Kinder, Kinder! von Lillyko (Yami x Yugi - Werd mich jetzt ans nächste Pittel setzen, vielen Dank für eure Geduld!!) ================================================================================ Kapitel 4: Schaumbad und Gewitter --------------------------------- Kinder, Kinder ! Schaumbad und Gewitter *********************************************************** Es wird noch eine Weile dauern Weile bis Rishido kommt und es bereitet mir Bauchschmerzen, dass wir noch immer nicht wissen, was mit Atemu los ist. Aber egal was er sagt, ich klammere mich an den Gedanken, dass es nichts Böses ist. Ich weiß es einfach. Durch die Semesterferien hab ich viel Zeit und die verbringe ich mit meinem Engel. Es ist atemberaubend wie schnell er lernt. Jeden Tag kennt er neue Worte und wir müssen ganz schön aufpassen, dass er nichts aufschnappt. Durch den unerklärlichen Wachstumsschub hat er Zeit verloren und man gewinnt den Eindruck, er wolle es nun wieder aufholen. Er ist zwar manchmal bockig und quengelt grundsätzlich, wenn er ins Bett soll, aber er ist wie ein Sechser im Lotto mit ihm zusammen zu sein. Yami und ich haben uns an diesem verregneten Donnerstagvormittag ins Wohnzimmer verkrümelt. Er sitzt auf dem Boden auf seiner Kuscheldecke und spielt sein neues Lieblingsspiel: Bauklötze stapeln, Türmchen wieder einreißen, Bauklötze wieder stapeln. Er kann das stundenlang machen, nur sein Drache muss immer in der Nähe sein. Ich habe mich mit einem Buch in den Sessel gesetzt und sehe hin und wieder zu ihm hinüber. Als der Held meiner Fantasy- Saga gerade einen nervenaufreibenden Kampf, gegen eine überdimensionale böse Spinne führt und von den messerscharfen Giftzähnen nur um Haaresbereite verfehlt wird, zupft jemand an meiner Trainingshose. „Na mein Schatz, was hast du denn?“ frage ich Yami, während ich noch das Buch auf den kleinen Beistelltisch lege. Aber ich weiß schon was los ist, den Blick kenne ich. „Muss mal. Ganz dolle!“ Er trappelt schon von einem Bein auf das andere, dann ist es wirklich dringend. „Warum hast du denn nicht früher was gesagt?“ Ati schüttelt hilflos den Kopf und lässt sich widerstandslos von mir hoch nehmen. Als ich ihn auf meinen Arm absetze und zusehe, dass ich schleunigst zum Bad komme, flüstert er mir noch etwas zu. „Nicht gemerkt.“ „Das ist ja nicht so schlimm, wir üben ja noch.“ Ich lächle ihm tröstend zu, setze ihn auf dem Boden ab und ziehe seine Hose herunter. Erwartungsvoll streckt er mir seine Arme entgegen. Rasch setze ich Ati auf die Toilette ab, auf welcher für ihn immer ein kleinerer Plastiksitz bereit liegt, weil es bei ihm meistens schnell gehen muss. Dann warte ich, doch nichts passiert. „Nicht gucken!“ Ach ja, ich vergaß. Ich muss mich ja umdrehen. Mit wartendem Blick zur Tür gerichtet, lasse ich die vergangene Woche vorbei ziehen. Wir haben schon wieder einen Großeinkauf beim Kinderausstatter gemacht, aber diesmal eben für Kleinkinder. Dass ich seine Babysachen so schnell in den Keller verbannen muss, hätte ich nicht gedacht. Schwamm drüber, denn der kleine Yami macht mir unheimlich Spaß. Er braucht tagsüber keine Windeln mehr. Am Montagmorgen hat er schon geweint, als ich ihm eine Neue anziehen wollte. Also haben wir eine Abmachung getroffen. Würde er zwei Tage trocken bleiben, müsste er tagsüber keine mehr tragen und er hat gewonnen. Nachts trägt er noch eine Windel, weil es im Schlaf öfter daneben geht, aber am Tag merkt er es ja. Wenn er mal muss, sagt er jemandem Bescheid, meistens mir. Ich bin ja immer in seiner Nähe. Wenn ich mal oben, in meinem Zimmer etwas hole, kommt er, den Drachen hinter sich her schleifend zu mir getappelt. Er hasst es allein zu sein und wenn ich mal in die Stadt muss, um was einzukaufen und er bei Opa bleiben soll, gibt es jedes Mal eine riesige Diskussion, bis ich streng werden muss. Die Wiedersehensfreude ist aber umso größer. Dann rennt er mir jedes Mal entgegen wenn ich wieder zurück komme und will dann sofort umarmt und umkuschelt werden. Und ich gebe dem auch zu gerne nach, weil er ich ihn unheimlich lieb habe und er ja sonst auch immer brav ist. „Fertig! Sauber machen?“ „Ja, einen Moment noch, Schatz.“ Ich schnappe ihn mir und helfe ihm von der Toilette. Anziehen kann er sich dann schon alleine, jetzt hat er ja Zeit. Zum Händewaschen krabbelt er dann auf einen kleinen Plastikhocker, der immer vor dem Waschbecken steht. „Heiß!“ kommt die auffordernde Information an mich und ich stelle Yami das Wasser richtig ein. „Ist es so besser?“ „Mhm ja. Danke.“ sagt Yami lieb und schäumt sich mit viel zu viel Kinderflüssigseife die Hände ein. Nach ein wenig Wasserpantschen hält er sie mir stolz entgegen. „Guck sauber!“ „Die sind ja wirklich ganz toll sauber. Das hast gut gemacht, Yami-chan.“ Er kichert und freut sich über das Lob. „Jetzt gehen wir in die Küche und machen Mittagessen.“ Ati nickt und hüpft vom Hocker herunter. Dann nimmt er mich an der Hand und zieht mich Richtung Küche. „Opa auch kommen?“ „Wenn das Essen fertig ist kommt Opa und isst mit uns.“ Ati denkt scheinbar darüber nach und nickt dann. In der Küche angekommen zupft er wieder an meiner Hose. „Ich helfen will. Für Opa.“ Na lustig. Beim Kochen kann mir der Kleine ja nun wirklich nicht helfen. Aber ich muss ihn ja jetzt irgendwie beschäftigen. „Weißt du was mir ganz doll helfen würde?“ Er schüttelt den Kopf und sieht mich neugierig an. „Wenn du mir ein schönes Bild malst. Das schenken wir Opa, da freut er sich ganz bestimmt.“ Von einem Zweijährigen ist außer buntem Gekrakel nicht viel zu erwarten, aber es macht ihm Spaß, mit den bunten Stiften das Papier zu verunstalten. Er ist jedes Mal sehr stolz darauf und wir loben ihn dafür. Auf seinem Kinderstuhl sitzt er etwas erhöht und kann sehr gut am Tisch sitzen. Vorsichtshalber lege ich ihm noch ein großes Stück Zeitungspapier unter sein eigentliches Blatt. Für gewöhnlich ist dieses nämlich viel zu klein, um Atis Bilder zu fassen und so wird der Tisch gleich mit bemalt. Oder eben das Zeitungspapier. Der kleine sitzt ruhig da, einen seiner Wachsmalstifte in der kleinen Faust und zieht bunte Striche über das Papier. So kann ich mich um das Essen kümmern. Als Ati meint, dass sein Bild fertig ist, bin ich glücklicherweise auch soweit. „Gehst du und holst Opa? Du kannst ihm ja dein Bild auch gleich zeigen.“ Atemu hüpft daraufhin munter vom Stuhl, sein rot-gelbes Blatt fest in der Hand und trappelt los um meinen Großvater zu holen. Ich bin gerade mit Tischdecken fertig als dieser, mit Ati auf dem Arm, in die Küche kommt. Ist ja mal perfektes Timing heute. „Na ihr beiden!“ „Opa fand Bild toll. Gell Opa, Bild ist toll.“ „Ja, das ist sehr schön Ati. Du bist ein kleiner Künstler.“ Der kleine Künstler lacht und freut sich, lässt sich von Opa in seinen Stuhl setzen und sich einen Latz umhängen. Er ist zwar schon gut alleine, aber es geht eben doch oft was daneben. Im Prinzip wie beim Malen. Opa hilft ihm noch sein Gemüse klein zu schneiden und schon kann es losgehen. Yami braucht länger als wir, weil er Ji-chan noch unbedingt von seinen Bauklotzen erzählen muss. Schließlich schiebt mein Engel seinen Teller weg und sein Gesicht ist dabei wie immer total verschmiert. „Bin satt.“ Ich nicke ihm zu und will mich schon daran machen, das Geschirr abzuräumen, als Opa den Kleinen fragt: „Na Schatz, du hast doch aber noch nicht aufgegessen.“ Verunsichert sieht er zwischen mir und Opa her. „Wenn er satt ist, ist er satt! Opa. Ich halte nichts davon, wenn er unbedingt den Teller aufessen muss.“ Sage ich betont. Ati lächelt triumphierend, er weiß dass er gewonnen hat. Opa will noch zu einer Gegenantwort ansetzten, aber ich schüttelte den Kopf. Ich weiß er will nur helfen und ich verlasse mich in vielerlei Hinsicht auf seinen Rat. Aber nicht hier. Zudem glaube ich nicht, dass es eine gute Idee ist, vor Atemu zu streiten, das würde ihn nur beängstigen. Als ich dann die Spülmaschine einräume, reicht Opa mir versöhnlich, lächelnd das restliche Geschirr. Ich blicke dankbar zurück und die Sache ist geklärt. Dafür liebe ich ihn so, er kennt mich eben und er weiß, dass ich es hasse mit ihm zu Streiten. Selbst wenn es nur kleine Meinungsverschiedenheiten sind. Ati wird währenddessen am Tisch so langsam müde. „Na mein Kleiner, wird Zeit für deinen Mittagsschlaf.“ bemerkt Opa. Erschrocken blickt Atemu auf und ich weiß schon, dass es wieder ein Kampf wird. Bisher habe ich aber immer gewonnen. Hilfe suchend blicken die karmesinroten Augen in meine Richtung. „Nicht müde! Yugi, guck.“ Ati schaut mich erst bettelnd an und dann lächelt er. Er weiß seine Waffen wirklich gut einzusetzen, er sieht einfach bezaubern aus. „Mh-hm. Und warum gähnst du dann schon wie ein kleiner Löwe, wenn du nicht müde bist?“ frage ich ihn. Sein liebliches Lächeln verzieht sich zu einer trotzigen Miene. Ein Blick auf Opa zeigt, dass er auch bei ihm keine Chance hat. „Will aber nicht schlafen. Bitte Yugi~!“ bettelt er schließlich, als ich sein Gesicht mit einem feuchten Tuch abwische. „Ich weiß. Das ist aber gut für dich und deshalb gibt es keine Diskussion.“ „Aber!“ „Nein Atemu. Das ist mein Ernst.“ Ich sehe ihn streng an. Dabei muss ich mich doch sehr zusammenreißen, denn sein bedröppeltes Gesicht sieht einfach zu niedlich aus. „Na komm.“ meine ich versöhnlicher, als ich merke, dass er aufgegeben hat. Widerstandslos lässt er sich nach oben tragen und kuschelt seinen müden kleinen Körper in meine Arme. „Du bist doch müde, stimmt`s Liebling? Musst du noch mal auf die Toilette?“ „Nein.“ meint er und schüttelt sein kleines Köpfchen, Dabei wippt sein Ponyhaar hin und her. „Dann ziehen wir jetzt deinen Schlafanzug an. Dein Drache ist auch hier. Siehst du, Yami?“ Er sieht mich mit seinen großen Augen an. Es jagt mir einen Schauer über den Rücken. Ich frage mich, was in seinem kleinen Kopf vorgeht, wenn er mich so ansieht. Seine blonden Ponysträhnen fallen ihm ins Gesicht und unterstreichen die katzenartige Form seiner Kinderaugen, in denen im Moment das Wissen, des gesamten Universums zu stehen scheint. Doch dann glänzen sie wieder kindlich auf und die Müdigkeit steht im kleinen Kindergesicht. „Yugi?“ „Ja, mein Schatz.“ „Dich lieb hab. Ganz viel.“ Eine tiefe Welle der Zuneigung durchflutet mich. Dieser kleine Junge ist einfach unglaublich. „Ich lieb dich auch, mein Schatz. Mehr als alles andere auf der Welt.“ Ich gebe ihm einen Kuss auf die Wange und er kichert. „Das kitzelt.“ Ich lächle ihn an, als sich zu mir reckt und mir dann auch einen Kuss aufschmatzt. Dann setzte ich seinen kleinen Körper in sein Bettchen und Ati krabbelt unter die Decke. Trotzdem ziehe ich sie noch mal zu Recht. Ein Ritual ohne dass er nicht schlafen kann. „Schlaf jetzt schön. Ich komm dann wieder und wecke dich. Wenn du lieb schläfst, gibt´s heute Abend auch eine Überraschung, Okay?“ Yami nickt und döst schon langsam weg. Nachdem ich Opa noch etwas im Lager geholfen habe, ruft Jonouchi an. Rishido würde bereits heute spät gegen Abend ankommen. Seto hatte sich bereit erklärt, dem Ägypter Asyl zu gewähren. Wir sind beide dagegen Ati noch spätabends diesem Stress auszusetzen. So verabreden Jonouchi und ich, das ich mit dem Kleinen zur Villa fahren würde, um ihn dem Grabwächter zu zeigen. Natürlich wird der Firmenchef wieder eine Limousine für uns abkommandieren. Ich protestiere schon gar nicht mehr. Wenn sich der stolze junge Mann, erst einmal zu etwas entschlossen hat, ist jeder Widerstand zwecklos. Muss ich mich eben assimilieren lassen. Die letzten Stunden sind wie im Fluge vergangen und es ist Zeit Ati wieder aufzuwecken. Doch als ich in sein Zimmer trete sitzt er schon im Bett und sieht mich an. „Yugi guck, bin wach.“ „Ich sehe es, Schatz. Na komm, jetzt wollen wir dich erst mal wieder anziehen.“ Ich suche ihm eine kleine Stoffhose heraus und einen Pulli, welcher ein Motiv mit einem Ball- spielenden kleinen Hündchen abgebildet ist. Yami liebt diesen Pulli, weil Seto ihn ihm geschenkt hat. „Na, was willst du denn jetzt machen?“ „Hm. Weiß nicht.“ meint er und guckt mich aufmerksam an. „Möchtest du mit mir einen Spaziergang machen?“ Yami nickt ganz fröhlich und freut sich. „Das die Überraschung ist?“ „Nein, deine Überraschung kommt danach.“ Für einen Moment scheint er irritiert. Doch dann merkt dann er den Vorteil. Jetzt etwas machen, das Spaß macht und danach noch eine Überraschung die wartet. „Ja, Los gehen.“ Schneller als ich gucken kann, düst Atemu schon Richtung Tür. „Warte.“ rufe ich ihm noch hinterher, doch die Tür klappt zu. „…auf mich.“ Unten angekommen, Ziehe ich mir selbst noch schnell einen warmen Sweater an und Yami lässt sich von Opa bereits die Schuhe zubinden. Als er mich sieht, springt er auf. „Guck, Schuhe schon an. Jetzt gehen los!“ „Immer mit der Ruhe, Ati.“ Erstmal müssen wir dir noch eine Jacke anziehen, sonst frierst du draußen. „Ati nickt und wuselt zum Garderobenschrank, der ihm von Opa auch aufgemacht wird. Er greift nach seiner Windjacke und hält sie mir stolz hin. „Hm, mein Schatz, ich glaube wir nehmen lieber diese, die ist etwas wärmer.“ Ich zeige ihm seinen Parka. Er nickt und dreht sich zu Ji-chan um. „Opa, Jacke weg machen, bitte?“ „Na gib her, Schatz. Und viel Spaß.“ „Opa, nicht mitkommen?“ „Ich hab noch zu tun. Du gehst mal schön mit Yugi mit.“ Yami umarmt in seiner süßen Art kurz Opas Bein, der ihm lieb über den Kopf streichelt. Dann trappelt er zu mir, um sich die Jacke anziehen zu lassen. „Soll ich dir später helfen, Ji-chan?“ „Nein danke. Kümmere du dich lieber um den Kleinen. Es wird Zeit, das Mokuba von der Klassenfahrt wiederkommt. Dann kommen wir wieder besser hinterher. Wenn das so weitergeht, muss ich noch expandieren.“ Um seine Aussage noch zu unterstreichen klingelt grade die Glocke der Ladentür und Opa muss schon zum nächsten Kunden. „Wollen wir dann, Yami?“ Der Kleine legt den Kopf schief und nickt mich dann nachdenklich an. „Wollen wir deinen Kinderwagen mitnehmen, wenn du nachher müde bist?“ „Nein.“ „Dann läufst du aber alles alleine. Bist du sicher?“ Er nickt fleißig, trotzdem überkommt mich der Verdacht, dass ich ihn zurück tragen muss. Ich schultere noch schnell die Babytasche, die ich vorher gepackt habe und stecke nur noch mein Handy und meinen Schlüssel hinein. Ati hält mir sein Händchen hin und ich greife vorsichtig danach. Hand in Hand tapsen wir zum Park. Dort angekommen passe ich auf, dass Ati sich auf der Rutsche nichts tut. Nachdem ihm das zu langweilig geworden ist, habe ich die große Ehre ihm bei Schaukeln Anschwung zu geben, wobei ich das „Ja Mehr!“ aber ignoriere. Wenn es nach meinem kleinen Schatz ginge, könnte sich die Schaukel auch überschlagen. Dass das gefährlich ist, kommt ihm überhaupt nicht in den Sinn. Zum Glück, für meine lahmen Arme, hat Ati irgendwann genug vom Schaukeln und will lieber eine Sandburg bauen. Allerdings muss er erstmal prüfen, ob die Schaufel auch stabil ist, in dem er auf ihr rumkaut. „Ati nicht die Schaufel in den Mund stecken, die ist doch ganz dreckig.“ „Okeeee.“ Eine ältere Dame, eine Oma nehme ich an, lächelt mir überfreundlich zu. „Das ist aber schön, dass sie mit ihrem kleinen Bruder auf den Spielplatz gehen, junger Mann.“ Das ich für jünger gehalten werde, ist mir ja nicht neu. Aber das Ati kein Japaner ist, ich aber schon, ist doch wohl deutlich zu sehen! „Nun, … ja. Aber ich bin nicht sein Bruder!“ gestehe ich ihr und spüre sofort ihre reservierte Haltung. „Sie sind sein Vater?! In ihrem Alter, bei einem Jungen der bestimmt schon zweieinhalb ist,“ sie wirft eine abschätzenden Blick auf ihn. „Das ist einfach unglaublich. Das arme Kind ist ja schon verdorben. Sie sollten sich schämen, als Schüler!“ „Gute Frau, ich bin Älter als Sie offenbar zu glauben scheinen. Abgesehen davon, geht Sie das überhaupt nichts an. Und wenn Sie es noch einmal wagen sollten, etwas Abwertendes über meinen Kleinen zu sagen, werden Sie es bereuen, das garantiere ich ihnen!“ Entsetzt schnappt sie nach Luft und läuft zu ihren Begleiterinnen, die heftig zu diskutieren anfangen. Ati steckt ihr die Zunge raus. „Gemeine Tante!“ sagt er. „Nein mein Engel. Sie ist nicht gemein, nur dumm. Aber das ist fast genauso schlimm.“ Ati rappelt sich hoch und gibt mir einen Knutscher. „Hab dich lieb.“ „Ich hab dich auch lieb, Schatz. Komm, spiel schön weiter.“ Als ich mir sicher sein kann, dass er den Sand zum Bauen und nicht zum Essen gebraucht- einmal hat er sich doch eine handvoll in den Mund gesteckt, was ihm offenbar nicht geschmeckt hat- setze ich mich auf eine Bank in der Nähe und sehe ihm zu. Erst jetzt bemerke ich, dass ich immer noch von ein paar Müttern beäugt werde. Sie tuscheln und mustern mich, haben aber nicht den Schneid, mich anzusprechen, ist das zu fassen? Eine recht junge Frau, vielleicht 27, sitz neben mir. Wenigstens sieht sie mich freundlich an. „Guten Tag.“ sage ich zu ihr und sie nickt mir nur kurz zu, wird dann aber rot und schaut weg. Ihr Blick ist auf ein kleines Mädchen gerichtet. Fünf Jahre alt, würde ich sagen. „Sie haben ein hübsche kleine Tochter.“ versichere ich ihr und habe einen Treffer gelandet. Ihr Gesicht erhellt sich und ihre Augen beginnen zu strahlen. „Sie ist mein Sonnenschein. Und sehr schlau, das haben die Lehrerinnen an ihrer Vorschule gesagt. Sie geht unglaublich gern dorthin und erzählt mir jeden Tag davon. Schreiben kann sie auch schon. Die Handschrift hat sie von mir! Aber sie sieht meinem Mann sehr ähnlich und oh!“ Peinlich berührt blickt sie entschuldigend zu mir. „Verzeihen Sie, ich wollte sie nicht belästigen. Ich bin nur immer so aufgeregt, wenn es um meine kleine Manami geht. Sie ist so ein gutes Kind, das ich den ganzen Tag nur von ihr Sprechen könnte. Mein Mann sagt auch immer, dass ich zu viel plappere und… ich tu’s schon wieder. Tut mir Leid.“ Die junge Frau ist mir auf Anhieb sympathisch. „Das ist überhaupt nicht schlimm. Es geht mir bei dem kleinen Buddler dort drüben ähnlich. Ich heiße übrigens Muto, Yugi Muto.“ „Angenehm, Rei Tanaka.“ Hinter uns zerreißen sich ein paar Frauen ihr Mundwerk. Ich verstehe zwar nicht alles, aber ich glaube etwas wie „Jetzt versucht er auch noch mit ihr anzubändeln, mit einer verheirateten Frau.“ und „Unerhört!“ vernommen zu haben. Die alten Tratschweiber sind mir im Grunde egal, aber ein bisschen Wurmen tut es mich doch. „Nehmen Sie es nicht so schwer. Die Damen haben sonst keine Freude am Leben.“ flüstert sie mir verschwörerisch zu. Ich muss unwillkürlich grinsen. Ati baut immer noch an seinem Sandhaufen und hat schon fast seine Beine komplett mit Sand bedeckt. Aber freut sich offenbar darüber. Dann wende ich mich wieder der netten Mutter zu. Habe aber immer ein Auge auf Ati. „Ich kenne diese Leute ja nicht, also kann es mir auch egal sein.“ Sie winkt ihrer Kleinen Tochter kurz zu. „Ähm, darf ich Sie etwas fragen. Nur wenn ich Ihnen damit nicht zu Nahe trete.“ „Fragen Sie nur, Tanaka-san.“ „Nun, ähm. Der Kleine sieht ihnen ja sehr ähnlich, aber.. nun ja… ihre Frau ist keine Japanerin, nicht wahr?“ „Um ehrlich zu sein, es gibt keine Frau in meinem Leben…“ Tanaka-san sieht mich schockiert an. „Sie hat Sie verlassen und ihren Sohn?!? Wie furchtbar!!!“ Ich weiß nicht warum, aber die aufgeschlossene junge Frau hat mein Vertrauen gewonnen. „Es ist nicht so wie Sie denken. Mir haben zwar schon viele meiner Freunde gesagt, das Atemu und ich einander sehr ähnlich sehen, aber er ist nicht mein Kind.“ „Nicht?!“ Ich schüttele den Kopf, um meine Worte zu unterstreichen. „Ich habe ihn gefunden, am Strand. Wir konnten seine Eltern nicht ausfindig machen. Ich hab ein paar Freunde mit Beziehungen, so habe ich nun das Sorgerecht für ihn, als Pflegevater sozusagen…“ Tanaka-san nickt mir beeindruckt zu. Und hinter uns, kann ich ein erstauntes Keuchen ausmachen. Sieht so aus, als hätten unsere Neugieren Zuhörer nicht mit so einer Geschichte gerechnet. Ohne Setos Beistand hätte ich es auch nicht so weit gebracht. Er hat mir in den rechtlichen Schritten zu Seite gestanden, oder besser gesagt einfach alles geregelt. Ich sehe zu Atemu hinüber. Er nimmt mittlerweile nur noch die Hände um seinen Sandberg zu bauen. Er ist ganz versunken darin, mein kleiner Engel. Tanaka-sans kleine Tochter kommt zu uns hinüber gelaufen. „Mama, darf ich ein Stück Schokolade haben?“ „Ami, also wirklich. Was ist denn das für ein Verhalten!“ rügt sie ihre Kleine. Ami sieht sich um und dann mich erschrocken an. Dann verbeugt sie sich höflich und sagt Guten Tag. Himmel, ist die niedlich. „Guten Tag, schön dich kennen zu lernen.“ antworte ich. Sie grinst mich an und sieht dann wieder zu ihrer Mutter. „Der ist aber hübsch, Mama. Nicht das Papa eifersüchtig wird.“ warnt sie ihre Mutter, die daraufhin dunkelrot anläuft. „Ami!“ „Krieg ich jetzt ein Stück Schokolade, bitte?“ Geschlagen gibt die junge Mutter ihrer Tochter die geliebte Süßigkeit. „Gib deiner Freundin auch was ab, ja Schatz?“ „Sie ist schon nach Hause gegangen.“ „Vielleicht…“ Tanaka-san wirft mir einen fragenden Blick zu. „Kannst du ja mit dem kleinen Jungen dort spielen.“ Ami sieht zu Atemu hinüber. „Och nö, Mama. Der ist noch so klein, der kann bestimmt noch nicht mal richtig sprechen!“ nörgelt sie. Ich lächele sie an und habe sofort die ungeteilte Aufmerksamkeit der jungen Dame. „Ich würde mich aber sehr freuen, wenn du mit ihm spielen würdest, Ami. Er ist zwar jünger als du. Aber er ist sehr lieb. Du kannst ihm ja zeigen, wie man ein Sandburg baut.“ Die Kleine freut sich offenbar über meine Bitte und nickt. „Na ja, vielleicht kann ich ihm ja etwas beibringen.“ Ami hat mit Ati zusammen dann eine recht ansehnliche Sandburg auf die Beine gestellt. Natürlich hat mein Schatz sie traditionsgemäß wieder eingerissen und sieht jetzt aus wie ein Dreckspatz. Über und über mit nassen Sand bedeckt, weil er in die Burg hineingesprungen ist. Ami hat es gelassen gesehen. „Genau wie mein doofer Cousin. Jungs!“ Nach einem schönen Nachmittag im Park haben wir uns dann von der kleinen Familie verabschiedet. Ati ist schon ganz schön erschöpft. Und wie es nicht anderes zu erwarten war, muss ich ihn jetzt tragen. Er sitzt auf meinem Arm, ein Händchen in meine Jacke gekrallt und den viel zu schweren Kopf, an meine Brust gelegt. „Du Yugi?“ „Ja Schatz?“ „Park gehen!“ „Aber wir waren doch grade im Park.“ „Morgen Park gehen?“ „Schatz, morgen geht das aber nicht. Da besuchen wir nämlich einen Freund.“ „Freund? Wer?“ „Den kennst du noch nicht, Engelchen. Aber er ist sehr nett. Und Jonouchi und Seto sehen wir auch wieder.“ Ati quietscht vergnügt auf. „Ja, zu Seto und Wauwau gehen. Hihi. Toll.“ „Ich freu mich ja auch, Schatz. Aber würdest du bitte nicht so zappeln, wenn ich dich schon tragen muss.“ „Keine Absicht.“ Für einen Moment ist Ruhe. „Du Yugi?“ „Was denn, Liebling?“ „Wann wir zu Hause?“ „Ein bisschen dauert es noch. Zehn Minuten bestimmt.“ „Hmmm.“ macht er und zieht eine Schnute. Ich gebe ihm einen Kuss und er lässt sich etwas besänftigen. Wir gehen grade eine Mauer entlang, auf der eine kleine, schwarzweiße Katze sitzt. Ein hübsches und gepflegtes Tier, mit einem kleinen roten Halsband. Die kommt wie gerufen. „Schau mal Ati, wer da sitzt!“ flüstere ich meinem Süßen zu. „Ein Miau! Guck Yugi, ein Miau.“ Miau betrachtet uns kurz, schnurrt und döst weiter vor sich hin, die letzte Abendsonne nutzend, um ihr Fell zu wärmen. „Siehst du Atemu. Wenn man sich umsieht, gibt es überall etwas zu entdecken.“ „Jaa“, nickt er und zeigt mit dem Finger hinter uns auf einen Strommast. „Piepsi.“ Ich wende mich um und muss lachen. Hinter uns sitzen ein paar Spatzen auf dem Mast. Einer hat ein so großes Stück Brötchen von der Straße aufgelesen, dass er es kaum halten kann und immer wieder das Gleichgewicht verliert. Zu allem Übel muss er sich auch noch seiner gierigen Artgenossen erwehren. „Ja, Schatz da sind viele Piepsis.“ Da hab ich ja etwas angerichtet. Bei jedem Tier, das er sieht, Kuscheltiere im Schaufenster eingeschlossen, macht Ati mich darauf aufmerksam. Die Muhmuh, die auf einem Plakat Werbung für frische Erdbeermilch macht, hätte ich fast nicht gesehen. Atemu war richtig beleidigt. Aber das hat sich schnell wieder gegeben. „Yugi guck, Wauwau.“ Ich lasse meinen Blick über die Menschen und die Umgebung schweifen. Aber ich kann beim besten Willen keinen Hund entdecken. Na super und das wo wir fast zu Hause sind. Ati fängt auf meinen Armen an wie wild zu winken. „Wauwau. Komm Wauwau.“ „Sag mal, Yami-Schatz, wo ist denn der Wauwau.“ „Da, guck Yugi!“ Er zeigt mit seinen kleinen Fingerchen in die Richtung, in die er gerufen hat. Und da kommt mir tatsächlich ein Wauwau entgegen. „Hi Jonouchi.“ rufe ich ihm entgegen. Der Blonde kommt uns ein Stück entgegengejoggt. „Hey Yugi. Na du kleiner Wirbelwind.“ Jonouchi kitzelt Ati kurz durch. Der lacht und zappelt auf meinen Armen herum. „Wie siehst du überhaupt aus, Kurzer?“ fragt er und schäkert mit ihm. „Wauwau!“ „Nein, wie ein Hund siehst du eigentlich nicht aus.“ „Viel mehr wie ein Dreckspatz!“ antworte ich für Ati, der noch tonnenweise Sand im Haar hat. „Wauwau! Zu Wauwau gehen.“ bettelt Ati und streckt die Arme in seine Richtung. „Ach ja, das bin ja ich.“ meint Jonouchi, nimmt Ati dann auf den Arm und knutscht ihm auf die Wange, was der kleine Wirbelwind mit wilden Lachen quittiert. „Jonouchi, du wirst dir dein Hemd ruinieren.“ In der Tat trägt mein blonder Freund ein feines Stoffchen. Ich kenne das zwar so nicht, aber ich muss gestehen, es steht ihm. „Ach was, das pack ich zu Setos Sachen in die Trockenreinigung.“ winkt er ab. „Was machst du denn eigentlich hier, Wauwau?“ grinse ich ihn an. Er wirft mir einen strafenden Blick zu. „Ich war gerade in der Nähe und bin vorbeigekommen um zu sagen, dass ihr morgen um elf abgeholt werdet.“ „Oh, gut. Dann weiß ich Bescheid. Vielleicht kann ich ja mal ausschlafen, das heißt wenn Ati mich lässt.“ „Ja, die Kleinen sind oft früh auf. Du Yugi, ich muss leider schon los. Mokuba ist doch auf Klassenfahrt und Rishido kommt auch erst heut Nacht an. So haben Seto und ich noch ein paar Stunden für uns und die wollen… wir ähm nutzen.“ Er wird urplötzlich rot, als er merkt, dass er sich verplappert hat. Peinlich berührt gibt er mir Yami zurück. „Wauwau gehen?“ „Ja“ sage ich. „Wauwau und Seto wollen noch ein bisschen… Verstecken spielen.“ „Oh, verstecken! tihi.“ „Yugi!! Das ist voll peinlich, das kannst du doch vor dem Kleinen nicht erzählen.“ Ati findet das Thema aber sehr interessant. „Wauwau verstecken oder Seto verstecken?“ Ich grinse mir einen ab, als Jonouchi Ati mit großen Augen ansieht. Der kleine weiß ja gar nicht, was er gefragt hat. „Ja, Jonouchi, wer von euch versteckt sich denn?“ Mein Freund läuft kirschrot an, was bei dem hellen Haar und dem dunkelgrünen Seidenhemd besonders witzig aussieht. Ich pruste schon vor mich hin und Ati lacht einfach mit. Jonouchi ist wirklich nicht auf den Mund gefallen, aber er geniert sich, dieses Thema vor Fremden anzusprechen, oder eben vor Kindern. „Wir wechseln uns ab! Zufrieden?“ Er wirft mir einen bösen Blick zu, vor allem da ich mich sehr zusammen nehmen muss, nicht laut loszulachen. „Und sag deinem Opa, dass Yugi ganz schön versaut ist.“ flüstert er Atemu zu. „Giih. Haha, Yugi hat versaut.“ „Also, ich muss dann?“ sagt Jonouchi und düst los. Ati winkt noch kurz hinterher und zuppelt dann an meiner Jacke herum. „Du Yugi. Wir verstecken spielen?“ „Können wir gerne machen, aber auf dich wartet noch eine Überraschung.“ „Jaa, Überraschung!“ Wir verschwinden im Haus. Opa ist noch immer im Laden und macht gerade Kassensturz. Meine Hilfe lehnt er natürlich ab. So kann ich mich eben voll Ati widmen. Der hat brav im Wohnzimmer gewartet und eines seiner Bilderbücher angesehen. „Yugi! Überraschung?“ „Ja, möchtest du wissen, was es ist?“ Er nickt wild und hüpft im Wohnzimmer umher. „Ja, ja. Sag Yugi! Überraschung…“ Ich lächele ihn an. „Die Überraschung ist ein ganz tolles Bad!“ sage ich enthusiastisch. Er scheint diese Ansicht aber nicht zu teilen und guckt mich enttäuscht an. „Baden? Baden ist doof.“ „Aber du badest doch sehr gern.“ Ati überlegt kurz, es stimmt schon, dass er gerne im Wasser ist, aber es scheint ihm heute doch nicht zu passen. „Immer baden. Nee, ist ganz langweilig.“ „Ist es auch langweilig, wenn ich mit in die Wanne komme und zwar in die ganz Große. Mit ganz viel Spielzeug??“ Da erhellt sich plötzlich das kleine Gesicht. „Baden mit Yugi. Und Spielzeug?“ Ich nicke und er freut sich unglaublich. Damit hatte er nicht gerechnet. „Jetzt gleich?“ frage ich noch mal. Er nickt begeistert. „Ja gleich!“ „Na, dann komm.“ Ati krabbelt vor mir die Treppe hoch und verschwindet in Richtung Badezimmer. Als er merkt, dass ich nicht hinterhergekommen bin. Läuft er mir nach, in meine kleine Wohnung. „Du mitkommen, jetzt!“ sagt er streng. „Einen Moment noch Schatz.“ Ich habe die Zeit genutzt, um mich aus- und einen Bademantel anzuziehen. Dann ziehe ich noch eine kleine Tasche aus der Ecke hervor, in der sich das versprochene Spielzeug befindet. „Guck mal, die wollte ich holen, außerdem müssen wir dir noch deinen Froschmantel anziehen.“ Ati nickt einverstanden. Dann guckt er mich an und meint streng. „Jetzt mitkommen.“ Ich lasse es ihm ausnahmsweise durchgehen, immerhin ist es seine Überraschung. Ich folge ihm in sein Kinderzimmer und helfe ihm dann dabei, diese widerspenstigen Socken loszuwerden. Den kleinen Pulli hat er sich aber alleine ausgezogen. Als er endlich nur in seinen Bademantel gehüllt, vor mir steht, kann er es nicht mehr abwarten und trippelt hinaus. Dann kommt er wieder rein. „Kalt!!“ ruft er empört, lässt sich auf den Po fallen und rubbelt an seinen Füßen. „Wenn du ohne Schuhe raus auf die Fliesen gehst, ist es nun mal kalt mein Schatz. Na komm.“ Ich nehme ihn hoch und trage ihn ins Bad. Dort angekommen stelle ich zunächst das Wasser an und dann zwei Plastikschüsseln in greifbare Weite auf den Wannenrand ab. Dann halte ich Ati hoch, damit er ein schwimmendes Quietsch-Kuriboh auf das steigende Wasser setzen kann und gleich die Temperatur prüft. Zu guter Letzt, nimmt er noch eine Hand Schaum hoch und pustet ihn weg, sodass kleine Flocken durch die Luft schwirren. Ich stelle das Wasser ab, damit der Pegel für Ati nicht zu hoch ist. Der Wannenboden ist mit einer Matte ausgelegt, damit man nicht wegrutscht und sitzen kann er ja gut in der Badewanne. „Willst du rein?“ „Jaaaaaa!“ meint Ati und schmeißt seinen Bademantel auf den Fußboden. Erst nach einem strafenden Blick hebt er ihn auf und stopft ihn in das unterste Fach, einer kleinen Kommode. Dann hebe ich ihn in die Wanne und er lässt sich gleich gemütlich in dem warmen Wasser nieder. Ich lasse ihn los, meine Hände schweben aber noch einen Moment in Habacht- Stellung. Doch er sitzt und es sieht nicht so aus, als würde er wegrutschen. „Yugi auch?“ „Na klar, einen Moment, Schatz!“ Ich ziehe mir ebenfalls den Bademantel vom Körper und hänge ihn über einen Handtuchhalter. Dann steige ich zu Ati in die Wanne. Das warme Wasser ist herrlich und ich spüre ein angenehmes Ziehen an meiner Taille, das langsam den Rücken hinaufwandert. Das Wasser reicht mir nur bis zur Hälfte des Bauches, da es sonst für Ati zu hoch wird, aber ich merke schon dass sich die Schlepperei morgen rächen wird. Ati ist doch ganz schön schwer geworden, aber es macht nichts. Der Kleine freut sich und schubst mir ein kleines HappyLover-Badespielzeug zu. Ich quietsche damit und werfe es zu ihm zurück. Es kommt vor ihm auf der Wasseroberfläche auf und spritzt ihn nass. „Ihhh, nicht Yugi.“ Und schon ist eine wilde Wasserschlacht ausgebrochen, wobei vor allem das Badezimmer, der Leidtragende ist und ich, der das dann nachher wieder aufwischen darf. Mit Verlusten war zu rechnen. Nach wildem Gekicher und einer Menge Wasser beruhigt er sich wieder. „Hilfst du mir beim Haare waschen?“ Er nickt und greift auch gleich nach der Plastikschüssel, die ich ihm hinhalte. Er kennt das schon, weil ich das bei ihm auch immer so mache. Er rutscht etwas näher zu mir und kippt mir dann die volle Schüssel Wasser über den Kopf. Ich beuge mich etwas runter, damit er es leichter hat und muss auch die Augen schließen. Beinahe wäre mir etwas in die Nase gelaufen. Aber ich halte still und nach einigen Schüsseln meint Ati, dass es genug ist. Mit der zweiten Schüssel mache ich ihm nun seine wilden Haare nass. Wohl bedacht sein kleines Gesicht nicht mit dem Schaumwasser zu übergießen. Nachdem wir beide nass sind, greife ich nach dem Kindershampoo. „Selber waschen!...Bitte“ Er hält mir sein kleines Händchen hin. Ich nicke und drücke ihm etwas Shampoo in die Handfläche. Doch anstatt sich das eigene Köpfen einzuschäumen, steht er auf und rubbelt mir das duftende Zeug in meine Haare. Ich lasse es ohne Protest über mich ergehen und sage ihm wie toll er das macht. So ein bisschen Schaum ihm Gesicht ist ja nicht schlimm… Es schmeckt nur widerlich! Als er fertig ist, lässt er sich wieder ins Wasser plumpsen und ist einen Moment verschwunden. Zu Tode erschrocken greife ich ins Wasser und ziehe ihn raus. Aber er lacht nur. Er hat kein bisschen Angst! Ich freue mich ja, dass er mir vertraut, aber er sollte nicht so unvorsichtig sein. „Atemu, du musst besser aufpassen. Sonst tust du dir weh. Und im Wasser musst du immer vorsichtig sein! Das weißt du doch!“ sage ich in belehrendem Tonfall. Sein Gekicher stoppt abrupt. „Entschuldigung.“ meint er leise und senkt schuldbewusst den Kopf. „Böse?“ „Nein, ich bin nicht böse mit dir, aber du passt besser auf! Verstanden?“ Er nickt heftig und guckt mich immer noch bedröppelt an. „Na komm mal her, Schatz.“ Ich ziehe ihn durch das Wasser behutsam etwas zu mir und umarme ihn kurz. „Ich schimpfe mit dir, weil ich mir Sorgen mache und ich nicht will, dass du dir wehtust. Weil ich dich lieb habe und ich nicht will, dass dir etwas passiert. Okay?“ „Hm…“ „Na dann ist ja gut.“ Ich drücke ihm einen Kuss auf die Stirn. „Soll ich dir jetzt such die Haare waschen?“ Ati nickt und setzt sich mit dem Rücken zu mir vor mich ins Wasser. Ich greife erneut nach dem Shampoo und schäume ihn ein. Dabei ziehe ich ihm vorsichtig einige Haarsträhnen in die Höhe, sodass er einen kleinen Ihro hat. Dann greife ich nach einem Handspiegel und zeige ihm, wie er aussieht. Er lacht und macht das gleiche bei mir. Ich bekomme erst zwei Teufelshörnchen und danach sehe ich aus wie ein Einhorn, allerdings knickt mein schaumiges Haarhorn an der Spitze zur Seite weg. Okay, ich sehe ziemlich bescheuert aus, aber Ati macht es großen Spaß. So lasse ich mich halt frisieren. Dann hält er mir sein Köpfchen noch mal hin und probiert etwas aus. Diesmal ziehe ich ihm einige Haarsträhnen einzeln hoch, der Schaum ist besser als jedes Haarspray. Ich nehme sogar einen Kamm zu Hilfe. Auch das kennt Ati schon, denn durch das Shampoo lässt sich das Haar besser durchkämmen und wir machen das beim Baden oft. Als ich fertig bin, ist das Ergebnis recht erschütternd. Ati gefällt es offenbar sehr gut, denn er betrachtet freudig sein Spiegelbild. Er denkt, er hat meine Frisur. Ich aber bin nachdenklich. Denn es ist nicht mein Kopf, die Vorbild für Atis Haarpracht war. Sondern Yamis. Und es steht ihm wahnsinnig gut. Er sieht aus wie er… „Guck, Yugi! Sehe aus wie dich!“ Er dreht sich zu mir um und planscht glücklich im Wasser.“ „Ja, Schatz, du siehst toll aus.“ „Will Haare immer haben?“ Mein Magen verkrampft sich etwas bei der Frage. Wie kann er ihm nur so ähnlich sehen? Ich kenne nur wenige Erinnerungsfetzen aus der Kindheit meines Yamis, meines Pharaos. Doch von dem was ich weiß, ist mir eines klar! Es kann unmöglich Zufall sein, sie sehen sich zu ähnlich! Selbst bei Eineiigen Zwillingen kann man immer noch ein paar Unterschiede feststellen. Individualitäten, die einen jeden Menschen einzigartig machen. Aber hier ist nichts! Ich wage es nicht meinen Wunsch, der in Nebelschwaden mein Herz umkreist, zu materialisieren. Doch ich kann schon wieder diese Stimme hören, die mir meine Sehnsüchte ins Ohr flüstert. Das mein Pharao noch bei mir ist und sei es in Gestalt eines Kindes. Es wäre wundervoll! Doch wenn ich mich auf diese Möglichkeit einlasse und falsch liege, dann würde ich meinen kleinen Engel betrügen! Denn ich wäre enttäuscht. Ich kenne mich gut genug um das zu wissen. Ich liebe ihn, so oder so. Aber ich wäre enttäuscht. Er legt den Kopf schief und sieht mich mit seinen großen Augen an. „Alles Oki?“ Ich nicke ihn an und ringe mir ein Grinsen ab. „Ja, alles Okay!“ Jetzt wollen wir dich aber mal abspülen, sonst kriegst du noch die böse Schrumpelhaut!“ „Iiihh nee! Keine Schrumpelhaut!“ Ich greife nach dem Duschkopf und stelle die richtige Temperatur ein, dann wasche ich ihm den Schaum aus den Haaren. Ati hält ganz tapfer die Augen zu. Oh bei Ra, ich wünsche mir so sehr das der Kleine wirklich Yami ist! Ich sollte nicht so fühlen und ich schäme mich dafür. Aber ich kann nicht anders. Als wir aus der Wanne raus sind und er wieder seinen kleinen Bademantel an hat, gebe ich meinen Gefühlen nach und nehme ihn noch mal in die Arme. Ati findet das toll, er ist ja sowieso verkuschelt. „Ich hab ganz doll lieb, Atemu. Das darfst du niemals vergessen. Auch wenn ich mal böse mit dir bin, hab ich dich noch immer lieb.“ Er nickt und gibt mir einen Kuss. „Du traurig?“ fragt er mich dann. Wie kriegt er das nur immer mit? Er ist doch noch so klein! „Warum sollte ich denn traurig sein? Ich hab doch dich!“ Ich kitzele ihn durch, um ihn abzulenken und er kichert wie immer wild. Nachdem ich ihn abgetrocknet habe, haben wir mit Großvater zu Abend gegessen und dann habe ich mit ihm mal wieder Bauklotztürmchen gebaut. Aber er mochte meine Pyramide nicht, denn sie ist nicht so leicht einzureißen gewesen, wie seine Türmchen. Sein Schmollmund ist einfach himmlisch, aber es hat auch nicht lange gedauert. Er ist ziemlich schnell müde geworden. Also hab ich ihn in sein Kinderbett gebracht. Sein Babybett hatten wir schon vor einer Weile entsorgt und gegen eines eingetauscht, das Aufgrund seines flexiblen Lattenrostes mit Ati mitwachsen kann. So müssen wir nicht jedes Mal ein neues kaufen, wenn er ein Stück größer wird. Er hat sich im Schlafanzug unter seine Decke gekuschelt und lauscht mir aufmerksam, während ich ihm ein Märchen vorlese. Eines, das mir Großvater schon in meiner Kindheit erzählte. Es handelt von einer jungen Füchsin, eine schlaue, kleine Ausreißerin, die sich aus lauter Neugierde in Gestalt eines jungen Mädchens unter die Menschen wagt, um sie näher kennen zu lernen. Doch Mitten in der Geschichte ist mein kleiner Schatz eingeschlafen. Mit einem Gutenachtkuss verabschiede ich mich bis zum nächsten Morgen und der Kleine Schmatz im Schlaf. Vorsichtig, um ihn nicht zu wecken, streiche ich ihm durch die blonden Strähnen, die sich als sein Pony abzeichnen. Er hat mich heute den ganzen Abend bekniet, die schöne Frisur zu bekommen, dich ich ihm in der Badewanne gemacht habe. Ich habe schließlich klein bei gegeben. Ich kann ihm einfach keinen Wunsch abschlagen! Mal sehen was Jonouchi und Seto dazu sagen werden, und Rishido erst! Ich lasse den Kleinen allein, nicht aber ohne sein Nachtlicht einzuschalten. Eine Chibi- schwarze Magierin, die ihn vor der Dunkelheit beschützen soll. Er hat sonst keine Angst, aber aus irgendeinem Grund mag er im Dunkeln nicht alleine sein. Wenn jemand bei ihm ist, macht ihm das gar nichts aus, aber alleine fängt er sofort an zu weinen. Aber die kleine Lampe leuchtet tapfer und Ati schläft auch tief und fest. Ich beschließe auch früh ins Bett zu gehen. Der Tag morgen wird hart und mein Engel ist immer früh auf den Beinen und will beschäftigt werden. Ich trinke mit Opa noch einen Tee und sehe mit ihm einen Film an. Dann mache ich mich auch ins Bett. ******* „Aufstehn! Zu Wauwau und Seto fahrn!“ „Ummmhhm??“ Noch total verschlafen wälze ich mich im Bett herum. Ati steht im Schlafanzug, dafür aber mit seinen kleinen Turnschuhen in der Hand, vor meinem Bett und versucht mich aus Selbigem zu bewegen. Seinen Drachen hat er mir vor das Gesicht gesetzt … damit der mich wach küssen kann. „Ati, sag mal weiß du eigentlich wie spät es ist?“ „Nein, wie spät?“ Was hatte ich auch für eine Antwort erwartet, er kann die Uhr ja nicht lesen. Ich werfe einen Blick auf meinen Radiowecker. 6:45!!!!! Och nöööööööööö! „Liebling, wir haben noch ganz viel Zeit, bis wir abgeholt werden. Willst du nicht noch ein Stündchen schlafen?“ Er schüttelt den Kopf und hält mir stattdessen seine Schuhe hin, da er sich die Schleifen noch nicht selbst binden kann. „Nein, Schatz wirklich. Stell die Schuhe weg und geh schlafen.“ meine Stimme ist bestimmter als zuvor. Ati huscht zur Zimmertür und stellt seine Schuhe feinsäuberlich dort ab. Dann trappelt er wieder zu mir. „Bin aber nicht müde!“ „Hmmpf!“ Ich lasse meinen Kopf wieder in die Kissen sinken. Ich wollte wenigstens bis halb acht im Bett bleiben. Wie krieg ich ihn wieder in seins? Vermutlich gar nicht, aber ich hab da noch eine andere Idee. „Und wenn du zu mir ins Bett kuscheln kommst?“ Etwa 3,5 Sekunden später liegt Ati quer über meinem Rücken und kichert vergnügt. Das war dann wohl ein Ja. „Komm unter die Decke, da ist es schön warm.“ Er krabbelt zu mir unter die Decke und ich schlinge selbige um ihn. Ati hält seinen Drachen im Arm und ich ihn. „So, und jetzt Augen zu bis der Wecker piepst! Wer zuerst guckt hat verloren.“ Ati macht ganz schnell die Augen zu. Er spielt gerne und er mag es nicht zu verlieren. So habe ich noch ein bisschen Ruhe und Ati schläft vielleicht noch mal ein. Außerdem ist es schön ihm im Arm zu haben. Kurz nach sieben, stürmt mein Opa dann in mein Zimmer und ruft ganz außer sich: „Yugi wach auf! Atemu ist weg!“ „Hallo Opa!!“ lacht der. „Da bist du ja! Ich bin vielleicht erschrocken!“ „Dich geschreckt, Opa?“ fragt er noch mal. Dann sieht er mich glücklich an. „Hab ich gewinnt?“ „Hmmmmmmm. Hast gewonnen!“ Soviel zur Ruhe am Morgen… „Hörst du Opa, hab gewinnt!“ „Das ist schön, Ati!“ meint der erleichtert. „Komm wir machen Frühstück.“ „Mh- Hm!“ Der Kleine hüpft aus dem Bett und rennt zu Opa, der ihm schon die Hand entgegenstreckt. „Kommst du auch, Yugi?“ „Ja, ich komme gleich. Ich geh schon mal duschen, dann kann ich Ati nachher in Ruhe fertig machen.“ „Ist gut. Bis gleich.“ Ich schleppe mich in die Dusche nur um ein paar Minuten später, nackt und nass in mein Zimmer zurück zu stolpern. Ich hab den blöden Wecker nicht ausgemacht! Mann, ist das kalt hier! Das kann ja noch ein Tag werden! Roland hat uns abgeholt und Ati als erstes gesagt, das er seine Haare toll findet. Ati ist ganz stolz gewesen und hat mich angestrahlt. Ich habe nur einen Föhn und ein Bürste gebraucht, um ihm die Haare zu machen. So widerspenstig sie sonst auch sind, es war ganz leicht sie in diese Form zu bringen. Als wäre diese Frisur genau richtig für ihn, auch wenn sein Haar noch kürzer ist, als das meines Pharaos. Seto hat mich fragend angesehen, hat es aber mit einem Schulterzucken abgetan, als Atemu Wauwau erzählt hat, dass er diese Frisur unbedingt haben wollte. Das mag ich so an Seto, er lässt einen in Ruhe wenn man nicht reden will. „Wo ist den Rishido überhaupt?“ frage ich, während ich mich in einer Art Lounge auf eine Couch fallen lasse. Seto nimmt ebenfalls Platz. Dass er nicht eifrig von Termin zu Termin düst, beweist, wie wichtig ihm Ati ist. Irgendwie macht mich das stolz. Jonouchi, der den Kleinen noch immer auf den Arm hat, dreht sich zu mir. „Der hat sich in der Hausbibo eingebunkert. Seto hat wohl doch ein paar Okkulte Bücher, da fährt der voll drauf ab!“ „Brumm!“ macht Ati. Er ahmt ein Auto nach, weil die ja auch fahren. „Yugi?“ fragt er dann zuckersüß. „Was denn, Engelchen? „Hunger! Schocki haben?“ „Atemu, wir haben doch grade was gegessen. Du bekommst jetzt nix zu naschen, sonst hast du nachher wieder Bauchschmerzen.“ Und außerdem schmierst du immer alles voll, seufze ich in Gedanken. Das würde wohl keinen allzu guten Eindruck machen, wenn Rishido von einem Schokomonster überfallen würde. Ati scheint immer noch zu überlegen, wie er an etwas Essbares kommt. „Apfel haben?“ Der kleine hat heute Morgen aber gut aufgepasst. Da er meistens zwischendurch Hunger bekommt, habe ich immer was Frisches mit und Obst ist ja auch süß, damit scheint er gut leben zu können. Ich krame in der Tasche und stelle fest, dass die Tupperware-Sucht meiner Mutter, doch zu etwas gut ist. Ich gebe ihm ein geachteltes Stück und er kaut erstmal drauf rum. Dabei tappelt er auf Seto zu und der nimmt ihn auf den Schoß! Jonouchi und ich tauschen ein Grinsen. „Na Schatz, das ist schön bei Seto, hm?“ Der Firmenboss wird doch tatsächlich rot und starrt aus dem Fenster. Ati hingegen nickt. „Ja, Seto-Nichan dolle lieb!“ freut sich Ati mit vollem Mund. „Und Wauwau auch!“ „Ich will nicht Wauwau heißen!“ jammert Wauwau. „Na wie wäre es dann mit Wuffi, oder Bello?“ schlage ich vor. Seit Otogi ihn damals in das Hundekostüm gesteckt hat, ist Jonouchi die hundigen Altlasten nicht mehr losgeworden. „Wauwau ist toll!“ meint der um sich weitere Spitznamen zu ersparen. Für einen Moment kehrt Schweigen ein und mir wird abermals bewusst, wie aufgeregt ich bin. Keine Ahnung was ich mir eigentlich von dem Treffen erwarte, aber mich beunruhigt die Vorstellung, dass Rishido Ati testen will, einwenig. Was für ein Zauber liegt auf ihm, wie ist der Wachstumsschub zu erklären und haben wir doch weitere zu erwarten? Und vor allem: Wer ist er? Ati wird langsam langweilig und er versucht sein lebendes Kissen in ein Gespräch zu verwickeln. „Seto-Nichan?“ „Was denn, Krümel?“ „Hab kuschelt, mit Yugi!“ „Das ist ja toll! Hast du dich wieder so breit gemacht?“ „Neee! Bin nicht breit!“ Ich sehe die beiden fragend an. „Hab ich irgendwas nicht mitgekriegt?“ Ati nickt. „Hab kuschelt, mit Seto-Nichan und Wauwau!“ Dann stopft er sich den Rest Apfel in den Mund. Seto ist damit beschäftigt Ati den Speichel mit einem Taschentuch vom Kinn zu wischen, um nicht voll gesabbert zu werden, also sehe ich Jonouchi an. Der lächelt und lässt sich ebenfalls in einen Sessel fallen. „Es war in der Nacht als er… so schnell gewachsen ist. Er war ziemlich fertig, aber wir haben ihn dann beruhigt und ins Bett gebracht. Irgendwann nachts stand er dann weinend vorm Bett, da haben wir ihn eben bei uns schlafen lassen.“ flüstert er. Ich nicke nur. Ich hab immer noch ein schlechtes Gewissen, weil ich nicht da war. Aber ein Blick auf den glücklich, lächelnden Atemu macht es mir etwas leichter. Er sitzt bei Seto auf dem Schoß und erzählt von der Sandburg die er gebaut hat und die sooooooo groß gewesen ist. Und er fragt, ob Seto auch schon mal was sooo großes gebaut hat. „Ja, viele Dinge. Das größte war wohl … Ein Turm…“ „Großer Turm?“ Seto kicherte über die naive Frage, ich glaube das habe ich ihn noch nie tun sehen. „Ja, ein sehr großer Turm, aber bestimmt nicht so schön wie deine Sandburg.“ Ati grinst stolz. „Wenn du magst, können wir uns meinen Turm ja mal anschauen! Er heißt Kaiba-Tower.“ Ati nickt ganz heftig, doch dann guckt er verwirrt. „Nicht putt gemacht?“ Daraufhin muss der Firmenchef dann richtig lachen. „Nein der steht noch!“ „Dann gucken gehen!“ „Gut, abgemacht! Den Gucken wir uns zusammen an, versprochen, Krümel!“ „Yugi, Apfel, Bitte.“ Ich lächele den beiden zu und halte Yami die Dose hin. „Wenn du mich so lieb fragst.“ Er nimmt sich gleich zwei Stücken. Immer eines in Reserve. „Danke.“ Nur wenig später sind schwere Schritte in der Halle zu hören. Kurz darauf tritt Rishido durch die Tür. Ich habe vergessen wie groß er ist, aber er bewegt seinen muskulösen Körper mit unglaublicher Eleganz und sein aufwendiges Gewand zieht Schleifen durch die Luft. Jonouchi und ich stehen Automatisch auf. Seto hingegen bleibt gelassen sitzen, immerhin hat er ja noch Atemu auf dem Schoß. Ich werfe einen Blick auf mein Engelchen. Er drückt sich zwar schutzsuchend an Seto, beobachtet ihn aber trotzdem neugierig. Mein Herz schlägt so schnell. Ob er uns weiterbringen kann. „Es ist eine Freude dich wohlauf zu sehen, Yugi.“ „Ähem. Hallo! Bist du gut angekommen?“ Was frag ich hier eigentlich für einen Mist, natürlich ist er gut angekommen, immerhin steht er ja vor mir! Ich bin so nervös! „Es war eine angenehme Reise. Verzeih bitte, dass ich zu spät komme, aber zwischen den alten Werken vergisst man nur allzu leicht die Zeit.“ „Ja, ist schon gut. Wie geht es Marik und Isis?“ „Beiden gut. Marik-sama hat sich sehr über deine E-Mails gefreut. Wir haben auch ein kleines Paket gesendet, nachdem wir von dem Familienzuwachs erfahren haben, aber es wird wohl noch etwas dauern, bis es ankommt.“ Er zögert. „Das war, bevor wir von den … ungewöhnlichen Umständen konfrontiert worden sind.“ „Ungewöhnliche Umstände..“ wiederhole ich nachdenklich, aber es kommt bissiger raus, als es eigentlich gemeint ist. „Verzeih, Yugi. Ich wollte nicht…“ „Ist schon gut. Wie soll man sonst auch beschreiben, was mit ihm passiert ist.“ Ich sehe zu Ati hinüber, der mich unsicher anschaut. Ich lächele und nicke ihm zu. Rishido ist ein Freund und das sollten wir Atemu auch zeigen, damit er vertrauen fasst. „Ist okay, Engelchen. Du kannst ruhig herkommen.“ Er klettert, immer noch mit seinem Apfel in der Hand und Hilfe von Seto von der Couch und kommt zu mir gelaufen. Aus sicherer Entfernung beäugt er den komischen Onkel, der für eine Zeit mit offenem Mund dasteht. Ich kenne Rishido als beherrschten Menschen, der niemals die Fassung verliert. Aber Atemu hat ihn ganz offensichtlich umgehauen. „Kaiba- sama hatte ihn mir ja beschrieben, aber das hätte ich nicht erwartet.“ Ati sieht mich verunsichert an. Rishidos durchdringender Blick scheint ihm nicht zu behagen. Würde mir nicht anders gehen. Aber auch Rishido scheint das zu merken. Er hat Marik ja praktisch groß gezogen und sollte ein Gespür dafür haben. Er geht in die Hocke um mit Ati auf Augenhöhe zu sein. „Hallo Atemu. Ich bin Rishido, ich bin ein alter Freund von Yugi. Er hat mir schon viel von dir erzählt, da wollte ich dich unbedingt mal kennen lernen.“ Ati sieht mich fragend an und ich grinse zurück. „Rishido ist lieb, du brauchst keine Angst zu haben.“ Er nickt mir zu und trappelt dann Schnur- stracks auf Rishido zu. Vor ihm bleibt er stehen und betrachtet neugierig seinen Tattoowierung. Als dieser ihm zulächelt betastet er sie sogar vorsichtig. „Du hast da gemalt!“ Rishido lacht herzlich, seine angenehme tiefe Stimme nimmt die Anspannung aus dem Raum und auch Ati lacht mit ihm. „Ja du hast Recht Atemu, ich bin bemalt!“ „Warum?“ fragt Ati dann. „Das ist eine lange Geschichte, mein Kleiner. Findest du es schön?“ Ati nickt. „Hm, die Zeichen kommen aus meiner Heimat. Einem Land namens Ägypten. Und weißt du, ich glaube dir würde es dort auch gefallen.“ Ati sieht zu mir. „Gucken gehn?“ „Wenn du möchtest, können wir dort irgendwann mal hinfahren.“ „Jaa, bitte!“ Er blickt Rishido wieder an und hält ihm die Hand hin „Apfel?“ „Ähem Danke.“ Rishido und Atemu haben den ganzen Vor- Und Nachmittag miteinander verbracht, wobei ich und Jonouchi aber immer in der Nähe waren. Seto muss doch noch ein paar Sachen erledigen, ist aber im Hausbüro geblieben. Der liebenswerte Ägypter hat mit ihm gespielt und ihm viele Geschichten erzählt und auch Ati zugehört, obwohl es manchmal schwer ist ihm zu folgen. Mit einer Engelsgeduld hat er sich mit ihm beschäftigt und mir wird einmal mehr klar, wie sanftmütig er im Grunde ist. Es ist mir nun klar, warum Marik ihm so bedingungslos vertraut, auch wenn die tiefe ihrer Beziehung für Ausstehende ebenso wenig zu verstehen ist, wie die Zwischen mir und meinem Pharao. Aber nach dem Essen und den Bilderbüchern, den heiß geliebten Bauklötzen und den Geschichten über Löwen und Giraffen, ist Atemu müde geworden und wir haben ihn in seinem Zimmer schlafen gelegt. Ich wusste nicht mal, dass er in der Kaibavilla eines hat. Es liegt gleich neben dem, welches er für mich eingeplant hat, sollten wir mal hier übernachten wollen. Nur das ich erst heute davon erfahre. Seto haut mich einfach um. Während Ati schläft, ziehen wir uns zur Krisensitzung ins Wohnzimmer zurück. Seto ist schon seit einiger Zeit wieder hier und auch Mokuba ist von seinem Schulprojekt zurück. Rishido ist schweigsam seit Ati schläft und er hat von da an lange Zeit vor der großen Fensterfront gestanden. Er musste nachdenken, Doch nun sitzen wir alle auf dem Sitzgelegenheiten und er sucht den richtigen Anfang. “Und?“ fragt Jonouchi ungeduldig. „Katsuya.“ mahnt Seto in genervten Ton und ich werde hellhörig. Der Name ist so ungewohnt. „Nun, er ist ein lieber kleiner Junge, bezaubernd…“ druckst Rishido herum. „Ja, was für eine Neuigkeit.“ kommentiert der Wauwau zynisch. „Katsuya!“ „Rishido, wenn du uns etwas zu sagen hast, dann tu es auch bitte. Wir machen uns Sorgen um Atemu. Ich mache mir Sorgen. Kannst du uns nicht helfen?“ beschwöre ich den Ägypter. „Ich fürchte nein. Zumindest nicht sehr. Die Vermutung dass ein Schutzzauber auf ihm liegt, kann ich zwar nicht beweisen, aber bestätigen würde ich es trotzdem. Es ist durchaus möglich, dass es sich um einen alten ägyptischen Spruch handelt. Ich kann das nicht erklären. Das ist mehr ein intuitive Sache... er fühlt sich nicht fremd an. Es war im alten Reich nicht unüblich besondere Kinder und eben solche hoher Geburt mit derartiger Magie vor fremden Einflüssen zu schützen um sie vor Unglück zu bewahren. Ich denke da an die Nachkommen von Priestern und hohen Beamten.“ „Oder dem Pharao?“ schlug Jonouchi vor. „Oder dem Pharao.“ nickte Rishido und sah meinen blonden Freund durchdringend an. „Mir ist schon klar worauf ihr hinauswollt. Ich komme nicht umhin, ebenfalls solche Vermutungen anzustellen. Die Ähnlichkeit zwischen Pharao Atemu und dem Kleinen ist bezeichnend …“ Rishidos dunkle Augen ruhen freundlich auf mir. „… Allerdings bin ich nicht so gut geeignet diese Frage zu beantworten wie du, Yugi.“ „Ich? Aber wieso denn? Ich hab doch so gar keine Ahnung von den ganzen magischen Sachen.“ Wie denn auch? Mit meinem Studium habe ich grade erst angefangen. Ich bin noch nicht so tief in die Materie der Ägyptologie vorgedrungen. Mal ganz davon abgesehen das Magie offiziell nicht existiert! Rishido blickt mich lieb lächelnd an, aber ich bin zu aufgedreht, als das mich das beruhigen könnte. „Du bist besser qualifiziert als jeder andere, weil du seine Seele so lange mit dir getragen hast. Weil eure Seele verwandt sind, wenn du so willst. Ob es sich bei dem Kleinen wirklich um eine Wiedergeburt des Pharao handelt, kannst du am Besten klären.“ „Ich weiß überhaupt nicht, was ich denken soll…“ gebe ich zu. „Das ist auch gar nicht nötig…“ entgegnet mir der Grabwächter beruhigend. „Was fühlst du? Was sagt dein Herz dir?“ Ich kann spüren, wie sich alle Blicke auf mich richten, starre aber auf meine Hände die verkrampft auf meinen Oberschenkeln liegen. Was soll ich euch denn sagen, ich bin doch genauso ratlos wie ihr!!! „Ich weiß es nicht …ich weiß es wirklich nicht“, ich atme zittrig aus. „Ich wünsche es mir.“ setze ich leise und beschämt hinzu. Vorsichtig sehe ich zu Rishido, der mich erstaunlicherweise anlächelt. Seto und Jonouchi auch, sogar Mokuba zwinkert mir zu. „Das wissen wir doch!“ meint Jonouchi lieb und knuddelt mich erstmal durch. „Ist ja schön und gut,“ schaltet Mokuba sich ein. „Wir wissen, dass wir es so wollen, aber ist Atemu jetzt Atemu… also Yami oder … der Pharao halt, oder nicht?“ „Nun, das bleibt abzuwarten, aber halte es für wahrscheinlich.“ „Ach ja?“ machen Mokuba und Jonouchi im Chor. „Warum?“ frage ich fix und fertig. Rishido wiegelt mit der Hand ab und grinst uns schließlich an. „Ich wollte erst wissen, wie ihr das seht, deshalb habe ich mich bedeckt gehalten. Isis, Marik und ich haben darüber beraten, wie wir ihn testen könnten. Um es kurz zu machen, wir haben uns für Isis´ Millenniumsgegenstand entschieden. Die Kette reagiert auf Atemu.“ Jonouchi steht auf und wirft ein Kissen nach dem Grabwächter. „Du hast das die ganze Zeit gewusst und uns hier voll auflaufen lassen? Also echt! Wir haben hier Blut und Wasser geschwitzt! Du dumme Nuss!“ „Katsuya, würdest du dich jetzt endlich mal zusammenreißen.“ meckert Seto. „Hmpf!“ meckert der zurück und lässt sich vor Setos Sessel auf dem Teppich nieder. Rishido lachte nur herzlich über die zwei Kampfhähne. „Yugi?“ „Ich –was?“ Mokuba steht neben mir. „Du warst so abwesend.“ „Hmm.“ Ich kann das alles noch gar nicht fassen. Kann das wirklich wahr sein? Er ist wieder da? Ist mein Yami endlich wieder bei mir? Mein Atemu? „Freust du dich denn nicht?“ „Doch!“ hauche ich leise. Aber ich glaube es noch nicht richtig. Und schon fallen mir neue Fragen ein. Warum ist er zurückgekehrt. Wir haben ihn zurück zu seinen Ahnen geschickt, seiner Familie. Es hat unendlich wehgetan, ihn gehen zu lassen, aber habe immer gedacht, es sei der beste, der einzig richtige Weg. Daran hab ich mich geklammert. Jetzt ist er also wieder da, ich sollte vor Glück platzen! Warum fühle ich mich nur so komisch. „Warum ihn die Götter zurückgeschickt haben, vermag ich nicht zu sagen.“ Rishido steht plötzlich neben mir, und spüre seine Hand auf der Schulter. „Das müssen wir ihn schon selbst fragen, wenn er alt genug ist.“ „Falls er die Erinnerung an sein altes Leben jemals wiederbekommt…“ „Ja.“ sagt der Grabwächter nur. Die wichtigste Frage ist geklärt, aber nun tun sich hundert Neue auf. Sollte ich ihm erzählen, wer er einst war, oder dieses Geheimnis für mich behalten und ihn normal leben lassen. Jetzt kommt es sowieso nicht in Frage, aber was ist wenn er älter ist? In ein paar Jahren dann. Da fällt mir noch etwas ein: „Rishido, was ist mit seinem plötzlichen Wachstumsschub? Woher kam das? Und kommt da noch mehr?“ „Das ist jetzt wirklich nicht so leicht zu beantworten, ich bin ja kein Priester.“ „Und unser Priester will ja nicht wahrhaben, das er einer war.“ meint Jonouchi und fing sich von Seto einen bösen Blick ein. „Wie auch immer“ überspielt der Grabwächter den entstehenden Streit zwischen Drachenherr und Wauwau und stellt lieber Vermutungen an. „In einigen der alten Schriften wird berichtet, dass die Kraft eines Magiers oder Priesters bei Gefahr auf unerklärliche Weise ansteigen kann. Ich denke hier ist es ähnlich. Als Baby hatte Atemu keine Möglichkeit sich zu verteidigen, wenn etwas geschehen wäre. Zugegeben, die hat er als Kleinkind auch nicht. Aber er könnte sich wenigstens verstecken oder wegrennen.“ Jonouchi schüttelt sein blondes Haar. „Er war doch nicht in Gefahr, als das passiert ist. Er war bei uns. Und wenn etwas gewesen wäre, hätten wir ihn beschützt.“ Seto greift nach seiner Hand und hält sie fest. „Trotzdem war es für ihn eine außergewöhnliche Stresssituation. *ein Tripple, gewidmet an masu ^^*“ sinnierte Seto. „Yugi war nicht da, und das muss ihn beunruhigt haben. Letztlich hat er ja erreicht, dass wir ihn finden und trösten.“ „Dann kann das durchaus noch mal passieren?“ frage ich den Ägypter. „Ich denke ja. Marik hat noch eine Vermutung geäußert, als wir uns beraten haben, die mir immer wahrscheinlicher erscheint.“ „Jetzt mach es halt nicht so spannend- Au, Seto, hör auf mich zu kneifen.“ „Nun, ich weiß nicht, was Atemu dir damals erzählt hat, aber er ist sehr jung gestorben.“ „Ich weiß, er war grade neunzehn geworden.“ antworte ich bedrückt. „Jünger als ich…“ flüstert Jonouchi traurig. Auch mir fröstelt bei dem Gedanken. Sein Leben als Pharao war sicher nicht einfach gewesen. Und dann musste er sich mit nicht mal zwanzig Jahren opfern, um seine Welt zu retten. Ohne zu wissen ob seine Seele jemals erlöst würde. Mein armer Yami. „Es wäre denkbar, das sein zweites Leben eine zweite Chance für ihn werden soll, ein glückliches Leben zu führen. Er hat vieles aufgeben müssen, vielleicht wollte die Götter es wiedergutmachen. Denkbar ist, dass ihn sein plötzliches Wachsen, schneller an ein bestimmtes Alter heranführen soll. Zum Beispiel, als er den Thron bestiegen hat und sein persönliches Wohl dem seines Reiches unterzuordnen hatte….“ „Da war er sechzehn.“ denke ich laut mit. In dem Alter hab ich nur in den Tag hinein gelebt und Duell Monsters gespielt. Ich kann mir nicht vorstellen, was es bedeutet eine solche Verantwortung zu tragen. Und er war dabei noch so jung. Ich bewundere ihn dafür, und ich vermisse ihn. „Und wenn er dann so alt ist wie er sein soll hört das auf? Ich meine er ist nicht in fünf Jahren achtzig oder so?“ will Jonouchi nun wissen. Reißt mich aus meinen Gedanken. „Nein. Magie verfolgt immer ein bestimmtes Ziel, und Schaden will ihm der Zauber sicher nicht. Wie lange es dauern wird, bis er älter wird, weiß ich nicht. Es wäre auch denkbar, das Marik und ich uns irren und von nun ganz normal aufwächst.“ „Also im Grunde, wissen wir nichts…“ resümierte Jonouchi die Situation. „Ich fürchte so ist es.“ „Gibt es noch irgendwelche Feinde, vor dehnen wir uns in Acht nehmen sollten? Irgendwelche Prophezeiungen, die wir noch nicht kennen, die diese Situation erklären könnten?“ fragt nun der brünette Unternehmer. „Es ist natürlich nie falsch, auf der Hut zu sein, aber… Nicht das ich wüsste. Mariks dunklere Hälfe ist unter Kontrolle. Ich weiß allerdings nicht genau, was nach eurem letzten Duell und dem Abschied des Pharao aus Bakura geworden ist.“ „Ach ja, Bakura.“ rief Jonouchi aufgescheucht und sprang auf. „Was hat er denn jetzt wieder?“ schmunzelte der Grabwächter. „Ähem“ versuche ich zu erklären. „Es gibt da etwas, dass wir dir unbedingt noch sagen müssen.“ Ich habe Rishido einmal mehr an diesem Tag sprachlos erlebt. Aber da Bakura nun ein beschauliches, vor allem aber friedliches Leben mit seinem Ryo führt, scheint er beruhigt. Wir haben ihm nicht direkt gesagt, dass die beiden ein Paar sind. Aber er hat die Anspielung verstanden und hat es offenbar auch gut aufgenommen. Ich war deshalb etwas besorgt. In Ägypten ist der Islam Staatsreligion. Homosexualität ist dort ausdrücklich verboten und alles andere als gern gesehen. Aber unsere Grabwächter machen sich sowieso nicht viel aus den heutigen Glaubensrichtungen. Sie dienen Ra, Horus und all den anderen alten Gottheiten, die leider fast in Vergessenheit geraten sind. Und soweit ich weiß, waren Beziehungen zwischen Männern im alten Reich nichts ungewöhnliches, sodass ich mir um unser befreundetes Päärchen wohl keine Sorgen machen muss. Zumal er sicher schon gemerkt hat, das Seto und Jonouchi nicht nur ein Wohngemeinschaft sind, so wie die beiden miteinander rumturteln. Auf ihre verquere meckernde Art und Weise. „Hab fertig geschlafen!“ verkündet uns plötzlich eine geliebte Stimme. „Na Atemu, dann komm mal her.“ freue ich mich und strecke ihm meine Arme entgegen. „Oder du kommst du Wauwau.“ schlägt Wauwau vor. „Nöö!“ meint der Kleine und kuschelt sich schon im nächsten Moment in meine Arme. Er ist doch noch etwas verschlafen. „Nicht traurig sein. Mag dich auch lieb, Wauwau.“ tröstet er dann doch noch seinen enttäuschten Spielkameraden und Geschichtenvorleser. „Duhu, Yugi?“ „Was denn Spatz?“ „Hab Durst, kann ich trinken, bitte?“ „Da musst aber Seto fragen, Spatz.“ „SetoNiiiii-chaaaan?“ „Ist Apfelsaft okay? Den magst du doch Krümel.“ „Ja, Dankeschön.“ Während Seto eines seiner Hausmädchen über die Gegensprechanlage herantraben lässt, kuschle ich lieber. Er ist ja richtig höflich, der kleine Engel. Sieht so aus als hätten meine Erziehungsversuche tatsächlich gefruchtet. Ich erziehe meinen eigenen Pharao. Mein Leben ist total verdreht. Wir haben an diesem Abend noch lange erzählt. Seto hat sogar seinen Weinkeller geplündert, und Atemu hat ersatzweise Traubensaft gekriegt. Sogar in einem richtigen Glas, nicht mit einer Schnabeltasse, wie sonst. „Wie macht ihr das eigentlich mit dem Nachwuchs?“ wirft Jonouchi als Argument ein. Er ist der Meinung, dass die Grabwächter zu abgeschieden und einsam leben. Ich muss ihm Recht geben, aber andererseits ist es auch schwierig das Geheimnis zu bewahren, dass es Schattenspiele und dunkle Mächte gibt. Und wenn wir Recht behalten und mein kleiner Engel auf Jonouchis Schoß tatsächlich mein Yami ist, sind sie wichtiger denn je. Denn so jung ist er auch schutzlos. Atemu scheint unser Gespräch aber wenig zu interessieren, er blättert lieber in seinem neuen Bilderbuch, mit den Tieren von Afrika. „Nun, das ist in der Tat etwas schwierig. Isis und ich beschwören Marik, sich eine Frau zu suchen, aber er zeigt einfach kein Interesse…“ „An einer festen Bindung? Oder an Frauen?“ fragt Seto ihn so direkt, das sogar mein blonder Freund zusammenzuckt. „An gar nichts. Wenn es daran läge, dass er…“ er macht eine Pause und wirft Seto einen wissenden Blick zu. „…, dass er sich zu Männern hingezogen fühlt, dann wüsste ich wenigstens was los ist. Aber für ihn scheint das Thema überhaupt keine Rolle zu spielen.“ Es ist ein bisschen resignierende Verzweiflung in seiner Stimme zu erkennen. „Mein junger Herr gibt mir Rätsel auf. Wann immer ich ihn darauf anspreche lächelt er mich so seltsam an, und sagt er habe alles, was er sich wünscht. Es ist zum verzweifeln.“ Ich denke nicht das Rishido im Normalfall so offen zu uns wäre. Er behandelt seine Privatsachen immer diskret. Es muss ihn sehr beschäftigen, wenn er es uns erzählt. „Und du. Ich nicht so firm in euren Regeln, aber du könntest auch noch Kinder haben.“ Rishido druckst peinlich berührt herum. „Nun, ich bin nicht sehr geschickt mit… diesen Dingen. Außerdem bin ich glücklich, wie es ist. Ich will nur dass es Marik gut geht. Und ich möchte an seinem Leben teilhaben. Ich kenne ihn schon sein ganzes Leben und bin sehr stolz auf ihn. Ich könnte mir nicht vorstellen, ihn nicht um mich zu haben. Trotzdem würde ich mir auch für ihn wünschen…“ Er schüttelt ratlos den Kopf. Seto und ich tauschen aber ein Grinsen. (1) „Hach, Isis hat aber einen jungen Archäologen kennen gelernt. Ich muss ihn zunächst noch prüfen, aber wenn man ihm Vertrauen kann, werden wir ihn in unsere Familie aufnehmen und die Grabwächter werden ihre nächste Generation sichern. Außerdem freue ich mich für sie, sie hat sich schon immer eine Familie gewünscht.“ „Du Wauwau, guck da, komische Käfer!“ Ati zeigt mit seinen kleinen Fingern auf das Bilderbuch. „Das sind keine Käfer, mein Süßer. Das sind Skorpione. Sie leben auch in der Wüste, aber sie sind sehr giftig. Siehst du den Stachel am Schwanz?“ „Hm. Pieken die Schkopone?“ „Skor-pi-one. Ja, die können stechen. Und davon kannst du ganz dolle krank werden. Deshalb darfst du denen nicht zu nahe kommen. Nicht anfassen.“ „Nicht anfassen! Nein, nein!“ Atemu versucht vergeblich seinen Saft zu erreichen, aber Jonouchi hilft ihm schnell. „Danke Wauwau.“ „Aber kau nicht so auf dem Glas rum, sonst geht es-“ Knack! Mit einem Mal ist Stille im Raum und alle sehen ihn an. Als mein kleiner das Glas wieder absetzt, fehlt ein Stück und mir bleibt fast das Herz stehen. Atemu scheint auch nicht glücklich zu sein, als er merkt, dass er noch ein Stück Glas im Mund hat, sieht mich verängstigt an und kleine Tränen kullern schon aus seinen Augen. „Spuck es aus, Schatz! Mach bäääh!“ „Bäääh!“ macht Atemu dann auch und die Scherbe landet in Jonouchis hingehaltener Hand. Ich rutsche zum ihnen. „Alles gut, Engelchen?“ Aber mein kleiner fängt auf den Schreck richtig an zu weinen und ich nehme ihn lieber selber auf den Schoß. Seto kniet sich ebenfalls zu uns. „Ist schon gut Krümel. Komm, hör auf zu weinen und mach mal Ahh.“ Zum Glück hört Atemu auch auf seinen großen Freund. Seto hatte eine kugelschreibergroße Taschenlampe und schaut Atemu in den Rachen. „Es blutet nichts, und ich kann auch keine Verletzungen sehen?“ sagt er zu mir, wendet sich dann aber Atemu zu. „Alles okay? Tut dir was weh im Mund?“ Ati schüttelt nur den Kopf und fängt noch lauter an seinen Schrecken kund zu tun. Ich nehme ihn in den Arm um ihn zu beruhigen und rede ihm gut zu, dass doch gar nicht passiert sei. „Aber, hab kaputtgemacht!“ schluchzt er schließlich. Da liegt der Hase begraben! Er hat sich nicht nur erschreckt, er hat auch ein schlechtes Gewissen. Nun war Seto gefragt, und der nahm ihn mir auch gleich ab. „Das böse Glas ist doch egal, Krümel. Hauptsache dir geht es gut. Na komm.“ Er kuschelt Atemu an seine Schulter und trägt ihn ein bisschen durch den Raum, damit der ihm auch noch das Hemd voll heult. (2) Jonouchi stupst mich an. „Eigentlich fährt er voll auf diese Handgemachten Glasteile ab. Aber auf Ati fährt er noch viel mehr ab.“ Ich freue mich auch das die beiden sich gut verstehen. Bisher hat mein Engelchen noch jeden verzaubert, aber Seto hat er es ganz besonders angetan. „So eine Aufregung so spät am Abend.“ lächelt Rishido. „Mh, wird Zeit nach Hause zu fahren, du musst ins Bettchen.“ bestätigt auch Seto. „Bin nicht müde. Guck!“ Ich hab ihn einfach lieb, meinen Kleinen. Da auch Rishido, der mittlerweile in der archäologischen Welt nicht mehr unbekannt ist, habe ich ihn ein paar Tage später auch meinem Lieblingsprofessor vorgestellt und ganz nebenbei mit Atemu bei meinen weiblichen Kommilitonen gepunktet. Obwohl Semesterferien sind, ist doch ganz schön was los. Normalerweise hätte ich Atemu auch nicht mitnehmen wollen, aber Großvater hat heute auch keine Zeit. Danach bin ich mit den beiden noch in den Park gegangen. Rishidos Flieger geht erst in ein paar Tagen und er scheint alle Bücher in Setos privater Sammlung gelesen zu haben. Ich habe den Eindruck, dass er sich furchtbar langweilt, darum wollte er wohl auch mitkommen. Atemu hat einen Spielkameraden im gleichen Alter gefunden und buddelt mit ihm ein Loch in dem Sandkasten, während Rishido und ich ihn beobachten. „Das ist noch so ein Faktor, um den ich mir Sorgen mache. Er kommt kaum mit anderen Kindern zusammen. Ich habe schon darüber nachgedacht ihm einen Kindergartenplatz zu organisieren. Aber…“ „Ich verstehe dich schon, Yugi. Solange er im Kindergarten wäre, könnte keiner auf ihn aufpassen, der seine Geschichte kennt…“ „Ja, eben. Dabei wäre es wichtig, dass er Gleichaltrige um sich hat. Ich will nicht, dass er eines Tages Probleme hat, Freundschaften zu schließen.“ „Ich weiß nicht, Yugi. Es erscheint mir nicht so, dass er Probleme damit hat.“ Der Ägypter beobachtete Atemu lächelnd. Dieser war grade damit beschäftigt, dem kleinen Japaner der mit ihm spielt und auch etwa zweieinhalb Jahre ist, eine Schaufel anzudrehen, damit er nicht mehr mit den Händchen buddeln muss. „Marik ist sicher nicht das glänzenste Beispiel, aber er ist ein starker selbstbewusster Charakter geworden, obwohl er sehr abgeschieden aufwachsen musste. Der kleine Atemu hat es da wesentlich besser. Und er hat einen Vater, der ihn liebt. Etwas was meinem jungen Herren leider gefehlt und viel Leid verursacht hat.“ Das Kompliment ist angekommen und ich kann ein stolzes Lächeln einfach nicht unterdrücken. „Aber Marik hatte dich. Ich will ja gar nichts beschönigen. Er hat schreckliches mitgemacht. Aber er kann nun ein normales Leben führen, dank dir. Ich hoffe, dass ich auch soviel Stärke für Atemu aufbringen kann.“ „Daran zweifle ich keine Sekunde. Und danke…“ Atemu schimpft auf dem Spielplatz plötzlich los. „Baah. Blöder Wind! Nicht wedelen.“ In der Tat, der Wind ist aufgefrischt und hat Ati den Sand ins Gesicht gewedelt. Zudem ist es kalt geworden. „Es sieht nach Regen aus, wir sollten besser gehen.“ meine ich zu Rishido. Der Himmel hat sich zugezogen und eine dicke, graue Wolkendecke verdeckt die Sonne. Für heute Nacht wurde auch eine Sturmwarnung an die Häfen raus gegeben. „Du hast sicher Recht.“ Als ich zu Atemu gehe, steht schon eine junge Frau bei ihm, Atis Spielkameraden an der Hand. Ich kann sie nicht verstehen, aber als er auch mich zeigt weiß ich schon, was sie will. „Na Spatz, wir gehen besser nach Hause. Sonst werden wir noch nass.“ „Ja, Hause gehen. Schüssi Toru!“ „Schüssi Ati!“ meint sein neuer kleiner Freund. Und seine Mutter und ich verbeugen uns nur kurz. Nach einem Tee hat sich auch Rishido verabschiedet, es ist auch schon recht spät. „Yugi? Wann Opa Hause?“ „Es dauert noch ein bisschen. Er kommt wenn du schon schläfst.“ „Hm. Nee, soll jetzte kommen.“ „Das geht doch nicht, Schatz. Ich hab dir doch erklärt, dass er auf einer Spielzeugmesse in Tokio ist.“ „Na gut.“ Er wirft einen besorgten Blick auf das Fenster, es knarrt schon recht laut, weil der Wind dagegen presst. Es muss ihm ziemlich unheimlich vorkommen. Ich muss sagen, es ist mir auch etwas unheimlich. Ich bin froh, dass Seto, Jonouchi und Großvater zusammen losgeschickt hat. Die Kaiba Cooperation ist auf der Messe natürlich auch vertreten und so kann Opa in einer Limousine mit Nachhause fahren. Würde er alleine in seinem alten roten Käfer herumfahren, hätte ich keine ruhige Minute mehr. „Hast du Hunger, Liebling. Soll ich was zu essen machen?“ „Nein, kein Hunger.“ „Und willst du dann lieber baden?“ „Nein, nicht baden.“ „Wollen wir spielen? Wir können Türmchen bauen, dann kannst du alles wieder umwerfen.“ „Nein, nicht spielen. Danke.“ „Liebling, komm mal her? Was hast du denn?“ Ich lasse Ati auch meinen Schoß krabbeln. „Das is so laut!“ „Du meinst den Wind?“ Er nickt. Es ist wirklich ein bisschen gruselich draußen, einige Bäume werden die heutige Nacht wohl nicht überstehen. „Geht Haus jetzte putt?“ Ich muss lachen, und gebe ihm einen Kuss. „Nein Schatz, von so ein bisschen Wind geht das Haus nicht kaputt.“ Er denkt nach. „Du Yugi? Vorlesen und dann baden und dann essen?“ „Hm, und dann schlafen gehen.“ „Naaa guut!“ Zwei Stunden später habe ich Atemu in sein Bettchen gebracht und ihm noch ein Märchen vorgelesen. Aber er ist sowieso nach zehn Minuten eingeschlafen. Ich habe ihm noch lange zugesehen. Er sieht so süß aus. Sein Mund ist leicht geöffnet und er sabbert ein bisschen. Aber er schläft ganz ruhig. Ich mache ihm noch sein schwarzes Magiermädchen an, die mich lieb anlächelt und das Zimmer blassblau beleuchtet. Kurz nach neun, ist Opa dann endlich nach Hause gekommen. Mir ist ein Stein vom Herzen gefallen, denn im Radio haben sie schon einige Autounfälle durchgesagt. Wir haben noch eine Weile in der Küche zusammen gesessen. Bevor ich ins Bett gegangen bin. Aber eine ruhige Nacht ist etwas anderes. Mitten in der Nacht hat mich ein lauter Schlag geweckt. Draußen tobt ein ausgewachsenes Gewitter. Sind die Fenster aufgesprungen? Ich vergewissere mich, aber sie sind zu. Es donnert so laut, das man aber denken könnte, sie seien offen. Das laute Krachen folgt synchron zu den Lichtblitzen. Das bedeutet, es ist genau über uns, und die elektrische Ladung schlägt in der Nähe ein. Wie spät ist es überhaupt? Ich suche nach den roten Leuchtzahlen meines Weckers. Aber sie sind nirgends zu entdecken. Also quäle ich mich aus meinem warmen Bett. Der Wecker steht an seinem Platz, aber er geht nicht. Vielleicht hat Atemu heute morgen wieder den Stecker raus gezogen. Das macht er öfter, wenn er morgens zu mir ins Bett krabbelt und das Gerät zu piepsen anfängt. Wodurch ich regelmäßig verschlafe. Ich stolpere Richtung Lichtschalter und drücke drauf. (Push the button!) Aber nichts passiert. Wecker geht nicht, Licht geht nicht… Mir schwant Übles. Die Standby-Lampe an meiner Anlage geht auch nicht. Na toll! Ein Blick aus dem Fenster zeigt aber brennende Laternen. Also ist es kein größerer Stromausfall. Vermutlich ist bei uns ein Blitz eingeschlagen. Das könnte auch der Knall erklären, der mich aufgeweckt hat. Einfach klasse, der Sicherungskasten ist im Keller und die einzigen Taschenlampen sind in der Küche. Das heißt ich muss so oder so im Dunkeln die Treppe runter. Tja, wenn ich Raucher wäre, oder so ein Räucherstäbchenfetischist wie Ryou, hätte ich wenigstens Streichhölzer oder ein Feuerzeug da. Mist! Morgen gehe ich mir eine Taschenlampe kaufen. Ich sehe auf meine Armbanduhr, die man mit einer Lampe beleuchten kann. 2:35 Uhr. Ich versuche im Dunkeln meine Hausschuhe zu finden, was dazu führt, dass ich über meine Bastetstatue falle. Na wenigstens hab ich meine Schuhe gefunden. Als ich grade die Tür öffne, schlägt wieder in der Nähe ein Blitz ein und erleuchtet für einen Sekundenbruchteil den Raum und die kleine Gestalt, die im offenen Türrahmen steht. Zu Tode erschrocken gebe ich einen Quieker von mir und hüpfe erst mal einen Meter zurück. „Yuugi??“ weint jemand leise. „Ist schon gut, Schatz. Ich bin nur erschrocken.“ Er steht wimmernd in der Tür. „Komm her, Liebling“, bitte ich und hocke mich auf den Boden. Er steht noch etwas unschlüssig da, ich kann ihn kaum erkennen. Aber ich kann dennoch sehen, dass mit ihm etwas passiert ist. „Komm her, Schatz. Bitte. Es ist alles gut, versprochen. Komm zu mir, mein Engel.“ Endlich wirft sich das schluchzende Bündel in meine Arme. Er hat nur seine Kuscheldecke um die Schultern und ist ganz aufgelöst. „Ist schon gut Schatz. Du brauchst nicht weinen, Ich bin ja da.“ „Es tut mir Leid.“ wimmert mein kleiner Liebling. „Du hast doch gar nichts Schlimmes gemacht.“ „Aber mein Schlafanzug ist kaputt. Und mein Bett ist zu klein.“ schluchzt er. „Ist nicht schlimm. Wir kaufen dir einen Neuen. Und dein Bett machen wir ganz schnell größer.“ „... Warum bin ich so groß?“ „Ich weiß es nicht, Schatz.“ Daraufhin weint er noch mehr. „Nicht doch, Liebling.“ „Hast du mich noch lieb?“ „Atemu! Aber ja, mehr als alles auf der Welt. Ich hab dich ganz doll lieb!“ Ich nehme ihn ganz fest in die Arme und er schlingt seine um meinen Hals. Drückt sich so fest er kann an sich. Er hat viel mehr Kraft, als noch vor ein paar Stunden. Er ist größer und schwerer. Es ist dunkel, ich kann sein Gesicht kaum sehen. Ich hebe ihn hoch und die Decke rutscht endgültig von seinem kindlichen Körper. Er ist völlig schutzlos. Abgesehen von mir. Aber ich bin hier und ich lasse ihn nicht allein. Ich hebe etwas umständlich seine Decke auf. Und trage meinen Kleinen zum Bett. Setze ihn behutsam ab und wickele ihn wieder ein. Dann knie ich mich vor ihm und kann seine Augen im dimmen Licht traurig leuchten sehen. Aber er hat sich etwas beruhigt. „Atemu mein Schatz, ich muss mal in den Keller. Das Licht ist kaputt, weißt du.“ Er schüttelt schon den Kopf. „Es dauert auch nicht lange, Engelchen. Ich bin ganz schnell wieder da.“ „Nimm mich mit. Bitte. Ich will nicht alleine sein.“ Er fängt schon wieder an zu schluchzen. Ich nehme ihn in den Arm und er rutsch vom Bett, auf meinen Schoß. „Bitte, bitte“, wimmert er leise. Seine Decke hat sich schon wieder verabschiedet. „Es geht aber viel schneller, wenn ich alleine gehe. Ich bin ganz schnell wieder da.“ Er drückt sich noch mehr an mich. Und ich schlinge meinerseits die Arme um ihn. Sein Rücken ist ganz kalt. Er zittert nicht nur, weil er aufgeregt ist. „Ist dir kalt.“ Er nickt. Ich habe noch Sachen aus meiner Zeit, als Vierjähriger. Mama hatte sie aufgehoben. Aber sie sind noch nicht gewaschen. Ich setzte ihn erneut auf das Bett und kuschele ihn erneut ein. Er braucht was zum anziehen. Im Dunkeln, im Schrank zu wühlen, war nicht meine Beste Idee. Am Ende gleicht alles einem Trümmerhaufen, aber ich finde was ich suche. Ein T-Shirt, was ich mir und Yami mal für die Disco gekauft hatte. Anzu hatte uns gefragt, ob wir mit ihr hingehen. Es ist schwarz und hat einen weißen Shen Long der sich vom Rücken über die linke Schulter zum Bauch zieht. Es ist schon ein paar Jahre alt, aber der Stoff sieht aus wie neu. Es war ja auch verdammt teuer. Es hat meinem Pharao wirklich gut gestanden. Es war eng, sodass der Drache sich an seinen Körper schmiegte und im Schwarzlicht leuchtete. An jenem Abend hab ich zum ersten Mal realisiert, dass ich ihn liebe… Nachdenklich betrachte ich den weichen Stoff. Es ist das kleinste Teil, was in meinem Schrank rumfliegt. Erwartungsgemäß ist es Atemu dennoch viel zu groß. Wie ein ärmelloses Nachthemd. Aber das macht nichts. „Gehört das dir?“ fragt er und sieht an sich herunter. „Ja, aber jetzt gehört es dir.“ Er nickt. „Danke. … Ich hab meinen Drachen vergessen“, sagt er, als er den Aufdruck genauer betrachtet. „Ich geh ihn dir holen. Und solange beschützt dich dieser Drache hier.“ Ich tippe auf den Drachenkopf, der auf Atis Bauch ruht. „Ich brauche nicht lange. Okay. Ich bin gleich wieder da.“ Er nickt, endlich nickt er. Er krabbelt in meinem Bett unter die Decke und kuschelt sich ein. Ich lächele ihn noch einmal an und gehe dann schnell ins Erdgeschoß. Mit einer Taschenlampe aus der Küche bewaffnet, finde ich auch in den Keller und drücke die Hauptsicherung wieder rein. Dann drücke ich auf den Schalter für das Kellerlicht. Und es geht wieder. Auf dem Weg zurück nach oben sehe noch mal bei Opa ins Zimmer. Er liegt seelenruhig im Bett und sägt so laut, dass ich mich wundere, dass seine Holzkommode noch steht. Er hat die ganze Aufregung einfach verschlafen. Der wird Augen machen, morgen früh. ch hole noch den Drachen aus Atis Zimmer. Die Nachtlampe leuchtet wieder, also mache ich sie aus. Atemu krieg ich heute Nacht sowieso nicht in sein Zimmer zurück. Außerdem muss ich morgen erstmal sein Bettchen umbauen. Zurück in meinem Zimmer sitzt Atemu in meinem Bett, die Decke weit hochgezogen, mit meinem Kopfkissen im Arm da und schaut mich erleichtert an. Das Licht ist an. Und da sitzt ein süßer, wenn auch etwas verheulter Vierjähriger in meinem Bett. Ich habe mich nicht getäuscht, sondern gut geschätzt. Sein Haar ist länger, jetzt sehen sie genau wie Yamis aus. Überhaupt sieht er dem jungen Pharao noch ähnlicher und mir kommt wieder Rishidos Theorie in den Sinn. „Du hast das Licht ganz gemacht“, meint er leise. „Ja“, lächele ich ihn an. „Sehe ich anders aus?“, fragt er und guckt mich aufmerksam an. „Ein bisschen schon. Aber du siehst toll aus, Ati. Richtig schick.“ Endlich lächelt er wieder. Er war so aufgelöst. Rishido meinte, die Wachstumsschübe, kämen bei Streß oder Gefahr… „Hattest du vorhin Angst, Schatz. Vor dem Gewitter?“ frage ich ihn lieb. Er zuckt mit den Schultern, schüttelt dann den Kopf. Aber ich weiß es besser. „Na gut, dann bring ich dich in dein Zimmer, dann kannst du weiterschlafen.“ Entsetzt sieht er mich an. Zu meinem Glück, donnert es in diesem Moment wieder einmal und er zuckt zusammen. Ich setze mich zu ihm auf das Bett. „Oder möchtest du lieber hier bei mir schlafen?“ „Ja. Ich will hier bleiben, bitte. …weil, weil…. dann beschütze ich dich vor dem bösen Krach.“ „Na da bin ich aber froh. Guck mal wer hier ist.“ „Mein Drache!!“ Er nimmt ihn in dem Arm und knuddlt ihn durch. Derweil stelle ich meinen Wecker neu und mache das Licht aus. Wie es scheint hat die tapfere Sicherung alle unsere elektrischen Geräte vor einem Überspannungsschaden bewahrt. „Mach mal Platz. Seto hat recht, du machst dich ganz schön breit!“ grinse ich. „Gar nicht wahr“, protestiert er und rückt beiseite. Ich liege kaum halbwegs bequem, da ist Ati schon an mich heran gerückt. Sein Kuscheltier ist zwischen uns eingekeilt, Atemu aber habe ich sanft im Arm. „Alles wieder gut?“, frage ich leise. „Ja“, sagt er. Wieder blitzt es und ich zähle leise mit. 8 Sekunden. Dann donnert es. Atemu zuckt schon wieder zusammen und drückt sich an mich. „Schon gut, hier im Haus kann dir nichts passieren. Hier bist du sicher.“ „Aber das Licht hat sich auch versteckt!“ „Jetzt ist es ja wieder da, wenn wir auf den Schalter drücken.“ „Hmm. Duhu Yugi?“ „Was denn Liebling?“ „Warum zählst du?“ „Weißt du, wenn es blitzt, dann donnert es danach irgendwann auch.“ „Der böse Krach!“ Ich muss unwillkürlich Grinsen, zum Glück ist es dunkel. „Ja genau. Weißt du, je länger es dauert, bis es donnert, nachdem es geblitzt hat, desto weiter ist das Gewitter weg“, erkläre ich ihm. „Hmm. Ist es jetzt weg?“, fragt er daraufhin. „Ja, es zieht vorbei.“ Es scheint ihn etwas zu beruhigen. „Gut. Ich mag keine Gewitter. Gewitter sind blöd. Und der böse Krach ist auch blöd.“ „Aber jetzt ist alles wieder gut. Also schlaf, Schatz. Es ist mitten in der Nacht.“ „Schlaf schön, Yugi“, sagt er leise und gähnt wie auf Bestellung. „Schlaf du auch schön, Engelchen.“ Er wuselt noch mal im Bett herum und schon hab ich einen feuchten Kuss auf der Nase. Im Dunkeln klappt es eben mit dem Zielen nicht so… „Ich hab dich lieb, Yugi.“ „Ich hab dich auch lieb, Schatz.“ Ich kraule ihm nur ein bisschen durch das Haar, dann schläft er. Ich aber liege noch lange wach. **** Am nächsten Morgen kommt Opa in mein Zimmer. „Yugi, es ist schon halb zwölf. Komm raus aus den Federn. … Hast du das Gewitter gestern Abend mitgekriegt?“ „Hallo Opa!“ freut sich Atemu. „Hallo kleine Wühlmaus, ich hab mir schon gedacht, dass du….“ er verstummt mitten im Satz. „Guten Morgen, Großvater. Und ja, wie du siehst, haben wir das Gewitter mitgekriegt.“ „Aber ... wie?“ Ich zucke mit den Schultern. Großvater macht es mir nach. „Kommt runter, ich hab euch was zu essen hingestellt“, meint er und schwankt aus dem Raum. Den Schock muss er wohl erstmal verarbeiten. „Halb zwölf. Ich versteh das nicht, ich hatte doch meinen Wecker… ATEMU!! Warst du das schon wieder?“ „Vielleicht?“, fragt er und guckt mich entschuldigend an. „Na warte, das gibt Hausarrest!“ „Nein, bitte.“ „Oh, doch. Du weißt genau, dass du das nicht sollst.“ „Aber!“ „Atemu, diskutier nicht mit mir! Ich hab´s dir oft genug gesagt! Jetzt geh runter zu Opa, und iss etwas, ich komm gleich nach.“ Mit hängenden Schultern trottet er zur Tür. Als er endlich raus geht, kann ich mein Grinsen nicht länger verkneifen. Er ist so süß. Ich bin schon gespannt, was mich mit ihm noch alles erwartet… ****************************************************************** (1) Das musste ich einfach mal loswerden. Ich weiß auch nicht, aber ich finde zwischen Rishido und Marik gibt es auch viele Andeutungen. Ob die beiden nur ein tiefe Vater- Sohn- oder Großer- und- kleiner- Bruder- Beziehung haben, oder ob da mehr ist, darf jeder frei interpretieren. Ist sowieso Geschmackssache. Ich persönlich finde sie süß zusammen. (2) Ja, Geschichten aus dem Leben. Kennt einer von euch diese alten DDR Bowlegläser? Die so richtig filigran sind? Wir hatten welche mit Weinblättern drauf. Ich hab mindestens drei zerbissen als ich klein war. Der Rest ist im Abwasch zu Bruch gegangen…Also nicht traurig sein, Atemu So, ich hoffe ihr hattet Spaß, bis zum nächsten Mal. Lass mir doch ein Kommi da! Liebe Grüße, dat Lillyko Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)