Die etwas anderen Schwiegereltern von abgemeldet (Parn begegnet Deedos Eltern) ================================================================================ Kapitel 1: Der qualvolle Weg zum Dorf der Elfen ----------------------------------------------- Parn und Deedo banden die Zügel ihrer Pferde an einen Baum fest, dessen geteilter Stamm seine Krone trug. Sie verließen die Pferde, die sich schnaufend am frischen Gras bedienten. Deedo ging eiligen Schrittes voran und ließ Parn hinter sich fallen, der abwesend die feurige Sonne hinter den dunklen Baumwipfeln verschwinden sah. Viele Wolkenschichten schoben sich über den rot gefärbten Himmel und die letzten warmen, grellen Sonnenstrahlen, die hinter den Bäumen zu ihm rüber drangen, blendeten ihn. Langsam schritt Parn Deedo nach. Er hatte es nicht besonders eilig. Parn sollte nämlich bei Deedos Eltern vorstellig werden und da Deedo sie ohnehin zu ihrer Hochzeit einladen wollte, bot es sich natürlich prima an, Parn überhaupt erst einmal mit ihren Eltern bekannt zu machen. Man konnte sich denken, dass der Ritter nicht äußerst auf dieses Aufeinandertreffen erpicht war. Die nächsten Tage im Dorf der Elfen zu verbringen, bescherte ihm ein mulmiges Gefühl im Bauch. Ständig unter Beobachtung zu sein, immer mit neugierigen Blicken durchbohrt zu werden, wem war das schon angenehm? Er tat das nur Deedo zuliebe. Sie wollte ihre Eltern so gerne bei ihrer Hochzeit dabei haben. Das war verständlich. Parn hätte sich seine Eltern auch gerne dabei gewünscht. Nur waren sie schon gestorben, als er noch ein kleiner Junge war. Ob Deedo sich wohl erhoffte, dass ihre Eltern Parn so wie ihren eigenen Sohn aufnehmen würden, um ihm seine eigenen Eltern teilweise zu ersetzen und ihm über ihren Verlust hinweg zu helfen? Hoffentlich versprach Deedo sich nicht zu viel von ihrer ersten Begegnung. „Parn, wo bleibst du denn?“, drehte sich die Elfe ungeduldig zu ihm um. Parn schritt gemächlich auf sie zu. „Warum diese Eile? Elfen haben doch genügend Zeit!“, seufzte er trübsinnig. Als er Deedo erreichte, schaute sie ihm schmollend ins Gesicht. Parn nahm ihre Wangen und zog sie auseinander, bis sich Deedos Lippen zu einem Lächeln formten. „Das war nicht so gemeint.“, entschuldigte er sich und ließ ihre Wangen los. „Was ist mit dir los?“, fragte Deedo bedrückt. „Du bist die letzten Tage schon so seltsam gewesen. Bist du aufgeregt wegen heute?“ Volle Punktzahl! Parn druckste herum. Er wollte das ja nicht gerade vor Deedo eingestehen. „Na ja… ähm… ein bisschen.“ Er kratzte sich am Hinterkopf. „Wie würdest du dich denn an meiner Stelle fühlen?“ Deedo winkte aufgeregt mit den Fingern auf und ab und hakte sich bei Parn ein. „Oh, ich wäre mit Sicherheit auch total aufgeregt, aber glaub mir, dass bin ich auch so!“, wollte sie Parn ein wenig beruhigen. Ich bin wirklich gespannt, was Mama und Papa zu Parn sagen werden? Hoffentlich verläuft alles gut. „Schließlich erscheine ich dort auch zum ersten Mal mit meinem Verlobten!“ Parn grinste sarkastisch. Oh ja. Und der ist auch noch ein Mensch! „Ojemine, wenn du mich deinen Eltern vorstellen würdest, ginge es mir genauso. Ich wäre unheimlich nervös und hätte riesige Angst, etwas Falsches zu machen oder zu sagen und mich damit total vor ihnen zu blamieren!“ Na großartig, dachte sich Parn. Daran hatte ich bis jetzt noch gar nicht gedacht! „Das ist ja wirklich sehr ermutigend, Deedo! Ich könnte schwören, dass genau so was mir passieren wird!“ „Ach was, mach dich nicht verrückt! Es wird schon alles klappen! Bleib einfach ganz entspannt und denk an mich!“, sagte Deedo in Zuversicht. Aber wenn ich an dich denke, kann ich mich erst recht nicht konzentrieren, das weißt du doch! Deedo sah und lächelte ihren Ritter total verliebt von unten an und näherte sich ihm. Zögerlich und scheu zog sie ihre Arme an. Völlig befangen blickte sie zur Seite hin und schmiegte sich mit Kopf und Händen an das Bruststück seiner Rüstung. Allmählich traute sie sich Parn anzuschauen. Ganz langsam hob sie ihren Kopf und dann ihre Augen. Parns Herz schlug schnell. Sie sah so süß und niedlich aus, wenn sie ihn mit ihren durchdringenden, grünen Augen ansah und ihm dieses bezaubernde Lächeln schenkte, das ihn so in seinen Bann zog… Und ihre goldigen Elfenöhrchen… Parn mochte gar nicht weiter denken. Er war richtig ins Schwärmen geraten. „Parn?“ Parn war so hin und weg, dass er sie schon überhörte. „Äh, ja?“, sagte er schließlich nach längerer Zeit. Deedo kuschelte sich mit dem Gesicht an ihn. „Es wird schon alles gut gehen.“, meinte sie und schloss ihre Augen. Parn legte erst unentschlossen aber dann ganz entschieden die Arme um Deedo und drückte sie fest an sich. Er schmiegte sich mit der Wange an ihr seidiges Haar. Eine Zeit lang verweilten sie so. „Ich hoffe nur, dass mir deine Eltern nicht den Kopf abreißen werden. Einen Menschen haben sie sich bestimmt nicht als Verlobten für dich gewünscht…“ Sie ließen sich los. „Parn! Das werden sie nicht!“, beschwor Deedo ihn mit leichter Fassungslosigkeit in der Stimme. „Sie finden dich mit Sicherheit auf Anhieb sympathisch. Denn ich bin ihre Tochter und du scheinst zu vergessen, dass ich dich sehr gern habe, nein… dass ich dich liebe! Und außerdem… dürfen sie uns gar nicht auseinander bringen…“ Deedo blickte an sich herunter und drückte die Hand auf ihren kleinen Bauchansatz. Sie lächelte glücklich. Parn sah mit sanften Augen zu der Stelle herab. Mit einem Mal umarmte er die Elfe und gab ihr einen Kuss. Er streichelte ihr über den Bauch. Oh ja, bald sah er Vaterfreuden entgegen. Was wohl die Elfen in Deedos Heimatdorf dazu sagen würden? Nicht nur, dass er Deedo heiraten wollte, er hatte ihr sogar auch noch ein Baby gemacht. Oje, er wollte am liebsten umkehren, aber Deedo glücklich zu sehen, zählte mehr. Und das hieß, dass sie ihr Dorf besuchen mussten. Parn konnte sich gut an das letzte Mal erinnern, als er in ihrem Dorf war. Damals war er hierher gekommen um Deedo zurück zu holen, weil Estas sie aus lauter Eifersucht und mit geschickten Intrigen auseinander gebracht hatte. Zum Glück hatte Parn sein Spiel noch rechtzeitig durchschaut und Deedo zurückerobert. Estas hatte ihm damals einreden wollen, dass sie nur aus Mitleid bei Parn bleiben würde, weil er keine Familie mehr hatte, doch Deedo ihr Heimatdorf sehr vermisste und es Parn nur nicht sagte, um ihn nicht zu verletzen. Deedo, wollte Estas, gegen ihren Willen zum Klan zurückbringen. Doch als diese sich standhaft weigerte, schlug er ihr eine Vereinbarung vor: Wenn Parn sie so sehr lieben würde, wie sie vorgab, sollte er ihr folgen. Dann würde Estas sie mit ihm ziehen lassen und wenn nicht, müsse sie ohne Widerrede im Dorf der Elfen bleiben. Natürlich hatte Estas Parn die oben erwähnte Lügengeschichte aufgetischt, so dass Parn dachte, dass Deedo tatsächlich unter Heimweh litt und ihr nicht folgte. Erschwerend kam noch hinzu, dass sie sich bis dahin noch nicht ihre Gefühle gestanden hatten. Aber letztlich war alles gut ausgegangen und Parn hatte seine Deedo wieder und sie ihren Parn. Damals waren Deedos Eltern nicht anwesend gewesen. Was für ein Jammer. Dann hätte Parn sich den Weg heute sparen können. Nur Estas war zu jener Zeit dort. War ja klar. Parn musste sogar noch ein Duell gegen diesen Fiesling gewinnen, damit er Deedo endgültig heim holen durfte. Estas. Wer weiß, was dieser Elf Deedos Eltern schon alles über Parn berichtet hatte? Gewiss nur Schlechtes. Der würde es Parn auf gar keinen einfach machen, einen guten Eindruck bei ihren Eltern zu hinterlassen. Estas wollte Deedo doch am liebsten für sich haben. Langsam sollte er sich mal damit abfinden, dass Deedo zu ihm, Parn, gehört. Und schließlich bekamen sie nun auch bald ihr Baby. Um Himmelswillen! Estas wusste ja, dass Deedo von Parn schwanger ist. Das hatte er im Elfendorf bestimmt schon rumposaunt und das mit der Verlobung sowieso. Parn würde wohl gleich etwas zu hören bekommen, wenn er mit Deedo dort eintraf. Wahrscheinlich musste er seine Tat noch vor so was wie einem Gericht rechtfertigen, das dann über ihn urteilte. Elfen waren manchmal schon eigenartig. Besonders wenn sie unter ihresgleichen lebten. Das war bei Deedo glücklicherweise anders. Na ja, was konnte ihm als Schlimmstes passieren? Seine Seele könnte nur für immer im Wald gefangen bleiben. Aber das würde Deedo niemals zulassen. Er verließ sich da ganz auf ihre Überzeugungskraft. Trotzdem. Er würde immer noch gerne umdrehen. Es ist für Deedo! Es ist für Deedo! Ich mach das nur ihretwegen!, versuchte Parn sich immer wieder einzubläuen. Er raufte sich die Haare. Parn war so in Gedanken, dass er Deedos verwunderten Blick gar nicht wahrnahm. Als er merkte, dass die Elfe ihn anlächelte, tat er so, als wäre nichts gewesen und grinste nur dämlich. Sie waren schon ein ganzes Stück in den Wald hinein gegangen. Er blickte sich aufmerksam um und wollte Deedo damit von dieser peinlichen Szene von vorhin ablenken. Der Wald ohne Wiederkehr war sehr schön. Viel schöner als alle anderen Wälder, die Parn je gesehen hatte. Die Bäume standen immer in Blüte. Kein einziges Blatt lag unten. Auch keine abgeknickten, herab gefallenen Äste, weder noch gefällte oder umgekippte Baumstämme lagen auf dem Grund verstreut. Kein Strauch oder Baum war kahl oder hatte vertrocknete Blätter. Alle Pflanzen waren hier gesund. Das musste wohl an der guten Pflege der Hochelfen liegen, mit der sie ihre Schützlinge umsorgten. Ihnen lag schließlich nichts mehr am Herzen, als das Wohl der Natur, mit all ihren Lebewesen und Geistern. „Du, Deedo, wie ist das denn jetzt eigentlich?“, setzte Parn an und versuchte ein letztes Mal dem unangenehmen Treffen zu entfliehen. „Alle Wesen außer den Elfen altern doch sehr schnell, wenn sie sich im Wald ohne Wiederkehr befinden, oder?“ Deedo nickte. „Ist es dann nicht besser für mich, wenn ich außerhalb auf dich warte? Schließlich will ich nicht als alter Greis mit dir vor den Traualtar treten.“, gab Parn als Grund vor. „Keine Sorge, Parn!“, beruhigte Deedo ihn. „Wenn du in meiner Begleitung bist, kann dir nichts passieren! Außerdem habe ich Estas darum gebeten, dass er die Älteste darum bittet, den Fluch für die paar Tage zu unterbrechen, wo ich mit dir hier bin.“ „Du hast Estas darum gebeten? Gerade Estas…?“, zischte Parn scharfzüngig. „Der wird die Älteste bestimmt nicht gefragt haben! Und falls doch, hat er sie gewiss darum ersucht, den Alterungsprozess des Fluches anzutreiben! Dem wäre doch am liebsten, wenn ich den Wald erst gar nicht wieder lebend verlasse!“ „Parn, nun übertreib doch nicht!“ Deedo konnte es nicht glauben. „Was unterstellst du Estas da nur?“ Parn hob die Schultern. „Für mich ist dieser Elf einfach nur hinterhältig, so wie ein Dunkelelf ungefähr!“ Deedo stemmte die Arme in die Seiten und schüttelte fassungslos den Kopf. Auf diese Weise tadelte sie Parn, aber nicht ernst gemeint. „Was denn? Bei jeder Begegnung mit ihm, hat er versucht, sich zwischen uns zu drängen!“, erinnerte Parn sie. „Ja, ich weiß!“, gab Deedo zu. „Aber zu so was wäre er nicht fähig! Ich kenne ihn dafür viel zu gut! Außerdem glaube ich, dass Estas mittlerweile erkannt hat, dass wir beide zusammengehören.“ Man kann vieles glauben…, dachte Parn skeptisch in seinen Gedanken. „Und ihr zwei scheint euch in letzter Zeit doch auch ganz gut verstanden zu haben! Diesen Eindruck hatte ich zumindest.“ „Das hast du dir nur eingebildet.“, nahm Parn ihr jegliche Hoffnung. „Na ja, aber du wirst doch jetzt nicht umkehren wollen, wo wir schon fast am Ziel sind, oder?“ Deedo sah ihn mit einem herzerweichenden Elfenblick an. „Was? Wir sind schon da?“, fragte Parn entsetzt. „Aber ich sehe das Dorf gar nicht!“ „Dummerchen! Wir müssen auch erst durchs Portal gehen!“, klärte sie ihn neckend auf. Parn blickte sich um. „Aber ein Portal sehe ich auch nirgends!“ „Komisch!“ Deedo drehte sich zum verschwommen, schimmernden Eingang hin. „Damals, als du mich zurück geholt hast, bist du doch auch ins Dorf gelangt. Wie hast du das nur geschafft?“, witzelte sie. Parn sah sich immer noch um. „Na ja, damals war ich so aufgelöst und bin einfach hier herumgeirrt und da muss ich wohl zufällig durch das Portal gelaufen sein!“ Er kratzte sich überlegend am Hinterkopf. „Herrje, ich kann mir bei einem Mal doch auch nicht alle Ecken des Waldes merken!“, stöhnte er verdrießt. Er wandte sich zu Deedo, aber sie war verschwunden. „Äh, Deedo?“, rief Parn verwirrt. Er suchte nach ihr und drehte sich dabei ein paar Mal um die eigene Achse. Doch nirgends war sie zu entdecken. „Hier bin ich!“, ertönte ihre Stimme plötzlich von hinten. Sie streckte ihren Arm durch das unsichtbare und verschwommene Portal hinaus und ergriff Parn am Kragen seines Umhangs. Kraftvoll zog sie den erschrockenen Ritter durch den Eingang hindurch. Es dauerte nicht lange, da hatten sie die ersten riesigen Bäume mit ihren mächtigen Stämmen und kraftvollen Ästen erreicht, welche die Häuser der Elfen trugen. In Parns Bauch rumpelte es. Er blieb stehen. Deedo merkte zunächst gar nicht, dass Parn hinter ihr zurückblieb. In Parn zog sich alles zusammen, so angespannt war er. Oh Gott! Hoffentlich musste er nicht noch bei Deedos Vater um ihre Hand anhalten! Das würde er nicht schaffen, sondern vor lauter Angst und Ehrfurcht nur zusammenbrechen. Ihm blieb nur die Hoffnung, dass dieser Brauch unter den Elfen nicht bekannt war. Es war ja immerhin ein menschlicher Brauch, also standen die Chancen nicht schlecht. Parn betrachtete beeindruckt die Häuser der Waldwesen. Sie waren schön. Es waren Hütten, gefertigt aus Blockbohlen. Sie waren nicht sehr groß, aber auch nicht zu klein, eben genau richtig. Elfen sind in solchen Dingen eh nicht sehr anspruchsvoll. Das entsprach nicht ihrem Charakter. Und außerdem, verbrachten sie die meiste Zeit ohnehin draußen, in der Natur. Parn fand die Häuschen wirklich entzückend. Sie hatten gar keine Türen, nur Vorhänge, genau wie vor ihren Sprossenfenstern. Die Balken der Vordächer hatten überwiegend eine gewellte Form. Was ihm nur auffiel, war, dass es nirgendwo Hängeleitern gab, um hinauf klettern zu können. Natürlich! Das hatten die Elfen auch gar nicht nötig, so elegant und hoch, wie sie springen konnten. Parn beneidete sie darum. Auch wenn er sich nicht vorstellen konnte, dass es bei ihm elegant aussah. Dann bemerkte er doch ein Haus, von dem eine Leiter fast bis zum Boden hing. Ob es das Haus von Deedos Eltern war, schoss es Parn sofort durch den Kopf. Dann hatten sie sich ja schon auf seinen Besuch eingestellt und wollten ihn nicht gleich wieder davon jagen? Parn fühlte ein wenig Erleichterung in sich aufsteigen. Vielleicht wird es ja doch nicht so schlimm, wie er die ganze Zeit befürchtete. Da hörte er Deedo auch schon rufen. „Parn! Nun komm schon! Ich bin doch bei dir!“ Parn verzog das Gesicht. Es war ihm etwas peinlich ab. Musste ja nicht jeder gleich wissen, wie sehr er sich vor dem Aufenthalt hier fürchtete und dass er glücklich darüber war, dass Deedo bei ihm ist. Besonders die Elfen sollten das nicht erfahren. Schließlich war er ein tapferer, mutiger Ritter. Parn kam zu ihr und folgte Deedo mit geringem Abstand. Durch die Fenster konnte er keine Menschen-, ups…äh, Elfenseele erhaschen. Erst als sie tiefer ins Dorf rein gingen und dort eine Stelle erreichten, die man mit einem Marktplatz aus den menschlichen Dörfer und Städten vergleichen konnte, ein zentraler Ort halt, trafen sie auf jemanden. Die Bäume säumten einen Kreis und zwischen ihnen konnten sie einige Gestalten ausmachen. Es musste wohl das Begrüßungskomitee sein, dachte Parn bitter. Oh Gott! Auf einmal sackte sein Herz wieder zurück in die Hose. Seine Aufregung stieg wiederkehrend an. Die Figuren traten zwischen den Bäumen hervor. Ein Mann und eine Frau im Vordergrund und dahinter mindestens noch sechs weitere Elfen. Waren das ihre Eltern? Ja, sie mussten es sein. Die beiden sahen nicht viel älter aus, als Deedo selbst. Aber sie wirkten sehr erfahren und weise. Das konnte Parn schon auf dem ersten Blick erkennen. Deedos Mutter trug ein einfaches, langes lachsfarbenes Kleid, das eine Verzierung am Oberteil hatte und die langen Ärmel teilten sich in der Mitte in Puffärmelchen auf. Sie hatte genauso helles blondes Haar wie seine Deedo. Ihr geflochtener Zopf, den sie über der Schulter trug, reichte ihr bis zu den Knien. Nun wusste Parn, von wem Deedo ihre Schönheit hatte. Deedos Vater war ein großer, schmaler und zierlicher Mann. Die Haare trug er vornehm nach hinten gekämmt. Er hatte ein langes pfauenfarbenes Jackett an, dessen Saum sich nochmals dunkel abgrenzte. Das Jackett hatte er an den Armen zurückgeschlagen und seine Halbstiefel an den Füßen waren in der gleichen Farbe. Die restliche Kleidung setzte sich aus einem cremegrünen Farbton zusammen. Deedo und ihre Eltern standen da und blickten sich liebevoll an. Dann endlich fielen sie sich in die Arme. Deedos Ohren sanken vor Freude herab, so wohl fühlte sie sich in diesem Moment. Sie schloss glückselig die Augen und schluchzte etwas. Parn sah wie winzige Tränen an ihren Wimpern hingen. Dieser Anblick erfreute ihn. Er fand es unheimlich schön, Deedo so strahlen zu sehen. Es war richtig beneidenswert. Vater und Mutter drückten ihre kleine Elfe fest an sich. „Deedlit, meine Kleine… Wie wunderschön es ist, dich wieder bei uns zu haben…“, sagte ihre Mutter voller Freude. Auch sie war den Tränen nahe. Es war einfach nur rührend, fand Parn. „Es ist schön, dass du uns mal wieder besuchst! Wir haben dich alle sehr vermisst, Deedlit.“, sprach ihr Vater. Er gab seiner Tochter einen Kuss aufs Haar und streichelte ihr über den Rücken. Deedo hob ihren Kopf an. Sie hatte sich die gesamte Zeit mit dem Gesicht an den Hals ihrer Mutter gelehnt. Aufrecht stellte sie sich zu ihren Eltern hin und lächelte bewegt. Deedo wischte sich die Tränen aus den Augen fort. „Ich freue mich auch, euch wieder zu sehen!“, wimmerte sie. „Ihr habt mir unheimlich gefehlt. Ich kann euch gar nicht sagen, wie sehr!“ Hinter ihren Eltern, streckten die restlichen Elfen neugierig ihre Köpfe vor. Es waren anscheinend ihre Freunde hier aus dem Dorf. Deedo schoss durch die Mitte ihrer Eltern und fiel jeden einzelnen um den Hals. „Amarylia!“, lachte sie. „Ich bin froh dich zu sehen! Geht es dir gut?“ „Ja, es geht mir gut! Toll, dass du wieder hier bist, Deedlit!“, rief ihre Freundin begeistert. „Madoen!“ Deedo fiel dem nächsten Elf um den Hals und lächelte glückstrahlend. „Deedlit! Bist du hübsch geworden! Ich hätte dich ja kaum wieder erkannt!“, sagte er flattierend. „Du musst uns wirklich öfters besuchen, damit mir das nicht noch mal passiert!“ Der Elf kitzelte Deedo mit seinen Fingern am Hals, bis sie vergnügt auflachte und ihr Kinn an die Schulter quetschte. „Madoen, du alter Schmeichler! Du hast dich wirklich kein bisschen verändert!“, stellte sie ironisch fest. „Du kannst wohl nicht damit aufhören, über mich zu frotzeln, was?“ Madoen grinste sie bloß an. Deedo begrüßte die Elfen nacheinander. Parn fühlte, dass er irgendwie immer mehr ins Abseits geriet. Aber das machte ihm nichts. Diese Szene war viel zu ergreifend, als dass er sich dort hineindrängen wollte. Viel lieber schaute er nur zu. Ach, wie gern hätte er das auch für sich gehabt. Eine Familie, die ihn nach langer Zeit, so herzlich in die Arme schließt. Doch seine Eltern waren, wie vorhin schon erwähnt, vor langer Zeit gestorben. Aber bald hatte er ja eine eigene Familie. Ein schönes Gefühl war das. Parn betrachtete wie Deedo sich wieder zurück an ihre Mutter gekuschelt hatte. Sie lag mit dem Kopf an ihrer Brust und Parn konnte sehen, wie ihr dicke Tränen über die Wangen kullerten. Ihr Heimweh musste doch sehr groß gewesen sein, vermutete Parn. Hoffentlich wollte sie nachher nicht ganz im Dorf bleiben! Aber das glaubte Parn nicht. Dafür waren die zwei viel zu sehr ineinander vernarrt. Er hing wohl nur zu sehr seinen Gedanken nach. „Mami…“, flüsterte Deedo. Ihre Mutter strich mit den Daumen über Deedos Wange. „Meine Kleine…“, wisperte sie ebenfalls. Deedo wühlte mit dem Gesicht an der Brust ihrer Mutter herum. Nach einer Weile ließ sie sich wieder in die Arme ihres Vaters sinken. Ihre Freunde sahen ihr dabei ebenso bewegt zu, wie Parn. „Hach, Papa…“, seufzte Deedo. Der Vater kraulte ihr den Kopf und strich mit der anderen Hand über ihre Hüfte. Er gab ihr einen lieben Kuss auf die Stirn. „Sch, mein Liebes. Ist ja gut. Jetzt bist du wieder bei uns.“, sagte er mit beruhigender Stimme. Er fasste ihr mit beiden Händen an die Schultern und drückte sie ein wenig von sich weg, um sie genau betrachten zu können. „In der langen Zeit bist du tatsächlich noch hübscher geworden! Eine wahrhaftige Schönheit! Ebenso wie deine Mutter!“ Deedo lächelte geschmeichelt. Ihr Vater sagte ihr allzu gerne schöne Worte. „Aber sag mal, Kind, bist du irgendwie dicker geworden? Du bist ziemlich rund um die Hüften!“, erkundigte sich ihr Vater verwundert. Deedo war zunächst sprachlos. Sprachlos darüber, so was aus dem Munde ihres Vaters zu hören. Und dann auch noch so unverblümt! Doch dann lächelte sie wieder, schließlich wurde sie nicht ohne Grund dicker. „Na ja, weißt du Papa…“, sie blickte zu ihrem Bauchansatz. „Das liegt daran, dass ich ein Baby bekomme…“ „Ein Baby?!“, wiederholten ihre Eltern und alle Elfen ungläubig. Deedo nickte lächelnd. „Genauer gesagt, erwarten mein Verlobter und ich dieses Baby!“, sagte sie und drehte sich gleichzeitig zu Parn um. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)