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Neue Katastrophen im Hause Kaiba

Fortsetzung zu "Die Familie Kaiba und andere Katastrophen"
von

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Neue Katastrophen

„Wo willst du hin?“ Verdammt. Dabei hatte sie ihm doch aus dem Weg gehen wollen. Schuldbewusst drehte sich Rowena zu ihrem Vater um. „Weg... Ich treffe mich mit den Anderen.“ Das hätte sie nicht sagen sollen. Wenn Seto eines hasste, dann dieses Wort – „Die Anderen“. Er konnte es schon bei Tea nicht leiden, wenn sie sich oft mit ihren Freunden traf und dann immer nur von den „Anderen“ redete. Aber Rowena musste sich schon manchmal regelrecht davonschleichen, um sich noch mit Leuten in ihrem Alter treffen zu können. Warum konnte er nicht einfach öfter mal in seiner Firma bleiben? Früher hatte er das ja angeblich auch oft getan – bevor Sabrina seine Stellvertretung übernommen hatte, das behaupteten sie jedenfalls immer. Jetzt jedenfalls schien es Seto Spaß zu machen, einerseits immer noch die meisten wichtigen Entscheidungen zu treffen, das alles aber von zu Hause aus zu tun, wo er seine Familie auch immer im Blick hatte. Armer Mokuba, kein Wunder, dass er ausgezogen war. Rowenas Vater gab eines seiner üblichen undefinierbaren Knurrgeräusche von sich. „Wie lange?“ Sollte das hier ein Kreuzverhör werden, oder was? „Weiß ich noch nicht. Morgen ist Wochenende, da macht das doch nichts...“ Setos Augenbraue zuckte gefährlich. „Um acht bist du wieder da.“ „WIE BITTE?“ entsetzt sah ihn seine dreizehnjährige Tochter an. „Um ACHT? Da brauche ich ja gar nicht wegzugehen.“ Seto ließ sich davon nicht erschüttern. „Umso besser. Du solltest lieber deine Übungen weiter machen.“ Sie konnte es nicht fassen. Seinen guten Willen in allen Ehren, sie wusste ja, dass er sich nur Sorgen um sie machte... aber das ging zu weit. „Ich habe ja überhaupt keine Freizeit mehr! Wenigstens bis zehn, bitte!“ bettelte sie. Wovor hatte er Angst? Dass sie verloren gehen könnte? Lächerlich. Rowena hatte ihren Vater sowieso im Verdacht, ihr einen Bodyguard oder etwas in dieser Art angestellt zu haben, der ihr ständig unauffällig folgte. Entweder das, oder sie wirkte einfach besonders anziehend auf Männer Mitte dreißig in dunklen Anzügen.

„Lass sie doch gehen. Solange sie bis zehn wieder zurück ist...“ Tea. Endlich. Auf ihre Mutter konnte sich Rowena in solchen Dingen glücklicherweise verlassen. Schnell schlüpfte sie aus der Tür, wohl wissend, dass bei ihrer Rückkehr eine Standpauke von Seto auf sie warten würde.
 

„Musst du mir ständig in den Rücken fallen?“ ungehalten sah Seto seine Frau an. „Dabei schon. Du behandelst sie wie eine Achtjährige.“ Seufzte Tea. „Viel älter ist sie auch nicht... jedenfalls viel zu jung, um einfach so herumzustreunen!“

Die Brünette rollte mit den Augen. „Ich bitte dich. Was hast du-“ ... in ihrem Alter gemacht, wollte sie sagen, vermied es aber und sagte stattdessen: „Was hast du dagegen einzuwenden, dass sie ein bisschen Spaß hat? Es ist ja nicht so, als würde sie sich nicht um die Schule kümmern oder so, und diese Übungen, die du ihr immer aufgibst, beherrscht sie auch. Mir ist sowieso schleierhaft, was du damit bezweckst.“

„Ganz einfach, ich bereite sie auf ihre Aufgaben vor.“

„Wer sagt dir, dass sie so wild darauf ist, in deine Fußstapfen zu treten? Vielleicht WILL sie die Firma gar nicht übernehmen.“

„Aber vielleicht wird sie es MÜSSEN. Ich war jedenfalls nicht viel älter als sie, als ich das getan habe, und du glaubst ja wohl nicht, dass es aus reinem Spaß an der Freude war.“

Setos Vergangenheit war ein heikles Thema, das wusste Tea. Trotzdem würde sie jetzt nicht nachgeben.

„Das weiß ich. Aber gerade DU müsstest doch wissen, wie es ist, ständig an der kurzen Leine gehalten zu werden. Keine Frage, bei dir hatte das andere Gründe, aber willst du wirklich, dass sie die gleiche Erziehung bekommt wie du? Ohne mich.“

„Das ist doch hier gar nicht das Thema!“ explodierte Seto. „Ich dachte, wir hatten etwas mit ihr zu besprechen?“

Tea nickte. „Das können wir aber auch später noch. Hast du es so eilig? Wer weiß, wie sie reagieren wird.“

Womit sie allerdings Recht hatte. Es war wirklich nicht vorauszusehen, wie Rowena auf diese Ankündigung reagieren würde, und obwohl sie es niemals zugeben würden, war ihren Eltern mulmig bei dem Gedanken.

Seufzend schloss Seto die Arme um seine Frau und hauchte ihr einen leichten Kuss auf den Hals. „Wir werden es herausfinden.“
 

Ziemlich genau drei Minuten vor zehn legte Rowena ihren Finger auf das Erkennungsfeld, dass den Fingerabdruck von jedem kontrollierte, der die Kaiba-Villa betreten wollte. Dass außerdem ein kleiner Laser ihre Netzhaut abtastete, fiel der jungen Kaiba-Erbin schon gar nicht mehr auf, so sehr hatte sie sich an diesen Prozess gewöhnt. Die beiden Daten stimmten wie zu erwarten gewesen war mit denen ihres Profils in der Zugangsdatei des Computers überein, der den Eingang zum Anwesen der millionenschweren Familie überwachte. Trotzdem weigerte sich die Tür beharrlich, aufzugehen. Rowena sprach versuchsweise noch einmal ihr Kennwort in das kleine Mikrophon neben dem Tor, nur für den Fall, dass das Gerät ihre Stimme nicht erkannt hatte, weil sie so außer Atem war. //Nun mach schon...// Sie würde zu spät kommen. Genau drei Minuten brauchte sie vom äußeren Tor bis vor die Villa, und wie sie Seto kannte, sah er wahrscheinlich auf eine seiner ach so genauen Uhren und würde ihr jede Sekunde, die sie die vereinbarte Zeit übertreten hatte, extra übel nehmen. //Na also, geht doch!// Endlich war das Tor aufgesprungen. Rowena schwang sich wieder auf ihr Fahrrad und strampelte so schnell sie es fertig brachte durch den Park aufs Haus zu. Wider Erwarten stand kein wütender Seto in der Eingangshalle, und durch die Milchglasscheibe seines Büros schimmerte auch kein Licht. Seltsam. Hatte sie vielleicht so viel Glück gehabt und ein wichtiger Geschäftspartner hatte sich überraschend zum Essen angesagt oder so? Auch das konnte nicht sein, jetzt hörte sie die gedämpften Stimmen ihrer Eltern aus dem der Halle am nächsten gelegenen der drei Wohnzimmer. Leise Unruhe beschlich das Mädchen. Es war nicht angenehm, wenn ihr Vater wütend war, ganz bestimmt nicht, aber damit kam sie zurecht. Wenn er allerdings an einem ganz normalen Tag – ein kurzes Durchforsten ihres vorzüglichen Gedächtnisses hatte ihr bestätigt, dass heute weder ein Geburtstag noch der Hochtseitstag ihrer Eltern oder etwas in dieser Richtung anstand – wenn Seto an einem ganz normalen Tag also so früh sein Büro verließ, dann musste etwas passiert sein. In Gedanken ging sie die kurze Liste von Leuten durch, die Seto so nahe standen, dass ihn ein Unfall oder ähnlisches, an dem sie beteiligt waren, dazu bewegen konnte, seine Arbeit einen Abend ruhen zu lassen.

Mokuba natürlich...

Sabrina...

vielleicht Roland. Obwohl der eigentlich ein Angestellter war, genoss er eher den Status eines Freundes der Familie, den sogar Seto anerkannte.

Yugi. Ja, wenn seinem Rivalen etwas zugestoßen wäre, dann würde der Firmenchef sich trotz aller gespielter Gleichgültigkeit nicht einfach in Arbeit vergraben. Schon deshalb nicht, weil er dann vermutlich eine völlig aufgelöste Tea zu trösten hätte.

Das selbe traf noch für einige von Teas anderen Freunden zu, wenn sie es sich recht überlegte, verlängerte das die Liste erheblich. Aber eigentlich klang das Wenige, das sie vom Gespräch der Erwachsenen aufschnappen konnte, nicht nach einem Unglücksfall. Blieb nur, die Ursache selbst herauszufinden. Fast vorsichtig schob Rowena die Wohnzimmertür auf, die zwar aus schwerem, altem Holz war, es aber irgendwie doch fertig brachte, modern auszusehen. „Ich bin wieder da.“
 

Als wären sie ertappt worden, fuhren Tea und Seto zu ihrer Tochter herum. Tea hatte sich als Erste wieder in der Gewalt und meinte so steif, wie es gar nicht ihrer Art entsprach: „Setz dich.“ Viel zu verblüfft über diese ungewohnte Haltung ihrer sonst so lebhaften Mutter, um etwas dagegen einzuwenden, setzte sich Rowena. „Wir müssen mit dir reden.“ fügte Seto hinzu. //Ach nein, wirklich.// dachte die Dreinzehnjährige sarkastisch. Auch zu ihm wollten diese gezwungenen Worte nicht wirklich passen. Aber da es immerhin sein konnte, dass er ihren Streit früher am Abend noch nicht ganz vergessen hatte, hielt sie sich mit ihren ironischen Einwänden zurück und fragte nur: „Was gibt's?“ Sie hatte lange Erklärungen erwartet, die zu keinem Ziel zu führen schienen, aber stattdessen sagte Tea nur:
 

„Ich bin schwanger.“
 

Diese Ankündigung konnte Rowena weit mehr schockieren als die meisten Dinge, die sie erwartet hatte. Mit der sprichwörtlich heruntergeklappten Kinnlade starrte sie ihre Mutter an. „Du bist WAS? Das darf doch wohl nicht wahr sein!“ Ohne ihren Eltern noch die Gelegenheit zum Antworten zu geben, stürmte sie wieder aus dem Zimmer. Oben in ihrem Zimmer stellte sie fest, dass ihr Computer schon seit Mittag lief – was öfter vorkam und keinen wirklich interessierte, schließlich spielten Stromrechnungen im Hause Kaiba nun wirklich keine Rolle – und einige ihrer Freunde ihr Nachrichten geschickt hatten. Die meisten davon würde sie jetzt nicht beantworten, aber vielleicht würde es ihr gut tun, mit ihrer besten Freundin zu reden. Emily, die Tochter englischer Einwanderer, war zwar ein ziemlicher Bücherwurm und manchmal etwas realitätsfern, aber ansonsten die beste Freundin, die man sich vorstellen konnte. //Wenn man vom Teufel spricht...// Eben war ein Fenster auf dem Bildschirm aufgegangen, mit einer Nachricht von Emily.
 

Fiktionier: Hey, na, Standpauke überstanden?
 

Sie beeilte sich, eine Antwort zu tippen.
 

Blue-Eyes-White-Magiciangirl (Sie musste sich dringend einen neuen Nick zulegen!): Es gab keine...
 

F: Wie das?
 

B-E-W-MG: Meine Eltern hatten mir was anderes zu sagen.
 

Sie konnte es nicht länger für sich behalten. Noch ehe sie eine Antwort erhalten hatte, tippte Rowena weiter.
 

B-E-W-MG: OMG, Emily, meine Mutter ist SCHWANGER! Kannst du dir das vorstellen?????????
 

F: Beruhige dich doch... was ist daran so schlimm? Bekommst du eben ein Geschwisterchen. Wie lange weiß sies schon?
 

B-E-W-MG: Was weiß denn ich? Interessiert mich auch nicht... wenn sie schwanger ist, dann heißt das... dann müssen sie mit einander GESCHLAFEN haben. Meine ELTERN.
 

F: Hey, nicht ganz so prüde, Kiri... ;D Deine Mutter ist grade mal dreißig, oder? Und dein Vater zwei Jahre älter.
 

B-E-W-MG: Trotzdem... sie sind meine Eltern.
 

F: Genau. Du wusstest schon immer, dass sie keine asexuellen Wesen oder so sind, sonst gäb´s dich nämlich nicht. Wo liegt also dein Problem?
 

B-E-W-MG: Ich weiß nicht... allein der Gedanke.
 

F: Musst es dir ja nicht grade bildlich vorstellen... Obwohl, ich kenne da ein paar Leute, die das gerne täten. ^^
 

Obwohl Seto inzwischen zweiunddreißig und schon lange verheiratet war, hielt das die Mädchen der Domino High School nicht davon ab, ihn anzuhimmeln. Jedes der Schulfeste, die er seiner Tochter zu liebe besuchte, war schon allein darum gut besucht. Selbst in Emilys und Rowenas Klasse gab es Mädchen, die sich nicht zu schade waren, ihre Mitschülerin bestechen zu wollen, damit sie IRGENDETWAS von zu Hause mitbrachte, das mit ihrem Vater zu tun hatte. Als bekäme sie nicht sowieso mehr Taschengeld, als sie ausgeben konnte.
 

B-E-W-MG: Oh Gott... hör bloß mit denen auf. Warte, meine Eltern kommen die Treppe hoch, ich muss Schluss machen. Bis morgen!
 

Hastig unterbrach sie die Verbindung, fuhr den Computer herunter und schloss sich in ihrem eigenen kleinen Bad ein, wo sie so tat, als würde sie sich die Zähne putzen. Sekunden später steckte Seto den Kopf ins Zimmer. Als er merkte, dass sie im Bad war, rief er nur kurz: „Gute Nacht!“ und machte sich auf den Weg ins größere Elternbadezimmer.
 

Am Türrahmen blieb Seto stehen. Tea hatte ihn noch nicht bemerkt, der Spiegel, vor dem sie stand, war so angebracht, dass er die Tür nicht im Blick hatte. Trotz ihrer mittlerweile dreizehn Ehejahre – fast vierzehn, wenn man ihre erste, kurze Ehe dazurechnete – erregte seine Frau immer noch mehr als bloß seine Aufmerksamkeit. Die junge Frau ließ ihr Kleid zu Boden gleiten und fing an, sich zu waschen, mit der unbestreitbaren Eleganz einer Tänzerin, die ihr auch anhaftete, wenn sie nicht auf einer Bühne stand. Während er ihr weiches, braunes Haar betrachtete und die Schatten, die sich im dämmrigen Licht auf ihrem Körper sammelten und bei jeder noch so kleinen Bewegung hin- und herzufließen schienen wie dunkles Wasser, schluckte Seto unwillkürlich. Sollte seine Leidenschaft nicht langsam etwas abgekühlt sein? Dann sagte er sich, dass er sich glücklich schätzen konnte, nicht eine dieser Ehen zu führen, in denen schon nach zwei, drei Jahren, wenn nicht früher, die Langeweile ständiger Begleiter war. Wohin das führte, sah er ja oft genug bei seinen Geschäftspartnern. Mit einem kurzen, unwilligen Kopfschütteln verscheuchte er den Gedanken an diese Widerlinge und schlang die Arme um Teas Hüften. Die drehte sich lachend zu ihm um und fragte: „Hast du mich etwa beobachtet?“ Ein Grinsen stahl sich auf sein Gesicht. „Hast du noch nie etwas von „ehelichen Rechten“ gehört?“ Lachend setzte sie ihm ihren Zeigefinger auf die Brust und entgegnete schlagfertig: „Erstens heißt das „eheliche Pflichten“, mein Lieber, und zweitens dachte ich immer, darunter versteht man etwas anderes...“ Der Firmenchef hob die Augenbrauen. „Keine Sorge, kommt noch.“ Tea lachte, wobei ihre nackten Brüste im Rhythmus wippten. „Ich dachte, deine "Arbeit" sei schon getan?“ Seto knöpfte sein Hemd auf, zog es aus und warf es quer durch den Raum in die Wäschetruhe. „Wer weiß? Vielleicht hat sich der Test ja geirrt und wir haben Rowena ganz umsonst geschockt, das wäre schließlich schlimm.“ Tea antwortete nicht, sie putzte gerade ihre Zähne. Schließlich schlüpfte sie geschmeidig in ihr Nachthemd und griff nach der Türklinke. „Wir werden sehen.“ Weg war sie...

Ray

Wenn sie gehofft hatte, ihre Eltern würden sie nach dem Schrecken des letzten Abends schonen, hatte sie sich getäuscht. Tea hatte ihrer Tochter beim Frühstück eröffnet, dass sie heute Yugi mit seiner Familie besuchen würde und von ihr erwartete, dass sie mitkam, um ihre Taufpatin mal wieder zu sehen. Dagegen hatte sie im Prinzip nichts, wenn man davon absah, dass sie sich Schöneres vorstellen konnte, als den Samstag mit einem dieser dämlichen Besuche zu verbringen, die sie sowieso hasste – sie mochte Serenety und Yugi, und war eine ganze Weile in deren Sohn Atemu verliebt gewesen, obwohl der ein Jahr jünger war als sie. Was sie wirklich störte, war die Aussicht, wieder einmal auf ihre „beste Feindin“ Yurika zu treffen, Atemus Cousine. Deren Eltern Joey und Mai würden natürlich wie bei jedem dieser Treffen anwesend sein und höchstwahrscheinlich ihre Tochter mitbringen. Wenn man sie gefragt hatte, was Rowena an Yurika nicht mochte oder umgekehrt, die beiden hätten wahrscheinlich keine Antwort geben können. Es war einfach so, dass sie sich, genau wie ihre Väter, nicht ausstehen konnten – sehr zu Setos Genugtuung und egal, wie sehr Tea auf ihre Tochter einredete. Und jetzt sollten sie sich wiedersehen.
 

Die Stimmung im Haus war gespannt. Offenbar war etwas zwischen ihren Eltern vorgefallen, aber Rowena hütete sich zu fragen, was. Während sie in ihrem Zimmer auf Tea wartete, die ja irgendwann kommen musste, um ihr zu sagen, dass es losging, horchte sie auf den gedämpften Streit, der durch die Wände drang. Ihre Eltern stritten sich nicht gerade selten, dafür aber meistens nur kurz, selten länger als ein, zwei Tage. Trotzdem hatte sich die Dreizehnjährige noch nicht daran gewöhnen können und bezweifelte, dass sie es jemals tun würde. Meist war Seto der, der zuerst an die Decke ging, aber Tea schien dann auch meist nicht geneigt, ihn einfach beruhigen zu wollen. Es lag nicht in ihrer Natur, einfach nachzugeben, und obwohl meistens sanft, konnte sie bei solchen Gelegenheiten regelrecht zur Furie werden. Nur eines war noch schlimmer als zu hören, wie die Beiden sich anschrieen: die verletzte Stille, die sich danach regelmäßig für ein paar Stunden über das Haus legte, so dass weder Rowena noch einer der Angestellten viel zu sagen wagte. Bis jetzt hatten sich die Beiden immer wieder versöhnt, trotzdem wurde ihre Tochter jedes Mal nervös. Sie wusste nicht genau, was vor ihrer Geburt vorgefallen war, aber offenbar hatte es gereicht, um ihre Eltern zur Scheidung zu bewegen. Sollte das wieder passieren – was würde dann aus ihr werden? Schlimmer noch, was sollte aus Tea und Seto werden? Aus den wenigen Gesprächsfetzen, die sie aufgeschnappt hatte, hatte sich Rowena ihr eigenes Bild gemacht, und die Schlüsse, die sie gezogen hatte, gefielen ihr nicht: Tea hatte versucht, sich – und ihre noch ungeborene Tochter – umzubringen. Und Seto... sie wusste nicht, was er die ganze Zeit getrieben hatte, aber etwas Gutes war es sicher nicht gewesen. So, wie sie ihn kannte, war er nicht immer gewesen. Das hatte ihr jeder, der ihn vor seiner Ehe gekannt hatte, bestätigt. Er war nicht der Typ, der seinem Leben ein Ende setzen würde, aber seines ruhigen, ausgleichenden Pols beraubt, würde er vielleicht wieder in die alte Kälte verfallen. Nein, solche Eltern wünschte sie sich nun wirklich nicht.
 

„Was spricht dagegen, wenn ich wegfahre? Es ist doch nur für einen Tag!“

Diesen Einwand hatte sie heute schon öfter gebracht, aber wie immer keine rechte Antwort darauf bekommen.

„Du hast dich erst letzte Woche mit diesen Verlierern getroffen! Müsste das jetzt nicht eine Weile reichen?“

Setos Stimme war etwas heiser vom Schreien und langsam schien er des ganzen Streitens müde zu werden. Trotzdem war er natürlich nicht bereit, nachzugeben. Genauso wenig wie Tea.

„Du bist nicht mein Vormund oder sonstwas! Wann und wo ich mich mit meinen Freunden treffe, ist ganz allein meine Sache! Ich lade sie schon nicht hierher ein, aus Rücksicht auf dich, aber du kannst mir nicht verbieten, sie zu besuchen!“

Mit vom Streit geröteten Wangen sah Tea ihren Mann an. Sie liebte ihn und würde ihn für nichts auf der Welt aufgeben – aber auf diese Auftritte könnte sie wirklich verzichten.

„Im Übrigen bin ich spät dran. Ich gehe jetzt.“ fuhr sie fort und verließ das Zimmer. Seto starrte ihr fast ungläubig hinterher. Außer seiner Familie – und diesem elenden Pack, das Tea ihre Freunde nannte, dem er aber lieber aus dem Weg ging – wagte niemand, ihm zu widersprechen, in der Firma schon gar nicht, und trotz der reichlichen Übung war es nicht leicht, damit umzugehen. Immer noch innerlich aufgewühlt und gereizt, kehrte er an seinen Schreibtisch zurück. Die Arbeit würde ihn hoffentlich ablenken.
 

„Lass uns gehen.“ Das Gesicht ihrer Mutter war versteinert. Kein besonderer Ausdruck, und genau daraus konnte wohl jeder, der sie kannte, lesen, was vorgefallen war. In solchen Fällen ZEIGTE Tea nicht, dass es ihr schlecht ging. Aber man merkte es. Bis jetzt hatte allerdings weder einer ihrer Freunde noch Rowena ein Mittel gefunden, sie wirklich aufzumuntern. Man musste einfach abwarten, bis sie wieder fröhlicher wurde – oder auch nicht. Also nickte das Mädchen nur und folgte Tea nach draußen. Deren kleiner, gelber Smart stand schon vor dem Tor, sie weigerte sich nach wie vor, mit einem der großen Autos zu fahren, wenn es nicht unbedingt nötig war. Schweigend fuhren sie los, und kamen genauso schweigend an. Teas Hände waren so fest um das Lenkrad geklammert, dass ihre Knöchel regelrecht weiß waren. Aber kaum waren sie auf den Hof vor Yugis Laden gefahren, hellte sich ihre Miene etwas auf. Die Wheelers waren offenbar auch gerade erst angekommen und standen noch zusammen mit ihren Gastgebern vor der Tür, allerdings war von Yurika weit und breit nichts zu sehen. Während ihre Mutter hinüber ging und ihre Freunde begrüßte, begann Rowena, sich langsam auf einen erholsamen Nachmittag einzustellen – vielleicht würde ja doch alles nicht so schlimm kommen.

Oder aber noch schlimmer. Denn kaum hatte sie ihren Gedanken zu Ende geführt, kam der Gegenstand ihres Hasses auch schon übermütig lachend aus dem Haus gelaufen, rückwärts, gefolgt von Atemu, der sich allerdings für eine normale Gangart entschieden hatte. Und zwischen den Beiden sprang – ein Schaf. Na gut, ein Lamm. Jedenfalls trug es eine Glocke an einem scheußlichen lila Band um den Hals und versteckte sich hinter Yurika, sobald es die Neuankömmlinge bemerkt hatte. Rowena runzelte die Stirn und sah für einen Moment aus wie die perfekte weibliche Ausführung ihres Vaters, während das jüngere Mädchen alles tat, um die Szenerie „Seto und Joey, die beiden Streithähne – weiblich“ zu vervollständigen. Atemu musterte sie kurz und entschied dann, dass es im Haus wohl gemütlicher sein würde, sobald hier draußen die Zickereien losgingen, bevor er den Erwachsenen nach drinnen folgte. Rowena brach zuerst das Schweigen. „Anscheinend hast du dir ein Haustier zugelegt, das deinem Intellekt würdig ist. Gratuliere, war sicher nicht einfach.“

„Ach, halt doch die Fresse, du kleiner Snob!“ fauchte die Elfjährige zurück, „dir passt nur nicht, dass ich etwas habe, was dein Vater dir niemals ins Haus lassen würde!“ Rowena grinste. „Du glaubst im Ernst, das wäre ein Problem? Dann bauen wir eben an.“ Sie mochte es nicht, mit ihrem Reichtum anzugeben, aber wenn Yurika es so darauf anlegte...
 

Yugi warf einen Blick durch die Glastür und seufzte. „Sieht nicht so aus, als ob die Beiden bald kommen würden. Lasst uns einfach schon mal mit dem Kuchen anfangen, wenn sie nicht wollen...“ Er fuhr sich mit der Hand durch seine wie eh und je abstehenden Haare und stieß die Tür in den hinteren, den privaten Bereich des Hauses auf. Außer seiner Frisur war aber kaum etwas an ihm so geblieben wie in seiner Schulzeit: Er war in die Höhe geschossen, wenn er auch immer noch einen guten Kopf kleiner war als die meisten seiner Freunde und seine Frau nur aufgrund seiner abstehenden Haare überragte. Statt der vielen Gürtel und seiner obligatorischen Schuluniformenjacke trug er nun Jeans und kurzärmlige Hemden und seine Augen hatten ihre alte Unschuld bis zu einem gewissen Grad verloren. Alles in allem, glich er eher seinem verlorenen Alter Ego – obwohl er sich manchmal nicht so sicher war, ob der Pharao wirklich „verloren“ war. Außer mit Serenety hatte er mit niemandem darüber gesprochen, aber Atemu legte fast genau das Verhalten des Geistes an den Tag, nachdem ihn seine Eltern benannt hatten – ruhig, selbstsicher, verantwortungsbewusst und manchmal schon fast zum Predigen neigend. Nur für Duel Monsters zeigte er keine allzu große Begeisterung, obwohl er die Regeln natürlich beherrschte. Lieber spielte er mit ein paar Schulkameraden Basketball oder verbrachte den Nachmittag vor seiner Spielkonsole, als im Kopf hunderte von Kartenstrategien abzuwägen und nach der Besten zu suchen.
 

Die Freunde hatten sich gerade gesetzt, als ein verspäteter Gast ins Zimmer schneite. Rebecca Hawkins, ein Energiebündel wie immer und sich Staub von den Kleidern klopfend. „Tut mir Leid, Leute, ich hatte noch im Archiv zu tun und dann wollte mein Wagen nicht anspringen... ich sollte mir endlich einen Neuen kaufen, aber ihr wisst ja, das wenige, das der Staat mir zum Leben lässt, geht für Ausrüstung drauf.“ Sie lachte. Keiner der Anderen wunderte sich darüber, ihre Freundin hatte sich oft genug darüber beklagt, dass sie als freischaffende Programmiererin immer auf dem neuesten Stand der Technik bleiben musste, was meistens Unsummen verschlang. Sie nickte Tea zu. „Manchmal beneide ich dich. Kaiba legt dir doch sicher alles zu Füßen, was?“ Das hätte sie nicht sagen sollen. Teas Miene verdüsterte sich. „Wenn du unbedingt einen Mann willst, der eigentlich eher mit seiner Firma verheiratet ist und der dich oft genug behandelt, als wäre er dein Erziehungsberechtigter – gut, dann beneide mich.“ Ihre Freunde sahen sie entgeistert an. War das noch die selbe Tea, die sonst bereit war, Seto in jeder, aber auch wirklich JEDER Situation in Schutz zu nehmen? Serenety öffnete den Mund, um etwas zu sagen, wurde aber unterbrochen. „Äh... Bruder? Schwester?“ Etwas verlegen grinsend schob sich ein blonder Junge in den Raum. Er hatte leuchtend grüne Augen, sah ansonsten aber aus wie eine jüngere Ausgabe von Joey: Die selbe wirre Frisur, die selbe Haltung, eine Hand in der Hosentasche, die andere an einer Box an seinem Gürtel, die wohl Duellkarten enthielt. Joey grinste. „Mädels?“ fragte er mit einem Blick auf Tea und Rebecca, „Darf ich euch unseren Bruder Ray vorstellen?“ „Bruder...?“ echote Tea. „Ich dachte, eure Eltern seien geschieden.“ Fragend sah sie zu Serenety. Die nickte. „Unsere Mutter hat wieder geheiratet, direkt nachdem ich nach Domino gezogen war. Wir wussten auch nichts davon... bis er gestern hier aufgetaucht ist.“
 

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An dieser Stelle muss ich mich noch dringend bei Fiktionier bedanken! Sie hat mir für das erste Kapitel ihren Nick geliehen und ich habe mich nicht bedankt... >.< Ich bin eine schreckliche Freundin! Stephie, verzeih mir!

Dissonanz

Tea hatte sich in ihrem „Tanzstudio“ eingeschlossen und war nun schon seit Stunden ununterbrochen wie besessen in Bewegung. Ganz davon abgesehen, dass ihr Schweigen für Seto schlimmer war als jeder Vorwurf, machte er sich auch erhebliche Sorgen um das Projekt, um das sie sich kümmern hatte wollen. Nachdem sie die Schule – samt ihrer Tanzausbildung – abgeschlossen hatte, hatte Tea schnell gemerkt, dass nur Herumzusitzen nicht ihrer Natur entsprach, obwohl sie sich das zweifellos hätte leisten können – die Wahrheit war, selbst wenn Seto aufhören würde zu arbeiten, könnten sie alle zusammen problemlos ein luxuriöses Leben führen, ohne jemals alle Rücklagen der Familie aufzubrauchen. Aber wie es nun einmal aussah, würden sie das beide nicht aushalten. Also führte Tea inzwischen nicht nur den nicht gerade kleinen Haushalt der Kaibas, sondern hatte zusätzlich auch fünf Stiftungen gegründet, um die sie sich persönlich kümmerte, organisierte regelmäßig Wohltätigkeitsveranstaltungen und sorgte dafür, dass großzügige Spenden dem Waisenhaus von Domino zuflossen – dem selben Waisenhaus, in dem vor zwei Jahrzehnten der damalige Schachweltmeister in „seinem“ Spiel gegen einen kleinen Jungen verloren hatte und vielleicht zu ahnen begann, dass dieser Junge sein Schicksal werden würde.

Seto zog Tea gern damit auf, dass sie es eines Tages noch schaffen würde, das Geld schneller auszugeben, als er es verdienen konnte, aber natürlich wusste er, dass das Gegenteil der Fall war. Seit „seine beiden Frauen“ - seine Schwester und seine Frau – sich um die Angelegenheiten der Firma kümmerten, lief das Geschäft besser als je zuvor. Während Tea ihm eine gesamte Abteilung ersetzte, die früher dafür zuständig gewesen war, das Image der Firma zu erhalten und so neue Investitoren und Kunden zu gewinnen, verstand es Sabrina mit einer geschickten Mischung aus Charme und Intelligenz, diese Partner auch zu halten. Umgekehrt wären die Beiden nie auf die Idee gekommen, sie könnten die ganze Arbeit ohne Seto schaffen, denn natürlich war er immer noch die Kraft im Hintergrund, der kreative Kopf, der neue Ideen ausbaldowerte und den Überblick in Sabrinas manchmal überschäumendem Chaos von Projekten und Entwürfen behielt, die Spinne, die die Kontrolle über jeden einzelnen Faden in ihrem Netz hatte. Seufzend erhob sich diese „Spinne“ jetzt von ihrem Schreibtisch und ging hinüber ins Schlafzimmer. Das Gemälde, das er nach vielen Diskussionen mit Tea über ihrem gemeinsamen Bett aufgehängt hatte – Dalís „Der Traum“, selbstverständlich im Original – starrte ihn an wie eine stumme Anklage. War das etwas, das er hätte anders machen sollen? Tea hatte ihm oft genug vorgeworfen, mit seinem Reichtum nur zu protzen und Dinge wie solche Kunstwerke zu horten, wozu er eigentlich kein Recht hatte, wo sie doch der Allgemeinheit erhalten bleiben sollten... Er hatte ihr nur dickköpfig geantwortet, dass er sogar die Mittel hätte, die Mona Lisa zu kaufen und deshalb keinen Grund sah, sich dieses verhältnismäßig „unbedeutende“ Gemälde nicht zu leisten. Woraufhin sie ihm vorgeworfen hatte, „schlimmer als Hitler und Göring zusammen“ zu sein. Als ob deren groß angelegter Kunstraub mit seinen ehrlichen Geschäften zu vergleichen gewesen wäre! Aber der Streit war genauso überflüssig gewesen wie der von heute morgen. Müde seufzend ließ er sich in seine Kissen sinken. Plötzlich hatte er schreckliches Kopfweh. Kam an so einem Tag eigentlich alles zusammen? Am besten, er nahm eine Schlaftablette, dann war er das alles erst mal los.
 

„Dad?“ Rowena klopfte vorsichtig an die Schlafzimmertür. Es konnte sein, dass ihr Vater immer noch gereizt war, es war sogar ziemlich wahrscheinlich, und dann war es besser, ihm nicht in die Quere zu kommen. Aber sie musste jetzt wissen, was passiert war – was konnte schlimm genug sein, um ihre Eltern dazu zu bringen, sich so – verhältnismäßig – lange in den Haaren zu liegen? Es war nicht das ERSTE Mal, dass sie so etwas erlebte – aber das erste Mal, dass sie nicht wusste, worum es ging. Von drinnen hörte sie ein müdes Stöhnen, als hätte Seto seit Tagen nicht geschlafen und sei nun beim Versuch dabei gestört worden. Heuchler. „Was ist denn?“ Sie verstand seine Frage als Einladung, ins Zimmer zu kommen, und stieß die Tür auf. „Was ist passiert? Was zum Henker hast du angestellt, dass Mum immer noch nicht mit dir redet?“ Unter normalen Umständen hätte sie wahrscheinlich nicht so mit Seto gesprochen, obwohl sie als seine Tochter natürlich ungern ein Blatt vor den Mund nahm, wenn ihr etwas nicht passte – aber heute hatte er es offensichtlich verdient. „Nichts ist passiert. Deine Mutter hat einen ihrer Anfälle, sonst gar nichts.“ kam die schroffe Antwort. Dann, etwas versöhnlicher und nachdem er sich aufgesetzt hatte: „Wie war dein Tag?“ Sie wusste, dass es ihn nicht interessierte, wie der Tag bei Teas Freunden verlaufen war – das tat es nie. Schließlich ging Seto ihnen geflissentlich aus dem Weg. Aber es war vermutlich die friedlichste Geste, zu der er sich heute Abend herablassen würde, also setzte sie sich neben ihn – auf das Bett, indem, wie ihr schlagartig klar wurde, vermutlich ihr ungeborenes Geschwisterchen gezeugt worden war, ein Gedanke, der nicht gerade zur Beruhigung ihres Gemüts beitrug – und begann zu erzählen. Ohne es wirklich zu wollen, klang sie dabei nach und nach immer begeisterter, vor allem, als sie von Ray berichtete. „Er ist Joeys und Serenetys Bruder... naja, eigentlich Halbbruder. Er wohnt im Moment bei den Wheelers, weil seine Eltern auf irgendeiner Auslandsreise sind. Ihre Mutter hat seinen Vater bei der Arbeit kennen gelernt und kurz darauf haben sie geheiratet... naja, jedenfalls ist er nur zwei Jahre älter als ich. Und dabei ist er sowas wie Yurikas und Atemus Onkel!“ Bei dem Gedanken grinste sie, vor allem, weil sie am Nachmittag mehrfach Zeuge geworden war, wie Ray seine Nichte arg zusammenstauchte – was Rowena nach der unerfreulichen Szene zu Anfang ihres Besuches umso größere Genugtuung verschafft hatte. Seto schien das alles aber nicht gerade zu besänftigen, also brach sie ihre Erzählung bald wieder ab und schlüpfte unter einem Vorwand aus dem Zimmer.
 

Wäre sie auf dem Gang draußen nur einen Moment stehen geblieben, hätte sie gehört, wie Seto, kaum war sie aus dem Zimmer, den Hörer seines Telefons von der Gabel riss und hastig eine Nummer wählte. Ungeduldig ging er auf und ab, während auf der anderen Seite nur regelmäßiges Klingel zu hören war. Dann, endlich, nahm jemand ab und diese furchtbare, ewig fröhliche Stimme, deren Klang allein ihn schon zur Weißglut brachte, meldete sich: „Ja?“ Nicht mal seinen Namen konnte dieser nutzlose Köter nennen, aber gut, den kannte er sowieso viel zu gut. „Wheeler.“ knurrte er in seinem besten, bedrohlichsten ´Entweder du spurst oder du bekommst es mit mir zu tun´-Tonfall. „Ich warne dich. Halte deinen Bruder oder was auch immer von meiner Tochter fern, oder ich kann für nichts garantieren.“ Für zwei Sekunden blieb es still in der Leitung und man hörte nur ein unbestimmtes Knacken, dann - „Keine Sorge, Kaiba. Er wird deinem kostbaren Töchterchen schon nicht weh tun. Das einzige, was mich davon abhält, den beiden wirklich den Umgang zu verbieten, ist, dass Rowena auch noch Teas Tochter ist und Gott sei dank einige entscheidende Anlagen von ihr mitbekommen hat anstatt von dir. Ich sehe auch nicht gern, wie meine Familie mit deiner Umgang pflegt, glaub mir das.“ Joeys Stimme hatte scharf geklungen, ganz untypisch für ihn, und ohne eine Antwort abzuwarten, legte er auf. Nachdem er den Hörer eine Sekunde lang perplex angeschaut hatte, warf Seto das Gerät wütend wieder zurück auf die Station, machte auf dem Absatz kehrt und wollte eben aus dem Zimmer stürmen, als er seine Frau bemerkte, die im Türrahmen stand. „Das reicht.“ erklärte Tea gefährlich ruhig, aber mit einer Stimme, der die mitschwingende Wut nur zu gut anzuhören war. „Ich ziehe bis auf Weiteres zu meinen Eltern.“ Fassungslos starrte Seto sie an. So sehr er den ganzen Tag darauf gewartet hatte, dass sie endlich wieder auftauchte, so sehr wünschte er sich jetzt, sie sei immer noch da, wo sie bis vor zehn Minuten gewesen war. „Das kann doch nicht dein Ernst sein!“ Brachte er heraus. „Was ist mit dem Ball morgen? Den können wir nicht einfach abblasen!“ Tea marschierte an ihm vorbei ins Zimmer, zerrte eine Reisetasche aus dem obersten Fach des Kleiderschranks und begann, Kleider hineinzuwerfen. „Wenn das ALLES ist, worüber du dir Sorgen machst, kannst du beruhigt sein. Ich werde da sein – aber nicht mit DIR!“ Sie stürmte an ihm vorbei aus dem Zimmer. Seto hätte sich die Zunge abbeißen können, als er ihre eiligen Schritte auf der Treppe nach unten und schließlich die Räder ihres Wagens draußen auf dem Kies der Auffahrt hörte. Warum hatte er das nur gesagt? Die letzte Chance, sie vom Gehen abzubringen, zu Nichte gemacht? Aber verdammt – sie kannte ihn doch gut genug, um zu wissen, dass das eben seine Art war, ihr zu zeigen, dass er nicht wollte, dass sie ging. Sie hatte GEWUSST, dass er kein großes Talent darin war, seine Gefühle mit Worten auszudrücken – und hatte es in Kauf genommen. Er machte seiner Enttäuschung und Verzweiflung in einem langen, wortlosen Schrei Luft und hieb seine rechte Faust gegen die Wand, was ihm allerdings nichts anderes einbrachte als höllische Schmerzen in den Fingerknöcheln.
 

~ 1 Tag später ~
 

Leicht zögernd betrat Tea den Ballsaal. Sie wollte nicht schon wieder auf Seto treffen, aber ihr war klar, dass es sich nicht vermeiden ließe. Sie war immer noch für die Veranstaltung verantwortlich, die sie schließlich selbst angezettelt hatte. Und da die Kaiba Corp der offizielle Veranstalter war, hatte auch Seto an Ort und Stelle zu sein. Sie sah sich um. Die meisten der allesamt bekannten und vor allem wohlhabenden Gäste waren noch im Foyer beim Sektempfang, wie es aussah – gut so. So hatte sie wenigstens ein bisschen Zeit, sich wieder zu beruhigen und ihre Notizen für die Empfangsrede zu ordnen. Langsam ging sie nach vorn zum Podium, stieg die wenigen Stufen hinauf und deponierte ihre Papiere auf dem Rednerpult. „Du bist ja doch gekommen.“ Tea zuckte zusammen und wirbelte herum. „Sabrina! Musst du mich immer so erschrecken?“ Die Angesprochene grinste. „Ja, muss ich. Mal wieder Stress mit Seto, hm?“ Sabrina raffte den Rock ihres dunkelroten Kleides und stieg behände zu ihrer Schwägerin nach oben. Sie hasste es eigentlich noch immer, Kleider zu tragen, aber bei solchen Gelegenheiten ließ es sich kaum vermeiden. Und als stellvertretende Leiterin der KC konnte sie nicht jedem von dieser ausgerichteten Ball fernbleiben. Tea nickte auf ihre Frage hin, schien aber nicht bereit, nähere Auskunft zu geben, also wechselte Sabrina das Thema: „Wie geht’s Rowena?“ Sie hatte sich immer gut mit ihrer Nichte verstanden, auch wenn sich die beiden in letzter Zeit eher selten sahen. „Ihr geht’s gut. Sie ist nur etwas geschockt, dass ich wieder schwanger bin, aber ansonsten ist alles wie immer.“ Entgegnete Tea abwesend. Sabrina runzelte die Stirn. „Du bist schwanger? Nicht gerade ein toller Zeitpunkt, sich dann mit Seto zu streiten, oder? Oder war es etwa...“ Sie brach ab. Eigentlich konnte sie sich nicht vorstellen, dass Tea Seto betrogen haben sollte, andererseits hatten die Beiden schon ganz andere Katastrophen verursacht, also konnte man sich da nicht so ganz sicher sein. Tea riss entsetzt die Augen auf. „Was denkst du eigentlich von mir? Nein, es ging um das Übliche: darum, ob es nun Rechtens ist, dass ich mich mit den Anderen treffe, oder nicht. Außerdem hat er Rowena verboten, sich mit Joeys und Serenetys Bruder zu treffen, also soll er jetzt mal sehen, was er davon hat.“ Sabrina sah irritiert aus. „Wie bitte? Die Beiden haben einen Bruder?“ „Halbbruder.“ Verbessertes sich Tea und erklärte kurz, was sie selbst erst vor kurzem erfahren hatte. Die Schwarzhaarige nickte abwesend. „Vielleicht ist Seto ja eifersüchtig.“ Ein breites Grinsen erschien auf ihrem Gesicht. Tea machte ein abfälliges Geräusch. „Eifersüchtig? Auf wen denn bitte und warum?“ Sabrinas Augen blitzten. „Auf deine Freunde natürlich. Immerhin ist ein großer Teil davon männlich. Und wer weiß... Männer wurden schon auf ganz andere Weise betrogen.“ Diesmal war Tea nicht mehr nur geschockt, sondern auch wütend. „Ich weiß ja nicht, was DEINE schmutzige Phantasie dir so alles eingibt, aber ICH würde daran nicht mal denken, das weist du und das weiß auch Seto.“ „Ist ja schon gut.“ lenkte ihre Freundin beschwichtigend ein. „Keiner unterstellt dir etwas dergleichen. Aber es könnte doch sein, dass das irgendwie auch ein Grund dafür ist, dass er es nicht magst, wenn du sie so oft triffst. Diese kindische Sache mit seinem Meisterschaftstitel, den Yugi ihm abgenommen hat, wird er ihnen wohl nicht immer noch nachtragen.“ Was auch wieder irgendwie wahr war. Seto war zwar nachtragend, aber nicht so. Er wusste genauso gut wie alle anderen, dass diese Sache längst verjährt war. Und obwohl zumindest Yugi und Joey sich noch ab und zu zum Spaß und zur Abwechslung duellierten und Tea genau wusste, dass auch Seto sein altes Deck in einem Anfall von Sentimentalität nicht aufgelöst, sondern sorgfältig eingeschlossen hatte, war das doch eher etwas, dem jetzt ihre eigenen Kinder nachgingen. Seto war nicht so kindisch, immer noch alten Rivalitäten nachzuhängen. Was auch immer es war – sie konnte es jetzt nicht ändern. Die Türen zum Saal wurden in diesem Moment weit geöffnet und die Gäste strömten herein, teilweise noch mit Sektgläsern in der Hand und eifrig mit Smalltalk beschäftigt. Tea und Sabrina stiegen auf der Rückseite der Bühne hinab, um die wichtigsten Persönlichkeiten zu begrüßen und abzuwarten, bis Seto seine Begrüßungsrede gehalten hatte, dann wäre Tea an der Reihe – vorausgesetzt, sie wusste dann noch, was sie hatte sagen wollen. Ihre Notizblätter nämlich hatte sie auf dem Pult liegen gelassen und musste nun mit ansehen, wie Seto sie, wohl in der Annahme, es handle sich um Abfall, einem der herumstehenden Kellner übergab. Seine Handbewegung sagte unmissverständlich: „Schaffen sie das hier weg, aber schnell!“

Yesterday

Yesterday

All my trouble seemed so far away

Now it looks as though they're here to stay

Oh I believe in yesterday
 

Suddenly

I'm not half the man I used to be

There's a shaddow hanging over me

Oh yesterday came suddenly
 

Why she had to go I don't know

She wouldn't say

I said something wrong

Now I long for yesterday
 

Yesterday

Love was such an easy game to play

Now I need a place to hide away

Oh I believe in yesterday
 

Why she had to go I don't know

She wouldn't say

I said something wrong

Now I long for yesterday
 

Wie er es hasste Leuten hinterher zu rennen. Und wenn es hundertmal Tea war. Aber was sollte er machen? Er kannte ihren Dickkopf, freiwillig würde sie nicht zurückkommen, schon gar nicht nach dem Desaster gestern Abend. Also hatte sich Seto für diesen Tag freigenommen – was relativ einfach war, da er ja sowieso die meiste Zeit von zu Hause aus arbeitete – hatte Roland eingeschärft, Rowena nicht aus dem Haus zu lassen – schließlich musste er mit ihr immer noch ein paar Worte wegen dieses... Halbwheelers, oder was auch immer er war, reden – und war losgefahren. Die Gardners hatten zu der Zeit, als Tea und Seto sich kennen gelernt hatten, natürlich in Domino gewohnt, inzwischen aber waren sie etwas weiter aufs Land gezogen, und so dauerte die Fahrt ihre Zeit. Trotzdem kam er schneller ans Ziel als ihm lieb war – wenn er ehrlich war, fand er den Gedanken, jetzt auf seine Schwiegereltern zu treffen, nicht besonders angenehm. Bestimmt hatten sie sich inzwischen, aufgrund von Teas Erzählungen, ihr eigenes Urteil über die Geschehnisse gebildet, auch wenn das wieder eine Sache war, die er ungern zugab, lag ihm mittlerweile sehr viel an der Meinung der Beiden, besonders von Teas Vater, den er als nüchternen, leutseligen Geschäftsmann im Ruhestand kannte und dessen alte Beziehungen selbst ihm mit seinem Netzwerk an Bekanntschaften und Abhängigkeiten schon mehr als einmal nützlich gewesen war.
 

Anfangs hatten Mr. und Mrs. Gardner nicht sehr viel von der Partnerwahl ihrer Tochter gehalten – um es einmal vorsichtig auszudrücken. Aber in den vergangenen Jahren war aus ihrem anfänglich kühlen Verhältnis echter Respekt und sogar etwas, das man mit etwas gutem Willen als Freundschaft bezeichnen konnte, geworden.

Als er seinen Wagen auf den Hof lenkte, war Lilja Gardner gerade dabei ihre vielen Katzen zu füttern. Besser gesagt davon ging er aus, denn zuerst konnte er zwischen all den Tieren nur einen Berg aus Stoff und Klimperzeug entdecken – bei Teas Mutter wies nicht nur ihr kurioser Vorname auf ihre entfernten Zigeunervorfahren hin, sondern auch die Art und Weise, wie sie sich kleidete. Normalerweise hätte Seto über diese Menge an Halstüchern und Kupferschmuck nur verächtlich die Nase gerümpft, aber sie war nun einmal seine Schwiegermutter. Das war etwas anderes. Der Berg richtete sich etwas auf, sodass erst eine Wolke graumelierten schwarzen Haares und schließlich eine Gestalt und ein Gesicht sichtbar wurden. Kaum hatte Lilja ihren Schwiegersohn erkannt, machte sich ein breites Lächeln auf ihrem Gesicht breit und sie eilte ihm entgegen. Himmel, hatte Tea denn nichts erzählt? Offensichtlich nicht. „Du bist ja doch gekommen! Tea meinte, du hättest so viel mit der Firma zu tun und Rowena muss natürlich zur Schule... jedenfalls sagte sie, sie wollte uns ein paar Tage allein besuchen. Freut mich, dass du doch ein bisschen Zeit finden konntest...“ Die kleine, füllige Frau unterbrach ihren Redeschwall, um Seto herzlich zu umarmen, was dieser immer noch als seltsam empfand, aber einigermaßen als notwendiges Ritual akzeptiert hatte. Zu zweit gingen sie ins Haus, wo der unerwartete Besucher alles, vom kompletten – verspäteten – Mittagessen bis zum einfachen Glas Wasser angeboten bekam und alles bis auf eine Tasse Tee ablehnte.
 

Während sich Lilja am Wasserkocher zu schaffen machte, ließ Seto seinen Blick durch die großzügig angelegte Wohnküche schweifen. Alles war noch so, wie er es in Erinnerung hatte, von den Wirtschaftsmagazinen von Teas Vater Akira auf dem Couchtisch über Liljas Nische mit den unzähligen Ikonen, Kreuzen und Heiligenfigürchen bis zu der Wand gegenüber davon, an der sich eine immense Anzahl an Familienfotos drängte. Viele davon zeigten Tea oder Seto, einige Mokuba oder andere entferntere Verwandte, aber der größte Teil davon waren doch Bilder von Rowena. Von den ersten Babyfotos über Bilder von der Einschulung bis zu Aufnahmen relativ neuen Datums hatten die Gardners so ziemlich alles aufgehängt. Sie vergötterten ihr Enkelkind geradezu und bedauerten es hauptsächlich ihretwegen, dass die Fahrt von Domino bis zu ihrem Landhaus zu umständlich war, um sie allzu oft auf sich zu nehmen. Einige Minuten später war Setos Tee fertig und wurde ihm von seiner immer noch eifrig redenden Schwiegermutter ausgehändigt.

Als diese nun endlich etwas zur Ruhe kam, entstand eine – zumindest für Seto – peinliche Stille, die er zu überbrücken versuchte, indem er fragte: „Wo ist Tea? Ich sollte ihr vielleicht sagen, dass ich hier bin.“ Seine Stimme klang etwas belegt, so kam es ihm jedenfalls vor, aber Lilja bemerkte nichts. „Natürlich musst du das! Sie ist hinten bei den Pferden, vielleicht schaffst du es ja, ihr das Reiten auszureden. Eine schwangere Frau! Was da alles passieren kann! Aber sie lässt sich nicht davon abbringen.“ Seto nickte nur abwesend, ließ seine kaum berührte Tasse auf dem Tisch stehen und begab sich wieder nach draußen. Diesmal umrundete er das kleine Gehöft und kam zu der kleinen angrenzenden Koppel. Akira hatte es für eine gute Idee gehalten, sich zwei Pferde anzuschaffen, obwohl er selbst zu diesem Zeitpunkt kaum und seine Frau gar nicht reiten konnten. Tea war von der Idee genauso begeistert wie ihr Vater, und so war zu den zwei Tieren bald noch ein drittes gekommen, die junge Stute, auf der die damals Zwanzigjährige eifrig Reitstunden genommen hatte, bis sie wohl am besten aus der ganzen Familie mit den Pferden zurechtkam – zumindest, bis sie sowohl im Eifer als auch im Können von ihrer eigenen Tochter übertroffen wurde. Es bereitete Seto keine großen Schwierigkeiten, seine Frau zu finden: Sie stand mit dem Rücken zu ihm auf den Zaun gelehnt und streichelte ihrer Stute Anemone (Anm.: = die Windsbraut) über die Stirn. Er zögerte nur den Bruchteil einer Sekunde, so dass ein Außenstehender wahrscheinlich gar nichts von seinen Hemmungen gemerkt hätte, und ging dann auf sie zu. Ohne ein Wort zu sagen, bückte er sich, pflückte ein paar Grashalme und hielt sie Anemone vors Maul, ganz so, als wäre sie das einzige Wesen auf dieser Koppel, das ihn momentan interessierte.
 

Sobald Tea ihn wahrgenommen hatte, stieß sie einen leisen Schrei aus und drehte sich abrupt zu ihm. „Was suchst du hier?“ Seto unterdrückte einen Seufzer – was hatte er denn an Kompromissbereitschaft erwartet? Wenigstens schrie sie ihn nicht gleich an oder überhäufte ihn mit Vorwürfen.

„Dich.“ antwortete er schlicht.

Ihre Miene verdüsterte sich. „Ach nein? Ich dachte, du machst nur einen Spaziergang.“

„Nein.“ Verdammt, wo waren seine großen Sprüche von sonst hin?

„Ich habe dir doch gesagt, ich will meine Ruhe! Also lass sie mir um Himmels Willen! Ich komme schon irgendwann zurück, vermutlich.“

Setos Muskeln verkrampften sich. Er hatte sich oft genug mit ihr gestritten, aber ein Leben ohne Tea auf unbestimmte Zeit – unvorstellbar. Natürlich sagte er nichts von alledem. „Was ist mit Rowena? Ich verstehe ja noch, dass du auf mich sauer bist, aber sie kann doch nichts dafür!“

Tea blieb kühl. „Sie wird's überleben. Sie ist dreizehn, da muss man sie nicht mehr ständig bemuttern. Außerdem hat sie ja noch dich.“

Er wollte etwas erwidern, besann sich aber anders und knurrte nur: „Mach doch, was du willst!“ Ohne sich von irgendjemandem zu verabschieden, ging er über den Hof zurück zu seinem Wagen, stieg ein und ließ den Motor an. Als er gerade auf die Straße einbog, trat Lilja aus dem Haus und sah ihm verdutzt nach. Wenige Sekunden später bog Tea um die Ecke. Im Blick ihrer Mutter las sie nur zu deutlich, dass endlich eine Erklärung angebracht war.
 

Teas Worten folgte ein langes Schweigen. Natürlich freuten sich ihre Eltern nicht gerade über den Streit zwischen ihr und Seto, aber was sollten sie schon sagen? Die beiden waren erwachsen und mussten selbst sehen, was sie aus der Situation machten. Das Telefon klingelte und zerriss die Stille, worüber alle Beteiligten froh waren. Akira stand schnell auf und griff nach dem Hörer, um sich aus dieser Lage, womöglich zu etwas seine Meinung sagen zu müssen, zu dem er nichts sagen konnte, zu befreien. „Gardner.“ meldete er sich. Nachdem er dem Anrufer kurz zugehört hatte, warf er einen unsicheren Seitenblick zu seiner Tochter, antwortete dann aber: „Moment.“ und reichte Tea den Hörer. „Für dich.“ Die junge Frau zögerte kurz, griff dann aber Entschlossen nach dem Telefon. „Ja?“

„Tea?“ Die Stimme am anderen Ende klang eindeutig nach Mokuba. „Ich weiß, dass dir das Thema nicht gefallen wird, aber bitte leg nicht auf. Ich muss mit dir über Seto sprechen.“

Sie runzelte die Stirn. Dann aber stand sie von ihrem Platz auf, machte ihren Eltern ein Zeichen, dass wohl „Entschuldigt mich kurz“ heißen sollte und verschwand mit dem tragbaren Gerät in ihrer Hand aus dem Zimmer. „Also, was gibt es?“ fragte sie, nachdem sie sich in ihrem Zimmer auf ihr Bett gesetzt hatte. „Wenn er nicht gerade schwer verletzt im Krankenhaus liegt, fallen mir nämlich nicht viele Gründe ein, die mich im Moment dazu bewegen könnten, auf dieses Thema einzugehen.“ Mokuba brachte ein trockenes Lachen zu Stande. „Nein, nichts dergleichen. Aber was hat sich Seto denn zu Schulden kommen lassen, dass du so sauer auf ihn bist?“ Tea hatte keine Lust, sich darüber zu unterhalten. Nur die Tatsache, dass sie mit Mokuba sprach, den sie schon ins Herz geschlossen hatte, als Seto noch ihr erklärtes Feindbild gewesen war, brachte sie dazu zu antworten. „Er achtet auf nichts als das, was für ihn persönlich wichtig ist, bevormundet mich und ist grade eifrig dabei, irgendeine alberne elitäre Familiendynastie aufzubauen. Reicht das nicht erst Mal?“ fragte sie missgelaunt. Zu ihrer Überraschung lachte Mokuba. „Familiendynastie? Jetzt mach aber mal halb lang. Er ist eben stolz auf seine Familie, was ist so schlimm daran? Im Übrigen gehörst du zu dieser Familie doch auch dazu.“ Tea schnaubte. „Eben nicht. Ich weiß doch gut genug, dass wenn Seto erst einmal der Ehrgeiz gepackt hat, angeheiratete Verwandtschaften für ihn so gut wie nichts wert sind.“ Das war jetzt falsch rübergekommen. Als ob sie darüber jemals schon einen Augenblick nachgedacht hätte. Außerdem wollte sie Seto ja auch gar nichts unterstellen – nicht DAS auf jeden Fall. Es war ihr einfach spontan so eingefallen. Mokuba schien nicht beeindruckt.

„Ganz abgesehen davon, dass ich dir nicht abnehme, dass es dir darum geht – fällt dir irgendeiner von uns ein, Rowena einmal ausgenommen, der sich seit seiner Geburt „Kaiba“ nennen kann?“ er lachte wieder. „Allesamt adoptiert. Auf die Gefahr hin, dass das deine Theorie von der „Dynastie“ jetzt noch untermauert, weil es so nach exklusiver Gemeinschaft klingt: „Kaiba“ wird man nicht durch Geburt. Sondern dadurch, dass man es sein WILL, und das willst du doch, oder nicht? Und natürlich dadurch, dass du uns anderen etwas bedeutest.“ Mokuba klang wieder ernst. „Und das tust du. Wirklich! Seto und Rowena ganz besonders, aber auch Sabrina und mir. Du bist ein Teil unserer Familie, daran ändern auch eure albernen Streits nicht. Also hör auf, die Prinzessin auf der Erbse zu spielen und komm zurück. Dann renkt sich schon alles wieder ein.“ Das hatte gesessen. Auch, wenn sie es sich nicht einmal selbst eingestehen wollte, hatte Tea daran gezweifelt, zu dieser Familie zu gehören. Sie bekam langsam eine Ahnung davon, warum Seto Mokuba nie etwas abschlagen konnte. Er hatte einfach überzeugende Argumente, ob das nun wie früher sein treuherziger Blick war oder wie jetzt ein paar richtig gesetzte Worte – es traf da, wo es sollte. Tea seufzte. „Also ... gut.“ Antwortete sie nach einer kleinen Ewigkeit. Ich komme - morgen Abend. Würdest du Seto das ausrichten? Ich kann jetzt nicht am Telefon mit ihm sprechen...“ meinte sie matt. Dann legte sie ohne große Verabschiedung auf – Mokuba würde schon verstehen. Sie fühlte sich so schrecklich müde. Einen Augenblick lang ließ sich die junge Frau zurück auf ihr Bett sinken. Nicht lange, sie würde gleich wieder aufstehen. Es war doch noch so früh am Abend.

Außerdem war sie nicht sehr müde...

Dachte sie zumindest noch, bevor sie einschlief.

Bitte nicht

Lied ist nicht meins, sondern von "Die 3. Generation". Der Titel ist "Bitte nicht", da sieht man mal wieder, wie kreativ ich mit meinen Kapiteltiteln bin.
 

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Seto ging unruhig auf und ab. Wo blieb sie? Hatte Tea nicht versprochen, heute Abend wieder heim zu kommen? Inzwischen war es zehn Uhr und immer noch kein Lebenszeichen von ihr. Langsam begann er, sich Sorgen zu machen. Das passte so gar nicht zu ihr.
 

Du warst für mich der Sommer

Doch jetzt ist alles vorbei

Wir wurden grausam zerrissen

Nie wieder werden wir zusammen sein

Es war 'ne kalte Nacht

Ohne dich - Ich hab dich sehr vermisst

Als ich die Klingel hörte

Wusste ich genau, wer das ist...
 

Endlich! Die Klingel. Er hatte keine Zeit, sich zu wundern, warum sie nicht ihren Schlüssel benutzte oder einfach den elektronischen Pförtner um Einlass fragte – er stürzte sofort zur Tür. Der Anblick, der sich ihm bot, war ein Schlag in den Magen. Schlimmer noch. Viel schlimmer. Fast hätte er sagen können, schlimmer als alles, was er bisher gesehen hatte. Vor der Tür stand wirklich Tea – aber in welchem Zustand! Das Haar hing ihr wirr ins Gesicht, dort, wo ihr zerknittertes T-Shirt die Arme freiließ, konnte er blaue Flecken sehen, genau wie auf ihren Beinen, und im Rock klaffte ein großer Riss.
 

Und da standest du vor mir

Deine Kleider waren zerissen

Dein Make Up verschmiert

Hast dich sofort aufs Bett geschmissen

Was ist los, was ist passiert

Wer hat dir das angetan ?

Bitte red mit mir - Sag was

Bitte - Bitte guck mich an !!!

Und du schautest mich an

Mit kaputten, leeren Augen

Mir fehlten die Worte

Was ich sah, konnte ich nicht glauben

Deine Schreie, deine Schmerzen

Keiner hat sie gehört

In einer einzigen Nacht wurde dein Leben zerstört...
 

Nach einer ersten Schrecksekunde stürzte Tea auf ihn zu und klammerte sich an ihn. Seto schloss hilflos die Arme um sie, während er mit einem Fuß die Tür zustieß. Langsam führte er Tea ins Wohnzimmer, setzte sie aufs Sofa und ging vor ihr in die Hocke. Sie schluchzte ein paar Mal, bevor sie die Augen hob und ihn ansah. Und plötzlich, als er diesen völlig verzweifelten, tränenverschleierten Blick sah, wurde ihm klar, dass er etwas wie das schon einmal erlebt hatte. Diesen Blick, diese Haltung – diese Verzweiflung. Vor 17 Jahren: Jenn. Nur, damals war ER derjenige gewesen, der diesen Blick hervorgerufen hatte. Und es hatte ihm sogar GEFALLEN – zuerst. Sicher, später hatte er es bereut. Aber Mitleid hatte er nie gehabt für Jenn, dazu hatten sie sich immer gegenseitig zu sehr gehasst. Das kam erst jetzt. Ja, vor der Welt hatte er sich vielleicht freigekauft, damals, als alles herauskam. Aber niemals von der Schuld.
 

BITTE NICHT!!!

Hat sie geschrien

Keiner hatte sie gehört

Ihr Herz wurde zertreten

Sie konnte sich nicht wehren...

BITTE NICHT!!!

Hat sie geschrien

Und es hallte durch die Nacht

In der dunkelsten Ecke

Wurde sie kaputtgemacht
 

Der Gedanke blieb nur einen Augenblick, dann war die Gegenwart wieder wichtiger. Setos Kehle zog sich mit jedem Moment, den Tea schwieg, nur noch enger zusammen. „Wer?“ fragte er schließlich mühsam. Sie schüttelte nur den Kopf. „Ich weiß nicht.“ Es war weniger als ein Flüstern, nur ein Hauch. „Ich war... noch eben an der Tankstelle, und als ich wieder rauskam, war dieser... war er eben da. Hat mich hinters Haus gezerrt und...“ Sie brach ab. Wozu auch weitersprechen? Er wusste schließlich nur zu gut, was passiert war.
 

Du schweigst den ganzen Tag

Das treibt mich in den Wahnsinn!

Bitte sag mir endlich, dass ich nicht Schuld daran bin

Du willst nicht dass ich dich anfasse -

Is gut, ich will nur bei dir sein

Bitte sag mir, dass ich besser zu dir war als dieses Schwein!

Denn als du mich gebraucht hast

Konnte ich nicht bei dir sein

Jede Nacht wach ich auf, denn ich hör dich schreien...
 

Seto setzte sich neben sie und legte ihr einen Arm um die Schultern. Es war ein irrwitziger Gedanke... jetzt zu wollen, dass sie ihn freisprach. Als wäre das jetzt wichtig. Außerdem, wenn er schon nicht an ihrem Unglück schuld war, dann an dem einer ihrer besten Freundinnen. Sie hatten beide gedacht, das sei verjährt, wo er doch jetzt nicht einmal mehr im Traum daran denken würde, so etwas zu tun. Aber das war es nicht, konnte es nicht sein. Seto war sich sicher, dass auch Tea sich daran erinnert haben musste. Fast erwartete er, dass sie wieder aufspringen und auch vor ihm flüchten würde. Und er könnte sie sogar verstehen. Er hasste sich in diesem Moment, hasste sich dafür, was er getan hatte und noch mehr dafür, dass er Tea jetzt nicht helfen konnte. Tea, die ihm doch so oft geholfen hatte, wofür er sich meist nicht einmal bedankt hatte. Tea, die immer da war. Die ihm alles bedeutete, und der er das so wenig zeigen konnte.
 

Warum guckst du mich nicht an ?

Du musst mir nix erzählen

Doch wenn dir was weh tut

Darfst du dich nicht quälen

Um mich rum ist alles stumm

In der Schule loose ich ab - Na und !?!

Mir kann alles scheißegal sein

Doch dein Leben bleibt wund

Für immer - Bitte sprich mit mir

Ich kann doch nichts dafür

Und ich verspreche dir, dass ich dich nicht mehr berühre...
 

Sie jedenfalls schien ihn nicht zu hassen. Tea klammerte sich noch immer an ihn, Hilfe suchend, wie ein Schiffbrüchiger an das letzte Stück Holz, das ihn noch über Wasser hielt. Warum? Schoss es ihm durch den Kopf. Warum jetzt? Und warum sie? Sie hatte keinem etwas getan, ganz im Gegenteil zu ihm. Warum hatte nicht ihn irgendein Unglück getroffen? Das wäre ihm tausendmal lieber als das hier. Ohnmacht übermannte ihn. Ein Gefühl, das ihn nicht oft befiel und das er mehr hasste als alles andere.
 

Komm zurück zu mir

Ach, was red ich

Das ist beschissen

Ich kann nur zusehen, wie's dir schlecht geht

Mich plagt mein Gewissen...

Ich bring ihn um, dieses Schwein

Ich finde raus, wer das ist

Ich will ihn leiden sehen, hängen sehen

Bis ihm schwindelig ist

Ich schneide ihm alles ab -

Gott, wie kann ich nur so was denken

Ich würd alles tun, um dir dein Leben zurückzuschenken...
 

Nun, vielleicht nicht mehr als alles andere. Wenn der nur den zu fassen bekäme, der ihr das angetan hatte... Aber solche Gedanken führten zu nichts. Es würde nicht alles rückgängig machen, selbst wenn man den Schuldigen finden und seiner gerechten Strafe zuführen könnte. „Sag mir, was ich tun soll... Damit es dir besser geht...“ Hilflos blickte Seto sie an. Tea sah ihn an, schien ihn zu sehen und doch durch seinen Körper hindurch ins Leere zu starren. „Bleib bei mir.“ flüsterte sie. Ein simpler Satz. Sie verlangte so wenig – und doch war das leider alles, was er tun konnte. All sein Geld, all seine Macht waren nutzlos. Wertlos.
 

Um dich abzulenken

Baby, ich kann einfach nicht mehr weiter

Damit leben - Ich flehe dich an

Laß uns endlich reden !!!

Ich weiß genau, ich werde deine Schmerzen niemals spüren

Doch ich werd dich nie verlassen, das kann ich dir schwören

Auch wenn du mich jetzt nicht mehr sehen willst

Ich bin bei dir

Im Gedanken, am Tag, in der Nacht, jetzt und hier...
 

Sie hatte nicht geschlafen. Sie hatte auch nicht mehr geweint. Die ganze Nacht hatte Tea am Fenster gesessen und hinausgestarrt, als könnte sie irgendwo in den Sternen eine Möglichkeit lesen, das rückgängig zu machen, was mit ihr geschehen war. Irgendwann gegen vier Uhr morgens war Seto schließlich in einen unruhigen Schlaf gefallen und sie hatte ihm dann und wann einen leeren Blick zugeworfen, jedoch keine Anstalten gemacht, sich zu ihm zu legen und wenigstens zu versuchen, einzuschlafen. Als er schließlich etwa zwei Stunden später wieder aufwachte, saß sie immer noch an der selben Stelle. Seto, unsicher was er jetzt tun sollte, um nur ja nichts Falsches zu sagen oder zu tun, sah sie erst etwas unschlüssig an, erhob sich dann aber vom Bett und ging ins Bad, um sich nach der kurzen Nacht wenigstens halbwegs frisch zu machen. Gewaschen, rasiert und angezogen kam er zurück, blieb aber im Türrahmen stehen und fuhr sich mit einer Hand durch die Haare. „Wir müssen zur Polizei.“ Seine Stimme klang immer noch etwas rau von der durchwachten Nacht. Tea wandte ihm ihr Gesicht mit den geröteten, aber trockenen Augen zu, gab ansonsten jedoch keine Regung, die verraten hätte, dass sie ihn überhaupt gehört hatte. Eine kleine Ewigkeit später nickte sie, stand langsam auf – man sah ihren Bewegungen an, dass ihre Gliedmaßen zum Teil noch immer von der Behandlung der letzten Nacht schmerzten – und zog sich ebenfalls frische Sachen an. Aufs Waschen verzichtete sie, nicht nur, weil ihr in ihrem momentanen Zustand fast alles egal war, sondern auch, weil ihr ein winziger, nicht von Schmerz und Scham betäubter Winkel ihres Gehirns sagte, dass an ihrer Haut immer noch Spuren sein könnten, die den Täter entlarven mochten. Etwas von ihm an sich zu tragen widerte sie an, aber es war die einzige Möglichkeit, ihn vielleicht irgendwann zur Rechenschaft zu ziehen. Immer noch schweigend packte sie ihre Kleider – oder das, was noch von ihnen übrig war – sorgfältig gefaltet in eine Plastiktüte und ging zur Tür, in der immer noch Seto stand. „Gehn wir.“ flüsterte sie, ohne seinem Blick zu begegnen. Er trat zur Seite und Tea ging auf den Gang hinaus, im Stillen betend, dass Rowena nicht aus irgendeinem Grund früher aufgewacht sein mochte und sie so sah. Sie hätte viel dafür getan, ihr diesen Anblick zu ersparen. Jemand schien sie erhört zu haben, oder Rowena hatte einfach ihre Gewohnheit beibehalten, immer zur gleichen Uhrzeit, nämlich um viertel nach Sieben und keine Minute früher oder später, aufzuwachen.
 

Die Fahrt verlief schweigend, aber keineswegs ruhig. Als Ruhe konnte man die angespannte Stille, die zwischen ihnen herrschte, wirklich nicht bezeichnen. Es tat Tea leid, dass Seto ihr Schweigen womöglich als Vorwurf deutete, das war es nicht. Sie wusste, dass seine Vergangenheit längst etwas war, das er am liebsten für immer aus seinem Gedächtnis streichen würde. Und noch besser wusste sie natürlich, dass er überhaupt nichts dafür konnte, was ihr in der Nacht zuvor passiert war. Sie hatte nur einfach keine Energie, jetzt etwas zu sagen oder zu erklären.

Nachdem Seto einem der diensthabenden Beamten klargemacht hatte, was sie hier suchten – der Mann hatte ihn skeptisch gemustert, denn natürlich waren ihm in einem so prominenten Fall wie dem von Seto die Vorstrafen bekannt – wurden die Beiden in ein Nebenzimmer geführt. Der Polizist, der sie hergebracht hatte, beschied ihnen, zu warten und verschwand wieder, wohl um einen sachkundigen Kollegen zu holen. Als dieser auftauchte, verbannte er zuerst Seto aus dem Raum, da er von Tea „unbefangene Aussagen“ brauchte, wie er sich ausdrückte. Dass diese eine solche Behandlung einfach über sich ergehen ließ, war bezeichnend für ihren Zustand, denn wäre es ihr besser gegangen, dann hätte sie dem Beamten sicher entschieden erklärt, dass es lächerlich sei, ihren Mann als Täter in Betracht zu ziehen oder zu glauben, sie würde vor ihm irgendwelche Informationen zurückhalten. Andererseits, wenn es ihr besser ginge, dann müsste sie nicht hier sein. Also war es müßig, darüber nachzudenken. Kaum waren sie allein, wies der Polizeibeamte sie zuerst an, sich auszuziehen. Tea musste wohl ziemlich geschockt ausgesehen haben, denn er ergänzte schroff: „Ich muss protokollieren, welche Spuren der Tat sie davongetragen haben.“ Er musterte sie nicht unbedingt freundlich und in ihr regte sich der Verdacht, dass er zu den Leuten gehörte die glaubten, Vergewaltigungsopfer seien durch ihr eigenes Verhalten immer mit Schuld an dem Verbrechen. „Haben Sie für solche Aufgaben keine weiblichen Beamten?“ fragte sie schließlich. Der Mann schnaubte. „Was denken Sie eigentlich, wo Sie sind? Bei einem Dienstleistungsunternehmen? SIE wollen hier etwas von UNS. Natürlich könnte ich jetzt eine Kollegin rufen, aber wozu eigentlich der Aufwand? Ich werde Ihnen schon nichts wegkucken. Also entweder geben Sie sich mit dem zufrieden, was Ihnen geboten wird oder Sie gehen wieder. Wir haben weiß Gott auch ohne noch eine Anzeige, die sowieso nie zu einem Erfolg führen wird, genug zu tun.“ Die junge Frau musterte ihn entsetzt. Aber noch ehe sie energisch erwidern konnte, dann werde sie eben ein anderes Polizeirevier aufsuchen, flog die Tür auf und eine rothaarige Beamtin, vielleicht etwas älter als Tea selbst, marschierte herein. „Hatten wir nicht verabredet, dass ICH für solche Fälle zuständig bin?“ zischte sie ihrem Kollegen zu, bevor sie ihn hinauskomplimentierte. Als sie die Tür hinter ihm schloss, wippte ihr Pferdeschwanz ärgerlich auf und ab, aber der Blick, mit dem sie Tea gleich darauf ansah, war sanft und verständnisvoll. „Es tut mir leid, normalerweise hätte ich Sie sofort betreut, aber ich war noch nicht da. Mein Dienst hat eben erst begonnen. Bitte setzen Sie sich doch.“ Sie führte Tea zu einer offensichtlich schon etwas älteren, ansonsten aber recht gemütlichen Sitzgarnitur in der Ecke. Dann nahm sie einen kleinen Block und einen Kugelschreiber aus der Tasche. „Leider muss ich Sie etwas ausfragen. Ich weiß, dass das nicht angenehm ist, aber es geht nicht anders. Sagen Sie mir, wenn Sie eine Pause brauchen.“ Tea nickte und die Polizistin begann mit ihrer Befragung. Zuerst ein wenig stockend, aber in klaren und halbwegs nüchternen Worten schilderte Tea noch einmal, was in der letzten Nacht passiert war, auch wenn ihr schon der Gedanke daran Übelkeit bereitete.
 

Die Prozedur war ermüdend und dauerte fast drei Stunden, aber hinterher fühlte sich Tea seltsam erleichtert. Ihre Verletzungen schmerzten immer noch, das Gefühl der Demütigung war geblieben, aber sie hatte nicht mehr das Gefühl, überhaupt nichts getan zu haben. Und wenn sie Glück hatte, dann wäre ihr Peiniger bald anhand der DNA-Proben, die die Polizistin von ihm genommen hatte – sie hatte Tea schnell den eigentlichen Grund erklärt, warum sie sich ausziehen musste, denn – so beschämend das auch für die Opfer sein mochte, es brachte anscheinend gute Ergebnisse, das Schamhaar vergewaltigter Frauen auf einzelne Haare ihres Vergewaltigers zu untersuchen und so an seinen Gencode zu kommen. „Wir sind gleich fertig.“ beruhigte sie die Beamtin jetzt, da Tea wieder vollständig bekleidet dasaß. „Nur noch ein Letztes. Ich möchte Ihnen nicht unnötig Angst machen, aber haben Sie an die Möglichkeit gedacht, dass Sie schwanger sein könnten? Wenn Sie das möchten, können wir gleich einen Test durchführen, um alle Zweifel aus der Welt zu schaffen.“ Zwei völlig unterschiedliche Gefühle ermächtigten sich Teas, die an diese Möglichkeit noch gar nicht gedacht hatte: Erleichterung und schreckliche Sorge. „Das... das ist kein Problem.“ meinte sie schließlich. „Ich war zuvor schon schwanger. Aber da sie Erfahrung mit solchen Fällen haben...“ sie sah die Frau ihr gegenüber an, die Besorgnis war deutlich auf Teas Gesicht zu lesen. „Ist es möglich, dass meinem Kind etwas passiert ist?“ Die Beamtin schüttelte sofort den Kopf. „Das ist wirklich sehr unwahrscheinlich. Sie sollten zur Sicherheit zu einem Arzt gehen und das nachsehen lassen, aber wenn Sie nicht auf den Bauch geschlagen oder getreten wurden, denke ich nicht, dass Sie oder Ihr Kind einen Schaden davon tragen werden.“ Sie erhob sich und bot Tea ihre Hand an, um ihr beim Aufstehen zu helfen. „Am Besten, Sie gehen erst einmal heim, duschen, ruhen sich aus und wozu Ihnen eben der Sinn steht, und gehen dann morgen zum Arzt. Wenn Sie psychologische Betreuung brauchen oder auch nur wünschen sollten, dann kann ich Ihnen gerne eine geeignete Fachkraft vermitteln.“ Tea wehrte ab. „Danke, darum würde ich mich dann schon selbst kümmern. Wenn mir noch etwas Wichtiges zu gestern Nacht einfällt, dann melde ich mich bei Ihnen, ansonsten...“ Sie brach ab, aber eine Beendigung ihres Satzes war eigentlich auch nicht notwendig. Es verstand sich schließlich von selbst, dass sie wissen wollte, wenn der Schuldige gefasst wurde. Die junge Frau verabschiedete sich von der Polizistin, verließ den Raum und sah sich suchend nach Seto um. Der hatte sie erwartet und kam sofort auf sie zu. „Fertig?“ Sie nickte. Es tat gut, seine Hand zu halten, während die beiden das Präsidium verließen. Immerhin, dachte sie, ich habe das Glück, dass vernünftige Leute um mich herum sind, die mir alle gerne helfen wollen. Ich bin nicht völlig allein.

Ausweichmanöver

Nach einem kritischen Blick auf den Besucher, der hier um Einlass gebeten hatte, öffnete der schon etwas beleibte Polizeibeamte die Tür zum Besucherzimmer. Drinnen sah es trostlos aus, ein Tisch, zwei Stühle, Wände in einem unangenehmen grün-grau, das an schimmelige Pistazien erinnerte. Auf einem der Stühle saß ein junger Mann. Er hob den Kopf, als sein Besucher eintrat. „Sind Sie mein Anwalt?“ Er bekam keine Antwort. Wie üblich, wenn er einen Gegner zermürben wollte, den er nicht genau kannte, begnügte sich Seto damit, ihn eingehend zu mustern. „Sie haben also immer noch nicht gestanden, ja?“ fragte er schließlich, in einem Tonfall der die Umgebung sogar noch an Kälte übertraf. Sein Gegenüber runzelte trotzig die Stirn. „Nein, was denn auch? Ich habe nichts getan, und Sie sind hier, um das auch diesen Idioten von Beamten klarzumachen, oder nicht?“ Seto zog den anderen Stuhl zu sich und ließ sich darauf nieder, ohne eine Sekunde seinen Blick von dem Jungen zu nehmen. „Im Gegenteil. Ich bin hier, um Sie davon zu überzeugen, dass ein schnelles Geständnis das Beste ist, was Sie jetzt noch für sich tun können.“ Er brauchte seine ganze Selbstbeherrschung, um so kühl und sachlich zu bleiben. Dieser Kerl hatte nicht nur seine Frau vergewaltigt, er hatte auch noch die Stirn, es zu leugnen. „Und wie, wenn man fragen darf, kommen Sie zu diesem Schluss?“ fragte der nun provokant, während er sich eine seiner widerspenstigen braunen Haarstränen mit einer Geste, die offenbar lässig wirken sollte, aus dem Gesicht strich. Sein Erscheinungsbild war der blanke Hohn für Seto. Er wusste, wenn er sich vor Jahren, nachdem er das selbe Verbrechen begangen hatte wie sein Gegenüber, die Mühe gemacht hätte, sein Spiegelbild einmal eines längeren Blickes zu würdigen als er nötig war, um morgens die Haare in Ordnung zu bringen, hätte er beinahe exakt das gesehen, was ihm nun gegenüber saß. Der junge Mann war schlank, sehnig – wenn auch nicht unbedingt muskulös – und hatte volles, dunkelbraunes Haar und war nur ein paar Jahre älter als Seto damals, fünf oder sechs vielleicht – er schätzte ihn auf etwa zwanzig. Seine grünbraunen Augen – der wohl deutlichste Unterschied zu Seto mit Fünfzehn – zeigten keine Spur Bedauern, dafür aber einen Ausdruck, der sehr genau zeigte, dass er sich seines Vergehens vollauf bewusst und sehr zufrieden damit war. Wenn es nach dem Firmenleiter gegangen wäre, hätte er allein dafür hinter Gitter gehört. „Sie dürfen fragen. Vielleicht das Einzige, was Sie bald noch dürfen.“ Seto stieß langsam und unhörbar die Luft aus seinen Lungen, wobei sich seine Nasenflügel sanft wölbten. „Der Grund dafür ist ganz einfach, dass ein paar Jahre Gefängnis nichts, aber auch GAR NICHTS sein werden gegen das, was ich Ihnen bereiten werde, wenn Sie wieder draußen sind. Wenn ich Sie wäre, würde ich sogar hoffen, möglichst lange sicher hinter Gittern bleiben zu können. Und glauben Sie mir, das ist bestimmt keine leere Drohung. Ich habe sowohl die Mittel als auch den Willen, das zu tun.“ Bei jedem Anderen hätten diese Worte lächerlich geklungen, so aber konnte Setos Gegenspieler nur in plötzlichem Wiederkennen die Augen aufreißen und ihn entsetzt anstarren. „Das können Sie nicht. Nicht einmal Sie.“ Brachte er schließlich lahm heraus. Seto verzog verächtlich den Mundwinkel. „Gut. Lassen Sie es darauf ankommen. Es ist Ihre Entscheidung.“ Er stand auf und wollte zur Tür gehen, doch der Blick, den ihm der junge Mann zuwarf, so triumphierend und völlig selbstzufrieden, traf zielsicher den wunden Punkt an der Barriere aus Stolz und Selbstbeherrschung, hinter die er seinen Hass bisher verbannt hatte. „Verrat mir eins, Junge.“ Stieß er hervor, alle Höflichkeitsfloskeln außer Acht lassend. „Wie war es, sie so völlig verzweifelt zu sehen? Hat es dir Spaß gemacht? Oder war dir das schon egal, weil du so sehr auf deine eigenen, notgeilen Triebe fixiert warst?“ Er erntete nur Schweigen. Sich völlig bewusst, dass beim leisesten Geräusch, das draußen zu hören wäre – die Tür war zwar dick, aber nicht schalldicht, damit die Wärter jederzeit einem Besucher zu Hilfe kommen konnten, wenn ein Häftling ausrasten sollte – seine letzte Chance, mit diesem Kerl abzurechnen, bevor er vor Gericht kam, vorbei wäre, streckte Seto die Hand aus und zog ihn am Kragen näher zu sich. „Womöglich denkst du, ich weiß nicht, wovon ich rede. Aber glaub mir, ich weiß es nur zu gut, wie du in deiner grenzenlosen Selbstsucht wahrscheinlich von der ersten Frau Gebrauch gemacht hast, die dir unter die Finger kam. Ich hoffe, du wirst es eines Tages noch bitter bereuen, dass du sie dir einfach so im Dunkeln genommen hast, ohne jemals wirklich auch nur einen Funken von ihr abzubekommen, der jeden vernünftigen Mann um den Verstand bringen würde.“ Mit plötzlichem Ekel stieß Seto den Jungen von sich und riss die Tür auf. Wenige Minuten später saß er vor dem Gebäude in seinem Wagen und versuchte, seine Fassung wieder zu finden. Tea hatte diesen Mann identifiziert. Es gab keinen Zweifel daran, dass er es war, der ihr das alles angetan hatte, auch wenn die Richter das womöglich anders sehen würden. Seto grub die Nägel ins lederbespannte Steuer seines Luxusmobils. Selbst in geschlossenem Zustand zuckten seine Augenlider ein wenig. Er konnte ein leises, gequältes Stöhnen nicht unterdrücken, als ihn einmal mehr das Gefühl überkam, dass Tea jetzt die späte Rache für seine früheren Vergehen zu tragen hatte.
 

Rowena ahnte noch immer nichts davon, was ihrer Mutter passiert war. Sie hatte zwar bemerkt, dass diese in letzter Zeit stiller war als sonst, aber wer konnte schon wissen, welche Laus Tea über die Leber gelaufen war? Das Beste war, sich still zu verhalten, bis sie sich wieder normal aufführte. Viel mehr Gedanken machte sie sich im Moment darüber, warum ein bestimmter blonder Wuschelkopf seit neuestem in ihre Klasse ging und sich auch noch frecher Weise auf dem Platz direkt vor ihrem breit gemacht hatte, so dass ihre Sicht nach vorn nun erheblich eingeschränkt war. In Ermangelung modernerer Hilfsmittel kritzelte sie schnell ein paar Zeilen auf einen Fetzen ihres Hefts, riss diesen heraus – was zweifellos wieder Ärger mit Seto geben würde, sobald er merkte, dass sich seine Tochter im Unterricht nicht nur mit dem Stoff beschäftigte – und warf ihn zielsicher an Rays Hinterkopf. Das Geschoss prallte ab, aber die Aufmerksamkeit des Blonden war trotz allem geweckt.
 

Was machst du hier?

Solltest du nicht zwei Klassen weiter sein?
 

Ray tat, als müsse er ihre Schrift erst entziffern und grinste dann.
 

Eine. Aber unsere Lehrer waren wohl der Meinung, dass ich seit meiner letzten Ehrenrunde noch nicht genug dazu gelernt habe, das heißt, ich darf jetzt hier mit euch die Zeit absitzen.
 

Eine triumphierende Stimme, die Rowena vage als die ihres Vaters identifizieren konnte, meldete in ihrem Hinterkopf etwas das sich sehr nach „Blut ist eben doch dicker als Wasser“ anhörte, was sie aber gekonnt ignorierte.

Sehr zu ihrem Leidwesen musste sich die junge Kaiba-Erbin jedoch die Chance, mehr aus Ray herauszukitzeln, erst mal entgehen lassen, denn in eben diesem Moment schallte es aus den Lautsprechern: „Rowena Kirika Kaiba bitte unverzüglich ins Direktorat. Ich wiederhole, Rowena Kirika Kaiba SOFORT ins Direktorat!“ Sie schwor sich im Stillen, dass sie ihren Vater umbringen würde, wenn er sie noch einmal so aus dem Unterricht holen ließ – denn dass er dahinter steckte, daran gab es keinen Zweifel, wer sonst hätte schließlich ohne Probleme die Möglichkeit, den Direktor zu so etwas zu bringen? – stand aber auf und begab sich wie eine schuldbewusste Schulregelbrecherin auf den Weg zum Büro des Schulleiters.

Ihr Vater ließ ihr nicht viel Zeit für Fragen, sobald sie zwei Minuten später die Tür aufgeschoben hatte, marschierte er auch schon an ihr vorbei und war zu keiner anderen Äußerung bereit als: „Komm mit. Roland holt deine Sachen aus der Klasse, du bist bis auf weiteres vom Unterricht befreit.“ Der Dreizehnjährigen blieb der Mund offen stehen. Was hatte sie denn nun schon wieder angestellt?
 

Nichts, wie sich herausstellte. Tea hatte sich in den Kopf gesetzt, ausgerechnet jetzt eine neue Tournee mit ihrer Ballettgruppe zu starten und war abgereist, ohne mehr als ein paar Zeilen auf dem Wohnzimmertisch und ihre Telephonnummer zu hinterlassen. Was GENAU ihren Vater dabei so – nun, panisch, falls man dieses Wort bei der kalten Entschlossenheit, die er an den Tag legte, benutzen durfte – machte, dass er nicht einmal die zwei Stunden hatte warten können, bis Rowenas Schultag vorbei war, begriff seine Tochter nicht ganz, allerdings hielt sie es für intelligenter, ausnahmsweise nicht zu fragen. Seto jedenfalls hatte sie ohne Umstände in seinen Wagen verfrachtet, die Lage in drei kurzen Sätzen erklärt und dann, ohne eine Antwort abzuwarten, den Motor gestartet. Jetzt schossen sie mit einer Geschwindigkeit durch Domino, dass Rowena ernsthaft befürchtete, sie würden erst wieder an einer Hauswand oder Ähnlichem zum Stehen kommen, was sich allerdings nicht ganz bewahrheitete. Seto steuerte ihr Gefährt im Gegenteil fast elegant in eine wundersamer Weise – oder vielleicht doch eher wegen des Kaiba Corp. Menschen, der bis vor zwei Sekunden noch darin gestanden hatte – freigebliebene Parklücke vor dem Flughafen und stieg ohne Umstände aus. Rowena blieb nichts anderes übrig, als ihrem Vater zu folgen. Erst an Bord der Maschine, die Seto – ohne sich natürlich um Tickets oder ähnliche Kleinigkeiten zu kümmern – betreten hatte, kam sie wieder zu Atem. Es war bezeichnend für die Eile, die Seto umtrieb, dass er sich mit dieser für seine Verhältnisse doch recht „schäbigen“ Art zu reisen abgab, anstatt erst seine Privatmaschine klar machen zu lassen.

Intermezzo - Auszug aus den Tagebüchern der Rowena Kirika Kaiba

22.4.20..
 

Hier geht alles durcheinander. Mum besteht darauf, ihre Tournee fortzusetzen, obwohl sie gegen Ende hochschwanger sein wird und wohl kaum noch selber tanzen kann. Dad versucht mit einer Mischung aus Bitten, Argumentation und Schreien, sie davon abzubringen. Sabrina hat angerufen und verkündet, dass sich 52% der Kaiba Corp. im Besitz eines Menschen namens Pegasus befinden. Was immer das heißen mag. Meine Wirtschaftsbücher sind auf wundersame Weise aus dem nachgeschickten Schulranzen verschwunden. Hätte ich mal besser gelernt. Dad hat es auf einmal wieder eilig, heim zu kommen.
 

23.4.20..
 

Ich soll hier bleiben um „Ein Auge auf Mum zu haben“ hat er gesagt. Die Wahrheit ist, ich bekomme sie kaum zu Gesicht. Sie ist ständig beschäftigt. Einer dieser seltsamen Bodyguards lässt mich Matheaufgaben lösen, damit ich nicht aus der Übung komme.

Mokuba ruft jeden Abend an und versichert mir, dass alles in Ordnung ist. Hätte er nichts gesagt, hätte ich das eher geglaubt.
 

30.4.20..
 

Den Wandertag hab ich auch verpasst. Mum isst Unmengen seltsames Zeug. Ich seh sie nur beim Essen.
 

14.5.20..
 

Wir sind umgezogen. Das Hotel heißt genauso wie das vorherige, die Angestellten sind aber nicht ganz so hilfsbereit. Der Fernseher auf meinem Zimmer scheint nur Kanäle zu empfangen, die keine Nachrichten senden und Zeitungen gibt es hier auch keine. Seltsame Gegend.
 

15.5.20..
 

Eben war Duke am Telefon. Ich soll meiner Mutter ausrichten, dass er diesem Menschen – wie hieß er doch gleich? Perseus? – 4% abkaufen konnte. Es klopft an der Tür.

Ich hatte doch gar kein Zimmerfrühstück bestellt?
 

16.5.20..
 

Mum hat sich einen Tag freigenommen, um mit mir ins nächste KaibaLand zu fahren. Ich muss sagen, sie hinken dem japanischen Standard hier ziemlich hinterher. War trotzdem ganz lustig. Sie war sehr auskunftsfreudig, aber auf alle Fragen betreffend der Firma bekomme ich ein einsilbiges „Frag deinen Vater.“ zu hören. Sonst nennt sie ihn immer Seto.
 

17.5.20..
 

Dad hat angerufen. Als ich ihn über den Menschen mit dem mythologischen Namen ausfragen wollte, wurde auf einmal die Verbindung schlechter. Ich soll Mum ans Telephon rufen.

– Vor einer Minute war sie noch nicht unter der Dusche.
 

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Jaha... ich weiß. Rowena hat wahrscheinlich mit den ersten Schlafliedern ihres Vaters in sich aufgenomen, wie man eine Firma übernimmt, also müsste sie eigentlich wissen, was Pegasus vorhat. Und natürlich müsste sie auch wissen, wer er ist.

Wenn ich jetzt nach einer logischen Erklärung suchen würde, würde ich sagen, sie ist einfach zu geschockt, um sich zu erinnern, aber das lasse ich lieber.

Ich habe mich damit abgefunden, dass diese FF einfach nicht logisch oder literarisch wertvoll ist, aber es macht einfach Spaß, ab und zu mal richtig telenovelamäßig drauf los zu schreiben.

Auch wenn ich Telenovelas hasse.

Familienbande

„Nun komm schon, Seto, du kannst nicht den ganzen Tag so tun, als ob du arbeitest. Und die Weihnachtsfeier wird dich ablenken.“

„Nein.“

Sabrina seufzte. Aber es war nur eine Frage der Zeit, bis ihr Bruder nachgeben würde, das wusste sie.

„Tea ist Vorsitzende des Elternbeirats.“ Gut, das war gelogen. Oder zumindest war sie sich nicht so ganz sicher. Konnte natürlich inzwischen sein. „Wie sieht das denn aus, wenn weder Rowena noch einer ihren Eltern da ist?“

„Es ist mir völlig egal, wie das aussieht, Sabrina. Es ist nur eine SCHULE.“

Die Schwarzhaarige zwirbelte eine Haarsträne zwischen ihren Fingern.

„Nein, es ist dir nicht egal. Und jetzt komm, oder muss ich mir hier noch länger die Füße in den Bauch stehen? Wenn du nicht kommst, wird Joey die Empfangsrede halten.“

Erstaunlich, wie schnell Seto danach einen Mantel übergeworfen hatte. Sabrina konnte nicht umhin, darüber nachzudenken, wie seltsam es war, dass ein erwachsener Mann wie Seto noch immer solchen kindischen Rivalitäten nachhing. Aber wenn es ihn dazu brachte, mal wieder aus seinem Büro rauszukommen, sollte es ihr recht sein.
 

Es war genau das, was er erwartet hatte. Nur vielleicht noch etwas schlimmer. Offensichtlich hatte ihm seine Erinnerung den Gefallen getan, gewisse unangenehme Details zu überdecken – den Geruch beispielsweise, eine Mischung aus verbrannten Keksen und nassen Schals, der in der Luft hing. Ansonsten aber war alles genauso, wie er es noch vom letzten Jahr im Kopf hatte: die Deko vielleicht etwas greller, die Musik noch aufdringlicher, aber in etwa das, was er erwartet – und befürchtet – hatte. Keiner schien ihn zu bemerken, und Seto war froh darüber. Offenbar hatten seine Groupies dankenswerter Weise beschlossen, dass Weihnachten ein Familienfest war und sie sich nicht einfach ein einen verheirateten Mann ranschmeißen konnten, wie sie das sonst so schamlos taten. Vielleicht, aber nur VIELLEICHT würde er es ja mit der nötigen Dosis Glühwein doch bis zum Ende aushalten.

Falsch gedacht. Kaum hatte er Roland mit dem Auftrag weggeschickt, ihm „das Hochprozentigste, das sie hier haben“ – was bei einer Schulweihnachtsfeier nicht sehr viel erwarten lies – zu holen, kam sein erklärtes Feindbild auf ihn zugerauscht, bester Laune und noch unerträglicher als sonst. Wheelers wie üblich zerzauste Haare zierte heute eine quietschrote Bommelmütze, die Seto spontan an einen Gartenzwerg denken ließ, und in der Hand hielt er – zwei Becher Glühwein.

„Hey, Kaiba, kuck mal nicht so, du machst den kleinen Kindern Angst. Hier.“ Joey drückte dem völlig perplexen Seto einen der Becher in die Hand, den dieser nur aufgrund seiner antrainierten Selbstbeherrschung nicht fallen ließ – er war glühend heiß. „Was willst du von mir, Wheeler?“ knurrte er. Der rollte die Augen himmelwärts und nahm einen Schluck von seinem eigenen Glühwein. „Wie kommst du eigentlich darauf, dass jeder etwas von dir will, wenn er zu dir kommt?“ beiläufig hob er die Hand und winkte irgendeinem Bekannten zu, der mit seinem Elchgeweih sogar noch lächerlicher aussah als er selbst. „Jahrelange Erfahrung. Also, mal wieder kein Geld und unbedingt eine Finanzspritze nötig? Du weißt doch, fürs Spenden ist meine Frau zuständig.“ Ob vor Ärger oder weil er nicht gern an seine nicht immer ganz rosige finanzielle Situation erinnert wurde, auf Joeys Wangen tauchten zwei tiefrote Flecken auf. Er schien sich jedoch schnell wieder zu erholen. „Du bist einfach unausgelastet, Kaiba. Vielleicht solltest du dich mal abreagieren? Schließlich fehlt dir Tea schon eine ganze Weile.“ Sein kumpelhaftes Zwinkern verriet, dass er mit „abreagieren“ nicht unbedingt auf ein Fitnessstudio oder ein paar heilsame Kündigungen anspielte. Seto schluckte den Mund voll kochend heißem Glühwein hinunter, den er gerade probiert hatte, und wollte schon erbost antworten, dass er nicht im Traum daran dachte, Tea zu betrügen, als ihm eine seltsame Zuckung im Mundwinkel seines Gegenübers auffiel. Darauf lief das also heraus. Wenn Wheeler glaubte, ihn auf die Probe stellen zu können, hatte er sich aber geschnitten. Relativ gelassen schaffte er es zu antworten: „Ich weiß nicht, wie das bei euch ist, aber in meinen Kreisen wurde vor ein paar Jahrhunderten die Monogamie eingeführt.“ Der Blonde brach in Lachen aus. „Schon gut. Aber dir ist hoffentlich klar, dass ich dir auf der Stelle alle Knochen brechen würde, wenn du auch nur den Versuch machen solltest, Tea wehzutun.“ Der unerschütterliche Held. Lächerlich. „Auf den Versuch wäre ich mal gespannt.“ Endgültig genervt von diesem Gespräch, drehte sich Seto um und verschwand in der Menge.
 

„Mum, ist dir nicht gut?“ Tea hatte sich an den Zaun der nächsten Achterbahn gelehnt und die Hände auf ihren Bauch gelegt. Rowena stand vor ihr und fuchtelte mit einer Hand vor ihren Augen herum. „Hey, ich rede mit dir!“ Lächelnd löste sich ihre Mutter von dem Metallgerüst, das ihr eben noch als Stütze gedient hatte. „Lass es gut sein. Mit mir ist alles in Ordnung. Wolltest du da nicht mitfahren?“

„Mum, ich bin schon tausendmal in diesem Ding gefahren, glaubst du, das hier ist anders als das daheim in Domino? Und ich seh doch, dass dir nicht gut ist. Komm, wir gehn da rüber, ins Café, dann kannst du dich hinsetzen.“ Zielsicher steuerte der – noch – jüngste Kaiba-Sprössling auf einen der Tische zu, die am anderen Ende des Platzes standen und das markierten, was die meisten Parkbesucher für eine angemessene Umgebung für einen Imbiss zwischendurch zu halten schienen. Kaum hatten sich die beiden niedergelassen, als schon eine dienstbereite Kellnerin auf sie zugeschossen kam. „Sie wünschen?“ fragte sie wie aus der Pistole geschossen. „Nichts, danke. Wir möchten uns nur einen Augenblick ausruhen.“ Entgegnete Tea abwesend. Bei der jungen Frau handelte es sich offenbar nicht um ein in ihrem Job sonderlich erfahrenes Geschöpf, ansonsten hätte sie wohl protestiert. So verzog sie sich nur mit erstauntem Gesicht – allerdings nicht, ohne sicherheitshalber bei ihrer Vorgesetzten nachzufragen, ob denn ein solches Verhalten zulässig sei. War es natürlich nicht. KaibaLand lebte schließlich von Touristen, die nicht nur die verschiedenen Attraktionen nutzten, sondern vor allem auch das maßlos überteuerte Essen und Trinken zu sich nahmen.

Wäre Rachel Regan eine völlig durchschnittliche junge Frau gewesen, die sich lediglich durch das Glück auszeichnete, einen der begehrten Posten im KaibaLand New York City ergattert zu haben, hätte sie die Sache wohl auf sich beruhen lassen. Aber Rachel war nicht durchschnittlich, jedenfalls nicht in ihren eigenen Augen. Rachel hatte PLÄNE. Oder, wie sie es lieber nannte, einen TRAUM. Sie würde zur besten Managerin aufsteigen, die die KaibaLand-Kette jemals gehabt hatte. Und dann würde sie selbstverständlich Seto Kaiba kennen lernen – und wenn sie ihn erst einmal von ihren Fähigkeiten überzeugt hatte, wer konnte dann wissen, was noch aus ihr werden würde? Dazu durfte sie sich natürlich nicht die kleinste Nachsichtigkeit gegenüber regelbrüchigen Parkbesuchern leisten. Leider waren Rachel einige Dinge nicht ganz so klar, wie sie allgemein annahm. Erstens: Sie war nicht die Einzige, ja nicht einmal die Erste, die sich etwas derartiges in den Kopf gesetzt hatte. Und zweitens: sie wirkte reichlich lächerlich, wenn sie versuchte, autoritär zu sein.

„Würden Sie sich bitte einen anderen Sitzplatz suchen, Madame?“ Madame war eines ihrer Lieblingswörter. Sie fand, es hörte sich gebildet an.

Tea hob den Kopf. „Aber warum denn? Hier störe ich doch niemanden.“ Entgegnete sie ruhig, und tatsächlich war weit und breit kein zweiter Anwärter auf ihren Platz zu sehen. Mit Widerspruch hatte Rachel nicht gerechnet. Nicht, dass sie etwas dagegen gehabt hätte. Schließlich musste eine zukünftige Top-Managerin sich auch in schweren Situationen als geistesgegenwärtig erweisen. „Ich muss Sie darauf hinweisen, dass diese Tische nur für zahlende Gäste bestimmt sind.“ Hier schaltete sich Rowena ein. „Sehen Sie nicht, dass meine Mutter hochschwanger ist?“ Jetzt war Rachel in ihrem Element. Sie hatte nicht umsonst jahrelang eine der besten Schulen für angehende Kindermädchen weltweit besucht. Dass sie das Vermögen, das ihre Eltern dafür hingeblättert hatten, einfach in den Sand gesetzt und kurz vor dem Abschluss alles hingeschmissen hatte, war zweitrangig. „Natürlich sehe ich das, Liebes.“ Ihre Stimme klang, als würde sie sich mit einer widerspenstigen Fünfjährigen unterhalten. „Aber verstehst du, ich kann sie hier nicht sitzen lassen. Ich muss mich genauso an die Regeln halten, die hier gelten, wie du. Und mein Arbeitgeber hat nun mal beschlossen, dass hier nur Leute sitzen dürfen, die auch etwas bestellen.“ Tea wusste, was jetzt kommen musste. Und sie hatte absolut keine Lust, dass Rowena verriet, wer sie beide waren. Kaiba war ohne Zweifel ein sehr nützlicher Name, wenn man sich irgendwelche Sonderrechte verschaffen wollte, aber keiner behandelte einen noch wie einen normalen Menschen, wenn erst mal heraus war, dass man diesen Namen trug. „Lass es gut sein.“ Sage sie deshalb zu ihrer Tochter, noch bevor diese protestieren konnte. „Dann kaufen wir eben etwas.“

So leicht ließ sich Rowena nicht beruhigen. „Was soll das? Haben Sie keine Augen im Kopf, sie Schnepfe“ – Tea würde bei nächster Gelegenheit mal mit ihrer Tochter über deren Wortwahl reden müssen – „Oder sind Sie wirklich so dumm, wie Sie aussehen?“ Rachel schnappte nach Luft, aber Rowena war noch nicht am Ende. „Bei all diesem Gerede von Ihrem „Vorgesetzten““ – sie äffte Rachel nach, was dieser trotz allen Ärgers auf einmal klar werden ließ, wie lächerlich ihre Rede von vorhin gewirkt haben musste – „... also wenn Sie sich schon darauf berufen, Angestellte der KaibaCorp zu sein, dann sollten Sie wenigstens ein Mitglied der Familie erkennen, wenn es vor Ihnen sitzt!“
 

Obwohl sie, gelinde gesagt, ihre ganz eigene Vorstellung vom Leben hatte und in den Jahren, die sie bisher gebraucht hatte, um wenigstens bis zu ihrer jetzigen Position aufzusteigen, gelernt hatte, - im übertragenen Sinn – über Leichen zu gehen: Rachel war kein schlechter Mensch. Eigentlich war sie sogar sehr umgänglich, wenn man sich einmal an ihre zugeknöpfte, hochgestochene Art gewöhnt hatte – irgendwo zwischen einer Gouvernante und einer modernen Karrierefrau lag, grob gesagt, das Meiste, das sie tat. Aber sie hatte die richtige Mischung zwischen Regeltreue und Ehrgeiz, zusammen mit einer fundierten Ausbildung – und sie hatte sich nach einigem Hin und Her entschlossen, Teas Vorschlag anzunehmen, mit ihr und Rowena nach Japan zurück zu fliegen – als späteren Kindermädchen für das noch ungeborene Baby.

Und, zumindest schien sie es so aufgefasst zu haben, für Rowena.

Letztere hatte ihre liebe Not, sich der übermäßigen Führsorge zu entziehen, die ihr jetzt nicht mehr nur ihre Mutter, sondern auch diese „Schnepfe“ – wie sie Rachel insgeheim immer noch nannte – angedeihen ließen. Mehr als einmal war die schon dabei gewesen, Rowena aus „Grimms Märchen“ oder etwas ähnlich Unpassendem vorzulesen.

Nachdem sie Rowena mehrfach darüber aufgeklärt hatte, dass sie nicht nur viel zu alt war für solche Geschichten, sondern Rachels Ausgabe der Märchen auch noch eine völlig verstümmelte und angepasste war – Ihr Vater hatte sie, entgegen den Erwartungen, die man vielleicht in ihn gesetzt hatte, noch vor dem Einmaleins und dem Computer mit Märchen und Geschichten vertraut gemacht – nachdem das passiert war, einigten sie sich schließlich darauf, dass Rachel Rowena zwar vorlesen durfte (sie hatte übrigens keine schlechte Vorlesestimme, und schließlich konnte es ja ganz praktisch sein, die Hände und Augen frei zu haben), aber nur auf deren ausdrücklichen Wunsch hin und aus den Büchern, die Rowena sich selbst ausgesucht hatte.

Diese Unstimmigkeiten waren also beigelegt, und Rowena konnte sich ungestört auf die Rückkehr nach Domino freuen.
 

In Domino war es zwei Uhr morgens, als das Telfon klingelte.

Seto hatte gerade ins Bett gehen wollen, griff aber aus einem Impuls heraus trotzdem nach dem mobilen Telefon, das er für Notfälle meist im Schlafzimmer deponierte (eine Angewohnheit, die Tea rasend machte) und sah Teas New Yorker Nummer auf dem Display leuchten. Alles in ihm zog sich schlagartig zusammen, und noch während er hastig abnahm, konnte er nichts anderes denken als: Ihr ist etwas passiert. Sie hatte eine Fehlgeburt. Das Kind ist tot, oder sie haben eine Krankheit bei ihm festgestellt.

Er merkte kaum, dass er bereits seit einer halben Minute abgenommen und noch nichts gesagt hatte. „Dad? Bist du das? Sag doch endlich was.“

Rowenas Stimme war durch die schlechte Verbindung verzerrt, klang aber sehr aufgeregt. Also doch. „Was ist es?“ fragte er, ohne auch nur eine Begrüßung vorauszuschicken.

Er konnte ihr Stirnrunzeln beinahe hören, dann ein Lachen von der anderen Seite des Ozeans.

„Oh, es ist gar nichts passiert. Mach dir keine Sorgen. Wir kommen nach Hause!“

Er brauchte einen Moment, um das zu realisieren, als er wieder sprach, klang seine Stimme kratzig und vielleicht sogar ein kleines bisschen zittrig vor Erleichterung. Also wirklich, er sollte wieder einmal an seiner Selbstbeherrschung arbeiten.

„Und deshalb rufst du mich mitten in der Nacht an?“ Er rechnete nach. Natürlich war es in New York nicht Nacht, sondern vielmehr helllichter Tag. Eben schien Rowena die Sache mit der Zeitverschiebung in den Sinn zu kommen, aber sie kümmerte sich nicht weiter darum.

„Oh. Tut mir leid. Na, jedenfalls sind wir in einer Woche wieder zu Hause, also freu dich mal.“

Natürlich freute er sich. Er wollte das auch eben versichern, aber Rowena plapperte schon weiter. „Mum wollte eigentlich erst nächsten Monat fliegen aber na ja... Rachel hat sie überredet, und wirklich, es ist wahrscheinlich besser so, ich weiß nicht, was sie wollte, das Baby im Flugzeug bekommen?“ Seine Tochter hörte sich an, als habe sie durchaus Spaß bei dem Gedanken, dass ihr kleiner Bruder (sie hatten zwischen Vater und Tochter beschlossen, dass es nur ein Junge werden konnte) Kilometer über dem Ozean auf die Welt käme.

Einen Moment lang schmunzelte auch Seto bei dem Gedanken, ja, das klang ganz nach Tea, dann fragte er: „Rachel? Von wem redest du?“

„Ah... du weißt es ja noch gar nicht.“ Rowenas Grinsen wurde hörbar noch breiter. „Mama hat eine deiner Angestellten aus dem hiesigen KaibaLand abgeworben und sie als Babysitterin oder Kindermädchen oder so eingestellt. Rachel spinnt, aber sie ist ziemlich nett, und sie ist fast eine echte Nanny, na ja, ihren Abschluss hat sie nicht gemacht, aber sie kann alles, und stell dir das blos mal vor, eine richtige Mary Poppins für meinen kleinen Bruder!“ Sie klang sehr zufrieden, als habe sie das Kindermädchen mit den Zauberkräften eigens aus ihrem alten Lieblingsbuch gezogen. Seto hatte es ihr zum fünften Geburtstag geschenkt, eine sehr alte, sehr wertvolle Ausgabe, weil er sich für die literarische Ausbildung seiner Tocher irgendwie verantwortlich fühlte, nachdem Tea Rowena nichts anderes beizubringen schien als singen, tanzen und musikhören. Nun, und solch triviale Dinge wie Fahrradfahren natürlich.

„Hört sich gut an.“ Antwortete er geistesabwesend, und Sekunden darauf bekam er ein schlechtes Gewissen, weil er schon wieder darüber nachgedacht hatte, wie viel Gehalt er für die neue Angestellte festsetzen sollte und in welchem Zimmer sie wohnen könnte, anstatt seiner Tochter zuzuhören. Am besten wäre das Gästezimmer neben dem neuen Kinderzimmer geeignet...

„Hör mal zu, Rowena, ich bin wirklich müde. Aber natürlich freu ich mich, wenn ihr kommt. Ruf einfach noch mal an, wann ich euch jemanden schicken soll, der euch abholt, in Ordnung? Aber bitte nicht wieder zu so nachtschlafender Zeit.“

Rowena lachte. „Geht klar. Ich ruf dich an. Aber wir kommen mit einem ganz normalen Linienflug, vielleicht kannst dus ja einrichten, dass du uns am Flughafen abholst. Bis nächste Woche.“ Ohne seine Antwort abzuwarten, hatte sie aufgelegt, wahrscheinlich, um mit dem Packen zu beginnen. Hummeln im Hintern.

Seine Tochter.

Homecoming Queen

Tadaa... es gibt mich tatsächlich noch, und auch diese FF war nur scheintot. ;)

Ich hoffe, irgendjemand freut sich noch über die Fortsetzung. :)
 

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„Hör mal zu, Rowena, ich bin wirklich müde. Aber natürlich freu ich mich, wenn ihr kommt. Ruf einfach noch mal an, wann ich euch jemanden schicken soll, der euch abholt, in Ordnung? Aber bitte nicht wieder zu so nachtschlafender Zeit.“

Rowena lachte. „Geht klar. Ich ruf dich an. Aber wir kommen mit einem ganz normalen Linienflug, vielleicht kannst dus ja einrichten, dass du uns am Flughafen abholst. Bis nächste Woche.“ Ohne seine Antwort abzuwarten, hatte sie aufgelegt, wahrscheinlich, um mit dem Packen zu beginnen. Hummeln im Hintern.

Seine Tochter.
 

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Er hatte da sein wollen, aber er war spät dran gewesen, dann kam dieser Anruf dazwischen und jetzt waren sie weg. Natürlich sagte ihm seine nüchterne, vernünftige Seite, dass sie sich einfach ein Taxi gerufen hatten und nach Hause gefahren waren, aber einen Moment lang erfasste ihn trotzdem die Panik, seine Familie war nach Hause gekommen und er war nicht dagewesen.
 

Schon als er in den Hof einbog (streng genommen war das nicht der Platz, wo er seinen Wagen parken sollte, aber immerhin war es ja sein Grundstück, wer sollte es ihm also verbieten, und das Personal würde das Auto später wegfahren), sah er Rowenas Inlineskates vor der Tür liegen und dachte viel zu viele Dinge auf einmal, jetzt waren sie also da, aber meine Güte, wie lange schon, wenn sie schon Zeit gehabt hatte, ihre Sachen überall zu verstreuen, und hatte er sie so schlecht erzogen, warum konnte sie sich immer noch nicht merken, dass das Personal nicht da war, um hinter ihr persönlich herzuräumen? Er ließ den Schlüssel stecken, sprang die Stufen zur Eingangstür nach oben, jeweils zwei auf einmal nehmend, und da, in der Eingangshalle, standen sie, er drückte Rowena einen flüchtigen Kuss auf den Scheitel, streifte die fremde Frau, wohl das neue Kindermädchen, mit einem Blick und fand dann endlich, wonach er gesucht hatte. Tea. Ganz ruhig stand sie da, irgendwie, als müsse sie erst wieder im Haus festwachsen, ganz rund (natürlich, meldete ein pragmatischer Teil seines Gehirns, sie war ja im achten Monat schwanger) und – er konnte es nicht anders ausdrücken - als würde sie gerade alles wieder in Besitz nehmen. Er nahm sie in die Arme und merkte erst jetzt, wie schnell sein Herz klopfte, besorgt, als hätte er erwartet, dass sie doch nicht da wäre. Am liebsten hätte er jetzt laut gelacht, er benahm sich ja wie ein Teenager vor seinem ersten Date! Tea fing seinen Blick auf und lächelte genauso, es war also nicht nur das erste Mal seit Monaten, dass er sie wieder in seinen Armen hielt, sondern auch das erste Mal seit noch längerer Zeit, dass sie in seiner Gegenwart lächelte. „Komm.“ Sagte er ruhig, „Ich zeig dir das Kinderzimmer.“

Rowena sah aus, als würde sie gerne mitkommen, aber Rachel bekam gerade noch eine der Gürtelschlaufen ihrer Jeans zu fassen und hielt sie mit einem nicht gerade unauffälligen, aber von ihren Eltern unbemerkt bleibenden Augenrollen davon ab.
 

Das Zimmer war wunderschön, Tea konnte kaum glauben, wie in den paar Monaten ihrer Abwesenheit (eigentlich ein halbes Jahr, wenn sie es sich recht überlegte) aus einem kühlen, unpersönlichen Gästezimmer dieser Minipalast für ihr Baby geworden war. Die ehemals elfenbeinfarbigen Wände erstrahlten in einem zarten mintgrün, über und über bemalt mit kleinen, fragilen, kunterbunten Kolibris, in denen sie Serenetys Werk erkannte. Dazu Babymöbel aus weißem, gebürstetem Naturholz, ein smaragdgrünes Sofa, so breit, dass wahrscheinlich im Notfall zwei Personen darauf schlafen konnten, wenn man die Kissen an der Lehne wegnahm, und überall Mobile. Kleine, funkelnde Glastropfen, die im Fenster hingen, und über dem Bettchen einige ihrer alten Bekannten aus Duel-Monsters-Tagen (Kuriboh, das Schwarze Magiermädchen, der Zauberer der Zeit und, selbstverständlich, der Weiße Drache), gebogen aus Draht und überzogen mit buntem Japanpapier. Sie war sprachlos.

„Ich hatte etwas Hilfe, wie du siehst.“ Lautete der einzige Kommentar von Seto, relativ kühl nach seiner fast überschwänglichen Begrüssung, aber in sich eigentlich Beweis genug, wie sehr er Tea vermisst hatte, wenn er schon die kreative Hilfe ihrer Freunde angenommen hatte.

Überwältigt machte sie erst ein paar zögernde Schritte ins Innere, strich ueber das Holz des Laufstalls, und öffnete schliesslich die Kommode, die an der gegenüberliegenden Wand stand. In der obersten Schublade lagen fein säuberlich gestapelt Strampler und andere Wäsche, Einiges noch von Rowena übernommen, Anderes, das Seto vielleicht zu alt oder zu mädchenhaft vorgekommen war, ersetzt durch neue Stücke. Weiter unten fand sich Spielzeug, ebenfalls neue Anschaffungen bunt gemischt mit den alten „Schätzen“ die bisher auf dem Dachboden ihr Dasein gefristet hatten, seit Rowena sich als zu alt betrachtete, mit ihnen zu spielen.

Es war alles da, nichts mehr, was für sie zu tun bliebe.

Als hätte Seto ihre Gedanken erraten, war er auf einmal wieder neben ihr, legte ihr einen Arm um die Schultern und erklärte: „Soweit ich weiss, waren die letzten Monate anstrengend genug für dich, du kannst froh sein, dass unserem Baby nichts passiert ist. Ab jetzt heisst deine erste Pflicht ausruhen, verstanden?“ Sie schmunzelte über seine Besorgnis, es war schliesslich nicht so, als hätte sie Schwerstarbeit verrichtet. Insgeheim aber war sie auch froh, sich lange Einkaufstouren und die Überwachung der Renovierungsarbeiten sparen zu können, so ein Babybauch schränkte die Bewegungsfreiheit doch weit mehr ein, als sie das noch in Erinnerung gehabt hatte. „Erlaubst du mir wenigstens, unsere Mitbringsel aus New York selbst einzuräumen, oder muss ich Rachel damit beauftragen?“ wollte sie daher nur schmunzelnd wissen, in einem Ton, der Seto nur zu deutlich sagte, dass er sich auf den Kopf stellen konnte, sie würde sich nicht ganz auf die faule Haut legen.
 

Später, als sie zu dritt im Wohnzimmer saßen, weil Rowena unbedingt der Meinung war, dass sie auf ihre Wiedervereinigung anstossen sollten – mit Apfelsaft, nachdem sich Alkohol für Tea sowieso verbot und für Rowena immer noch die absolute Ausnahme eines halben Glases Sekt an Silvester galt – fühlte sich Seto doch noch zu einer väterlichen Strafpredigt genötigt. „Was fällt dir denn eigentlich zum Thema Inlineskates ein?“ fragte er beiläufig, aber mit einem Unterton, der wohl tadelnd klingen sollte, woraufhin seine Tochter einen Lachanfall bekam. So war das nun eigentlich nicht gedacht gewesen. Er wollte gerade den Mund öffnen, um ihr zu erklären, dass es über die Regeln, die er aufgestellt hatte, absolut nichts zu lachen gab, aber Rowena kam ihm zuvor und verkündete triumphierend: „Siehst du, Mum, ich habs dir doch gesagt.“ Tea lächelte nur amüsiert, sagte aber nichts dazu. Langjährige Erfahrung hatte sie eines besseren belehrt, als sich in die kleinen Machtkämpfe zwischen ihren beiden Dickköpfen jedes Mal einzumischen. „Was hast du ihr gesagt?“ fragte Seto sichtlich irritiert, obwohl er sich Mühe gab, das zu verbergen. Rowena grinste. „Dass du das als erstes merken würdest. Und weil ich doch weiss, dass du dich immer ganz besonders freust, wenn du was zu beanstanden hast, dachte ich, ich mache deine Freude darüber, dass wir endlich wieder daheim sind, noch etwas grösser.“ Er schüttelte den Kopf, eigentlich zu gut gelaunt, um jetzt einen richtigen Streit anzufangen, allerdings auch nicht ganz bereit, seine Autorität so in Frage stellen zu lassen. Beschwichtigend warf Rowena ihrem Vater die Arme um den Hals und schenkte ihm ein unschuldiges Lächeln. „Aber keine Sorge, ab jetzt werde ich eine brave Tochter sein - “ Tea schnaubte ungläubig, „Naja, wenigstens in dieser Hinsicht, und die Schuhe immer aufräumen.“
 

„Irgendwas Wichtiges, das ich verpasst hätte?“ Tea liess sich auf ihrem Bett nieder und musterte das Kopfkissen, als erwartete sie, dort einen Stapel Post zu finden. Zwar hatte sie die Entwicklungen in der Firma grob verfolgt, aber sie konnte schliesslich nicht wissen, was ihr über die Entfernung entgangen oder durch Setos falsche Fürsorge nur in abgeschwächter Form zu ihr durchgedrungen war. „Nur, dass unsere Freunde von der Domino Daily wieder einmal beschlossen haben, dass man unsere Familie nicht unbeaufsichtigt lassen kann, nach der neusten Krise mit Pegasus. Ich konnte grade noch verhindern, dass euch jemand in New York besuchen kommt oder gleich am Flughafen überfällt, aber ich durfte in letzter Zeit schon einige äußerst fundierte Reportagen über mich und zusammengestoppelte Interviews mit mir oder irgendwelchen Angestellten auf dem Frühstückstisch finden. Sabrina muss neuerdings ihren Kleiderschrank bewachen lassen, damit der nicht analysiert wird, und Duke hat unter den leichtgläubigeren Einwohnern von Domino inzwischen den Ruf, depressiv zu sein, weil er mit seinem Reichtum einfach nicht zurecht kommt.“ Setos Gesichtsausdruck verriet deutlich, was er von diesen Gerüchten hielt, und Tea konnte sich ein Schmunzeln nicht verkneifen. Wenn es einen ihrem Bekanntschaftskreis gab, dem sie keine Depression zuschreiben würde, dann Duke. „Gut, dann bin ich wenigstens vorbereitet, und werde mir von Sabrina mal ein paar Tips holen, wie ich meine Unterwäsche am besten wegschliesse. Meinst du vielleicht, ich sollte meinen Mutterpass vorsichtshalber kryptographieren lassen?“ Entgegnete sie mit einem Lächeln, das allerdings nicht erwiedert wurde. „Das ist nicht so witzig, wie es klingt. Wir sind daran gewöhnt, aber du weisst so gut wie ich, dass Rowena bisher nur verschont geblieben ist, weil wir sie immer aus dem Blickfeld der Presse rausgehalten haben. Aber sie hat in den letzten Wochen zur Genüge bewiesen, dass sie kein kleines Kind mehr ist, und ich glaube nicht, dass sie sich jetzt noch so einfach herumkommandieren lässt, denn so wird sie es empfinden, wenn wir ihr sagen, was sie tun und lassen und wohin sie gehen oder nicht gehen soll.“ Da hatte er leider recht. Tea hatte wohl noch deutlicher als ihr Mann zu spühren bekommen, dass ihre Tochter sich gefährlich auf die Pubertät zubewegte, wenn sie nicht schon lange mittendrin steckte und ihre Eltern das bisher nur geflissentlich übersehen hatten. Sie schwieg eine Weile, meinte aber dann: „Tja, da bleibt uns wohl nichts Anderes übrig, als abzuwarten, wie sie damit umgeht. Rowena ist nicht dumm, sie wird sich nicht auf einmal zu wer weiß welchen Eskapaden hinreissen lassen, und ich denke doch, dass sie auch schon erwachsen genug ist, sich nicht alles sofort zu Herzen zu nehmen, was über sie geschrieben wird. Aber natürlich müssen wir sie darauf vorbereiten.“ Sie seufzte bei dieser Aussicht. Mochte ja sein, dass andere Mütter instinktiv wussten, welche Weisheiten sie ihren Kindern mitzugeben hatten, Tea jedenfalls wusste es nicht. Und wenn sie daran dachte, wie ihr ihre ersten Erfahrungen mit der Regenbogenpresse von Domino (und gelegentlich ganz Japan) zugesetzt hatten, konnte sie nur hoffen, dass Rowena etwas von der Gleichgültigkeit ihres Vaters mitbekommen hatte, was diese Themen anging.

First Daughter

Tja, das kommt davon, wenn man Teenie-Filme anschaut. Dieses Kapitel ist ein bisschen inspiriert von dem gleichnamigen Film, wo es zwar um die Tochter des Präsidenten der Vereinigten Staaten geht, aber nachdem die Familie Kaiba für uns alle noch interessanter ist... viola, lest selbst, was Rowena für Chaos anrichten kann. Ungewollt.
 

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Urgh. Wie sie diese Schuluniform hasste. Sie kannte niemanden, absolut NIEMANDEN, der darin gut aussah, und sie selbst schon gar nicht. Sogar ihre Mutter gab auf den alten Fotos keine besonders gute Figur darin ab, und die sah schliesslich immer noch – in anständigen Kleidern – unbestreitbar gut aus. Schlecht gelaunt wandte sich Rowena von ihrem Spiegelbild ab, das im rosafarbigen Blazer und mit einer blauen Schleife unter dem Kinn noch weniger ihren Vorstellungen entsprach als sonst. An Morgenden wie diesem wünschte sie sich wirklich, Tea würde ihren Einfluss im Elternbeirat mal für etwas anderes einsetzen als neue Klettergerüste für die Kleinen und dubiose Seminare zum „Lernen lernen“. Mit trotziger Miene schnappte sie sich ihren allerbuntesten, allerflauschigsten Haargummi von einem der hunderttausend Haken neben dem Spiegel und band sich die Haare in einem wilden Pferdeschwanz nach oben. Besser. Naja, wenigstens etwas. Nach kurzer Überlegung fügte sie dem Bild noch etwas violetten Eyeliner hinzu und die quietschbunten Sternchenohrringe, die ihr Serenety zum letzten Geburtstag geschenkt hatte. Jetzt sah sie zwar aus, als wäre auf ihrem Kopf eine Farbbombe explodiert, und nicht, wie sie es gerne hätte, als hätte sie einfach ihren EIGENEN STIL, aber wenigstens trug sie noch was anderes am Körper als diese fürchterlichen Pseudo-Pastellfarben.

Konnte der Morgen eigentlich noch schlimmer werden?
 

Er konnte, wie sie feststellte, als sie nach verbranntem Toast und halbglibberigem Ei das Grundstück verliess und sich aus heiterem Himmel mit schätzungsweise 20 Mikrophonen konfrontiert sah.
 

- „Miss Kaiba, wie ist es, wieder zu Hause in Japan zu sein?“
 

- „Rowena, was ist Ihre Meinung zu dem Gerücht, Ihre Mutter sei nach einem Ehestreit geflüchtet?“
 

- „Was haben Sie in den letzten sechs Monaten am meisten vermisst?“
 

Verdammt, wo waren diese Anhängsel, die ihr Vater ihr beschafft hatte, wenn man sie einmal brauchte? Und wo zum Henker war Rachel? Hatte sie nicht versprochen, Rowena zur Schule fahren? Leider halfen ihr diese unbeantworteten Fragen jetzt keinen Schritt weiter. „Ich kann Ihnen jedenfalls definitiv sagen, was ich am wenigsten vermisst habe: Leute, die mir dumme Fragen stellen!“ frauchte sie deshalb den Journalisten an, der als letztes gesprochen hatte, und versuchte, sich irgendwie durch die Masse hindurchzukämpfen. Na endlich. Rachel auf 12 Uhr.

So schnell sie konnte, verschwand Rowena im Wagen und verlangte nur noch: „Fahr los.“, bevor sie so tief wie möglich im Rücksitz versank. Rachel schien das alles recht gelassen zu nehmen, aber sie war ja auch nicht diejenige, hinter der diese Meute her war. „Musste diese heimliche Aktion denn wirklich sein?“ fragte sie nur etwas verständnislos, woraufhin Rowena energisch nickte. „Ich will die Anderen überraschen, und wenn ich Mum und Dad Bescheid gesagt hätte, dass ich heute wieder in die Schule gehe, dann wüssten das jetzt auch schon längst die Hälfte meiner Freunde.“ Die nunmal unglücklicher Weise zum grossen Teil mit den Freunden ihrer Mutter verwandt oder verschwägert waren. Man denke nur an Atemu und Ray, obwohl sie immer noch bezweifelte, ob sich Letzterer wirklich zu ihren Freunden zählen liess.
 

Seto warf eine Zeitung vor seiner Tochter auf den Tisch, die bisher nur dagesessen und ihn angestarrt hatte. „Da! Lies selbst!“ Es war offensichtlich, dass es diesmal nicht einfach werden würde, ihn wieder zu beruhigen. Vorsichtig zog Rowena die bunte Titelseite zu sich heran und las: „´Pubertierende Tochter leidet unter zerrüttelter Ehe – Rowena Kirika Kaiba, Tochter des Multimilliardärs Seto Kaiba, ist ganz offensichtlich tief verstört von den Krisen, die sich in ihrem Elternhaus abspielen. Das, oder sie wurde von Anfang an nie zur Höflichkeit erzogen...´ Was soll das?“ Unterbrach sie ihren eigenen Vortrag. „Was habe ich denn bitte gemacht?“ Seto setzte sich, wirke so aber nicht weniger gefährlich als zuvor. „Das würde mich auch interessieren!“ aufgebracht fuhr er sich mit der rechten Hand durchs Haar. „Dieser Artikel behauptet, du hättest einen Journalisten beleidigt, und da sich nicht mal diese Leute trauen, so etwas einfach zu erfinden, wüsste ich gerne, was dich dazu treibt!“ Verdutzt sah Rowena ihn an. „Dad, die haben mich praktisch überfallen!“ verteidigte sie sich dann. „Gut, ich habe zu einem gesagt, dass ich es bestimmt nicht vermisst habe, dumme Fragen gestellt zu bekommen, aber das war auch alles!“ Ein Schmunzeln huschte über Setos Gesicht, aber gleich darauf wurde er wieder ernst. „Rowena, ich weiss zu schätzen, dass du dich verteidigen kannst. Aber in Zukunft zügle dich ein bisschen. Du bist nicht einfach blos irgendjemand, du repräsentierst diese Familie. Und deshalb solltest du nicht einfach rumlaufen und Leute beleidigen, insbesondere keine Journalisten, so befriedigend das auch sein mag.“ Gasnz davon abgesehen, dass er nicht wollte, dass Fremde über sein angeblich ruiniertes Eheleben spekulierten, das in Wirklichkeit noch dazu völlig in Ordnung war. Nun ja, relativ. Zum grössten Teil. Ihm gegenüber gab Rowena ihr Bestes, sich in eine einzige abweisende Miene zu verwandeln. „Ah ja?!“ fauchte sie. „Wie wäre es dann, wenn man mich wenigstens mal darauf vorbereitet? Ich habe schliesslich nicht darum gebeten, ´Diese Familie zu repräsentieren´!“ Seto seufzte. Immerhin hatten Tea und er ja vorgehabt, ihr zu sagen, worauf sie sich einstellen musste. Aber... „Das wäre etwas einfacher, wenn du auf Alleingänge verzichten würdest! Was hast du dir bitte dabei gedacht, alleine frühmorgens aus dem Haus zu schleichen?“ Das war das nächste Thema, das ihn wurmte, auch, wenn er sich bisher zurückgehalten hatte, weil es seiner Autorität wohl nicht besonders gut getan hätte, wenn er sich besorgt gezeigt hätte. „Dir hätte sonst was passieren können!“ Seit Tea so zugerichtet nach Hause gekommen war... ihn schauderte bei dem Gedanken. Die Möglichkeit, dass Rowena das Selbe passieren könnte, wollte er lieber gar nicht in Betracht ziehen. Die verdrehte nur die Augen. Natürlich, durchzuckte es ihn, sie hatte keine Ahnung, dass ihre Mutter vergewaltigt worden war. Und er hatte keine Ahnung, wie er ihr das jetzt beibringen sollte. Also mahnte er sie nur: „Nimm mich bitte ernst, Rowena. Du hast gesehen, wie leicht du heute überrascht worden bist, und das war direkt vor unserem Grundstück und von Leuten, die dir zumindest nicht direkt etwas Böses wollten! Aber unsere Familie zieht nun mal leider auch Feindschaften an, das lässt sich nicht verhindern.“ Ungeduldig stand seine Tochter auf. „Ja ja... kann ich jetzt gehen? Mum will mich auch noch sprechen, und wahrscheinlich hat sie den selben Sermon auf Lager wie du.“
 

Tea wartete in ihrem eigenen Arbeitszimmer auf Rowena, das sich deutlich von dem ihres Mannes unterschied. Zwar gab es auch hier einen wuchtigen Schreibtisch mit allen Schikanen der Technik, aber ansonsten hätte es kaum unterschiedlicher sein können. Auf dem Fenstersims standen Topfpflanzen, die Wände säumten Bücherregale mit Werken über Stiftungsrecht, Tanzstile und Kindererziehung, und der ganze Raum war in einem Mix aus hellem Orange und dunklem Blau gehalten. Als sie eintrat, kam Rowena der Raum einmal mehr eher wie das Empfangszimmer einer Psychologin vor als das Arbeitszimmer einer... als was man ihre Mutter auch immer bezeichnen wollte.

Ebenfalls anders als Seto sah Tea nicht verärgert aus, sondern vielmehr besorgt. „Setz dich.“ Forderte sie Rowena auf, und sagte daraufhin lange überhaupt nichts. „Mum...?“ hakte ihr Gegenüber schliesslich nach, was sie im Nachhinein lieber nicht getan hätte, weil sie darauf einen so enttäuschten Blick bekam, dass sie sicherlich noch tagelang ein unterschwelliges schlechtes Gewissen mit sich rumschleppen würde. „Hey, ich habs nicht absichtlich getan, okay, ich war nur einfach überrascht...!“ verteidigte sie sich etwas lahm. Tea schüttelte den Kopf. „Ich weiss. Wahrscheinlich hätten wir dich besser vorbereiten müssen. Ich mache mir selbst Vorwürfe, dass ich mich nicht darum gekümmert habe.“ Müde lächelnd erhob sie sich und ging um den Schreibtisch herum, um sich aufs Sofa zu setzen. Nach kurzem Zögern folgte ihr Rowena, unsicher, was jetzt folgen würde. „Wir sind einfach ein bisschen anders, verstehst du?“ begann Tea etwas ungeschickt. „Das bezieht sich nicht nur aufs Geld. Natürlich können wir uns mehr leisten als andere Leute, aber das ist leider nur die eine Seite der Medallie. Im Gegenzug haben wir weniger gemeinsame Zeit, oder hatten sie zumindest, so lange wir noch nicht so gut auf unsere Bedingungen eingespielt waren, obwohl du damals noch zu klein warst, um das mitzubekommen. Wir müssen uns „besser“ verhalten als andere Menschen, wenn wir uns irgendwo zeigen, oder sagen wir lieber, wir müssen uns um mehr Selbstkontrolle bemühen. Und nicht zuletzt haben wir auch noch eine grosse soziale Verantwortung, der ich ein bisschen durch meine Arbeit für verschiedene Stiftungen und soziale Organisationen gerecht zu werden versuche.“ Rowena lehnte sich an ihre Mutter. „Ich weiss doch, aber es ist alles so schwierig!“ protestierte sie. „Ich will mich nicht jedes Mal fragen müssen, ob ich jetzt wirklich nach draussen gehen kann, oder ob ich dann vielleicht wieder gleich photographiert werde! Ich habe keine Lust, mir jedes meiner Worte zu überlegen, und vor allem will ich meine Freunde nicht dadurch verlieren, dass man mit mir nichts mehr machen kann, ohne dabei gesehen und kommentiert zu werden!“ Dieses Problem kannte Tea nur zu gut, und genau aus diesem Grund zögerte sie, Rowena eine Antwort zu geben. Aber sie musste ehrlich zu ihr sein, ihr so viel Vorbereitung wie möglich mit auf den Weg geben. „Das ist auch richtig so. Aber ich will dir nichts vormachen, es wird sich nicht immer durchziehen lassen. Ein paar deiner Freunde werden sich von dir abwenden, weil sie vielleicht nicht trennen können zwischen dem, was du bist, und dem, als was du präsentiert wirst. Oder weil sie einen grösseren Vorteil darin sehen, ihre Bekanntschaft mit dir auszuschlachten, als dir die Treue zu halten.“ Schmerzlich fühlte sie sich an die Erfahrungen erinnert, die sie selbst in ihren ersten Ehejahren hatte machen müssen. „Ausserdem wird es Leute geben, die versuchen, in deine Nähe zu kommen, nur damit ein bisschen von deinem Glanz auf sie abfällt. Das kennst du schon ein bisschen, aber ich fürchte, es wird noch schlimmer werden. Andererseits kann ich dich beruhigen,“ Teas Miene hellte sich wieder auf, „Deine wahren Freunde werden sich durch all das nicht beeinflussen lassen. Du kennst meine besten Freunde. Zu ihnen gehört Sabrina, natürlich, und sie habe ich vielleicht auch deshalb nicht verloren, weil sie selbst Ähnliches durchmachen musste. Aber da sind noch mehr. Yugi. Serenity. Joey. Mai. Duke. Tristan. Die Menschen, die mir wirklich nahe standen, haben letzten Endes verstanden, dass ich noch immer ich bin, egal, was vielleicht über mich in der Zeitung steht, obwohl ihnen das keinesfalls leicht gefallen ist, vor allem, weil sie in Seto sehr wenig Vertrauen hatten – zum Teil immer noch haben.“ Tröstend drückte sie ihre Tochter an sich. „Und so wird es mit deinen eigenen Freunden auch sein. Es wird Verluste geben, bestimmt, und sie werden schmerzhaft sein. Aber der Vorteil ist, dass du letzten Endes wissen wirst, wer deine wahren Freunde sind, und das ist eine sehr wertvolle Gewissheit. Auf die nämlich kannst du zählen, egal, was dir passiert, und so etwas garantieren dir weder Macht noch Geld.“

Erleichtert stellte sie fest, dass Rowena schon wieder etwas zuversichtlicher aussah. „Was das andere Problem anbetrifft, das deiner Sicherheit, möchte ich dir eine meiner Freundinnen vorstellen, die dich ab jetzt begleiten wird, sobald du das Haus verlässt.“ Rowena wollte protestieren, aber Tea hob die Hand und brachte sie zum Schweigen. „Hör mir bitte erst zu. Ich weiss, dass das keine schönen Aussichten sind. Aber es muss sein, zumindest, bis du gelernt hast, selbst auf dich Acht zu geben. Aber damit dir das alles nicht so schwer fällt, habe ich Jenn gebeten, diese Aufgabe zu übernehmen. Du kennst sie noch nicht, weil sie den grössten Teil deines bisherigen Lebens ausser Landes verbracht hat, aber ich denke, sie wird dir sympathischer sein als ein herkömmlicher Bodyguard.“ Rowena runzelte die Stirn. „Jenn... der Name kommt mir bekannt vor. Ist das nicht noch jemand, den Dad nicht leiden kann?“ Tea lächelte. //Er kann es vor allem nicht leiden, wenn er an sein schlechtes Gewissen erinnert wird.// dachte sie bei sich, aber es war wohl sinnvoller, das Rowena nicht gleich auch noch aufzutischen. „Das stimmt, sie sind sich nicht besonders grün. Aber so lange sie dich beschützt, und das wird sie, daran habe ich keinen Zweifel, hat er nichts dagegen einzuwenden. Heute Mittag werden wir sie treffen, dann wirst du ja sehen, ob du mit dieser Regelung leben kannst, oder lieber einen Herrn im Anzug zur ständigen Begleitung hättest.“
 

Das Appartement, vor dem sie standen, machte auf Rowena alles andere als den Eindruck, als könnte hier jemand wohnen, den ihr Vater in ihrer Nähe dulden würde. Das fing schon mal damit an, dass es zwar recht zentral in der Innenstadt gelegen war, aber zu einer alten, zu Wohnungen umgestalteten Fabrikanlage gehörte. Skeptisch beobachtete Rowena, wie ihre Mutter klingelte. „Komme schon!“ kam es fröhlich von drinnen, was die Sprecherin aber nicht davon abhielt, sie noch eine Minute auf der Schwelle warten zu lassen. Schliesslich aber öffnete sie die Tür mit solchem Schwung, dass diese prompt an die nächste Wand krachte. „Ups. Hi Tea. Hallo Rowena, nett, dich kennen zu lernen.“ War der einzige Kommentar der blonden jungen Frau, die ihnen jetzt gegenüber stand. Die beiden Älteren umarmten sich wie die lange getrennten Freundinnen, die sie ja angeblich auch waren, und schliesslich forderte Jenn: „Na los, lasst uns nicht ewig hier draussen rumstehen. Immer rein in die gute Stube, auch wenns hier nicht nach Geld stinkt wie zu Hause.“ War das die ausgefeilte Ausdrucksweise, die Tea sich für ihre Tochter erhoffte? Rowena musste sich doch sehr wundern. Andererseits war ihr diese Frau aber auch sympathisch, die sich so direkt zeigte und nicht irgendwelche Manieren vortäuschte, die sie nicht hatte.

Drinnen „stank“ es tatsächlich nicht nach Geld, aber nach der Wohnung einer armen Frau sah es auch nicht gerade aus. Auffallend viel schwarzes Leder und Chrom schmückten Möbel und Wände, immer wieder unterbrochen von einem Foto aus High-School-Zeiten, der einen oder anderen Nippesfigur oder... einer Waffe mit Schalldämpfer. Rowena konnte nicht anders, sie starrte das ungewöhnliche Accessoire an. „Ach die.“ Meinte Jenn leichthin, als sie ihren Blick bemerkte. „Die funktioniert schon lange nicht mehr, und wenn sie es täte, würde ich sie nicht mehr benutzen. Ich habe ein bisschen die Branche gewechselt.“ Sie zwinkerte Tea zu, die nur die Achseln zuckte. „Ansonsten würde ich dir meine Tochter auch nicht anvertrauen, darauf kannst du wetten.“
 

Neugierig musterte Rowena ihre neue Beschützerin, die eigentlich kaum vernünftiger wirkte als sie selbst. Tea hatte die beiden alleine gelassen, damit sie sich kennen lernen konnten, aber bisher hatten sie nur geschwiegen, Jenn sah die Jüngere abwartend an, während der wiederum zum ersten Mal seit Jahren wirklich die Worte fehlten. „Also... was soll das heissen, du hast die Branche gewechselt?“ fragte sie schliesslich vorsichtig, „Wofür hast du die denn früher gebraucht?“ Ein Nicken in Richtung der Waffe in der Vitrine. Die Blonde grinste und antwortete nur lässig: „Ach, weisst du, früher war ich lange als Profikillerin tätig.“ Sie bemerkte Rowenas ungläubigen und erschrockenen Blick. „Keine Sorge, das ist schon eine Weile her. Inzwischen habe ich umgeschult auf gefährliche Expeditionen, aber als deine Mutter mich angerufen und um Hilfe gebeten hat, konnte ich ja schlecht nein sagen. Immerhin waren wir mal sehr gute Freundinnen. Und das Gehalt ist auch nicht zu verachten, das ich jetzt bekomme.“ Rowena brachte ein schwaches Grinsen zu Stande. „Na dann. Und du bist wirklich immer dabei, wenn ich irgendwo hingehe? Ohne Ausnahme?“ Jenn konnte es ihr nicht verübeln, dass ihr die Idee nicht besonders zu gefallen schien. Wenn sie da an sich selbst in dem Alter dachte... sie hätte sicherlich längst lautstark protestiert. Obwohl das wahrscheinlich gar nicht so einfach war, bei dem Vater. „Ja, tut mir leid, da ist nichts zu machen. Ausser, wenn du aufs Klo musst oder zu Hause bist.“
 

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Ich weiss, das ist kein sehr gutes Ende. Aber nach fünf Wordseiten ist mal wieder ein Abschnitt drin. Mehr von Jenn und Rowena gleich, nach der nächsten Maus...



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Kommentare zu dieser Fanfic (27)
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Von: abgemeldet
2011-03-11T11:59:55+00:00 11.03.2011 12:59
Ich kann mich eigentlich nur meinen Vorschreibern anschließen.
Die Geschichte ist einfach unbeschreiblich toll.
Ich habe sie bestimmt nicht zum letzten Mal gelesen :D
Besonders dein Schreibstil hat es mir angetan ;)

gut gemacht, weiter so :)

LG Wolfslady85

Von: abgemeldet
2008-02-18T20:06:19+00:00 18.02.2008 21:06
hallo!!

zuerst mal danke für die benachrichtigung. :-)
aber nun zum kapitel: tja, was soll ich sagen, außer dass es genauso wie auch die vorherigen erstklassig geschrieben ist.

ich finde, dass du die denkweisen der einzelen personen sehr gut rüberbringst. zum einen die von tea, die ja größtenteils eher besorgt um ihre Tochter ist. auf der anderen seite die von seto, der eher aufgebracht darüber ist, wie rowena mit dem journalisten umgegangen ist.
und vor allem die denkweise von rowena selbst. ich glaube keiner wäre in dem alter darüber erfreut, einen bodyguard zu haben und von journalisten regelrecht bedrängt zu werden und dabei noch ein halbwegs normales leben führen zu können, was ja anhand des großen öffentlichen Interesses nicht gerade einfach ist.

dass jenn vorkommt find ich auch ziemlich gut, vor allem da man sie ja schon von dem vorgänger dieser FF kennt und sie meiner meinung nach den passenderen "aufpasser" für rowena abgibt als einer dieser Männer im Anzug.

ich freu mich jedenfalls schon drauf wies weitergeht. :-)

glg Heli
Von: abgemeldet
2008-02-17T17:56:12+00:00 17.02.2008 18:56
Huhu ^^

Vielen Dank für deine ENS! Freu mich darüber immer sehr!

Also das Kap ist dir wirklich sehr gut gelungen, man kann durch deinen besonderen Schreibstil alle Einzelheiten und Meinungen gut verstehen, durch deinen guten Schreibstil verschlingt man das Kap regelrecht! Ich finde zwar, dass Seto mal wieder etwas übertreibt, aber das kennt man ja schon ^.^

Ich bin begeistert, ich liebe diese FF! Immer so schön weiter, damit wir schnell weiterlesen können...

Aber eins noch...wieso musstest du schon aufhören *snief*
Freu mich auf eine weitere ENS von dir...und natürlich aufs nächste Kap ;D

Hdl
Tea18
Von: abgemeldet
2008-02-17T15:50:52+00:00 17.02.2008 16:50
Hey. Erst mal danke für die ens...
Nun aba zum kappi... das ist wieder total klasse geworden und du hast es so geschrieben, dass man eigentlich alle beeiligten verstehehn kann.
auch wenn ich der meinung bin seto übertreibt, aba was solls. mir gefällt das kappi jedenfalls sehr gut und ich hoffe du kriegst noch mehr kommis...
bis zum nävhsten kappi
setoteachan
Von:  Lillys
2008-02-17T14:26:28+00:00 17.02.2008 15:26
ich kann rowena und tea verstehen, sogar seto...
mal sehen was noch so passiert, bin gespannt^^
bis zum nächsten kapi ;)
Von: abgemeldet
2008-02-11T07:23:27+00:00 11.02.2008 08:23
Juhu ^^

Es geht weeeeeeeeeiter *freu*
Also ich finde das Kap wirklich mega geil! Endlich ist Tea wieder bei Seto ^^ Aber Seto hat recht, die Sache mit der Presse ist wirklich nicht ohne, hoffentlich übersteht das Rowena und auch Tea, die ist ja schließlich im achten Monat schwanger!

Auf alle Fälle super Kap. Bitte schreib schnell weiter, ja?

Hdl
Tea
Von:  Lillys
2008-02-10T19:34:48+00:00 10.02.2008 20:34
ich LIEBE diese ff *_*
harr~
schreibst du schnell weiter, ja?

DANKÖ^^

lg, Kazuko-chan
Von: abgemeldet
2008-02-10T14:12:33+00:00 10.02.2008 15:12
hallo!!

wieder mal ein echt tolles kapitel. :-)
ich hab mich echt gefreut, als ich in deiner ens gelesen das es wieder weitergeht. :-)
du hast einen wirklich guten schreibstil.
vor allem die szene mit seto, rowena und den inlineskates fand ich echt klasse.
ich freu mich schon wieder irrsinig auf das nächst kapitel. mach nur weiter so. ;-)

glg Heli
Von:  LawChan
2008-02-09T19:02:11+00:00 09.02.2008 20:02
huhu^^
na klar erinnere ich mich an deine ff noch...
die könnt ich doch nicht vergessen*rumschleim XD*
also ich finde das Kappi mal wieder echt gut gelungen...schade das es so kurz ist-.-
ich lese nun mal sehr gern...und immer dann wenns spannend wird-___-
ach ja warum treibt ihr mich immer in den Wahnsinn*schmoll*
XD
jaaaaaaaa ich freu mich riesig darauf wie es weitergeht...hehe...
die situation mit tea als mutter ist voll niedlich^^

schreib schnell weiter^^
lieben gruß Satine
Von: abgemeldet
2008-02-09T17:24:01+00:00 09.02.2008 18:24
Nummer eins in diesem kappi ^_______^
Riesen lob an dich ich find, dass das kappi echt klasse geworden ist
(wie der rest der ff auch)
Der stil ist toll und du hast auch ein bissel humor in diesem kappi eingebracht. Klasse...
Mach weiter so. ich freu mich auf's nächste kappi.
setoteachan


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