Campus Life von Komorebi (Leben und Lieben an der Alice Academy) ================================================================================ Kapitel 1: Die Entscheidung --------------------------- >>I am beautiful, no matter what they say, words can't bring me down<< (Beautiful ~ Christina Aguilera) Kapitel 1 ~ Die Entscheidung Kurz nach dem Klingeln hastete Mikan in die Klasse, froh, es noch geschafft zu haben, bevor Jinno auftauchte. Sie ließ sich auf ihren Platz hinter Hotaru fallen und verschnaufte. Jinno kam etwa 10 Sekunden später, mit einem wie immer grimmigen Gesichtsausdruck. „Ich habe dich gesehen“, sagte er zu Mikan. „Du warst zu spät!“ „Das waren höchstens zwei Sekunden!“ empörte sich Mikan. „Wie viel spielt keine Rolle! Du wirst nach der Stunde die Klasse fegen!“ Damit wandte sich Jinno wieder der Tafel zu. Shoda-san lachte nur spöttisch und flüsterte etwas mit ihrer Sitznachbarin. „Ich werde nun eure Hausaufgaben kontrollieren!“, ertönte Jinnos Stimme. „Nehmt sie bitte vor!“ Mikans Hausaufgaben lagen längst auf ihrem Tisch, sie träumte vor sich hin. Als sie einen Rauchgeruch bemerkte, schreckte sie auf. Ihre Hausaufgaben hatten Feuer gefangen! Schnell klopfte sie es aus. Die ersten Zeilen waren nicht mehr lesbar. Ärgerlich drehte sie sich um. „Was sollte das denn schon wieder, Natsume?“ Doch Natsume antwortete nicht. Er legte sich ein Buch auf den Kopf und döste. „Hey! Ich rede mit dir!“, schrie Mikan, ohne zu bemerken, dass Jinno schon hinter ihr stand. „Willst du meinen Unterricht stören? Und was ist das?“ Er hielt ihr die verbrannte Hausaufgabe vor die Nase. „Ich...“ begann Mikan. „Das war ich nicht! Natsume hat...“ „Schieb die Schuld nicht immer auf andere!“ brüllte Jinno und sein Stab begann Funken zu schlagen. Mikan schloss den Mund und sah bedrückt auf ihren Tisch. „Na also“, sagte Jinno. Du wirst morgen auch noch fegen. Und ich werde das dem Direktorat melden. Sei froh, wenn du morgen immer noch deinen Stern hast!“ Mikan griff sich an die Uniform und fühlte den kleinen goldenen Stern, den sie noch vor kurzem von Jinno bekommen hatte. Nach der Stunde fegte sie den ganzen Raum sauber. Sie wunderte sich manchmal wirklich, was für Schweine in ihrer Klasse waren. Als sie das Klassenzimmer verließ, warteten Hotaru und Tobita schon auf dem Gang auf sie. „Mikan“, begann Tobita mit besorgtem Gesichtsausdruck. „Ich wollte dir helfen beim Fegen aber Hotaru hat mir gedroht! Ich hätte dir wirklich geholfen!“ Hotaru blickte Tobita kurz an. Dann sagte sie: „Du kannst ihr nicht immer alles abnehmen. Sie muss auch mal lernen, Verantwortung zu tragen!“ „Hotaru!“ Mikan wurde ärgerlich. „Sei still Dummchen!“ war ihre Antwort. „Guck dir lieber das hier an!“ Sie zeigte auf ein Plakat, dass hinter ihnen an der Wand hing. Großer Schönheitswettbewerb Für Mädchen im Alter von 10-15 Jahren Preis: 1000 Rabbits Hotaru sah Mikan fragend an. „Das Geld könnten wir gebrauchen“, meinte sie. „Das sind...100.000 Yen!“ staunte Mikan. Aber dann schüttelte sie den Kopf. In diesem Moment kamen Natsume und seine Clique den Gang entlang. Der Junge, der Dinge schweben lassen konnte (sie vergaß immer wieder seinen Namen) warf einen kurzen Blick auf das Plakat und meinte dann: „Na Hässlette, willst du etwa teilnehmen? Hast doch eh keine Chance!“ „Will ich nicht!“, schrie Mikan und rannte dann den Gang entlang. Sie spürte, wie ihr die Tränen in die Augen schossen. Was hatte sie diesem Jungen eigentlich getan? Und warum sollte es sie kümmern, was er über sie dachte? Und trotzdem waren diese Tränen jetzt da und ließen sich nicht mehr zurückhalten. Sie wollte doch gar nicht teilnehmen. Warum sagte er trotzdem solche Sachen? Als Mikan ihre Zimmertür hinter sich zuzog, schluchzte sie schließlich los. Es sollte lange dauern, ehe sie sich wieder beruhigte. Unterdessen war Tobita Mikan besorgt gefolgt, während Hotaru immer noch bei den Jungs stand. „Das war nicht nett“, sagte sie. „Sie wollte wirklich nicht teilnehmen. Was hast du eigentlich gegen Mikan?“ „Sie nervt. Sie tut, als würde sie alles wissen und....nervt eben!“, erwiderte der Junge. „Was für eine beeindruckende Argumentation“, sagte Hotaru noch, bevor sie sich abwandte und langsam in Richtung ihres Labors ging. „Mikan? Darf ich reinkommen?“ Tobita versuchte, die Tür zu öffnen, doch sie war verschlossen. Er hörte ein leises Schniefen, dann klickte das Schloss und die Tür öffnete sich. Vor ihm stand Mikan, die ein gequältes Lächeln versuchte. „Hallo Tobita“, sagte sie. „Was ist denn los?“ – „Alles okay, Mikan?“, fragte er. Mikan blickte auf ihre Schuhspitzen. „Klar! Immerhin...immerhin...muss ich mir von so einem ja nicht...“ „Komm!“, sagte Tobita. „Ich lad dich auf ein Eis ein, ja?“ Während die beiden im Außengelände ihr Eis aßen, sprachen sie kein Wort miteinander. Tobita, weil er nicht wusste, was er sagen sollte, Mikan, weil sie in Gedanken versunken war. „Wie...läuft’s in deiner Talentgruppe?“, fragte Tobita schließlich. „Hm...ganz gut. Ich komme ganz gut voran...“ „Achso“, sagte Tobita. Damit war das Gespräch wieder unterbrochen. „Ich bring eben den Müll weg, ja?“ „Ja okay“, sagte Mikan. Nun saß sie alleine dort und dachte nach. Vielleicht sollte sie doch teilnehmen, nur um das dumme Gesicht dieses Jungen zu sehen, sollte sie gewinnen. Andererseits, wenn sie verlor würde er sie ewig damit aufziehen. Schließlich einigte sie sich darauf, von dem Jungen und seiner Meinung nichts zu halten und ihn zu ignorieren. Plötzlich hörte sie Schritte hinter sich. Als sie sich umdrehte, sah sie Natsume. Seine Clique hatte er nicht dabei. Er blieb etwa zwei Meter von ihrem Stuhl entfernt stehen. „Du bist wirklich ein Trottel“, sagte er. „Wenn du dich nicht zur Wehr setzen kannst, hast du auf dieser Schule nichts verloren!“ Na toll. Der mit seinen schlauen Sprüchen hatte ihr gerade noch gefehlt. „Und was hätte ich deiner Meinung nach tun sollen, wenn du so schlau bist?“, sagte Mikan ärgerlich. „Nimm teil“, sagte Natsume. „Wenn du meinst, dass er Unrecht hatte, dann zeig ihm das doch einfach.“ „Nein“, sagte Mikan. „Wenn ich verliere, lässt er mich nie in Ruhe!“ „Du bist wirklich hohl“, sagte Natsume. Dann dachte er kurz nach und ging schließlich davon. „Warte!“, rief Mikan ihm hinterher. „ Warum sagst du mir das eigentlich?“ Doch Natsume war schon hinter den Bäumen verschwunden. In der nächsten Stunde sprach auch Narumi noch einmal den Wettbewerb an: „Jede, die teilnehmen möchte, meldet sich bitte bis morgen früh an. Dazu müsst ihr einfach nur einen Zettel mit eurem Namen in diese verschlossene Urne werfen. Sie wird bis morgen früh hier im Klassenzimmer stehen! So, nun wenden wir uns wieder dem Unterricht zu...“ Mikan beobachtete die Urne eine ganze Weile. Neben sich hörte sie Nonoko mit Anna flüstern. Aus den Gesprächsfetzen, die sie aufschnappte, entnahm sie, dass Anna vorhatte teilzunehmen. Gegen Anna habe ich eh keine Chance, dachte sie. Nimmt Hotaru eigentlich teil? Sie nahm sich vor, sie nach der Stunde zu fragen. Während der Talentstunden erfuhr Mikan, dass niemand aus der Sondergruppe an dem Contest teilnehmen würde. „Das ist doch nur blödes Herumgepose! Sind wir Puppen oder was?“ war Misakis Kommentar. Mikan ließ sich schnell überzeugen, dass dieser Wettbewerb Mist war. „Jedes Mädchen ist doch auf seine Weise schön“, sagte Tsubasa. „Das kann keine Jury entscheiden.“ Glücklich stimmte Mikan zu. Im Laufe des Tages liefen viele Schüler zur Urne und versuchten, hineinzusehen, doch Mikan erwischte keine Einzige dabei, wie sie einen Zettel hineinwarf. „Es wollen wohl nicht so viele teilnehmen?“, fragte sie Hotaru. „Hm“, machte Hotaru. „Nimmst du jetzt teil?“ „Nein. Du?“ – „Nein. Ich hatte eigentlich gehofft, du würdest teilnehmen und mir das Preisgeld schenken...“ „Was? Du Egoistin!“, sagte Mikan ärgerlich. Aber wenn sie es sich recht überlegte, hätte sie Hotaru wohl wirklich etwas von dem Preisgeld abgegeben. Dass Anna teilnahm, war schon bekannt in der Klasse. Jeder versprach ihr, für sie zu stimmen, falls sie die Einzige Teilnehmerin ihrer Klasse sein sollte. Nonoko beriet Anna schon in Sachen Outfits. Auch Mikan freute sich und versuchte, Anna zu helfen. „Du gewinnst bestimmt“, sagte sie, worauf Anna rot wurde und beschämt lächelte. Auch beim Abendessen gab es kein anderes Thema mehr als den Wettbewerb. Lediglich die Oberstufe, die schon aus dem Teilnahme-Alter heraus war, war relativ genervt von diesem Thema und immer bemüht, sich an diesem Abend nicht mir Grund -oder Mittelschülern zu unterhalten. Am nächsten Morgen erwarteten alle mit Spannung die Teilnehmer. Narumi schloss die Urne auf und heraus flogen zwei Zettel. „Was denn, nur zwei?“ sagte er etwas enttäuscht. „Nun denn, die erste Teilnehmerin dieser Klasse ist....Anna!“ Die ganze Klasse applaudierte nur halbherzig, da sie viel gespannter waren, wer noch teilnahm. „Und unsere zweite Teilnehmerin ist Mikan!“ Stille trat ein. Alle Blicke waren auf Mikan gerichtet. „Was?“ schrie sie völlig entsetzt. „Narumi-sensei, ich habe meinen Namen da nicht reingeworfen!“ „Wirklich nicht?“, sagte Narumi etwas erstaunt. „Nein!“ Mikan wusste nicht, wo sie hinsehen sollte. Sie konnte sich nicht erklären, wie sie... irgendjemand musste ihren Zettel in die Urne geworfen haben. „DU!“, fuhr sie den Jungen von gestern an. „Du hast meinen Namen da rein geworfen, um mich zu blamieren!“ „Was?“, antwortete er. „Warum sollte ich? Ich würde von ner hässlichen Kuh wie dir nie wollen, dass du da teilnimmst! Bist ja ne Zumutung!“ „Narumi-sensei, können wir die Teilnahme kenzeln?“, fragte Mikan. „Nun...vielleicht.....“, begann Narumi, doch Natsume fiel ihm ins Wort. „Quatsch! Sie hat den Zettel selbst reingeworfen, um Aufmerksamkeit zu erregen, und will jetzt nen Rückzieher machen. Kann ja jeder sagen!“ Mikan war fassungslos. „Dü Blödmann!“, schrie sie und versuchte, Natsume von der Bank zu schubsen, jedoch war er schneller und flammte ihre Haare an. „Hey hey, beruhigt euch“, sagte Narumi lächelnd. „Mikan, was er sagt, stimmt leider. Wir können deine Teilnahme nicht mehr rückgängig machen!“ „Aber....“ Mikan war sehr enttäuscht. „Sensei...“ „Tut mir Leid“, sagte Narumi. „Ich sehe Anna-chan und dich dann nach der Stunde im Büro.“ Im Büro mussten die beiden sich endlos erklären lassen, was sie zu tun hatten und wie die Regeln waren, dabei war es im Prinzip ganz einfach: Sie zeigten sich und ihr Können auf der Bühne, und die Schule stimmte dann am Ende ab, wer gewann. Es war nicht erlaubt, Alices einzusetzen. Schließlich neigte sich der Schultag dem Ende zu. Der Wettbewerb würde morgen Nachmittag stattfinden. Es war nun gerade mal drei Uhr, der Tag war noch lang. Die Sonne stand noch hoch am wolkenlosen Himmel. „Wir sollten irgendwas machen“, sagte Mikan nach der Schule zu Hotaru. „Irgendwas mit all unseren Freunden! Mir ist jetzt so nach Gesellschaft!“ Hotaru dachte eine Weile nach. „Es ist gutes Wetter“, sagte sie dann. „Lass uns doch picknicken!“ Mikan war von dieser Idee begeistert. Sie lief sofort zu Anna und Nonoko um ihnen Bescheid zu sagen. „Wir kommen gerne“ meinte Anna lächelnd. Hotaru sagte nur Tobita Bescheid und meinte, ihren Dienst damit getan zu haben. Mikan lud noch einige Klassenkameraden ein. „Du hast sogar Shoda-san eingeladen?“, fragte Hotaru verwundert. „Ich dachte ihr versteht euch nicht?“ „Eigentlich nicht“, sagte Mikan. „Aber nach der Sache mit Natsumes Entführung...“ „Verstehe“, sagte Hotaru. Mikan fiel plötzlich etwas ein. „Apropos!“, sagte sie. „Ich muss noch mal los!“ Und bevor Hotaru etwas sagen konnte, war sie in Richtung Wohnheim der Grundschule verschwunden. Tobita bereitete inzwischen alles vor, organisierte Essen und Trinken, eine Decke und einen geeigneten Platz auf einem Hügel im Außengelände. Es waren schon mehr oder weniger alle versammelt. „Wo bleibt denn Mikan?“, fragte Anna. „Wollte sie noch jemanden einladen?“ „Oh nein!“ entfuhr es Hotaru plötzlich. „Sie wird doch wohl nicht...“ Mikan hatte das Wohnheim gerade erreicht und rannte nun die Treppen hinauf. Dann bog sie in den Jungenkorridor ab und machte noch eine Abzweigung um zu den Luxus-Zimmern zu kommen. Plötzlich spürte sie einen Faustschlag am Hinterkopf und Hotaru raste auf dem Turboschwan an ihr vorbei. „Das lässt du schön bleiben, Dummchen!“ Mikan rieb sich den Kopf und sah Hotaru an. „Aber Hotaru! Warum denn nicht? Ich glaube...“ „Gar nichts glaubst du! Du weißt genau, dass das schief geht! Ihr bekommt euch garantiert in die Haare und dann wird aus unserem Picknick ein Grillfest! Nein, danke!“ Mikan blickte auf ihre Schuhspitzen. Sie schüttelte den Kopf. „Die beiden nicht einzuladen, wäre unhöflich. Nur Luca einzuladen, das wäre noch unhöflicher. Und ich denke...vielleicht ist Natsume so abweisend, weil er einfach einsam ist!“ „Es geht nicht immer um Höflichkeit, Dummchen! Es geht darum, dass ich mir das Picknick nicht von der geladenen Spannung vermiesen lassen will! Und jetzt versuch nicht immer, es allen Recht zumachen und komm! Wenn du es schon jemandem Recht machen musst, dann mir!“ Mikan dachte einen Augenblick lang nach. Dann schüttelte sie entschlossen den Kopf. „Ich versuche es!“, sagte sie und ging dann entschlossen auf die Tür zu. Nach dem Klopfen reagierte niemand. „Siehst du, niemand da“, sagte Hotaru. Mikan drehte um und rannte die Treppen wieder hinunter. Hotaru wurde es zu mühselig, ihr zu folgen, und so flog sie wieder zu den anderen zurück. Mikan suchte im Klassenzimmer und im Innenhof, fand die beiden dann jedoch unter einem Baum im Außengelände. Ziemlich außer Atem kam sie dort an. „Natsume! Luca-pyon!“ Nach ihrem zweiten Ruf sahen die beiden auf. „Also“, begann Mikan. „Habt ihr Lust auf ein Picknick?“ Sie lächelte hoffnungsvoll. „Wie bitte?“, sagte Luca. „Ob ihr Lust habt, mit uns allen zu picknicken!“, wiederholte Mikan und strahlte übers ganze Gesicht. Natsume und Luca sahen sich kurz an. „Warum sollten wir, Pünktchen?“, fragte Natsume. Nun wurde Mikan wieder ärgerlich. Sei ein braves Mädchen, sagte sie sich. „Ihr macht nie was mit anderen! So vereinsamt ihr doch! Ich dachte, es würde euch vielleicht gefallen, mit uns allen was zu machen!“ Wieder tauschten die beiden einen Blick. „Lass mal gut sein“, sagte Luca. „Ich weiß was los ist!“, sagte Mikan ärgerlich. Ihr glaubt, ihr seid nicht willkommen! Ihr glaubt, Nonoko und Anna und Tobita und Hotaru und alle wollen nicht, dass ihr kommt und ihr wollt diese Situation vermeiden! Aber weißt du Natsume, du hast mir gesagt ich soll nicht vor meinen Problemen weglaufen, und dann tust du es selber! Ich würde gern, dass ihr kommt! Im Prinzip ist es mein Picknick und ich kann einladen, wen ich will! Und was die anderen denken, kann euch egal sein, okay?“ „Du redest Mist, Pünktchen!“, sagte Natsume und las weiter in seinem Comic. „Wie haben einfach keine Lust, klar?“ „Ihr habt Angst, das ist es!“ antwortete Mikan gereizt. „Also, weißt du was?“ sagte Natsume, nun selbst ein wenig Ärger in der Stimme. „Verzieh dich!“ Damit schleuderte er einen Flammenball auf Mikan, die jedoch rechzeitig reagierte und ihr Alice einsetzte. „Bitte!“, sagte sie. „Ich glaube, es wird mit euch noch viel besser!“ „Nagut!“, sagte Natsume schließlich. „Wir kommen! Aber nur, damit du aufhörst, zu nerven, okay?“ Mikan strahlte. „Dankedankedanke!“ sagte sie und lief voraus, während die Jungen hinterhergeschlurft kamen. Es erregte wirklich ein wenig Aufsehen, als Mikan mit Natsume und Luca im Schlepptau beim Picknick ankam. Anna und Nonoko wichen ängstlich zurück, Shoda freute sich dagegen ein Loch in den Bauch und plapperte sofort auf die beiden ein. Tobita schaute ein wenig besorgt und Hotaru sah ein wenig ärgerlich aus. Die anderen guckten einfach nur erstaunt. „Hallo alle zusammen!“, sagte Mikan vergnügt. „Sorry, dass ich später bin! Dann kann’s ja losgehen, was?“ Das Picknick verlief weitgehend ruhig. Was immer Mikan sagte, wurde zwar von Shoda-san schlecht gemacht, doch irgendwann wurde die kleine Zicke einfach ignoriert. Es wurde viel geredet und gelacht und sogar Natsume und Luca integrierten sich mehr oder weniger gesprächig in das Geschehen. Am frühen Abend sollte noch eine Talentstunde stattfinden und so verschwanden nach und nach alle Teilnehmer des Picknicks bis auf Natsume und Mikan, die es aus unterschiedlichen Gründen nicht besonders eilig hatten, in ihre Stunden zu kommen. Mikan wollte sich nicht vor der Sondergruppe rechtfertigen müssen, warum sie nun doch an diesem dämlichen Wettbewerb teilnahm. Natsume, so hatte Mikan das Gefühl, ging sowieso nie gerne zur Gefahrengruppe. Er tat viel mehr alles, um sich davor zu drücken. Also saßen die beiden schließlich alleine auf der Picknickdecke. „Hat Spaß gemacht, oder?“, fragte Mikan. „Spaß ist übertrieben“, antwortete Natsume, bevor sie sich wieder anschwiegen. Schließlich stand er auf und ging. „Wir sehen uns“ sagte er noch. Mikan saß noch weiter auf der Decke. Nach einer Weile hörte sie hinter sich Schritte. „Da bist du ja! Wir haben dich schon gesucht!“, sagte Tsubasa. „Tsubasa-Sempai!“ rief Mikan und wurde rot. Sie schämte sich, dass sie nicht gekommen war. Tsubasa und die anderen würden ihr sicher glauben. „Ich...“ Ihr fiel kein Grund dafür ein, dass sie nicht erschienen war. „Schon gut“, winkte Tsubasa ab. „Unser Lehrer ist mal wieder in einem Zeitstrom. Er hat’s also nicht gemerkt. Aber kannst du uns vielleicht sagen, was los ist?“ „Ich...“ begann Mikan wieder. „Du weißt doch...ich nehme an diesem Wettbewerb teil. Aber ich wollte das gar nicht! Irgendjemand hat meinen Namen in die Urne geworfen und jetzt hänge ich da drin und...ich dachte ihr wärt sauer, immerhin haltet ihr doch nichts von diesem Contest und...“ Tsubasa legte Mikan die Hand auf die Schulter. „Also!“ sagte er. „Wir glauben dir natürlich, dass du das nicht wolltest. Aber da du nun schon mal mitmachst, werden wir natürlich auch alle für dich stimmen, okay?“ Er zwinkerte ihr zu. Mikan war überglücklich und umarmte Tsubasa stürmisch. Dabei weinte sie ein bisschen. Ende Kapitel 1 Kapitel 2: Der Beautycontest ---------------------------- >>You know it's true, everything I do, I do it for you<< (I do it for you ~ Bryan Adams) Kapitel 2 ~ Der Beautycontest Am nächsten Morgen war Mikan sehr aufgeregt. Sie wusste nicht genau, was auf sie zukam, das wurde ihr nicht gesagt. ‚Können auf der Bühne präsentieren?’ Was sollte das heißen? Musste sie irgendwelche Kunststücke machen? Jonglieren? Reiten? Jojo-Spielen? Ach was, das war ein Schönheitswettebewerb. Sie würde sich einfach überraschen lassen. Beim Frühstück bekam sie jedoch keinen Bissen hinunter und auch in der ersten Stunde konnte sie sich nicht konzentrieren. Anna-chan dagegen schien relativ ruhig zu sein. Sie passte auf im Unterricht, unterhielt sich mal mit Nonoko und schrieb alles mit. „Weißt du, was wir da genau machen müssen?“, fragte Mikan sie nach der Stunde. „Nein“, sagte Anna lächelnd. Aber es macht mir nichts aus, zu verlieren!“ Achso, dachte Mikan. Aber Anna war in einer anderen Situation als sie. Wenn sie verlieren sollte, würde der Junge sie nicht mehr in Ruhe lassen.‚ Alles wegen Natsume! Der hat doch gesagt ich soll....’ und plötzlich fiel es ihr ein. „Nimm teil“ „Wenn du meinst, dass er Unrecht hatte, dann zeig ihm das doch einfach“ „Du bist wirklich hohl“ Alles was Natsume zu ihr gesagt hatte, fiel ihr wieder ein. Sie drehte abrupt um und ließ Anna stehen. Natsume saß noch im Klassenraum. „Du!“ schrie sie, während sie hereingestürmt kam. „Du hast meinen Namen in die Urne geworfen! Gib es zu du Idiot!“ „Und was wäre wenn?“ fragte Natsume gelangweilt. Mikan konnte es nicht fassen. „Macht dir das so Spaß, mich zu blamieren? Hab ich dir irgendwas getan? Findest du es so toll, wenn die ganze Schule über mich lacht?“ Sie kriegte sich gar nicht mehr ein. „Du solltest wirklich an deinem Selbstbewusstsein arbeiten“ sagte Natsume. „Wer hat behauptet, dass du dich blamierst? Das warst du selbst. Sei mir lieber dankbar!“ Damit wandte er sich wieder seinem Comic zu. Mikan stand da mit offenem Mund. „Du bist so arrogant!“, schrie sie. „Du musst diese Scheiße ja nicht machen! Dir danken? Du verdammter Idiot! Deinetwegen hänge ich da drin und ich soll dir danken? Damit dieser Blödmann sich, wenn ich verliere, noch mehr über mich lustig machen kann?“ Ihr schossen schon wieder die Tränen in die Augen. Sie drehte sich um und rannte aus dem Klassenzimmer. In der letzten Stunde wurden Anna und Mikan vom Unterricht befreit, damit sie sich vorbereiten konnten. Es wurden ihnen Kleider bereit gelegt, von denen sie sich eins aussuchen konnten. Im Umkleideraum waren noch drei Mädchen aus der Mittelschule, die wirklich sehr hübsch waren. „Sind wir nur zu fünft?“ flüsterte Mikan Anna zu. „Sieht ganz so aus!“ sagte eines der älteren Mädchen, die alles gehört hatte. „Aber machte euch keine allzu großen Hoffnungen, okay? Immerhin seid ihr Grundschüler. Niemand, der Stil hat, fliegt auf Grundschüler.“ Was ist das denn für eine?, dachte Mikan und wurde ärgerlich. So eine Ziege! „Ach ja? Nun, auf arrogante Zicken fliegt auch keiner!“ sagte sie wütend. „Lass sie, Kyoko!“ sagte ein anderes der Mädchen. „Sorry“ sagte sie zu Mikan und Anna. „Lasst uns fair bleiben, okay? Viel Glück!“ Mikan und Anna nickten. Dann ging Anna zum dritten der älteren Mädchen, die sie aus ihrer Talentgruppe kannte. Kyoko musterte Mikan kritisch. Plötzlich schien ihr etwas einzufallen. „Du bist doch diese Mikan, oder? Die, die bis vor kurzem null Sterne hatte!“ Mikan nickte unsicher. „Ist nicht wahr! DU bist das? Kein Wunder, dass du so komisch drauf bist, wenn du Natsume als Partner hast!“ Sie lachte schadenfroh. „Na, wenn du so ne Kratzbürste bist, dann passt du ja zu der kleinen Pest! Puh, hab den letztens mal wieder gesehen, den Mörder. Mann, mit dem würde ich kein Wort reden. Der soll sich endlich von unserer Schule verziehen und...“ Mikan packte Kyoko an den Haaren und zog so fest sie konnte, bis diese aufschrie. „Bist du irre?“ schrie sie hysterisch. „Du bist das Letzte!“ sagte Mikan. „Kommst du dir toll vor? Fühlst du dich groß und mächtig? Hinter dem Rücken über andere zu lästern, glaubst du, das ist eine Kunst? Das ist feige! Feige und hinterlistig! Das kann jeder! Das brauchst du gar nicht so hochnäsig zu sagen! Wenn dir was an Natsume nicht passt, dann sag ihm das ins Gesicht, wie wär das? Aber das traust du dich nicht! Jetzt kneifst du den Schwanz ein, was? Du bist so was von feige! Wenn man dich hört, muss man kotzen! Hältst du dich für was besseres? Da fragt man sich doch echt, wer hier die Pest ist?“ Kyoko starrte Mikan fassungslos an. „Du kleines...“ Sie machte eine Handbewegung und plötzlich ergriff eine Sturmböe Mikan und warf sie gegen die Wand. ‚Ein Sturm-Alice?’ dachte sie. „Ja, das ist mein Alice!“ sagte Kyoko. „Da staunst du, was? Wenn ich wollte, könnte ich Natsumes Feuer sofort auf ihn zurückschlagen! Also spuck hier nicht so große Töne!“ Mikan rappelte sich auf und klopfte sich ihre Uniform ab. Anna hatte ihr Gespräch unterbrochen, als Kyoko Mikan erkannt hatte, nun kam sie zu ihr hingelaufen und fragte besorgt, ob alles okay sei. „Klar!“ sagte Mikan und lächelte. „Ich war nur unvorbereitet!“ Nun machten sich alle wieder daran, ein Outfit für die Show auszusuchen. Kyoko warf Mikan noch einen letzten bösen Blick zu, bevor auch sie sich ihrer Garderobe widmete. Mikan hatte sich schließlich für ein niedliches rosa Kleid entschieden, Anna für ein sanftgelbes. Nun wurden den Mädchen die Haare gemacht. Mikan trug offene Haare mit zwei Schleifchen links und rechts an ihrem Kopf. Anna trug ebenfalls offene Haare, hatte sie aber mit einem Haarreifen zurück gesteckt. Nun wurden sie ein wenig geschminkt, nur mit Lippenstift und wurden danach gebeten, in einem Zimmer zu warten. Kyoko trug ein knallrotes Samtkleid, hatte sich die Haare gelockt und war bis zum Anschlag geschminkt. Die anderen beiden (die, die Mikan geholfen hatte, hieß Mikako, die aus Annas Talentgruppe Risa) hatten schlichtere, aber ebenfalls hübsche Kleider an. Mikan schaute etwas bedrückt. Die Sache in der Garderobe hatte ihr die Stimmung verdorben. Vielleicht war sie ja zu weit gegangen. Immerhin war Kyoko nicht die einzige, die so redete. Es konnte ihr doch egal sein. Plötzlich hörten sie durch einen Lautsprecher die Ansage, sie sollten hinter die Bühne kommen. Narumi stand vorne auf der Bühne und begann: „Es ist nun an der Zeit, den Wettbewerb zu starten. Die Kandidatinnen werden sich kurz selbst vorstellen! Die erste ist Kyoko Oguro, 14 Jahre, Mittelschule.“ Kyoko setzte ihr bezauberndstes Lächeln auf und verzauberte mit ihrer Selbstvorstellung die ganze Aula, so schien es. Mikako und Risa machten es kürzer, kamen jedoch sympathischer rüber als Kyoko. Anna schien nun doch etwas nervös zu sein. Sie verhaspelte sich des Öfteren und verließ dann mit hochrotem Kopf die Bühne. Trotzdem bekam sie viel Applaus. „Und nun die letzte Teilnehmerin, Mikan Sakura!“ Mikan ging langsam auf die Bühne, die Scheinwerfer blendeten sie. Alle Augen waren auf sie gerichtet, sie bekam Lampenfieber. Nein, Schluss!, dachte sie. Ich werde es diesem Jungen und Kyoko beweisen! „Hallo, ich bin Mikan Sakura und ich bin 10 Jahre alt!“, begann sie. „Ich bin noch nicht lange auf der Academy, und manche von euch kennen mich vielleicht besser unter dem Namen „sternloses Wunder“, der nun aber Gott sei Dank nicht mehr zutrifft.“ Ein Raunen ging durch die Aula und Mikan schnappte Sätze auf wie „Ach, die ist das?“ Ihre Augen suchten Hotaru, doch sie konnte sie in der Menge nicht erblicken. Schließlich fuhr sie fort. „Ich habe ein Selbstschutz-Alice und bin in der Sondergruppe.“ Wieder ein Raunen im Saal. „Aber ich fühle mich sehr wohl dort, ich fühle mich wohl an der Academy. Ich habe mich gut eingewöhnt und habe eine nette Klasse und wenn einige von euch mich für komisch halten, dann denkt daran, dass nur DIE Leute seltsam sind, die nichts Seltsames an sich haben!“ Damit verließ sie die Bühne und fast alle klatschten. „Bravo!“, sagte Narumi hinter der Bühne. „Die erste Runde habt ihr überstanden!“ Anna und Mikan lächelten sich an. „Narumi-Sensei, was sollen wir denn überhaupt machen?“, fragte Anna. Narumi lächelte. „Ihr sollt improvisieren! Ich werde euch die Aufgaben nicht vorher sagen!“ Mikan und Anna warfen sich einen beunruhigten Blick zu. Narumi war schon wieder auf der Bühne. „Ich möchte nun, dass die Kandidaten uns ihren letzten emotionalen Moment beschreiben. Der emotionale Moment, der ihnen als letztes passiert ist!“ Kyoko war wieder als Erstes dran. Sie erzählte irgendwas von einem Kuss mit einem Oberstüfler, was mit Klatschen, Pfiffen und Zurufen belohnt wurde. Mikako erzählte vom Tod ihrer Großmutter letzte Woche, Risa von einem Brief ihrer kleinen Schwester, die gerade erst Schreiben lernte. Anna erzählte von vor drei Tagen, als sie mit Nonoko in der Innenstadt war und viele wunderschöne Dinge gesehen hatte. Als Mikan auf die Bühne kam, musste sie eine Weile nachdenken. Sie wusste, ihr letzter emotionaler Moment war der vorhin in der Umkleide gewesen, doch Kyoko hatte ihn schließlich auch nicht erwähnt. Sie übersah auch absichtlich den Streit mit dem Jungen und den Streit mit Natsume und schilderte einfach ihre Angst während der Entführung. Als sie hinter die Bühne ging, wartete dort Narumi mit den anderen. „Mikan, Kyoko? Ihr habt nicht ganz die Wahrheit gesagt, oder?“ Die beiden erröteten. „Ich habe euch während des Aussuchens eines Outfits von einer Kollegin mit ihrer Kristallkugel beobachten lassen....keine Sorge, beim Umziehen nicht mehr!“, sagte er und lachte. „Jedenfalls....war das, was ihr erzählt habt, nicht euer letzter emotionaler Moment. Kann ich kurz mit euch reden?“ Er führte die beiden in einen Extraraum. „Sensei, werden wir disqualifiziert?“, fragte Mikan ängstlich. Auch Kyoko sah nicht sonderlich glücklich aus. „Aber nein“, sagte Narumi lächelnd. „Aber ich möchte, dass ihr die Sache klärt. Ihr sollt nicht zerstritten einen Wettkampf führen!“ Mikan und Kyoko sahen sich nicht an. „Ich möchte, dass ihr euch beide entschuldigt!“, sagte Narumi. „Kyoko, du fängst an!“ „Aber...“ warf Kyoko ein. „Kein Aber!“ Kyoko seufzte. „Also...“ sagte sie. „Es tut mir Leid, dass ich gesagt hab, dass niemand auf Grundschüler fliegt und dass du eine Kratzbürste bist. Und dass...“ Sie stoppte. „Und dass ich über deinen Partner gelästert hab. Und dass ich mein Alice gegen dich benutzt hab!“ Man merkte an ihrer Stimmlage, dass sie keine einzige Entschuldigung ernst meinte. Doch Narumi schien zufrieden zu sein. „Jetzt du, Mikan!“ Mikan überlegte kurz. „Es tut mir Leid, dass ich dir an den Haaren gezogen habe!“ Narumi wartete eine Weile, dann sagte er: „Das ist alles?“ „Es gibt nichts anderes, wofür ich mich entschuldigen müsste. Ich habe nichts falsch gemacht.“, antwortete Mikan. „Das ist unfair!“, schrie Kyoko. „Was ist damit, dass du mich arrogant genannt hast und feige und eine Pest?“ Mikan stand auf. „Tut mir Leid, aber das trifft alles zu. Dafür muss ich mich nicht entschuldigen!“ Dann sagte sie noch „Entschuldigen Sie“ zu Narumi und verließ den Raum. „Das ist ja wohl schief gelaufen“, sagte Narumi und seufzte. „Aber das ist nicht meine Schuld“, sagte Kyoko ärgerlich. „Ich hab mich entschuldigt!“ „Wie du siehst hat sie deine Entschuldigung nicht angenommen“, sagte Narumi und verließ dann ebenfalls den Raum. Kyoko folgte ihm wenig später. Narumi kündigte auf der Bühne gerade den zweiten Teil der Show an. Die Kandidatinnen saßen hinter der Bühne und hatten allesamt keine Ahnung, was sie erwarten würde. „Gab es so einen Wettbewerb hier schon mal?“ fragte Mikan Mikako. „Nein, ich glaube nicht!“, antwortete diese und ordnete ihr glattes, braunes Haar. Dann wurden sie auf die Bühne gerufen. „Nun möchte ich, dass jede von euch ihre beste Freundin oder ihren besten Freund vorstellt.“, sagte Narumi. Kyoko stellte ihren Freund vor, diesen besagten Oberstüfler. Mikako und Risa stellten einander vor. Anna stellte Nonoko vor. Mikan stellte Hotaru vor. Sie brauchte am längsten von allen, sie konnte gar nicht aufhören, über Hotaru zu reden. Irgendwann traf sie ein Luftfaustschlag aus dem Publikum. Nun wusste sie endlich, dass Hotaru da war. „Müssen wir hier immer nur reden?“ fragte Anna Narumi schließlich. „Aber nein!“, sagte er. „In dieser letzten Runde dürft ihr aktiv werden!“ Er ging wieder auf die Bühne. „Ich möchte nun, dass die Kandidaten ihre Alices vorstellen!“ Alle Teilnehmerinnen waren geschockt. „Sensei, ich dachte, wir dürften unsere Alices nicht benutzen!“ „Es gab eine kleine Planänderung, nachdem ich euch beim Kleideraussuchen beobachtet habe!“, sagte Narumi nur. Kyoko entfesselte einen beeindruckenden Wirbelsturm und ließ ihn völlig unter ihrer Kontrolle in der Aula herumfegen, knapp an Schülern vorbei. Großer Applaus. Mikakos Alice konnte Glücksgefühle hervorrufen. Plötzlich fühlten sich alle Zuschauer wohlig und geborgen. Was für ein tolles Alice, dachte Mikan. So eins hätte ich auch gern. Risa konnte sich in Stein verwandeln. Nachdem Anna ihr Alice vorgeführt hatte, kam Mikan auf die Bühne. „Um mein Alice vorzuführen, brauche ich jemanden, der mich angreift!“, sagte sie. Kyoko erklärte sich sofort bereit. Sie stellte sich Mikan gegenüber und ließ eine Sturmböe auf sie los, die Mikan packte und quer über die Bühne schleuderte. Mikan rappelte sich auf und sagte „Noch einmal....irgendwie...“ Diesmal entfesselte Kyoko eine riesige Sturmböe, die mit voller Wucht auf Mikan zukam. Sie versuchte, ihr Alice einzusetzen, doch sie konnte sich nicht konzentrieren und sah den Sturm immer näher kommen, als im letzten Moment Risa dazwischen sprang und sich in Stein verwandelte. Der Sturm prallte an diesem Stein ab und erlosch mit einem kleinen Windstoß. Risa verwandelte sich zurück und ließ sich erschöpft zu Boden sinken. „Tut mir Leid“, sagte Mikan. „Irgendwie geht es nicht!“ Sie sah ziemlich enttäuscht aus. Es entstand Unruhe im Publikum. Doch dann geschah es. Anna sah es zuerst. „Da!“ schrie sie in Panik. Eine riesige Feuerwalze kam über die Bühne auf Risa zu. Diese war noch zu erschöpft, um aufzustehen. Das Feuer kam immer näher. Mikan spürte die Hitze. Sie hatte solche Angst um Risa. Schließlich sprang sie in ihrer Verzweiflung vor Risa und schrie: „STOPP!“ Das Feuer löste sich blitzschnell auf. Eine kleine Rauchwolke noch, dann war der Spuk vorbei. Mikan zitterte am ganzen Körper. Doch dann endlich begriff sie. Sie wandte sich zum Publikum und sagte: „Das...das war mein Alice! Danke!“ Sie half Risa auf und ging mit ihr hinter die Bühne. Kyoko stand etwas perplex da, dann ging auch sie hinter die Bühne. „Du!“ sagte Mikan zu ihr, als sie ankam. „Du hast doch gesagt, du könntest die Flammen sofort zurückschlagen! Warum hast du das dann nicht getan? Risa wäre fast gestorben!“ „Wa...?“ Kyoko bemerkte, dass Mikan auf der Bühne nur so getan hatte, als wäre alles gut. In Wahrheit zitterte sie immer noch am ganzen Körper. „Ich...ich...“ „Du kannst es nicht, stimmts?“ sagte Mikan ärgerlich. „Du...du hast das nur so gesagt! Was, wenn das ein echtes Feuer gewesen wäre? Dann hätte ich es nicht abwehren können!“ „Du glaubst also, es war ein Alice?“ fragte Kyoko. „Natürlich!“, sagte Mikan. „Und du weißt das auch, sonst hättest du versucht, es zurückzuwehen! Du wusstest, dass du dieses Alice nicht zurückschlagen kannst! Du hast vorhin in der Umkleide Mist erzählt, um nicht als Feigling dazustehen! In Wahrheit hast du keine Chance gegen Natsumes Alice!“ „Warum hat er es denn bloß eingesetzt?“ fragte Risa verzweifelt. „Na, er wollte dich umbringen!“, zischte Kyoko. „Bist du jetzt zufrieden, Mikan?“ Aber Mikan streckte ihr bloß die Zunge heraus und sagte: „Denk doch was du willst!“ „Ruhe! Ruhe bitte!“, sagte Narumi draußen auf der Bühne. „Ich weiß ihr seid alle immer noch in heller Aufregung, aber nun beruhigt euch. Ihr dürft jetzt nämlich abstimmen! Bitte kreuzt euren Kandidaten an und werft den Zettel in eine der Wahlurnen!“ Immer mehr Schüler setzten sich in Bewegung und warfen ihre Zettel in die Urnen. „Hier kommt das erste Zwischenergebnis: Auf dem vierten Platz: Mikako! Auf dem dritten Platz: Anna! Auf dem zweiten Platz: Risa! Und auf dem ersten Platz, mit gleichvielen Stimmen, Mikan und Kyoko!“ Applaus im Publikum. „Nun, dann bitte ich die restlichen Schüler, auch noch abzustimmen!“, sagte Narumi. Niemand stand auf. „Wie, das waren schon alle?“, fragte Narumi ungläubig. „Keiner mehr? Alle schon abgestimmt? Nun, wenn das so ist, gewinnt wohl Kyoko, da ihre Alice-Vorführung auf Anhieb geklappt hat!“ Unzufriedene Rufe im Publikum. Mikan war enttäuscht. Doch plötzlich erhob sich noch jemand von seinem Platz. Natsume bahnte sich seinen Weg durch die Stuhlreihen und ging langsam und gemächlich zur Urne. Er warf seinen Zettel hinein und setzte sich dann zurück auf seinen Platz. „Irgendwie blöd, oder? Wenn Narumi jetzt das neue Ergebnis vorliest, weiß doch jeder, wen er gewählt hat!“ „Ach Quatsch, der hat Mikako, Anna oder Risa gewählt, das hat keinen Einfluss auf das Ergebnis!“ Narumi fischte den letzten Zettel aus der Urne, warf einen Blick darauf und wandte sich wieder zum Publikum: „Nun, wir haben ein endgültiges Ergebnis! Gewonnen hat....Mikan, mit einer Stimme Vorsprung!“ Mikan war geschockt, sie konnte es nicht fassen, als sie auf die Bühne geschubst wurde und etwas ins Mikrophon sagen sollte. „Ich...ich...“, sagte sie nur. Sie bekam schon wieder kein Wort heraus. „Danke!“ Das war alles, was sie sagte, doch sie strahlte über’s ganze Gesicht. Und jeder wusste, wem dieses „Danke“ galt. Ende Kapitel 2 Kapitel 3: Der neue Schüler --------------------------- >>Well who is he baby, who is he and tell me what it means to you!<< (Cuts like a knife ~ Bryan Adams) Kapitel 3 ~ Der neue Schüler Mikan wachte an diesem Morgen sehr spät auf und kam somit nicht rechzeitig zum Frühstück. Glücklicherweise hatte Narumi gerade ein Gespräch mit der Direktorin, sodass er Mikan nicht zum Kotzdienst verurteilen konnte. Viele gratulierten ihr noch einmal nachträglich zur gewonnenen Wahl. Natsume tauchte nicht auf, was sie ärgerte, weil sie sich doch noch mal bedanken musste. Während des Essens kam Narumi plötzlich doch noch in den Speiseraum und rief Mikan nach vorne. Ob er mich doch gesehen hat?, fragte Mikan sich. „Meine lieben Schüler, falls ihr es noch nicht gehört habt, das ist Mikan, Gewinnerin des Beautycontests!“ Alle klatschten noch einmal. „Nun, Mikan, ich möchte dir nun deinen Preis überreichen!“ Er gab ihr einen kleinen Beutel. „Hier sind deine 1000 Rabbits! Viel Spaß damit!“ Mikan bedankte sich und ging fröhlich zu ihrem Platz zurück. „Jetzt kannst du mir ja doch die Hälfte abgeben!“ sagte Hotaru, doch Mikan schüttelte den Kopf. „Das geht nicht!“ sagte sie. „Ich brauche das Geld für was anderes!“ Hotaru redete die ganze Zeit kein Wort mehr mit ihr, sosehr Mikan auch quengelte. Im Klassenzimmer ließ sich Natsume auch nicht blicken. „Hey, träumst du?“ hörte Mikan und bekam einen Ellenbogen in die Seite. Hotaru sah sie vorwurfsvoll an. „Hör doch einmal zu!“ „W-Was denn?“ fragte Mikan erstaunt. „Narumi hat gerade gesagt, dass wir einen neuen Schüler bekommen.“, sagte Hotaru. „WAS? Super!“ freute sich Mikan. Sie war sehr gespannt auf den neuen Schüler, und natürlich darauf, wie es war, nicht mehr die Neuste zu sein. Die Klassenzimmertür öffnete sich. Herein kam ein rothaariger, sehr hübscher Junge von etwa 10 Jahren. Er hatte wunderschöne grüne Augen und erregte viel Aufsehen in der Klasse. Auf seiner Schuluniform blitzte bereits sein Sternrang – ein Triple! „Das ist Masahi Nakamura, euer neuer Klassenkamerad! Masahi, erzähl doch etwas über dich!“ sagte Narumi und lächelte. Masahi lächelte ebenfalls, dann begann er: „Hallo! Ich bin Masahi und 10 Jahre alt!“ Auch seine Stimme hatte etwas sehr Anziehendes und die ersten Mädchen waren längst dahingeschmolzen. Masahi fuhr fort. „Ich bin vor kurzem von dieser Schule entdeckt worden. Ich habe ein Liebes-Alice!“ Verwirrte Blicke in der Klasse. Masahi lächelte. „Das bedeutet, ich kann zwei Menschen dazu bringen, einander zu lieben. Nur mich selbst nicht. Und diese Liebe hält auch höchstens eine Woche....falls ich es nicht schaffe, mein Alice zu verbessern!“ Das Alice passt irgendwie zu ihm!, dachte Mikan. „Nakamura-san, du missbrauchst dein Alice aber nicht, oder?“, kam ein Ruf aus der Klasse. „Natürlich nicht!“, sagte Misahi und lächelte. „Die Liebe ist kein Spielzeug!“ Dieser Satz löste bei den meisten der Mädchen eine noch tiefere Bewunderung aus. Selbst Shoda-san blickte Masahi verträumt an, was Mikan sehr überraschte. Nun griff Narumi ein: „Masahi, du wirst in die Sondergruppe gehen!“ Dieser Satz riss Mikan aus ihren Gedanken. „Sensei, ist das nicht eher ein Psycho-Alice?“ „Irgendwie schon, aber irgendwie auch nicht“ sagte Narumi lächelnd. „Es lässt sich nicht wirklich dort einordnen. Mikan, du kannst Masahi-san ja alles über die Sondergruppe erklären!“ Mikan nickte. In diesem Moment kam Natsume zur Tür herein. Er fing ein paar Blicke ein, sah dann den Neuen an und setzte sich auf seinen Platz. „Wie schön, dass du auch noch kommst, Natsume!“, sagte Narumi. „Ich fürchte, ich muss das der Direktorin melden...aber was soll’s! Da du wohl der Held des Tages bist, werde ich es ihr nicht sagen!“ Natsume warf Narumi einen finsteren Blick zu. Nach der Stunde ging Mikan auf Masahi zu und drängelte sich durch die Mädchenschar, die ihm fragen stellte. „Wartest du schon mal im Innenhof? Wir gehen dann gleich zusammen zur Sondergruppe!“ rief sie ihm zu. Masahi nickte. Dann ging Mikan zu Natsume und hielt ihm einen Beutel hin. „Was ist das?“ fragte er. „Das ist mein Preisgeld! Ich möchte es dir schenken!“ „Und warum?“ fragte er gelangweilt. „Weil ich ohne dich nicht gewonnen hätte und...weil ich ohne dich nicht mal teilgenommen hätte!“ „Ich brauch es aber nicht!“ sagte Natsume. „Es ist dein Geld! Nimm es und hau ab!“ Mikan dachte kurz nach. „Nagut!“ sagte sie und verließ dann das Klassenzimmer. Masahi stand bereits im Innenhof. „Komm!“ sagte Mikan zu ihm und lächelte ihn an. „Du wirst dich schnell eingewöhnen! Die Sondergruppe ist toll!“ „Okay“, sagte er nur. Als die beiden ankamen, war schon alles vorbereitet, eine richtige kleine Feier für Masahi. „Zwei Neuzugänge innerhalb so kurzer Zeit!“ jubelte Tsubasa. „Wenn das kein Grund zum Feiern ist!“ Nachdem Misaki und Tsubasa Masahi die Grundsätze der Sondergruppe erklärt hatten und er allen vorgestellt worden war, gerieten Mikan und Masahi ins Gespräch. Masahi erzählte, dass er ebenfalls aus Kyoto käme, nicht weit von Mikans Dorf entfernt, dass er sein Alice erst vor kurzem entdeckt hatte, als er zum Spaß versuchen wollte, seine kleine Schwester mit ihrem Schwarm zu verkuppeln, dass die Academy darauf aufmerksam geworden und ihn hergeholt hatte. Mikan erzählte ebenfalls ihre ganze Geschichte, wie sie Hotaru gefolgt war, ihre anfänglichen Schwierigkeiten und sie erzählte auch, was beim Schulfestival passiert war, obwohl sie sich nicht gerne daran erinnerte. Die beiden lachten viel und Mikan hatte das Gefühl, in Masahi einen neuen Freund gefunden zu haben. Sie verstand sich auf Anhieb gut mit ihm, anders als mit den meisten anderen aus ihrer Klasse. Da der Fachlehrer mal wieder im Zeitstrom feststeckte, hatten die beiden viel Zeit zum Reden. Nach der Talentstunde gingen sie gemeinsam zum Klassenraum zurück, wo Masahi sofort wieder von den Mädchen umzingelt wurde. Mikan musste lachen. Natsume beobachtete alles von seinem Platz aus und Luca bemerkte einen Hauch von Hass in seinen Augen. „Heute nacht ist das Sternschnuppen-Festival!“ sagte Hotaru nach der Stunde zu Mikan. „Was ist das?“ fragte Mikan neugierig. „Das ist jedes Jahr hier. Ich hab es auch noch nicht miterlebt. Die Jungen fragen ein Mädchen ihrer Wahl, ob sie Lust hätte, mit ihm zum Festival zu gehen. Dann sehen sich die beiden gemeinsam die Sternschnuppen an!“ „Wow!“ sagte Mikan. „Und hat dich schon jemand gefragt?“ „Ja, ein paar. Aber ich habe bisher immer Nein gesagt. Du glaubst nicht, was für Leute auf dieser Schule rumlaufen!“ „Du meinst, Leute wie Shodas Bruder?“, fragte Mikan. „Genau, der hat zum Beispiel gefragt!“ antwortetet Hotaru. „Und du? Wie wär’s wenn du mit unserem Neuen hingehen würdest?“ Mikan errötete. „Ich glaube nicht, dass er mich fragt!“ sagte sie schnell. „Ist vielleicht besser so...“ sagte Hotaru nachdenklich. „Ich bin mir sicher, das würde ziemlichen Ärger geben!“ „Mit den anderen Mädchen meinst du?“ „Nein, die mein ich eigentlich nicht“, sagte Hotaru. Mikan nervte Hotaru noch ein bisschen, doch diese sagte dazu nichts mehr. Es kam dann aber doch anders. Masahi fragte Mikan tatsächlich während der Pause. Mikan lief dunkelrot an, doch bevor sie etwas antworten konnte, fing ihr Rock Feuer. Nachdem sie ihn ausgeklopft hatte, war Masahi schon von zwei anderen Mädchen davon gezerrt worden. Mikans Blick suchte Natsume, doch sie konnte ihn nirgends sehen. Und doch wusste sie, dass er es gewesen war. Am Ende des Schultages hatte Mikan noch niemand anderes gefragt. Masahi, Natsume und Luca waren alle sehr damit beschäftigt, die ganzen Mädchen abzuwimmeln, die alle wollten, dass sie gefragt wurden. Hotaru lehnte noch eine ganze Reihe Einladungen ab, bis Tobita sie einlud, nur um sie vor weiteren Fragen zu retten. Mikan war etwas enttäuscht. Sie hätte die Sternschnuppen gern gesehen, egal mit wem. Aber sie war nicht sauer auf Natsume. Hätte Masahi etwas daran gelegen, hätte er sicherlich noch öfters versucht, die zu kontaktieren. Nun saß sie allein in ihrem Zimmer und sah, wie die Sonne langsam unterging. Das Festival sollte um zehn Uhr beginnen, wenn es dunkel war. Es war nicht so, dass sie sich unbeliebt fühlte. Aber sie wäre trotzdem gerne eingeladen worden. Vielleicht sollte ich schlafen gehen!, dachte Mikan. Und wenn Hotaru ein paar Fotos macht, kann ich ja morgen... Nun musste sie weinen. Fast alle wurden gefragt und würden nun am großen Hügel die wunderschönen Sternschnuppen sehen. Shoda ging, nachdem sie sich an Natsume und Masahi die Zähne ausgebissen hatte, mit dem Jungen, der Dinge schweben lassen konnte, zum Fest, Anna mit dem Gedankenleser, Nonoko mit Luca. Luca hatte des Öfteren in Mikans Richtung gesehen, hatte dann aber doch Nonoko gefragt, nachdem er gesehen hatte, dass Masahi Mikan gefragt hatte. Von ihrem Zimmer aus konnte man die Sternschnuppen auf keinen Fall sehen. Vielleicht fragte sie ja nächstes Jahr jemand. Es war halb zehn. Die ersten versammelten sich schon am großen Hügel. Als Hotaru und Tobita das Gebäude verlassen wollten, sahen sie Natsume und Luca am Eingang stehen. „Habt ihr niemanden gefragt?“ fragte Hotaru. „Ich...gehe mit Nonoko!“ sagte Luca zögernd. „Du siehst nicht glücklich aus!“ meinte Hotaru. „Doch! Nonoko ist....ganz nett...“ „Aha!“ sagte Hotaru. „Und du, Natsume?“ „Blödes Fest!“ sagte er nur. „Den ganzen Tag nerven einen irgendwelche Mädchen und im Endeffekt...“ „Geh doch mit Mikan!“ sagte Hotaru. Luca stockte. „Geht sie nicht mit diesem....Masahi?“ „Hm? Nein!“ antwortete Hotaru. „Das hat Natsume wunderbar verhindert. Und jetzt sitzt sie alleine in ihrem Zimmer!“ Damit drehte sie sich um und ging mit Tobita endlich nach draußen. Luca und Natsume warfen sich einen Blick zu. „Ich gehe jetzt Nonoko abholen“ sagte Luca. „Und du gibst dir jetzt einen Ruck!“ Er lächelte und ging dann die Treppen hoch. Mikan weinte noch immer, als es an ihrer Tür klopfte. Schnell wischte sie sich die Tränen ab und setzte ein gequältes Lächeln auf. Wer konnte das jetzt noch sein? Als sie die Tür öffnete, stand niemand auf dem Flur. Sie wollte die Tür gerade wieder schließen, da hörte sie Natsumes Stimme: „Komm, wir haben nicht ewig Zeit!“ Natsume trat aus dem Schatten und Mikan sah ihn erstaunt an. „Was machst du denn hier?“ fragte sie. „Blöde Frage! Ich nehm dich mit zum Festival, wenn du die Sternschnuppen unbedingt sehen willst. Aber wenn du weiter trödelst, geh ich wieder!“ Mikan sah ihn mit großen Augen an. „Danke!“ sagte sie. „Dankedankedanke!“ Vergnügt hüpfte sie auf den Flur. „Wenn du weiter so aufgedreht bist, lass ich dich doch hier!“ sagte Natsume. „Tschuldigung!“ sagte Mikan und lachte. Nun konnte sie die Sternschnuppen doch noch sehen. Als die beiden beim Festival ankamen, erregte das natürlich großes Aufsehen, und besonders bei einigen Mädchen aus Natsumes Fanclub rief es nicht gerade Begeisterung hervor, wo sie doch fast den ganzen Tag damit verbracht hatten, Natsume wieder und wieder zu bitten, sie zu fragen. Masahi kam Minuten später an Mikans Zimmer an. Er hatte es gerade geschafft, seine Fans abzuschütteln. Niemand öffnete ihm die Tür. Was erwarte ich denn auch?, dachte er. Um die Zeit hat sie doch längst jemand gefragt. Doch er wollte wenigstens wissen, wer, und so fragte er einfach ein beliebiges Mädchen und begab sich ebenfalls zum großen Hügel. Natsume und Mikan setzten sich zwischen Shoda und den Jungen und Hotaru und Tobita. Von Shoda fing Mikan einen fassungslosen Blick ein. Hotaru aber lächelte in sich hinein. Es war nun genau zehn Uhr. Die ersten Sternschnuppen würden bald zu sehen sein. Auch Masahi und das Mädchen, das übrigens Maria hieß, kamen am Hügel an. Sie setzten sich nicht weit von Natsume und Mikan entfernt ins Gras. „Oh, hallo Masahi!“ sagte Mikan und lächelte. „Hallo Mikan! Tut mir Leid, ich wollte dich noch mal fragen, aber ich konnte mich nicht von den ganzen Mädchen lösen, sie haben mich keinen Schritt machen lassen!“ antwortete Masahi und lächelte ebenfalls. Das Mädchen neben ihm begriff langsam seine Rolle und sah bedrückt zu Boden. „Ist nicht schlimm!“ sagte Mikan. Wie du siehst, bin ich ja trotzdem hier!“ Dann lachten beide. „Tobita, wir setzen uns woanders hin!“ sagte Hotaru und schleifte ihn hinter sich her. „Hier knistert die Luft ganz gewaltig!“ Mehr redete Mikan jedoch an diesem Abend weder mit Masahi, noch mit Natsume. Sie sagte nur „Ooooooooooooh, wie schön!“ sobald sie eine Sternschnuppe sah, und einmal sagte sie „Schau mal, Natsume!“ doch darauf reagierte er nicht. Nachdem der Sternschnuppenschauer vorbei war, saßen trotzdem noch alle eine ganze Weile einfach nur dort. Mikan wurde langsam müde, wollte aber noch nicht zurück. Schließlich fielen ihr die Augen zu und sie kippte gegen Natsumes Schulter. Dieser versuchte sie aufzuwecken, doch Mikan schlief tief und fest und so beließ er es einfach dabei. Als ihm die Blicke jedoch zu unangenehm wurden, stand er einfach auf und ging weg. Mikan wachte vom Aufprall im nassen Gras auf. Hotaru kam auf sie zu. „Komm schon, Mikan! Wir gehen zurück, pennst ja schon im Sitzen ein!“ Mikan stand auf und folgte Hotaru torkelnd. Sie verabschiedete sich noch von Masahi und freute sich, als sie sich endlich in ihr Bett fallen lassen konnte. Am nächsten Morgen kam Masahi gleich auf Mikan zu. „Mikan-chan, wollen wir heute was zusammen machen?“ „Ja gerne!“ sagte Mikan und lächelte. „Was denn?“ „Keine Ahnung, ich überleg mir was!“ antwortete Masahi. „Masahi-san, Masahi-san!“ Shoda kam mit einer Gruppe Mädchen auf sie zu. „Masahi-san, zeigst du uns dein Alice? Du hast doch gesagt, es hält nur eine Woche! Bitte, bitte!“ „Tut mir Leid, das geht nicht!“ sagte Masahi. „Ich habe doch gesagt, dass man mit Gefühlen nicht spielt!“ „Bitte!“ flehte Shoda. „Verkuppelst du mich mit Natsume?“ Masahi dachte einen Augenblick nach. Er schien plötzlich Gefallen an der Idee zu finden. „Also schön“ sagte er und lächelte. „Wirklich?“ Shoda freute sich mächtig. „Oh, vielen Dank! Eine ganze Woche...“ „Spinnt ihr? Mikan drängelte sich dazwischen. „Masahi, du hast doch gerade gesagt, dass man mit Gefühlen nicht...“ „Ach komm schon, Mikan! Sie wollen es eben einmal sehen, das kannst du doch verstehen? Es ist doch nur für eine Woche. Und Natsume-kun nimmt dabei doch keinen Schaden!“ „Aber das ist Manipulation!“ empörte sich Mikan. „Du zwingst den Menschen Gefühle auf, ohne, dass sie etwas dagegen tun können...“ „Es ist nicht die feine Art, das stimmt schon“ sagte Masahi. „Aber es hilft Shoda-san doch aus ihrer Verzweiflung!“ Mikan dachte nach. „Ach, na gut!“ sagte sie dann. „Was soll schon passieren?“ „Eben!“ sagte Masahi lachend. Dann schloss er die Augen, richtete einen Finger auf Shoda und einen auf Natsume und konzentrierte sich. Es war ein schöner Anblick. Tausende kleine, rote Fünkchen sprangen aus seinen Fingerspitzen und flogen auf die beiden zu. Die Luft roch plötzlich nach Rosen. Einige Schüler sahen erstaunt auf. Shoda und Natsume sahen sich an. Plötzlich kam Natsume auf Shoda zu und fragte sie, ob sie heute nicht zum See gehen wollten. Shoda stimmte sofort zu und die beiden gingen Hand in Hand aus dem Klassenzimmer. „So sieht es aus, wenn Natsume verliebt ist?“ staunten einige Mädchen. Masahi lächelte Mikan zu. Plötzlich warf ihn von hinten etwas zu Boden. Luca hatte sich auf ihn gestürzt. „Du mieser Arsch, was hast du gemacht?“ „Hey, beruhige dich mal!“ sagte Masahi. „Ich hab deinen Freund nur verkuppelt!“ „Das ist nicht alles!“ schrie Luca. „Du hast seinen Charakter manipuliert!“ Alle sahen ihnen erstaunt an. „So benimmt Natsume sich nicht! Nicht mal, wenn er verliebt ist!“ „Woher willst du das wissen? Der war doch sicher noch nie verliebt!“ sagte Masahi ärgerlich und schubste Luca von sich herunter. „Natürlich war er das! Aber so....so benimmt er sich dann nicht!“ „Aber Masahi ist doch gar nicht in der Lage, Charaktere zu manipulieren!“ schrie Mikan. „Das kann er doch nicht!“ „Mikan...“ sagte Luca. „Das weißt du nicht, oder? Du kannst nicht wissen, ob er diese Fähigkeit hat!“ Mikan sah Masahi entsetzt an. „Hast du das gemacht, Masahi?“ Masahi zitterte. Ihm standen Wuttränen in den Augen. „Ja, verdammt! Und das lässt sich nicht mehr rückgängig machen! Die Gefühle werden verfliegen, aber Natsume wird ewig ein romantisches Weichei bleiben! Bist du jetzt zufrieden? Das ist sozusagen eine Ergänzung zu meinem Alice, ich kann sie einsetzen, wann ich will!“ „Aber warum hast du das gemacht?“ fragte Mikan vollkommen entsetzt. „Weil...weil...weil er mir im Weg war, verdammt! Wegen ihm konnte ich nicht mit dir zum Festival!“ Damit stand Masahi auf und rannte davon. Mikan schossen die Tränen in die Augen. „Das wollte ich doch nicht, Luca-pyon!“ Luca dachte einen Augenblick nach. „Komm!“ sagte er schließlich, nahm Mikan an der Hand und zog sie durch das Gebäude. „Hey, wo gehen wir denn hin?“ fragte Mikan. „Zum See! Wir müssen Natsume irgendwie wieder zurückverwandeln!“ „Aber Masahi hat gesagt, dass das nicht geht!“ schrie Mikan. „Vielleicht hat er irgendwas übersehen!“ sagte Luca. „Irgendeine Möglichkeit...“ Natsume und Shoda saßen schon am See. Natsume hatte Shoda Blumen geschenkt! „Also, das ist ja fast unheimlich!“ sagte Hotaru, die mit ihrem Turboschwan hinterher geflogen war, worauf sie sich einen bösen Blick von Luca einfing. Shoda kam schon von weitem auf das Trüppchen zugelaufen. „Was hat dieser Trottel denn da gemacht?“ keifte sie. „Natsume trägt mir die ganze Zeit Gedichte vor! Er ist überhaupt nicht mehr cool!“ „An Shoda scheint er ja nichts verändert zu haben“ sagte Mikan. Natsume kam auf sie zu. „Wo gehst du denn hin, Schatzi? Ich wollte dir noch ein Gedicht vortragen!“ „Lass mich bloß in Ruhe!“ rief Shoda und rannte davon. „Was hat sie denn?“ fragte Natsume. „Natsume, komm zu dir!“ sagte Luca und schüttelte ihn. „Du bist aber grob!“ sagte Natsume. „Musst du deine Probleme immer mit Gewalt lösen?“ Luca sah ihn fassungslos an. Dann gab er ihm eine saftige Ohrfeige. Natsume taumelte zurück und fiel rückwärts hin. Luca wurde nun wirklich wütend. „Natsume, was ist bloß aus dir geworden!“ schrie er. „Schau dich doch an! Du schenkst einem Mädchen Blumen, liest ihr Gedichte vor und nun sitzt du da im Dreck, lässt dich von mir schlagen und erzählst mir irgendwas von verborgenen Agressionen! Was ist mit dem Natsume, den ich bis eben noch kannte?“ „Was redest du da?“ sagte Natsume. „Ich war schon immer so. Ein liebenswerter Romantiker! Und dass du mich geschlagen hast sage ich der Direktorin. Solch brutale Schüler kann diese Schule wirklich nicht brauchen!“ Luca sah aus, als würde er explodieren. Auch Mikan und Hotaru standen relativ hilflos da. Luca sah Mikan an. „Küss ihn!“ sagte er. „Wie bitte?“ sagte Mikan entsetzt. „Los, mach schon! Was haben wir zu verlieren?“ „Aber WIESO?“ „Vielleicht holt ihn das von seinem komischen Trip runter!“ „Warum sollte es? Er liebt doch Shoda-san!“ „Aber doch nicht wirklich! Das ist das Alice von diesem Bastard! Mit seinem Herzen liebt er sie nicht!“ „Was soll das?“ sagte Natsume. „Natürlich liebe ich mein Schatzi Shoda-san!“ „Mach schon!“ sagte Hotaru. „Ich kotz gleich!“ Mikan zögerte noch immer. „Und wenn es nichts bringt? Dann hab ich ihn umsonst...“ „Wir müssen es versuchen!“ sagte Luca. „So kann er doch nicht bleiben!“ „Von der lass ich mich nicht küssen!“ sagte Natsume. „Wo ist Shoda-chan?“ „Langsam werd ich agressiv, wenn ich dem weiter zuhören muss!“ sagte Hotaru. „Jetzt mach endlich was, Mikan!“ Und dann ging es ganz schnell. So schnell, dass Natsume gar nicht reagieren konnte. Mikan gab ihm kurz einen Kuss auf die Lippen. Seine Augen wurden plötzlich sehr träge. „Mir ist schwindelig!“ sagte er noch, bevor er ohnmächtig umfiel. „Das scheint irgendeine Nebenwirkung dieses Liebes-Alice zu sein“ meinte Luca. Dann brachten sie Natsume ins Krankenhaus. Auch Narumi stieß nach einer Weile dazu. „Sensei, könne sie uns sagen, was passiert ist?“ Fragte Mikan besorgt. „Nun, ich denke einfach, Masahis Alice ist noch nicht ausgebildet genug. Es hat Natsume vorgegaukelt, er würde Shoda lieben, aber Mikans Kuss hat ist an seine wahren Gefühle vorgedrungen. Es sind praktisch zwei Fronten aneinander geprallt. Das war ein wenig viel für ihn!“ sagte Narumi. „Das heißt, er hat Gefühle für Mikan?“ fragte Hotaru. „Vielleicht“ sagte Narumi. „Aber nicht unbedingt. Vielleicht hätte Hotarus Kuss dasselbe bewirkt. Ihr seid immerhin befreundet, also hat er in gewisser Weise für euch alle Gefühle!“ „Und wenn Luca ihn geküsst hätte?“ Dafür jagte Luca Hotaru quer durchs Krankenzimmer. Narumi und Mikan lachten. „Sensei, ist er denn jetzt wieder wie vorher?“ „Ich denke schon“ antwortete Narumi. „Masahis Alice ist Gott sei Dank noch sehr unreif. Aber vielleicht solltest du noch einmal mit Masahi reden, es schien immerhin eine Eifersuchtshandlung gewesen zu sein!“ „Ja“ sagte Mikan und sah zu Boden. „Sollte ich...“ So ging sie am Nachmittag zu Masahi. Er saß auf der Wiese und sah in den Himmel. Als er Mikan kommen sah, wandte er den Blick ab. Sie setzte sich neben ihn ins Gras. „Es tut mir Leid“ sagte er. „Ich weiß nicht, was da in mich gefahren ist! Naja...ich mag dich eben und wollte, dass du mich zum Festival begeleitest. Und...na ja, Natsume hat das verhindert und ist dann auch noch mit dir hingegangen! Das hat mich irgendwie wütend gemacht...aber das ist keine Entschuldigung. Tut mir Leid!“ Mikan lächelte. „Ist schon gut“ sagte sie. „Es ist ja nichts passiert!“ „Es hätte aber was passieren können! Ich weiß nämlich selbst nicht, wie man die Charaktermanipulation rückgängig macht! Was, wenn er jetzt immer so geblieben wär? Dann wäre ich Schuld gewesen! Und die Klasse hasst mich jetzt bestimmt!“ „Sie wird vielleicht eine Weile nicht gut auf dich zu sprechen sein“ sagte Mikan. „Aber glaub mir, dass legt sich. Ich wurde am Anfang auch von allen gemobbt, weil ich mich mit Natsume angelegt hatte!“ „Aber du bist ein Mädchen!“ sagte Masahi bedrückt. „Und das, was ich gemacht habe ist viel schlimmer! Jetzt bin ich bei allen der besitzergreifende, bösartige neue Schüler, der meint, sich alles erlauben zu können und sich mit seinem Alice als was besseres fühlt!“ „Vielleicht!“ sagte Mikan. „Aber weißt du was? Ist doch egal. Solange du ein paar Freunde in der Klasse hast, können dir die anderen doch egal sein! Und Hotaru und Tobita und ich sind deine Freunde!“ „Wirklich?“ „Wirklich!“ sagte Mikan, und augenzwinkernd fügte sie hinzu: „Solange du akzeptierst, dass Natsume und Luca auch unsere Freunde sind!“ „Klar!“ sagte Masahi und lächelte. „Du...hast ihn geküsst, oder?“ Mikan lachte. „Du fängst ja schon wieder an! Wenn du weiter so redest, erzähl ich dir auch noch die Sache mit meinem Schlüpfer!“ „W-Was?“ Mikan stand auf und lief davon. „Hey warte! Was ist mit deinem Schlüpfer? Was ist da gelaufen? Hey!“ Und Masahi verfolgte Mikan noch eine ganze Weile über die Wiese, bis die beiden schließlich erschöpft, aber glücklich zusammenbrachen. Ende Kapitel 3 Kapitel 4: Das Experiment (Part One) ------------------------------------ >>Manche Dinge verbinden, obwohl sie trennen...<< Kapitel 4 ~ Das Experiment (Part One) Seit der Sache mit Masahi war ungefähr ein Monat vergangen. Natsume war schon lange wieder auf den Beinen, Masahi hatte sein Ansehen in der Klasse weitgehend wiedergewonnen, bis auf Natsume und Luca, mit denen er sich nach wie vor, um es freundlich auszudrücken, nicht verstand. Es war inzwischen sehr heiß geworden, alle trugen ihre Sommeruniformen und gingen sooft wie möglich zum See. Der Unterricht in den stickigen Klassenräumen war kaum auszuhalten. Wie auch an diesem Tag, an dem die Konzentrationsfähigkeit längst nachgelassen hatte und die meisten Schüler träge auf die nächste Pause warteten. „Bevor ich euch nun endlich in eure nicht ganz verdiente Pause entlasse...“ begann Narumi. „...habe ich noch eine Ankündigung zu machen. Es wird bald ein kleines Experiment stattfinden, indem wir eure Geduld und eure Zusammenarbeit in den Talentgruppen testen wollen. Es kann sein, dass ihr in dieser Zeit neue Freunde gewinnt. Dass ihr eure alten Freunde verliert, ist jedoch eher ausgeschlossen, es ist schließlich nur ein Monat...“ „Was ist denn das nun für ein Experiment, Sensei?“ fragte einer der Schüler. Die eben noch so ermatteten Schüler waren nun aufgeregt und angespannt. Die Pausenklingel ertönte. „Nun, ich erläutere es euch nach der Pause! Ich nehme doch an, dass ihr alle erscheint und die Zeit nicht an einem... kühleren Ort verbringt?“ Die Schüler verließen langsam das Klassenzimmer. Nun wünschten sie, die Pause hätte noch ein wenig auf sich warten lassen. Hotaru und Mikan setzten sich zusammen mit Tobita in den Schatten und Mikan holte für alle kalte Getränke. „Was glaubt ihr, ist das für ein Experiment?“ fragte sie. „Klingt irgendwie unheimlich. Er hat nicht ganz ausgeschlossen, dass man seine alten Freunde verliert!“ sagte Tobita mit besorgtem Gesichtsausdruck. „Quatsch!“ sagte Mikan. „Er meinte, in einem Monat sei das so gut wie unmöglich!“ „Es hat was mit den Talentgruppen zu tun“ sagte Hotaru. Dann schwiegen alle drei. Sie machten sich ihre eigenen Gedanken. Natsume und Luca gingen gerade vorbei. „Natsume-kun!“ rief Mikan. „Hast du eine Ahnung, was das für ein Experiment ist?“ „Wieso sollte ich?“ sagte er. „Die treiben sicher wieder eins ihrer Psycho-Spielchen mit uns, nur um zu sehen, wie wir in Extremsituationen reagieren!“ „Unsinn!“ sagte Mikan ärgerlich. „Das würde Narumi-Sensei nie tun!“ „Der würde noch ganz anderes tun!“ sagte Natsume, bevor er mit Luca weiterging. „Ich glaube fast, er hat Recht!“ sagte Hotaru. „Narumi bringt in letzter Zeit viele komische Sachen. Weißt du noch, der Beautycontest? Er hat euch gesagt, ihr dürft euer Alice nicht benutzen, und kaum hat er euch in der Garderobe beobachtet, sollt ihr es plötzlich doch benutzen! Keine Ahnung, was er für Pläne verfolgt...“ „Hm“ sagte Mikan. Nach der Pause war die Klasse tatsächlich vollständig anwesend. Narumi lächelte zufrieden. „Nun“ sagte er. „Ich werde euch das Experiment nun genauer erläutern! Und glaubt mir, es wird euch Spaß machen und euch keine Nachteile bescheren!“ Mikan lächelte Natsume mit ihrem Siehst-Du?-Lächeln an, doch er sagte nur „Warts’ ab!“ „Also“ begann Narumi. „Ihr werdet einen Monat lang in euren Talentgruppen leben!“ Raunen in der Klasse. Natsume wurde blass wie Kalkstein. „Jede Talentgruppe wird ein kleines Campinglager im Nordwald haben, weit voneinander entfernt und komplett isoliert! Es ist euch nicht erlaubt, mit Schülern aus anderen Talentgruppen zu kommunizieren!“ Einigen schien die Idee zu gefallen, andere blickten besorgt ihre Freunde aus anderen Talentgruppen an. „Und!“ fügte er mit einem Augenzwinkern hinzu. „Ihr werdet nur Talentunterricht haben, keinen normalen Unterricht!“ Nun war die ganze Klasse begeistert. Auch Mikan freute sich. Einen ganzen Monat mit Tsubasa und Co. campen, ohne nervigen Unterricht im stickigen Klassenzimmer, nur mit ihrem lieben Timetripper-Sensei. Wahrscheinlich würde sie ihr Alice sehr verbessern. Doch dann fiel ihr Hotaru ein. Einen Monat Hotaru nicht sehen, nicht sprechen, keine Briefe, nichts. Und Tobita, Nonoko, Anna, Natsume, Luca… aber immerhin war Masahi in ihrer Gruppe. „Aber Sensei, was soll das bringen?“ fragte Nonoko. „Ganz einfach. Es soll euch enger mit euer Talentgruppe zusammenschweißen, euch neue Freunde bringen und euch lernen lassen, eine gewisse Zeit ohne die Freunde auszukommen, die in einer anderen Gruppe sind!“ Ein Monat?, dachte Mikan. Ein Monat ist okay. Doch dann sah sie Natsume. Blass, mit angstgeweiteten Augen saß er auf seinem Platz wie ein Häufchen Elend. „Sensei, auch die Gefahrengruppe?“ fragte sie Narumi. Narumi sah auf Natsume und sagte dann traurig: „Ich fürchte, da kann man nichts machen, Mikan!“ Mikan machte sich Sorgen. Über die Gefahrengruppe war fast nichts bekannt, doch anscheinend war sie nicht sehr angenehm, ebenso wie der Fachlehrer, Persona, vor dem Natsume so große Angst hatte. „Nun, das Experiment...sagen wir lieber, das Spiel beginnt morgen! Bitte packt heute eure Sachen und passt auf, dass ihr nichts vergesst, ihr dürft ab morgen nicht mehr ins Gebäude zurück, ihr werdet komplett in der Natur leben!“ Mikan ging wie alle anderen auf ihr Zimmer und fing an, ihre ganzen Anziehsachen in den Koffer zu werfen. Ihr Gedanken waren jedoch bei Natsume, sie sah ihn die ganze Zeit vor sich, kreidebleich und in Panik. Sie war immer der Meinung gewesen, Natsume müsste mit seinem Alice vor niemandem Angst haben, doch anscheinend war Persona eine noch viel mächtigere Person und dazu nicht besonders nett. Mikan packte auch das Foto von ihrem Großvater, seine Briefe und ein Foto von dem Picknick ein, dass sie vor nicht allzu langer Zeit gemacht hatten. Alle ihre Freunde waren darauf. Mikan lächelte. Es würde schon nicht so schlimm werden. Als sie die Tür öffnete, rannte sie fast in Hotaru hinein. „Komm, Mikan, heute ist unser letzter gemeinsamer Tag für einen Monat, lass uns mit allen zum See gehen!“ Mikan war überrascht. Es war selten, dass Hotaru solche Vorschläge machte. „Gerne!“ sagte sie und lächelte. Die anderen einzuladen erübrigte sich. Bei dem Wetter war beinahe die ganze Schule am See. Lediglich Luca und Natsume waren nicht da und Mikan fand sie nicht, sosehr sie auch überall suchte. Schließlich ging sie zum See zurück und es wurde wirklich ein toller Tag. Alle badeten und spielten Ball, redeten und lachten. Tobita jedoch traute sich zunächst nicht ins Wasser, somit musste er von Hotaru zu seinem Glück gezwungen werden. Als die Sonne langsam nachließ, gingen alle zurück. Es war fast Zeit fürs Abendessen. Mikan trocknete sich ab, zog sich neue Sachen an und ging dann hinunter in den Speiseraum. Natsume und Luca ließen sich auch hier nicht blicken. Langsam machte Mikan sich wirklich Sorgen. Der Gedanke, einen Monat lang mit seiner Talentgruppe zu leben, schien Natsume noch mehr mitzunehmen, als Mikan es sich vorstellen konnte. So stand sie heute früher vom Essen auf und ging nach oben zu Natsumes Zimmer. Auf das Klopfen reagierte niemand, doch Mikan hörte Schritte, es musste also jemand da sein. „Natsume? Luca?“ sagte sie gegen die Tür. Drinnen wurde es still. Schließlich öffnete Luca die Tür. Natsume lag auf seinem Bett und starrte an die Decke. „Ich hab versucht, abzuhauen“ sagte er, sah Mikan aber nicht an. „Sie haben mich schon wieder geschnappt!“ „Natsume, was ist mit deiner Gruppe, dass du nicht hinwillst? Fragte Mikan. „Nichts!“ sagte Natsume. „Es geht dich nichts an!“ „Sind die gefährlich? Oder einfach nur unsympathisch? Mobben die dich?“ bohrte Mikan weiter. „Ich hab gesagt, es liegt nicht an der Gruppe! Mit denen würde ich fertig werden!“ sagte Natsume. „Dann...dann...was ist mit diesem Persona?“ fragte Mikan. Natsume antwortete nicht. Er drehte sich zur Wand. „Natsume...“ „Ich hab gesagt, es geht dich nichts an! Das ist nicht deine Sache! Geh jetzt!“ Luca sah Natsume besorgt an. Sein Hase wurde unruhig auf seinem Arm. „Natsume!“ sagte Mikan noch einmal. „Du bist nicht allein! Wir sind alle für dich da! Und wenn du uns was erzählen willst, kannst du immer kommen!“ Dann ging sie aus dem Zimmer. Sie schloss die Tür hinter sich und seufzte. ‚Warum will er sich denn bloß nicht helfen lassen?’ fragte sie sich. Mikan ging zu Hotarus Zimmer. „Hotaru? Kann ich heute bei dir schlafen?“ „Wegen morgen? Es ist doch nur ein Monat, Dummchen!“ sagte Hotaru, machte aber trotzdem Platz. Mikan kroch zu ihr unter die Decke. „Was ist los?“ fragte Hotaru, als sie Mikans Gesicht sah. „Ich hab mit Natsume geredet...ich hab’s jedenfalls versucht!“ sagte Mikan. „Lass es einfach gut sein!“ antwortete Hotaru. „Du kannst ihm eh nicht helfen!“ Mikan nickte. „Trotzdem!“ sagte sie. Dann fielen ihr die Augen zu. Am nächsten Morgen herrschte helle Aufregung in der Klasse. Jeder verabschiedete sich von den Freunden, die nicht in der selben Gruppe waren, manche unter Tränen. „Mann, machen die einen Aufstand wegen 30 Tagen!“ sagte Hotaru. „Naja, sie waren eben noch nie solange voneinander getrennt!“ sagte Tobita. „Wir bleiben ja auch in den Ferien hier!“ „Eure Fachlehrer kommen euch gleich abholen!“ sagte Narumi. Wieder zuckte Natsume zusammen. Luca sah ihn besorgt an. Persona kam sogar als Erster. Er kam in die Klasse, sah sich um und winkte Natsume zu sich. Er war Mikan noch nie so unheimlich und nah gewesen, wie heute. Sein blasses Gesicht, sein dunkler Aufzug, seine Ringe, seine Maske. Alles an ihm schien kalt zu sein. Bei seinem Anblick lief ihr ein kalter Schauer über den Rücken, und scheinbar auch allen anderen, die ein wenig zurückwichen. Als Natsume an Mikan vorbeikam, griff er kurz nach ihrer Hand und ging dann hinter Persona her aus dem Klassenzimmer heraus. Mikans Lehrer kam als nächstes und holte sie und Masahi ab. Er führte die beiden in den Nordwald, an eine Stelle, die Mikan noch nicht kannte. Dort waren einige grüne Zelte aufgeschlagen, die den Stern der Academy trugen. In der Mitte lag Holz für ein Lagerfeuer. „Wow!“ sagte Mikan. Sie fand es wunderschön und freute sich auf den Monat. Tsubasa kam sofort auf sie zu. „Na Mikan, alles klar?“ „Ja!“ sagte sie vergnügt. Doch immer wieder sah sie Persona vor sich und ihr Lächeln verschwand augenblicklich. „Hey, so schlimm sind wir nicht!“ lachte Tsubasa. Mikan lächelte etwas. „Nein, das ist es nicht! Ich freue mich, einen Monat hier mit euch zu wohnen!“ „Na dann ist ja gut!“ sagte er. „Kommt, ihr beiden!“ Er führte Mikan und Masahi zu den anderen. „Hallo ihr zwei!“ sagte Misaki. „Ihr könnt uns gleich beim Aufbauen helfen!“ Es mussten noch einige Lebensmittel kühlgestellt und die Zelte eingeräumt werden. In jedes Zelt passten vier Schlafsäcke. Mikan teilte sich ein Zelt mit Misaki und zwei Mädchen aus ihrer Parallelklasse. Die eine hieß Keiko. Mit ihr hatte Mikan während der gewöhnlichen Talentsunden nicht viel geredet, doch jetzt kamen sie ins Gespräch und die beiden verstanden sich auch auf Anhieb gut. Sie zeigten sich gegenseitig ihre Fotos. Keiko sagte, Mikans Großvater sähe sehr nett aus. Sie hatte Fotos von ihren Eltern und ihrer besten Freundin mit. „Und das ist deine Klasse?“ fragte sie, als sie das Foto vom Picknick sah. „Nein!“ lachte Mikan. „Meine Klasse ist viel größer. Das sind nur meine Freunde!“ Keiko sah sich das Bild noch einmal an. „Ach...so!“ sagte sie. Mikan bemerkte ihren Blick nicht. Sie plapperte einfach weiter. „Weißt du, ich werde sie alle ganz schön vermissen, aber es ist ja nur für einen Monat! Das kann man aushalten, was meinst du?“ „Ja!“ sagte Keiko und lächelte. „Ich denke schon...“ Gegen Abend wurde ein Lagerfeuer gemacht und gegrillt. Mikan fühlte sich pudelwohl. Einige Schüler (unter anderem Tsubasa) führten einen seltsamen Hüpftanz vor und Mikan musste so lachen, dass sie sich fast an ihrem Marschmellow verschluckte. Sie unterhielt sich fast jedem, und als alle anfingen zu singen, machte sie lauthals mit. Schließlich griff sie noch Keiko und Masahi an den Händen und sie drehten sich solange im Kreis, bis sie vor Schwindel umfielen. Wenn das so weiterging, würde das ihr bester Monat an der Academy werden und sie freute sich schon wahnsinnig, bis ihr Hotaru einfiel. Sie vermisste sie jetzt schon. „Was ist los?“ fragte Keiko. „Ich vermisse meine beste Freundin!“ sagte Mikan. „Ich wünschte, sie könnte hier mitfeiern!“ „Ja, ich vermisse meine Freundin auch!“ sagte Keiko. „Ich wünschte, wir könnten wenigstens einen von unseren Freunden hierher einladen! Ich würde dann Mio-chan einladen!“ Mikan nickte. „Ja, das wäre toll! Ich würde dann Ho...“ Doch noch im selben Moment entscheid sie sich um. Sie würde Natsume einladen, damit er nicht mehr bei seiner Gruppe sein musste und bei Persona. Völlig erschöpft kam Tsubasa bei den beiden an. „Nicht drücken, ihr! Tanzt gefälligst mit!“ Mikan und Keiko nickten. Alle fassten sich an den Händen und tanzten, bis die ersten vollkommen fertig zusammenbrachen. Alles in allem war es ein toller Tag gewesen. Am nächsten Morgen nach dem Frühstück gab es Talentunterricht, drei Stunden lang. Danach war Mittagspause. Langsam fing Mikan wirklich an, alle zu vermissen. Sie hatte Hotaru schon vermisst, als diese auf die Academy gekommen war, doch diesmal war es schlimmer, obwohl sie wusste, dass es nicht für eine ganz so lange Zeit sein würde. Doch nun hatte sie noch viel mehr Freunde, die sie vermisste. Schließlich kam Masahi zu Mikan und Keiko und setzte sich dazu. „Na, was ist los?“ „Hotaruuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuu!“ jammerte Mikan und ließ ihren Kopf auf die Knie fallen. Masahi und Keiko sahen sich kurz an und seufzten. Nach einer Woche war es noch nicht besser. Es war im Gegenteil eher schlimmer geworden. Noch drei Wochen, dachte Mikan. Drei lange, endlose Wochen... Außerdem kam dazu, dass dem Fachlehrer langsam die Ideen ausgingen. Er wusste nicht mehr, was er mit den Schülern machen sollte, es war heiß und sie konnten dennoch nicht zum See oder sonst irgend etwas machen. Er hatte bereits alle Spiele gespielt, die er kannte und die Tatsache, dass er manchmal in einem Zeitstrom landete, machte die Sache nicht besser. So schmolzen die Schüler in der Hitze vor sich hin und mussten immer wieder daran gehindert werden, die ganzen Vorräte auszutrinken oder sich aus Langeweile vollzufressen. Mikans Beziehung zu Keiko stärkte sich jedoch. Nur, wenn Mikan von ihren Freunden erzählte, wurde Keiko etwas seltsam. Einmal saßen die beiden im Schatten eines großen Baumes etwas abseits des Camps. Keiko zeigte Mikan wieder einmal ein Bild von Mio-chan und erzählte ihr etwas über sie. Mikan hatte Mio-chan schon öfters in der Academy gesehen und hörte gespannt zu. Mio-chan hatte überall seltsame Narben, Mikan hatte sich schon immer gefragt, woher sie kamen. Aber sie schien sehr nett zu sein. So kam es, dass Mikan über Hotaru erzählte, schließlich auch über Tobita und alle anderen. Und es kam, dass Mikan plötzlich wieder auf die Entführung zu sprechen kam. „Ich erzähle diese Geschichte so oft!“ sagte sie, als sie fertig war. „Ich komme wohl immer noch nicht drüber weg!“ sagte sie und starrte in den Himmel. „Dieser Reo...“ Keiko sah sie mit einem seltsamen Blick an. „Was guckst du so?“ fragte Mikan. „Warst du Reo-Fan?“ „Es geht nicht um Reo!“ sagte Keiko. „Ich verstehe es bloß nicht! Du bist doch so nett, zuvorkommend und du würdest niemals jemandem etwas tun, oder?“ „Nein...wieso?“ „Also wieso hängst du dann mit...kannst du von deinen Freunden das Gleiche behaupten?“ Ihr standen plötzlich Tränen in den Augen. Sie drehte sich um und rannte zurück zum Camp. Mikan verstand nicht, was plötzlich los war. ‚Natürlich kann ich von meinen Freunden dasselbe behaupten!’, dachte sie sich. ‚Sie sind doch auch nett und würden niemals jemandem etwas...’ ‚Ah!’ dachte sie und rannte Keiko nach. Diese saß bei ihrem Zelt und sah bedrückt aus. „Keiko-chan?“ sagte Mikan. „Ist es wegen Natsume?“ Keiko sah nicht auf. „Nenn mir einen guten Grund, warum du mit ihm befreundet bist!“ sagte Keiko und Mikan hörte den Hass in ihrer Stimme. Mikan überlegte. „Ich will das gar nicht hören!“ sagte Keiko, bevor Mikan den Mund aufmache konnte. „Ich will nichts über ihn wissen! Ich weiß genug! Er ist brutal und grausam! Weißt du, was das für ein Gefühl ist, wenn man seine beste Freundin fast verbrennen sieht?“ Mikan erschrak. „Was?“ sagte sie. „Du hast richtig gehört!“ sagte Keiko. „Wegen Natsume wäre Mio-chan fast gestorben! Hast du dich nie gefragt, woher ihre Brandnarben kommen?“ Brandnarben! Das war es! „Was...ist passiert?“ fragte Mikan. „Es war vor etwa einem Jahr!“ sagte Keiko. „Mio und ich sind spazieren gegangen, als wir Natsume und Luca trafen...“ Man merkte, dass es ihr schwer fiel, zu erzählen. „Mio hat aus Spaß gesagt: ‚Hey, Natsume! Persona sucht dich!’ und gelacht. Natsume hat sie ziemlich finster angestarrt, aber Mio-chan kann man mit so was keine Angst einjagen. Ich hab sie gebeten, aufzuhören, weißt du, ICH habe nämlich Angst vor Natsume...aber Mio hat weitergemacht, sie hatte gerade einen schlechten Tag und wollte ihren Ärger an jemandem auslassen: ‚Was suchst du denn, Natsume? Ein neues Mordopfer? Ein neues Dorf, das du verbrennen kannst?’ Dann hat sie gelacht!“ Mikan sah Keiko an. „Sie ist kein schlechter Mensch, Mikan. Sie wusste, dass sie Natsume damit wehtat, aber sie...sie hatte auch Probleme, weißt du? Ihre Mutter war gerade gestorben und sie musste ihre Verzweiflung loswerden! Jedenfalls hat Luca gesagt: ‚Was soll das? Hör auf damit!’, aber Mio hat immer noch weiter gemacht: ‚Ach, guck doch nicht so, Natsume! Es tut mir echt Leid für dich, dass dein Plan fehlgeschlagen ist! Das kleine Mädchen hast du getötet, aber deine Eltern leben leider immer noch! Probier’s doch einfach noch mal!’ Natsume hat sie angesehen, als... ich weiß nicht... Es war ziemlich mies, was Mio gemacht hat, aber Natsume...er hat in seiner Wut Mio in Brand gesetzt! Komplett! Und ich konnte nur zusehen! Als ich mit einer Decke zurück kam und das Feuer erstickte, sah Mio aus wie ein Stück Kohle. Das heute nur noch Narben da sind, liegt an dem Alice einer der Krankenschwestern! Ohne sie wäre Mio tot!“ Keiko fing an zu schluchzen. „Versteh mich nicht falsch Mikan, ich kann verstehen, dass er sauer war, ich kann verstehen, dass er verletzt war, aber Mikan...ist das ein Grund jemanden umzubringen?“ Mikan hatte keine Antwort auf diese Frage. Natsume hatte allen Grund gehabt, wütend zu sein. Aber nichts rechtfertigte einen Mord. Absolut nichts! Und Natsume hatte eindeutig vorgehabt, jemanden zu töten! „Damals landete auch er im Krankenhaus!“ sagte Keiko. „Nach der Strafe der Direktorin! Aber das ist kein Ausgleich für das, was er Mio-chan angetan hat!“ Mikan versuchte sich das Gefühl vorzustellen, in Brand zu stehen. Sie hatte sich einmal am Bügeleisen verbrannt, das hatte gereicht. Ausgerechnet an diesem Abend kam es, dass sich die Ereignisse überschlugen. Als gerade alle (bis auf den Lehrer, der mal wieder im Zeitstrom steckte) beim Abendessen saßen, hörte jemand etwas im Gebüsch. Kurz darauf bogen sich die Äste zur Seite und Natsume rannte aus dem Gebüsch heraus, brach kurz darauf zusammen und bleib reglos liegen. „Natsume!“ schrie Mikan und rannte zu ihm. Auch Tsubasa und einige andere kamen hinzu. Natsume war schwer verletzt, Wunden, die eindeutig von Menschenhand stammten. Persona!, dachte Mikan und auch Tsubasa schien da zu glauben. Er trug Natsume zum Lagerfeuer und legte ihn dort ins Gras. „Ich hole eben einen Erste-Hilfe-Kasten!“ sagte er. Es war still geworden. Einige kamen näher heran, andere blieben wie versteinert sitzen. Keiko war wie in einen Schockzustand versetzt. Mikan sah Natsume besorgt an. Sie konnte ihn nicht hassen, auch nicht nach dem, was Keiko erzählt hatte. Sie griff nach seiner Hand und glaubte, eine kurze Reaktion zu spüren. „M....Mikan!“ sagte er mit schwacher Stimme. Nun konnte Mikan nicht anders, als zu weinen. Ende Kapitel 4 ~ Fortsetzung folgt... Kapitel 5: Das Experiment (Part Two) ------------------------------------ >>Through good times, and bad times, I'll be on your side forever more... that's what friends are for!<< (Friends ~ ?) Kapitel 5 ~ Das Experiment (Part Two) Es schien eine Ewigkeit zu dauern, bis Tsubasa wiederkam. Mikan machte sich große Sorgen um Natsume, er war wirklich nicht in der besten Verfassung. Endlich kam Tsubasa mit dem Erste-Hilfe-Koffer angerannt und alle machten ihm schnell Platz. Doch Keiko stellte sich ihm in den Weg. „Nein!“ sagte sie. „Er hat es verdient! Lass ihn liegen!“ Ihr standen Tränen in den Augen. „Wegen... wegen ihm ist meine beste Freundin fast gestorben! Er hat es nicht verdient, dass ihr euch so um ihn kümmert!“ „Spinnst du?“ schrie Mikan. „Mikan...nach allem was ich dir erzählt habe, solltest du mich verstehen! Oder vielleicht habe ich mich in dir getäuscht und du bist genauso eine, nur besser verpackt! Am Ende findest du es gut, was er macht und...!“ „Halt die Klappe!“ sagte Mikan aufgebracht. Einige sahen sich erstaunt um. Zu einem Mädchen hatte Mikan noch nie etwas Derartiges gesagt. „Halt die Klappe Keiko! Du...du hast mir gesagt, du wüsstest genug über Natsume! Aber was weißt du denn wirklich über ihn? Du weißt gar nichts! Du weißt nicht einmal, ob er überhaupt schon mal jemanden töten wollte! Das glaube ich nämlich nicht. Es mag sein, dass er ab und zu außer Kontrolle gerät, aber ganz ehrlich, ich würde auch aus der Haut fahren, wenn man mich beschuldigen würde, ich hätte versucht, meine Eltern zu töten! Ich weiß nicht alles über Natsume, aber ich weiß sicher mehr als du!“ Keiko sah Mikan immer noch hasserfüllt an. „Keiko, ich glaube, du...du bist ungerecht! Du hast behauptet, du könntest verstehen, dass er wütend geworden ist, aber in Wirklichkeit verstehst du es nicht! Du...du denkst, Mio-chan hätte ihm lediglich Tatsachen an den Kopf geworfen! Aber was ist, wenn das alles nur miese Gerüchte waren? Du behauptest es zu verstehen. Aber du weißt genau, dass das nicht stimmt! In Wahrheit hast du die ganze Zeit nur Mio-chans Seite gesehen und dich da reingesteigert! Er hat Mio-chan Narben zugefügt, die sie ihr ganzes Leben mit sich herum tragen wird, das stimmt! Aber Mio-chan hat SEINE Narben, die er sein ganzes Leben mit sich herumtragen wird, wieder aufgerissen und darin herumgebohrt! Also wie nennst du das? Was macht es für einen Unterschied, ob sie physisch oder psychisch sind?“ Keiko blickte zu Boden. „Aber er wollte sie töten!“ sagte sie schließlich schon deutlich leiser. „Woher willst du das wissen? Kannst du in seinen Kopf gucken? Also, ich kann es nicht! Hätte er sie töten wollen, dann wäre sie auch gestorben, er hätte einfach nur ihre Rettung verhindern müssen! Aber sie lebt! Sie lebt, weil du sie gerettet hast! Meinst du nicht, du hast genug für sie getan? Musst du auch noch jemanden sterben lassen, wo Mio-chan doch am Leben ist? Dann wärst du hier der einzige Mörder!“ Keiko zitterte am ganzen Körper. Die Tränen rannen ihr über’s Gesicht, sie nah niemanden an. Schließlich machte sie Tsubasa Platz. Sie hatte keine Kraft mehr. Tsubasa verband Natsume so gut es ging und ließ dann nach Narumi rufen. Keiko saß abseits im Gras und weinte. Einige versuchten, mit ihr zu reden, doch sie stieß sie alle weg. Als Mikan sich neben sie setzte, tat sie nichts. Sie sah nur weg. „Ich...“ begann sie. „Ich hasse ihn! Ich hasse ihn mehr als irgendjemand anderen auf der Welt! Wegen ihm wäre Mio-chan fast gestorben! Er ist kalt und herzlos und scheut sich nicht davor, andere zu verletzen!“ Mikan spürte das kalte Gras unter ihren Händen. „Aber...“ sagte Keiko. „Ich will niemanden töten...Mio-chan lebt, also hat er den Tod nicht verdient! Er scheint...es auch nicht immer leicht zu haben...vielleicht ist er genug bestraft worden!“ Mikan lächelte. „Du bist ein guter Mensch, Keiko!“ „Aber...ich werde nicht aufhören, ihn zu hassen! Niemals! Ich werde ihm auch niemals näher als 10 Meter kommen! Immerhin...könnte er mich jederzeit töten!“ Mikan lächelte etwas. „Wieso sollte er?“ Als sie Narumi sah, sprang sie auf und ließ Keiko allein sitzen. Keiko dachte nach. ‚Wieso sollte er?’ „Narumi-Sensei!“ Mikan rannte auf Narumi zu. „Sensei, wird er wieder gesund?“ „Nun lass mich erst einmal einen Blick auf ihn werfen!“ sagte er und versuchte ein Lächeln. Es dauerte eine halbe Ewigkeit, so schien es Mikan. „Ja, ich denke er wird es schaffen!“ sagte Narumi. Erleichtert lächelte Mikan ihn an. „Er wird nun erst einmal ins Krankenhaus gebracht!“ sagte Narumi weiter. „Und dann muss er wieder zurück?“ fragte Mikan erschrocken. „Da findet sich sicher eine Lösung!“ antwortete Narumi. „Unter diesen Umständen kann er nicht zurück!“ „Kann man diesen...Persona nicht feuern?“ fragte Mikan besorgt. „Tut mir Leid, das geht nicht!“ sagte Narumi traurig. Mikan sah enttäuscht zu Boden. Narumi legte ihr die Hand auf die Schulter. „Mach dir keine Sorgen! Natsume wird in diesem Monat nicht mehr in die Gefahrengruppe zurück gehen!“ „Ja!“ sagte Mikan und lächelte. „Ich glaube sogar, ich habe schon eine Idee!“ sagte Narumi und zwinkerte ihr zu. Mikan sah ihn fragend an. „Hahaha! Mach nicht so ein Gesicht! Du wirst es schon noch erfahren!“ lachte Narumi. Dann trug er Natsume zum Krankenhaus. Eine weitere Woche verging ohne Zwischenfälle. Das Verhältnis zwischen Mikan und Keiko war etwas verfremdet und längst nicht mehr so offen, die beiden redeten nur noch selten miteinander. Es war nach wie vor brütend heiß und nach wie vor waren nicht genügend kalte Getränke vorhanden. Mikan saß mit Masahi im Schatten und die beiden fächelten sich gegenseitig mit dünnen Büchern kalte Luft zu. Das mochte ein wenig seltsam aussehen, war aber sehr erfrischend. Immer öfter dachte Mikan daran, wie schön es wäre, Hotaru jetzt hier zu haben. Aber sie hatte nun die Hälfte geschafft und würde den zweiten Teil auch noch schaffen. Ihr Lehrer war seit einigen Tagen nicht mehr verschwunden und gab sich alle Mühe, die Zeit so interessant wie möglich zu gestalten. Narumi kam nun auf das Camp zu und winkte den Fachlehrer zu sich. Die beiden führten ein längeres Gespräch und einige Schüler versuchten zu erlauschen, worum es ging. „Narumi, ich kann das nicht verantworten!“ sagte der Fachlehrer gerade. „Ich bin nicht für solche Fälle spezialisiert! Meine Aufgabe sind Sonder-Alices! Und...außerdem...ich weiß nicht. Es passt einfach nicht und ich weiß auch nicht, wie weit ich dann noch die Kontrolle halten kann!“ „Die Schüler werden dir helfen! Mikan-chan hat ein Selbstschutz-Alice, das sie zur Not einsetzen kann und...“ „Hey Mikan, die reden über dich!“ rief ihr ein Junge zu, der das Gespräch belauschte. Mikan hörte mit Fächern auf und kam zu ihm hinüber gerannt. „Also schön!“ sagte der Fachlehrer. „Auf deine Verantwortung!“ „Vielen Dank!“ sagte Narumi. „Ich wusste, ich kann auf dich zählen!“ Dann entfernte er sich. Der Fachlehrer seufzte. „Alle mal herhören!“ rief er und winkte die Schüler zu sich. „Wie ihr...sicher mitbekommen habt, wird Natsume-kun für diesen Monat nicht mehr in die Gefahrengruppe zurückkehren. Nun, da er erholt ist, wird er den Rest der Zeit...in unserer Gruppe verbringen!“ Geschockte Reaktionen in der Gruppe. ‚Das meinte er also?’ dachte Mikan. „Sensei, das geht doch nicht gut!“ „Sensei, konnten Sie sich nicht gegen Narumi durchsetzen?“ „Sensei, Sie können Natsume doch gar nicht unter Kontrolle halten!“ Der Fachlehrer winkte Mikan heran. „Mikan-chan, ich möchte, dass du mir ein bisschen hilfst mit deinem Alice!“ Mikan nickte. „Vor allem wenn ich...abwesend bin!“ „Sie wollen uns mit dem alleine lassen?“ Einige Grundschüler (nicht aus Mikans Klasse) bekamen Panik. „Dafür ist doch Mikan da!“ sagte der Fachlehrer lächelnd. Mikan erschrak. „Sensei, ich kann Ihnen helfen, aber ich kann nicht die Verantwortung tragen, wenn Sie nicht da sind. „Narumi meinte, du hättest Natsume ganz gut im Griff!“ lachte der Fachlehrer. „Im Griff?“ „Du schaffst das schon, Mikan-chan!“ Natsume kam am Nachmittag. Er hatte einige Pflaster im Gesicht und einen Verband am Arm, ansonsten schien es ihm gut zu gehen. „Natsume, wie geht’s dir?“ fragte Mikan sofort. „Wie soll’s mir schon gehen? So wie immer!“ „Kannst du dich noch erinnern, was passiert ist?“ „Nein! Das Letzte, was ich weiß ist, dass ich durchs Gebüsch gelaufen bin, irgendwohin. Ich hatte kein bestimmtes Ziel. An mehr erinnere ich mich nicht! Zufrieden?“ Mikan nickte. „Freust du dich, hier zu sein?“ „Was soll ich denn hier?“ „Ach komm, es wird sicher lustig!“ sagte Mikan. Natsume antwortete nicht. Er sah sich um, hatte ja letztes Mal nicht mitbekommen, wo er gelandet war. „Wie...sind die Leute aus der Sondergruppe so?“ fragte er Mikan. „Sie sind alle sehr nett!“ sagte Mikan und lächelte. „Hm!“ sagte Natsume. Die nächsten zwei Tage verliefen ruhig. Die meisten hielten sich von Natsume fern, gingen ihren Gewohnheiten nach, und wenn doch welche versuchten, Kontakt zu ihm zu knüpfen (meistens Mädchen), dann war es Natsume, der Abstand hielt. Mikans Versuche, Natsume zu integrieren, liefen somit zu beiden Seiten ins Leere und sie gab entmutigt auf. Als sie abends mit ihren „Mitbewohnerinnen“ im Zelt lag (sie war die einzige, die noch nicht schlief) kam Natsume plötzlich herein. „Was machst du hier?“ fragte sie erstaunt. „Komm mal mit!“ sagte er nur. „Was? Wohin?“ Neben Mikan bewegte sich etwas. Keiko war aufgewacht. Als sie Natsume erblickte, fing sie an zu schreien, doch Mikan hielt ihr schnell den Mund zu. „Nun komm endlich!“ sagte Natsume. „Die anderen warten schon!“ „Die...anderen?“ fragte Mikan und ließ Keiko los. „Ja, die anderen! Und wenn du jetzt nicht kommst, gehe ich ohne dich hin!“ Keiko zitterte am ganzen Körper. Natsume schien sie erst jetzt zu erkennen. „Du?“ fragte er geschockt. „J-Ja, ich!“ antwortete Keiko und versuchte, stark zu klingen. „Das mit deiner Freundin...“ Natsume schien sich unwohl zu fühlen. „Dafür ist es jetzt ein bisschen spät, oder?“ sagte Keiko, nun wirklich ärgerlich. „Weißt du, dass du fast jemanden getötet hättest?“ „Natürlich weiß ich das!“ fauchte Natsume, und sofort war Keikos Ärger wieder verschwunden und sie wich zurück. Mikan sah, dass keine Einigung in Sicht war. „Also dann!“ sagte sie und wollte das Zelt verlassen. „Warte!“ sagte Keiko und hielt sie am Arm fest. „Du bleibst hier!“ „Was wird das denn?“ fragte Natsume. „Du...Mikan ist ein nettes, aufgeschlossenes Mädchen und versucht immer nur, anderen zu helfen! Sie ist das genaue Gegenteil von dir und du...du wirst sie mit deinem Einfluss nicht verderben!“ Natsume lächelte kühl. „Ach?“ Mikan löste sich aus Keikos Griff. „Mach dir keine Sorgen!“ sagte sie. „Ich ändere mich nicht! Ich hab mich, seit ich hier bin, kein bisschen geändert!“ „Ach, dann warst du schon immer so komisch?“ fragte Natsume. Mikan warf ihm einen ärgerlichen Blick zu. „Aber du verstehst doch, was ich meine, oder Keiko?“ „Vielleicht! Aber ich will trotzdem nicht, dass du mitgehst! Du solltest dir nettere Freunde suchen!“ „Ich habe eine Menge netter Freunde!“ erwiderte Mikan. „Du musst es einfach akzeptieren, wie es ist!“ „Ich habe Angst, wieder eine Freundin fast zu verlieren!“ sagte Keiko traurig. „Wenn auch diesmal auf andere Weise! Aber wieder ist er Schuld!“ Mikan lächelte. „Du verlierst mich nicht! Wir bleiben Freunde, okay?“ Keiko dachte eine Weile nach. „Okay!“ sagte sie. Misaki räkelte sich in ihrem Schlafsack. „So, jetzt komm aber!“ sagte Natsume. Er nahm Mikan an der Hand und zog sie aus dem Zelt. Dann führte er sie vom Campingplatz hinunter. Keiko sah ihnen eine Weile nach, dann legte sie sich wieder hin. Jedoch konnte sie nicht mehr schlafen. Natsume führte Mikan eine ganze Weile durchs Gebüsch, bis sie an eine Lichtung kamen. Schnell ließ er ihre Hand los. „Kannst ja wohl alleine gehen!“ Und dort waren sie alle. Hotaru, Tobita, Luca, Anna, Nonoko, Masahi und Shoda, alle ihre Freunde. Mikan war gerührt. „Hotaru, was ist denn hier los?“ fragte sie. „Die Hälfte der Zeit ist um!“ sagte Hotaru. „Es war Zeit für ein kleines Wiedersehen!“ „Hotaruuu!“ heulte Mikan und umarmte sie. Plötzlich blickte sie sich um. „Masahi, wieso bist du denn schon hier?“ „Man hat mir anscheinend früher Bescheid gesagt!“ lachte er. „Es ist toll hier! Ich hab euch alle so vermisst!“ schniefte Mikan. „Jaja!“ sagte Hotaru und reichte ihr ein Taschentuch. „Ist ja gut!“ Mikan kuschelte sich an Hotaru. „Weißt du, ich hab mich die ganze Zeit gefragt, wie es wäre, bei dir zu sein!“ Als Antwort patschte Hotaru ihr kurz auf den Kopf. „Du hast auch noch andere Gäste!“ „Gäste?“ fragte Mikan erstaunt. „Natürlich!“ sagte Hotaru. „Das ist DEINE Feier! Du bist immerhin diejenige, die es keine zwei Tage ohne mich aushält. Und wenn du Gastgeberin bist, kann ich mir auch die Arbeit sparen!“ „Arbeit?“ fragte Mikan unsicher. „Ach du weißt schon. Alle begrüßen, verabschieden, unterhalten...blabla!“ Mikan musste lachen. Hotaru war wirklich die beste Freundin, die man sich vorstellen konnte. Sie bereitete ein Wiedersehenstreffen mit all ihren Freunden vor, weil sie genau wusste, wie sehr Mikan sie vermisste. „Eigentlich war es aber nicht nur meine Idee!“ sagte Hotaru. „Wir haben es irgendwie geschafft, dass alle informiert werden!“ Mikan lächelte. Sie war überglücklich. Dieser Abend wurde der schönste im ganzen Monat. Natürlich war der erste Abend der Experiments auch schön geworden, doch dieser war noch tausend Mal besser. Alle hatten Spaß, lustige Erlebnisse während der zwei Wochen wurden ausgetauscht und alles Mögliche andere besprochen. Schließlich wurde Mikan so müde, dass man beschloss, das Treffen zu beenden. Mikan wehrte sich bis zur letzten Sekunde dagegen und klammerte sich an Hotaru fest. „Lasst euch auf dem Weg nicht von einem Lehrer erwischen!“ sagte diese nur, schüttelte Mikan ab und ging dann mit Nonoko in Richtung ihres Camps zurück. Mikan, Natsume und Masahi machten sich ebenfalls auf den Rückweg. „Das war so toll!“ sagte Mikan. „Das sollten wir nächste Woche wieder machen!“ „Vergiss es!“ sagte Natsume. „Die Organisation ist der reinste Horror!“ Mikan sah ihn erstaunt an. „Du hast das organisiert?“ Natsume sah weg. „Naja, einer musste denen doch Bescheid sagen. Du glaubst gar nicht, wie weit diese Camps auseinander liegen! Aber bilde dir da nichts drauf ein! Ich wollte Luca ja auch mal wieder sehen!“ „Ja!“ sagte Mikan und lächelte. „Aber toll war es trotzdem! Danke!“ So kam es, dass das Experiment langsam auslief. Es war der letzte Tag und die Schüler packten alle ihre Sachen zurück in die Koffer. „Tja, das wars dann also!“ sagte Tsubasa, nachdem er mit aller Mühe seinen Koffer zugequetscht hatte. „Ich glaube, die Sondergruppe ist durch dieses Experiment wirklich zusammengewachsen!“ „Ja, das glaube ich auch!“ sagte Mikan. „Ich werde alle vermissen, wenn ich sie nur noch in den Talentstunden sehe!“ „Himmel, kannst du dich mal entscheiden?“ lachte Tsubasa und wuschelte Mikan über den Kopf. Keiko kam auf Mikan zu. „Also, wir sehen uns, ja?“ „Na klar!“ sagte Mikan. „Wir können ja mal was zusammen machen!“ „Gerne!“ sagte Keiko. „Und wenn du willst, kannst du ja auch mal Mio-chan kennen lernen!“ Mikan dachte einen Augenblick nach. „Gerne!“ sagte sie dann und lächelte. Alles in allem war das Experiment gar nicht so schlecht verlaufen, bis auf den Zwischenfall mit Natsume. Mikan fühlte sich noch glücklicher, Hotaru wiederzusehen. Vielleicht ist es wirklich so, dass einige Dinge verbinden, obwohl sie trennen... Kapitel 5 Ende Kapitel 6: Eisblume ------------------- >>Give me a long kiss goodnight and everything will be alright...<< (Give me Novacaine ~ Green Day) Kapitel 6 ~ Eisblume Langsam ging die Hitzewelle an der Academy vorüber und alles was blieb waren angenehm warme Temperaturen. Mikan konnte sich nichts Schöneres denken, als in der Sonne zu liegen und sich wärmen zu lassen. Hotaru lag nicht sonderlich gerne in der Sonne. Sie saß meistens im Schatten daneben und las. So wie heute, als die beiden mal wieder in der Sonne faulenzten. Masahi kam auf sie zu und setzte sich neben Mikan. „Mikan, wollen wir heute was zusammen machen?“ fragte er. „Klar, gerne!“ antwortete Mikan und lächelte. „Was hältst du davon, wenn wir spazieren gehen?“ fragte Masahi weiter. „Okay!“ sagte Mikan. „Bis nachher Hotaru!“ „Mach keinen Mist, Mikan!“ sagte Hotaru und mit einem Seitenblick auf Masahi fügte sie hinzu: „Und du machst auch keinen Mist, sonst bekommst du es mit mir zu tun!“ Schließlich waren die beiden alleine und gingen ein wenig im Außengelände spazieren. „Setzen wir uns auf die Bank?“ fragte Masahi nach einer Weile. Mikan nickte und so setzten sich die beiden. Weit und breit war niemand anderes zu sehen, sie waren ganz alleine. „Fühlst du dich unwohl?“ fragte Masahi. „Nein, warum?“ „Weil wir...ganz alleine sind!“ sagte Masahi und errötete. „Na und?“ Masahi musste lachen. „Mikan, manchmal bist du echt...“ „Echt was?“ Er schüttelte abwinkend den Kopf. „Egal, nicht so wichtig!“ „Hm“ sagte Mikan und baumelte mit den Beinen. „Warum meinte Hotaru zu dir, du sollst keinen Mist machen?“ „Auch nicht wichtig!“ sagte Masahi. „Erzähl mir was!“ Also redeten die beiden ein wenig. Mikan erzählt von dem Beautycontest, von dem Masahi noch nichts wusste und er erzählte von seiner alten Heimat. Sie glich Mikans Zuhause im Dorf sehr und so bekam sie wieder Heimweh. „Ich wünschte, ich könnte meinen Großvater besuchen!“ sagte sie traurig. „Ja!“ stimmte Masahi zu. „Ich würde auch gerne meine Familie wiedersehen!“ Dann schwiegen die beiden eine Weile. Doch Mikan hatte bald wieder gute Laune, freute sich über das gute Wetter und dass sie wieder mit Hotaru zusammen sein konnte. „Weißt du Masahi, manchmal finde ich es echt toll hier! Manchmal vermisse ich mein Zuhause kein bisschen!“ „Ja, die Academy hat schon was...die Leute hier sind echt nett!“ „Nicht wahr?“ fragte Mikan vergnügt. „Solche Leute findest du sonst nirgendwo auf der ganzen Welt!“ „Das stimm!“ sagte Masahi. „Weißt du, als Hotaru vorhin sagte, ich solle keinen Mist machen, meinte sie eventuell...so was!“ Bevor Mikan verstand, was geschah, hatte Masahi sie geküsst. Mitten auf den Mund. Mikan wurde knallrot. Masahi lächelte sie an, sprang dann von der Bank und ging langsam zur Academy zurück. Mikan dagegen blieb noch ziemlich lange auf der Bank sitzen und wurde sich langsam bewusst, was gerade passiert war... Am nächsten Morgen kam Mikan wie gewohnt in die Klasse. Doch etwas war anders. Die Schüler sahen sie seltsam an, einige geschockt, einige boshaft. „Wa-was ist denn los?“ fragte sie Hotaru. „Hast du schon mal einen Blick auf die Pinnwand geworfen, Matschbirne?“ antwortete diese. „Ich habe dir gesagt, du sollst keinen Mist machen!“ Mikan ging zu Pinnwand. Dort hing doch tatsächlich ein Foto von dem gestrigen Kuss. „Wer war das?“ schrie Mikan entsetzt. „Wer hat das Foto gemacht?“ Niemand meldete sich. Mikan wurde rot wie eine Tomate. „Also ist es keine Fotomontage?“ fragte Shoda. „Es stimmt?“ Mikan fühlte sich plötzlich so schrecklich unwohl in ihrer Haut wie noch nie. „Du dämliche Kuh!“ schrie Shoda und warf Mikan zu Boden. „Hör auf, dich an Masahi ranzuschmeißen, sonst gibt’s Ärger!“ „Was willst du eigentlich?“ fragte Mikan und versuchte, Shoda wegzudrängeln. „Ich dachte, Natsume wäre dein...“ „Natürlich!“ sagte Shoda wütend. „Natsume ist toller als irgendjemand anders! Aber das ist kein Grund Masahi zu küssen, denn der ist auch einfach nur toll und DU wirst ihn mir nicht wegnehmen!“ Mit diesen Worten hob Shoda die Faust und ließ sie geradewegs auf Mikans Gesicht zuschnellen. Hotaru konnte nicht eingreifen, sie wurde von ein paar Fangirlies zurück gehalten. Kurz bevor sie zuschlagen konnte, schrie Shoda plötzlich auf und beobachtete geschockt die Verbrennung an ihrer Hand. „Das lässt du bleiben!“ sagte Natsume. „Oder deine Hand ist ein einziger Aschehaufen!“ Shoda sah ihn entsetzt an. „Wa...? Sind denn hier alle auf ihrer Seite?“ „Was war das eigentlich?“ fragte Natsume. „Shoda-san ist sauer, weil Masahi Mikan geküsst hat!“ sagte Hotaru kühl und zeigte auf die Pinnwand. Natsume warf einen kurzen Blick darauf. „Natsume, jetzt sag doch mal was!“ bettelte Shoda. „Sag ihr, dass sie sich nicht so an Masahi ranschmeißen darf!“ Doch Natsume sagte nichts. Überhaupt nichts. Er setzte sich einfach auf seinen Platz. Luca setzte sich neben ihn. „Natsume...?“ „Alles okay!“ sagte dieser nur und starrte die Tafel an, als gäbe es nichts Interessanteres. Mikan rappelte sich auf und riss das Foto von der Pinnwand. ‚Wer hat das bloß gemacht?’ fragte sie sich. ‚Wir waren doch ganz allein!’ Masahi erschien wenig später. Die Mädchen überfielen ihn sofort mit Fragen. Mikan zeigte ihm das Foto, das bis vor kurzem an der Pinnwand gehangen hatte. Auch er schien ziemlich überrascht, fand das Ganze jedoch eher lustig. Mikan konnte nicht darüber lachen. Noch nicht. Es war ihr peinlich und zudem hassten die Mädchen sie jetzt. „Mikan, jetzt sei doch nicht so geschockt!“ lachte Masahi. „Da ist doch nichts dabei!“ Mikan nickte. Eigentlich hatte er Recht. Es war ja wohl immer noch ihre Sache, und wenn die anderen Mädchen damit nicht zurecht kamen, konnte ihr das auch egal sein. Das Problem war nur, es war eigentlich nicht ihre Sache. Sie hatte es gar nicht gewollt, sie hatte Masahi nicht küssen wollen und jetzt machten die anderen Mädchen sie dafür fertig. „Es ist doch was dabei!“ sagte Mikan. „Denn ICH bin nicht Schuld daran und nun bleibt es an mir hängen!“ „Schuld? Wolltest du das etwa nicht?“ „Ich weiß es nicht!“ antwortete Mikan. „Ich bin mir echt nicht sicher...“ Mit diesen Worten setzte sie sich an ihren Platz und vertiefte sich in die Unterlagen für die nächste Stunde. Jinno kam herein und alle setzten sich auf ihre Plätze. Es schien jedoch, dass keiner zuhörte. Vor allem Mikan war sehr in ihre Gedanken versunken und passte kein bisschen auf. Nach der Stunde setzte sie sich mit Hotaru wieder in die Sonne. Hotaru sprach die Sache nicht noch einmal an. Mit keinem einzigen Wort. Sie las einfach nur in ihrem Buch. „Hotaru, sag was, aber schweig mich nicht an!“ flehte Mikan. Hotaru klappte das Buch zu. „Also?“ sagte sie. „Die Mädchen hassen mich jetzt!“ sagte Mikan traurig. „Was soll ich nur machen?“ „Du bist ziemlich egoistisch!“ erwiderte Hotaru. „Wie bitte?“ keifte Mikan. „Ich wollte das nicht und...“ „Und jetzt ist das Foto draußen und jeder hat’s gesehen! Was solltest du noch für Nachteile davon tragen? Für dich ist die Sache erledigt. Aber hast du mal an die Gefühle von anderen gedacht, die sich das vielleicht zu Herzen nehmen?“ „Du meinst die Mädchen?“ fragte Mikan. „Ja, vielleicht ist es gemein, dass...“ Hotaru schlug sie auf den Kopf. „Dummchen! Ich rede nicht von den Mädchen!“ „Häh?“ sagte Mikan und rieb sich den Kopf. „Aber wovon denn dann?“ „Nerv nicht!“ antwortete Hotaru nur. „Soviel Blödheit kann einem ja fast Leid tun!“ Dann wendete sie sich wieder ihrem Buch zu. Mikan legte den Kopf auf die Knie und schwieg. Jetzt hatte Hotaru sie mal wieder dumm genannt und sie hatte keine Ahnung wieso. Sie hasste so was. Jetzt würde sie wieder ewig darüber nachgrübeln, bis ihr vielleicht irgendwann durch Zufall die „Erleuchtung“ kam. Beleidigt ließ Mikan sich nach hinten fallen und plumpste ins Gras. Sie beobachtete die Wolken. Als sie einen Schatten über sich bemerkte, richtete sie sich auf. Hotaru war aufgestanden. „Hey, wo willst du hin?“ rief Mikan ihr nach. „In die Schule!“ sagte Hotaru. „Und das solltest du auch tun, wenn du nicht zu spät kommen willst, Dummchen!“ Schließlich war ein weiterer Schultag geschafft. Die Mädchen hatten Mikan freundlicherweise einfach ignoriert. Mikan fiel auf, dass sie heute mit Natsume und Luca noch kein Wort geredet hatte, also machte sie sich auf, die beiden zu suchen. Sie saßen mal wieder unter ihrem Lieblingsbaum. „Hey ihr beiden!“ rief sie freundlich. „Was willst du?“ kam Natsumes giftige Antwort zurück. „Was ist dir denn schon wieder über die Leber gelaufen?“ fragte Mikan ärgerlich. „Ich geh mal kurz...auf Klo!“ sagte Luca, schnappte sich seinen Hasen und ging dann davon. Mikan setzte sich neben Natsume. „Also?“ „Also was?” fragte er genervt. „Das frag ich ja!“ antwortete Mikan. „Was ist los?“ „Was soll los sein? Du nervst!“ „Natsume?“ „Hm?“ „Hast du schon mal ein Mädchen geküsst?“ „W-Was?“ fragte er geschockt. „Hast du oder hast du nicht!“ bohrte Mikan weiter. „Nein! Und?“ „Nur so!“ sagte Mikan und sah weiter in die Luft. „Mikan?“ Sie zuckte zusammen. Natsume hatte sie bisher vielleicht drei Mal bei ihrem richtigen Namen genannt. „Was ist da gestern....genau passiert?“ fragte er schließlich. „Ach...na ja....eigentlich nichts! Wir saßen auf der Bank und haben geredet. Und dann hat er plötzlich...keine Ahnung....einfach so eben!“ „Und hat’s dir gefallen?“ „Wa-!“ Mikan wurde rot. „Was fragst du mich das?“ „Hat es oder hat es nicht!“ bohrte diesmal Natsume. „Kein Ahnung“ erwiderte Mikan. „Ich weiß nicht, ob ich es mag, einen Jungen zu küssen!“ „Mikan, weißt du, wie es ist, nach und nach alle zu verlieren, die einem wichtig sind?“ Mikan war überrascht. Das war ein ziemlicher Themenwechsel und sie war auf so eine Frage keinesfalls gefasst gewesen. „Manchmal ist das so!“ sagte Natsume. „Leute sterben, oder wenden sich einfach von dir ab! Und plötzlich bist du allein! Kennst du so was?“ „Nein...“ antwortete Mikan. „Meine Eltern habe ich nie gekannt und auch ansonsten habe ich niemanden verloren! Warum?“ „Weil...weil ich glaube, dass mir das gerade passiert. Meine Familie habe ich schon lange verloren und auch Luca scheint langsam andere Freunde zu finden...und jetzt du!“ „Was? Was...was redest du da?“ „Sieh dich doch an!“ sagte Natsume. „Seit du Masahi hast, bin ich nur noch der Störenfried!“ Ob Hotaru das gemeint hatte? „Meinst du das Foto?“ fragte Mikan vorsichtig. „Allgemein!“ sagte Natsume gereizt. „Der ist ja anscheinend so toll, dass du alle anderen einfach beiseite schieben kannst!“ „Ich habe niemanden beiseite geschoben!“ schrie Mikan. „Ihr seid doch alle meine Freunde!“ „Er kann mich nicht ausstehen, so ist das! Und da du so mit ihm rumturtelst, scheinst du dich ja entschieden haben, mit wem du befreundet sein willst!“ Mit diesen Worten stand Natsume auf und ging. Er ließ eine verdatterte Mikan zurück, die einer derartigen Situation noch niemals in ihrem Leben ausgesetzt worden war. Sich zwischen zwei Freunden entscheiden? Wie sollte das gehen? Und warum rückte Natsume gerade jetzt damit heraus, dass ihm ihre Freundschaft wichtig war? Die ganze Sache schien immer schwieriger zu werden. ‚Hätte er mich doch nie geküsst!’ dachte Mikan und während sie das dachte, wurde es ihr klar. Der Kuss hatte ihr nicht gefallen. Am nächsten Tag redete Mikan mit Shoda-chan. Sie erzählte ihr, dass sie es nicht gewollt hatte und dass es ihr nicht gefallen hatte. Sie wollte einfach nur mit Masahi befreundet sein. „Schon gut!“ sagte Shoda. „Meinetwegen kannst du Masahi haben! Solange ich meine Eisblume bekomme!“ sagte sie mit verträumtem Blick. „Eisblume?“ fragte Mikan erstaunt. „Natsume“ sagte Shoda und geriet ins Schwärmen. „Kalt und schön! Wie eine Eisblume eben! Die Beschreibung passt perfekt, oder? Nein warte...eine Eisblume mit einem mächtigen inneren Feuer!“ ‚Das Feuer habe ich eben zu spüren bekommen!’ dachte Mikan. Aber die Beschreibung war wirklich nicht schlecht...Eisblume... Den Rest der Stunde redete Mikan mit Hotaru über das, was gestern passiert war. „Tja, das musst du jetzt alleine klären!“ sagte Hotaru. „Ich hatte dich gewarnt!“ Mikan schmollte. „Hilf mir doch, Hotaruuuuuu!“ „Nein!“ sagte diese noch einmal. „Werd dir lieber mal über deine Gefühle klar!“ Mikan dachte die ganze Stunde lang nach. Schließlich fällte sie eine Entscheidung. Nach dem Unterricht ging sie zu Masahi. „Kann ich kurz mit dir reden?“ fragte sie. „Sicher!“ sagte er. Die beiden setzten sich etwas abseits hin. „Hör zu...“ begann Mikan. „Also, um ganz ehrlich zu sein...ich will...ich will, dass wir nur Freunde sind! Ich bin nicht in dich verliebt!“ Masahi sah sie etwas enttäuscht an. „Bist du sicher? Was ist mit dem Kuss?“ „Das war deine Idee und...ich glaube mir ist eben klar geworden, dass ich es nicht so toll fand! Tut mir Leid!“ Masahi blickte zu Boden. Dann lächelte er gequält. „Tut mir auch Leid! Mir ist so was noch nie passiert... du bist was ganz Besonderes, Mikan!“ „Danke!“ sagte sie. „Du auch...du bist ein besonderer Freund!“ „Verstehe!“ meinte Masahi. „Also dann...Freunde?“ „Freunde!“ sagte Mikan und lächelte. „Tja...entschuldige mich jetzt!“ Masahi stand auf und ging aus dem Klassenzimmer. Er tat Mikan Leid, aber warum sollte sie sich irgendwas einreden? Nun ging sie zu Natsume, der mal wieder draußen saß. Als Luca sie kommen sah, verschwand er auf Toilette. „Natsume, kann ich dich sprechen?“ „Wenn du unbedingt willst!“ Mikan setzte sich wieder. „Ich bin nicht in Masahi verliebt!“ sagte sie. „Aha!“ antwortete er gleichgültig. „Ich habe gemerkt, dass mir der Kuss nicht gefallen hat!“ fuhr Mikan fort. „Vielleicht mag ich es einfach allgemein nicht, Jungs zu küssen. Das kommt vielleicht noch. Aber egal! Ich will jedenfalls, dass du weiter mein Freund bist, Natsume! Denn mir liegt etwas an unserer Freundschaft und vielleicht könnten wir einfach so weitermachen wie vorher..vor dem Kuss! Als ihr beide einfach meine Freunde wart!“ „Vielleicht!“ sagte Natsume. „Aber vielleicht auch nicht!“ „Häh?“ fragte Mikan. „Kann ich dich was fragen?“ fragte Natsume. „Klar, was?“ Er gab ihr einen kurzen Kuss. „Wie war das?“ „Hm“ sagte Mikan. „Hat mir besser gefallen als der von Masahi!“ Dann mussten beide lachen. Das war das erste Mal, dass Mikan Natsume lachen sah. Aber vielleicht nicht das letzte Mal. „Hey!“ sagte der Junge, der Dinge fliegen lassen konnte zu ihr, als sie in die Klasse zurück kamen. „Ich war das mit dem Foto! Ich wollte dich unbeliebt machen! Tut mir Leid!“ „Tut es dir echt Leid?“ fragte Mikan. „Wegen dir hatte ich nämlich echt viel Ärger!“ „Ja, tut mir echt Leid. Manchmal lasse ich meinen Ärger an anderen aus. Ist keine gute Angewohnheit!“ Mikan nickte. „Du kannst dich glücklich schätzen!“ sagte sie. „Ich habe heute gute Laune und vergebe dir!“ „Soll ich da jetzt etwa stolz drauf sein?“ sagte der Junge und lachte. „Na klar!“ sagte Mikan. Sie hatte wirklich gute Laune. Schließlich war endlich alles geklärt, Natsume und Masahi waren wieder einfach nur ihre Freunde und es war gutes Wetter. Warum also sollte sie schlecht drauf sein? Sie fühlte sich so befreit, wie schon lange nicht mehr. Die Sache mit dem Foto war sich er auch bald vergessen. Und wer weiß, vielleicht fand sie es doch gar nicht so schlecht, Jungs zu küssen... Ende Kapitel 6 Kapitel 7: Die Entführung ------------------------- >>Man trifft sich im Leben immer zweimal...<< Kapitel 7 ~ Die Entführung Mikan war klatschnass. Hotaru hatte sie samt ihrer ganzen Kleider in den See geworfen. „Was sollte das denn?“ fragte Mikan aufgebracht. „Du hast genervt!“ antwortete Hotaru kühl und reichte Mikan ein Handtuch. Diese öffnete ihre Zöpfe und rubbelte ihre Haare trocken. Dann zog sie sich ihre Strümpfe und alles andere, was man mal eben einfach so ablegen konnte aus. Hotaru trocknete Mikan weiter ab. „Hotaru, Masahi hat erzählt, dass bald sein großer Bruder herkommt!“ erzählte Mikan. „Er war auch mal auf der Academy!“ „Aha!“ sagte Hotaru trocken. „Wie alt ist der denn?“ „Hm...Anfang 20 glaube ich!“ „Das ist aber ein sehr großer Bruder!“ staunte Hotaru. „Der ist ja mehr als doppelt so alt wie Masahi!“ „Tja!“ sagte Mikan. „Ich glaube, es ist auch nur sein Halbbruder. Ob der wohl genauso aussieht wie Masahi-chan?“ „Wer weiß!“ erwiderte Hotaru und rubbelte weiter. „Aua!“ beschwerte sich Mikan. „Stell dich nicht so an, Dummchen!“ Seit Natsume Mikan geküsst hatte, waren drei Tage vergangen und es war noch kein Foto aufgetaucht, ein gutes Zeichen. Ansonsten war Natsume wie immer, abweisend und häufig daraus aus, Mikan zu ärgern. Mikan warf sich auf ihr Bett und blieb eine Weile liegen. „Ich geh in mein Labor!“ sagte Hotaru. „Hab noch was zu tun!“ „Okay!“ antwortete Mikan. Dann stand sie auf und zog sich trockene Sachen an. Bei so einem Wetter würde sich auf keinen Fall drinnen hocken bleiben, also ging sie nach draußen und spielte mit Masahi und den anderen Volleyball. „Masahi, wann kommt dein Bruder?“ fragte sie in einer kleinen Auszeit. „Übermorgen!“ sagte Masahi. „Ich glaube, du wirst ihn mögen. Vielleicht hast du sogar schon mal was von ihm gehört!“ „Ist er denn bekannt?“ „Schon...“ sagte Masahi. „Was ist sein Alice? Wie heißt er?“ Masahi lachte. „Quetsch mich nicht aus, du wirst es doch alles sehen!“ Mikan nickte. „Aber ich bin aufgeregt! Ich frage mich, wie dein Bruder aussieht!“ „Er sieht gut aus!“ sagte Masahi und zwinkerte ihr zu. „Das meinte ich gar nicht!“ schmollte Mikan. „Warum kommt er überhaupt?“ „Er sagte, er habe hier was zu erledigen!“ antwortete Masahi. „Ich hab ihn länger nicht gesehen, er ist ausgezogen, als ich noch klein war und außerdem sind unsere Eltern geschieden...das letzte Mal hab ich ihn vor zwei Jahren besucht!“ „Dann freust du dich sicher!“ lächelte Mikan und hüpfte zurück zum Volleyballfeld, wo die anderen endlich weiterspielen wollten. Natsume war unterdessen wieder einmal bei Persona. „Ich habe im Moment keine Missionen mehr für dich!“ sagte dieser gerade. „Aber ich will dich was fragen....diese Sakura Mikan, mit der verstehst du dich gut, oder?“ Natsume sah Persona böse an. „Was willst du von ihr?“ „Nun, sie könnte äußerst nützlich sein, meinst du nicht? Wo dir doch soviel an ihr liegt...“ „Lass sie da raus! Was hat sie damit zu tun?“ fragte Natsume. „Nichts!“ antwortete Persona. „NOCH nicht...“ „Lass sie in Ruhe!“ fauchte Natsume. „Tut mir Leid, das geht nicht, Natsume. Sie ist geradezu perfekt, um dich zu beeinflussen!“ Natsume biss sich auf die Lippen. „Wenn du ihr irgendwas tust...“ Persona lächelte zynisch. „Dann was? Als ob du was dagegen tun könntest! Und jetzt geh! Ich werde dich kontaktieren!“ Natsume wartete noch einen Augenblick, dann drehte er sich um und ging. Zum gleichen Zeitpunkt wurde Hotaru belästigt. Sumires Bruder Shoda-Sempai hing ihr an den Haxen und verfolgte sie überall hin. „Verschwinde!“ sagte Hotaru und griff ihn mit ihrer Deppenwumme an. „Aber Imai-san!“ jammerte Shoda-Sempai. “Ich weiß doch, dass du auf mich stehst! Gib deinem Herzen einen Ruck und geh mit mir aus!“ „Funkt’s noch?“ fragte Hotaru und übersäte ihn weiter mit Luftfaustschlägen aus ihrer Deppenwumme. „Lass mich endlich in Ruhe!“ „Hotaruuu!“ rief Mikan und kam auf sie zugelaufen. „Ah!“ sagte sie, als sie Shoda-Sempai sah. „Du schon wieder! Lass Hotaru in Ruhe!“ „Das kann Imai-san ja wohl selbst entscheiden!“ erwiderte er. „Hässliche Kuh!“ Dafür fing er sich noch zwei Schläge von Hotaru ein. „Du bist selber hässlich!“ sagte Mikan und streckte ihm die Zunge heraus. „Und passt nicht zu Hotaru!“ Shoda-Sempai lächelte nur abwertend. „Davon hast du ja eh keine Ahnung!“ sagte er. „Wer Natsume küsst, scheint ja eh an Geschmacksverirrung zu leiden!“ „Was?“ fragte Mikan geschockt und wurde knallrot. „Das war Masahi!“ sagte Hotaru. „Oder hast du vergessen, mir was zu erzählen, Mikan?“ „Ich hab die beiden doch gesehen!“ fuhr Shoda-Sempai fort. „Vor ein paar Tagen! Hat sie dir das etwas nicht erzählt, Imai-san?“ Hotaru sah Mikan durchdringend an. Diese war jetzt bereits dunkelviolett. „Dann leidet deine kleine Schwester ganz offensichtlich auch an Geschmacksverirrung!“ sagte Hotaru schließlich. „Die ist nämlich Vorsitzende des Natsume-Fanclubs!“ „WIE BITTE?“ Shoda-Sempai war sichtlich entsetzt. „Meine kleine Sumire-chan?“ „Jepp!“ sagte Hotaru. Und lächelnd fügte sie hinzu: „Hat sie dir das etwa nicht erzählt?“ Es dauerte nicht lange, da war Shoda-Sempai über alle Berge verschwunden, um seine kleine Schwester zu suchen. „Also Mikan??“ fragte Hotaru fordernd. Mikan sah verlegen auf ihre Fußspitzen. „Tut mir Leid!“ sagte sie dann. „Ich hab’s dir nicht erzählt!“ „Das hab ich gemerkt!“ antwortete Hotaru kühl. „Und?“ „Es ist irgendwie so ähnlich gelaufen wie bei Masahi!“ sagte Mikan weiter. „Ohne Vorwarnung oder so...und nur ganz kurz! Aber...“ „Aber?“ „Das war nur aus Spaß! Er wollte nur wissen, ob ich es generell mag, geküsst zu werden!“ „Verschon mich mit Einzelheiten, Dummchen!“ erwiderte Hotaru. „Lass es einfach sein! Du handelst dir ne Menge Probleme ein!“ „Das war doch nur einmal!“ rechtfertigte sich Mikan. „Und es war nicht mal ganz ernsthaft!“ „Ja, schon gut!“ Hotaru sah trotzdem etwas besorgt aus. „Gehen wir zurück!“ In der Klasse gab es erst einmal Ärger mit Sumire (Shoda). „Imai-san, hast du meinem Bruder das mit dem Fanclub erzählt?“ fuhr sie Hotaru an. „Jepp!“ antwortete Hotaru nur. „Wieso denn nicht?“ „Wieso nicht?“ fragte Sumire gereizt. „Weil O-nii-chan Natsume hasst, deshalb! Er glaubt, er sei ein Mörder und so was! Er hätte es nie erfahren dürfen!“ „Du kannst dich nicht gegen dieses Weichei von Bruder zur Wehr setzen?“ fragte Mikan ungläubig. „Sag ihm doch einfach, was Sache ist!“ „Hast du ne Ahnung!“ fauchte Sumire. „O-nii-chan wird jetzt alles versuchen, damit ich mich von Natsume-kun fern halte!“ Sie sah auf einmal sehr bedrückt aus und tat Mikan Leid. „Aber das musst du doch nicht!“ sagte diese. „Erklär es deinem Bruder doch einfach vernünftig. Und wenn er es nicht einsehen will, dann ist das sein Problem! Er kann dir nicht sagen, was du tun sollst und was nicht!“ „Aber ich will, dass O-nii-chan alles gut findet, was ich mache!“ antwortete Sumire. „Mensch Permy, so kenn ich dich ja gar nicht!“ sagte Mikan erstaunt. „Nenn mich nicht Permy!“ fauchte Sumire. „Naja, vielleicht hast du Recht...ich rede mit O-nii-chan!“ Mikan lächelte. „Ihr spinnt alle beide!“ sagte Hotaru. Es war Mikan aufgefallen, dass Hotaru sich in letzter Zeit ziemlich oft mit Luca traf. Doch wenn sie sie darauf ansprach, winkte diese nur ab und sagte etwas wie: „Er erzählt mir nur was über Tiere, ich will nämlich einen Apparat erfinde, der Tierstimmen übersetzen kann!“ Dass konnte natürlich sein, doch da war noch etwas anderes. Hotaru lächelte Luca manchmal an, wenn er vorbei ging. Das war nicht gerade typisch für sie, genau genommen war sie eher jemand, der niemals Jungs anlächelte und Mädchen auch nur äußerst selten. „Komm schon, da läuft doch was!“ bohrte Mikan weiter. „Du fängst dir gleich eine!“ sagte Hotaru trocken. Mikan musste lächeln. Vielleicht war Hotaru nicht verliebt, aber sie mochte Luca auf jeden Fall sehr gerne und Mikan freute sich für sie. „Was ist? Grins nicht so blöd, Dummchen!“ Hotaru schien es ein wenig unangenehm zu sein. Dafür umarmte Mikan sie. Später ging Mikan alleine durch den Nordwald. Es schien, als seien plötzlich alle von einem komischen Fieber besessen. Alle schienen verliebt zu sein. Mikan fragte sich, ob dieses Fieber sie auch schon gepackt hatte und sie es vielleicht nur noch nicht wusste, als eine schwarze Gestalt vor ihr auftauchte : Persona! Er lächelte kühl. „Du bist Mikan Sakura, stimmts?“ fragte er mit seiner kalten Stimme. Mikan antwortete nicht. Sie begann zu zittern. „Na, na, wovor hast du denn Angst?“ fragte Persona. „Ich beiße doch nicht!“ ‚Da bin ich mir nicht sicher!’ dachte Mikan. „Ich möchte dir eine Frage stellen!“ sagte Persona weiter. „Was hältst du davon, mit ein wenig zu helfen? Du könntest ein paar harmlose Aufträge ausführen und damit die Academy beschützen! Und wenn du mitmachst, ist Natsume vielleicht auch etwas motivierter...“ Mikan schüttelte energisch den Kopf, sie brachte kein Wort heraus. „Es würde sich doch auch lohnen für dich!“ fuhr Persona fort. „Du würdest etwas für die Academy tun und vielleicht gebe ich dir ja auch was dafür...also?“ Er streckte ihr die Hand hin. Mikan rührte sich nicht. „Nun nimm sie schon!“ sagte Persona. „Auf gute Zusammenarbeit!“ Er griff nach ihrer Hand, wurde jedoch von einer kleinen Stichflamme unterbrochen. Natsume sprang sich zwischen die beiden. „Ich hab gesagt, du sollst sie in Ruhe lassen!“ fuhr er Persona an. „Ach Natsume!“ sagte Persona und lächelte. „Welch angenehme Überraschung!“ Mikan griff nach Natsumes Arm und krallte sich daran fest. „Ach wie niedlich!“ spottete Persona. „Verschwinde!“ sagte Natsume trocken. „Überleg es dir, Sakura-san!“ sagte Persona noch, bevor er sich auflöste. Mikan zitterte immer noch am ganzen Körper. „Du kannst jetzt loslassen!“ sagte Natsume und versuchte, sie abzuschütteln, doch Mikan blieb an seinem Arm hängen. „Hast du Angst?“ fragte Natsume. „Mmh!“ antwortete Mikan nur. „Musst du nicht!“ sagte Natsume. „Ich...ich pass schon auf!“ Mikan nickte dankbar. „Gehen wir zurück!“ Schließlich war der Tag gekommen, an dem Masahis Bruder auftauchen sollte. Alle waren in heller Aufregung. Narumi sprach es in der Klasse auch noch einmal an: „Masahi, heute kommt dein Bruder Yuki, nicht wahr?“ Masahi nickte. „Dein Bruder heißt also Yuki?“ fragte Mikan ihn nach der Stunde. „Nein!“ sagte Masahi. „Aber er hat mich gebeten, Narumi-Sensei seinen richtigen Namen nicht zu sagen...“ Mikan war erstaunt. „Und warum nicht?“ Masahi zuckte die Schultern. „Keine Ahnung! Kommt gleich alle in mein Zimmer, dann stell ich euch ihn vor, er müsste gerade angekommen sein!“ „Gerne!“ lächelte Mikan. Und so kam es, dass fast die ganze Klasse sich in Masahis Zimmer quetschte, auch Natsume, der eigentlich erst nicht hatte kommen wollen, dann aber doch neugierig auf Masahis Bruder wurde. „Leute, das hier ist mein Bruder!“ verkündete Masahi und zeigte auf einen jungen Mann, der gerade ins Zimmer kam. Mikan klappte die Kinnlade herunter. Alle waren still geworden und sahen Masahis Bruder geschockt an. Es war Reo. Reo, der Rockstar mit dem Stimmen-Pheromone-Alice, der Natsume entführt hatte und dummerweise Mikan und Sumire gleich mit. „DU?“ schrie Mikan entsetzt. „Ihr kennt euch?“ fragte Masahi erstaunt. „Man trifft sich wohl im Leben immer zweimal!“ lachte Reo. „D-Das ist dein Bruder?“ Auch Hotaru schien sichtlich entsetzt. Natsume stellte sich vor Mikan. „Was willst du hier? Wenn du nicht sofort antwortest verbrenn ich dich!“ Masahi schien die Lage nicht zu begreifen. „Masahi, ich hab dir doch erzählt, das beim Schulfestival mit der Entführung! Das war Reo!“ „Was?“ Masahi sah seinen großen Bruder geschockt an. Er sah ihm durchaus ähnlich, fand Mikan, jetzt wo sie darüber nachdachte. Die gleichen roten Haare, der gleiche Gesichtsausdruck. Doch für diese Einsicht war es jetzt zu spät. Reo lächelte. „Sorry, Masahi! Ich bin eigentlich hier, um Natsume zu holen! Und jetzt...sagt euren Alices gute Nacht!“ Seine Stimme erschütterte den Raum und wie befürchtet war niemand mehr in der Lage, sein Alice einzusetzen. Außer Mikan, der dies aber herzlich wenig brachte. Reo pfiff und zwei Bodyguards schleppten Natsume aus dem Raum, der sich zwar kräftig wehrte, jedoch keine Chance hatte. „Reo, was soll das?“ fragte Masahi, der noch immer nichts begriff. „Ganz einfach!“ antwortete Reo. „Wir brauchen Natsume für unsere Anti-Alice-Organisation!“ „Anti...Alice?“ „Jepp!“ sagte Reo und verließ dann den Raum. „Warte!“ schrie Mikan und hängte sich an seinen Arm. „Du entführst Natsume nicht noch mal!“ „Ach richtig, dich hatte ich ja ganz vergessen...die Kleine mit dem Selbstschutz-Alice...die Tochter DIESER Person...du kommst natürlich auch mit!“ Ein weiterer Bodyguard packte Mikan und hängte sie sich über die Schulter. Er schleppte sie davon, sosehr sie auch zappelte und kreischte. Hotaru und einige andere versuchten, sie aufzuhalten, doch Reo schwächte sie mit einem einzigen Satz sosehr, dass sie kaum noch stehen konnten. „Hauen wir schnell ab!“ sagte Reo zu seinen Komplizen. „Ehe Narumi hier auftaucht!“ Mikan wurde gefesselt in einen Lastwagen geworfen und landete direkt neben Natsume, der sein Alice noch immer nicht einsetzen konnte. „Dieser Bastard!“ fauchte er. „Schon wieder...“ „Ich hätte nie gedacht Masahi so einen Bruder hat!“ sagte Mikan traurig. „Vergiss den! Wie kommen wir hier raus?“ fragte Natsume ärgerlich. Nach einer halben Stunde Fahrt konnte Natsume sein Alice wieder benutzen. Er verbrannte erst seine, dann Mikans Fesseln und wollte schließlich den Lastwagen verbrennen. „Warte!“ schrie Mikan. „Dann verbrennen wir mit!“ So mussten die beiden warten, bis der Wagen endlich anhielt und sie herausgeholt wurden. Schneller als Natsume reagieren konnte hatte Reo wieder sein Alice eingesetzt und die beiden mussten sich einfach mitschleppen lassen. „Was hat Mikan damit zu tun?“ fuhr Natsume Reo an. „Lass sie gehen!“ „Sie ist wertvoller als du glaubst!“ lachte Reo. „Oder...weißt du am Ende selbst, wie wertvoll sie ist?“ „Halt den Rand!“ fauchte Natsume. Mikan ließ sich einfach nur noch schleifen, sie überlegte, wie sie entkommen könnten. Sie befanden sich auf einem Waldgrundstück. Die Bodyguards banden Mikan und Natsume an einen Baum und machten sich dann daran, ein Zelt aufzubauen. Es wurde langsam dunkel. Reo und seine Komplizen saßen um ein Feuer und schienen sich über irgendetwas zu beraten. Mikan wurde langsam müde. „Kannst du dein Alice immer noch nicht benutzen?“ „Nein!“ antwortete Natsume. „Dieser Bastard scheint es irgendwie so gedreht zu haben, dass es länger hält!“ Mikan sah in den Himmel. Vereinzelt waren schon Sterne zu sehen. Sie rückte näher an Natsume heran, soweit das an einen Baum gebunden möglich war. „Früher hat mein Großvater mir immer Geschichten über die Sterne erzählt!“ sagte sie. Natsume sah sie an. „Er hat gesagt, dass die Toten zu Sternen werden und meine Eltern auch irgendwo dort sind!“ „Deine Eltern sind tot?“ fragte Natsume. „Ja!“ sagte Mikan. „Aber schon lange! Ich kann mich gar nicht mehr an sie....“ Schon fielen ihr die Augen zu und sie kippte gegen Natsume. „Hey, nicht einschlafen!“ sagte dieser, doch Mikan schlief friedlich weiter. Natsume konnte noch lange nicht schlafen. Er machte sich Sorgen. Was, wenn sie es nicht schaffen würden, zu entkommen? Wenn Mikan etwas passierte, dann war es seine Schuld. Er war als ihr Partner für sie verantwortlich. Partner...als ob er sich jemals um sie gekümmert hätte, wie es seine Aufgabe gewesen wäre. Er hatte nichts getan, wofür er es verdient hätte, ihr Partner zu sein. Und nun schlief sie an seiner Schulter und wieder konnte er sie nicht beschützen. ‚Verdammt!’ Er war plötzlich so wütend auf sich selbst. Sein Feuer brannte wieder. Er spürte, dass Reos Alice nachließ, solange er nur wütend genug war. Die Wut ließ ihn sein Alice wiedererlangen. Er verbrannte die Fesseln, doch nun kühlte seine Wut wieder ab. Reo schien jedoch nichts bemerkt zu haben, er saß immer noch dort und redete. „Mikan!“ Natsume rüttelte sie wach. „Hn...?“ Mikan rieb sich die Augen. „Ich...wir sind ja frei!“ sagte sie erstaunt. „Psssst!“ sagte Natsume. „Ich hatte für einen kurzen Moment mein Alice wieder, aber jetzt...“ „Lass uns verschwinden!“ sagte Mikan und sie schlich hinter Natsume her und wollte gerade hinter einem Baum verschwinden, als sie etwas packte. Mikan schrie auf. Einer der Bodyguards hatte sie gefasst. „Na, du versuchst wohl, abzuhauen?“ fragte Reo schadenfroh. Er sah sich um. „Natsume ist entkommen? Verdammt!“ Mikan trat wild um sich. Der Bodyguard warf sie zu Boden. „Na warte, du...!“ Als er jedoch versuchte, sie zu schlagen, fing sein Arm Feuer und er schrie auf. Natsume trat hinter dem Baum hervor, er hatte ein bösartiges Funkeln in den Augen. „Wenn ihr sie auch nur anfasst, seid ihr alle tot!“ Reo blickte ihn verdattert an. „Aber....mein Langzeit-Alice sollte noch wirken!“ Natsume beachtete ihn nicht. Er wandte sich dem Bodyguard zu. „Du trittst jetzt einen Schritt zurück, du Bastard! Sobald du sie berührst bist du nichts mehr als ein Haufen Asche!“ Der Bodyguard gehorchte. Mikan sprang auf und rannte zu Natsume. Reo sah immer noch recht verdattert aus. „Ach was soll’s!“ sagte er schließlich. „Mein Langzeit-Alice mag nicht wirken, aber zur Not geht es auch so. Er drehte an seinem Ohrring. In diesem Moment setzte Mikan ihr Alice ein und Reos hatte keinerlei Wirkung mehr. „Na ihr seid ja ein tolles Team!“ sagte Reo abfällig. „Reo-sama, was machen wir jetzt?“ fragte einer der Bodyguards. Reo dachte nach. Er schien ernsthaft sauer zu sein. „Ihr verdammten kleinen...“ Auf einmal schnalzte eine Peitsche und Reo wurde getroffen. Er fiel zu Boden. Narumi stand hinter ihm, die Peitschenbohne in der Hand. „Reo...du schon wieder!“ Reo richtete sich auf. „Verdammt! Du auch noch?“ „Wir haben die beiden anhand ihrer Ausweise verfolgt!“ sagte Narumi. „Das hast du wohl übersehen!“ „Gehen wir!“ rief Reo seinen Bodyguards zu und bevor Narumi etwas unternehmen konnte, waren alle im Lastwagen verschwunden und fuhren davon. Zurück blieb nur ihr Zelt. Mikan lief auf Narumi zu und umarmte ihn. „Sensähähääääääääää!“ Narumi lächelte. „Kommt, ihr beiden, wir gehen zurück!“ Natsume und Mikan folgten ihm zurück in die Academy, wobei Mikan die ganze Zeit Natsumes Arm festhielt. Und über Narumis Gesicht huschte ein zufriedenes Lächeln. Ende Kapitel 7 Kapitel 8: Sometimes... ----------------------- >>Tears down your face leaving traces of my mistakes...<< (Church on Sunday ~ Green Day) Hi^^ Also erstmal wollte ich mich für die vielen lieben Kommis bedanken >.< Ihr seid soooo~ lieb zu mir Q___Q *alle mal abknuddel* Freut mich dass Campus Life so gut ankommt ^0^. Dann mach ich natürlich auch weiter ^.~ Viel Spaß mit Kapitel 8!! Kapitel 8 ~ Sometimes... Als die beiden an der Academy ankamen, sorgte das natürlich erst einmal wieder für Aufsehen, schließlich kommt es nicht oft vor, dass zwei Leute zweimal von derselben Person entführt werden. Natürlich glaubten alle Masahi, dass er nichts davon gewusst hatte, was sein Bruder vorhatte. Er war nach dieser Sache ziemlich niedergeschlagen, doch Mikan und die anderen bauten ihn schnell wieder auf. Es sollte jedoch noch um einiges schlimmer kommen. Denn eine Sache geschah, über die Mikan sich niemals auch nur im Entferntesten Gedanken zu machen gewagt hatte. Es passierte im Unterricht mit Narus Dauervertretung, als Narumi selbst plötzlich das Klassenzimmer betrat und Mikan vor die Tür bat. Es wurde plötzlich still in der Klasse. „Ist was passiert?“ fragten die ersten. Mikan erschien an diesem Tag nicht mehr zum Unterricht. Es sprach sich jedoch alles sehr schnell herum. Ihr geliebter Großvater war gestorben, an einem altersbedingten Herzinfarkt. Mikan ließ an diesem Tag niemand in ihr Zimmer, sosehr Hotaru und die anderen auch an ihre Tür klopften. Ihre Trauer war einfach zu groß. All die Zeit, die sie mit ihrem Großvater erlebt hatte, rann an ihr vorbei. Mikan hatte das Gefühl, dass sie nie wieder glücklich sein konnte. Am nächsten Tag erschien sie wieder im Klassenzimmer, mit verquollenen Augen und blass wie Kalkstein. Sie war nur noch ein Schatten ihrer selbst, das fröhliche Mädchen, das alle kannten, schien nicht mehr zu existieren. Alle stürmten sofort auf sie zu und sprachen ihr Beileid aus. Hotaru umarmte sie kurz, Mikan erwiderte die Umarmung nicht einmal, sie blieb einfach nur stehen und sah auf ihre Fußspitzen. Schließlich wurde ihr alles zuviel und sie stellte sich etwas abseits ans Fenster. Niemand folgte ihr, alle beobachteten sie aus der Distanz und wussten nicht, was sie tun sollten. Selbst Sumire stand da und Mikan tat ihr Leid. Sie rührte sich auch nicht, als Natsume zu Mikan hinging. „Mikan...“ sagte er. Sie sah ihn kurz an und plötzlich brachen die Tränen wieder hervor. „Jii-chan!“ schluchzte sie und sie sah aus, als würde sie gleich umkippen. So tat Natsume etwas Unerwartetes. Er nahm sie in den Arm. Mikan war selbst überrascht und hörte für einen kurzen Moment auf zu weinen. Sie spürte Natsumes Wärme und seinen Herzschlag. Es war ein schönes Gefühl, ganz anders, als wenn Hotaru sie umarmte. Und gleichzeitig hätte sie sich selbst schlagen können. Jii-chan war tot und sie dachte darüber nach, dass es schön war, wenn Natsume sie umarmte. Sie sollte das lieber lassen. Doch Natsumes Umarmung war warm und gab ihr ein wenig Trost und so wehrte sie sich nicht, schluchzte jedoch noch ein bisschen weiter. Sumire sah für einen kurzen Moment so aus, als wolle sie einschreiten, doch sie überlegte es sich doch anders, immerhin tat ihr Mikan Leid. Einen ganzen Augenblick lang standen alle so da, und niemand rührte sich. Mikan wurde müde. Sie hatte die ganze Nacht nicht geschlafen. Sie kuschelte sich enger an Natsume und schloss die Augen. Für einen Moment vergaß sie ihren Kummer. Immer wieder schaffte es Natsume, ihre Sorgen wegzuwaschen. Nun hatte sie sogar für einen Moment lang ihre Trauer um Jii-chan vergessen. Was war das für eine Macht? Schließlich ließ Natsume sie los und ging aus dem Klassenzimmer. Einfach so. Luca folgte ihm schnell. Mikan wurde wieder kalt, sie spürte die Wärme von Natsumes Körper nicht mehr, und es dauerte nicht lange, da musste sie wieder an Jii-chan denken. Sie brauchte Ablenkung. „Was hab ich da bloß gemacht?“ fragte Natsume, der knallrot im Gesicht war. Er fragte nicht Luca, der neben ihm ging, es war mehr eine Frage an sich selbst, somit antwortete Luca auch nicht. „Sie tat mir Leid!“ sagte Natsume schließlich als Antwort. „Man fühlt sich so hilflos. Ich hasse solche Situationen!“ „Ja!“ sagte Luca. „Das stimmt...“ „Ich...konnte es nicht ertragen, sie so zu sehen!“ fuhr Natsume fort. „Ich glaube, das war es...es hat mir weh getan! Warum bloß?“ Auch diesmal antwortete Luca nicht. Beide kannten die Antwort. In der Pause ging es Mikan nicht besser. Hotaru und die anderen versuchten alles, damit sie sich ablenken konnte, doch nichts half. „Es ist so seltsam!“ sagte Mikan. „Von einem Tag auf den nächsten kann ein ganzes Leben kaputt gehen...alle, die ich liebe, verlassen mich irgendwann...meine Eltern...Jii-chan...warum gehen immer die Menschen, die mir am Wichtigsten sind?“ Hotaru hatte keine Antwort darauf. „Jetzt bist nur noch du da!“ schluchzte Mikan. „Hotaruuu!“ „Was ist mit Natsume?“ fragte Hotaru. „Was?“ fragte Mikan. „Oder wie erklärst du dir, dass du bei meiner Umarmung keine Reaktion zeigst und bei seiner ganz ruhig wirst?“ fuhr Hotaru fort. „Untreues Ding!“ Mikan musste ein wenig lächeln. Aber es stimmte. Das war bisher der einzige Moment gewesen, bei dem sie Jii-chans Tod fast vergessen hatte. Sie wollte ihn noch mal umarmen. Noch mal alles um sich herum vergessen. „Du hast Recht, Hotaru!“ sagte Mikan leise. „Er gehört auch zu den Menschen, die mir am Wichtigsten sind...“ Jetzt bekam sie einen Schluckauf. Als Mikan später mit Hotaru spazieren ging, trafen sie plötzlich wieder auf Persona. „Hast du darüber nachgedacht, Sakura-san?“ fragte er. „Ja!“ sagte Mikan fest, doch sie zitterte. „Ich werde gar nichts für Sie tun!“ „So?“ fragte Persona und lächelte. „Wusstest du übrigens, dass Natsume jedes Mal, wenn er sein Alice einsetzt, seine Lebenszeit verkürzt?“ „Was?“ Mikan war geschockt. Es hatte so viele Situationen gegeben, in denen Natsume sein Alice eingesetzt hatte, ohne dass es nötig gewesen wäre. Warum hatte er das getan? „Anscheinend wusstest du es nicht...“ sagte Persona weiter. „Und weißt du, auf jeder meiner Missionen ist Natsume gezwungen, sein Alice einzusetzen!“ „Warum tun Sie das?“ schrie Mikan. „Was sind Sie bloß für ein Mensch?“ Persona lächelte kühl. „Was ich mir dabei denke, kann dir egal sein! Aber du könntest Natsume etwas Arbeit abnehmen, wenn du für mich arbeitest! Er müsste dann sein Alice nicht mehr so oft einsetzen...“ Mikan biss sich auf die Lippen. „Nun?“ „Gar nichts wird sie!“ sagte Hotaru und zog Mikan weg. „Ich...ich...ich überleg’s mir!“ sagte Mikan noch zu Persona, bevor sie von Hotaru weggeschleift wurde. „Na also!“ sagte Persona und lächelte hinterlistig, bevor er verschwand. Mikan nahm sich vor, mit Natsume über die Sache zu reden. Er durfte sein Alice nicht so oft einsetzen. Währenddessen waren fast alle anderen schon in der Klasse. Sumire rutschte unruhig auf ihrem Stuhl hin und her. Sie hatte mit ihrer Freundin gewettet, dass sie Natsume heute küssen würde, fand jedoch nicht den richtigen Zeitpunkt und traute sich auch nicht recht. Was, wenn er wütend wurde? Schließlich gab sie sich einen Ruck. Sie sprang von ihrem Stuhl auf, rannte zu Natsume und küsste ihn. Dieser war so erschrocken, dass er gar nichts tun konnte. In diesem Moment kam Mikan ins Klassenzimmer. Sie erstarrte. Als Natsume sie sah, stieß er Sumire so heftig von sich weg, dass ihre Freundinnen sie auffangen mussten, damit sie nicht rückwärts hinfiel. „Mikan! Das war nicht...“ „Ist schon okay...“ sagte Mikan monoton. Sie drehte sich um und verließ das Klassenzimmer langsam wieder. „Mikan, warte!“ Natsume rannte hinter ihr her, doch als er auf den Flur kam, war nichts mehr von Mikan zu sehen. Mikan hatte angefangen, zu rennen. Die Tränen rannen ihr über’s Gesicht. Sie fühlte sich fiebrig. Schließlich knickte sie um, fiel auf die Kacheln und schlug sich das Knie auf. Sie fühlte sich so schwach wie schon lange nicht mehr. ‚Mikan, weißt du, wie es ist, nach und nach alle zu verlieren, die einem wichtig sind?’ Das hatte Natsume sie einmal gefragt. ‚Ja du Idiot!’ dachte Mikan. ‚Jetzt schon!’ Sie lehnte sich im Sitzen gegen die Wand. Was hatte sie denn auch erwartet? Natsume war an niemanden gebunden und konnte küssen, wen er wollte. Wieso hatte sie angenommen, sie sei das einzige Mädchen, dass er geküsst hatte? Er machte das sicher andauernd, sobald er gerade mal Lust darauf hatte. Sie legte den Kopf auf die Knie. Sie hatte Kopfschmerzen. ‚Jii-chan!’ dachte sie. ‚Warum bist du nicht mehr bei mir? Mein Leben ist innerhalb von zwei Tagen komplett zerbrochen. Wo bist du jetzt, Jii-chan?’ Mikan überlegte ernsthaft, worin sie in ihrem Leben noch Sinn sehen konnte. ‚So ein Leben will ich nicht!’ dacht sie. ‚Wenn ich tot bin, komme ich zu Mama und Papa und Jii-chan in den Himmel!’ „Hier bist du!“ Hotaru setzte sich neben sie. Mikan sah nicht auf. „Hotaru, ich will zu meinen Eltern und Jii-chan in den Himmel!“ schluchzte sie. Hotaru erstarrte. „Willst du ich umbringen?“ „Nein!“ sagte Mikan. „Das trau ich mich nicht! Aber vielleicht könntest du mich ja...“ Hotaru gab Mikan eine schallende Ohrfeige. Diese sah Hotaru nur etwas verwirrt an. „Spinnst du?“ fuhr Hotaru sie an. „Hast du mich gerade ernsthaft darum gebeten, dich umzubringen? Du bist 10 Jahre alt! Dein ganzes Leben liegt noch vor dir! Lass dich gefälligst nicht so gehen!“ „Was bringt es denn noch?“ fragte Mikan. Hotaru sah sie fassungslos an. War das dieselbe naive, tollpatschige, fröhliche Mikan, die jeden zum Lächeln brachte und in allen Menschen immer nur das Gute sah? „Was bringt es noch? Zerfließ gefälligst nicht so in Selbstmitleid! Jeder muss das mal durchmachen, dass man Freunde oder Familienmitglieder verliert, aber andere haben es noch tausend Mal schlimmer als du! Und jetzt willst du dich umbringen und uns alle alleine lassen? Hast du auch mal an uns gedacht? Hast du mal an die Konsequenzen gedacht? Hast du mal daran gedacht, wem du damit alles weh tun würdest? Dein Großvater ist tot, Mikan, aber wenn er dich so reden hören würde, würde er sich im Grab umdrehen! Er würde auf keinen Fall wollen, dass du dich umbringst!“ Mikan dachte eine Weile nach. Natürlich hatte Hotaru Recht. Aber sie fühlte sich gerade so mies wie noch nie. Ihr war schwindelig. Irgendetwas hämmerte in ihrem Kopf. Schließlich kippte sie um. „Mikan? Was hast du?“ fragte Hotaru besorgt. Mikan atmete schwer. „Deine Stirn ist ja ganz heiß!“ Hotaru pfiff nach ihrem Giraffenauto und brachte Mikan ins Krankenhaus. Hotaru saß eine ganze Weile an Mikans Krankenbett. Mikan hatte hohes Fieber, verursacht durch zu viel Stress. Sie redete im Halbschlaf. „J-Jii-chan….geh nicht weg, Jii-chan...Natsume...halt mich fest...ich hasse dich!“ „Du redest Blödsinn“ sagte Hotaru und lächelte. Sie strich Mikan durchs Haar. In diesem Moment kamen die anderen, um Mikan zu besuchen. „Wie geht es ihr?“ fragte Nonoko besorgt. „Sie ist bald wieder fit!“ antwortete Hotaru. Sie sah sich um. „Wo ist denn Natsume?“ „Persona hat ihn gerufen!“ antwortete Luca. Mikan öffnete die Augen halb. „Hallo!“ sagte sie mit schwacher Stimme. „Du sollst dich schonen, Dummchen!“ erwiderte Hotaru nur. „Was machst du dir auch sonen Stress?“ „Tut mir Leid!“ murmelte Mikan und schlief wieder ein. Im Schlaf rollte ihr noch eine Träne über die Wange. Mikan hatte strenge Bettruhe bekommen und die nächsten zwei Tage durfte niemand sie besuchen, sie durfte sich nicht aufregen. Nach diesen zwei Tagen ging es ihr jedoch wieder relativ gut und sie wurde entlassen. Natsume fing sie vorm Klassenzimmer ab. „Ich muss mit dir reden!“ „Nein!“ sagte Mikan und wollte sich an ihm vorbeidrängeln. „Warte!“ Natsume hielt sie am Arm fest. „Ich bin okay!“ sagte Mikan. „Du kannst mir nicht mehr weh tun!“ Damit riss sie sich los und verschwand im Klassenzimmer. „Vergiss die Ziege doch einfach!“ sagte Sumire, sie gerade gekommen war. „Halt dein verlogenes Maul!“ zischte Natsume. Er stieß sie zur Seite und ging dann in Richtung Außengelände davon. Luca folgte ihm schnell. Nach der Stunde setzte sich Mikan unter die Kirschbäume. Die Sonne wärmte sie ein wenig, obwohl sie lange nicht mehr so heiß schien wie während des Isolationsmonats. Unter diesem Baum hatte sie Natsume gefragt, ob er etwas mit ihr fürs Schulfestival machen würde. Er hatte ihr nur den Rat gegeben, sich mit der Sondergruppe zu vertragen. Unter diesem Baum hatte er sie auch geküsst. Wie dumm sie doch gewesen war. Das hatte er nur getan, um ihr die Entscheidung zu erleichtern, ob sie generell keine Jungs küssen mochte, oder ob es an Masahi lag. Natsume ging in der Zwischenzeit spazieren. Warum war Mikan so verletzt? Sie hatte Masahi schließlich auch geküsst, beziehungsweise wurde geküsst. Wieso also sollte sie ihm etwas vorwerfen können? Natsume war damals auch verletzt gewesen. Warum machte er sich eigentlich so viele Gedanken um sie? Er hatte nichts falsch gemacht. Doch es war ihm schon lange nicht mehr egal, was Mikan von ihm dachte. Schon lange nicht mehr. In Mikans Heimat hatte es auch Kirschbäume wie diese gegeben. Manchmal hatte sie sich die Bäume mit ihrem Großvater angesehen. Er hatte ihr dann etwas über die Bäume erzählt, schöne Geschichten aus alten Zeiten. Mikans Nachname Sakura bedeutete Kirschblüte. Mikan liebte diese Bäume. Sie waren ein Schalter zu vielen Schätzen ihrer Erinnerung. Und nun wurde sie traurig bei ihrem Anblick. Natsume hatte Mikan gefunden. Sie saß unten den Kirschbäumen, wo er selbst so gerne saß, wenn er allein sein wollte. Er zögerte, ob er zu ihr gehen sollte. Sie sah unglücklich aus. Er ging auf sie zu. Mikan bemerkte ihn erst, als er vor ihr stand. Sie sah ihn nicht an. „Geh weg!“ sagte sie. Er setzte sich neben sie. „Das ist mein Baum, Pünktchen!“ sagte er nur. Sie war schon wieder ärgerlich auf ihn. „Ach, in diese Phase fallen wir jetzt wieder zurück? Jetzt bin ich wieder das Pünktchen? Du scheinst Shoda-san ja echt gern zu haben!“ „Fängst du jetzt schon wieder damit an? Es war nicht meine Schuld!“ sagte Natsume ärgerlich. „Im Übrigen, warum darfst du dich von Masahi küssen lassen und wenn Shoda mich küsst zickst du mich an?“ „Du hast mich damals auch angezickt!“ schmollte Mikan. Dann mussten sie beide lachen. Es war im Prinzip genau die gleiche Situation wie mit Masahi gewesen. „Tut mir Leid, Natsume!“ sagte Mikan. „Ich hab vielleicht etwas überreagiert...die Sache mit Jii-chan hatte mich eh schon total mitgenommen und dann so was...ich konnte irgendwie nicht mehr!“ „Schon gut!“ sagte Natsume. „Aber...Shoda-san bedeutet mir überhaupt nichts, das solltest du wissen! Ich hätte sie nie von mir aus geküsst!“ „Jaja schon gut!“ sagte Mikan und zum ersten Mal in den letzten Tagen lächelte sie wieder. Wie konnte sie bloß mit dem Gedanken gespielt haben, sich umzubringen? Natsume war immer noch bei ihr. Es hatte sich nichts geändert. Der Kuss sollte jedoch noch Folgen nach sich ziehen. Da nun bekannt war, dass Natsume bereits zweimal ein Mädchen geküsst hatte (beziehungsweise geküsst worden war), wurde sich erzählt, dass er gerade keine Freundin, aber trotzdem Interesse an Mädchen hatte. Das zog Schülerinnen aller Altersklassen an, die ständig um ihn herumschwirrten. Im Speiseraum schließlich kam ein Mädchen aus der Mittelschule auf ihn zu, als er gerade etwas abseits mit Luca am Ausgang stand. „Natsume, gehst du mal mit mir aus?“ „Nö!“ „Warum nicht? Hast du etwa doch eine Freundin?“ „Nö!“ „Warum denn dann nicht?“ „Ich will einfach nicht! Lass mich in Ruhe!“ „Also hast du doch eine!“ sagte das Mädchen ärgerlich. „Es ist diese hässliche kleine Ziege, mit der du immer rumhängst oder? Was ist so toll an dieser Kuh?“ Natsume stieß das Mädchen ziemlich heftig an die Wand. „Ich sag’s dir nur noch einmal!“ fauchte er. „Ich habe keine Freundin! Aber wenn du noch mal so über Mikan redest, dann setzt’s was!“ Damit ließ er sie los und verließ mit Luca den Speiseraum. Das Mädchen blieb verdattert zurück. Als sie Mikan am Tisch sitzen sah, die von allem nichts mitbekommen hatte, schwor sie Rache. Ende Kapitel 8 O__ô Uhmmm...ich weiß was ihr denkt xDDD : „Das ist doch nicht Mikan? So depressiv is die nicht!“ Aber immerhin ist ihr Großvater gestorben, okay? Da kann man schon mal ein bisschen depressiv werden .__. Selbst Mikan xD. Tja, sorry wenn das Kapi an einigen Stellen unlogisch oder was weiß ich war A__A Ich schreite schnell voran o_O allerdings gehen mir langsam die Ideen aus...muss mal wieder mein Hirn ordentlich anstrengen >.< Danke noch mal für eure Unterstützung^^ hab euch alle ganz doll lieb! ~LG, eure Jimmy-chan~ Kapitel 9: Wo die Liebe hinfällt... ----------------------------------- >>Everytime I see your face, everytime you look my way, it's like the night turns into day, everything feels right...<< (Everytime ~ Simple Plan) Kapitel 9 ~ Wo die Liebe hinfällt... Luca und Hotaru saßen im Außengelände und dösten. Hotaru war schon länger ein bisschen in Luca verliebt, hatte jedoch keine Ahnung, was er dachte, schließlich war er immer in Mikan verliebt gewesen, Hotaru wusste nicht, ob dies noch der Fall war. „Mikan und Natsume haben sich wieder vertragen oder?“ fragte Luca. Hotaru nickte. Also doch. Luca war eifersüchtig auf Natsume. Er liebte Mikan immer noch. „Weißt du, Imai...“ fuhr Luca fort. „Ich glaube, ich bin nicht mehr in Mikan verliebt. Sie hat mich immer nur als guten Freund gesehen und langsam tue ich das auch...glaube ich!“ „Hm!“ machte Hotaru. „Imai...“ „Nenn mich Hotaru!“ fuhr sie ihm ins Wort. „Deine Höflichkeit nervt langsam!“ Luca lächelte. „Hotaru...würdest du...würdest du mal...mit mir ausgehen?“ Hotaru war überrascht. Sie hatte alles erwartet, aber nicht diese Frage, wo Luca sich doch nicht mal sicher war, ob er Mikan nicht mehr liebte. Hotaru errötete. Luca sah das zum ersten Mal bei ihr. Das brachte ihn ebenfalls in Verlegenheit. Was spielten sie da bloß? ‚Wer-wird-am-schnellsten-rot?’ Schließlich fasste Hotaru sich wieder. „Ja...okay!“ sagte sie. Dann lächelten die beiden sich an und lehnten sich schließlich an den Baum zurück. Doch Hotaru griff noch einmal nach Lucas Hand. Unterdessen plante das Mädchen aus dem Speiseraum ihre Rache. Sie und einige ihrer Freundinnen warteten, dass Mikan durch den Nordwald ging. Dies sollte auch bald geschehen, da Mikan sich an Mr. Bärs Hütte mit Tsubasa treffen wollte. Also ging sie gegen Nachmittag in den Nordwald. Die Mädchen sprangen aus dem Gebüsch und hielten sie fest. „Hey, was wird das denn?“ schrie Mikan. Das Mädchen aus dem Speiseraum, anscheinend die Anführerin, schlug ihr ins Gesicht. „Bitteschön!“ Mikan spürte, dass ihre Lippe blutete. „Halt dich von Natsume fern, hässliche Kuh!“ fuhr die Anführerin sie an. „Wenn wir dich noch einmal mit ihm sehen, dann bringen wir dich um!“ „Spinnt ihr?“ schrie Mikan. Wieder schlug das Mädchen ihr ins Gesicht. „Halt’s Maul! Du kleine Schlampe trampelst auf unseren Gefühlen rum! Lass Natsume in Ruhe!“ Mikan wusste nicht, was sie tun sollte. Ihre Lippe schmerzte. Plötzlich stoppte die Anführerin. „Ich...ich kann mich nicht bewegen!“ sagte sie entsetzt und ruckelte auf der Stelle hin und her. Sie drehte sich um. Tsubasa sah nicht sonderlich freundlich aus. „Was wird das denn hier? Vier gegen eine? Noch dazu ist sie viel jünger! Also lasst ihr sie mal ganz schnell los!“ „Laber nicht Ando!“ fuhren die Mädchen ihn an und traten schnell aus dem Schatten. „Was willst du denn jetzt noch machen, hm? Du bist uns genauso unterlegen wie sie!“ „Ihr seid echt widerlich!“ zischte Tsubasa. Die Anführerin kicherte. „Na und? Sie hat’s schließlich auch verdie...kyaaaah!“ Die Haare des Mädchens standen in hellen Flammen. Ein paar verbrannte Kräusel blieben noch übrig, nachdem sie die Flammen erstickt hatte. Ihre Kopfhaut schmerzte auch. Natsume stand nicht weit von ihnen entfernt. Sein Blick verriet mehr als tausend Worte. Seine Augen funkelten so dämonisch, dass die Mädchen sofort erstarrten. „Wenn ihr nicht als ein Haufen Asche ein die Geschichte der Academy eingehen wollt, dann nehmt ihr auf der Stelle eure dreckigen Finger von ihr!“ sagte er mit hasserfüllter Stimme. Die beiden Mädchen, die Mikan festhielten, ließen sofort los. Mikan rannte zu Natsume hin. Als er ihre Lippe sah, drohte er zu explodieren. „Tu ihnen nichts Natsume, bitte!“ flehte Mikan. „Mikan...“ Natsume zog sie zu sich heran so nah es ging. Mikans Herz schlug seltsam schnell. Und dann küsste Natsume sie. Es kam Mikan sehr lang vor. Anfangs schmerzten ihre Lippen noch ein wenig, doch schließlich verflog der Schmerz komplett. Ihr wurde plötzlich heiß und kalt gleichzeitig, sie vergaß ihre ganze Umgebung und wollte nur noch, dass es niemals aufhörte. Es war ganz anders als bei ihrem ersten Kuss. Es war länger und irgendwie emotionsvoller. Schließlich lösten sich Natsumes Lippen langsam von ihren. An seinen Lippen haftete ihr Blut. Die Mädchen waren allesamt zu Salzsäuren erstarrt und selbst Tsubasa schien nicht recht fassen zu können, was er gerade gesehen hatte. Mikan spürte einen wohligen Schauer auf dem Rücken. Natsume hielt sie immer noch an sich gedrückt. „Ihr miesen kleinen Drecksratten!“ sagte er zu den Mädchen. „Ich sollte euch alle zu Kohle verbrennen! Ihr habt euch mit dem Falschen angelegt! Verschwindet und tretet mir nie wieder unter die Augen! Und wenn ihr Mikan auch nur schief anguckt, dann lass ich euch an einem so qualvollen Tod sterben, dass ihr wünschtet, nie geboren zu sein!“ Die Mädchen sahen ihn fassungslos an. Ihr toller Natsume, Schwarm und Vorbild, hatte ihnen soeben gedroht, sie zu töten, wegen ein paar Schlägen für diesen kleinen miesen Wurm, der da die ganze Zeit an ihm klebte. Mikan! Wie sehr sie es hassten, wenn er ihren Namen sagte. „Verschwindet!“ wiederholte Natsume und die Mädchen rannten schnell davon. Natsume ließ Mikan immer noch nicht los. Er strich mit dem Finger über ihre Lippen und betrachtete das Blut. „Es tut mir Leid, Mikan!“ sagte er. „Das ist alles meine Schuld!“ Mikan schüttelte den Kopf. „Das ist nicht deine Schuld!“ sagte sie und lächelte. „Ich unterbreche euch ja wirklich nur ungern...“ warf Tsubasa ein. „Ach richtig, ich war ja mit Tsubasa-sempai verabredet!“ sagte Mikan. Ihr Gesicht war immer noch ganz heiß und rot. „Na dann geh mal schön!“ sagte Natsume und schubste sie sanft in Richtung von Tsubasa. „Wir sehen uns, Mikan!“ Er lächelte ein wenig. „Ja!“ sagte Mikan und strahlte ihn an. Dann ging sie mit Tsubasa zu Mr. Bärs Hütte. Natsume sah ihr noch lange hinterher. Ihr Blut haftete noch an seinen Lippen und seinen Fingern. Hotaru und Luca waren inzwischen in einem Café in Central Town und hatten von dem ganzen Trubel nichts mitbekommen. Sie waren beide etwas verlegen und nicht die Gesprächigsten, und so schwiegen sie sich erst einmal eine Weile an. Schließlich fing Hotaru an. „Luca, wenn...wenn du Mikan immer noch liebst...dann lassen wir das hier lieber! Ich versteh das, aber geh bitte nicht mit mir aus, weil du Langeweile hast oder weil du glaubst, Mikan so vergessen zu können. Ich will kein Lückenfüller sein!“ Hotaru war die Sache unangenehm. Sie hatte nie besonders gut über Gefühle reden können, sie hatte nicht einmal Mikan sagen könne, dass sie sie mochte, und nun musste sie über solch schwierige Gefühle reden und hatte das Gefühl, nicht die richtigen Worte gefunden zu haben. Auch Luca redete nicht gern über solche Sachen. Er errötete sowieso bei jeder Kleinigkeit und dieses Gespräch war auch für ihn alles andere als einfach. Als von Luca keine Reaktion zu vernehmen war, stand Hotaru auf und wollte gehen. „Warte Ima....Hotaru!“ sagte Luca und hielt sie am Arm fest. Sie setzte sich wieder auf ihren Stuhl. „Es...es ist okay!“ sagte Luca. „Ich denke nicht, dass ich in Mikan noch verliebt bin. Es tut mir noch ein bisschen weh, wenn ich sie mit Natsume sehe, aber...ich glaube du hast mir ziemlich geholfen, dank dir konnte ich Mikan fast vergessen. Du bringst mich immer zum Lachen und...ich...ich hab dich sehr gern!“ Er errötete und sah in eine andere Richtung. „Wirklich?“ fragte Hotaru. Luca nickte. Hotaru musste lächeln. Ihre Nervosität war plötzlich verschwunden, da Luca das alles noch viel unangenehmer zu sein schien. „Ich hab dich auch gern!“ sagte sie. Tsubasa sprach die Sache erst einmal nicht mehr an. Mr. Bär servierte den beiden Tee, während Tsubasa zum Schrank ging und etwas für Mikans Lippe suchte. Mikan musste lachen, als er ihr ein Pflaster darauf kleben wollte. „Ich hab so was noch nie gemacht!“ entschuldigte sich Tsubasa und lachte mit. Schließlich wusch er einfach nur das Blut ab. „Das heilt schon!“ sagte er. Mikan nickte. Sie schaute aus dem Fenster. Ihr Gesicht war immer noch warm. „...oder Mikan?“ „Häh?“ Mikan hatte nicht aufgepasst. „Mann, wo hängst du denn schon wieder mit deinen Gedanken? Ach ich weiß schon!“ lachte Tsubasa. „Egal, war nicht wichtig, ich hab nur gesagt, dass heute schönes Wetter ist, du hast also nichts verpasst!“ „Tut mir Leid!“ sagte Mikan. Den Rest des Nachmittags riss sie sich zusammen und hörte Tsubasa zu, erzählte ein bisschen und lachte viel. Als Tsubasa sie verabschiedete sagte er nur: „Tschüs Mikan, hat Spaß gemacht!“ und mit einem Augenzwinkern fügte er hinzu: „Auch wenn du nur halb da warst!“ Beim Abendessen wechselten sich Mikan und Natsume und Luca und Hotaru kontinuierlich beim Rotwerden ab, je nach dem, wessen Blick sie gerade auffingen. Und sie sahen einander wirklich nicht gerade selten an. „Mikan, was ist da zwischen euch heute eigentlich gelaufen?“ fragte Hotaru und Mikan stellte nur eine Gegenfrage: „Was ist denn zwischen EUCH gelaufen?“ So in etwa verlief das gesamte Gespräch und am Ende des Essens wusste keiner der vier wirklich, was dem jeweils anderen passiert war. Mikan erzählte es Hotaru abends, als sie bei ihr im Bett lag. Hotaru hörte die ganze Zeit erstaunt zu. Auch für sie war es ziemlich überraschend. Mikan war schon wieder dunkelrot angelaufen. „Zeig mal deine Lippe!“ sagte sie und Mikan schob ihre Lippe vor. „Ziemlich angeschwollen!“ sagte Hotaru nur. „Du kannst Shoda-san ja erzählen, dass du über deine eigenen Füße gestolpert bist!“ Ach verdammt, die hatte Mikan ganz vergessen! Die und alle anderen Mädchen in der Klasse, nicht zu vergessen Masahi und Natsumes Clique. Bei ihrem ständigen Rotwerden konnten sie wohl kaum verhindern, dass irgendwann alles rauskam. Schließlich erzählte auch Hotaru, was ihr passiert war, jetzt viel es ihr leichter, ihre Geschichte war ja gegen Mikans fast langweilig. Mikan freute sich für Hotaru und Luca, die ihrer Meinung nach gut zusammen passten. An diesem Abend schlief sie in Hotarus Bett. Sie konnte eine ganze Weile nicht einschlafen, der tag war ziemlich turbulent gewesen. Sie betastete ihre Lippe. „Muuuh!“ machte es plötzlich neben ihr. Mikan musste lachen. Anscheinend konnte auch Hotaru nicht einschlafen. Die beiden lagen noch eine ganze Weile wach, bis ihnen schließlich vor lauter Müdigkeit doch die Augen zufielen. Am nächsten Tag kam es, wie es kommen musste. Sobald Klassenkameraden sie auf ihre Lippe ansprachen lief Mikan rot an. Natsume hatte es deutlich besser mit seinem Pokerface. Er verzog keine Miene und auch Hotaru gelang es sehr gut, wogegen Luca genau wie Mikan schnell errötete. Sumire hatte sich anscheinend vorgenommen, keinen der vier in Ruhe zu lassen, bevor sie nicht alles haarklein wusste. Als sie zu nervig wurde, spielte Natsume mit dem Gedanken, einfach alles zu erzählen, doch er wusste, dass er Mikan damit einer gewissen Gefahr aussetzte, sowohl von Seiten der Schüler, als auch von Persona, der Mikan anscheinend noch immer im Visier hatte. „Natsume, jetzt sag doch endlich mal was!“ flehte Sumire weiter. „Halt den Rand!“ brummte dieser nur. „Vielleicht geht es dich einfach nichts an!“ „Also ist irgendwas Aufregendes passiert! Los, sagt es mir doch bitte!“ In diesem Augenblick kam Sumires Bruder ins Klassenzimmer. „Sumire-chan! Du hängst ja schon wieder bei diesem Typen rum! Ich hab doch gesagt du sollst dich von ihm fernhalten!“ Sumire biss sich auf die Lippen. Sie hatte also noch nicht mit ihrem Bruder geredet. Natsume sah ihn gelangweilt an. „Imai-san!“ freute sich Sumires Bruder, als er Hotaru sah. „Lange nicht gesehen! Machst du heute was mit mir, ja?“ „Verzieh dich!“ sagte Hotaru. Luca warf Shoda-Sempai einen ärgerlichen Blick zu. „Komm, du stehst doch auf mich, gib es doch endlich zu!“ bohrte Shoda-Sempai weiter. Jetzt wurde es Luca zuviel, er stellte sich vor Hotaru. „Sie hat gesagt, du sollst gehen! Also los, verschwinde, du bist hier nicht willkommen!“ „Luca-pyon kann sich ja auf einmal richtig durchsetzen!“ lachte Mikan. „Halt du dich da raus, dämliche Kuh!“ fuhr Shoda-Sempai sie an, und kurz darauf erschien ein kleines Flämmchen auf seiner Haartolle. „Schon wieder!“ schrie er und drückte es eilig aus. Er warf Natsume einen bösen Blick zu. „Hast du nicht gehört? Du bist hier nicht willkommen!“ sagte dieser gelangweilt. Sumire schien plötzlich aufgewacht zu sein. „Geh jetzt, O-nii-chan!“ „Was? Aber Sumire-chan!“ sagte Shoda-Sempai empört. „Wenn Natsume sagt, dass du gehen sollst, dann geh auch!“ sagte sie mit fester Stimme. „Du verrätst deinen O-nii-chan....wegen DEM?“ Er zeigte auf Natsume. Sumire sah zu Boden. Sie tat Mikan Leid. „Wenn du so ein lieber O-nii-chan bist, dann akzeptier die Entscheidungen deiner Schwester!“ fuhr Mikan ihn an. „Und akzeptier Hotarus Entscheidung auch endlich! Nimm deine Optimistenbrille ab und rede dir nicht immer alles schön!“ „Sagt ausgerechnet der größte Optimist der Welt!“ warf Natsume ein, doch Mikan streckte ihm nur die Zunge heraus. Shoda-Sempai zitterte vor Wut. „Misch dich nicht ein! Das ist meine Sache und Sumires und die von Imai-san! Das geht dich einen feuchten Dreck an!“ fauchte er und schubste Mikan, sodass sie zu Boden fiel. Dafür fing er sich eine giftigen Blick von Natsume und eine weitere Flamme in seinen Haaren ein, bevor er endlich verschwand. Mikan legte Sumire die Hand auf die Schulter. „Dein Bruder will nur dein Bestes!“ „Ich weiß!“ antwortete Sumire. „Aber ich will selber entscheiden, was das Beste für mich ist!“ Mikan nickte. „Und...du hast immer noch nicht erzählt, was gestern passiert ist!“ „Mann du nervst!“ rief Mikan verzweifelt und dann lachten sie und Sumire beide. Sie hoffte, es würde noch eine Weile geheim bleiben. Ende Kapitel 9 O__ô Das ist mit Abstand das kürzeste Kapitel das ich je geschrieben habe xD Und trotzdem ist viel passiert... „Das sind doch nur Grundschüler?“ Öhm ja, gut erkannt. Aber es ist mir genaugenommen ziemlich egal, wie alt die sind, solange Mikan-chan und Natsume zusammenkommen *hrhr* X333~ Kapitel 10: Personas Auftrag ---------------------------- >>We didn't start the fire, it was always burning since the world's been turning...<< (We didn't start the fire ~ ?) Kapitel 10 ~ Personas Auftrag Am Tag darauf ging Mikan zu Persona. Sie hatte einen Entschluss gefasst. „Ich habe dich schon erwartet!“ sagte Persona mit einem seltsamen Lächeln. „Also?“ „Ich...ich werde Ihnen helfen!“ sagte Mikan. Die Entscheidung war ihr nicht leicht gefallen und sie fürchtete sich vor dem, was auf sie zukommen würde, doch sie wollte Natsume um alles in der Welt entlasten. „Sehr gut!“ grinste Persona. „Unterschreib hier!“ Er hielt Mikan ein Blatt Papier vor die Nase. Sie nahm das Papier und einen Stift in die Hand und begann zu lesen. „Du brauchst das nicht zu lesen!“ sagte Persona. „Darin steht lediglich, dass du für mich arbeitest, und ein paar Formalitäten!“ Mikan nickte. Sie wollte weiter lesen, hatte jedoch Angst vor Persona und schrieb einfach ihren Namen in die letzte Zeile. „Dankeschön!“ sagte Persona. Sein Lächeln war so widerlich... „Ich werde dich benachrichtigen, wenn es etwas zu tun gibt!“ Mikan nickte wieder und ging dann langsam davon. Sie fragte sich, ob sie die richtige Entscheidung getroffen hatte. Natsume würde sicher böse werden. Sie beschloss, demnächst mit ihm zu reden. Doch zunächst sollte ihr etwas anderes in die Quere kommen. Das Mädchen aus der Mittelstufe war höchst aufgebracht über ihre fehlende Haarpracht und erzählte die Geschichte jedem, der es hören wollte: Natsume hat eine Freundin! So geschah es, dass die Geschichte auch bis in Mikans Klasse vordrang. Als Mikan am nächsten Tag ins Klassenzimmer kam, wurde alles still. Natsume war wie immer noch nicht da. Sumire zitterte vor Wut, ihr standen Tränen in den Augen. „Du Schlampe! Macht dir das Spaß?“ fuhr sie Mikan an. „Erst küsst du Masahi, und wenn ich dir dann großzügiger Weise sage, dass ich nur an Natsume interessiert bin, dann...dann...!“ Mikan begriff langsam, dass sich die Geschichte anscheinend doch herumgesprochen hatte. Sumire sah aus, als wolle sie Mikan töten, schlug jedoch nicht zu. Noch ein Beweis, dass sie die Geschichte kannte. Mikan wusste nicht genau, wie sie reagieren sollte. Auch Masahi starrte sie vorwurfsvoll an. Mikan wäre am Liebsten im Boden versunken. Das konnte nur diese Ziege aus der Mittelschule gewesen sein. Narumi kam ins Klassenzimmer. „Heyhey!“ sagte er freundlich. „Was ist denn das hier für ne Grabesstimmung?“ Dann sah er Mikan, die unsicher inmitten der Schüler stand und auf ihre Schuhspitzen guckte. Er schlug sich die Hand vor den Mund. „Mikan! Bist du etwa...?“ Er ging zu ihr hin. „Zeig mir mal deine Lippe!“ Mikan wollte nicht. Die ganze Sache war unangenehm genug. Narumi hatte gerade noch gefehlt! „Komm schon Mikan-chan! Zeig mir deine Lippe!“ fuhr Narumi fort. So schob sie langsam ihre Lippe vor. Narumi betrachtete sie kurz. „Soso!“ sagte er lächelnd. „Du warst das also! Die Geschichte hab ich ja gehört, aber keine Namen!“ Er lachte. „Du bist ja vielleicht eine!“ ‚Lass mich doch endlich tot umfallen!’ dachte Mikan. ‚Das ist sooo peinlich!’ „Sensei, fangen wir jetzt mit Unterricht an?“ fragte Hotaru dazwischen. „Ah! Sicher!“ erwiderte Narumi und ging nach vorne. Alle setzten sich. Mikan warf Hotaru einen dankbaren Blick zu. Mikan dachte nach. Und wieder einmal war sie die Außenseiterin der Klasse. Natsume schaffte es immer wieder, dass Mikan sich nicht richtig integrieren konnte. Sie musste lächeln. Narumi wollte gerade beginnen, da erschien auch Natsume endlich in der Klasse. Alle Blicke waren auf ihn gerichtet, doch niemand sagte etwas. Er konnte jedoch an ihren Reaktionen ahnen, was passiert war, und Luca bestätigte ihm das. Nach der Stunde wurde auch er mit Fragen überhäuft. Die häufigste war: „Seid ihr echt zusammen?“ Doch Natsume beantwortete sie jedes Mal mit Nein. „Natsume, kann ich kurz mit dir reden?“ fragte Mikan. „Jetzt nicht!“ antwortete Natsume gelangweilt. „Bitte, es ist wichtig!“ flehte Mikan „Tu’s doch vor uns! Wir sind echt neugierig!“ giftete Sumire sie an. „Du bist eh schon dreist genug!“ „Es muss jetzt sein, Natsume!“ fuhr Mikan fort. „Es geht um Persona!“ Natsume erschrak. Dann stand er auf. „Los, komm!“ Mikan folgte ihm aus dem Klassenzimmer. Sumire brodelte vor Wut. „Was ist mit Persona?“ fragte Natsume, als die beiden alleine waren. „Ich...ich hab sein Angebot angenommen!“ sagte Mikan und sah in eine andere Richtung. „Du hast WAS?“ schrie Natsume. „Ich arbeite jetzt für Persona und erfülle Aufträge für ihn!“ antwortete Mikan. Natsume starrte sie an. „Warum hast du das gemacht?“ „Du hast mir nicht erzählt, dass dein Alice deine Lebensdauer verkürzt!“ sagte Mikan als Antwort. Natsume sah zu Boden. „Was hat das damit zu tun?“ „Wenn du für Persona Aufträge ausführst, musst du dein Alice so oft einsetzen! Also helfe ich dir!“ sagte Mikan. „Du Idiot!“ fuhr Natsume sie an. „Das ist meine Sache! Hast du eine Ahnung, worauf du dich da eingelassen hast?“ Mikan schüttelte den Kopf. „Seine Missionen sind gefährlich, hörst du?“ fuhr er fort. „Und es ist ihm scheißegal, was uns dabei passiert! Wir sind nur Spielsteine! Was, wenn du dabei verletzt wirst oder stirbst?“ „Aber das Risiko hast du doch auch!“ empörte sich Mikan. „Ich muss das machen!“ sagte Natsume. „Wie alle aus der Gefahrengruppe! Aber du hattest das Recht, sein Angebot abzulehnen! Und außerdem hilfst du mir damit kein bisschen! Weil ich jetzt auch noch auf dich aufpassen muss!“ „Du musst nicht aufpassen!“ erwiderte Mikan. „Ich schaff das schon. Und wenn ich mich verletze ist das meine Schuld!“ „Ich will aber nicht, dass du verletzt wirst!“ fuhr Natsume sie an. „Du bist ein Tollpatsch! Und deshalb muss ich aufpassen!“ „Ich bin kein Tollpatsch!“ empörte sich Mikan. „Doch, bist du! Du tappst mit deiner naiven Art von einer gefährlichen Situation in die andere! Du erkennst das Böse nicht, Mikan! Und wenn dir was passiert, dann ist das meine Schuld!“ Damit ließ er Mikan stehen und ging weg. „Habt ihr euch gezofft?“ fragte ein Mädchen, das gerade vorbei ging. „Heißt das, er ist wieder frei?“ Mikan warf ihr einen bösen Blick zu. Sie seufzte und ging zurück zur Schule. „Was ist los?“ fragte Hotaru. „Ich hab Personas Auftrag angenommen!“ erzählte Mikan bedrückt. „Du hast WAS?“ fuhr Hotaru sie an. „Fang du nicht auch noch an!“ sagte Mikan ärgerlich. „Es reicht, wenn ich das einmal höre! Ich kann und werde das jetzt nicht mehr rückgängig machen! Ihr werdet schon sehen!“ Damit setzte sie sich auf ihren Platz. Hotaru machte sich große Sorgen. Personas Aufträge sollten ziemlich gefährlich sein. Und wenn Natsume Mikan auch so angefahren hatte, dann schien das zu stimmen. Auch Luca war besorgt. Er tauschte einen kurzen Blick mit Hotaru. Natsume kam den Rest des Tages nicht mehr zum Unterricht. Er hatte Mikan schon wieder nicht beschützen können. Was war er bloß für ein Versager? Warum wollte dieses Mädchen ihm unbedingt helfen? Warum setzte sie dafür ihr Leben aufs Spiel? Was hatte Persona ihr bloß erzählt? Er wollte sich doch eh nur benutzen! ‚Bastard!’ dachte Natsume und trat gegen einen Baum. ‚Elender Bastard!’ Am Nachmittag wollte Hotaru noch einmal mit Mikan reden. „Lass mich doch mit der Sache in Ruhe!“ erwiderte Mikan trotzig. „Ich weiß schon, was ich tue!“ „Das weißt du eben nicht, Matschbirne!“ fuhr Hotaru sie an. „Du läufst mit deiner Optimistenbrille durchs Leben und siehst die Gefahr nicht!“ „Ich hab gesagt ich brauch das nicht alles zweimal zu hören!“ sagte Mikan ärgerlich. „Pah!“ sagte Hotaru. „Da legt man sich so einen schönen Satz zurecht und dann kennst du ihn schon! Langsam wird ich echt eifersüchtig!“ Mikan musste ein wenig lächeln. „Bist du wirklich sicher, dass du das packst?“ fragte Hotaru. Mikan nickte. „Ich weiß nicht, was auf mich zukommt, aber du weißt das doch auch nicht, Hotaru. Vielleicht wird es gar nicht so schlimm!“ Dafür bekam sie einen Schlag aus der Deppenwumme ab. „Wo bleibt dein Kurzzeitgedächtnis, Dummchen?“ fragte Hotaru ärgerlich. „Wenn es nicht so schlimm wird, wieso hat Natsume dich dann so angefahren?“ „Was weiß ich!“ erwiderte Mikan und rieb sich den Kopf. Am nächsten Tag in der ersten Stunde sollte Mikan ihren ersten Auftrag bekommen. Persona kam ins Klassenzimmer, als Narumi etwas erklärte. „Mikan Sakura, komm mit!“ sagte er nur. „Warum denn Mikan?“ fragte Narumi verwundert. „Sie hat bei mir einen Vertrag unterschrieben!“ erwiderte Persona und winkte Mikan zu sich. Narumi sah Mikan geschockt an. Diese sah ihm nicht in die Augen, sondern stand einfach von ihrem Platz auf und ging zur Tür. Natsume folgte ihr. „Was wird das denn?“ fragte Persona. „Du glaubst nicht ernsthaft, dass ich sie mit dir alleine lasse, oder?“ antwortete Natsume. Persona lächelte bösartig. „Ich kann das alleine!“ sagte Mikan ärgerlich. „Hättest du wohl gern!“ erwiderte Natsume und schob sie vor sich her aus dem Klassenzimmer. „War es das, was du wolltest?“ fragte Narumi. „Ich bitte dich wirklich, Mikan da rauszuhalten!“ Persona lächelte nur und verließ dann ebenfalls den Raum. „Du wirst Mikan also ein bisschen helfen?“ fragte er Natsume, als die drei draußen standen. Natsume antwortete nicht. „Nun gut! Die Anti-Alice-Organisation, zu der übrigens auch Reo gehört, plant ein Treffen mit anderen Untergrundorganisationen in einem alten Lagerhaus, um zu beraten, wie sie die Alice Academy stürzen können. Ich beschreibe euch wie ihr hinkommt! Vereitelt dieses Treffen irgendwie, und passt auf, die meisten sind bewaffnet!“ „Bewaffnet? Aber das ist doch gefährlich!“ warf Mikan ein. „Das hätte dir früher einfallen sollen!“ knurrte Natsume. Nachdem Persona ihnen den Weg beschrieben hatte, machten sich die beiden auf den Weg. „Danke, dass du mitkommst!“ sagte Mikan auf dem Weg. „Auf einmal kannst du es nicht mehr alleine?“ fragte Natsume. Mikan sah zu Boden. „Ich wusste nicht, dass die Missionen so gefährlich sind!“ „Schon gut“ sagte Natsume. „Ich hab doch gesagt, ich pass auf dich auf!“ ‚Ich bin so blöd!’ dachte er. ‚Dass die Missionen gefährlich sind, hab ich ihr erst gesagt, als sie schon unterschrieben hatte! Es ist alles nur meine Schuld!’ Es begann zu regnen. Schon nach kurzer Zeit waren beide von oben bis unten durchnässt. Schließlich erreichten sie das Lagerhaus. Es sah von außen so aus, als sei niemand darin, alles war dunkel. Nur in einem einzigen Fenster brannte Licht. „Da müssen sie drin sein!“ sagte Mikan. „Mhm!“ sagte Natsume nur und probierte die Fenster aus. Eines war offen, durch das die beiden nun hineinkletterten. „Wie vereiteln wir das denn?“ fragte Mikan. „Keine Ahnung!“ sagte Natsume. „Wir setzen alles in Flammen!“ „Aber du darfst dein Alice doch nicht so oft einsetzen!“ empörte sich Mikan. „Das lass mal meine Sorge sein!“ antwortete Natsume. Schließlich kamen sie an die Tür, die zum „Konferenzraum“ führte. Drinnen saßen etwa 6 schwarz gekleidete Männer, die meisten mit Sonnenbrillen. Reo war nicht dabei. Mikans Herz begann zu schlagen. Das Wort „bewaffnet“ hallte in ihrem Kopf wider. „Wir müssen die Pläne stehlen, dort auf dem Tisch!“ sagte Natsume. „Bleib hier, hörst du? Rühr sich nicht von der Stelle!“ „Warum?“ fragte Mikan, doch Natsume war schon verschwunden. Er schlich an der wand entlang in Richtung des Tisches, an dem die Männer saßen, die offensichtlich ziemlich vertieft waren. Als er einige Meter von ihnen entfernt war, sprang er mit einem Satz auf den Tisch, griff sich die Pläne und war im Begriff, schon wieder zu verschwinden, als Mikan sah, wie einer der Männer eine Waffe zückte. „Pass auf!“ schrie sie. Natsume reagierte schnell und wich der Kugel aus, indem er sich am Boden abrollte. „Da ist noch eine!“ schrie einer der Männer. Er erreichte Mikan vor Natsume und hielt sie fest. „Na? Jetzt wirst du doch wohl nicht abhauen, oder?“ sagte er zu Natsume und setzte Mikan eine Pistole an den Kopf. Das Herz schlug ihr bis zum Hals. Sie war noch nie mit einer Waffe bedroht worden. „Wenn du auch nur einen Schritt machst, ist die Kleine tot!“ sagte der Mann weiter. Natsume stand am Fenster, er könnte jederzeit verschwinden. „Ihr seid Alice-Schüler, nicht wahr?“ fragte ein anderer Mann. Keiner der beiden antwortete. „Ich seh schon!“ sagte der zweite Mann weiter. „Und was habt ihr mit unseren Plänen vor? Wer ist euer Auftragsgeber?“ Mikan begann zu weinen. Natsume wusste nicht, was er tun sollte. Schließlich streckte er den Arm aus. „Lass sie los oder ich stecke die ganze Halle in Brand!“ „Das ist also dein Alice?“ fragte der Mann. „Interessant! Aber dann verbrennst du mit! Und deine kleine Freundin auch!“ „Schön!“ sagte Natsume unberührt. „Dann gehen wir halt alle zusammen in Flammen auf!“ Innerhalb von Sekunden stand die ganze Halle in Brand. Der Mann, der Mikan bedrohte hustete. Diesen Augenblick nutze Mikan aus, um ihm vors Schienenbein zu treten. Er schrie auf und ließ sie los. Mikan rannte los, so gut sie konnte versuchte sie sich einen Weg durch die Flammen zu bahnen. Sie suchte das Fenster, an dem Natsume gestanden hatte. Das Feuer breitete sich weiter aus. Sie musste husten und bekam schlecht Luft. Ihr wurde schwarz vor Augen. „Mikan!“ rief Natsume und rannte zu ihr hin. Er nahm sie auf den Rücken und versuchte ebenfalls, wieder zum Fenster zu kommen. Er musste irgendwie hier raus kommen. Er hatte versprochen, auf sie aufzupassen. „Solltest du jemals gefangen sein und keinen Ausweg haben, versprich mir dass du dir selbst das Leben nimmst!“ Das hatte Persona einmal zu ihm gesagt. Doch hier ging es um Mikan und nicht um irgendwelche von Personas egoistischen Vorschriften. Wäre er alleine hier, hätte er sich umgebracht. Aber nun musste er Mikan retten. Natsume sah endlich das Fenster. Es war von Flammen umschlossen. ‚Verdammt, wir müssen hier raus!’ dachte er. Er biss sich auf die Lippen. Der Rauch brannte ihm in den Augen. Langsam bekam auch er keine Luft mehr. Schließlich nahm er all seine Kraft zusammen und sprang durch das von Flammen umgebene Fenster. Es zersprang in tausend kleine Scherben. Die beiden landeten im nassen Gras in einem einzigen Scherbenhaufen. Mit letzter Kraft erstickte Natsume das Feuer an seinem Ärmel, bevor auch er ohnmächtig wurde. Mikan wachte vom Sonnenlicht auf. Sie lag im Gras. Ihre Schulter schmerzte, ihre Hand und ihre Beine waren von Scherben zerschnitten. Sie wischte sich die Scherben von der Handfläche und sah sich um. Hinter ihr stand das ausgebrannte Lagerhaus, es stieg noch ein wenig Rauch aus dem kohlegeschwärzten Gebäude auf. Keine Menschenseele war zu sehen. Das Lagerhaus war zu abgelegen, als dass irgendjemand den brand hätte sehen können. Mikan war schwindelig. Natsume lag neben ihr im Gras. Sie schüttelte ihn. Er öffnete die Augen ein wenig. Dann versuchte er, sich aufzurichten, es tat jedoch zu sehr weh und so ließ er sich wieder zurücksinken. „Hast du mich rausgebracht?“ fragte Mikan. „Hm!“ machte Natsume. „Ich dachte zuerst wirklich, du wolltest uns alle verbrennen!“ sagte Mikan. „Ich hab gesagt, ich pass auf dich auf!“ erwiderte Natsume. Seine Stimme klang schwach. Mikan fing ein bisschen an zu weinen. „Jetzt heul doch nicht!“ sagte Natsume. Er schaffte es schließlich doch, sich zum Sitzen aufzurichten. Er strich Mikan durchs Haar. „Überleg dir lieber, wie wir hier weg kommen!“ Mikan hörte auf zu weinen und dachte nach. Wie sollten sie hier weg kommen? Sie waren beide verletzt. „Mikan! Natsume!“ rief plötzlich eine Stimme. Narumi kam auf sie zugerannt. „Da seid ihr ja! Wir haben auch schon überall gesucht! Geht es euch gut?“ „Einigermaßen!“ sagte Natsume. „Sensei, wie haben Sie uns gefunden?“ fragte Mikan. „Als ihr abends noch nicht zurück wart, habe ich Persona gefragt, wo ihr wärt. Irgendwann hat er es mit dann gesagt. „Sie haben es anscheinend nicht geschafft! Das bedeutet, sie sind tot! Aber wenn du dich unbedingt vergewissern willst, dann schau halt nach!“ Das hat Persona gesagt, also bin ich schnell hergekommen. Das ihr ausgerechnet hier liegt, wusste ich allerdings nicht! Seid ihr verletzt?“ „Ein bisschen!“ antwortete Mikan. „Die schwarzen Männer scheinen verschwunden zu sein!“ sagte Natsume. „Einige haben es nicht geschafft, zu entkommen!“ erwiderte Narumi. „Ich war im Lagerhaus, als ich euch suchen wollte! Ist kein schöner Anblick! Kannst du laufen, Mikan?“ Mikan versuchte, aufzustehen. Es klappte ganz gut. „Sehr schön!“ sagte Narumi. Dann hob er Natsume vom Boden auf und trug ihn zum Auto. Mikan ging langsam hinterher. „Natsume, sehen die Missionen immer so aus?“ fragte Mikan während der Fahrt. „Manchmal!“ antwortete Natsume. „Bist du böse auf mich?“ „Ich hatte gesagt, du sollst dich nicht vom Fleck bewegen und ruhig sein!“ erwiderte Natsume. „Mit deinem Geschrei hast du auf dich aufmerksam gemacht!“ „Aber du wärst sonst erschossen worden!“ rechtfertigte Mikan sich. „Das ist nicht dein Problem!“ Dann sah Natsume wieder aus dem Fenster. „Doch, ist es...ich will nämlich nicht, dass du stirbst! Lass dir doch einmal helfen!“ Natsume antwortete nicht. Die Fahrt dauerte nicht sonderlich lange. Und Mikan war glücklich, als Narumis Wagen wieder in das Tor der Academy einbog. Kapitel 10 Ende Kapitel 11: The British Danger ------------------------------ >>She's the one<< (She's The One ~ Robbie Williams) Kapitel 11 ~ The British Danger Mikan und Natsume mussten nach dieser Mission ganze zwei Tage im Krankenhaus bleiben. So lagen sie den ganzen Tag im Krankenbett und hatten nicht wirklich etwas zu tun. „Die könnten uns ruhig gehen lassen!“ sagte Natsume ärgerlich. „Wir sind doch wieder so gut wie fit!“ „So gut wie!“ erwiderte Mikan. „Aber es ist echt langweilig hier, vor allem wenn kein Besuch da ist!“ Sie wälzte sich auf die andere Seite, sodass sie Natsumes Bett sehen konnte. „Erzähl mir was, Natsume!“ „Was heißt hier ‚Erzähl mir was!’? Keinen Bock!“ antwortete Natsume. Mikan drehte sich wieder um und sah an die Decke. „Glaubst du Jii-chan ist auch ein Stern geworden? Wie meine Eltern?“ „Die Toten werden Sterne? Das ist doch Quatsch!“ sagte Natsume. „Das ist gar kein Quatsch!“ erwiderte Mikan ärgerlich. „Jii-chan hat das gesagt und das stimmt auch!“ „Na dann!“ sagte Natsume. „Na dann!“ wiederholte Mikan und war kurz darauf eingeschlafen. Natsume stand auf und ging zu ihrem Bett. „Du machst mich echt fertig!“ sagte er und strich Mikan durchs Haar. Wenn sie schlief war sie noch viel hübscher. Er küsste sie auf die Stirn und ging dann in sein Bett zurück. Mikan tat, als würde sie sich im Schlaf umdrehen, damit man ihr rotes Gesicht nicht sah. In Wahrheit konnte sie noch lange nicht schlafen. Zur gleichen Zeit saß Luca abends in Hotarus Zimmer. Sie zeigte ihm einige ihrer Erfindungen. „Du bist echt ein Genie, Hotaru!“ lachte Luca. „Das sind tolle Erfindungen!“ Hotaru errötete. „Ach, sie sind schon okay...“ Hotaru erschrak. ‚Ach, sie sind schon okay’? Hatte sie das gerade gesagt? Sie, die sonst alles andere als bescheiden war? Warum wollte sie gerade vor Luca bescheiden wirken? Luca lächelte. „Du brauchst nicht rot werden! Sie sind wirklich toll...genau wie du!“ Nun errötete Hotaru jedoch noch mehr und auch Luca hatte einen leicht rosanen Stich. „Danke. Du auch!“ antwortete Hotaru nur. Luca rückte etwas näher an sie heran. „Nervig!“ sagte Hotaru. „Warum werden wir immer gleich so verlegen?“ „Hast Recht!“ erwiderte Luca. „Ziemlich albern!“ Dann gab er ihr schnell einen Kuss auf die Wange. „JETZT kannst du rot werden!“ lachte er und ging dann nach draußen. In der Tür drehte er sich noch einmal um. „Wir sehen uns morgen!“ „O-okay!“ antwortete Hotaru. Am nächsten Tag wurden Mikan und Natsume aus dem Krankenhaus entlassen. Kaum waren sie wieder in der Klasse, wurden sie erst einmal ausgequetscht. „Heyhey!“ sagte Narumi. „Ich muss doch sehr um Ruhe bitten, immerhin bekommen wir eine neue Schülerin!“ Die Klasse war augenblicklich still. „Schon wieder?“ fragten einige. „Ja, es scheint gerade eine Welle zu geben!“ lachte Narumi. Er winkte zur Tür. Hinein trat das hübscheste Mädchen, das Mikan je gesehen hatte. Blonde Locken, wunderschöne blaue Augen, ein liebliches Gesicht. Mikan blieb der Mund offen stehen. Natsume dagegen erstarrte. Nur Luca merkte es. „Hallo!“ sagte das Mädchen. „Mein Name ist Mary Simon. Ich bin Engländerin, meine Eltern sind jedoch kurz vor meiner Geburt nach Japan gezogen. Ich bin 10 Jahre alt!“ ‚Engländerin!’ dachte Mikan. ‚Endlich lern ich mal eine kennen! Toll!’ „Mary-chan, verrätst du uns dein Alice?“ fragte Narumi. Mary nickte. „Ich habe ein Lügendetektor-Alice. Ich spüre wenn jemand lügt!“ Mary warf Natsume einen kurzen Blick zu und schwebte dann auf einen freien Platz. Nach der Stunde kam Natsume sofort auf sie zu. „Kann ich kurz mit dir reden?“ „Sicher!“ antwortete Mary und lächelte. Mikan sah misstrauisch zu, wie die beiden in eine Ecke des Klassenzimmers gingen. „Was machst du hier?“ fragte Natsume. „Ich dachte, du hast kein Alice!“ „Tja, es hat sich rausgestellt, dass ich doch eins habe!“ antwortete Mary. „Freust du dich etwa nicht, mich zu sehen? Das solltest du aber, immerhin wirst du noch eine seeehr lange Zeit mit mir verbringen. Und ich kann kontrollieren, dass du mir nicht untreu wirst!“ Sie lachte spöttisch. „War ein Scherz! Als ob du dich verlieben würdest!“ Damit ging sie zu ihrem Platz zurück. ‚Verdammt!’ dachte Natsume und schlug gegen die Wand. ‚Die hat mir gerade noch gefehlt!’ Mikan ging zu Mary. „Hallo, ich bin Mikan!“ sagte sie und lächelte freundlich. „Aha! Sonst noch was?“ fragte Mary genervt. Mikan wurde ärgerlich. So eine unfreundliche Person! „Kennt ihr euch?“ fragte sie Natsume. Hotaru und Luca standen auch dabei. „...Flüchtig!“ antwortete Natsume abwinkend. „FLÜCHTIG? Ich bitte dich!“ fiel Mary ihm ins Wort. „Ich bin seine Verlobte!“ „Seine WAS?“ Mikan glaubte, sich verhört zu haben. „Verlobte!“ wiederholte Mary. „Also, was stehst du da noch wie ne Salzsäule? Geh mit deinen Freunden spielen!“ Sie machte eine wegscheuchende Handbewegung. Mikan rührte sich kein Stück. „Verlobte?“ wiederholte sie. „Ja doch! Bist du schwer von Begriff?“ Mary wurde langsam ärgerlich. Natsume wusste nicht, wo er hinsehen sollte. „Ihr seid mit 10 schon verlobt?“ fragte Hotaru ungläubig, mit einem Seitenblick auf Mikan, die dastand wie bestellt und nicht abgeholt. „Das haben unsere Eltern arrangiert, als wir noch Babys waren!“ sagte Natsume leicht zerknirscht und versuchte Mary abzuschütteln, die sich an seinem Arm festhielt. „Eine arrangierte Heirat? Sowas gibt’s noch?“ fragte Luca. Mikan war immer noch total geschockt. Natsume war verlobt! Warum hatte er ihr das nie gesagt? Aus irgendeinem Grund hasste sie diesen Gedanken! Sie hasste es, zu sehen wie Mary an Natsumes Arm hing! Sie hasste es, wenn sie so redete! „Tja!“ sagte Mary. „Da Natsume sich sowieso nie verlieben wird, ist eine arrangierte Heirat vielleicht ja das Beste!“ Sie lachte. Bamm! Ein Stich in Mikans Herz. Ein kleiner nur, aber mitten hinein. „Du weißt also, dass er dich nicht liebt?“ fragte Luca. „Schon!“ sagte Mary. „Aber solange er niemanden anders liebt, bin ich ja schon etwas Besonderes für ihn! Immerhin werden wir heiraten!“ Stich Nummer zwei. Mikan fühlte sich ziemlich elend. Warum konnte sie sich nicht einfach für Natsume freuen? „Halt den Rand Mary!“ zischte Natsume. Er sah, dass Mikan ziemlich bedrückt war. „Ich wollte diese Verlobung nie!“ sagte er. „Lass mich in Ruhe!“ „Na, na!“ sagte Mary. „Das werden deine Eltern aber nicht gern hören, Natsume! Immerhin wollen sie diese Hochzeit doch so gerne!“ Natsume biss sich auf die Lippen. Mikan ertrug die ganze Sache nicht mehr. Sie ging aus dem Klassenzimmer heraus. „Gott, was war das denn für eine?“ lachte Mary. „Natsume, du hast echt dämliche Klassenkameraden!“ Natsume war wütend. Sehr wütend. Doch er konnte nichts machen. „Mikan ist nicht dämlich!“ fuhr Hotaru sie an. „Die einzige, die hier dämlich ist, bist du, du arrogantes Miststück!“ Mary klappte die Kinnlade herunter. „Hast du das gehört, Natsume? Los, mach was! Steck ihre Haare in Flammen oder sonst was!“ „Warum sollte ich?“ knurrte Natsume. „Weil ich deine Verlobte bin! Du musst mich verteidigen!“ „Sagt wer?“ fragte Natsume und setzte sich zurück auf seinen Platz. Mikan machte ihm im Moment mehr Sorgen. Mikan war in ihrem Zimmer. Sie saß auf dem Bett und weinte ein bisschen. Verlobte! Verlobte! Dieses eingebildete, aber hübsche Mädchen würde Natsume heiraten. Somit war Mary praktisch auch seine Freundin. Und zwar für den Rest seines Lebens, unauflösbar. Es war so hoffnungslos. Natsume war praktisch VERHEIRATET! Mikan wälzte sich auf dem Bett hin und her. Ihr Gefühl von gestern, dass alles gut werden würde, hatte sich verflüchtigt. Verlobte, Verlobte...das Wort hallte immer und immer wieder in ihrem Kopf. Es klopfte an ihrer Tür. Draußen stand Natsume. Er setzte sich neben Mikan. „Ich hab sie abgehängt!“ sagte er nur. „Hm!“ sagte Mikan. „Tut mir Leid!“ Natsume sah auch nicht sonderlich glücklich aus. „Du hättest es mir sagen sollen!“ erwiderte Mikan. „Und was hätte das gebracht?“ „Ich hätte vielleicht nicht dagestanden wie der letzte Trottel!“ sagte Mikan und lächelte gequält. „Sie ist wirklich hübsch!“ „Na und?“ erwiderte Natsume gereizt. „Das interessiert mich nicht! Ich klär das irgendwie, okay?“ Mikan nickte, schien aber nicht überzeugt zu sein. „Es ist wegen deinen Eltern oder? Du willst sie nicht enttäuschen!“ Natsume antwortete nicht. Er gab Mikan einen Kuss. „Ich hab gesagt ich klär das!“ sagte er. „Versprochen!“ „Hier steckst du!“ Mary stand in der Tür. „Was hockst du hier bei der Dumpfnuss? Ich such dich schon!“ „Die Dumpfnuss heißt Mikan!“ fuhr Natsume sie an. Dann drängelte er sich an ihr vorbei auf den Flur. Mary folgte ihm schmollend. Man spürte langsam, dass es Herbst wurde. Es wurde immer kälter, die Schüler trugen längst wieder ihre Winteruniform. „Übermorgen ist das Erntedankfest!“ sagte Tobita zu Mikan, als die beiden den Gang entlang gingen. Wie wird das hier gefeiert?“ fragte Mikan neugierig. „Naja, wir essen alle zusammen Eintopf!“ antwortete Tobita. „Und die Jungen fragen ein Mädchen, das sie gerne haben, ob es sie begleiten will. Die Pärchen tanzen dann. Es sieht toll aus! Und um Mitternacht kann man sich dann entscheiden, ob man sich küsst oder nicht!“ „Schon wieder!“ sagte Mikan. „Warum machen die hier auf der Academy soviel Ausgeh- und Pärchensachen?“ Tobita lachte. „Ich weiß es nicht!“ Mikan dachte an Natsume. Dann dachte sie an Mary. Warum musste Mary aufgetaucht sein? In der Klasse wurde schon etwas herumgefragt. Luca hatte Hotaru sofort gefragt, sodass sie Shoda-Sempai leicht abwimmeln konnte. Mikan war fast neidisch auf die beiden. Mikan wimmelte ebenfalls ein paar Einladungen ab. Sie hatte keine Lust auf das Fest. Sie würde vielleicht nicht hingehen. „Also Natsume, du gehst mit mir, ist ja wohl klar!“ sagte Mary, als ein paar Mädchen um ihn herumstanden, die vielleicht auf eine Einladung hofften. „Und was, wenn ich nicht will?“ fragte Natsume und sah zu Mikan. „Ich bin deiner Verlobte! Du musst mit mir gehen!“ erwiderte Mary. ‚Warum? Warum musste sie hier auftauchen?’ dachte Natsume. ‚Sie macht alles kaputt!’ „Mikan?“ Masahi stand vor ihr. „Würdest du mit mir zu dem Fest gehen?“ Mikan dachte nach. „Ja...okay...warum nicht...“ sagte sie dann. „Danke!“ sagte Masahi und lächelte. Mikan versuchte zurückzulächeln. „Herrje, das kann man ja nicht mit ansehen!“ sagte Hotaru am Abend des Festes zu Mikan. „Jetzt guck nicht so geknickt! Wenigstens aus Höflichkeit Masahi gegenüber!“ Mikan nickte. „Okay!“ Luca holte Hotaru ab. Er gab ihr einen Kuss auf die Wange und die beiden verschwanden nach draußen. Mikans aufgesetztes Lächeln fiel sofort wieder von ihrem Gesicht. Schließlich kam Masahi. „Gehen wir?“ fragte er und lächelte sie an. Mikan nahm sich vor, sich zusammenzureißen und lächelte zurück. „Ja, gerne!“ sagte sie dann. Draußen war der Festplatz schon ziemlich voll. In der Mitte stand ein großer Topf mit dem Eintopf, in den noch die letzten Zutaten hineingegeben wurden. Um den Topf herum waren viele Bänke und Tische aufgestellt. Mikan setzte sich mit Masahi, Hotaru und Luca, Tobita und Nonoko und Natsume und Mary an einen Tisch. Sie fing kurz Natsumes Blick ein. Beim Eintopfessen erzählte Mary von den lustigen Erlebnissen, die sie und Natsume in ihrer „Kindheit“ erlebt hatten. ‚Blöde Kuh!’ dachte Mikan. ‚Halt die Klappe!’ Nach dem Essen verkündete Narumi den Beginn des Tanzes. Alle tanzten den ganzen Abend, bis den ersten die Füße weh taten. Schließlich war es Mitternacht. Man konnte sich aussuchen, ob man sich küssen wollte oder nicht. Masahi und Mikan hatten schon vorher vereinbart, dass sie sich nicht küssen würden (beziehungsweise Masahi hatte Mikans Gefühle akzeptiert) und so verabschiedeten sich die beiden, ebenso wie einige andere Pärchen. Luca und Hotaru küssten sich zum ersten Mal richtig. Auch Mary versuchte, Natsume zu küssen, doch dieser wehrte ab. „Hey, ich bin deine Verlobte!“ empörte sich Mary. „Na und?“ erwiderte Natsume. „Man kann es sich aussuchen!“ „Aber Verlobte MÜSSEN sich doch küssen!“ sagte Mary und versuchte es noch einmal, doch Natsume stieß sie weg (nicht zu heftig) und rannte in den Wald hinein. Mary folgte ihm. Natsume setzte sich etwas abseits vom platz ins Gras. Er würde niemanden außer Mikan küssen. Mikan beschloss unterdessen, den beiden ebenfalls zu folgen. „Hey, warte doch mal!“ rief Mary und erreichte Natsume schließlich. „Du kannst als Verlobter nicht einfach nein sagen!“ „Ich liebe dich nicht!“ erwiderte Natsume trocken. „Verschwinde!“ „Wie redest du denn mit mir? Warum bist du immer so unfreundlich?“ fragte Mary. „Ich akzeptiere unsere Verlobung nicht!“ sagte Natsume. „Was denkst du dir eigentlich, hier aufzutauchen? Geh zurück nach Hause!“ Mary bebte vor Wut. „Du warst schon immer ein kalter Fisch, aber du hast unsere Verlobung hingenommen! Also tu das gefälligst auch jetzt!“ Mikan trat hinter einem Baum hervor. „Hey ihr beiden! Kommt ihr noch mal wieder? Die anderen...ähm...suchen euch schon!“ „Oh ja klar!“ sagte Mary gereizt. „Hast du nichts anderes zu tun als anderen Leuten hinterher zu spionieren? Mach dich vom Acker, hässliche Kuh!“ Ehe sie sich versah, hatte Mikan ihr eine Ohrfeige gegeben. „Du arrogante Ziege! Lass deinen Beziehungsstress gefälligst nicht an anderen aus!“ „Bist du irre? Kümmer dich um deinen eigenen Kram!“ fauchte Mary sie an und schon bald lagen beide am Boden und rangelten miteinander. Eine kleine Flamme direkt zwischen ihren Gesichtern stoppte sie schließlich. „Ihr benehmt euch wie Kleinkinder!“ sagte Natsume. „Aber was geht sie das an?“ fragte Mary aufgebracht. „Sie soll sich da einfach raushalten!“ „Das geht sie mehr an, als du glaubst!“ erwiderte Natsume. Mary sah ihn verwirrt an. „Mary, ich will dass wir die Verlobung auflösen!“ sagte Natsume. „WAS? Das geht nicht! Ich liebe dich doch! Und was würden deine Eltern erst dazu sagen!“ „Die müssen das halt akzeptieren!“ sagte Natsume. „Es geht nicht mehr!“ „Aber WARUM? Warum jetzt?“ Mary war nun ziemlich hysterisch. Natsume zog Mikan zu sich heran und küsste sie auf die Stirn. Das Herz schlug Mikan bis zum Hals. Sie sah Mary nicht an. Mary war zur Salzsäule erstarrt. „Was?“ schrie sie fassungslos. „Du und diese...hässliche Ziege? Diese Dumpfnuss? W-Was hast du letztens in ihrem Zimmer gemacht, bevor ich reinkam? Und...“ Mary war sichtlich komplett aus der Fassung geraten. Sie fand nicht die richtigen Worte. „Jaja!“ sagte Natsume gelangweilt. „Gehst du jetzt bitte?“ Mary biss sich auf die Lippen. „Das wird dir noch Leid tun!“ zischte sie zu Mikan. ‚Das war ja klar!’ dachte Mikan. ‚Jetzt ist es plötzlich meine Schuld!’ „Spar dir deine Drohungen!“ fuhr Natsume Mary an. Dann nahm er Mikan an der Hand und zog sie zurück zum Fest, beziehungsweise zu dem, was noch übrig war. Die meisten waren schon gegangen, einige tanzten noch oder saßen im Gras. Mikan spürte, dass sie müde war. Es war fast halb eins. „Wir sollten zurück gehen!“ sagte Natsume. Mikan nickte. Sie taumelte schon vor Müdigkeit. Als Mikan an diesem Abend (beziehungsweise an diesem Morgen) ins Bett fiel, schlief sie trotz der Müdigkeit nicht sofort ein. Sie überlegte, ob das, was sich heute Abend zugetragen hatte, positiv oder negativ gewesen sei. Mary sah sie nun als Feindin. Doch vielleicht hatte sie dafür umso mehr gewonnen. Ende Kapitel 11 Kapitel 12: Romeo and Juliet ---------------------------- >>We're not Romeo, we're not Juliet. How long does it take to fill this emptiness?<< (Not Romeo, not Juliet ~ Bryan Adams) Kapitel 12 ~ Romeo and Juliet Der nächste Morgen war grausam. Mikan war viel zu spät ins Bett gekommen und dementsprechend müde. Sie hatte zur ersten Stunde und schlief fast auf dem Tisch ein. Jinno erinnerte sie jedoch daran, wo sie sich befand. Dazu fing sie andauernd extrem unfreundliche Blicke von Mary ein. Allgemein fühlte sie sich an diesem Morgen nicht besonders gut. Immer wieder fielen ihr die Augen zu und Hotaru musste sie ein paar Mal wieder aufwecken, indem sie an ihren Kopf schnipste. „Mikan, jetzt reiß dich mal zusammen!“ fuhr Hotaru sie an. „Wir sind gestern alle zu spät ins Bett gekommen!“ Mikan sah sich um. Alle Gesichter waren müde und unausgeschlafen und einige waren genau wie sie kurz davor, im Sitzen einzuschlafen. Sogar Natsume und Luca sahen etwas mitgenommen aus. Mikan wunderte es, dass sie überhaupt erschienen waren. In der zweiten Stunde hatten sie Narumi. Quietschfidel wie immer kam er ins Klassenzimmer. „Guten Morgen meine Lieben!“ sagte er und strahlte. „Können Sie uns verraten, was an diesem Morgen gut sein soll?“ warf ein Schüler ein. „Aber natürlich!“ erwiderte Narumi. „Unsere Klasse wurde auserwählt, bei der Weihnachtsfeier in drei Monaten ein Theaterstück aufzuführen!“ Allgemeines Stöhnen in der Klasse. Niemand hatte Lust. „Ich freu mich, dass ihr so begeistert seid!“ fuhr Narumi fort. „Wir werden Romeo und Julia aufführen!“ Noch größeres Stöhnen. Viel Text, kompliziert, unerwünschte Kussszenen. „Also!“ fuhr Naru unbeirrt fort. „Hier habe ich zwei Beutel. Die Jungen ziehen aus diesem Beutel, die Mädchen aus diesem! Dann erfahrt ihr, welche Rolle ihr habt.“ Langsam schlurften alle nach vorne, immer darauf hoffend bloß nicht die Hauptrolle zu ziehen. Auch Mikan hatte diese Hoffnung. Wie groß war schon die Chance auf die Hauptrolle? Sie war minimal. ‚Lass mich ein Baum sein, lass mich ein Baum sein!’ flehte sie. ‚Ein ganz normaler, einfacher Baum, der nichts tut, als blöd herumzustehen!’ Sie zog einen Zettel aus dem Beutel, faltete ihn auseinander und warf einen Blick darauf. Julia! JULIA! Viel Text, kompliziert, unerwünschte Kussszenen mit Romeo. Schlimmer konnte es gar nicht mehr kommen. Mikan ließ sich entmutigt auf ihren Platz zurücksinken. Hotaru war ein einfacher Ballgast, sie hatte nicht einmal Text. Mary war Julias Amme, was sie keinesfalls freute. Natsume war Tybalt, Luca war Mercutio. ‚Wer ist bloß Romeo?’ fragte Mikan sich und ließ ihren Blick durch die Klasse wandern. Masahi kam auf sie zu. „Hey Julia!“ sagte er. „Mein Name ist Romeo!“ Mikan lächelte. Masahi! Gott sei Dank! „Also!“ fuhr Narumi fort. „Ich werde euch nun die Geschichte erklären: In der Stadt Verona leben zwei verfeindete Familien, die Montagues und die Capulets. Romeo, der einzige Sohn der Montagues, verliebt sich auf einem Maskenball in Julia, die einzige Tochter der Capulets. Die Familien wissen nichts davon. Julias Cousin Tybalt tötet Romeos besten Freund Mercutio.“ Natsume und Luca sahen einander an. „Romeo wird darüber so wütend, dass er Tybalt tötet. Er wird daraufhin verbannt und darf Verona nie wieder betreten! Julia sieht keinen Ausweg mehr und besorgt sich ein Gift, dass ihren eigenen Tod vortäuscht! Romeo jedoch denkt, dass Julia wirklich tot ist und bringt sich um. Als Julia erwacht und Romeo tot vorfindet, begeht auch sie Selbstmord. Die beiden Familien versöhnen sich am Grab ihrer Kinder!“ Narumi sah zufrieden, dass die gesamte Klasse aufmerksam zugehört hatte. Die meisten fanden die Geschichte spannend oder traurig, oder beides. Auch Mikan war beeindruckt. Sie hatte die genaue Geschichte nie gekannt. Es würde sicher nicht leicht werden, das alles zu spielen. Mikan erwischte sich dabei, wie sie sich vorstellte, dass Julia sich in Tybalt verliebte. Ärgerlich schüttelte sie den Kopf. ‚Spinn nicht rum, Mikan!’ dachte sie. ‚Tybalt ist doch ihr Cousin!’ „Sieht aus, als müsste ich dich umbringen!“ sagte Natsume zu Luca. Luca nickte. „Und Masahi bringt dich um!“ „Dämliches Spiel!“ zischte Natsume. „Dämliche Geschichte!“ Nachdem Narumi die Textbücher verteilt hatte, entließ er die Schüler. „In der nächsten Zeit wird öfters Unterricht ausfallen, damit ihr eure Texte lernen könnt!“ hatte er gesagt. Das wiederum empfanden alle als eine sehr gute Nachricht. Mikan blätterte das Textbuch öfters durch. Einige Stellen verstand sie wegen der komplizierten Sprache nicht. Sie nahm sich vor, Narumi zu fragen, was diese Stellen bedeuteten. Am nächsten Tag konnten wie befürchtet die meisten nicht einen einzigen Satz. „Sensei, warum führen wir schon in drei Monaten auf? Können wir nicht wenigstens den text kürzen oder umschreiben? Die Zeit reicht überhaupt nicht!“ warf ein Schüler ein. „Ihr müsst das Stück einfach ernster nehmen!“ sagte Narumi. „Immerhin kommen eure Verwandten zur Aufführung!“ Das hatte niemand gewusst. Die meisten freuten sich sehr, ihre Verwandten endlich einmal wiederzusehen. „Da staunt ihr, was?“ fragte Narumi. „Die Schule hat diesen Besuch genehmigt, und dann auch noch zu Weihnachten!“ In Mikan rief diese Ankündigung nur schlechte Gefühle wach. Sie musste wieder an Jii-chan denken und ihr stiegen Tränen in die Augen. Sie würde sich trotzdem anstrengen. Sie würde sich anstrengen, als würde Jii-chan im Publikum sitzen. Vielleicht würde er ja vom Himmel aus zusehen. In der Pause traf Mikan sich mit Keiko. Keiko wollte ihr endlich Mio-chan vorstellen. Mikan hatte schon so viel von ihr gehört. In erster Linie, dass Mio-chan sich von niemandem einschüchtern ließ, immer ihre Meinung sagte und manchmal etwas taktlos war. Auch nachdem ihr genau diese Eigenschaften zum Verhängnis geworden waren, hatte sie sich nicht verändert (jedenfalls nach dem was Keiko erzählt hatte) und das fand Mikan irgendwie schon beneidenswert. Mikan hatte Mio noch nie wirklich aus der Nähe gesehen. Die Brandnarben im Gesicht, an Armen und Beinen waren ihr natürlich schon aufgefallen, aber sie hatte nie genau auf den Rest geachtet. Keikos Gesicht war eigentlich recht hübsch, sah man von eben diesen Narben ab. Sie hatte große braune Augen und eine gerade Nase. Natürlich war das Gesicht durch den Zwischenfall ein wenig „verformt“, strahlte aber dennoch eine natürliche Schönheit aus. Mio trug immer Perücken, ihre Haarwurzeln waren verbrannt. Es kam des Öfteren vor, dass sie hin und wieder die Frisur wechselte, mehrmals am Tag. Nun stand Mikan ihr endlich gegenüber. „Hallo!“ sagte sie freundlich. „Hi!“ sagte Mio. “Keiko-chan hat schon viel von dir erzählt!“ Mikan nickte. „Ich hab auch schon viel von dir gehört!“ Mio lachte. „Ich hoffe nur Gutes!“ Keiko biss sich auf die Lippe. Sie schien Mio verschwiegen zu haben, dass Mikan den Grund ihrer Narben kannte. „Überwiegend!“ sagte Mikan. Mio ging nicht weiter darauf ein. Die drei setzten sich ins Gras. „Oh Mann, das Wetter! Es wird immer kälter. Vor einem Monat war es noch so schön warm, verdammter Herbst!“ Mikan fiel auf, dass Mio ziemlich viel redete, sie redete wie ein Wasserfall. Darin jedoch war auch sie nicht schlecht und so unterhielt sie sich ziemlich viel mit Mio-chan, wobei Keiko eher verschwiegen war und selten mal einen Satz einwarf. „Macht ihr was für die Weihnachtsfeier?“ fragte Mikan. „Nee!“ sagte Mio. „Es gibt einige Klassen, die nichts machen! Aber ich hab gehört, Natsumes Klasse führt ein Theaterstück vor!“ Sie lachte schadenfroh. „Erinner mich nicht daran!“ seufzte Mikan. „Ich hab die Hauptrolle!“ Mio sah sie überrascht an. „Du bist in Natsumes Klasse?“ Mikan war etwas perplex. Keiko schien ihr mehr verschwiegen zu haben, als sie bisher angenommen hatte. „Äh...ja!“ sagte Mikan nur. „Siehst aber noch ganz gesund aus!“ lachte Mio. Mikan zwang sich, nichts zu sagen. ‚Themawechsel Mikan, Themawechsel!’ „Übrigens, Keiko-chan hab ich dir schon erzählt, dass Hotaru jetzt mit Luca zusammen ist?“ Keiko sah sie überrascht an. „Nein, hast du nicht! Luca ist doch dieser Blonde, oder?“ Mikan nickte. „Sie hat ihn nach dem Erntedankfest gefragt!“ Mio war etwas perplex. „Wer ist Hotaru und wer ist Luca?“ „Hotaru ist meine allerbeste Freundin!“ strahlte Mikan. „Sie hat ein Erfinder-Alice, sie ist so toll!“ „Jaja, komm mal nicht ins Schwärmen!“ lachte Mio. „Ich glaub ich weiß wen du meinst! Und mit wem ist sie zusammen?“ „Luca!“ sagte Mikan und zeigte auf ihn. Er stand mit Natsume etwa hundert Meter von ihnen entfernt. „Hm!“ machte Mio. „Er ist wirklich nett!“ sagte Mikan. „Eigentlich ist er ganz anders als Natsume!“ „Ich glaub dir ja, reg dich ab!“ lachte Mio. Mikan lächelte. „Also dann, ich muss los!“ sagte sie. „Ist gut, wir sehen uns, Mikan-chan!“ Mikan verabschiedete sich und rannte zu Natsume und Luca. Mio sah ihr misstrauisch hinterher. „Hey ihr beiden, habt ihr Hotaru gesehen?“ „Sie war eben noch im Klassenzimmer!“ antwortete Luca. Natsume fing einen kurzen Blick von Mio-chan ein. „Gut, dann seh ich mal da nach, danke!“ sagte Mikan und hüpfte in Richtung Klassenzimmer. „Hotaruuu!“ sagte Mikan fröhlich und wollte sie umarmen. „Mach’s kurz, Dummchen!“ erwiderte Hotaru und attackierte Mikan mit ihrer Deppenwumme. Mikan rieb sich den Kopf. „Ich hab Mio-chan kennen gelernt!“ sagte sie. „Und?“ fragte Hotaru. „Wie ist sie?“ „Sie ist sehr nett!“ antwortete Mikan und lächelte. „Sie redet noch mehr als ich! Und mit ist aufgefallen, dass sie eigentlich ganz hübsch ist, wenn diese Narben nicht wären und...“ Hotaru hielt ihr den Mund zu. „Du hast aber nicht vergessen, woher diese Narben kommen, oder?“ Mikan verstand nicht, worauf Hotaru hinauswollte. „Du kannst nicht zwischen zwei Seiten hin und her hüpfen wie ein Pingpongball, Dummchen! Pass ein bisschen auf, was du tust!“ Mikan nickte. „Ja, okay...aber Mio-chan ist wirklich nett!“ „Komm jetzt, die Proben fangen an!“ würgte Hotaru sie ab. Mikan freute sich auf die Proben. Narumi hatte ihnen ein paar Szenen zum Lernen aufgegeben. Mikan hatte sie alle gelernt, so gut es ging. Jedoch war die Balkonszene dabei, die Szene, in der Romeo und Julia sich küssten. Mikan wollte sie nicht spielen. Sie hatte nichts gegen Masahi, aber sie wollte ihn nicht küssen. Er war ein Freund, mehr nicht. Leider wollte Narumi gerade diese Szene spielen. „Nur Romeo und Julia bitte auf die Bühne!“ sagte er. „Die anderen bleiben bitte im Zuschauerbereich und schauen sich an, was man noch verbessern könnte.“ Mikan versank fast im Erdboden. Masahi küssen! Vor der ganzen Klasse! ‚Augen zu und durch, Mikan!’ Mikan stellte sich auf den „Balkon“, eine aus Pappe gebaute Konstruktion mit einer Treppe dahinter. Sie musste in dieser Szene nicht viel sagen. Nachdem Romeo einen ziemlich komplizierten Text aufgesagt hatte (irgendwas mit: „Sündig sind meine Lippen...“), sollte er Julia küssen. Mikan tat einfach nichts. Masahi gab ihr schnell einen Kuss. „Stooopp!“ rief Narumi und wedelte stolz mit seinem Megaphon herum. „Länger, Leute! Das war ja gerade mal ein Küsschen.“ Natsume warf Narumi einen ärgerlichen Blick zu. Also spielten sie die Szene noch ganze vier Mal, aus verschiedenen Gründen, die Technik war nicht in Ordnung, zu kurz, zu lang, zu emotionslos... „Noch einmal!“ „Sensei, das war jetzt okay!“ sagte Natsume ärgerlich. „Aber schau doch Natsume, das sieht wirklich nicht sehr shakespearwürdig aus!“ erwiderte Narumi. „Die müssen dann eben bei der Aufführung improvisieren! Machen wir jetzt endlich die nächste Szene?“ Natsume war wirklich wütend. Narumi lächelte. „Also schön! Dann bitte die Szene, in der Tybalt Mercutio tötet!“ Nachdem Natsume Luca ein paar Mal umgebracht hatte, beendete Narumi den Unterricht für heute. „Hast du dich wieder abgeregt?“ fragte er Natsume. Dieser antwortete nicht, er ging einfach aus dem Probenraum. „Er könnte sich ruhig mehr zusammenreißen!“ sagte Narumi und seufzte. „Warum sollte er?“ warf Mary ein. „Seine Eltern kommen eh nicht zur Aufführung!“ „Was?“ sagte Mikan erstaunt. „Mit dir redet niemand!“ fuhr Mary sie an. „Aber er könnte sich wenigstens für MEINE Eltern anstrengen! Immerhin heiraten wir ja...“ Mikan warf ihr einen ärgerlichen Blick zu und verließ dann den Probenraum. „Wie fühlt es sich an, zu sterben?“ fragte Hotaru Luca und gab ihm einen Kuss. Luca lächelte. „Gar nicht so schlimm wie ich immer dachte!“ „Naja, ist schon grausam mit einem Papierschwert erstochen zu werden!“ überlegte Hotaru. „Also bitte!“ warf Narumi ein. „Das ist kein Papier, das ist ganz edle Pappe!“ Dann mussten alle drei lachen. Hotaru und Luca verließen nun ebenfalls den Raum, genauso wie die meisten anderen auch. Nonoko und Anna kamen auf Narumi zu. „Sensei, meinen Sie nicht es wäre besser, die Rollen neu zu verteilen?“ Narumi schüttelte den Kopf. „Wir sind doch nicht mehr im Kindergarten. Alle haben sich mit dem, was sie sind, beziehungsweise dem, was sie nicht sind, abzufinden. Das ist so!“ Anna nickte. „Nagut!“ „So, und jetzt hopp! Wir sehen uns morgen!“ sagte Narumi und lächelte. Mikan hatte Natsume inzwischen eingeholt. „Alles okay?“ fragte sie. „Das Stück ist bescheuert. Sieh es dir doch mal an! Eine blödere Geschichte gibt’s doch gar nicht!“ knurrte Natsume. „Ich finde die Geschichte toll!“ sagte Mikan und lächelte. „Und traurig!“ „War ja klar, dass Mädchen darauf abfahren!“ erwiderte Natsume. Mikan sah ihn ärgerlich an. „Was soll das denn heißen?“ „Ihr habt doch sonen Romantik-Fimmel!“ „Ja, vielleicht...“ sagte Mikan. „Aber komm schon, es ist doch beeindruckend!“ „Ach, Masahi zu küssen ist beeindruckend?“ fragte Natsume. „Das ist dein Problem?“ Mikan verstand es nicht. Es war doch nur ein Theaterstück und sie war eben Julia und Masahi war Romeo. Ende. Das war doch alles nur gespielt. Okay, sie hatten es heute ungefähr fünf Mal gespielt, aber es war und blieb das Stück. „Das ist doch nur ein Theaterstück!“ sagte Mikan ärgerlich. Natsume antwortete nicht darauf. „Willst du Julia spielen?“ fragte er stattdessen. Mikan dachte nach. „Anfangs nicht. Es ist eine Menge Text, den ich zum Großteil nicht mal verstehe...aber inzwischen will ich Julia spielen, ja. Weil ich glaube, dass es Spaß machen wird, wenn man das Ganze nicht allzu verbissen sieht. Ich werde mich anstrengen, um Jii-chan stolz zu machen, auch wenn er nicht persönlich da sein kann! Meinst du nicht, du solltest auch so spielen, als wenn deine Eltern dich sehen könnten?“ Natsume dachte nach. „Vielleicht!“ sagte er. „Ich seh’s bloß nicht so gerne, wenn...“ Mikan nickte. „Das nächste Mal spiele ich so gut, dass wir in einem Durchlauf fertig sind! Du wirst sehen! Ich werde die beste Julia sein, die die Welt je gesehen hat!“ „Jetzt übertreib mal nicht!“ sagte Natsume. „Es gibt bestimmt Leute, die tausend Mal bessere Julias abgeben!“ Mikan sah ihn ärgerlich an. Ihre Motivation war soeben wieder gesunken. „Aber...“ sagte Natsume. „Das macht nichts. Du bist schon...eine gute Julia!“ Mikan sah ihn erstaunt an. Das war das erste Mal, dass Natsume ihr ein Kompliment gemacht hatte. „Also schön!“ sagte er schließlich. „Dann lass ich mich eben einmal von Masahi abstechen! Kommst du?“ Sie nickte und folgte ihm wieder zurück zur Schule. Es waren simple Worte gewesen und doch glühte ihr Gesicht ein wenig. Ende Kapitel 12 Aua meine Finger. Dieses Kapitel hat sich echt hingezogen. Also nicht von der Länge her sondern weil die Geschichte immer wieder hakte und ich keine Ideen mehr hatte. Hoffe das nächste schreibt sich wieder flüssiger^^ Nochmal danke für über 50 Kommentare. Ihr seid die besten *knuddel* Kapitel 13: Angst um Mikan -------------------------- >>Without you I just can't find my way... In a perfect world, this could never happen In a perfect world, You'd still be here...<< (Perfect World ~ Simple Plan) Kapitel 13 ~ Angst um Mikan Mikan wälzte sich im Bett hin und her. Sie konnte nicht schlafen. Es war draußen erstaunlich warm. Schlief sie ohne Bettdecke war ihr zu kalt, schlief sie mit war ihr zu warm. Sie hatte Durst aber keine Lust aufzustehen. Sie war kein bisschen müde. Es war zum Verrücktwerden. Schließlich raffte sie sich doch auf, ging zum Waschraum und trank etwas. Wieder in ihrem Zimmer sah sie aus dem Fenster. Sie entschied, noch ein wenig nach draußen zu gehen. Dort war es zwar auch warm, jedoch wehte ein angenehmer Wind. Sie setzte sich auf die Bank. Sie bemerkte nicht, dass jemand hinter ihr stand und langsam näher kam. Mikan dachte an Jii-chan. Plötzlich fröstelte sie. Sie war zu sehr mit ihren Gedanken beschäftigt, um zu bemerken, dass die Gestalt nun nur noch ein paar Zentimeter von ihr entfernt stand, direkt hinter ihr. Es ging sehr schnell. Ihr wurde von hinten ein Tuch auf den Mund gedrückt. Mikan wurde schwindelig, dann schwarz vor Augen. Am nächsten Morgen bemerkte Hotaru beim Frühstück, dass Mikan fehlte. Auch Luca, Natsume, Tobita, Anna und Nonoko hatten sie seit gestern nicht mehr gesehen. Hotaru stand von ihrem Platz auf und ging zu Mikans Zimmer. Auf ihr Klopfen hin reagierte niemand. Hotaru probierte es einige Zeit lang, bis sie schließlich einfach hinein ging. Mikan war nicht in ihrem Zimmer. Hotaru suchte im Labor, im Klassenraum, im Probenraum, im Innenhof, im Nordwald und am See. Mikan war unauffindbar. Schließlich meldete sie es Narumi. Dieser benutze den Computer, um anhand ihres Ausweises Mikans Standpunkt auszumachen. Der Ausweis befand sich noch im Schulgebäude. Als Hotaru jedoch an besagter Stelle ankam, fand sie nichts weiter als den Ausweis. Seine Besitzerin blieb verschwunden. Inzwischen waren auch Mikans andere Freunde im Lehrerzimmer angekommen. „Könnte ihr etwas passiert sein?“ fragte Nonoko besorgt. Narumi sah ebenfalls bedrückt aus. „Ich weiß es nicht!“ „Vielleicht ist sie entführt worden!“ warf Anna erschrocken ein. „Im Schulgebäude? So ein Blödsinn!“ erwiderte Natsume, doch es schien, dass er selbst nicht von seinen Worten überzeugt war. „Hat sie irgendetwas dabei, womit wir mit ihr Kontakt aufnehmen könnten wie letztes Mal?“ fragte Narumi. „Wie diese Pandaöhrchen?“ Hotaru schüttelte den Kopf. „Wir suchen einfach das ganze Schulgelände ab!“ sagte Natsume. „Wir teilen uns auf!“ Damit waren alle einverstanden. Als die Sonne unterging waren alle kaputt, doch Mikan war und blieb verschwunden. Langsam machten sich alle große Sorgen. „Wer hat gestern zuletzt mit ihr gesprochen?“ fragte Tobita. „Das war ich, glaube ich!“ antwortete Hotaru. „Kurz bevor wir ins Bett gegangen sind!“ „Und dann ist Mikan in ihr Zimmer gegangen?“ Hotaru nickte. Narumi kam auf sie zugerannt. Er schien ziemlich aufgebracht zu sein. Keuchend kam er an. „Ein Loch...“ „Ein Loch?“ fragte Luca. Narumi nickte. „Ein Loch...da ist ein Loch in der Schulmauer!“ Mikan öffnete vorsichtig die Augen. Sie war immer noch etwas benebelt. Um sie herum roch es nach Holz. Ihre Schulter schmerzte, als wäre sie darauf gefallen. Sie versuchte, sich zu bewegen, doch anscheinend war sie gefesselt. Sie sah sich um. Um sie herum lagen Holzscheite, sie schien in einer Art Hütte zu sein. Mikan hörte Stimmen, doch sie konnte sie nicht orten, ihr Kopf war noch nicht ganz frei. „Hey, sie ist wach!“ sagte eine Stimme. Mikan richtete sich vorsichtig auf. Vor ihr stand ein großer, kräftiger Mann mit Glatze und Sonnenbrille. „Wer sind Sie?“ fragte Mikan. Dann fiel ihr auf, dass im Hintergrund noch zwei weitere Männer an einem Tisch saßen. „Wir sind niemand!“ sagte der Mann. „Niemand der dich interessieren sollte! Das Einzige, das du wissen musst ist, dass wir dich entführt haben!“ „Sind Sie von der Anti-Alice-Organisation?“ fragte Mikan erschrocken. „Von der was? Nein, ich denke nicht!“ lachte der Mann. „Was wollen Sie von mir? Ich habe kein Alice, dass sie gebrauchen könnten!“ „Wir scheißen auf dein Alice!“ sagte der Mann ärgerlich. „Ihr verdammten Alice-Schüler kotzt mich an! Ich will Geld! Viel Geld! Und die Academy wird es mir geben, solange ich dich habe!“ Mikan biss sich auf die Lippe. Sie war eine Lösegeld-Geisel. „Und außerdem will ich Rache!“ sagte der Mann. „WIR wollen Rache!“ „Wofür?“ fragte Mikan überrascht. „Die Academy hält sich für etwas besseres! Wir sind nur der Abschaum, der Pöbel, der mit den Eliteschülern und ihren tollen Fähigkeiten nicht mithalten kann! Wir alle wollten auf die Academy, als wir Kinder waren!“ Er zeigte auf die anderen beiden Männer am Tisch, die zustimmend nickten. „Einer unserer besten Freunde war dort, und wir wollten bei ihm sein! Aber...sie ließen uns nicht hinein, wir durften ihn nicht einmal besuchen, nur weil wir keine so tolle Gabe hatten!“ Der Mann ballte die Hand zu einer Faust. Mikan konnte den Mann plötzlich verstehen. Hätte sie kein Alice gehabt, hätte sie Hotaru auch nie wieder gesehen... „Nach seinem Schulabschluss...“ fuhr der Mann fort. „...sind wir ihn besuchen gegangen! Doch er wollte nichts mehr von uns wissen! Die Academy hatte ihm beigebracht, dass wir ohne Alice nichts als Dreck seien, mit dem er sich nicht abzugeben brauchte! Die Academy macht aus Menschen Monster! Und deshalb wollen wir Rache!“ Aus Menschen Monster? War das so? Wurden alle Schüler der Academy früher oder später zu arroganten, kaltherzigen Menschen? Mikan wollte es nicht glauben. Was war mit Narumi-Sensei? Er war doch nicht so. Sie schüttelte den Kopf. „Das stimmt nicht!“ sagte sie ärgerlich. „Nicht alle Menschen werden so! Dann...dann war Ihr Freund vielleicht einfach leicht zu beeinflussen!“ „Willst du sagen, er war schwach?“ knurrte der Mann. Mikan schüttelte den kopf. „Schwach vielleicht nicht. Aber man vergisst seine Freunde nicht! Vielleicht hat Ihrem Freund nie etwas an der Freundschaft gelegen!“ „Du kleines...“ knurrte der Mann. Mikan presste die Lippen zusammen. Hier konnte sie niemand beschützen. Sie durfte nicht so große Töne spucken. „Weißt du was?“ fragte der Mann. „Ein viel größerer Schock für die Academy wird es sein, wenn sie dein Lösegeld herausrücken, dich aber nicht wieder bekommen!“ „Ein Loch in der Schulmauer?“ fragte Hotaru ungläubig. Narumi nickte. „Ein Wärter hat es bemerkt. Gestern Nacht muss jemand die Mauer zerstört haben und eingedrungen sein!“ „Ohne, dass irgendjemand es bemerkt hat?“ fragte Natsume. „Ich kann es mir auch nicht erklären!“ antwortete Narumi bedrückt. „Aber es scheint, dass sich dieser Jemand nun nicht mehr im Schulgebäude befindet. Und Mikan ist auch weg, das heißt wahrscheinlich...“ „Sie wurde entführt!“ schlussfolgerte Hotaru. Alle sahen sich erschrocken an. „Wir müssen was tun!“ fuhr sie ruhig fort. „Lasst uns überlegen!“ „Überlegen?“ fuhr Natsume sie an. „Du bist ihre beste Freundin! Wie kannst du so ruhig bleiben?“ „Ich bin bloß nicht für überstürzte, unüberlegte Aktionen!“ sagte Hotaru. Natsume biss sich auf die Lippe. In diesem Moment kam Narus Dauervertretung auf sie zugelaufen. „Narumi-san, Narumi-san!“ “Was ist denn?” fragte Narumi leicht gereizt. „Wir haben es hier wahrscheinlich mit einer Entführung zu tun!“ „Deshalb bin ich hier!“ keuchte seine Dauervertretung. „Im Büro is eine Lösegeld-Forderung für Mikan Sakura eingegangen!“ „Sie...Sie lassen mich nicht frei?“ fragte Mikan erschrocken. Der Mann lachte. „Das Geld reicht nicht, wenn wir die Academy verletzen wo...“ Er stoppte plötzlich. „Bist du eigentlich eine beliebte Schülerin?“ Mikan sah ihn überrascht an. „Was ich meine ist, würde die Schule für so jemanden wie dich überhaupt Geld bezahlen? Hast du viele Freunde?“ Mikan nickte, hätte sich im selben Moment aber dafür ohrfeigen können. Sie hätte die Situation vielleicht noch retten können. Der Mann schien zufrieden. „Sehr gut!“ Dann schien er es sich doch noch einmal zu überlegen. „Und...was haben deine Freunde für Alices?“ ‚Jetzt Mikan!’ dachte sie sich. ‚Mach ihm Angst, los!’ „Ihre Alices sind sehr gefährlich! Alle!“ „Das kannst du mir nicht erzählen! Wie viele deiner Freunde sind in der Gefahrengruppe?“ Warum kannte dieser Mann sich mit der Academy so gut aus? Mikan konnte nicht sonderlich gut lügen. „Einer!“ sagte sie schließlich. „Das ist unter Umständen noch zu viel!“ sagte der Mann nachdenklich. „Aber wir werden sehen!“ „Um wie viel Geld geht es?“ fragte Narumi im Büro. „100.000.000 Yen!“ sagte die Bürodame zerknirscht. „100.000.000?“ schrie Narumi. „Aber das...das ist unmöglich!“ „Das können wir nicht bezahlen!“ stimmte die Bürodame zu. „Soviel können wir nicht entbehren!“ „W-Was soll das denn heißen?“ Tobita war sichtlich entsetzt. „Wollen Sie Mikan im Stich lassen?“ „Das war mal wieder klar!“ zischte Natsume. „Erst tun Sie so freundlich und machen einen auf Ersatzvater und dann sind Sie zu geizig um das Lösegeld für sie zu bezahlen! Warum fallen bloß immer wieder alle auf Sie rein?“ „Aber so viel haben wir nicht! Wir haben es ganz einfach nicht!“ entschuldigte sich Narumi. „Ganz einfach?“ fragte Hotaru. „Ganz einfach?“ „Wir müssen irgendwie herausbekommen, wo sie ist!“ warf Luca ein. Natsume und Hotaru warfen sich einen kurzen Blick zu. „Permy!“ Sumire kicherte gerade etwas mit ihren Freundinnen. „Los, du fragst sie!“ sagte Hotaru und schubste Natsume vor. „Ich? Wieso ich?“ fragte Natsume. „Das fragst du noch?“ „Jaja, schon gut!“ erwiderte er und ging auf Sumire zu. „Hey, Curly Permy!“ „Natsume!“ sagte sie erfreut. „Was ist denn?“ „Wir bräuchten mal deine Hilfe Permy!“ ‚War ja klar!’ dachte Sumire. ‚Er kommt nur, wenn er Hilfe braucht!’ „Hör auf, mich ständig Permy zu nennen! Ich habe auch einen Namen!“ sagte Sumire etwas ärgerlich. „Ich weiß!“ sagte Natsume. „Aber ich habe keine Lust, dich bei deinem Namen zu nennen! Also, was ist jetzt?“ Sumire biss sich auf die Lippe. „Du könntest ruhig etwas freundlicher sein, wenn du Hilfe willst!“ sagte sie leise. „Aber okay, was gibt’s denn?“ Hotaru schob sich dazwischen. „Ich übernehm jetzt!“ sagte sie. „Also!“ sagte sie zu Sumire. „Wir bräuchten dein Alice! Mikan wurde entführt und wir müssen wissen wo sie ist!“ „Ach klar!“ erwiderte Sumire. „Es war klar, dass es um sie geht! Warum solltet ihr sonst mit mir reden?“ „Bitte!“ sagte Hotaru. „Jaja, schon gut!“ Sumire konzentrierte sich und schon ploppten Katzenohren und Schnurrhaare hervor. Sie schnüffelte ein bisschen herum. „Komm schon, verdammt!“ zischte sie. Dann schüttelte sie den Kopf. „Ich rieche sie nicht! Vielleicht ist sie außer meiner Reichweite!“ „Vielleicht? Und was wenn nicht?“ „Dann ist sie to...!“ sagte Sumire, doch Hotaru hielt ihr schnell die Hand auf den Mund. „Sowas sagst du nicht, klar?“ Sumire nickte. Hotaru ließ sie los. „Und jetzt?“ Alle sahen sich bedrückt an. „Wartet mal!“ sagte Sumire. Sie schnüffelte wild. „Ich glaube ich rieche sie doch! Ein ganz bisschen...“ „Und wo? Spuck es schon aus!“ Natsume wurde ungeduldig. „Es ist eine alte Holzhütte, etwa 50 km südwestlich von hier!“ „50 km? Und wie sollen wir dahin kommen?“ fragte Tobita. „Wir gar nicht!“ antwortete Natsume. „Ich geh allein!“ Hotaru hielt ihn fest. „Ich komm aber auch mit!“ „Wenn Hotaru mitgeht, komm ich auch mit!“ warf Luca ein. „Und Permy muss auch mit!“ überlegte Hotaru. „Wir kennen die genaue Lage der Hütte nicht! Also du Held!“ sagte sie zu Natsume. „Hast du dir wohl so gedacht, dass du sie allein rettest? Aber vergiss es!“ „Ich will aber nicht mit!“ widersprach Sumire. „Du kommst mit!“ knurrte Natsume. „Ich bau uns bis heute Abend ein schnelles Fortbewegungsmittel!“ sagte Hotaru. „Haltet euch bereit!“ Mikan bekam langsam Hunger. „Hey, kriegt die Geisel auch was zu essen?“ fragte sie. „Du bist ganz schön frech!“ knurrte der Mann. „Du bekommst was zu essen, wenn du mir ein bisschen mehr über deinen Freund aus der Gefahrengruppe erzählst! Was genau hat er für ein Alice?“ „Warum interessiert Sie das?“ „Wir müssen uns darauf vorbereiten können!“ antwortete der Mann. „Die wissen doch eh nicht, wo ich bin!“ sagte Mikan enttäuscht. Der Mann sollte ruhig glauben, dass er sicher war. Und Mikan hoffte, dass Sumire sie schon gefunden hatte. „Sag es mir!“ fuhr der Mann sie an. „Feuer!“ sagte Mikan schließlich. Der Mann schien überrascht zu sein. „Feuer, soso! Sag, wie heißt er mit Nachnamen?“ „Warum?“ fragte Mikan erstaunt. Der Mann hielt ihr ein Messer an den Hals. „Nun sag es schon, der Grund kann dir scheißegal sein!“ Mikan schluckte. Sie musste eine Weile überlegen, sie hörte Natsumes Nachnamen nicht so oft. „Hyuuga!“ sagte sie dann. Der Mann ließ sie auf der Stelle los. Er lachte. „Habt ihr das gehört, Leute? Der Sohn von unserem alten Freund ist auf der Academy!“ Die anderen beiden kamen näher. Mikan erschrak. „Ist Ihr alter Freund etwa...Natsumes Vater?“ „Natsume heißt sein Sohn also?“ fragte einer der anderen beiden. „Ich wusste nicht mal, dass er einen hat!“ „Ich auch nicht!“ sagte der Dritte. „Aber wie sollten wir auch? Sein Vater redet ja nicht mehr mit Abschaum wie uns!“ Mikan hatte das Gefühl, etwas gesagt zu haben, was diese Männer besser nicht gewusst hätten. Hotaru war inzwischen in einem Labor und arbeitet fieberhaft an einem schnellen Gefährt, auf dem fünf Personen (Mikan inbegriffen) Platz hatten. Alle anderen gingen ihren Alltagsdingen nach, oder versuchten es zumindest. Luca und Natsume saßen wie immer unter den Kirschbäumen. „Wir sitzen hier nur rum und tun nichts!“ sagte Natsume zerknirscht. „Wir tun heute Abend was!“ erwiderte Luca. „Das ist zu spät!“ sagte Natsume ärgerlich. „Wer weiß, was bis dahin alles passieren kann!“ Luca nickte. „Du hast Recht!“ sagte er. „Aber was können wir machen?“ „Gar nichts verdammt, wir können gar nichts machen!“ fauchte Natsume und ging davon. Luca folgte ihm nicht. Natsume würde es nicht wollen. Natsume machte sich Vorwürfe. Warum macht man sich Vorwürfe, wenn man eigentlich genau weiß, dass es nicht die eigene Schuld ist? Es fallen einem tausend Sachen ein, warum gerade man selbst Schuld an etwas ist und so absurd die meisten auch sind, man steigert sich hinein. ‚Ich hab versprochen, auf sie aufzupassen!’ dachte Natsume. ‚Sie ist so ein Tollpatsch!’ „Du tappst mit deiner naiven Art von einer gefährlichen Situation in die andere! Du erkennst das Böse nicht, Mikan! Und wenn dir was passiert, dann ist das meine Schuld!“ Das hatte Natsume ihr einmal gesagt. Und doch hatte sie es anscheinend nicht berücksichtigt! Wie konnte man sich so hilflos fühlen? Gegen Abend trafen sich die vier heimlich bei Hotarus Labor. „Hier!“ sagte Hotaru und herausgefahren kam ein riesiges, schwanenartiges Gefährt. Erfindung # 399: Turboschwan 2! Mit diesem Gefährt können nun erstmals bis zu fünf Personen transportiert werden. Er erreicht eine Geschwindigkeit von bis zu 100 km/h und kann sich auf vollen Straßen verengen, ohne dass sie Insassen davon etwas mitbekommen. Nachdem alle eingestiegen waren, verteilte Hotaru Helme. „Helme?“ fragte Sumire überrascht. „Passt auf!“ sagte Hotaru und grinste. „Das ist ein Prototyp, okay?“ Ende Kapitel 13 Kapitel 14: In der Klemme ------------------------- >>Run, run, run with me, leave it all behind>> (Run with me ~ Jeanette) Kapitel 14 ~ In der Klemme Es war draußen schon dunkel. Mikan sah aus dem Fenster. Vor der Hütte lag eine verlassene Landstraße, dahinter ein Wald. ‚Vielleicht finden sie mich doch nicht!’ dachte sie. ‚Oder vielleicht wollen sie mich gar nicht fin...’ Sie schüttelte den Kopf. ‚Denk so was nicht!’ Aber hatte Natsume ihr nicht immer gesagt, sie nerve? Dumm, naiv, nervig, das waren die Begriffe die ihr andauernd an den Kopf geworfen worden waren. Ausgerechnet von Hotaru und Natsume. ‚Vielleicht gehe ich allen auf die Nerven, an die ich mich zu sehr hänge!’ überlegte Mikan. ‚Bin ich ein Klotz am Bein?’ „Hey!“ sagte der Mann und kam auf sie zu. „Schlaf endlich, Nervensäge!“ Mikan lehnte sich gegen die Wand und beachtete ihn nicht. „Was denn?“ lachte er. „Wartest du auf deine Freunde? Die kommen nicht mehr!“ „Was?“ fragte Mikan. „Meinst du nicht, sie hätten es in einem Tag wohl geschafft, herzufinden, wenn ihnen etwas an dir läge?“ Mikan sah ihn an. „Dieser Natsume ist genauso wie sein Vater!“ knurrte der Mann. „Sieh’s ein, er hat dich im Stich gelassen!“ „Das stimmt nicht!“ fuhr Mikan ihn an. „Ach ja? Na, und wie erklärst du dir dann, dass immer noch niemand aufgetaucht ist? Ihr Alice-Schüler tut auf gut Freund, solange es euch nützlich ist. Und wenn man dann mal in der Klemme steckt, dann sucht ihr euch andere Freunde! Das Leben ist schön einfach, nicht wahr?“ „Lügner!“ schrie Mikan. „Natsume wird kommen! Alle werden kommen! Sie werden es sehen!“ „Du bist ne Nervensäge! Warum sollten sie dich retten wollen ? Sind vermutlich froh, dass du weg bist! Wie kann man so naiv sein!“ „Nicht alle sind so wie Ihr Freund! Verallgemeinern Sie das nicht so!“ „Ach nein?“ lachte der Mann. „Ach ja, was ich dir noch sagen wollte, die Lösegeldforderung wurde abgewiesen! Die Academy hat mentalen Kontakt zu mir aufgenommen!“ Abgewiesen? Die Schule wollte das Geld nicht zahlen? Er hatte Recht gehabt! Narumi-Sensei und alle...sie war ihnen allen egal. Vom ersten Tag an hatte sie alle nur genervt! Hotaru und die anderen tauchten auch nicht auf. Mikan stiegen Wuttränen in die Augen. Als Reo Natsume entführt hatte war sie sofort hinterhergerannt. Und jetzt war sie selbst entführt worden und niemand machte sich auch nur annähernd daran, ihr zu helfen. ‚Mach dich nicht lächerlich!’ dachte sie. ‚Natsume hat mir schon ein paar Mal das Leben gerettet! Warum sollte er ausgerechnet jetzt nichts tun?’ Sie wurde langsam müde. Sie war so unsicher. „Da staunst du, was?“ fragte der Mann. „Deine tollen Freunde waren sich zu fein um dich zu...“ „Halten Sie den Mund!“ fuhr Mikan ihn an. „Sie drehen alles so, wie Sie es gern hätten! Sie hätten gern, dass niemand kommt, damit Sie die Genugtuung bekommen, dass die Schüler der Academy egoistische Monster sind! Aber das sind nur wenige! Es tut mir ja Leid für Sie, dass ihr Freund dazu gehörte, aber vielleicht sollten sie sich dann einfach bessere Freunde suchen anstatt ihren Frust an anderen auszulassen!“ Im nächsten Moment hatte der Mann sie geohrfeigt. „Vielleicht sollten wir dich einfach entsorgen! Geld bringst du ja eh nicht mehr! Kleine Hexe!“ Mikan biss sich auf die Lippen. Der Mann stand auf und ging zu den anderen beiden. Irgendwann fielen ihr die Augen zu. „Riechst du was, Permy?“ fragte Hotaru. „Ja, der Geruch wird deutlicher!“ antwortete Sumire. „Ich glaube, wir sind bald da!“ Sie sausten schon fast eine halbe Stunde durch die Gegend, konnten also jeden Moment da sein. Die überfüllten Straßen Tokios hatten sie lange hinter sich gelassen, waren jetzt auf einer Art Landstraße. Die Straße war ziemlich holprig und vollkommen abgelegen. Links lag ein großer Wald, rechts nur vereinzelte Bäume...und eine kleine Holzhütte. „Da!“ rief Sumire. „Da ist es!” Hotaru machte eine Vollbremsung, sodass alle vorüber fielen. „Dafür waren übrigens die Helme!“ sagte Hotaru ruhig und stieg aus. Dann hielt sie Natsume am Arm fest. „Hier geblieben! Wir können da nicht einfach reinplatzen!“ Vorsichtig gingen sie zum einzigen Fenster, dass zur Straße führte und sahen hinein. „Da ist Mikan!“ flüsterte Luca. „Platzen wir JETZT rein?“ fragte Natsume. Hotaru nickte. Krachend brach die Tür unter den Flammen zusammen, die sich langsam ins Innere des Holzes vorfraßen. Die Männer, die schon fast am Tisch eingeschlafen waren, schreckten auf und auch Mikan wachte auf und rieb sich verschlafen die Augen. Die Männer rannten zur Tür, noch schnell notdürftig mit einem Küchenmesser bewaffnet. Als sie die vier Kinder sahen, lachten sie, doch plötzlich sagte einer: „Hey Moment, das sind Alice-Schüler!“ „Ach? Sagt bloß ihr seid die Freunde von dieser kleinen Nervensäge!“ Sein Blick fiel auf das, was von der Tür übrig geblieben war. „Du!“ sagte er und zeigte auf Natsume. „Warst du das?“ „Und was wenn?“ fragte Natsume. „Du siehst ihm ähnlich!“ sagte der Mann und es lag ein Hauch von Hass in seiner Stimme. Mikan konnte nicht genau sehen, was vorging, nur hören. „Wem ähnlich?“ fragte Natsume. „Nicht wichtig!“ knurrte der Mann. Plötzlich schrie Sumire auf. Einer der anderen beiden Männer hatte sich von hinten an sie heran geschlichen und hielt ihr ein Messer an den Hals. Dieses stand kurz darauf in Flammen. Natsume ließ den Mann stehen und ging zu Mikan. „Ihr seid doch gekommen!“ freute sich Mikan, während Natsume ihre Fesseln verbrannte. „Dachtest du, wir kämen nicht?“ fragte er überrascht. Mikan sah zu Boden. Sie hatte ein schlechtes Gewissen. Sie fing an zu weinen. „Jetzt heul doch nicht!“ sagte Natsumes und wuschelte ihr durchs Haar. „Komm wir gehen!“ Mikan nickte. „Nicht so schnell!“ sagte der Mann und stellte sich ihnen in den Weg. „Wir lassen euch nicht so schnell gehen!“ „Meinst du?“ fragte Natsume und steckte seinen Arm in Brand. Dann schob er Mikan nach draußen. „Hey, Mädchen!“ rief der Mann. Mikan drehte sich um. „Ich hab dich gewarnt! Früher oder später werden deine Freunde dich links liegen lassen! Mit dir hält es doch niemand lange aus! Bleib lieber bei uns und hilf uns bei unserer Rache!“ „Ihr habt sie wohl nicht mehr alle!“ sagte Natsume trocken. „Lass das Mädel selbst entscheiden!“ fuhr der Mann ihn an. Mikan war verwirrt. Sie hatte gerade überhaupt keine Ahnung, was sie denken sollte. Es war alles zu viel gewesen. „Sie kommt mit!“ sagte Natsume. Dann nahm er Mikan an der Hand und ging zum Turboschwan 2. „Hast du ernsthaft überlegt, dazubleiben?“ fragte Natsume während der Fahrt. Mikan dachte nach. „Ich geh euch doch allen nur auf die Nerven! Jetzt hattet ihr schon wieder Ärger wegen mir!“ „Passt schon!“ sagte Hotaru. „Anscheinend sind wir solche Leute, die gerne genervt werden. Und wir haben dich doch lieb!“ Mikan schniefte. „Echt?“ „Halt die Klappe Pünktchen!“ sagte Natsume. „Was meinst du warum wir extra diesen ganzen langen verdammten Weg gefahren sind, der von Schlaglöchern übersät ist, nachdem Hotaru den ganzen verdammten Tag im Labor diesen komischen Schwan gebaut hat, der noch nicht ganz ausgereift ist und Sicherheitshelme braucht?“ Mikan lächelte. „Danke!“ Kurz darauf war sie an Natsumes Schulter eingeschlafen. Seitdem waren über zwei Monate vergangen. Die Weihnachtsfeier stand kurz bevor. Letzten Monat hatten sie alle zusammen Natsumes Geburtstag gefeiert. Es war nur ein kleiner Kreis gewesen, aber es hatte riesigen Spaß gemacht. Nun übten alle fieberhaft an ihren Rollen. Mikan saß in ihrem Zimmer und blätterte in ihrem Textbuch. Heute Abend war die Aufführung. Es klopfte an ihrer Tür. „Hallo Dummchen!“ „Hallo Hotaru!“ sagte Mikan und lächelte. „Was ist denn?“ „Kannst du deinen Text?“ „Najaaaaa!“ erwiderte Mikan. „Es ist so viel und...“ „Egal! Du hast genug gelernt!“ Hotaru nahm Mikan an der Hand und zog sie aus dem Zimmer. „Hey, wo gehen wir hin?“ „Die Eltern sind da, hast du das noch nicht mitbekommen?“ fragte Hotaru. „Alle sind unten und feiern das Wiedersehen! Einige haben ihre Eltern seit Jahren nicht gesehen! Komm wenigstens meine Eltern begrüßen!“ Mikan nickte. Wie sehr sie sich wünschte, dass ihre Eltern auch da wären. Und Jii-chan. Sie hätte ihn wiedergesehen, wäre er nicht vor ein paar Monaten gestorben. Mikan wurde immer noch traurig bei dem Gedanken an ihn. „Häh? Hotaru?“ Mikan war ziemlich in Gedanken versunken und hatte anscheinend Hotaru verloren. Sie sah sich um. Hotaru war nirgends zu sehen. Sie stand in einem Gedrängel aus Eltern und Schülern, sie konnte sich nicht erinnern, die Academy jemals so überfüllt gesehen zu haben, höchstens vielleicht beim Schulfest. „Hotaru?“ rief sie. Niemand antwortete. Sie drängelte sich durch ein paar Eltern hindurch und sah sich weiter um. Endlich entdeckte sie Hotaru. Sie stand schon bei ihren Eltern. Glücklich sie gefunden zu haben rannte Mikan los. Kurz darauf prallte sie gegen eine Mutter und kippte rückwärts um. „Tut mir Leid!“ sagte Mikan und rappelte sich auf. „Nichts so stürmisch!“ sagte die Frau und lachte. Sie stand neben ihrem Mann. Die beiden schienen sehr reich zu sein, sie trugen edle Kleider. Sie waren beide sehr hübsch. „Hast du gerade deine Eltern entdeckt?“ fragte der Mann. Mikan schüttelte den Kopf. „Sie sind tot! Eigentlich habe ich nur gerade meine Freundin wiedergefunden!“ „Das tut mir Leid!“ sagte die Frau. „Wie heißt du?“ „Mikan Sakura!“ „Ein schöner Name!“ lächelte die Frau. Sie hatte einen ausländischen Akzent, wie Mikan nun auffiel. Mikan verbeugte sich und lief nun zu Hotaru. „Imai-san!“ rief sie Hotarus Mutter entgegen. „Hallo Mikan!“ lächelte diese. „Schön dich auch mal wieder zu sehen!“ Mikan lächelte zurück. „Hast du ihnen Luca-pyon schon vorgestellt?“ fragte sie Hotaru, worauf sie sich einen Schlag einfing. „Halt die Klappe, Dummchen!“ „Wer ist Luca-pyon?“ fragte Hotarus Vater. „Niemand!“ antwortete Hotaru und errötete. Ihr Vater lachte. „Aber Hotaru, so was kannst du uns doch erzählen!“ Mikan hielt es für besser, zu verschwinden. Hotaru war nun sicher sauer auf sie. Sie sah Natsume unter einem Baum sitzen und setzte sich dazu. „Warum kommen deine Eltern nicht, Natsume?“ „Nicht so wichtig!“ erwiderte er nur. „Kannst du deinen Text?“ „Nicht so wirklich!“ gab Mikan zu. „Und du?“ Er schüttelte den Kopf. „So viel sag ich ja nicht!“ Plötzlich ertönte eine Ansage aus dem Lautsprecher: Narumis Klasse bitte in den Probenraum! Also rappelten sich die beiden auf und gingen langsam zum Probenraum. „Ich hoffe ihr alle könnt euren Text!“ sagte Narumi. „Die Aufführung beginnt in einer Stunde. Bitte zieht euch um!“ Mikan fand das Julia-Kostüm wunderschön. Altmodisch, aber schön. Sie trug offene Haare und zwei silberne Spangen. Die Männerkostüme sahen ein wenig albern aus mit ihren Strumpfhosen und ihren plusterigen Mützen mit den Federn dran. Mikan saß aufgeregt hinter der Bühne. Sie hatte ziemliches Lampenfieber. „Alles okay?“ fragte Masahi. „Jetzt gilt’s!“ Mikan nickte. „Kannst du deinen Text?“ Er nickte. Es lief alles gut. Mikan verhaspelte sich ein paar Mal, doch insgesamt vergaß sie selten ihren Text. Alle spielten gut und gaben sich Mühe. Sogar Natsume starb sehr beeindruckend. Am Ende gab es einen riesigen Applaus. Mikan fühlte sich gut, als alle noch mal auf die Bühne kamen, sich an den Händen fassten und verbeugten. Es wurden sogar Blumen auf die Bühne geworfen. Mikan war stolz auf sich und die anderen. Sie hatten es gut gemacht. Später saß Mikan mit ihren Freunden in der Cafeteria und aß ein Eis. „Mikan-chan!“ Das war die Frau von eben. Sie kam mit ihrem Mann auf den Tisch zu. „Hallo!“ sagte sie freundlich in die Runde. Natsume sah sie nicht an. „Ich muss sagen, ihr habt alle toll gespielt! Vor allem ihr beiden!“ sagte sie und zeigte auf Mikan und Masahi. Dann wandte sie sich an Natsume. „Du hättest uns wenigstens begrüßen können, Natsume-chan!“ „Natsume sind das deine Eltern?“ fragte Mikan. „Aber nein!“ lachte die Frau. „Wir sind Marys Eltern! Kennst du Mary?“ Mikan klappte fast die Kinnlade runter. Wie konnte so eine Kuh so nette Eltern haben? Aber nun fiel ihr auch auf, dass dieser ausländische Akzent ein britischer sein musste. „Natsume-chan, Mary hat uns beunruhigende Sachen wegen eurer Verlobung erzählt!“ Natsume antwortete nicht. Alle starrten ihn an. „Stimmt es, dass du sie auflösen willst? Du weißt, dass das nicht geht!“ Natsume antwortete immer noch nicht. Genaugenommen hatte er noch kein einziges Wort mit Marys Eltern geredet. Mary kam an ihren Tisch. „Hier seid ihr! Wie habe ich gespielt?“ „Toll mein Schatz!“ sagte ihr Vater. „Du hast alle erblassen lassen!“ Jetzt wusste Mikan warum aus Mary so eine Ziege geworden war. Sie war ein verwöhntes Gör aus einer reichen Familie. Ihre Eltern gaben ihr zuviel des Guten. Mary nickte zufrieden. „Ich weiß! Eigentlich hätte ich die Hauptrolle verdient!“ Sie warf Mikan einen bösen Blick zu. „Aber aber!“ sagte ihre Mutter. „Mikan-chan hat es doch auch ganz gut gemacht!“ Mary fuhr zusammen. „Mikan-chan? Ihr nennt sie Mikan-chan? Woher kennt ihr euch denn?“ „Von eben!“ sagte ihr Vater. „Sie ist in Mama reingerannt!“ Er lachte. „Wieso bist du denn so böse, Marylein? Mögt ihr euch nicht so?“ „Mögen? Ich hasse sie!“ schrie Mary. Sie wandte sich an Mikan. „Schleimst du dich jetzt auch noch bei meinen Eltern ein du Miststück?“ „Ich hab mich nicht eingeschleimt!“ fuhr Mikan sie an. „Was ist denn überhaupt hier los?“ fragte Marys Vater. „Wegen ihr will Natsume die Verlobung auflö...“ Weiter kam sie nicht. Natsume hielt ihr den Mund zu. „Brüll das hier nicht so rum!“ zischte er. „Das geht die am Nachbartisch nichts an!“ Dann ließ er sie los. „Verziehen wir uns!“ sagte Hotaru, nahm Luca an der Hand und ging mit ihm weg. ‚Hotaru du Verräterin!’ dachte Mikan. ‚Bleib hier!’ Tobita zögerte einen Moment, dann folgte er den beiden. „Gute Idee!“ sagte Natsume. „Gehen wir!“ Schon nach ein paar Schritten hielt Mary ihn fest. „Jetzt lauf nicht weg, Natsume!“ Natsume ging unbeirrt weiter und schleifte Mary so hinter sich her, die sich immer noch an ihrem Arm festklammerte. Mikan folgte den beiden schnell und ließ Marys perplexe Eltern alleine stehen. „Hey, stoppt mal!“ rief der Vater hinter ihnen her. Alle drei drehten sich um. „Wir klären das jetzt!“ „Genau!“ sagte Mary und ließ Natsume los. „Lauf!“ sagte dieser und war schon unterwegs. Mikan rannte ihm schnell hinterher. „Hey!“ rief Mary und lief ebenfalls los. Wieder standen ihre Eltern ziemlich verwirrt in der Gegend herum. Es dauerte nicht lange, da hatten sie Mary abgehängt. Sie setzten sich hinter einen Baum und verschnauften. „Warum bist du weggelaufen?“ fragte Mikan. „Ich hatte da keinen Bock drauf!“ antwortete Natsume. „Marys Eltern würden alles für sie tun!“ „Ja ich weiß!“ sagte Mikan. „Das ist irgendwie toll oder?“ Natsume antwortete darauf nicht. „Die werden noch Probleme machen!“ sagte er nur. Mikan nickte. „Du warst auch nicht besonders freundlich!“ „Hätte das was gebracht?“ fragte Natsume. „Wahrscheinlich nicht!“ „Eben!“ Natsume küsste sie. „Wir müssen jetzt hier sitzen bleiben bis die weg sind!“ „Das geht nicht!“ sagte Mikan überrascht. „Die Weihnachtsfeier fängt doch gleich an!“ „Ach ja!“ Natsume schlug sich gegen die Stirn. „Heute ist ja Weihnachten!“ „Du hast es vergessen?“ „Gestern hab ich noch dran gedacht, als wir den Baum geschmückt haben! Aber heute hatte ich es total vergessen!“ Der riesige Tannenbaum stand genau im Zentrum der Academy und war wunderschön geschmückt. Die ganze Schule hatte mitgeholfen. Es wurde langsam dunkel. „Komm, gehen wir!“ sagte Natsume. „Die anderen sind sicher schon alle da!“ Die Feier verlief ohne Zwischenfälle. Die Direktorin hielt eine kleine Rede, dann sang der Schulchor Weihnachtslieder. Nun wurden die Geschenke ausgetauscht. Mikan bekam ein Buch von Hotaru („Lies das anstatt mir auf die Nerven zu gehen, Dummchen!“), von Tobita, Nonoko und Anna bekam sie Süßigkeiten und diese von ihr. Über Natsumes Geschenk freute Mikan sich am meisten. Er schenkte ihr eine Halskette, auf der kleine Blumen waren. Mikan errötete. Sie schenkte Natsume einen Ring, über den er sich sehr freute (auch wenn er es nicht so offen zeigte) und Hotaru eine Haarspange („Jetzt kannst du mal was mit deinen Haaren machen, Hotaru!“). Doch eigentlich waren Mikan die Geschenke heute nicht das Wichtigste. Es war ihr erstes Weihnachtsfest an der Academy und sie genoss es in vollen Zügen. Sonst hatte sie Weihnachten immer mit Jii-chan verbracht. Dieses Jahr und auch die kommenden Jahre würde sie mit ihren Freunden feiern, und sosehr sie Jii-chan auch vermisste, sosehr freute sie sich auch auf die kommenden Feiern an der Alice Academy. Draußen waren hunderte Tische und Bänke für Eltern und Schüler aufgebaut, wo nun gemeinsam gegessen wurde. Ab und zu mussten Mikan und Natsume sich unter den Tisch verkriechen, weil Mary und/oder ihre Eltern in der Nähe waren, was natürlich ein großer Lacher war, auch für die beiden. Alles in allem war es ein schönes Fest gewesen. Nach dem Essen gab es noch einen freiwilligen Weihnachtstanz, an dem jedoch eher die älteren Schüler teilnahmen. Und wieder wurde es nach Mitternacht, bis Mikan sich in ihr Bett fallen lassen konnte. Die Eltern wurden gegen elf verabschiedet. Erst als diese weg waren, fühlte sich Mikan wieder wirklich sicher. Mary allein konnte relativ wenig ausrichten. Doch als Mikan abends im Bett noch einmal darüber nachdachte, dass sie schon wieder gerade eben mit heiler Haut davongekommen war, fragte sie sich allmählich: Wofür? Sie wollte Antworten. Ende Kapitel 14 Tadaaa^^! Wir neigen uns dem Ende *Countdown-Zähler anschalt*. Nur noch ein Kapitel, dann ist „Campus Life“ abgeschlossen. Traurig *sniff* Aber dafür verspreche ich, dass ich mir beim 15. Kapitel ganz viel Mühe gebe >.< Es wird noch mal spannend *gnahahaha* Kapitel 15: The Final Countdown ------------------------------- >>And I feel forgotten, fell like rottin', do you feel the same?<< (Road To Acceptance ~ Green Day) *wink* Und schon bin ich wieder da xDD Tjaaaa...auf in die letzte Runde (Augen zu und durch >.<) Nein ernsthaft, irgendwie find ich es schade, Campus Life jetzt schon abzuschließen, aber mir gehen auch irgendwann die Ideen aus und dann wird’s einfach nur noch mies -.- Hoffe ihr versteht das^^ Jetzt trotzdem viel Spaß mit Chap. 15! Kapitel 15 ~ The Final Countdown Mikan war schon lange klar, dass sie sich in Natsume verliebt hatte. Der Natsume, den sie in ihren ersten Academy-Tagen als ihren Erzfeind betrachtet hatte, den perversen Triebtäter, der dafür gesorgt hatte, dass kein Mann sie je wieder heiraten wollte, den Störenfried, wegen dem die Klasse völlig aus dem Ruder gelaufen war, den mysteriösen Jungen mit der riesigen Macht, den Rebellen und angeblichen Mörder. Mikan drehte sich im Bett hin und her. Gab es an Natsume überhaupt positive Seiten? Natürlich gab es die. Sie waren bloß gut versteckt. Er setzte sich immer für seine Freunde ein, konnte einen immer aufheitern und wenn er bei ihr war, vergaß Mikan all ihre Sorgen. Trotzdem wurde sie das Gefühl nicht los, dass es etwas Gefährliches war, worauf sie sich da einließ. Ließ sie sich überhaupt darauf ein? Sie wusste ja nicht einmal, was Natsume über sie dachte. Natürlich, er hatte sie geküsst, aber er hatte es ihr nie gesagt. Er hatte ihr noch nicht einmal gesagt, ob er sie mochte. Natsume schien nicht sonderlich gerne über solche Dinge zu reden. Einerseits wollte er wegen ihr angeblich die Verlobung auflösen, anderseits war ein „Ich mag dich“ anscheinend zu viel verlangt. Mikan wurde einfach nicht schlau aus ihm. Doch sie wollte es endlich wissen. Am nächsten Tag ging Mikan schon vor dem Frühstück zu Hotaru. Diese lag immer noch im Bett. Dank dem Turboschwan brauchte sie sich nicht abzuhetzen. „Hotaru?“ „Was ist, Dummchen?“ fragte Hotaru verschlafen. Mikan kroch zu ihr ins Bett. Sie selbst hatte eigentlich nicht so viel Zeit. „Hotaru, wie bist du mit Luca zusammengekommen?“ Hotaru sah sie überrascht an. Sie errötete ein wenig. „Das weißt du doch! Frag nicht so blöd!“ „Aber ich will es genau wissen!“ quengelte Mikan. „Also, nach dem Erntedankfest hast du ihn gefragt? Los, erzähl!“ Sie zupfte an Hotarus Ärmel. Dafür fing sie sich einen Schlag mit der Deppenwumme ein. „Was soll das, Mikan? Sei nicht so neugierig!“ „Bitte!“ flehte Mikan. „Vergiss es, Matschbirne!“ sagte Hotaru kühl und schubste Mikan aus dem Bett. Diese plumpste unsanft auf den Fußboden. „Regel das alleine!“ Mikan schmollte. Hotaru wusste anscheinend schon wieder, worum es ging. Mikan kam einfach nicht mit ihr mit. „Hör zu Mikan!“ seufzte Hotaru. „Ich will dir ja deine Illusionen nicht nehmen, aber das wird nichts! Natsume ist kein gewöhnlicher Junge. Es wäre viel zu gefährlich für dich, und Natsume weiß das. Er ist schon viel zu weit gegangen, es würde irgendwann herauskommen!“ Mikan verstand es nicht. „Was meinst du mit gefährlich?“ Hotaru zuckte die Schultern. „Das ist alles, was Luca mir erzählt hat. Frag ihn doch selbst!“ „Wen, Natsume?“ „Nein, Luca!“ antwortete Hotaru. „Natsume erzählt dir bestimmt nichts! Und jetzt beeil dich, du bist zu spät!“ Mit diesen Worten flitzte Hotaru auf ihrem Turboschwan davon. „Hey, Hotaruuu!“ rief Mikan ihr hinterher. „Warte gefälligst!“ Mikan fiel auf, dass Natsume sich heute ziemlich auffällig von ihr fern hielt. Als sie sich an den Tisch setzte, murmelte er etwas von „keinen Hunger“ und stand auf. Im Unterricht setzte er sich ans andere Ende des Klassenzimmers, sehr zur Freude einiger Mädchen, die dort saßen. Nach der Stunde stand er sofort auf, bevor Mikan ihre Sachen zusammengepackt hatte. Schnell rannte sie ihm hinterher. „Natsume!“ Er tat, als hörte er sie nicht und ging einfach weiter. Schließlich holte sie ihn ein und versperrte ihm den Weg. „Warte mal!“ „Ist was, Pünktchen?“ Mikan fuhr zusammen. Diesen Namen war sie nicht mehr gewohnt. Was war bloß los? „Das frag ich dich!“ sagte Mikan ärgerlich. „Hab ich dir irgendwas getan?“ „Nö! Außer dass du nervst, wie immer!“ Dann drängelte er sich an ihr vorbei und ging davon. Luca warf ihr einen entschuldigenden Blick zu, dann folgte er Natsume. Mikan blieb perplex stehen. Was bitte war das denn gewesen? Hinter sich hörte sie jemanden kichern. „Hallo Permy!“ sagte Mikan genervt. „Hat wohl plötzlich keinen Bock mehr auf dich!“ lachte Sumire. „War ja klar! Hast du was angestellt?“ Mikan wurde ärgerlich. „Nein!“ sagte sie und stapfte davon. Luca und Natsume fand sie mal wieder unter den Kirschbäumen. „Ich frag dich noch einmal!“ fuhr sie Natsume an. „Was ist los?“ „Was soll los sein?“ fragte er. „Du stehst mir in der Sonne!“ Mikan explodierte fast. Sie war nun wirklich wütend. „Du Blödmann!“ schrie sie. „Wenn du irgendein Problem mit mir hast, dann sag mir das gefälligst! Und tu nicht einfach so, als sei nichts los! Das kotzt mich an! Feigling!“ „War’s das?“ fragte Natsume gelangweilt. „Brüll hier nicht so rum. Ich hab kein Problem. Es ist alles wie immer!“ „Oh ja klar!“ fauchte Mikan. „Alles wie immer! Sicher! Idiot!“ Dann drehte sie sich um und ging zornig davon. ‚Alles wie immer? Er meint wohl, alles wie früher!’ dachte Mikan ärgerlich. ‚Ich bin doch nicht gestern hier angekommen! Ich bin seit fast einem Jahr hier und plötzlich ist er wieder so abweisend!’ Irgendwie machte sie das traurig. Was hatte sie bloß falsch gemacht? „Meinst du nicht, das war ein bisschen hart?“ fragte Luca Natsume. Natsume sah zu Boden. „Es ging nicht anders!“ Mikan war in ihrem Zimmer und gerade dabei, ihr Kissen immer wieder an die Wand zu werfen. Das machte sie immer, wenn sie sich abreagieren wollte. Es klopfte an ihrer Tür. Hotaru kam herein. Sie warf einen Blick auf Mikan. „Herrje Dummchen du bist ja schon wieder ganz verheult!“ sagte sie und fing an, mit einem Tuch in Mikans Gesicht herumzurubbeln. „Ich hab doch gesagt, das ist hässlich!“ „Bin ich hässlich?“ fragte Mikan. „Wenn du heulst schon!“ „Heul ich zu oft?“ „Ja!“ „Nerv ich?“ „Manchmal!“ Mikan ließ sich auf ihr Bett fallen. „Hotaru, kommt irgendwann ein Zeitpunkt, an dem man mein Generve einfach nicht mehr ertragen kann?“ „Bei mir noch nicht!“ antwortete Hotaru. „Mach dir nicht so viele Gedanken. Es hat nichts mit dir zu tun!“ „Aber womit denn dann?“ fragte Mikan. „Ich hab gesagt, ich weiß nichts Genaueres. Rede doch mal mit Luca!“ Mikan nickte. „Das hatte ich heute Morgen eh vor.“ „Weswegen ich eigentlich hier war...“ sagte Hotaru. „Die nächste Stunde fängt an!“ „Und das sagst du mir JETZT?“ erwiderte Mikan erschrocken. „Wir sind doch viel zu spät!“ Hotaru zuckte mit den Schultern. „Dann lass uns doch einfach nicht mehr hingehen!“ Mikan war damit nur zu einverstanden. Sie hatte Kopfschmerzen. Nach der Schule ging Mikan zu Luca, bevor er mit Natsume verschwinden konnte. „Luca, kann ich mal mit dir reden?“ Luca war überrascht. „Du nennst mich gar nicht mehr Luca-pyon?“ Mikan zuckte die Schultern. „Ich wusste nicht, dass Spitznamen einen verletzen können. Wenn du willst, nenn ich dich nicht mehr so!“ Luca wusste, was sie meinte. „Mir egal!“ sagte er. „Du willst nicht mehr Pünktchen genannt werden, stimmts?“ „Das wollte ich nie!“ erwiderte Mikan. „Aber heute noch weniger! Können wir jetzt reden?“ Luca nickte. Die beiden setzten sich ins Gras. „Luca...was denkt Natsume über mich?“ fragte Mikan. „Weißt du das nicht?“ erwiderte er. „Ich bin mir nicht sicher!“ sagte Mikan bedrückt. „Er hat es nie gesagt. Und das eben...“ „Das war nicht wegen dir!“ „Aber warum denn dann? Ich will es verstehen!“ flehte Mikan. Luca dachte nach, ob er es ihr erzählen sollte. Sie tat ihm Leid. Sie konnte es nicht verstehen. Er wusste nicht, ob er es ihr erzählen durfte. Luca sah Mikan an. Sie sah ziemlich bedrückt aus. „Also...“ sagte er. „Natsume...Natsume liebt dich! Er liebt dich wirklich! Aber...“ Mikan errötete. Sie war froh, es endlich zu wissen. „Aber?“ Luca biss sich auf die Lippe. „Es ist so...Persona würde das niemals akzeptieren! Er sieht Natsume als sein Eigentum. Wenn das rauskäme, wärt ihr beide in großer Gefahr!“ „Was?“ fragte Mikan entsetzt. „Persona...“ Luca nickte. „Wenn sich mal jemand gut mit Natsume versteht, dann ist das Persona sogar Recht, er kann ihn dann besser beeinflussen! Aber das ist etwas anderes, Mikan! Dass Natsume sich verliebt würde er nie akzeptieren! Und nach dem Weihnachtsfest...ich weiß nicht, was genau passiert ist! Mary hat irgendwas rumgebrüllt und Persona hat Natsume zur Rede gestellt. Natsume hat ihn irgendwie überzeugen können, doch er musste sich jetzt von dir fernhalten, sonst würde es auffliegen!“ Nun verstand Mikan. Doch es machte sie noch trauriger als vorher. Natsume war so eingeschränkt von Persona. „Natsume ist kein gewöhnlicher Junge. Es wäre viel zu gefährlich für dich, und Natsume weiß das.“ Hotaru hatte Recht gehabt. Mikan stiegen Tränen in die Augen. „Er wollte dich nur schützen, Mikan!“ sagte Luca. Mikan nickte und die Tränen rannen ihr über die Wangen. Dieser Persona war noch viel widerlicher als sie immer gedacht hatte. Schlimmer konnte es gar nicht mehr werden. Es konnte. Hotaru kam aufgeregt auf die beiden zugerannt. „Mikan! Luca! Schnell...“ Sie bleib stehen und keuchte. „Was ist los?“ fragte Luca besorgt. „Natsume...er ist bei Persona und...“ Mikan bekam einen Schreck. Sie sprang auf und rannte los, in das kleine Lagerhaus, in dem sie sonst Aufträge von Persona angenommen hatte. Mit jedem Schritt wurde ihre Angst größer. Hatte Persona es herausgefunden? Was war mit Natsume? Und was war mit ihr? Völlig außer Atem kam sie am kleinen Häuschen an. Sie stieß die Tür auf und rannte hinein. „Sieh an!“ sagte Persona, doch er hatte nicht wie üblich sein bösartiges Lächeln auf dem Gesicht, sondern einen eiskalten, durchdringenden Blick ohne den Hauch eines Lächelns. Mikan sah sich um. Natsume saß gegen eine Wand gelehnt. Er war blutüberströmt. „Natsume!“ schrie sie und rannte auf ihn zu. Als er sie sah, wurde er ganz blass. „Geh weg!“ sagte er. „Geh weg! Du darfst nicht...du musst...“ Mikan kniete sich zu ihm und umarmte ihn. Sie weinte schon wieder. „Natsume! Ich hatte so Angst!“ „Sakura-san?“ Nun lächelte Persona. Mikan sah ihn an. Sie hatte Angst. Natsumes Blick war starr auf Persona gerichtet, er hob langsam und schwach die Hand. „Lass das sein, Natsume!“ sagte Persona. „Versuch das erst gar nicht!“ Natsume ließ die Hand nicht sinken. Er musst bereit sein. „Komm mal her, Sakura-san!“ sagte Persona und streckte die Hand nach ihr aus. Natsume festigte seinen Griff und hob die andere Hand weiter. „Komm, Sakura-san!“ wiederholte Persona und packte sie an der Schulter. Natsume versuchte mit aller Kraft, sein Alice einzusetzen, es ging nicht. Er war vor Angst wie gelähmt. Mikan krallte sich an ihm fest. Sie spürte, wie Persona langsam an ihrer Schulter zog. „Komm, wir müssen uns unterhalten!“ sagte er. Sie hatte einen Blutstropfen auf der Stirn, er kam von Natsume. Ihr Herz schlug laut und unruhig. Persona zog nun fester an ihrer Schulter. „Nein!“ rief sie. „Lassen Sie mich los!“ Persona lachte. Eine kalte, schadenfrohe Lache. „Ich denke gar nicht dran! Du kommst mi...auu!“ An der Hand, die Mikan gepackt hielt, baumelte ein weißes Kaninchen, dass sich mit seinen Zähnen in ihr festgebohrt hatte. „Usagin!“ flüsterte Mikan. Luca und Hotaru standen in der Tür. „Hier seid ihr!“ sagte Hotaru. Eine braune Katze sprang durch die Tür, sauste auf Persona zu und hielt sich mit ihren Krallen an seinem Gesicht fest. Persona schrie auf. Kurz darauf war die Katze verschwunden. Persona rieb sich die Wange. „Ihr nervt!“ rief er den beiden an der Tür zu. „Ich lass euch auch verschwin...huh?“ Er schien etwas erstaunt. „Ich kann mein Alice nicht benutzen!“ Er drehte sich zu Mikan um. „Du!“ Sie sah ihn an. Kurz darauf war Persona von einem Flammenring umgeben. Natsume ließ erschöpft die Hand sinken. „W-Was?“ rief Persona. „Du kleiner Bastard! Stopp das Feuer!“ „Stopp das Feuer, du Idiot!“ Das hatte Mikan einmal zu Natsume gesagt, als er Hotaru und Tobita in genauso einen Flammenring gesperrt hatte, um sie zu zwingen ihr Alice zu zeigen. Bei dem Gedanken daran musste sie fast lächeln. „Was willst du?“ fragte Persona. „Willst du, dass ich dir keine Missionen mehr aufgebe? Was willst du?“ Er war wirklich ärgerlich. „Ich will...“ begann Natsume. „Du kannst mir weiter Missionen aufgeben! Aber ich will...dass du mir eine Beziehung erlaubst!“ „Niemals!“ fuhr Persona ihn an. Die Flammen wurden höher und enger. „Schon gut!“ schrie er. „Aber stopp das Feuer!“ Der Ring wurde halbhoch. „Woher weiß ich, dass du mich nicht anlügst?“ fragte Natsume. „Ich gebe dir mein Wort!“ antwortete Persona. „Dein Wort ist nichts wert!“ sagte Natsume. „Du brichst es andauernd!“ „Ich verspreche es! Bei meinem Leben!“ Natsume stoppte die Flammen. Es kostete ihn sowieso Kraft, sie aufrecht zu erhalten. Dann küsste er Mikan, sie immer noch umarmend. Eine ganze Weile. Mikan wurde auf einmal ganz warm, für einen Moment vergaß sie die Angst. Natsumes Herzschlag beruhigte sie. Persona stand einfach nur da. Was sollte er tun? Schließlich verschwand er. „Mikan...“ sagte Natsume. „Ich liebe dich!“ Dann kippte er um. Natsume wurde ins Krankenhaus gebracht und musste einige Tage dort bleiben. Doch er hatte es ihr gesagt. Er hatte es ihr endlich gesagt. Mikan war so glücklich wie noch nie. Am 1. Januar, ihrem 11. Geburtstag, kam Mikan Sakura offiziell mit Natsume Hyuuga zusammen. In einem Brief an ihren toten Opa bezeichnete Mikan diesen Tag als „glücklichsten meines Lebens“. Ihr Opa würde diesen Brief nie erhalten. Die Verlobung mit Mary Simon wurde aufgelöst, nachdem Natsume ein langes Gespräch mit deren Eltern geführt hatte. Mary verließ die Schule daraufhin. Es stellte sich heraus, dass sie nie ein Alice gehabt hatte. Sie hatte die Schule mit einem Trick überlistet. Sumire Shoda versuchte noch einige Male, sich an Masahi Nakamura heran zu machen, erfolglos. Für Mikan Sakura war es ein langer Weg bis zu dieser Stelle gewesen. Viele ihrer Erinnerungen waren schlecht. Doch sie vergaß sie nicht. Niemals. Sie trug auch diese Erinnerungen mit sich, denn auch sie waren wertvolle Schätze in ihrem Gedächtnis. Für immer. ~~ENDE~~ .__. *Stille* Jetzt weiß ich gar nicht, was ich sagen soll. Campus Life ist vorbei. Meine erste und bisher einzige FF ist abgeschlossen. Falls euch der Schluss (der letzte Absatz) etwas abgehackt vorkommt, das gehört so^^“ (is irgend son Stil <.<) Irgendwie bin ich jetzt traurig QxQ Hab echt gerne daran gearbeitet. Aber jetzt war’s das, man muss auch irgendwann mal Schluss machen v.v Danke noch mal für die vielen Kommis T_T *grad voll sentimentale Phase hab* Danke an alle, die mir Kommis geschrieben haben ^^ Zum Schluss (jaa ich nerv nicht mehr lange xD) noch ein Lied das glaube ich ganz gut zur Story passt (ist nicht von mir o.O) Only of you ~ Green Day I wish I could tell you But the words would come out wrong Oh if you only knew The way I felt for so long I know that we’re worlds apart But I just don’t seem to care These feelings in my heart Only with you I want to share The first time I caught a glimpse of you Then my thoughts were only of you I hope that when time goes by You will think the same about me Many nights awake I lie I only wish that you could see I know that we’re only friends I hope this feeling never ends If I could only hold you It’s the only thing I want to do The first time I caught a glimpse of you Then my thoughts were only of you Hosted by Animexx e.V. 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