie geirrt. ************************ Hikaru ertappte sich dabei wie er träumend durch die Straßen schlenderte und dabei am Supermarkt vorbei gelaufen war. Er würde es nie lernen zumindest in der Öffentlichkeit ein wenig achtsamer zu sein. Also alle Mann zurück. Irgendwann würde er noch träumend vor ein Auto laufen, er sah's schon kommen. Diese Tagträumerei war auch einer der Gründe gewesen warum er vor zwei Jahren das Rauchen aufgeben hatte. Es war zu gefährlich. In seinem alten Teppich waren bereits lauter kleine Brandlöcher von heruntergefallener Asche. Klar, wenn er vor sich hin träumte achtete er nicht mehr auf die Zigarette in seiner Hand und das konnte so nicht weitergehen. Also stieg er auf etwas Ungefährlicheres um. Lollis. Diese kleinen Zuckerdinger machten nur klebrige Flecken auf dem Teppich, wenn sie mal runter fielen. Das war zu verschmerzen. Hikaurs Blick fiel in den Einkaufskorb der noch immer leer war obwohl er den halben Markt durchquert hatte. Nun sollte er sich aber mal konzentrieren sonst käme er ja zu gar nix heute. Natürlich hatte er das Demo daheim liegen lassen, das fiel ihm auf als er in seine Jackentasche griff um den Geldbeutel rauszuholen. ************************ Seufzend ließ er sich auf seinen Stuhl vor dem Laptop fallen und fuhr sich durch die Haare. Irgendwie war heute nicht so sein Tag. Als er die Einkäufe verstaute hatte er gemerkt das er einiges vergessen hatte, die Post hatte schon zu und machte erst wieder am Mittag auf und nass war er auch geworden, weil plötzlich ein Wolkenbruch losging auf dem Weg nach Hause. Am Besten er würde wieder ins Bett gehen und den Tag schlafend rumbringen. Würde er auch wenn er nicht so viel Arbeit hatte. Obwohl... ohne das er das OK der Firma für das Spiel hatte, konnte er eh nichts mehr machen und könnte mal so was wie einen „Urlaub“ dazwischen schieben, wo er einfach mal ausspannen konnte. Vielleicht vor dem Fernseher. Oder im Park beim spazieren gehen. Die letzten zwei Wochen war er kaum raus gekommen, meist nur zum Einkaufen und das war nicht einmal eine halbe Stunde alle drei Tage. Seine schwarzen Augen wanderten über den Bildschirm, scannten diesen regelrecht ab und er schien zu überlegen was er nun machen könnte. Er war es kaum noch gewohnt Zeit für sich zu haben. Vielleicht sollte er etwas chatten, oder mal nachsehen was es Neues auf dem Markt gab, dass ihn interessieren könnte. Aber irgendwie konnte er sich nicht aufraffen. Ein wenig unentschlossen rutschte der junge Mann auf seinem Stuhl herum und schnappte sich seinen Skizzenblock. Dort wurden alle seine Charas geboren und er begann einfach mal drauf loszukritzeln. ************************ Verträumt glitt der Mienenstift über das weiße saubere Blatt, einzelne Striche wurden zu einer Form und diese zu einem Menschen. Er liebte es einfach nur drauf los zeichnen zu können und war doch immer wieder gespannt was daraus entstehen würde. Wirkliche Vorstellungen hatte er nie sondern er nahm wie es kam. Das Einzige was er sich vorgab war das Geschlecht, alles anderen kam dann während des Zeichnens. Schon bald war er richtig vertieft in dieser Beschäftigung, so das er gar nicht bemerkte wie jemand nach mehrmaligen Klingeln die Tür aufschloss und in seiner Zimmertür stand, mit einem leicht säuerlichen Gesichtsausdruck. „Danke für's Reinlassen!“ Hikaru zuckte zusammen und ließ seinen Stift fallen. „Was?... Oh... Mum, hey", lächelte er. „Hab dich gar nicht gehört“ „Ach ja? Ich geb zu, zehn Mal klingeln kann man schon mal überhören...“ „Du hast geklingelt?“ „Nein, einen Samba vor deiner Tür getanzt.“ Er grinste breit. „Sorry, hab echt nix gehört.“ „Nächstes Mal kommst du zu mir, deine Wäsche holen. Wann kriegst du endlich deine Maschine wieder?“ „Ich hoff nächste Woche.“ Schnaubend legte sie die Wäsche auf sein Bett. „Das hast du letzte Woche auch gesagt.“ „Ich kann's leider nicht ändern.“ „Wie wär's, wenn du dir eine Freundin suchst und die du damit nerven kannst?“ Und wieder waren sie beim leidigen Thema. Hikaru war kein hässlicher Mann im Gegenteil. Eine schöne gesunde Bräune, weiche Gesichtszüge, sportlicher Körperbau und einen lieben, wenn auch schussligen Charakter. Aber eben auch sehr beschäftig und kein großer Ausgehtyp. „Aus dem Ding da wird keinen Frau für dich rauskommen.“ „Jahaaaa...“ Das Thema nervte ihn und er machte daraus auch kein Geheimnis. Also stand er auf und schob seine Mutter Richtung Tür. „Danke fürs Wäschewaschen und bringen, aber ich hab noch viel Arbeit vor mir und noch Einiges zu besorgen.“ „Aber Hikaru...“ „Kein aber. Ich ruf mal an und dann kannste mir weiter Vorwürfe machen, weil ich immer noch keine Freundin habe.“ „Ich denk dabei nur an dich... Du brauchst wen der dich etwas bemuttert.“ „Nein brauch ich nicht, ich kann gut für mich selbst sorgen...“ Und schwups war sie draußen und die Tür zu. Sie war ihm nie böse deswegen, das wusste er, darum machte er das auch selbst wenn's für Außenstehende ruppig erscheinen mag. So Mutter war weg nun konnte er... Ja was? Ach ja, er wollte noch einmal einkaufen, schließlich hatte er ein paar Dinge vergessen und morgen das Haus zu verlassen hatte er nicht vor. Also noch mal in die Klamotten geschält und Schirm geschnappt, denn es goss wie aus Eimern. Blitze zuckten über den rabenschwarzen Himmel und Donner grollte laut wie eine Explosion über der Stadt. Schönes Wetter eigentlich, da kamen ihm immer Ideen für düstere Levels. Aber zum Einkaufen war es echt blöd. Einmal atmete er noch tief durch und machte sich dann auf zum Supermarkt der gerammelte voll war, jedoch nicht von zahlender Kundschaft sondern vor Leuten die dem Regen entkommen wollten. Das machte das Rein- und Rauskommen zu einem echten Abenteuer. Diesmal war der kleine Spieleprogrammierer aber schlauer gewesen und hatte einen Zettel geschrieben, kaufte diesen der Reihe nach ab, so das er ja nichts mehr vergaß. Dann ab nach Hause und schnell noch bei einem Fastfoodrestaurant vorbei und was für's Mittagsessen mitgenommen. Um zu seinem Lieblingsladen zu kommen musste er durch den Park, was bei dem Wetter eine echte Sauerei wurde, denn der ganze Weg war nur mit Kies bedeckt, welcher richtig weggeschwemmt wurde. Hatte ja jetzt unbedingt sein müssen. Wie zu erwarten war der Park leer, was das Vorankommen leichter machte da er nicht aufpassen musste das er wem in den Weg lief. Doch halt, ganz leer schien er nicht zu sein denn eine verhüllte Gestalt huschte über den Weg und flüchtete ins Buschwerk. Leicht irritiert blinzelte der junge Mann dem nassen Schatten nach und setzte seinen Weg etwas langsamer fort um sich die Büsche genauer anzusehen. Hatte er das nun wirklich gesehen, durch den Vorhang aus Regen, oder war es nur eine Täuschung gewesen „Hallo, ist da wer?“ Nichts rührte sich, also ging er einmal um den Busch bis er einen braunen Zippfel sah. „Hey... Sie da!“ Etwas zuckte zusammen und verkroch sich mehr, was Hikaru schmunzeln ließ. „Sie brauchen keine Angst haben, ich tu ihnen nichts... Bei dem Wetter sollten Sie aber nicht hier rumhocken, sonst werden Sie noch krank. Es ist eiskalt.“ „Egal“, kam es leise und mit einer doch recht jungen Stimme. Scheint ein Teenager zu sein und ein Junge dazu. „Na, komm da raus Kleiner, ich bring dich nach Hause... Hab einen Regenschirm.“ Ein wenig bog er die Äste des Busches beiseite und erspähte eine kleine Gestalt, verhüllt mit einem schwarzen Cape, welches eine Kapuze hatte. Langsam wandte sich der Kopf zu ihm. Vom Gesicht war kaum was zu sehen da ein Tuch mehr als die Hälfte verdeckte, wie bei Ninjas oder den Beduinen in der Wüste. Was man sehen konnte waren ein paar braune Haare und zwei giftgrüne Augen welche ihr gegenüber skeptisch musterten. Komische Aufmachung in einer Großstadt. Ob der kleine von einer Party kam? „Na komm... Musst mir nur sagen wohin ich dich bringen soll.“ „Ich bin nicht von hier.“ Die Stimme war richtig angenehm. „So? Mh... Möchtest du dann wen anrufen, der dich holen kommt?“ „Anrufen?“ Der Junge wirkte recht harmlos, da konnte man ihm schon mal Hilfe anbieten. „Mein Handy hab ich leider nicht dabei, aber du kannst bei mir telefonieren.“ Ein wenig ratlos legte er den Kopf schief und sah sich dann um. Das Wetter würde noch eine Weile so bleiben und hier im Busch war kaum Schutz zu finden. Stumm krabbelte er aus dem Busch, richtete sich auf und sah den Fremden eine Weile an. „Ich möchte... tele fon nieren, Bitte.“ Der Kleine hatte ja einen merkwürdigen Akzent, das viel ihm gleich auf. „Schön, dann komm, es ist nicht weit. Doch wenn es dir nichts ausmacht würd ich mir gerne erst was zu essen holen.“ „Ist gut.“ Neugierig sah er nach oben zum Schirm als dieser über ihn gehalten wurde und folgte dann dem Mann einfach. Sein Kopf sah ruhelos von links nach rechts, folgte den Autos auf der Straße und die vielen blinkenden Lichter faszinierten ihn ziemlich. >Kommt wohl aus dem Dorf oder so< dachte sich Hikaru und nahm was Kleines für den jungen zu essen mit. ************************ „Das erste Mal in der Stadt?“ fragte Hikaru als sie endlich drinnen und vor seiner Haustür standen während er den Schlüssel suchte. „Kann man so sagen, ja.“ Das eine Hosentasche so groß sein konnte fiel einem nur auf wenn man darin was suchte wie einen kleinen Hausschlüssel. Nach fast 5 Minuten hatte er es endlich geschafft und sie konnten in die gute Stube. „Zieh ruhig deinen... Mantel...“ Konnte man das so nennen? „aus. Du bist doch sicher ganz durchnässt.“ „Nein danke.“ „Mh... okeee... dann... hier ist das Telefon...“ Der Mann deutete auf sein kleines, schwarzes Haushandy, doch sein Gegenüber rührte sich nicht. Vielleicht überlegte er ja wen er anrufen könnte, also machte der „Hausherr“ erstmal Tee. Als er nach 20 Minuten wieder kam stand der Junge noch immer tropfend an dem Platz wo er ihn zurückgelassen hatte. „Was ist denn?... Das Telefon beißt nicht.“ „Ich....“ „Ja?“ „Ich hab niemanden zum... tele fon nieren.“ Kam der Junge etwa aus dem Waisenhaus? Aber selbst da gab's ja wen zum Anrufen. Es sei denn natürlich man ist da abgehauen. >Na wunderbar. Da hast du dir ja was eingebrockt.< „Wo kommst du her?“ Die leuchtend grünen Augen wandten sich dem Mann zu und beobachteten ihn ganz genau. „Wie ich sagte, ich bin nicht von hier.“ „Dann sag mir doch aus welcher Stadt oder aus welchem Land.“ „Sie kennen dieses Land nicht und können mich dahin auch nicht zurückbringen.“ „Was veranlasst dich zu dieser Aussage?“ Einen Moment lang geschah nichts. Dann tauchte unter dem Cape eine Hand, umhüllt von einem Handschuh auf und öffnete eine Schleife die das Stück Stoff am Körper festhielt. In einem Rutsch viel dies zu Boden samt Mundschutz und Kapuze. Keine Sekunde später hörte man das Klirren von 2 Tassen, die in tausend Stücke zersprangen und Hikarus Kiefer wollte nicht mehr hochklappen. Vor ihm stand ein Junge... das wusste er schon ohne genau hingesehen zu haben. Doch dessen Körper wurde von einem orangen-braune Terrakotafell überzogen. Seine Nase und sein Mund standen hervor und bildeten eine tierische Schnauze mit einer kleinen, knuddligen schwarzen Nasen. Das was er für Haare hielt war einfach nur längeres Fell gewesen. Auf seinem Kopf prangten zwei große Ohren welche im Moment wohl von der Kapuze noch schlaff herunter hingen und als der Hausherr ein wenig an ihm vorbei linste konnte er deutlichen einen kleinen, puschlingen Schwanz wackeln sehen, der aus einem kleinen Loch in der Hose rausguckte. Vor ihm stand ein großer, menschlich wirkender Hase. Der Tee machte einen unschönen braunen Fleck auf dem Boden und ein Blitz tauchte das Zimmer für einige Sekunden in ein helles Licht, was die Gestalt vor seinen Augen unwirklich erscheinen lies. Doch als das Licht schwächer wurde war der Hase immer noch da. Sein Fell war nass vom Regen und Wasser tropfte von seinen Ohren auf den Boden. Eigentlich machten so kleine Tropfen kein Geräusch, zumindest nicht hörbar für das menschliche Ohr, doch Hikaru dröhnte dieses Aufplatschen auf seinen Parkettboden im Kopf als würde eine Bowlingkugel auf den Boden fallen. Auch das Ticken der Uhr auf dem kleinen Beistelltisch neben dem Sofa war so laut das er glaubte sein Kopf würde bald platzen. Ihm kam es unendlich lange vor wie er diesen Jungen anstarrte und versuchte rauszubekommen was hier vorging. Das konnte doch nicht sein. „Wer zum... Teufel bist du?“ Die Frage klang wie ein Windhauch, so leise war sie. „Man nennt mich Kai.“ Ende Kapitel 1 ******************************************************** Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)