Wie Schwarz und Weiß von schmoergelmotte ================================================================================ Kapitel 20: Versöhnung ---------------------- Moin moin (was Besseres fällt mir um 01:31 Uhr nicht ein XD) Kapitel 20 hat definitiv nicht allzu lang auch sich warten lassen. Das muss an meinem Urlaub liegen, der sich nun jedoch leider dem Ende zuneigt T_T Eigentlich hatte ich mir vorgenommen, viel mehr zu schreiben, aber ich bin zu nichts gekommen ^^" Trotzdem viel Spaß mit diesem Kapitel - und ja, ich weiß, der Titel hat es wieder in sich *lach* So ist das eben, wenn mal in einem KreaTIEF ist und noch dazu nicht bei der Sache ist... dämliche Titel XD" Kapitel 20: Versöhnung Dröhnend drang die Musik aus der schon leicht lädiert aussehenden, aber immer noch kraftvollen Musikanlage. Eigentlich war es nicht so sein Musikstil. Es war eine Mischung aus leichtem Metal, Grunge und Punkrock, aber im Moment beruhigte dies ihn irgendwie. „I hate everything about you. Why do I love you?” Michaels Lippen kräuselten sich leicht. „You hate everything about me. Why do you love me?” Irgendwie sehr passend, wie er fand. Genau genommen verkörperten er und Thomas das, was der jeweils andere hasste. Nun ja, … hassen war vielleicht zu krass gesagt. Starke Abscheu würde es eher treffen. Aber dennoch hatte er gestern wieder gemerkt, wie sehr ihre unterschiedlichen Einstellungen zwischen ihnen standen. Natürlich war er nicht der Linke schlechthin. Er ging nicht wählen; unterstützte die Linksextremen also nicht wirklich. Er war eben vorrangig Anarchist. Dennoch entsprach seine Einstellung auch den Vorstellungen der Linken. Zumindest grob. Ein jämmerlicher Laut entwich aus seinem Mund. Von all dem Nachdenken bekam er schon Kopfschmerzen. Wieso fing er überhaupt jetzt an, über seine Einstellung nachzudenken und diese zu hinterfragen? Jahrelang hatte er das nicht getan, also brauchte er auch jetzt nicht mehr damit anzufangen. Seine Gedanken schweiften zu Thomas. Seiner Meinung nach war dieser auch nicht wirklich extrem in seiner rechten Einstellung. Er war nicht wie Matthias Scherer, der sich politisch engagierte und Ziele durchsetzen wollte. Zumindest glaubte er, ihn so zu kennen. Aber vielleicht redete er sich das alles auch nur schön? Er hörte das melodische Klingeln ihrer Haustür, als das Lied endete und es dadurch im Zimmer leise wurde. Instinktiv schaltete er seine Anlage mit der geflickten Fernbedienung aus und lauschte. Er vernahm die Stimme seiner Schwester und hörte schließlich jemanden die Treppe rauf gehen, der schwerer lief als Carolina. Kaum hatte er sich von seinem Bett aufgerichtet, öffnete sich auch schon die Tür. Ein Lächeln trat auf seine Lippen. Auch wenn er es insgeheim gehofft hatte, überraschte es ihn, dass es Thomas war. Ein warmes Gefühl von Geborgenheit durchströmte ihn, was er nach all den miesen Gefühlen vom Vortag als ziemlich erleichternd empfand. Dennoch gab es da immer noch die stichelnde Unsicherheit, die an ihm nagte, welche er aber zu unterdrücken versuchte. Thomas schien sich nicht anders zu fühlen, denn nur zögerlich bewegte er sich auf Michael zu; blieb schließlich auf der Hälfte des Weges zwischen Tür und Bett stehen. Grüne Augen suchten Graue. „Ich dachte, du wolltest anrufen“, sagte Michael schließlich sanft und stellte mit Zufriedenheit fest, dass das Grau heute viel wärmer schien als gestern Nachmittag. „Hm, das Risiko, dass du auflegst, erschien mir zu hoch“, erklärte Thomas und ging einen Schritt näher auf ihn zu. Michael grinste leicht. Er hatte sich also Sorgen gemacht. Irgendwie fühlte der Gedanke sich schön an. „Hätt’ ich nicht“, antwortete er und verrenkte seine Beine zu einem Schneidersitz, stützte sich nach hinten auf seine Hände. Die Atmosphäre zwischen ihnen entspannte sich spürbar und so schwand auch seine Unsicherheit. Auf Thomas’ Lippen bildete sich ein Schmunzeln. „Nun, ich könnte aus dem Zimmer gehen und dich vom Flur aus auf’s Handy anrufen.“ „Ah nein, wir wollen dein Geld ja nicht aus dem Fenster schmeißen“, erwiderte Michael in einem gekünstelt gutmütigen Ton. Das Schmunzeln auf Thomas’ Gesicht wurde tiefer, sodass sich leichte Grübchen an seinen Mundwinkeln bildeten. „Ich hatte eigentlich vor, euer Telefon unten zu benutzen. Letztes Mal hast du gesagt, ich könnte jederzeit von euch aus telefonieren.“ Michael lachte laut auf. Er liebte diesen nüchternen Ton; nur das Schmunzeln verriet, dass der Ältere scherzte. „Okay, du hast gewonnen. Aber das Telefon ist kaputt, du musst also hier bleiben.“ „Soll ich es mir mal ansehen?“, bot Thomas an, doch Michael ahnte, dass er ihn durchschaut hatte. Immerhin hatte er sich keine Mühe gegeben, etwas zu verstecken. „Dann musst du mir erst fünf Minuten Vorsprung geben, damit ich es mit dem Regenschirm unheilbar zertrümmern kann!“, sagte Michael belustigt und wahrheitsgemäß. Eindeutig vergnügt schüttelte Thomas den Kopf und ließ sich zu Michaels Überraschung nicht neben ihm auf dem Bett, sondern auf dem Fußboden nieder. Es war an sich schon merkwürdig, denn er hatte noch nie einen Neonazi auf dem Boden sitzen sehen (eine Sache, die er und seine Freunde z.B. häufiger in der Stadt gemacht hatten), aber es schien ihm, als würde Thomas Abstand halten wollen. Und genau das machte ihn wieder nervös. Er setzte sich wieder auf, lehnte seine Ellebogen auf seine Knie und blickte den Größeren erwartend an. Nach der ausgelassenen Stimmung von eben wirkte die Stille nun noch drückender. „Wegen gestern…“, sagte Thomas nach einer Weile gedehnt und begann somit das Gespräch, welches Michael lieber umgangen hätte. „Es tut mir Leid!“, platzte es aus dem Punk heraus, was ihm ein leichtes Lächeln seitens Thomas einbrachte. „Ja, mir auch. Ich hätte mich nicht so aufregen sollen“, erklärte dieser und seine Stimme wurde etwas leiser. Er war nicht sonderlich gut in Entschuldigungen. Michael wusste das und dies schürte seine Schuldgefühle nur noch mehr, denn immerhin war es gewesen, der am Vortag wohl am heftigsten reagiert hatte. „Eigentlich lag es eher an mir. Da gab’s einige Sachen, die ich nicht hätte sagen sollen, oder? Ich war wirklich scheiße zu dir und das tut mir Leid.“ Das war das erste Mal, dass Michael sich bei einem Neonazi für etwas entschuldigte. Doch das fiel ihm selbst gar nicht auf. Gestern hatte er in seiner Wut vielleicht Rosner, den Nazi, gesehen, doch heute sah er wieder nur Thomas, seinen Freund, wie er es in letzter Zeit eigentlich immer getan hatte. „Schon okay“, murmelte Thomas und zuckte mit den Schultern. „Ich hab schon Schlimmeres an den Kopf geworfen bekommen.“ „Von deinem Vater?“, fragte Michael ohne nachzudenken und bereute es auch sogleich, als Thomas’ Gesicht sich merklich verdüsterte. „Ja, aber wie schon gesagt: Es geht dich nichts an“, wehrte Thomas gewohnt hart und kühl ab, wenn es um dieses Thema ging. Michael hob verwundert eine Augenbraue. „Du bereust es also immer noch, mir davon erzählt zu haben?“ Thomas verzog leicht das Gesicht. Er wirkte so, als würde er das leidige Thema lieber wieder schnell beenden. „In der Tat. Ich hab mich damals total zum Deppen gemacht. Ich mochte dich da ja noch nicht mal… na ja, nicht so wirklich jedenfalls“, meinte er ehrlich. „Frag mich nicht, was mich da geritten hat.“ Michael merkte, dass er jetzt anscheinend wieder ein Thema angeschnitten hatte, was den anderen abweisend wirken ließ. „Ach komm schon, eigentlich hast du mich schon damals toll gefunden“, startete er einen Auflockerungsversuch und bildete mit seinen Lippen kurz einen Kussmund. Thomas lachte leise, während Michael sich innerlich freute, dass sein Plan aufgegangen zu sein schien. „Oh ja, bestimmt. Irgendwo unter der dicken Hassschicht gegenüber Punks war da sicherlich schon Sympathie, Michael“, flötete er ihm entgegen und ließ eins seiner angewinkelten Beine gestreckt auf den Boden gleiten; stützte sich mit dem Ellebogen auf sein Knie und legte sein Gesicht in seine Hand. „So sollte es auch sein“, erwiderte Michael und stand von seinem Bett auf, ging langsam auf den Sitzenden zu. Ein wenig grinsend ließ er sich vor ihm nieder und lehnte sich zu einem Kuss vor. Kurz vor den Lippen des Älteren stoppte er. „Zwischen uns ist doch wieder alles okay?“, fragte er und klang, ohne es zu wollen, ein wenig unsicher. Thomas blickte in die grüngrauen Augen seines Gegenübers. Er würde es Michael wahrscheinlich nie sagen, aber er liebte diese Farbe, selbst wenn sie eigentlich unspektakulär war. Er spürte den warmen Atem, der aus den vollen Lippen des anderen quoll, an seiner Haut. „Ja, nur sollten wir nicht versuchen, uns gegenseitig zu verändern, oder?“ Michael senkte seinen Blick leicht und starrte auf die freie Lücke am Fußboden zwischen seinen und Thomas’ Beinen. „Nein, wie schon gesagt, es tut mir Leid.“ Er schloss die Augen und seufzte leicht, als er auch schon die Lippen des anderen auf den seinen spürte. Unbewusst drängte er sich den Lippen entgegen, als diese sich ein wenig öffneten und ein leidenschaftlicher Kuss entbrannte. Eine Hand legte sich auf Thomas’ Brust, drängte diesen sanft, aber bestimmt zurück. Wenn Thomas sich hätte wehren wollen, würde er dies mit Leichtigkeit schaffen, doch er ließ es einfach nur geschehen, stützte sich aber dennoch mit beiden Händen auf dem Boden ab, um nicht gänzlich zurückzusinken. Während der Kuss immer inniger wurde, rutschte Michael halb auf Thomas’ Schoß. Dieser verlor durch das plötzliche Mehrgewicht ein wenig den Halt, sank auf den Rücken zurück und ließ seine nun freien Hände über Michaels Körper wandern. Eine legte sich in Michaels Nacken, während die andere mit leichtem Druck unter Michaels T-Shirt entlang strich. Die Stellen an Michaels Rücken, wo die leicht rauen Fingerkuppen entlang strichen, prickelten ein wenig, als er sich noch weiter vorlehnte und sein Gewicht ein wenig mehr auf den Älteren verlagerte. Ein leiser Schmerzenslaut, gefolgt von einem gemurrten „Aua“, entfloh aus Thomas’ Mund und ihre Lippen trennten sich. Verdutzt löste sich Michael ein paar Zentimeter von Thomas und blickte diesen fragend an. „Was ist?“ Der Größere bewegte sich umständlich unter ihm, löste seine Hand von Michaels Nacken und griff damit unter seinen eigenen Rücken. Mit zerknautschter Miene zog er schließlich eine Plastikhülle für CDs hervor und hielt diese zwischen sein und Michaels Gesicht. „Aua“, meinte er nochmals, dieses Mal jedoch kräftiger. Michael kratzte sich verlegen am Hinterkopf. „Mensch, Michi, räum endlich mal dein Zimmer auf“, murrte Thomas und schob die CD-Hülle von ihnen weg, ehe er sich wieder zurücksinken ließ, jedoch vorher noch einmal mit den Augen rollte. „Ja, Mama“, erwiderte Michael gespielt genervt, fand aber, dass einige Worte von Thomas wirklich erschreckende Ähnlichkeit mit Standartsätzen seiner Mutter hatten. Thomas wollte noch protestieren, wahrscheinlich, dass er wenn überhaupt ein Vater wäre und keine Mutter, doch Michael erstickte jedes weitere Wort mit seinen Lippen. Der Kuss begann ebenso frenetisch, wie er aufgehört hatte, sodass sie genau dort ansetzen konnten, wo sie aufgehört hatten. Als es wenig später an der Tür klopfte und sie erschrocken zusammenzuckten, musste Thomas sich erst sein dünnes Shirt wieder gerade rücken und in die enge Jeans stopfen, während Michael sein Oberteil gänzlich verloren hatte und es schnell vom Boden aufhob, ehe er die Tür öffnete. Vor ihm stand Carolina. Ihr Blick war etwas skeptisch, als sie an Michael vorbei zu Thomas guckte. Fast so, als hätte sie einen üblen Gestank wahrgenommen, rümpfte sie leicht die Nase, sagte jedoch nichts. „Ich fahr eben mit Martin einkaufen. Brauchst du irgendwas?“, fragte sie Michael freundlich, sodass ihr die Abneigung gegenüber Thomas kaum noch anzumerken war. „Nein“, murmelte Michael, ohne sich zu bedanken, und verfluchte seine Schwester indes dafür, dass sie ihn gestört hatte. Sie blickte mit misstrauisch-verwundertem Blick auf seinen bloßen Oberkörper und das verfranzte Top, welches er in der Hand hielt. „Es muss in die Wäsche“, log er rasch und drückte es ihr in die Hand, ging dann demonstrativ zum Kleiderschrank und holte sich ein T-Shirt heraus. „Du gehst doch sicher ins Bad, bevor du gehst, oder? Dann kannst du das ja in die Wäschetonne schmeißen!“ Carolina rollte genervt die Augen und ließ das Kleidungsstück einfach fallen. „Ich bin doch nicht dein Bimbo!“ Michael zuckte mit den Schultern und hob das Top wieder auf. „Okay, dann kann ich es ja zurücknehmen“, erwiderte er ihr mit einem Grinsen. Sie schüttelte den Kopf, murmelte ein „Bis nachher“ und verschwand schließlich in Richtung Treppe Michael ließ die Tür zufallen. „Wo waren wir stehen geblieben?“ Schmunzelnd zog Thomas ihn wieder zu sich, ließ seine Hände wieder unter dem T-Shirt über die warme, samtige Haut streichen; genoss die leichten Unebenheiten unter seinen Fingerspitzen. Michael vergrub sein Gesicht in der Halsbeuge des Größeren und senkte seine Lider instinktiv auf die Hälfte. Nur nebenbei hörte er wie Thomas wieder anfing zu sprechen, musste aber gestehen, dass er nicht genau hinhörte, sondern die Zärtlichkeit genoss. Erst als dann der Name eines Films fiel, der diese Woche in die Kinos kommen sollte, löste er sich wieder von der warmen Haut, soweit, dass er in Thomas’ Augen sehen konnte. „Hey, in den Film wollte ich auch unbedingt!“, sagte er sofort begeistert und grinste den anderen überschwänglich an. „Wir könnten zusammen reingehen, uns einen schönen Tag machen. Ich geb’ dir alles aus, nachträglich zum Geburtstag. Was sagst du dazu?“ In der Euphorie, die er wegen seiner spontanen Idee entwickelte, vergaß er gänzlich, dass er eigentlich ein bisschen wütend und vor allem enttäuscht von Thomas gewesen war, nichts von dessen Geburtstag gewusst zu haben. Doch Thomas’ Gesicht zeigte keine Regung, nur seine Augen verrieten, dass er Michaels Vorschlag argwöhnisch gegenüberstand. Michaels Hochgefühl schwand wieder. „Und wie stellst du dir das vor?“, fragte Thomas verdutzt und ließ seine Hände auf Michaels Körper ruhen. „Wir gehen Händchen haltend ins Kino und egal, wer uns sieht?“ Die Lippen des Jüngeren kräuselten sich. „Es muss ja nicht gleich Händchen haltend sein“, murmelte er, fand Thomas’ Reaktion etwas übertrieben. Thomas rollte daraufhin seine Augen. Er hasste es, dass Michael bei solchen Gesprächen immer jedes Wort auf die Goldwaage legen musste und dabei dann Sarkasmus und Ironie fließen ließ. „Du weißt genau, was ich mein“, entgegnete er etwas gereizt und zog seine Hand völlig von Michaels Rücken zurück. „Die Diskussion hatten wir doch erst gestern.“ Michael zog einen leichten Schmollmund. Ja, er wusste, dass Thomas Recht hatte, doch der Gedanke, mit dem anderen etwas ganz Normales, wie ins Kino gehen zu machen, war sehr verlockend gewesen. Aber klar, dies hier war eine Kleinstadt. Die Chance, von niemandem, der sie kannte, gesehen zu werden, war schwindend gering. Wobei… Erneut traf ihn ein Geistesblitz. „Und was wäre, wenn wir woanders hinfahren?“, fragte er und blickte in die grauen Augen, die im Moment jedoch keine klare Antwort enthielten. „Ich meine, wir müssen ja nicht hier ins Kino gehen. Wir haben so viele Städte mit tollen Kinos in der Umgebung, wo wir nicht mal weit hinfahren müssen und erzähl mir jetzt nicht, dass du in jeder Stadt jemanden kennst, der uns erwischen könnte!“ Erneut war Thomas’ Miene so ausdruckslos, dass Michael schon befürchtete, er wäre versteinert. Doch dann bemerkte er das leichte Zucken in den Mundwinkeln, kurz bevor sich die Lippen zu einem breiten Grinsen verzogen und erneut Grübchen bildeten. „Wäre es sehr eingebildet, wenn ich jetzt sagen würde, dass man mich natürlich in jeder Stadt kennt?“, fragte er in einem viel mehr entspannten Ton als zuvor. Michael nickte mehrmals heftig. „Ja, sehr! Und auch überaus unfair und lügnerisch“, antwortete er und ließ sich ebenfalls zu einem Grinsen hinreißen. „Na gut, dann geb’ ich es auf! Such du dir aus, wohin und wann wir fahren und ich spiel dann den Chauffeur. Ich nehm auch kein Spritgeld“, erklärte er lachend und zog Michael wieder enger an sich. Dieser fühlte sich gerade wie auf Wolke Sieben inklusive einem riesigen Freudenfeuerwerk im Bauch. In diesem Augenblick hatte er nicht das Gefühl, eine heimliche Beziehung zu führen, sondern, dass er und Thomas ein ganz normales Paar waren. Draußen war es bereits dunkel und angenehm abgekühlt, als Thomas nach Hause fuhr. Licht fiel durch den Spalt der Wohnzimmertür in den abgedunkelten Flur, als Michael die Haustür hinter seinem Freund schloss. Gemächlich schlurfte er geradewegs auf die Tür zu und öffnete den Spalt schließlich etwas mehr, um seinen Kopf durchzustecken. Carolina und ihr Freund Martin saßen auf dem Sofa, leicht aneinander gelehnt und sahen fern. Ihre Eltern hatten einen besseren Fernseher als die beiden Geschwister und Carolina nutzte es daher immer wieder aus, wenn die Eltern mal einen Abend nicht da waren oder wie jetzt eine kleine Reise unternahmen. „Hey Michi, na, wie geht’s dir?“, begrüßte Martin ihn freundlich, als er ihn entdeckt hatte und hob zum Gruß die Hand. Michael erwiderte die Geste gewohnt fröhlich. Er hatte Martin schon lange nicht mehr gesehen, seit Anfang Juni ungefähr, denn meist war Carolina bei ihm gewesen. Bei ihrem letzten Treffen hatte Martin noch sehr lädiert von der Naziattacke am See ausgesehen und so war Michael froh, ihn nun wieder heil und gut gelaunt vorzufinden. Er wusste nicht warum, aber er fühlte einen leichten Stich schlechten Gewissens in sich aufkommen, weil Thomas damals ebenfalls am See gewesen war. „Lust, mit uns ein paar Filme zu gucken?“, bot Martin ihm ihre Gesellschaft an und hielt ein paar DVDs hoch, die sie sich anscheinend ausgeliehen hatten. „Klar, warum nicht.“ Michael hatte eh nichts vor. Carolina bedachte ihn mit einem merkwürdigen Blick und stand auf. „Dann kannst du mir ja eben in der Küche helfen, die Getränke und so ranzuschaffen“, meinte sie und hielt Martin zurück, auch zum Helfen aufzustehen. „Michi und ich machen das schon.“ Verwirrt folgte Michael ihr in die Küche, fragte sich, was ihr Verhalten auf sich hatte. „Willst du lieber mit Martin allein sein? Dann lass ich mir was einfallen und verzieh mich“, bot er ihr an, da er das Gefühl hatte, schlechte Laune bei ihr verursacht zu haben. Er hörte sie seufzen, als sie mit dem Rücken zu ihm eine Schüssel aus dem Schrank holte und das Popcorn darin umfüllte. Sie drehte sich zu ihm um und blickte ihn kurz ein wenig wehleidig an, was ihn stutzen ließ. „Nein, quatsch, du störst doch nicht“, sagte sie und öffnete den Kühlschrank. Anscheinend suchte sie Beschäftigung, um nicht still vor ihm stehen zu müssen. Sie wollte mit ihm reden, das lag sonnenklar auf der Hand. „Sag mal, was hatte dieser Typ eigentlich hier zu suchen? Dieser Rosner. Ich mein, du weißt doch, was das für einer ist. Wieso triffst du dich mit dem, Michi?“ Sie sah ihn besorgt an und gleichzeitig etwas unsicher. Michael verschränkte seine Arme vor der Brust. „Er geht in meine Klasse. Du hast doch gesagt, ich soll mehr für die Schule tun. Du hast es doch damals toll gefunden, dass ich mit ihm zusammen Deutsch gemacht hab, weißt du noch?“, konterte er und sein Ton wurde etwas bissig. Carolina nickte halbherzig. „Ach Michi, so häufig kann das doch gar nicht sein und außerdem war er ja auch in den Ferien hier gewesen!“ Michael antwortete nicht und nahm ihr gereizt die Flaschen aus der Hand. „Ich mach mir nur Sorgen um dich“, versuchte sie zu erklären und wollte noch etwas sagen, doch Michael unterbrach sie. „Ich werd schon kein Scheißnazi, oder denkst du das?“ „Nein, natürlich nicht“, wehrte sie ab und sah ihn entschuldigend an. Michael seufzte leise und beruhigte sich wieder etwas. „Halt dich einfach raus, okay? Und komm jetzt, sonst schläft Martin noch vor dem ersten Film ein.“ Er grinste ihr leicht zu und hielt ihr die Tür auf, ehe er ihr ins Wohnzimmer folgte, jedoch ein mulmiges Gefühl beibehielt. TBC Sodele, mal wieder ein Kapitel vollendet ^^ Bin gespannt, wie ihr es findet. Also schön brav Kommis schreiben *lol* Das Lied, was Michael am Anfang hört, ist "I Hate Everything About You" von Three Days Grace, einer kanadischen Post-Grunge/Alternative Metal - Band, von denen ich einige Lieder wirklich sehr gut finde ^^ Normalerweise ist das nicht so der Musikstil, den Punks vorranging hören, aber Ausnahmen bestätigen die Regel und als ich das Lied letztens noch mal gehört hab, fand ich es doch sehr passend auf meine Story von den Gefühlen der beiden her gesehen XD Nun, schauen wir mal, wann wir uns zu Kapitel 21 wiedersehen. Bis dahin, danke für alle Kommis bisher, Motte Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)