Verletzungen von iome (HG/SS-Story mit viel Drama, Action und auch ein bisschen Mystery) ================================================================================ 16.-20.Kapitel -------------- 16. Tierisch komisch Die Nacht wurde wieder einmal recht schlaflos für Hermine. Ständig schossen ihr all die neuen Informationen durch den Kopf. Ein Panther! Sie würde sich in einen Panther verwandeln! Nicht, dass sie sich wahnsinnig darauf freute. Die ersten Ansätze dazu waren mehr als schmerzhaft gewesen. Hinzu kam, dass sie niemandem davon erzählen konnte, nicht einmal ihren besten Freunden. Das alles würde in mehr als einer Hinsicht eine große Herausforderung für sie werden. Wie um alles in der Welt sollte sie Tag und Nacht ihre Gefühle kontrollieren? Das konnte doch kein Mensch. Selbst im Schlaf durfte sie keine Angst haben, denn das hatte ihren ersten Anfall wohl ausgelöst. Okay, sicher hatte die Situation auch Vorteile. Wenn Malfoy sie das nächste Mal dumm anmachen würde, hätte sie eine kleine Überraschung für ihn, die er so schnell nicht vergessen würde. Ein ausgewachsener Panther, der seine Pranke vertrauensvoll auf seine Schulter legte, würde ihn sicher davon abhalten, das zu wiederholen. Aber es war noch ein verdammt langer Weg bis dahin. Es konnte eine Ewigkeit dauern, bis sie auch nur halbwegs ein Animagus war. Vielleicht würde sie es niemals schaffen. Doch Hermine wusste, dass sie nicht aufgeben konnte, bevor sie überhaupt damit angefangen hatte. Aber es wartete noch ein ganz anderes Problem auf sie. Eines, das sie bis morgen lösen musste. Was um alles in der Welt sollte sie den Jungs sagen, warum sie so viel Zeit bei Snape verbrachte? Sie konnte ja schlecht sagen, dass sie bis zum Ende ihrer Zeit in Hogwarts bei ihm nachsitzen musste. Erstens würden sie es ihr nie glauben und zum anderen würden sie zu Dumbledore rennen und sich beschwerden. Nein, dass konnte sie also vergessen. Also was anderes. Irgendeine bescheidene Idee musste sich doch finden lassen. Sie wälzte sich Stunde um Stunde in ihrem Bett umher. Ihr fiel einfach nichts ein. Kurz bevor die anderen aufstanden schlich sie sich wieder ins Badezimmer und ging erstmal duschen. Sie war hundemüde und ohne das kalte Wasser würde sie diesen Tag nicht durchstehen. Unter der Dusche kam ihr die rettende Idee. Sie würde Ron und Harry nicht belügen. Na ja, nicht in allen Punkten jedenfalls. Sie würde ihnen erzählen, dass sie in Verwandlungen Extraunterricht bei McGonagall bekam. Das war keine Lüge. Schließlich ging es um eine Verwandlung und dass auch Snape daran teilnahm, mussten die beiden ja nicht wissen. Außerdem würde sie ihnen erklären, dass sie sich entschieden hatte Zaubertränke zu studieren und mit Snape an einem geheimen Spezialtrank arbeiten durfte. Auch das war keine komplette Lüge. Sie interessierte sich für Zaubertränke und vielleicht würde sie dieses Fach auch studieren, aber diese kleine Unsicherheit war egal. Je weniger sie lügen musste, desto weniger konnte sie sich verplappern. Gut, das war doch schon mal ein Anfang. Jetzt musste sie nur noch acht Stunden Schule, den Animagus-Unterricht und die Arbeit am Gegenmittel überstehen, dann wäre der Tag auch schon um. Den Vormittagsunterricht verkraftete Hermine selbst ohne Schlaf noch ganz gut, doch schon beim Mittagessen war ihr Kopf viel schwerer als sonst. In Geschichte der Zauberei sank er ihr dann langsam auf ihre Hände und die Augen fielen ihr zu. Es war die erste Stunde, die sie jemals verschlief. Professor Binns merkte jedoch nichts, sondern fuhr in monotoner Sprechweise fort das zweihundertste Mal über die Kobold-Kriege zu sprechen. Obwohl Hermine sich später Gedanken machte, dass sie etwas Wichtiges verpasst haben könnte, so tat ihr der Schlaf doch gut. Nun aber erwartete sie noch etwas, vor dem sie sich den ganzen Tag schon gedrückt hatte: Sie musste Harry und Ron noch sagen, dass sie den Rest des Tages (um genau zu sein, jedes verdammten Schultages) bei McGonagall und Snape verbringen würde. Den Extraunterricht in Verwandlungen akzeptierten die beiden mit wesentlich mehr Gelassenheit, als vermutet, doch als sie den verhängnisvollen Satz sprach, der leise andeutete, dass sie auch bei Snape Extraunterricht erhielt, da flippten die beiden richtig aus. Toll! Genau wie sie es erwartet hatte! Nein, eigentlich so gar noch ein bisschen schlimmer. „Hermine, das ist doch verrückt. Der hat dir doch was in den Tee getan, oder er macht es noch...“ „Du kannst doch nicht allein stundenlang mit ihm in einem Raum bleiben, wer weiß, was der mit dir anstellt...“ „Er ist ein Monster...“ So ging es scheinbar stundenlang weiter, doch Hermine reichte es irgendwann. „Wenn ihr beide euch nicht entscheiden könnt, was ihr nach der Schule macht, dann ist das euer Problem. Und im Übrigen glaube ich kaum, das er mir was antut. Redet wieder mit mir, wenn ihr euch abgeregt habt.“ Sie drehte sich darauf hin um und ließ sie einfach stehen. Im Stillen dachte sie daran, dass die beiden gar nicht so Unrecht hatten. Schließlich hatte er schon etwas mit ihr angestellt. Und er hatte versucht ihr einen Trank zu verabreichen. Und natürlich hatte sie ihn innerlich ein Monster genannt, für seine Äußerungen. Und ... ach, das hatte doch alles keinen Zweck. Sie hatte überhaupt keine Wahl. Entweder sie würde jeden Tag mehrere Stunden mit ihm verbringen, oder aber sie würde sich unkontrolliert in eine Raubkatze verwandeln und möglicherweise noch Ron oder Harry verschlingen. Nun, oder Malfoy. Hmm, kein schlechter Gedanke. Das heiterte sie wieder ein wenig auf und sie ging recht beschwingt in den Unterrichtsraum für Verwandlungen. Snape wartete schon, doch McGonagall stürmte erst ein paar Sekunden nach ihr herein. „Oh, Sie sind beide schon da. Sehr schön. Nun ich denke, wir sollten alle erst einmal ein paar Entspannungsübungen machen.“ Mit einem Schwenk ihres Zauberstabes verschloss sie die Tür und mit einem weiten räumte sie die Schulbänke aus dem Weg. Kissen erschienen auf dem Boden. „Setzen Sie sich.“ forderte sie nun beide auf. Snape blieb mit verschränkten Armen stehen. „Bitte Severus. Setzen Sie sich.“ Minerva sah ihm an, dass ihm die Situation nicht behagte. „Ich bin nicht hier um mich zu entspannen, sondern um zu lernen, wie man sich verwandelt. Ich werde wiederkommen, wenn Miss Granger so weit ist.“ Er wandte sich der Tür zu. „Sie bleiben hier und ich wiederhole mich nicht gern, Severus. Sie wissen sehr genau, dass sich sogar ein voll ausgebildeter Animagus extrem konzentrieren muss, um sich verwandeln zu können. Also setzen Sie sich gefälligst hin und entspannen Sie sich.“ Noch nie hatte Hermine ihre Hauslehrerin so wütend gesehen und sie war sehr froh, dass nicht sie von ihr angeschrien wurde. Was sie nicht wissen konnte, war, dass Minerva McGonagall sehr genau wusste, warum Severus nicht an diesem Unterricht teilnehmen wollte. Sie hatte ihn längst durchschaut. Es kämpfte jede Sekunde mit sich, in der er in Hermine Grangers Nähe war. Doch er musste lernen sich zu beherrschen. Je schneller, desto besser. Und so setzte sie noch hinzu „Glauben Sie ja nicht, dass ich dieses Theater zu Beginn jeder Stunde mitmache.“ Wider jedes Erwarten setzte Snape sich tatsächlich hin und gab nur ein verächtliches Schnauben von sich, was sich aber noch mehrmals wiederholte, als McGonagall ihre Entspannungsübungen erklärte. Hermine sagte in der ganzen Zeit kein Wort. Sie versuchte nicht an Snape zu denken, der nur Zentimeter entfernt saß. Sie wollte sich entspannen und sie wollte so schnell wie möglich damit anfangen das hier in den Griff zu kriegen. Nach den Entspannungsübungen erhob sich Snape wortlos und verließ den Raum. Hermine bedanke sich bei Professor McGonagall und ging ihm nach. Sie sah gerade noch, wie er die Tür seines Labors hinter sich zuschmiss. Sie biss auf ihrer Unterlippe umher, traute sich aber schließlich doch anzuklopfen. Keine Reaktion. Sie klopfte noch einmal. Wieder nichts. Beim dritten Mal riss er die Tür auf und schrie sie wütend an. „Was wollen Sie von mir?“ Hermine wollte gerade zu einer Antwort ansetzen, doch da stöhnte Snape vor ihr auf und klappte zusammen. Er bekam überall Fell. Seine Gelenke verkrümmten sich, bis sie Pfotenform angenommen hatten. Auch sein Rumpf veränderte sich und sein Kopf schien zu wachsen. Nach einigen Sekunden sprang ein Panther auf die entsetzte Hermine zu. Sie erinnerte sich daran, was er gesagt hatte: „Der eigene Geist übernimmt erst nach ein paar Sekunden wieder die Führung.“ Hermine rannte, rannte, wie noch nie zuvor in ihrem Leben. Und landete an einer Wand. Der Panther, der noch vor einigen Minuten Snape gewesen war, stand drohend vor ihr. Die Angst übermannte sie. Die Auswirkungen ließen nicht lange auf sich warten. Diesmal kniete Snape nicht neben ihr und redete beruhigend auf sie ein. Diesmal nahm der Schmerz überhand und nach wenigen Sekunden hatte sie die gleiche Verwandlung durchgemacht, wie zuvor Snape. Ihr Geist war tatsächlich in den ersten Momenten nicht dazu fähig den neuen Körper zu steuern. Sie stand ihm fauchend gegenüber, doch das bekam sie selbst nur am hintersten Rand ihres Verstandes mit. Ebenso, dass sie sich auf ihn zu bewegte und er nach hinten auswich. Erst als die Tür des Zaubertränkelabors wieder in Sicht kam, klärte sich ihr Verstand wieder auf. Snape schien es nicht anders zu gehen. Beide liefen, nun nebeneinander und ohne Drohposen, ins Labor. Beide legten sich in Katzenmanier nieder und beide verwandelten sich fast gleichzeitig wieder zurück. Snapes Wut schien ebenso gewichen zu sein, wie Hermines Angst. Sie hatten noch etwas gemeinsam. Beide lagen, vor Schmerzen gekrümmt und zu erschöpft um aufzustehen, auf dem Boden. Für lange Zeit sprach keiner von beiden ein Wort. Erst als es schon ganz dunkel war, erhob sich Snape langsam und hielt ihr eine Hand hin. „Kommen Sie, es ist zu kalt, um am Boden zu sitzen.“ Hermine konnte es sich nicht verkneifen zu sagen. „Als ob ich mir das ausgesucht hätte.“ Er hob nur eine Augenbraue darauf hin. „Mir scheint, als ob wir dringender ein Gegenmittel benötigen, als mir selbst klar war.“ „Nur weil Sie mich anschreien mussten und verfolgt haben.“ Hermine strich sich eine Locke aus der Stirn. „Schon gut, lassen Sie uns nicht schon wieder streiten. Wir sind beide zu schwach, als dass wir das heute noch mal durchstehen würden.“ Er öffnete die Tür zu seinen Privaträumen und schob sie vor sich her. Dann ließ er sich in einen Sessel gleiten und bedeutete ihr mit der Hand sich ebenfalls zu setzen. „Ruhen Sie sich aus. Heute hat es keinen Sinn mehr mit der Arbeit zu beginnen. Morgen werden wir nach Professor McGonagalls Unterricht gemeinsam ins Labor gehen.“ „Einverstanden Professor.“ Sie zog ihre schmerzenden Beine an sich und schlief vor Erschöpfung fast augenblicklich ein. Er gab einen Seufzer von sich, stand leise auf und schloss die Tür. Dann entzündete er das Feuer im Kamin und legte sich auf die Couch. Sekunden später war er ebenfalls eingeschlafen. 17. Missverständnisse, die vermeidbar wären Hermine erwachte mitten in der Nacht von Snapes Schnarchen. Zuerst war sie verwirrt, seit wann Ginny solche Geräusche von sich gab, doch dann erinnerte sie sich daran, wo sie sich befand und an den ganzen vergangenen Abend. Sie betrachtete ihren schlafenden Professor im Schein des Mondlichtes. Er sah friedlich aus und ungewohnt jung, so ganz ohne die Falten, die sich immer bildeten, wenn er sein strenges Gesicht aufsetzte. Mit jedem Moment, den sie ihn länger betrachtete, kam die Erinnerung an ihre gemeinsamen Abende stärker zurück. Er war stürmisch und zärtlich zu gleich gewesen. Sie fühlte sich von Sekunde zu Sekunde mehr zu ihm hingezogen, doch sie traute sich nicht näher an ihn heran, aus Angst er könne erwachen. So veränderte sie nur ihre Position ein bisschen und schlief wieder ein. Kaum hatte sie die Augen wieder geschlossen, da erwachte Severus. Er wusste sofort, warum er auf der Couch schlief. Mit seinen Augen suchte er Hermine. Sie sah so unverschämt unschuldig und jung aus, wie sie da im Sessel zusammengerollt lag. Er konnte kaum die Augen von ihr abwenden, doch er zwang sich dazu. Der Direktor hatte ein Versprechen von ihm erhalten, dass er einhalten würde. Koste es was es wolle. Doch zumindest würde er für sie sorgen. Das Feuer im Kamin war ausgegangen und es war lausig kalt im Kerker. Severus erhob sich leise und holte zwei Decken aus seinem Schlafzimmer. Er schlich zu ihr und deckte sie zu, während er dem Drang widerstand, ihr Gesicht zu berühren. Dann legte er sich wieder hin und versuchte weiteren Schlaf zu finden. Als Hermine das nächste Mal erwachte, war Snape schon aufgestanden. Sie hörte ihn in seinem Bad rumoren. Anstandshalber warte sie, bis er wieder heraus kam, bevor sie seine Räume verließ. „Guten Morgen, Miss Granger.“ Zu ihrer Überraschung klang es extrem freundlich. Vielleicht hatte er Angst, dass er sich wieder verwandeln würde, wenn er es nicht war. „Guten Morgen Professor. Ich bin wohl im Sessel eingeschlafen. Danke für die Decke.“ Er nickte und wandte sich einigen Schulunterlagen zu. „Sie sollten jetzt zum Frühstück gehen, sonst kommen sie zu spät zum Unterricht.“ „Seien Sie pünktlich zum Animagus-Unterricht.“ setzte er noch hinzu. Hermine vermied es ihn anzuschauen und ging zur Tür, während sie sagte „Natürlich Professor.“ Sie versuchte seinen Anblick von heute Nacht vor ihrem inneren Auge zu erhalten. So wollte sie in Zukunft an ihn denken. Nicht länger, an all die Sachen, die er zu ihr gesagt hatte und auch nicht an den Zynismus, der sonst immer in jedem Satz mitschwang. Obwohl der vergangene Tag äußerst anstrengend gewesen war und sie in einer recht unbequemen Lage geschlafen hatte, so war sie doch ausgeruht. Sie ging nicht gleich in die Große Halle, sondern erst in den Schlafsaal und zog sich um. Parvati, die wie immer die Letzte war, kam gerade aus dem Bad gestürmt, als Hermine den Raum betreten wollte. „Morgen Hermine, sag mal wo hast Du den die Nacht verbracht?“ Hermine war geschockt von dieser Frage. Sie hatte nicht damit gerechnet, dass jemand ihr Fehlen bemerkt hatte. Und so stotterte sie nur „Ähm, ich hatte Extrastunden Verwandlung und Zaubertränke und bin am Schluss im Labor eingeschlafen.“ Parvati sah nicht aus, als ob sie ihr das glaubte. „Du schläfst in letzter Zeit sehr wenig und wenn, dann nicht in deinem eigenen Bett.“ Hermine hatte ihre Stimme wieder gefunden. „Na hör mal, nur weil ich nicht schlafen kann und dann irgendwo zusammenklappe, musst du mir nicht gleich irgendwelche Unterstellungen machen.“ Parvati grinste jetzt. „Getroffene Hunde bellen. Mehr sag ich nicht und jetzt geh mal da weg, ich hab vor heute extrem gut auszusehen. Es hat noch nicht jede von uns einen Freund, bei dem sie die Nacht verbringt.“ Jetzt war Hermine wirklich sprachlos. Sie setzte sich aufs Bett und starrte Parvati mit offenem Mund an. Woher um alles in der Welt wusste sie es? Okay, „Was wusste sie?“ wäre wahrscheinlich die wichtigere Frage. „Sag mal, auf was spielst Du eigentlich an?“ „Och, auf nichts. Nur, dass du sehr häufig nicht in Deinem Bett bist, wenn wir aufwachen und heute hast du gar nicht hier geschlafen. Weißt Du, ich bin ja nicht neugierig (Hermine dachte an dieser Stelle, dass das an Selbstverleugnung grenzte – kaum jemand war neugieriger als Parvati), aber du könntest uns doch wenigstens verraten, mit wem du zusammen bist. Wir kriegen es doch sowieso raus.“ Parvati konnte es nicht hören, doch Hermine ließ ganz langsam die angehaltene Luft entweichen. Sie wusste also nichts. „Glaub mir Partavi, ich verrate es dir und meinetwegen auch den anderen, wenn ich einen Freund habe, aber ich bin wirklich nur im Zaubertränkelabor eingeschlafen, weil ich in den letzten Tagen kaum ein Auge zugemacht habe. Und wenn Du mir jetzt eine Affäre mit Snape andichten willst, dann ....“ „Ach, nun hör aber auf. Ist schon gut, ich hatte ja nur für Dich gehofft. Ist doch nichts Schlimmes. Auf Dich steht früher oder später auch noch einer. Weißt Du Ernie interessiert sich für mich. Mal schauen, ob ich ihn mir für den Valentinsball angeln kann.“ Puh, Angriff war also wirklich die beste Verteidigung, ging Hermine durch den Kopf. Parvati verließ den Raum und sie rief „Viel Glück!“ hinterher. Jetzt zog sie sich in Windeseile um und sprintete in die Halle. Zu ihrem Leidwesen war das Frühstück gerade beendet. Harry und Ron standen verständnislos vor ihr. „Hast Du schon wieder mal verschlafen?“ Ron schien bereits zu ahnen, dass hier etwas Merkwürdiges vor sich ging. Manchmal schien es, als habe er einen zusätzlichen Sinn für so etwas. „Ja und nein. Ich bin vor Erschöpfung im Labor eingeschlafen und dann hab war ich erst noch im Turm und hab mit Parvati gequatscht. Deshalb bin ich so spät dran.“ Es hatte keinen Sinn zu verheimlichen, dass sie nicht im Schlafsaal geschlafen hatte. Wusste es Parvati, wusste es in ein paar Minuten die ganze Schule. „Du redest aber nicht zufällig vom Zaubertränkelabor?“ erkundigte sich Harry argwöhnisch. „Doch, oder kennst Du ein anderes?“ Hermine ahnte, dass das wieder auf eine Zankerei hinaus laufen würde. „Und warum warst Du so erschöpft? Was genau hat Snape mit dir gemacht?“ Ron war hochrot angelaufen. „Ron, wenn Du glaubst, dass ich irgendwas von Snape mit mir machen ließe, dann bist Du falsch gewickelt. Ich habe euch doch gesagt, dass ich an einem ganz besonderen Trank mitarbeiten darf. Muss ich dass jetzt alle halbe Stunde sagen, damit ihr euch daran erinnert?“ Sie blieb so ruhig wie möglich, obwohl sie stinksauer auf ihre Freunde war. Wenn sie sich nicht jetzt und sofort verwandeln wollte, dann war das nicht der Zeitpunkt, um sich aufzuregen. Harry war diesmal der vernünftigere der beiden und lenkte ein. „Ist gut, Mine. Wir machen uns doch nur Gedanken um dich. Wenn er dir jemals mal was tun will, dann sag es uns oder geh zu Dumbledore.“ „Das versprech ich euch, aber ich will diese Diskussion wirklich nicht noch mal führen. Ich werde bestimmt noch öfter lang in diesem Labor sein. Es ist wichtig und es ist interessant und deshalb ist es das auch wert, dauernd Snape zu sehen, okay?“ Rons Gesichtfarbe war noch nicht wieder normal, doch auch er vertraute Hermine und nickte nun. Snape hatte, von den dreien unbemerkt, nur ein paar Meter entfernt gestanden. Er hatte alles gehört und ließ den Rest des Tages seine schlechte Laune an den Erst- und Zweitklässlern aus. Die Entspannungsübungen an diesem Nachmittag waren gar nicht entspannend. Hermine hatte die ganze Zeit über das Gefühl Snape würde sie am liebsten ermorden wollen, obwohl sie sich keiner Schuld bewusst war. Wie am Vortag stürmte Snape am Ende der Stunde aus dem Raum und wie am Vortag lief Hermine ihm hinterher. Diesmal hörte er jedoch ihre Schritte und blieb stehen. Ohne sich zu ihr umzudrehen sagte er „Was wollen Sie, Miss Granger?“ „Mit Ihnen am Gegenmittel arbeiten. Ich dachte darüber wären wir uns gestern einig gewesen.“ „Da müssen Sie etwas falsch verstanden haben. ICH werde nach einem Gegenmittel forschen und SIE werden mich in Zukunft in Ruhe lassen. Nicht, dass Sie meine Anwesenheit zu lange ertragen müssen.“ Er ging weiter und fügte hinzu „Ach und beherrschen Sie diesmal Ihre Wut. Bei mir werden Sie die heutige Nacht garantiert nicht verbringen.“ Snape hatte die Tür des Labors erreicht und schloss sie hinter sich ohne auch nur einen Blick zurück zu werfen. Er kämpfte mit sich, doch diesmal konnte er die Verwandlung aufhalten, bevor sie ihn ganz ergriff. Minervas Entspannungsübungen hatten zumindest etwas Gutes. Hermine stand indessen hilflos auf dem Flur vor dem Kerker und hatte keine Ahnung was gerade geschehen war. Sie war nicht wütend. Sie war verwundert und sie war schockiert, wie sich sein Verhalten innerhalb von 12 Stunden ändern konnte. Erst auf dem Rückweg zum Turm fiel ihr ein, was er zu ihr gesagt hatte. ... Anwesenheit ertragen ... Er musste das Gespräch am Morgen mit Harry und Ron gehört haben. Aber wenn ihn diese Äußerungen verletzten, hieß das dann nicht, dass er sie mochte und dass alles nur Show gewesen war? Der Gedanke raubte ihr den Atem. 18. „Ich weiß noch immer, was Du letztes Weihnachten getan hast“ Wieder mal wurde das für Hermine eine schlaflose Nacht, doch nachdem Parvati das letzte Mal so skeptisch reagiert hatte, wollte Hermine lieber keine beruhigende nächtliche Wanderung durchs Schloss machen. So wälzte sie sich von einer Seite auf die andere, bis sie beschloss, dass sie erst einen Plan haben müsste, bevor sie einschlafen könnte. Sie wog stundenlang die Möglichkeiten und ihre Konsequenzen gegeneinander ab und wollte schon fast aufgeben, da ihr keine Idee wirklich gefiel. Doch dann erwuchs aus einem zynischen kleinen Gedanken ihres übernächtigten Hirns ein Plan. Zehn Minuten später war Hermine tief und fest eingeschlafen. Der nächste Tag war ein Samstag und es fiel nicht weiter auf, dass sie erst spät aus den Federn kroch. Sie verbrachte den Vormittag mit Hausaufgaben für Alte Runen, Verwandlungen und Kräuterkunde, damit einige Dinge in der Bibliothek nachzuschlagen und damit ein wenig am Smalltalk ihrer Mitschüler teilzuhaben. Nachmittags ging sie dann mit einem flauen Gefühl zu Professor McGonagall. Die Entspannungsübungen machten leichte Fortschritte und obwohl Snape abweisend war, konnte Hermine jetzt schon viel besser ihre Gefühle ausschalten, als noch vor ein paar Tagen. Ihre Technik war lange noch nicht perfekt, aber es wurde besser. McGonagall entließ sie nach anderthalb Stunden. Diesmal ging sie Snape nicht nach. In der ganzen Zeit hatten sie kein Wort miteinander gesprochen, doch vor, nach und teilweise sogar während der Übungen konnte man die Luft zwischen ihnen vor Anspannung flirren sehen. Hermine lief schnurstracks in den Schlafsaal und zog sich ihre Robe über. Ihre Erfahrung sagte ihr, dass es kalt sein würde, da wo sie jetzt hinginge. Sie steckte noch etwas ein und lief durch die Schule, um ihren in der Nacht beschlossenen Plan umzusetzen. Wie vor zwei Tagen stand sie vorm Labor und klopfte an. Diesmal schien er nicht mit ihr zu rechnen und öffnete fast sofort. „Sie schon wieder! Was wollen Sie?“ knurrte er zwischen zusammengebissenen Zähnen hindurch, doch Hermine hatte seinen erstaunten Blick, als er die Tür öffnete, nicht übersehen. „Bitte Professor Snape, lassen Sie mich rein. Ich denke wir müssen miteinander reden. Und bitte werden Sie nicht wütend. Eine weitere Verwandlung wird uns nicht helfen.“ „Wer sagt, dass ich wütend werde? Mich langweilt nur, dass Sie sich nicht entscheiden können, was Sie nun wollen.“ „Ich? Wieso ich? Schließlich wollte ich die ganze Zeit mitarbeiten, aber Sie lassen mich ja nicht.“ Am Schluss des Satzes war sie ganz leise geworden, denn ihr fiel wieder ein, dass sie sich auf keinen Fall mit ihm streiten durfte. „Bitte Professor, es ist wichtig. Für uns beide.“ „Das kann ich mir zwar nicht vorstellen, aber wenn Sie meinen.“ Er lächelte dabei süffisant, aber er öffnete die Tür so weit, dass sie sich an ihm vorbei schieben konnte. Als er die Tür geschlossen und sich zu ihr umgedreht hatte, waren seine Lippen verkniffen und seine Arme verschränkt. „Legen Sie los Miss Granger. Immer raus damit. Was gibt es Ihrer werten Meinung nach so Wichtiges, dass ich meine rare Freizeit dafür opfern muss Ihnen zuzuhören.“ Die Dampfwolke seines Atems war in der kalten Luft des Labors deutlich zu sehen. „Professor, wäre es möglich an einem wärmeren Ort zu sprechen? Hier ist es ja zum erfrieren kalt.“ „Wenn Sie einen wärmeren Ort bevorzugen, dann gehen Sie gefälligst in Ihren Turm zurück und nerven Sie mich nicht weiter.“ Er öffnete die Tür zu seinen Privaträumen und wollte sie einfach stehen lassen. Doch das kannte Hermine schon von ihm. Sie setzte in letzter Sekunde ihren Fuß in die Tür. „Bitte, es ist wirklich wichtig!“ „Sie bringen mich zur Weisglut Miss Granger, aber kommen Sie rein! Ruinieren Sie ruhig meinen Tag! Ich freue mich immer, wenn Schüler mich in meinen Privaträumen besuchen!“ Nie zuvor hatte seine Stimme so eisig geklungen. Hermine überhörte die bissige Bemerkung und setzte sich unaufgefordert in den Sesseln, der ihr am nächsten stand. „Versprechen Sie mir, sich nicht aufzuregen, wenn ich Ihnen jetzt sage, was so wichtig ist.“ „Natürlich, ich geben meinen Schülern immer solche Versprechen, bevor sie mir irgendwelche Missetaten gestehen.“ Sein Mund war mittlerweile nicht mehr als ein dünner Strich. Er konnte nicht länger mit der Situation umgehen. Sie musste schnellstens verschwinden. Sofort! „Ich bin nicht als Schülerin bei Ihnen und ich will auch keine Missetat gestehen, aber ich gebe zu, ich möchte ungern in einigen Minuten wieder vor Ihrem Alterego fliehen.“ Snape atmete tief durch. Sie hatte Recht. Es fiel ihm schwer es zuzugeben, doch es war so. Wenn er sich weiter aufregte, würde er die Verwandlung nicht aufhalten können. Er wendete eine von Minervas Entspannungsübungen an und massierte sich die Schläfen. „Legen Sie los, Miss Granger. Ich werde sehen, ob ich mich noch in der Gewalt habe, wenn Sie mir gesagt haben, weshalb Sie hier sind.“ „Eigentlich möchte ich mich für das Gespräch mit Harry und Ron entschuldigen, was Sie gestern gehört haben. Ich konnte doch aber den beiden nicht sagen, dass wir …“ Sie unterbrach sich selbst. So konnte sie das Gespräch nicht anfangen. „Ich wollte sagen, dass die beiden nicht gerade gut über Sie denken und wenn sie glauben würden, dass ich die Zusammenarbeit mit Ihnen mag, würden sie mich in St. Mungos einliefern und zu Dumbledore rennen, mit der Behauptung, Sie hätten mir irgend einen Trank verabreicht.“ „Und was wollen Sie mir noch sagen?“ Snape war positiv überrascht. Sie mochte also die Zusammenarbeit mit ihm. Doch woher wollte sie das eigentlich wissen? Das einzige Mal, dass sie zusammen gearbeitet hatten, war während dieser verhängnisvollen Stunde Nachsitzen gewesen. Seine Augen weiteten sich. Hermine sah ihm an, dass er langsam begriff. „Ich möchte Ihnen etwas zurückgeben.“ Sie zog die Keksdose aus ihrer Robe, öffnete sie, damit er gleich sehen konnte, dass sie keinen Keks gegessen hatte und reichte sie ihm. Er erstarrte. Sein Mund stand halb offen und er war das erste Mal seit langem wirklich und wahrhaftig sprachlos. Hermine setzte sich indes wieder und wartete auf seine Reaktion. Nach einer halben Minute fing er an zu stottern. „Sie … Sie wissen … es noch?“ Hermine reagierte nicht. Sie wollte, dass er die Tragweite dieser Tatsache begriff. Und tatsächlich fuhr er nach ein paar Sekunden fort. „Wieso haben Sie sie nicht gegessen? …. Sie haben es versprochen. … Warum?“ „Weil ich es nicht vergessen wollte. Und ja, ich weiß alles noch und ich habe dieses Gespräch mit Ron und Harry gestern in dem vollen Bewusstsein geführt, dass wir schon miteinander geschlafen haben. Ich will nicht, dass Ihnen die beiden den Kopf abreißen. Glauben Sie mir, die Zwei sind dazu fähig, wenn es um Sie und mich geht.“ „Aber ich verstehe nicht … “ „Was verstehen Sie nicht?“ Hermine musste mit sich kämpfen, um weiter sprechen zu können, doch sie zog immer durch, was sie sich vornahm. „Warum ich es Ihnen sage?“ Sie machte eine Pause und er nickte. „Weil ich mittlerweile weiß, dass Sie das, was Sie zu mir gesagt haben nicht ernst gemeint haben. Ich habe gesehen, wie verletzt Sie gestern waren und da ist es mir klar geworden. Ich weiß nicht, warum Sie dieses Schmierentheater aufgeführt haben, aber ich wollte nicht mehr weiter schauspielern müssen.“ Was sie als nächstes sagen wollte, fiel ihr am schwersten. „Ich habe auch verstanden, dass Sie es als Fehler ansehen. Und ich denke, Sie haben Recht. Ich bin Ihre Schülerin und sehr viel jünger als Sie und wahrscheinlich haben Sie, wie ich auch, noch mehr Gründe dafür gefunden, es als Fehler zu betrachten. Jedenfalls ist es für mich okay. Wir sollten uns wie erwachsene Menschen benehmen. Wir hatten Sex ohne Gefühle, wir passen in keinster Weise zusammen und wir brauchen ein Gegenmittel, das wir gemeinsam sehr viel schneller entwickeln können. Ich habe es Ihnen gesagt, weil ich mit Ihnen zusammenarbeiten möchte, ohne wegen irgendwelcher versteckten Aggressionen dauernd bibbern zu müssen, dass wir uns in Panther verwandeln.“ Langsam, sehr sehr langsam schaltete Snapes Gehirn sich wieder ein. Er stand auf und war nah daran ihr ein Liebesgeständnis zu machen. Ihr alles zu sagen. Wie sehr er sie begehrte und wie sehr er alles bedauerte, was er zu ihr gesagt hatte und wie stark seine Gefühle waren, doch im letzten Moment hielt er sich davon ab. So wie sie es vorschlug war es gut. Es war der einzige Weg miteinander umzugehen. Derzeit und für alle Zeiten. Er ging auf sie zu und fand seine Sprache wieder. Es war von sich selbst überrascht, dass in seiner Stimme so gut wie kein Gefühl mitschwang, als er sagt „Ich bin froh, dass Sie es mir gesagt haben. Ich bin Ihrer Meinung, Miss Granger. Wir sind zwei erwachsene Menschen und wir sollten in der Lage sein, mit einander auch so umzugehen. Es war dumm von mir zu glauben, dass ich Sie täuschen könnte. Es wäre wohl besser gewesen, wenn ich Ihnen einfach ins Gesicht gesagt hätte, dass ich es für einen Fehler halte und beenden will.“ Er drehte sich weg und atmete tief durch, dankbar, dass Minerva ihm einige Atemtechniken erklärt hatte, die den Körper beruhigten. „Ja, das wäre es gewesen. Doch Sie sollten wissen, dass ich nicht nachtragend bin. Ich habe es im Übrigen auch niemandem gesagt und werde es auch jetzt niemandem erzählen. Auch Dumbledore nicht. Sie brauchen also keine Angst um ihren Job zu haben.“ „Sehr nett Hermine, sehr nett Als ob er es nicht wüsste.“ schoss ihm durch den Kopf. Laut sagt er jedoch „Ich hätte von Ihnen auch kaum erwartet, dass Sie mit so etwas hausieren gehen.“ „Gut, dann lassen Sie uns endlich mit der Arbeit beginnen.“ 19. Ein böser Versprecher An diesem Nachmittag stellte Snape Hermine alle vorhandenen Notizen über den ursprünglichen Animagus-Trank und das Gegenmittel zur Verfügung. Er nahm seine Unterlagen zur Hand und ließ sie durch einen Zauber auf einen Stapel leeren Papiers übertragen. Innerhalb von wenigen Minuten standen Hermine alle Ergebnisse zur Verfügung, die er auch hatte. „Danke Professor. Ich denke, ich werde mir das alles erst einmal in Ruhe durchlesen.“ Hermine wollte gerade den Raum verlassen, doch er hielt sie am Arm fest. „Nein, bleiben Sie hier. Niemandem außer Ihnen dürfen diese Unterlagen zugänglich sein. Sie wissen ja wohl, dass Animagi sich beim Ministerium anmelden müssen. Wenn öffentlich wird, dass wir unerlaubt an einem Trank gearbeitet haben, der Animagi schafft – ob nun absichtlich oder nicht - dann bringt man uns alle zusammen nach Askaban.“ „Ich verstehe. Aber wo soll ich das lesen, ohne Sie zu stören?“ Hermine hatte dazu in die Bibliothek gehen wollen, doch dass stand nun wohl nicht mehr zur Diskussion. „Sie werden mich schon nicht stören, wenn Sie nur lesen und sich vielleicht ein paar Notizen machen. So lange Sie meine Anwesenheit nicht stört, können Sie hier bleiben.“ Hermine verdrehte die Augen. „Bitte Professor, machen Sie nicht dauernd Anspielungen. Ich dachte, das hätten wir hinter uns gelassen.“ „Seien Sie nicht albern, Miss Granger. Ich meine das völlig ernst. Manche Menschen können sich nicht auf so etwas konzentrieren, wenn sie nicht allein sind.“ „Oh! Ach so. Nun zu denen gehöre ich nicht. Ganz im Gegenteil. Ich denke, es ist ganz gut, wenn ich Sie gleich fragen kann, wenn ich etwas nicht verstehe.“ „Ich werde nicht immer hier sein, wenn Sie lesen. Das Passwort für diesen Raum ist ‚Alraunensaft’. Sie können ab sofort hier ein und ausgehen, wie es Ihnen am besten passt. Natürlich nur bis zur Sperrstunde. Ihre Fragen sollten Sie sammeln, bis Sie alles gelesen haben.“ Snape vergrub sich nun in seine eigenen Unterlagen, verließ aber nach wenigen Minuten den Raum. Hermine arbeitete sich unterdessen durch die ersten paar Seiten der Notizen. Es war viel komplizierter, als sie angenommen hatte und die Zeit verging wie im Flug. Als sie die ersten 30 Seiten durchgearbeitet hatte schaute sie auf die Uhr über dem Labortisch. Es war schon kurz nach Mitternacht. Sie sollte längst im Bett liegen. Sie hatte weder gemerkt, dass es Zeit fürs Abendbrot geworden war, noch, dass es sich draußen verdunkelt hatte, noch, wie die Zeit verstrichen war. Zum Glück war morgen erst Sonntag und sie konnte so etwas länger schlafen. Sehr leise schlich sich Hermine durch die Schule. Trickstufen und falsche Treppenabzweigungen machten es ihr in der Dunkelheit nicht einfacher, doch sie war mit Harry und Ron oft genug durch die Schule geschlichen und so fand sie sich zurecht. Nach einer Viertelstunde gelangte sie zum Gryffindorturm. Dem Portrait rief sie schnell das Passwort entgegen, bevor die Fette Dame ihr eine Standpauke halten konnte. Der Raum war noch nicht leer, doch Ron und Harry schienen schon im Bett zu sein, denn nur Ginny saß noch in einem Sessel mit der Nase in einem Buch. Ginny schaute kurz auf und gähnte dann herzhaft. „Wo kommst Du denn jetzt erst her?“ „Haben dir Ron und Harry nicht erzählt, dass ich an einem Sonderprojekt mitarbeiten darf?“ Ginny nickte. „Doch, doch, aber Du willst mir doch nicht erzählen, dass Du bis jetzt geschuftet hast.“ „Oh doch. Und ich habe gerade mal 30 Seiten Unterlagen durchgearbeitet, in etwa 6 Stunden. Wenn ich richtig schätze, hab ich noch etwa 470 Seiten vor mir, bevor ich überhaupt etwas Praktisches machen kann.“ „Du meine Güte, da hast Du Dir ja was vorgenommen. Da kriegen wir Dich ja in Zukunft gar nicht mehr zu Gesicht, besonders, weil Du ja auch in Verwandlungen noch Sonderunterricht kriegst.“ „Ja, kann schon passieren, aber mir liegt sehr viel an beidem.“ Ginny stand jetzt aus ihrem Sessel auf und ging mit Hermine Richtung Schlafsaal. „Und mit wem soll ich in Zukunft quatschen? Mit Parvati oder Lavender?“ Sie verzog angewidert das Gesicht. „Ach Ginny, ich bin doch nicht aus der Welt und ich werd auch nicht jeden Tag bis in die Puppen arbeiten. Das ist nur jetzt am Anfang so, bis ich auf dem Laufenden bin. Danach hab ich dann bestimmt wieder mehr Zeit.“ „Okay, aber wenn Du mich mit diesen zwei Tratschbasen auf Dauer allein lässt, werde ich mich fürchterlich rächen.“ Hermine lachte und öffnete dann leise die Tür. Die beiden angesprochenen Tratschbasen schliefen schon und Ginny und sie schlichen sehr leise in den Saal. „Gute Nacht, Mine.“ „’Nacht Ginny, Träum was Schönes.“ Der nächste Morgen brach für Hermine viel zu schnell an. Ihre Augen wollten sich nicht öffnen. Hätte die viel zu muntere Ginny ihr nicht die Decke weggezogen, wäre sie vor dem Mittag garantiert nicht aufgestanden. So aber quälte sie sich aus dem Bett. Erst nach einer ausgiebigen Dusche war sie wieder ein Mensch. Sie nahm sich vor, an diesem Tag die Mahlzeiten nicht zu verpassen und noch vor der Sperrstunde wieder im Turm zu sein. Das mit den Vorsätzen war so eine Sache. Die Notizen waren zwar wahnsinnig schwer zu verstehen, doch als Hermine sich erst einmal eingelesen hatte, gab es kein Zurück mehr. Sie hatte das Labor kurz nach 10 Uhr betreten, schnell ein Feuer im Kamin entfacht und dann begonnen zu lesen. Sie nahm gerade mal wahr, dass Snape nach dem Mittagessen einige Zutaten mischte, neue Notizen machte und ihr die Kopien reichte, doch zwischen den beiden fiel nicht ein Wort. Diesmal hatte das nichts mit Gefühlen zu tun, sondern nur mit vollkommener Konzentration. Snape ging nach ein paar Stunden wieder und zu diesem Zeitpunkt schaute Hermine das erste Mal wieder auf die Uhr. Es war 16 Uhr und sie hatte das Mittagessen versäumt. Ach, das war egal. Sie las weiter, machte sich eigene Notizen und schrieb sich die Fragen auf, die sie Snape und McGonagall dazu stellen wollte. Erst als ihr die Augen ein paar Mal zufielen, entschied sie sich in den Turm zu gehen. Diesmal war es schon fast ein Uhr, als sie ihre Unterlagen weglegte. Sie wollte gerade die Tür öffnen, da betrat Snape den Raum von seinem Privatbereich aus. Er schien erschrocken zu sein, sie noch hier anzutreffen. „Miss Granger, was um alles in der Welt tun Sie um diese Zeit noch hier. Sie sollten längst schlafen. Morgen haben Sie Unterricht.“ „Ich weiß Professor, aber ich habe einfach nicht auf die Uhr geschaut. Diese Forschungen sind sehr spannend. Besonders, wenn sie einen selbst betreffen.“ „Da gebe ich Ihnen Recht, trotzdem sollten Sie es nicht übertreiben.“ Er schaute auf Ihre Unterlagen. „Wie ich sehe, haben Sie in den zwei Tagen bereits zur Hälfte durchgearbeitet, was Professor McGonagall und ich in einem halben Jahr erforscht haben. Das ist zwar durchaus bewundernswert, aber nicht Sinn der Sache. Ab morgen werden Sie höchstens zwei Stunde pro Tag hier arbeiten.“ „Aber Professor ...“ „Nichts da „Aber Professor“. Ich fürchte, wenn ich Ihnen kein Zeitlimit setze, werden Sie den Verwandlungsunterricht nicht mehr besuchen und Ihre Hausaufgaben nicht mehr schaffen. Wenn Sie alles durchgearbeitet haben, werden wir neu über die Zeitspanne verhandeln.“ „Okay, dann werde ich jetzt besser gehen.“ „Ja, aber nicht allein. Wenn Filch Sie erwischt, wird er Sie eh’ wieder zu mir schleppen. Ich bringe Sie zu Ihrem Turm.“ „Danke, Professor.“ Sie gingen wortlos nebeneinander her, bis Hermine einfiel, dass sie die Zeit nutzen könnte, um nach einigen Unklarheiten in den Notizen zu fragen. So setzte sie an „Professor, wegen der Zugabe der Katzenhaare beim Sieden: Hätte man das nicht besser ...“ Doch in diesem Moment unterbrach er sie durch einen sehr eindringlichen Blick. „Miss Granger, habe ich Ihnen nicht bereits klar gemacht, dass wir außerhalb des Labors und des Verwandlungsklassenraumes nicht über den Trank sprechen können?“ „Ja, Verzeihung. Aber wann kann ich Ihnen die Fragen stellen?“ „Arbeiten Sie alles durch. Das wird sicher noch einige Tage dauern und dann geben Sie mir einfach bescheid.“ „Danke und eine Gute Nacht, Professor.“ Sie waren mittlerweile vor dem Portrait der Fetten Dame angekommen. „Schlafen Sie gut, Miss Granger.“ „Danke für Ihre Begleitung Professor. Gute Nacht. Ich glaube ich sollte jetzt wirklich in mein Bett gehen.“ Snape schaute ihr hinterher als sie durch das Portaitloch kletterte. Leise seufzte er auf und flüsterte „Wenn es nach mir ginge, könntest Du auch in meinem Bett schlafen.“ Die Fette Dame blickte ihn pikiert an. Er drehte sich um und ging zurück ins Labor. Bis zum Sonnenaufgang arbeitete er am Gegenmittel, kopierte gleich wieder alle Notizen für Hermine und schlief dann zwei Stunden, um den Unterricht überstehen zu können. 20. Schlafen in Hogwarts Nach der letzten Stunde am Montag blieb Hermine im Zaubertränke-Raum. Harry und Ron hatte sie gesagt, dass sie etwas wegen dem Projekt fragen müsse. Die beiden schienen sich vorerst damit abgefunden zu haben, dass sie sehr viel Zeit in ihre Sonderprojekte steckte. In Wirklichkeit wartete sie darauf, dass sie gemeinsam zum Verwandlungsunterricht gingen. Snape hob erst fragend eine Augenbraue, als er sie da stehen sah, doch dann begriff er. „Wollen wir?“ fragte er Hermine. „Ja, Professor, ich denke Professor McGonagall wird schon auf uns warten.“ Der Unterricht machte nach ihrer Aussprache große Fortschritte. Die Entspannungsübungen fielen Beiden jetzt leichter und McGonagall wurde täglich zufriedener mit ihnen. Weder Snape noch Hermine hatte sich unfreiwillig verwandelt, als die Woche sich ihrem Ende näherte. Nach dem letzten Unterricht gingen Hermine und Snape gemeinsam ins Labor. Als Snape die Tür hinter sich geschlossen hatte, fragte er Hermine „Miss Granger, wie weit sind Sie mit den Unterlagen?“ „Bis auf Ihre aktuellen Ergebnisse von heute Nacht habe ich alles gelesen.“ „Erstaunlich schnell. Nun, dann haben Sie jetzt sicherlich einige Fragen.“ „Ja, eine Menge sogar.“ „Dann stellen Sie sie mir. Ich habe jetzt Zeit.“ Und Hermine stellte ihre Fragen. Bis tief in die Nacht diskutierten sie verschiedene Theorien, die Hermine während des Lesens der Notizen aufgestellt hatte. Einige hatte sie bereits mit Informationen aus der Bibliothek untermauert. Snape war erstaunt, wie gut sie alles verstand und wie viele Ideen sie in der kurzen Zeit entwickelt, ja sogar ausgearbeitet hatte. Er selbst war in den letzten Tagen nicht mehr in der Lage gewesen die Sache von einem unvoreingenommenen Standpunkt aus zu betrachten und so waren ihm langsam die Einfälle ausgegangen, wie er noch an die Sache herangehen könnte. Mit Hermine an seiner Seite schöpfte er neue Hoffnung, dass sie einen Gegentrank finden würden. Als alle Fragen beantwortet und alle Ideen andiskutiert waren, schlug die Uhr im Labor 2.30 Uhr. Hermine fuhr zusammen. „Oh mein Gott, ich habe nicht gemerkt, wie spät es ist.“ „Ich ebenfalls nicht. Um diese Zeit können Sie nicht mehr im Schloss herumschleichen.“ „Und was soll ich sonst machen? Hier auf dem Tisch schlafen? Ich werde leise sein, wenn ich zum Turm gehen.“ Hermine griff nach der Türklinke. „Nein, sollen Sie nicht. Und Mrs. Norris wird Sie auch bemerken, wenn Sie noch so leise schleichen. Es grenzt schon an ein Wunder, dass wir letzte Woche nicht von ihr bemerkt wurden, als ich Sie zum Turm gebracht habe. Ich mache Ihnen einen Vorschlag: Ich trete Ihnen für heute Nacht mein Bett ab und werde auf der Couch schlafen.“ Hermine war mehr als erstaunt, reagierte aber instinktiv „Wenn das für Sie in Ordnung ist. Ich bin nicht wild darauf im Dunkeln durch das kalte Schloss zu schleichen.“ „Kommen Sie mit.“ Snape öffnete die Tür zu seinem Wohnzimmer. „Ich würde auch auf der Couch schlafen. Wegen mir müssen Sie nicht auf Ihr Bett verzichten.“ Er schüttelte den Kopf. „Nein, Sie sind mein Gast und ich werde die Couch nehmen. Bitte warten Sie hier. Ich werde mir nur schnell eine Decke holen.“ Er verschwand durch die Schiebtür in den Nebenraum. Nach ein paar Minuten tauchte er wieder auf, im rechten Arm eine Decke und ein Kissen und in der anderen einen schwarzen seidenen Schlafanzug. „Ich habe Ihnen auch einen hingelegt.“ Dabei deutete er auf die Sachen in seiner Hand. „Ich weiß nicht ob er Ihnen passt, aber für diese Nacht sollte es gehen.“ „Danke Professor und gute Nacht.“ Hermine gähnte hinter vorgehaltener Hand und ging ins Schlafzimmer. Snape ging in sein Bad und verschloss die Tür hinter sich. Gerade als er unter der Dusche hervortrat und sich ein Badetuch um die Hüften wickelte, betrat Hermine nur mit ihrer Unterwäsche bekleidet, durch die andere Tür den Raum. Für einen Sekundenbruchteil hatten beide das Gefühl über den anderen herfallen zu müssen. Doch dann siegte die Vernunft. Hermine stotterte „Verzeihung, ich wusste nicht...“ und verließ schnell das Badezimmer. Snape, der nun mit einem kleinen Problem zu kämpfen hatte, versuchte seiner Erregung Herr zu werden. Er wusste, dass er sie nicht ausleben durfte und so dachte er verzweifelt an eine nackte Umbridge und wie von Zauberhand löste sich sein Problem in Luft auf. Er zog sich an und klopfte an die Tür zum Schlafzimmer. „Das Bad ist jetzt frei, Miss Granger.“ Dann legte er sich auf die Couch und versuchte Schlaf zu finden und nicht daran zu denken, dass seine Schülerin gerade im Nebenzimmer nackt unter der Dusche stand. Es war ein schwieriges Unterfangen. Hermine schlich sich ins Bad, nahm die schnellste Dusche ihres Lebens und schlüpfte in den Schlafanzug. Er war ihr natürlich zu groß und so schlug sie sie Ärmel und Beine mehrmals um und kroch ins Bett. Sie kannte dieses Bett von ihren gemeinsamen Nächten. Es fühlte sich vertraut an und die Decke verströmte einen angenehmen Geruch nach ihm. Ein wenig Moschus und einen Hauch Minze meinte Hermine wahrzunehmen. So sehr sie den Sex mit ihm auch in den letzten Tagen aus ihrem Gehirn verbannt hatte, so sehr drängten jetzt die Erinnerungen daran nach oben. Sie zog die Decke eng um sich und weil sie sich darin so geborgen fühlte schlief sie sofort ein. Wenig später schlich Snape leise durch den Raum. Er musste sie einfach ansehen. Vorher würde er nicht einschlafen können. Sie lag auf der linken Seite mit dem Gesicht zu dem kleinen Fenster über ihr. Als er auf sie zu ging erwachte sie. „Professor? Was ist los?“ Sie stütze sich auf die Ellbogen und blickte ihn im Dunkeln verschlafen an. Panik machte sich in Snape breit. Sein Gehirn suchte nach einer logischen Erklärung ... und fand eine. „Ich wollte mir nur eine zusätzliche Decke holen. Im Wohnzimmer ist es sehr kalt. Ich wollte Sie nicht wecken, schlafen Sie weiter, Miss Granger.“ Er öffnete die Schranktür neben sich und zog eine Decke heraus. „Das ist doch albern. Ich liege hier im warmen Bett und Sie frieren da draußen auf der Couch.“ „Das geht schon, machen Sie sich keine Gedanken.“ „Nein, das geht nicht.“ Sie rutschte in seinem großen Bett weiter nach links und deutete auf die andere Seite. „Legen Sie sich hin Professor. Es ist schließlich Ihr Bett.“ Snape stand unschlüssig da. „Es ist Februar und Sie stehen barfuss auf Steinfußboden. Ich kann mir nicht denken, dass das gesund ist. Nun kommen Sie schon, wenn Sie nicht erfrieren wollen. Oder haben Sie etwa Angst vor mir?“ Beim letzten Satz lächelte sie ihn an. „Macht es Ihnen auch wirklich nichts aus?“ Er klang fast etwas ängstlich. „Nein, tut es nicht und wenn Sie dann endlich hinlegen würden, könnten wir beide auch mal schlafen.“ Hermine mummelte sich wieder in die Decke ein. Snape legte sich ganz nach rechts und deckte sich zu. „Gute Nacht, Hermine.“ „Guten Nacht.“ Innerhalb weniger Minuten waren beide eingeschlafen. Severus wachte am nächsten Morgen als Erster auf. Er blieb mit geschlossenen Augen liegen und genoss noch immer den Traum, den er gehabt hatte. Hermine lag in seinen Armen. – Moment mal. Das… das fühlte sich etwas zu realistisch an. Er schlug die Augen auf und sah einer Menge rotbrauner Locken vor sich. Ihm fiel wieder ein, dass sie zu lang gearbeitet hatten und dann sah er sie wieder in ihrer Unterwäsche vor ihm stehen. Jetzt lag sie in seinen Armen, eng an ihn geschmiegt und er konnte durch die Hand auf ihrem Bauch ihr gleichmäßiges Atmen fühlen. Er genoss es, sie so nah bei sich zu haben. Ihren wunderbaren Geruch atmete er tief ein. Dann beschloss er einfach so liegen zu bleiben, bis sie erwachte. Es dauerte nicht lange, bis auch Hermine sich regte. Sie kuschelte sich noch dichter an ihn und erst als sie sich streckte, begriff sie, dass das nicht die Bettdecke war, die so eng an ihr lag. Sie drehte sich langsam um und sah ihm in die Augen. TBC An dieser Stelle wird es Zeit mal wieder zu fragen. ob euch die Geschichte gefällt. Ich würde mich sehr über eure Reviews freuen! Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)