Zum Inhalt der Seite

Freunde für immer?!

Mia, Jonas und Tim sind Freunde seit Kindertagen, doch nun reisst ein erste Hilfekurs ihre kleine Welt aus den Fugen.
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Ein Erste-Hilfekurs mit Folgen

Hi Leute!
 

Endlich mal was neues von mir. Durch meine 8 Monate alte Tochter und den Hauskauf, kam man ja zu nicht wirklich viel. Wie immer hoffe ich auf viele Kommis. Ab 5 Kommis setze ich die Geschichte fort. Vielleicht schafft sie es ja mal unter die Empfehlungen, da ist "Der Sonnenbrand" ja leider gescheitert. :-/ Wäre für mich echt nen Ritterschlag.;-)
 

Und nun noch schnell zur Geschichte selber: Prolog kommt sicherlich nochmal. Ausserdem ist die Geschichte zwar romantisch (und mit meinen geliebten Rückblenden..damit ihr mir auch nicht einschlaft beim Lesen..;-))aber auch um einiges lustiger als meine Letzten. Ich hoffe sie gefällt euch. Falls ich sie zu Ende schreibe(kommt auch etwas aufs Feedback an.) erwartet euch ein sehr sehr überraschendes Ende. Versprochen. Und nun erstmal viel Spass beim Lesen.
 


 


 

Ein Erste-Hilfekurs mit Folgen
 

Langsam setzt sich der Zug in Bewegung und ich sacke entnervt in meinem Sitz zusammen. Lena schläft bereits ganz tief und ich lausche ihrem gleichmäßigen Atem. Ich bin froh, für uns beide dieses leere, kleine und schnuckelige Nichtraucherabteil gefunden zu haben. Meinem Geschmack nach gibt es überhaupt inzwischen zu wenig von diesen kleinen, kuscheligen Abteilen. Die meisten ICEs kommen zwar hypermodern daher, aber nicht einmal die Sitze sind bequem. Doch dieses Mal ist das wirklich anders. Bedächtig strecke ich meine Füße aus und fühle mich wie ein nasser Sack, doch das ist mir, gelinde gesagt, total egal. Der Besuch in meinem ehemaligen Heimatdorf ist wie immer sehr anstrengend gewesen. Man hat gerade mal ein Wochenende, aber wirklich jeder Hinz und Kunz will einen sehen. Vor allem meine Eltern haben sich tierisch über Lena und mich gefreut. Nur diese Rumbohrerei wegen Tim. Das nervt, und wie! Warum war der nicht dabei? Wo war der denn? Was ist denn los?! Wie geht’s ihm denn? Boah..am liebsten hätte ich sie beide vor die Glotze gesetzt und die Sesamstrasse angestellt. Das zum Thema wieso, weshalb, warum… Oder besonders gut würden sich die beiden in einem erste Hilfe-Kurs zum Thema, wie/wo/was/warum machen. Ich schüttele den Kopf bei dem Gedanken daran, dass mein Vater einer Gummipuppe einen Kuss verpasst und versuche das Hirngespinst so schnell wie möglich zu verdrängen. Dafür schweifen meine Gedanken in die Vergangenheit.
 

„Hi. Und biste endlich fertig?“ Jonas steckte ungefragt seinen Kopf kurz durch die Tür. Im nächsten Moment grinste er fies. „Tztz. Da steht die hier noch in Unterwäsche…“ Ich, die zuvor geschockt war über sein Verhalten, griff nun nach einem herumliegenden Kissen und warf es ziemlich punktgenau in seine Richtung. „Ich geb dir gleich mal Unterwäsche!“ In letzter Sekunde, zog er den Kopf blitzschnell zurück, um mir dann einige Sekunden später ungeniert die Zunge zu zeigen. „Reg dich ab. Nix was ich beim Schwimmen gehen mit deinen süßen Freundinnen und dir und vor allem euren knappen Bikinis, nicht auch schon mal gesehen hätte.“ „Boah...noch ein Wort und…“ Ich merkte, wie mein Gesicht puterrot anlief, sich meine Fäuste ballten und ich bereitete mich geistig darauf vor, mich sofort auf ihn zu stürzen. „Oh ha…nun kommt die Amazone wieder durch!“ Ehe ich reagieren konnte, fasste eine Hand von hinten ein und zerrte ihn zurück auf den Flur. „Mannmann. Was machst du nur immer für Sachen. Gleich verprügelt sie dich wieder, und meiner Meinung nach absolut zu recht. By the way, hi Mia.“ hörte ich Tim hinter der Tür sagen. „Die Ma hat doch extra gesagt, dass sie sich noch umzieht.“ „Und denk dran, früher hab ich dich auch immer unter mir festgenagelt!“ brüllte ich Richtung Tür, während ich mir das nächstbeste T-Shirt über den Kopf zog und mir vorm Spiegel schnell einen Pferdeschwanz band. „Das war in der dritten Klasse!“,vernahm ich Jonas maulig an der Tür. „Das zählt nicht mehr. Außerdem, was kann ich dafür, dass die so lange braucht.“ Ich grunzte verächtlich und zog schnell den Lippenstift nach. „Ist doch wahr! Immerhin gehen wir nur zu einem Erste-Hilfe-Kurs für den Führerschein. Mia macht da einen Wirbel drum.“ Ich schlüpfte noch schnell in die Schuhe und öffnete mit einem Satz die Tür. Jonas, der sich wie immer lässig dran gelümmelt hatte, fiel nach hinten weg. Ich gab Tim schnell einen freundschaftlichen Knuddler und schaute verächtlich in Jonas Richtung, der krampfhaft versuchte, wieder sicher zu stehen. „Zufällig ist heute mein großer Schwarm auch da.“ Danach schritt ich fast majestätisch die Treppen nach unten. „Oh ja. Boris. Bin Ohne Reelle Intelligenz Scheiße. Für den lohnt es sich auch.“ murmelte Jonas Tim zu. Blitzschnell drehte ich mich um. „Ach, das sagt die Person, die auf „Bitte-F***-mich-alle-Nina abfährt!“ „Hey, das ist unfair. Nina ist wirklich’ne Nette.“ Ha! Da war er wieder: Sein jämmerlicher Versuch sie in Schutz zu nehmen! „Deine Meinung hat wohl nichts mit ihren blonden Haaren und ihrem Atombusen zu tun. Boah, was muss ein kleines Kind denken, wenn es die Dinger sieht:‚Wow, ein all you can eat-Buffett ’?“ Nun grinste ich ihn siegessicher an. Wir standen immer noch auf der Treppe, ich vielleicht zwei Stufen vor den beiden. „Was ist dein Problem.“ Wenn ich gedacht hatte, das ein Herr Jonas Altmann einfach so nachgeben würde, hatte ich mich gewaltig geschnitten. „Nina kann sehr tiefgründig sein. Und was ihre Oberweite betrifft“, er schielte auf meinen Ausschnitt. „Du hättest doch selber gerne mehr. Was haste überhaupt? AA?“ Reflexartig hob ich meine Hand schützend vor einen Ausschnitt. „Boah. Lieber B(!) als AA oben in der Birne. Ich weiss noch, wie deine „Freundin“ mich mal in der Fünften in Physik gefragt hat, ob man aus ‚nem Vakuum noch die Luft rauspumpen muss. Obwohl,“ fies grinsend drehe ich mich wieder um. “wenn ich es mir recht überlege, passt ihr zwei doch sehr gut zusammen.“ flötete ich zuckersüß. „Was ist eigentlich ihr Problem?!“ fragte Jonas nun entnervt in Tims Richtung. Der krallte sich grölend am Treppengitter fest. Jonas und ich schauten uns irritiert an. In dieser Sekunde schneite meine Mutter topfabtrocknenderweise aus der Küche herein. „Tun sie es schon wieder?!“ wollte sie augenrollend von Tim wissen. Der war nur zu einem Nicken fähig, während er sich die Lachtränen aus den Augen wischte. „Du tust mir wirklich manchmal leid, dass du mit diesen beiden Streithähnen befreundet sein musst.“ Pfeilschnell legte er brüderlich den Arm um uns beide. „Dafür sind es die besten Freunde der Welt. Außerdem macht’s immer wieder Spaß, wenn die beiden so richtig abgehen.“ berichtete der zwinkernd, während er uns beiden durch die Tür schob. Ich sah noch im weggehen, wie meine Mutter lachend mit dem Kopf schüttelte.
 

Wir mussten mit dem Bus in den nächsten Ort fahren, da es in unserem Kuhkaff leider irgendwie gar nichts hab. Weder irgendwelche Sanidienste, noch einen Imbiss oder gar eine Fahrschule. Dafür hatten wir zwei Briefkästen und die Gewissheit, dass genau 4 Mal am Tag ein Bus am kleinen Haltehäuschen stand. Besonders schön fand ich allerdings, das ich nur einen Katzensprung vom Häuschen entfernt wohnte und es so wenigstens, wenn man schon früh oder vielmehr sehr früh, auf den Schulbus warten musste, wenigstens etwas länger schlafen konnte. Tim hatte es da nicht so gut getroffen und musste jeden Morgen fast noch mal 20 Minuten zur Haltestelle laufen. Jonas wiederum wohnte gleich im Haus nebenan und hatte es deswegen ähnlich gut wie ich. Eigentlich war die Einteilung so auch am besten, denn Tim war im Gegensatz zu uns beiden, zwei Morgenmuffel in Reinkultur, ein echter Morgenfreund und für seine Verhältnisse manchmal sogar recht gesprächig. Doch besser er als Jonas. Wenn der mit einem seiner Reden anfing, konnte man getrost einpacken. Heute warteten wir allerdings

nicht auf den Schulbus, sondern darauf, das uns der Nachmittagsbus in den nächsten Ort bringen würde, um den Erste-Hilfe-Kurs hinter uns zu bringen. Als wir ankamen, saßen dort bereits zwei Mädels aus unserem Dorf, allerdings jeweils ca. zwei Jahre jünger als wir. Aus irgendeinem Grund fand ich sie immer total tussig und konnte sie absolut nicht leiden. Das wiederum schien allerdings auf Gegenseitigkeit zu beruhen, denn als wir an ihnen vorbeischlenderten, meine die Blonde der beiden Zicken sehr leise, dass nur ich es hören konnte. „Tja, keine Ahnung was die beiden Jungs an ihr finden. Wenn ich Typ wäre, würd ich die nicht mal mit ’ner Kneifzange anfassen.“ Ich wollte mich gerade umdrehen und was Gepfeffertes antworten, als sich plötzlich eine Hand auf meine Schulter legte. „Habt ihr beiden Süßen ein Problem mit Mia?“ wollte Jonas absolut ruhig wissen. Besonders die Blonde wurde jetzt etwas blass um die Nase, denn wie ich aus sicherer Quelle wusste, stand sie auf Jonas. „Wir finden sie klasse und wir ihr ja auch wisst, ist sie eins der hübschesten Mädchen unseres Gymis.“ „Ich kann ihm nur beipflichten.“ Tim hatte sich unbemerkt von hinten an die beiden Grazien angeschlichen. „Und ich als Schülersprecher muss es ja wissen.“ Plötzlich konnten die beiden sich nicht schnell genug ans andere Ende des Gehweges verkrümmeln. „So, von denen hat unser Prinzesschen erstmal Ruhe.“ Dabei knuffte er spaßeshalber auf meinem Kopf rum und gleichzeitig hatten wir uns ganz nebenher wieder vertragen. Es konnte kommen was wollte, wir drei hielten immer zusammen. Die beiden Jungs setzen sich auf die Bank im Häuschen und ich pflanzte mich daneben. Dann diskutierten sie über unser Englischreferat, dass wir drei in der kommende Woche einreichen musste. Doch ich dachte über das Gesagte der Mädels nach. Ganz unrecht hatten die beiden nicht. Die Jungs gehörten sicherlich beide auf ihre Art zur Königsklasse der Typen auf unserer Schule. Tim war zwar kein Riese mit seinen knappen 1.75, und er war auch eher drahtig, hatte dunkelblaue Augen und auch seine dunkelblonden mittellangen Haare waren nichts außergewöhnliches, doch er machte es mit extrem viel Charisma, guten Manieren, einer enormen Menschenkenntnis und vor allem einem IQ, der weit über den unseren lag alles wieder wett. Seit wir klein waren, konnte ich immer auf ihn zählen und seit der ersten Klasse war auf seiner Stirn Klassensprecher eintätowiert. Inzwischen war er sogar zum Schulsprecher avanciert. Sein größtes Problem, wenn man es denn so nennen will, war nur, dass er nie NEIN sagen konnte und so mussten Jonas und ich ihn schon aus so mancher Situation retten, denn er mutete sich auch gerne einmal zuviel zu, nur um niemanden zu enttäuschen. Nach dem Abitur wollte er unbedingt Jura studieren und es gab wohl niemanden der ernsthaft zweifelte, ob er das denn auch schaffen würde. Er trug fast immer Sachen, die ohne weiteres schon in den 50ern out waren, doch das störte bei ihm überhaupt nicht und verlieh ihm einen unheimlichen Charme. Mein Blick wanderte auf Jonas. Er war von klein auf an das krasse Gegenteil zu Tim gewesen und viele Leute verstanden bis heute nicht, warum gerade die beiden so dicke miteinander geworden waren. Jonas war schlaksige 1.90 groß, besaß eine echte Schwimmerfigur, dunkelbraune schulterlange leicht gelockte Haare, die er meist zu einem Zopf trug und grünbraune Augen. Ihn als Lehrerschreck zu beschreiben, wäre vielleicht schon untertrieben. Er stand in kaum einem Fach, außer Kunst und Sport, schriftlich besser als umgerechnet Vier und rettete sich höchstens durch seine charmante Art, besonders bei den weiblichen Lehrkräften, mündlich seine Noten. Nicht, dass er wirklich dumm war, nur interessierten ihn Comics zeichnen mehr als Französischvokabeln oder Vektoren. Tim hatte ihm schon angedroht ihn zur Not durchs Abi im nächsten Frühjahr zu prügeln. Jonas war ein echter Weiberheld und hatte alleine seit der Oberstufe bestimmt schon einiges an Frauen durchgezogen, was aber unserer Freundschaft keinen Abbruch tat. Tim und ich warteten da schon eher auf die große Liebe und so konnten wir zusammen unsere jeweiligen Partner noch locker an einer Hand abzählen. Zwar hatten die Jungs gerade nicht unrecht gehabt, sicherlich war ich kein hässliches Mädchen mit meinen knappen 1.70, aber wohl eher unscheinbar mit meinen dunkelblonden Haaren. Angestrengt überlegte ich nun, warum wir drei so lange schon so gut befreundet waren. Plötzlich hielt mir jemand ungefragt einen Riegel Kinderschoki unter die Nase. „Nimm, und denk nicht mehr an die beiden Schnepfen.“ murmelte der Dunkelhaarige, während er ohne aufzublicken einarmig vorgebeugt schon wieder ein Comic zeichnete. Kaum hatte ich ihm den Riegel abgenommen, stopfte er sich selbst wieder ein Stück rein. Ich blickte über ihn hinweg und direkt in Tims wissende Augen. „Er hat recht, lass sie doch reden. Wir wissen doch eh besser, was wir aneinander haben.“ Probeweise biss ich auf meine Schokolade. „Vielleicht habt ihr recht,“ sagte ich kauend. „Aber eigentlich ist es schon seltsam, das sich bei uns trotz dieses ganzen Gefühlssingssang nie irgendwas verändert hat. Immerhin seit ihr doch Jungs und trotzdem…“ Jonas hätte sich fast an seiner Schoki verschluckt. „Oh, jetzt wo du es sagst…“er blickte künstlich lüsternd auf meine Brüste, die sich unter dem engen T-Shirt bei der offenen Jeansjacke abzeichneten. „…du bist ja echt ein Mädchen! Pfui…!“ ER sprang auf als hätte ich plötzlich die Krätze und begann sich am ganzen Körper zu jucken. „Is ja widerlich. Ist das ansteckend?“ Wir beiden anderen schauten ihn entnervt an und meinten gleichzeitig: „Klappe Hirni!“ Tim rutschte zu mir auf und legte seine Hand auf meine Schulter. „Was dir Jonas auf seine unverkennbare Art mitteilen wollte ist, dass es uns egal ist, dass du ein Mädel bist. Du bist unsere beste Freundin und da werden auch so ein paar Hormönchen nichts dran ändern!“ Jonas setzte sich nun ungefragt neben Tim und verschränkte die Arme hinter seinem Zopf. „Wie schon gesagt. Lass die blöden Weiber doch labbern. Das ist der pure Neid. Das ihr weiblichen Wesen immer über so viel gequirlte Kacke nachdenken müsst!“ „Soll ich?“ fragte Tim grinsend. Ich nickte schmunzelnd. „Immer wieder gerne.“ Schon bekam Jonas einen leichten Schlag in den Nacken. „Hey…ihr spinnt wohl!“ hörte ich den Brünetten noch sagen, doch dann fiel mein Blick auf den anrollenden Bus.
 

Der Seminarraum war voll von wissbegierigen Jugendlichen. Naja, eigentlich eher von Leuten, die einfach einen erste Hilfeschein benötigten. Auch einige bekannte Gesichter aus unserem Gymnasium waren vertreten. So neben Boris auch diese dämliche Nina. Ich konnte mir nicht helfen, je länger sie Jonas, der natürlich gleich neben ihr Platz genommen hatte, ihre zwei besten Argumente schon fast ins Gesicht drückte, desto bescheuerter fand ich sie. Tim und ich saßen nebeneinander, denn im Gegensatz zu Jonas hatte ich nicht den Mut mich einfach neben meinen Schwarm zu setzen. Irgendwann ging es dann an die Herz-Lungenmassage. Tim und ich schauten uns irritiert an, als es hieß, dann jeweils einer der beiden das Opfer spielen sollte, doch dann wurde Tim, wie sollte es anders sein, als gutes Vorbild nach Vorne gerufen um sein Glück an der Gummipuppe zu versuchen und ich stand oder vielmehr saß, natürlich extrem erleichtert da. „Tja, dann wird das ja wohl für mich keinen.“ Der entnervte Typ, der den Kurs hielt und mich anscheinend sowieso auf dem Kicker hatte, blickte mich entnervt an und meinte dann. „Wieso, sie machen einfach bei der nächsten Zweiergruppe mit.“ Ich sah entgeistert zu Nina und Jonas rüber. Nina blickte mich ungelogen an wie ein Insekt, daß man zerquetschen müsse und Jonas zuckte nur mit den Achseln. Und während dann Tim uns anhand der Puppe die Herz-Lungenmassage erklärte, nahmen wir dann schon einmal unsere Stellungen ein. Schnell wurde klar, dass weder Nina noch ich Lust hatten, das Opfer zu spielen. Auch wenn Jonas das wohl sehr gefallen hätte und er einen Spruch von wegen zwei küssenden Frauen usw. vom Stapel ließ. Kurzfristig überlegte ich, ob lynchen in so einer Situation nicht auch straffrei wäre, doch es half alles nichts und so erklärte er sich dann bereit das Opfer zu spielen. Und natürlich hatte auch Nina nichts dagegen den Part den „Einatmens“ zu übernehmen. Ich sollte dann brav, natürlich vorsichtig, den Brustkorb bearbeiten. Wir befolgten also die Anweisungen von vorne. Plötzlich stand der Typ neben mir und meinte stumpf. „So und jetzt einmal tauschen.“ Und als Jonas versuchte aufzustehen. „Nicht Sie! Die Mädchen!“ Fast gleichzeitig meinten wir dann entnervt. „Was der/die soll ich küssen?!“ „Beatmen. NICHT küssen.“ Korrigierte uns der Hansel. Jonas verzog angewidert den Mund. „Bähh...das wird sein, als würd ich meine kleine Schwester küssen!“ Für den Spruch fing er sich von mir erst einmal eine Kopfnuss ein. „Dafür stinkst du bestimmt wieder nach Knoblauch!“ Aber auch alles Murren nutzte nichts und so nahmen wir wieder unsere Positionen ein. Nina beobachtete mich argwöhnisch. „Na toll! Dein Busenwunder glotzt mich dämlich an!“ wisperte ich Jonas ins Ohr. Der grinste fies und meinte ohne näher auf meine Aussage einzugehen: „Hast du eigentlich Herpes? Ich will’s mir nämlich nichts holen.“ Am Liebsten hätte ich ihn zum Mond geschossen, doch stattdessen wollte ich es lieber schnell hinter mich bringen. Ich wartete auf die richtige Sekunde, nahm geschickt den Pferdeschwanz zur Seite und drückte ihm dann vorsichtig meine Lippen auf seine. In diesem Augenblick durchfuhr es mich wie ein Blitz, der langsam in eine warme Welle überging, die bis zu meinem Zehen schwappte. Schnell zog ich meinen Kopf zurück als hätte ich mich verbrannt. Jonas schaute mich irritiert an. „Hey, ich hab heute Mittag aber gar keinen Knoblauch gegessen.“ versuchte er sich zu verteidigen. Da ich selber wie überfahren war und das Gefühl hatte, dass der Boden unter meinen Füssen nachgab, sprang ich schnell auf eben diese, brabbelte noch etwas von Aufs Klo müssen und verschwand in der Damentoilette.
 

Ich finde den Geruch in dieses Klos immer total ekelig. Überhaupt sieht das hier wieder aus wie ein Saustall. Anscheinend können sich manche Leute in der Öffentlichkeit nicht benehmen. Angewidert betätige ich die Spülung. Wenigstens hatte Lena beim rausgehen immer noch friedlich geschlummert. Plötzlich wummerte jemand ungeduldig an die Türe.
 

„Jaja, ich komme ja sofort.“ versuchte ich so gelassen wie möglich sagen. Trotzdem bewegte ich mich in dem kleinen Raum wie ein Tiger im Käfig und schritt dauernd auf und ab. Irgendwann blieb ich vor dem Spiegel stehen und beugte mich übers Waschbecken. <<Jetzt resümieren wir mal! Du hast gerade einen deiner besten Freunde geküsst und…es war toll?!>> stellte ich ernüchtert fest und fuhr mir über den Mund. Alleine bei dem Gedanken an seine Lippen wurde mir wieder abwechselnd heiß und kalt. <<Mensch, das war Jonas. Der Jonas den du schon ein ganzes Leben kennst! Der Jonas, der dich früher mit Sand beworfen hat, der der dir in den Haaren rumgezogen hat und der dir auch schon mal seine behaarten Beine zeigt..>>Doch es war egal wie viele schlimme Dinge ich mir versuchte vorzustellen. Ich konnte an fast nichts anderes mehr denken als an seinen Mund. <<Das also ist der Jonas, den die anderen Mädchen sehen.>> durchfuhr mich die Erkenntnis. Wie ein gequältes Tier stieß ich mich vom Waschbecken ab. Was war plötzlich los mit mir? Und was bedeutete das nun für mich? Ich würde ihn nie haben können. Wollte ich ihn überhaupt haben? Was war mit Boris? Tausend Fragen schossen mir durch den Kopf. „Mia, bist du immer noch da drin?“ hörte ich nun Tims besorgte Stimme. „Was war eigentlich los? Hat der wieder Mist gelabert? Komm schon, so peinlich war das gar nicht.“ „Neinnein.“ antwortete ich matt. Plötzlich hörte ich noch mal Schritte sich nähern. „Was geht den hier ab.“ Vernahm ich nun auch Jonas Stimme. „Das müsste man ja wohl eher dich fragen. Was hast du jetzt schon wieder gemacht?!“ Tim klang fast schon unbeherrscht. „Hey…ich hab gar nichts gemacht.“ „Blödsinn! Sonst würd sie ja wohl kaum da drin hocken. Nun gib es schon zu!“ Bevor die beiden sich zu prügeln anfingen, beschloss ich doch aus meiner selbstauferlegten Quarantäne auszubrechen und öffnete schnell die Tür. Gerade noch rechtzeitig um einen handfesten Streit zu schlichten. „Lass ihn Tim. Er hat gar nichts gemacht.“ Flüsterte ich matt und lass den Kopf sinken. Ich fühlte Tims fragenden Blick auf mir. „Hab ich doch gesagt.“ Freute sich Jonas und legte, wie sonst üblich freundschaftlich den Arm um mich. Mich durchschoss es wie noch nie in dieser Sekunde und geschickt wand ich mich aus der halben Umarmung. „Lasst uns einfach nur zurückgehen. Mir war etwas schlecht.“ Keiner der beiden stellte an diesem Abend weitere Fragen, doch anstelle sich neben Nina zu setzen, hockte sich Jonas an meine andere Seite und ich fühlte wie mich beide Jungs die ganze zeit abwechselnd musterten.
 

Beim Rausgehen griff plötzlich eine Hand nach meiner Schulter. Als ich mich umdrehte, stand unerwartet Boris vor mir. „Hi Mia.“ begann er ein Gespräch und im weiteren Verlauf fragte er mich doch tatsächlich nach einem Date. Vor einer Stunde hätte ich wohl noch einen Freudentanz um die Eckfahne gemacht, doch nun war ich mir total unsicher. „Ist wirklich lieb von dir Boris, aber z.Z. habe ich mit der Schule einfach genug um die Ohren.“ meinte eine fremde Stimme, die über meinen Körper die Kontrolle übernommen zu haben schien. Tim und Jonas, die sich selber mit Dritten unterhielten, schauten erstaunt zu mir rüber, doch wieder wich ich ihnen aus. Ohne auf sie zu warten, lief ich alleine zur Bushaltestelle. Kurz vor dem Ziel holten sie mich aber doch noch ein. Die erste Zeit gingen wir schweigend nebeneinander her. Jonas fand, wie immer, als erstes sein Sprachzentrum wieder: „ Was war das denn gerade bitteschön?!“ „Was war was?“ fragte ich patzig, in der Hoffung er würde dann von mir ablassen. Doch wie sollte es anders sein, reizte ihn meine unerwartete Verschlossenheit in Punkto dieses Themas nur noch mehr. „Na, die Abfuhr an Boris? Du weißt doch. Merkmale: 1.80 m geballte Blödheit, tiefblaue glasige Augen, Arschloch vom Dienst?!“ Während er redete klimperte er theatralisch mit den Wimpern. Ich blickte unsicher in Tims Richtung, der mich ganz seltsam musterte. Schnell schaute ich wieder weg und meinte so unbekümmert wie möglich. „Es ist nichts. Ich habe nur gemerkt, dass du ausnahmsweise mal Recht hattest. Zufrieden?! Willste jetzt nen Orden?!“ Ich versuchte krampfhaft irgendwo die beste Freundin rauszukramen. Anscheinend hatte sie sich tief unten in meinem Körper versteckt. Die Busfahrt war mehr als bedrückend. Jonas redete und zwar durchgängig. Tim starrte mich ununterbrochen an und ich fand meine Schuhe plötzlich extrem spannend. „…Monat ist dann Rückspiel. Der Alte kann mich mal.“ Der Brünette machte eine kreative Redepause. „Und dann spielen noch das rosa Kaninchen im Mittelfeld und Oliver Kahn im Tor mit.“ Nun wurde es ihm wohl doch zu bunt und er fischte vor meinen Augen herum. „Hallo! Noch jemand zu Hause? Sag mal, waren wir auf einer Beerdigung von der ich nichts mitbekommen habe, oder was?!“ Ich öffnete den Mund um etwas zu sagen, doch Tim kam mir zuvor. „ Möglich, das es eine Beerdigung war, oder Mia?!“ Seine Augen blitzten mich fast herausfordernd an. Meine Finger verkrampften sich unwillkürlich. So hatte er mich noch nie angesehen. Das war sowieso überhaupt nicht Tims Art Leute, jedenfalls Jonas oder mich, so anzugreifen. Jonas glotzte irritier von einem zum anderen. „Hab ich hier wirklich irgendwas verpasst.“ „Mia?!“ harkte Tim nun unbarmherzig nach. Mein Herz setzte kurz aus. Tim musste wissen was los war? ES schien mir, als könnte er in mir lesen wie in einem offenen Buch. „Ich weiß nicht was du meinst.“ hörte ich mich wieder mit dieser fremden Stimme sprechen. Der Dunkelblonde wollte antworten, doch Gott sei Dank hielt der Bus just in dieser Sekunde in unserem Dorf und befreite mich so aus meiner misslichen Lage. Ich wartete nicht, wie sonst üblich, auf die beiden, sondern rief ihnen nur noch im wegrennen ein Banales Bis morgen dann ihr Zwei zu. Keinen der zwei Jungs hätte ich jetzt auch nur eine Sekunde länger ertragen, solange in meinem Kopf, wie Jonas immer so schön formulierte, gequirlte Kacke vorherrschte.
 

tbc?

Kapitel 2

Hi Leute!
 

Mal das zweite Kapitel.(Bin jetzt eigentlich schon mit dem Drittem durch. Mein Männe hat für mich mal wieder den Betaleser gemacht. Danke Schatzi nochmal an der Stelle.) Auch wenn es nur drei Kommis waren, dachte ich doch daran, es fortzuführen.(Wenigstens bis zum nächsten Kapitel.Also etwas mehr anstrengen beim Kommischreiben! ;-))) Diesmal verspreche ich das es etwas mehr zur Sache geht, allerdings wie immer jugendfrei.(Ihr kennt mich ja.) Sollten mal wieder echte Lemonszenen kommen, setz ich natürlich wie immer eine entschärfte Version rein. Werd bei dieser Story mehr Musik im "Hintergrund" laufen haben. Wenn ihr möchtet, mach ich dann immer eine Playlist am Ende das Kapitels. ;-) und nun viel Spass mit dem...
 

2.Kapitel
 

Als am nächsten Morgen der Wecker ging, war ich mehr als entnervt. Ich prügelte ihn fast tot, obwohl er gar nichts für meine miese Laune konnte. Probeweise öffnete ich ein Auge. War ich immer noch verwirrt. Ich horchte tief in mich rein. Schwirrte Jonas immer noch durch meine Synapsen? Ich beschloss mich noch mal zu drehen, während ich darüber nachdachte. Dreimal rief meine Mutter hoch. Dreimal ignorierte ich ihr Gebrüll geflissentlich. Als dann die Tür aufgerissen wurde, blickte ich erstmal nicht auf, doch als sich etwas neben mich legte und mir ein sehr bekanntes Deo in die Nase strömte, wurde mir wieder ganz anders. Schnell drehte ich mich zu dem Eindringling. Wie nicht anders zu erwarten lag ein breit grinsender Jonas neben mir. „Guten Morgen, Prinzessin. Heute mal wieder bessere Laune?“ Mein Gefühl schwankte zwischen Wut und Verwirrung. Ich zog meine Decke noch schützender an mich und starrte ihn nur stumm an. Wie immer im Bett trug ich nur ein XXL-Shirt und einen Slip. Sonst hätte mir die ganze Situation nichts ausgemacht, doch nun war alles anders. „Haste deine Stimme verloren oder was. Und gib mal auch etwas Decke ab.“ Nun zog auch er an der Decke und irgendwann gab ich einfach nach. Dann legte er locker den Arm um mich, erst wehrte ich mich auch dagegen, doch dann gab ich auch diese Bastion auf und entspannte mich. Das erste Mal in meinem Leben musterte ich meinen besten Freund näher. Er trug ein braunes körperbetontes T-Shirt und eine dunkelblaue viel zu lange Jeans. Die Schuhe hatte er anscheinend dann doch aus Höflichkeit vor meinem Bett ausgezogen. Obwohl ich es besser wusste, klammerte ich mich an ihn und erhaschte so etwas von seinem Geruch. Mir war nie aufgefallen, wie gut Jonas roch. Unwillkürlich krallte ich mich in sein Shirt. „Heyhey. Nicht das du mich hier mit deinem Teddy verwechselt.“ meinte er lässig und schon wich ich ein wenig zurück in der Angst das er etwas gemerkt haben könnte.
 

Doch das war ein Fehler, denn nun schaute ich ihm direkt in die Augen, weil er sich selbstverständlich zu mir gedreht hatte. „Was ist eigentlich gestern mit dir los gewesen? Man konnte die Luft zwischen Tim und dir ja förmlich schneiden.“ Ich zuckte nur mit den Schultern. „Mir gings einfach nur mies.“ Plötzlich wurde sein Grinsen noch breiter. „Sag mal, du hast nicht spontan deine Tage, oder?!“ Ich schnappte mir mein Kuscheltier und dreschte auf ihn ein. „Boah, du kannst manchmal so ein Arsch sein!“ Daraus entstand eine wilde Balgerei auf meinem Bett, wie wir sie seit Kindertagen nicht mehr geführt hatten. Nach einer Weile lag ich festgenagelt unter ihm. „Ha, siehste. Wir haben beide die dritte Klasse überwunden.“ meinte er etwas schwerer atmend. Mir war nicht mal nach Luftholen zu Mute. Denn wenn meine Lage gerade unschön gewesen war, so war sie jetzt richtig schlimm. „Oki, du hast gewonnen.“ murmelte ich und er rollte dann von mir runter. „Wann ging unser Bus noch mal…?“ rekapitulierte er nun. Entgeistert blickte ich Richtung Wecker und sprang dann nach einer Schrecksekunde aus dem Bett. „Scheissescheisse. Wir verpassen den Bus! Warum hast du nicht eher was gesagt!“ maulte ich ihn an. Doch ehe ich mich weiter anziehen konnte schmiss ich ihn erstmal raus. „Mist! Gerade wo es interessant wird.“ Für den Spruch bekam er dann wortwörtlich noch einen Arschtritt nach draußen. Mein Herz klopfte wie wild, als ich versuchte mir gleichzeitig die Hose und das Shirt vom Vortag anzuziehen. Ich musste es mir jetzt einfach eingestehen, ich stand irgendwie auf meinen besten Freund.
 

Nachdem ich noch schnell eine Katzewäsche im Bad eingelegt hatte, stürmten wir, ich natürlich ohne Frühstück, aus dem Haus. Doch als wir an der Bushaltestelle ankamen, waren nur noch die Rücklichter in der Ferne zu erkennen. „Na toll!“ maulte ich und hockte mich entkräftet auf die Bank. Jonas stützte sich an die Häuschenwand. Plötzlich piepte mein Handy. „Wetten, das ist unser bester Freund?!“ wollte er fast schon rhetorisch von mir wissen. Schnell kramte ich es raus. Sagt mal, wo steckt ihr bitteschön? Soll ich jetzt behaupten ihr wärt beide krank?! Tim Ich schluckte schwer und hielt Jonas das Display unter die Nase. Ungefragt nahm er mir das Handy ab und tippte wild drauf los. Meine zaghaften Versuche es ihm abzunehmen, wurde eiskalt abgewehrt. „So, und jetzt noch absenden!“ nuschelte er vor sich hin. Ich ließ entnervt die Schultern sinken. „Was haste ihm geschrieben?“ Er drückte mir anstelle einer Antwort mein Mobiltelefon zurück in die Hand. Schnell ging ich ins Nachrichtenmenu und konnte bei versendete SMS nachsehen. „Das ist ja wohl nicht dein Ernst. Mia hat ihre Tage und ich versuche sie auf andere Gedanken zu bringen. Pass gut für uns in Geschichte und Englisch mit auf. Wir machen heute blau. Gruss Jonas „Was fällt dir eigentlich ein?!“ Zum einen war ich sauer darüber, dass er einfach so über meinem Kopf weg entschieden hatte heute zu schwänzen und zum anderen wollte ich mir nach Tims komischen Verhalten gar nicht ausmalen, was er jetzt vielleicht denken würde. Außerdem konnte ich mir die Strafpredigt des Dunkelblonden jetzt schon vorstellen.
 

„Wo will Tim denn hin?“ fragte ich leise und zog an Jonas Shirt. Der rollte entnervt mit den Augen. „Wir machen eine Mutprobe, das weißt du doch!“ Tim, der bereits auf dem Gitter saß, guckte zu mir runter. Mach dir keine Sorgen Mia, ich bin bald zurück.“ „Wieso gehst du denn?“ Langsam kletterte er auf der anderen Zaunseite wieder herunter und stand somit außerhalb den Kindergartengeländes. „Damit mich die anderen Jungen endlich mal ernst nehmen. Ich will auch einmal König des Tages sein, so wie Jonas.“ Dieser grinste fies. „Und deswegen muss der einmal rot machen.“ „Das heißt blau machen, aber sonst hast du recht!“ stellte der kleine Tim richtig. Ich lief noch einmal zum Gitter und rief: „Ich find das gar nicht gut. Ich geh gleich zu Gitta, wenn du wegläufst und die ruft dann bei deiner Mama an!“ Tim sah besorgt in meine Richtung, doch plötzlich packte mich Jonas von hinten und hielt mir den Mund zu. „Nun lauf schon los, ich pass schon auf, dass die nicht petzen geht.“ Kurz schien Tim noch zu überlegen, drehte sich dann aber um und lief davon. Natürlich habe ich ihn nicht verraten und die gemeinsame Strafpredigt haben wir alle drei gleichermaßen über uns ergehen lassen. Seitdem hatte Tim nie wieder geschwänzt und schnell verstanden, dass seine Qualitäten andere waren, als die von Jonas und zwischen den beiden Jungs hatte es seitdem nie wieder Rivalitäten gegeben.
 

„Und was möchte die Prinzessin machen?“ wollte Jonas nun wissen und machte einen Diener. Ich zuckte nur mit den Schultern und sah mich um. In diesem Kaff gab es eigentlich nichts, was man tun konnte. Plötzlich fingen seine Augen an zu glitzern. „Warte hier eine Sekunde.“ Und schon war er Richtung seines Elternhauses verschwunden. Ich verkrümelte mich schnell in das Haltehäuschen, denn am Ende würde vielleicht meine Mum noch zufällig aus dem Küchenfenster gucken. Keine zehn Minuten später stand mein bester Freund mit seinem alten Roller neben mir. „Ich dachte du hättest das alte Ding schon einstampfen lassen. Es soll in diesen Tagen echt viel Geld für Schrott bezahlt werden.“ Gleichzeitig rümpfte ich gespielt die Nase. Lachend zog er mich an sich heran. Mir wurde bei der Berührung richtig warm. Wortlos drückte er mir seinen zweiten Helm in die Hand. Schnell drehte ich mich weg, zog den Kopfschutz an, damit er nicht sehen konnte, dass ich langsam rot anlief. „Und wohin wollen wir?“ fragte ich leise, als ich mich hinter ihn setzte. „Lass dich überraschen. Und bitte festhalten!“ Das hätte ich wirklich fast vergessen. Ich merkte, dass meine Hände langsam schwitzig wurden. Ach stell dich doch nicht so an, du dumme Gans! Du hast schon tausendmal hinter ihm auf dieser Möhre gesessen! Aber keine der tausend Mal war ich verliebt in ihn gewesen. „Was ist nun?“ Ich schüttelte den Gedanken ab und umklammerte schnell Jonas Taille. Als er den Motor anschmiss, hatte ich das Gefühl, jeden Muskelstrang durch die nun doch schon dickere Herbstjacke fühlen zu können. „Ab geht’s!“ flötete er und schon sausten wir los. Trotz des Fahrtwindes war mir kein Bisschen kalt. Meine Mutter hatte recht, das war wirklich ein warmer November mit seinen immer noch fast 20 Grad. Vielleicht lag es aber auch einfach an dem Jungen vor mir. Irgendwann kamen wir an unserem Lieblingsbadesee an. Dieses Jahr hatten wir durch die ganzen Fahrstunden und das Lernen für Klausuren kaum Zeit dafür gehabt. Er stellte den Roller ab und ich lief zum Wasser. Nicht das ich ernsthaft vorhatte schwimmen zu gehen, doch das erste Mal seit gestern fühlte ich mich für einige Sekunden frei. Als ich mich umdrehte, sah ich, dass Jonas seine Schulbücher etc. durch Picknickutensilien ausgetauscht hatte. Gerade breitete er die Decke aus. Schnell setzte ich mich zu ihm und er packte einige Leckereien aus. „Wo haste die denn geklaut?“ fragte ich verdutzt. „Mum schleppt öfters was von der Arbeit aus der Bäckerei an. Sie weiß ja, was ihr Lieblingssohn verputzen kann. Das fällt gar nicht auf. Hatte ich heute morgen eben einfach etwas mehr Hunger.“ Ich wusste, das Jonas Eltern bereits seit einiger Zeit aus dem Haus waren, wenn wir zur Schule fuhren und selbst seine kleine Schwester war auf dem Weg in die Schule, also war er auch keiner Gefahr gelaufen, entdeckt zu werden bei seinem kleinen Raubzug. „Blöd ist nur, das ich heute Nachmittag mein Schwesterlein erstmal wieder mit meiner Playstation bestechen muss, dass sie den beiden nichts petzt, das ich nicht in der Schule war heute.“ Nach dem Essen legten wir uns einfach auf die Decke und ließen uns die verspätete Herbstsonne auf den Bauch scheinen.
 

Ich glaube, dass ich weggedöst bin, als plötzlich neben mir laute Musik angestellt wird. Entnervt öffne ich die Augen und identifiziere den Eindringling als Teenager, der anscheinend schon so taub ist, das er seine Hip-Hop-Mucke trotz Ohrstöpsel schon auf Zimmerlautstärke hören muss. Wütend mache ihn auf Lena aufmerksam und er trollt sich daraufhin aus dem Abteil.
 

„Und? Gute Mucke?!“ höre ich Jonas lachend sagen. Irgendwo hatte er anscheinend den alten Ghettoblaster und die dazugehörigen uralt Take-That-Kassetten aus unseren Kindertagen ausgegraben. „O, nee!“ meinte ich gespielt entnervt. Er tat absolut unschuldig. „Und ich dachte ich mache dem größten Take-That-Fan aller Zeiten einen riesigen Gefallen.“ Uns dudelte nun Never Forget um die Ohren. Ich drehte mich auf den Bauch und wippte unauffällig mit dem Fuss mit. „Komm, wie alt war ich da? 8 oder so?!“ Er drehte sich ebenfalls auf den Bauch, zupfte sich einen Strohhalm und kaute bedächtig drauf rum. „Und das gerade ein Teil deiner Gliedmaßen voll mitgeht, ist reiner Zufall, oder?!“ Dabei deutete er mit dem Kopf zu meinen Füssen und sah mich verschmitzt an. Mir wurde wieder ganz warm und ich drehte meinen Kopf schnell in die andere Richtung. Lange Zeit lagen wir einfach schweigend nebeneinander. Irgendwann merkte ich, wie er sich aufsetzte und empfand das als äußert schade, denn rein zufällig hatten wir uns, nach meinem Wegdrehen, an den Armen leicht berührt, und trotz Jacken hatte ich das Gefühl gehabt, ihn ganz dicht bei mir zu spüren. „Was ist seit Neustem eigentlich dein Problem mit Boris?“ wollte er nun absolut unvermittelt von mir wissen. Entnervt streckte ich mich leicht und drehte meinen Kopf wieder zur anderen Seite, vermied es aber ihn anzusehen. „Ich habe kein Problem mit ihm. Ich habe nur gemerkt, dass ich mich da total in dieser Sache verrannt habe.“ Danach starrte ich ihm auf den Rücken. Ein Riesenfehler. Er hatte sich leicht vorgebeugt, die Beine angezogen und mit den Armen umklammert und folglich war die Jacke etwas hochgerutscht. Ich konnte seine weißen Boxershorts unter der Hose hervorblitzen sehen. Schnell schaute ich wieder weg und schluckte schwer. „Ich glaube, es ist was anderes.“ stellte er nun ganz unverblümt fest und drehte den Kopf in meine Richtung, das spürte ich ganz genau. „Ach Quatsch! Was sollte ich denn für ein Problem haben!“ muffelte ich ihn an, denn innerlich war ich total aufgewühlt. Wusste er was Phase war? Das mein Hormonhaushalt seit kurzem total spann und ich manchmal ernsthaft glaubte auf ihn zu stehen?! „Nun ja,“ druckste er nun unerwartet rum. „Vielleicht hast du ja Angst ihn zu Küssen. Soo die Erfahrungswerte hast du ja wohl noch nicht und Boris soll ja sehr aufgeklärt sein, bei dem was der schon alles flachgelegt haben soll.“ Gut, er wusste nichts, aber im Moment, er dachte anscheinend ich wäre mit null Erfahrungen in Sachen Küssen und Sex gesegnet. Schnell stützte ich mich jetzt auch auf und blitzte ihn wütend an: „Was soll das denn heißen?! Nur weil ich mich nicht so anbiete wie Nina, was ich gelinde gesagt total billig finde, habe ich gleich keine Ahnung. Jonas, komm schon, für so Stereotypenmäßig hätte ich dich nie gehalten!“
 

Er wurschtelte sich, sichtlich unwohl, am Zopf herum. „Ach Blödsinn. Das hat nichts mit Nina zu tun. Mir ist halt nur aufgefallen, dass du bei Körperlichkeiten anscheinend total verkrampfst.“ Nun war ich richtig angesäuert. „Alles klar! Hast du bei meinen bisherigen Freunden immer daneben gehockt, wenn ich die zum Beispiel geküsst habe? Gibst du mir etwa Noten dafür?!“ Alleine der Gedanke und mir wurde ganz mulmig. Spontan begann er zu lachen. „Manchmal leidest du echt unter Verfolgungswahn. Komm, seit gestern hab ich ja echte Erfahrungswerte.“ Ich wollte gerade zum Gegenschlag ausholen, als es mir siedendheiß wieder einfiel. Ja, er konnte mich ja bewerten! Wo war das Loch zum Versinken! Ich konnte ihm jetzt ja wohl kaum stecken, dass ich nur so angespannt gewesen war, weil ich plötzlich gemerkt hatte, wie verdammt gut er roch. So biss ich mir auf die Zunge und hörte mir absolut gedemütigt seine „Küsstipps“ an. Zum einen war ich total fertig, dass er mich anscheinend für ein absolutes Greenhorn hielt und zum anderen ließ mich die Vorstellung wie er die Küsstipps bei mir anwendete, absolut nicht kalt. „Und, haste das verstanden?“ „Hä?“ war meine absolut geistreiche Antwort. Irgendwo zwischen Zungenkuss und langsam am Ohr runterwandern war mir, wie so oft in denletzten Tagen, mein Sprachzentrum abhanden gekommen. Irgendwo im Hintergrund leierte Take That Everything changes with you und ich versuchte krampfhaft Robbies Stimme zu lauschen. „Du hast mir nicht wirklich folgen können, oder?“ hörte ich Jonas leise sagen. Ich schüttelte verträumt den Kopf und starrte glasig an ihm vorbei. Irgendwie war mir echt zum Heulen zu Mute. Leider aber, vielleicht auch Gott sei Dank, bekam er davon, geschäftig wie er war, nichts mit. „Naja, dann müssen wir doch mal in die Praxis gehen. Nicht das du bei Boris oder sonst wem noch versagst. Big-Jonas wird das schon richten.“ Plötzlich setzte er sich vor mich und ich musste in seine grünbraunen Augen blicken. „Du fängst mit Blickkontakt an.“ Er legte dann seinen angewinkelten Zeigefinger vorsichtig unter mein Kinn. „Dann kommst du der Person näher…“ Diese Worte hauchte er förmlich und erst jetzt bemerkte ich, was er nun wieder plante. Unfähig mich zu wehren, fühlte ich, wie er langsam seine Lippen auf meine legte. Wie gestern schon, durchfuhr es mich wie ein Blitz und ich zuckte zusammen. „Hey, nicht erschrecken.“ flüsterte er zärtlich gegen meine Lippen. Schnell, aber noch einen Hauch vorsichtiger legte er noch mal kurz die Lippen auf und zog dann schnell seinen Kopf wieder weg. „Schon besser, aber immer noch leicht verspannt!“ stellte er nüchtern fest. So sehr ich gerade in der Luft geschwebt war, so hart landete ich jetzt wieder. Klaro, er machte das ja nur um mir zu helfen. Memo an mich selbst: Anfangen zu DENKEN!
 

Trotzdem wurde ich nun echt sauer. Dachte er wirklich, dass ich echt sooo schlecht küsste. Auch wenn ich es besser wusste, hörte ich mich nun fast feindselig fragen. „Darf ich mal?!“ Er grinste in der typischen Jonasart. „Meine Lippen stehen dir offen. Was tut man nicht alles für Jugend forscht.“ Jetzt reichte es aber endgültig! Der Junge sollte nun sein blaues Wunder erleben! Ich atmete noch mal kurz ein. Hob meine Arme, legte meine Hände vorsichtig in seine Halsbeuge, legte alle Gefühle in meinen Blick, schloss dann die Augen und berührte dann nur ganz leicht seine Lippen mit meinen. So verharrte ich aber nur kurz, zog ihn etwas näher an mich ran und zog sehr vorsichtig mit meiner Zunge seine Lippen nach. Seine Lippen schmeckten nach den Croissants, die wir gerade noch verputzt hatten und da war außerdem ein wunderbar herber Geschmack, der einfach zu Jonas gehören musste. Erst rechnete ich gar nicht mit einer Reaktion, denn er schien halbwegs geschockt zu sein, doch dann öffnete er plötzlich vorsichtig seinen Mund und ich fuhr langsam hinein und massierte behutsam nun die Mundhöhle am unteren Lippenrand entlang. Gleichzeitig drückte ich mit meinen Händen zärtlich an seinen Schultern und er gab mir nach. Jonas sackte langsam nach hinten weg. Ich glaube, ab hier stellte sich dann mein Gehirn vollständig ab, vor allem weil ich nun auch seine Zunge erreicht hatte, die sofort in den Zungenkuss einstimmte. Und obwohl mein Gefühl sich fast nur noch meinen auf Mund beschränkte, fühlte ich, wie er langsam mit einer Hand meinen Rücken rauf und runter strich. Ich wollte mich ja auch nicht lumpen lassen, überlegte eine Millisekunde ob ich das wirklich tun sollte, doch ich war schon so weggebeamt, das mir eh fast schon alles egal war und ich fuhr mit meiner Hand langsam an seinem Hals entlang, öffnete die Jacke und besagtes Körperteil verschwand schnell unter seinem T-Shirt. Ich fühlte, wie sich die durchtrainierten Bauchmuskeln unter meinem Griff kurz anspannten. Vermutlich eine Mischung aus plötzlichem Kälteempfinden und Überraschung um sich dann wieder zu entspannen. Seine Augen öffneten sich kurz und ich sah triumphierend zu ihm runter. Er wollte irgendwas sagen. Schnell versiegelte ich seine Lippen wieder mit einem erneuten Kuss, denn ich wollte jetzt nicht hören, dass das eigentlich nur ein Spiel war und das es ihm zu weit ging.
 

Plötzlich griff er mir etwas fester in die Haare, zog meinen Kopf etwas zurück und ich dachte schon, dass nun alles vorbei war, doch er lächelte nur geheimnisvoll und ehe ich mich versah, hatten wir uns gedreht und ich lag unten. Ich merkte, wie er leicht nervös an meiner Jacke rumnestelte und war fast erleichtert, als ich das bekannte Zippen hörte. Während wir uns erneut küssten, begann ich über seinen Allerwertesten zu streichen und er fuhr daraufhin relativ geschickt unter meinen Pulli. Schnell suchte und fand er meine Brüste, die allerdings noch eingepackt im BH lagen. Er murmelte etwas Unverständliches gegen meine Lippen und seine rechte Hand verschwand nun, während sich die andere sicher links neben mir abstützte, hinten am Rücken in meinem T-Shirt, suchte und fand den Verschluss und öffnete ihn. Seine Küsse wurden immer fordernder und ich fühlte wie langsam zwischen meinen Beinen Wärme aufstieg. Seine Hand wanderte zurück und überwand nun auch schnell den geöffneten BH. Als er meine Büste berührte, zuckte ich zusammen und er sah mich fragend an. Anstelle einer Antwort hob ich den Kopf und begann wieder seine Lippen zu suchen. Es machte mich fast wahnsinnig, als ich fühlte, dass sein Atem auch bereits stoßweise ging.
 

Plötzlich hörte ich weit entfernt ein Klingeln. Ich schluckte schwer und sah zu Jonas hoch. Der zuckte zurück, als hätte er sich verbrannt. „Eine Sekunde bitte!“ flüsterte er, und konnte nicht schnell genug wieder Abstand zwischen uns beiden aufbauen. Ich war nur zu einem Nicken und einem „WOW“ fähig. Er kramte nervös in seiner Tasche und fand schließlich sein Handy. Er zeigte mir wortlos das Display und ich schluckte hörbar. Dann drückte er auf den Hörer. „Hi Tim.“ Er versuchte so unbekümmert wie möglich zu klingen. Ich war auf einen Schlag wieder ganz unten. „Jupp, wir hocken hier am See.“ hörte ich Jonas erzählen. Dann hörte er wieder kurz Tim zu. „Och nichts Besonderes. Ich hab versucht Mia wieder etwas aufzuheitern.“ Ich zupfte meine geöffneten Kleidungsstücke zurück in ihre Ausgangspositionen und schloss den BH hinten. „Ja, das im Hintergrund ist die gute alte Take That Kassette. Mann, schade dass es die Stasi nicht mehr gibt. Du würdest dich da echt prächtig machen.“ witzelte der Brünette. Gerade tönten uns die letzten Akkorde von Why can’t I wake up with you. „Klar holen wir dich gleich vom Bus ab, Alter. Vielleicht ist Mias Ma schon da und schaut zufällig aus dem Küchenfenster. Die könnte sonst ja sehen, das wir geschwänzt haben.“ Wieder Pause. Ich schluckte schwer. „Ja, ich weiß, du würdest nie schwänzen…aber manchmal braucht man mal seine Freizeit.“ Jonas versuchte ein Lächeln in meine Richtung und rollte mit den Augen. „Ja, Papa. Wir sehen dich dann gleich am Bus.“ Dann legte er einfach auf ohne Tims Antwort abzuwarten. „Dann sollten wir uns mal aufmachen.“ stellte er leise fest, doch bewegten wir uns keinen Zentimeter vom Fleck, sondern schwiegen uns einfach eine längere quälende Zeit an.
 

Irgendwann gab er sich doch einen Ruck und begann die Picknickutensilien einzusammeln. Ich hockte mich daneben und half ihm. Unerwartet griffen wir beide nach dem selben Glas und ich zuckte zurück, denn alleine diese zarte Berührung elektrisierte mich so sehr, dass ich mir sowohl unseren Tim als auch Boris ans andere Ende der Welt wünschte. Jonas hingegen nahm schnell seine Hand weg und meinte, ohne mich dabei ansehen zu können. „Was ich dir vorher übers Küssen gesagt habe…vergiss es einfach. Du küsst sehr gut.“ Ich suchte nach seinen Augen, denn die Stimme liess sich nicht anders als neutral beschreiben, doch einige seiner langen Haare fielen ihm ins Gesicht. „Ich hab fast vergessen, dass du meine beste Freundin bist. Erklären wir das einfach als Ausrutscher unserer Hormone! Und ich dachte, ich wäre aus der gröbsten Teenagerausprobierphase raus.“ In diesem Moment hob er den Kopf und begann herzhaft zu lachen. Ich pustete mit los, obwohl mir das Lachen eigentlich im Halse stecken blieb. „Wir sollten aber Tim nichts davon erzählen. Der analysiert das gleich wieder tot.“ stellte er am Ende fest. Die Sachen waren gepackt und er zog mich hoch. Etwas zu schwungvoll und so knallte ich leicht gegen seine Brust. Ich guckte ihm tief in die Augen und er hielt dem Blick stand. „Und bei uns wird sich nie etwas ändern, oder?! Freunde für immer!“ Seine Augen forderten eine klare Antwort, also redete das letzte Bisschen-nur-Kumpeline. „Klar, Cheffe. Das ist nie passiert!“ Ich zwinkerte ihm zu und griff nach der Decke unter mir. Meine Augen brannten tierisch und in einem unbemerkten Augenblick wischte ich mir schnell drüber. Er meinte es zwar gut, aber seine Aussage hatte sich tief in meine Gedankengänge gebohrt. Freunde für immer!
 

tbc? Immer fleissig Kommis schreiben..;-)
 

Lg Time1981

Kapitel 3

Hi Leute!
 

Liebe Grüsse mal an dieser Stelle mal an die liebe Miwako22, die mir immer die ganzen lieben Kommis schreibt und das über einen langen langen Zeitraum..jaja..wir die "Alten" *lachundduck*..;-)
 

Heute lasse ich die Geschichte mal weitergehen, auch wenn ich über die Resonanz bis jetzt mehr als enttäuscht bin. :-( Und wenn es auch auch stören sollte, macht doch wirklich mal Werbung dafür oder stellt es bei den Empfehlungen rein. :-) Wie im letzten Kapi auch schon, gibbet gute Muke drin versteckt. Viel Spass nun euch beim Lesen...allmählich wirds nämlich "lustig"..hehe..
 

Update vom 2.8.: Danke für die Empfehlung..jubel*
 


 

Kapitel 3
 

Wir holten Tim an diesem Tag zusammen vom Bus ab, doch hatten wir wohl verständlicherweise größte Probleme miteinander normal umzugehen. Ich konnte zwar nur für mich sprechen, aber seit diesem Fast-schon-Petting war für mich nichts mehr wie vorher. Tim roch den Braten natürlich sofort als wir uns, wie üblich, noch ein paar Minuten am Haltehäuschen unterhielten. „Ist irgendwas passiert in meiner Abwesenheit? So höflich seit ihr…“ Er überlegte kurz. „… eigentlich noch nie miteinander umgegangen.“ Ich massierte mir den rechten Arm nervös mit der linken Hand und blickte betreten zu Seite. Dann bemerkte ich, wie mich zwei Hände von hinten an der Taille umschlangen. Kurz darauf legte der Brünette auch noch seinen Kopf auf meine Schulter auf. „Tja, wir haben beschlossenen eine neue Stufe unserer freundschaftlichen Beziehung anzugehen und den Kindergarten endlich hinter uns zu lassen.“ Ich wusste nicht was mich in der Sekunde mehr verletzte, die Aussage über die freundschaftliche Beziehung, die er sondiert betonte, was absolut unnötig gewesen wäre oder die Tatsache nun seinen Körper wieder an meinem zu spüren. „Tja, wenn das so ist. War es wieder eine Beerdigung sozusagen.“ formulierte Tim sehr vorsichtig und fixierte mich langsam. Jonas bemerkte die komische Situation und stellte sich schützend vor mich, obwohl ich Tim langsam einfach nicht mehr verstand. Wenn er wusste, was los war, warum sprach er dann nicht einfach offen aus, was er dachte. <<Obwohl, vielleicht wollte er mich schützen!>> schoss es mir durch den Kopf. Er kannte nun Jonas auch schon ewig und wollte einfach nicht, dass an so was unser Dreigestirn zerbrach. Und eigentlich hatte er auch Recht. Ich durfte mich der Verliebtheit einfach nicht hingeben. Beziehungen kamen und gingen, aber unsere Freundschaft war für immer. Ja, da war er ja schon fast wieder. Mein Lieblingssatz!
 

Ich wurde radikal aus meinen Tagträumen gerissen, als Tim sich nun an Jonas wandte. „Ich soll dich übrigens lieb von Nina grüssen und du sollst sie doch bitte mal anrufen. Mannmann, du alter Schwerenöter.“ Ich merkte wie der Boden unter mir langsam nachgab, doch ich lächelte tapfer. „Na, dann will ich meine Traumfrau nicht warten lassen.“ grinste Jonas, knuffte uns beide noch mal freundschaftlich und lief über die Strasse Richtung Heimat. Kaum war er weg, ließ ich mich kraftlos auf die Bank fallen. „Und wie war dein Tag so?“ versuchte ich mich abzulenken und erhoffte, wie sooft bei Gesprächen mit Tim, an eine wundersame Klärung meiner Probleme. „Es gibt eigentlich nichts neues.“ Verträumt blickte er in meine Richtung. „Heute in Bio hatten wir verschiedene Ökosysteme durchgenommen. Wusstest du, dass man, wenn man eine winzige Kleinigkeit ändert, z.B. eine Alge abstirbt, das eine Auswirkung auf ein ganzes System haben kann?“ Auch wenn er über Biologie sprach, wusste ich genau was er eigentlich meinte. Langsam kam er auf mich zugelaufen, kniete sich vor mich hin. Bis jetzt hatte ich nicht aufgeblickt und sah nur auf seine altmodischen braunen Lederschuhe. „Manchmal sind Veränderungen auch gut.“ versuchte ich das imaginäre Algensterben abzufedern. Plötzlich fühlte ich seine warme Hand zärtlich eine Strähne hinter mein Ohr schieben. Erschrocken sah ich auf und blickte in unglaublich traurige blaue Augen. „Aber warum ein System ändern das funktioniert?!“ Er schien sich die Frage eher selber zu stellen. Ich schluckte hörbar und jetzt erst schien ihm aufzufallen, das seine Hand immer noch an meinem Ohr lag. Und dann passierte etwas, was ich noch nie, und ich meine wirklich noch nie, bei Tim beobachtet hatte. Er lief rot an. Schnell warf er einen Blick auf seine Armbanduhr. „Oh shit! Schon so spät. Gleich wollten noch ein paar Mädels wegen unserer Kölntour Anfang Dezember anrufen.“ Von der einen Sekunde zur anderen war das wieder der Tim den ich kannte. Er knuddelte mich kurz und rannte dann die Strasse entlang. Und ich saß, nun noch viel ratloser als vorher, auf der Bank und fühlte immer noch seine Hand an meinem Ohr.
 

Die Tage darauf waren meine private absolute Hölle. Nina klebte an Jonas wie ein Kaugummi, aber selbst wenn sie einmal nicht dabei war, hatten wir uns eigentlich nicht viel zu sagen als ein paar höfliche Floskeln. Tim fragte nicht einmal was los war. Teilweise lag das wohl auch daran, dass er in die Abivorbeitungen eingespannt war ohne Ende. Komischerweise lehnte er jedwillige Hilfe meinerseits plötzlich kategorisch ab. Einen Tag vor der Kölnreise, verbrachte ich wie so oft in der letzten Zeit, meine Pause mit Sara, meiner einzigen richtigen Freundin, denn eigentlich hatte ich mir nie Mühe gegeben, die anderen Mädchen an unserer Schule wirklich mal näher kennenzulernen und das wurde mir langsam schmerzhaft bewusst. Wir hockten in dem leeren Klassenraum, in dem wir nach der Pause zusammen den Englischkurs besuchen würden. Ich saß auf meinem Stuhl, hatte meinen Kopf zwischen meine angewinkelten Arme auf den Tisch gelegt und schaute aus dem Fenster. „Hast du eigentlich Geschichte gemacht?“ wollte Sara von mir wissen und kramte lautstark in ihrer Tasche herum, um dann einen Apfel hervorzuzaubern und ihn fein säuberlich vor sich auf ihren Tisch zu legen. Ich zuckte leicht entnervt mit den Schultern. Was interessierte mich Englisch? Meine beiden besten Freunde waren plötzlich unerreichbar. „Dann geh doch einfach zu ihnen und rede mit ihnen darüber. Dass sie dir fehlen, mein ich.“ sagte Sara ganz ruhig und biss genüsslich in ihren Apfel. Blitzschnell hob ich den Kopf und schaute schief in ihre Richtung. „Wie meinen?!“ „Na komm schon. Das merkt doch echt jeder, dass irgendwas vorgefallen ist. Sonst habt ihr jede zweite Pause zusammengehockt und nun hängst du mir die ganze Zeit am Rockzipfel.“ Sie hob beschwichtigend die Arme, bevor ich etwas sagen konnte. „Hey, nicht dass du denkst, dass würde mich stören, auch wenn ich jetzt meine Pausen neu durchorganisieren muss, hemmst du mich Null. Aber deine schlechte Stimmung ist echt kaum zu ertragen. Früher haben wir hier um die Zeit immer zusammen Karten gezockt und nun hockst du hier rum und hasst die Welt.“ Sie hatte natürlich absolut recht. Da wir alle vier den Kurs zusammenhatten, war das immer unsere Chance gewesen noch einmal richtig zu Zocken. „Am Anfang war ich ja etwas sauer, als ich merkte, dass man euch drei nur operativ voneinander trennen kann, aber inzwischen hatte ich mich eigentlich ganz wohl bei euch gefühlt.“ Traurig sah ich sie an. Einstmals ging mir auf, wie mies ich auch teilweise Sara behandelt hatte, ohne wirklich ernsthaft einen bösen Hintergedanken dabei zu haben. Immer waren die beiden Jungs dabei gewesen und sie musste sich ja zurückgesetzt gefühlt haben. „Boah, jetzt sieh mich nicht an, als würdest du mir unser Haus unterm Arsch weg pfänden sondern REDE endlich mit den beiden.“ Schnell überwand ich die paar Hindernisse, die uns trennten und knuffte sie kurz.
 

Wie aufs Stichwort kam Tim reingestiefelt. Er sah die Szenerie und wollte daraufhin wohl nur kurz seine Tasche abstellen, um uns nicht weiter zu stören und ging mit einem Kopfnicken wieder Richtung Tür. „Nu aber ab.“ meinte Sara leise und zwinkerte mir zu. Sie war wirklich die Beste. Schnell stürmte ich ihm hinterher und holte ihn auch sofort ein. „Tim, kann ich kurz mit dir reden?“ Er nickte stumm und ich zog ihn zum Flurende, das in ein helles Fenster mündete. „Was ist denn los, Mia?“ fragte er unvermittelt und verschränkte die Arme vor der Brust. „Das müsste ich wohl eher dich fragen. Warum bist du zur Zeit so abweisend zu mir?“ Wieder diese traurigen blauen Augen. „Ach Mist, ich hab einfach so viel um die Ohren im Augenblick. Aber morgen machen wir uns mal wieder einen schönen Tag in Köln auf dem Weihnachtsmarkt. OK?“ Er sah mich aufmunternd an. Aus irgendeinem Grund fiel mir ein tonnenschwerer Stein vom Herzen und ich konnte nicht anders als ihn spontan in den Arm zu nehmen. Er schien meine Umarmung nur zu gerne zu erwidern und zog mich etwas fester an sich. Plötzlich wurde mir wieder so komisch warm, doch ich konnte gar nicht weiter drüber nachdenken, als ich plötzlich merkte, wie Tim total versteift in Richtung Flur starrte. Schnelle drehte ich meinen Kopf in die Richtung und dort standen Jonas und Nina, unser Neupaar. Ich wusste nicht ob ich bei dem Anblick lieber Heulen oder Kotzen sollte. „Hey ihr zwei. Alles im grünen Bereich?“ wollte Jonas wissen. Ich blickte zu Tim hoch und der ließ mich langsam los. „Alles bestens.“ meinte er leise. Mir kam es vor, als läge auf einmal ein riesiger Graben zwischen uns dreien und ich wusste nicht mal warum. Jonas schien kurz zu überlegen, sagte dann aber nichts weiter, sondern zwinkerte uns zu und sie gingen vor uns ins Klassenzimmer.
 

Am nächsten Tag stand ich schon in aller Herrgottsfrühe am Häuschen, denn ich hatte die Nacht kaum schlafen können. Plötzlich pfefferte jemand seinen Rucksack vor meine Füße. „Hey, Kleine.“ meinte Jonas vergnügt und versuchte mich in den Arm zu nehmen, doch ich ging einen Schritt zurück. „Hey.“ erwiderte ich leise. Erstaunt schaute er mich an und sagte erstmal nichts mehr. Ich war noch nie so froh gewesen, als Tim endlich um die Ecke kam, auch wenn die Situation zwischen den beiden Jungs immer noch leicht angespannt zu sein schien. Im Reisbus später saßen Tim und ich zusammen und Sara hatte sich einen Platz hinter uns gesichert. Schräg vor uns knutschte sich unser neues siamesisches Zwillingspärchen die ganze Zeit ab. Es war wirklich widerlich wie tief Nina Jonas die Zunge in den Hals schob. Sara und ich machten uns leise lustig darüber. Tim hingegen war seltsam still und studierte irgendeins seiner Fachbücher. Irgendwann erreichten wir endlich Köln und ich war froh aus dem muffigen Bus raus zukommen und mehr als glücklich, dass wir uns von den beiden Schlabberen verabschiedeten um, wie Tim sich so schön ausdrückte, etwas Geschichte zu erleben. Sonst wäre ich vermutlich, wie üblich, lieber erst mit Sara und Jonas Shoppen gegangen und das zum nächstbesten Glühweinstand, aber auf Nina hatte ich logischerweise keine Lust. Jonas schien darüber zwar etwas erstaunt zu sein, ließ uns aber kommentarlos ziehen. Was vielleicht auch daran lag, dass Nina ihm wieder freudestrahlend ihre Zunge sonst wohin geschoben hatte. Sara schloss sich dann auch lieber uns an und wir verabredeten einfach nachher noch mal eine Runde durch die City zu drehen. Die Gruppe von Geschichtskundlern war natürlich äußerst klein und so waren wir schnell an der Kasse durch. Erst liefen wir drei zusammen durch das Museum, doch als ich mir etwas länger eine aufgebaute Gruppe Urzeitmenschen anschaute, verlor ich die anderen. Da mir sowieso nicht besondern nach Gesellschaft war und ich die Ruhe fast schon genoss, änderte ich auch erstmal nichts an dem Zustand und schlenderte einfach hinter den anderen hinterher, immer mit der Zuversicht, dass die am Ausgang eh auf mich warten würden. Irgendwann stand ich vor einem paar angestrahlten Römischen Rüstungen, die in einem kleinen leicht abgedunkelten Raum standen.
 

Nichts Böses ahnend fühlte ich urplötzlich wie mich jemand von hinten umarmte. Ich erkannte Tims Geruch sofort. „Weißt du noch, was ich dir über die Alge erzählt habe. Hast du darüber nachgedacht.“ Ich fühlte wie sich jedes Härchen meines Köpers aufrichtete, als er mir leise ins Ohr sprach, immer noch die Arme um mich geschlungen. Trotzdem war ich zu einem Nicken fähig. „Er wird dich nicht glücklich machen, Mia.“ Er legte seinen Kopf vorsichtig auf meine Schulter. Sein Atem war jetzt direkt an meinem Ohr und irgendwo pochte ein Herz ganz schnell. Ich war mir nicht sicher ob es sein oder mein Herzschlag war. Auch wenn es den Moment zerstörte, drehte ich mich langsam um und schaute ihm in die Augen. „Warum sagst du das?“ Meine Augen füllten sich langsam mit Tränen. Er schien restlos überfordert. „Weil, weil…ach Scheiße.“ Ich war erstaunt wie unsicher unser großer Redner Tim plötzlich war. Doch dann tat er etwas was mich vollends irritierte. Er zog mich an sich und küsste mich. Ganz liebevoll. Es war fast nicht mehr, als würde ein kleiner Schmetterling mit seinen Flügeln mich leicht berühren. Vor lauter Schreck riss ich die Augen auf. Schnell zog er seinen Kopf zurück. „Ich wollte…ich wollte das nicht so tun…“ Er hob wild gestikulierend die Arme. Ich stand immer noch wie in Trance vor ihm. Just in diesem Moment schneite Sara herein. „Mensch hier seid ihr zwei. Strebt ihr an, ewig hier rumzustehen. Ich dachte, wir wollen gleich noch Shoppen.“ Sie betonte das letzte Wort mit extrem viel Elan. Erst jetzt schien sie zu bemerken, dass sie anscheinend in etwas reingeplatzt war. „Stör ich etwa?“ fragte sie vorsichtig und schaute verunsichert von einem zum anderen. Ich starrte Tim immer noch an, dem es anscheinend langsam echt unangenehm wurde. „Ach Blödsinn.“ Die ganze Zeit ruhte sein Blick auf mir. „Du störst kein Bisschen, oder Mia?“ Sein Ausdruck hatte etwas Hilfesuchendes. Ich versuchte ein Lächeln. „Du hast ja Recht, Sara.“ Da ich nun komplett durcheinander war und schnellstmöglich aus der Situation fliehen wollte, griff ich unvermittelt nach ihrer Hand und schleifte sie hinter mir her. Im Weggehen rief ich Tim noch zu. „Bis nachher am Glühweinstand.“ Aus den Augenwinkeln konnte ich sehen, dass er immer noch an der gleichen Stelle wieder einige Augenblicke zuvor stand und die Arme langsam sinken ließ. So Leid er mir auch irgendwie tat, aber die neuen Ereignisse musste ich erstmal verdauen.
 

Kein zwei Stunden später hockte ich auf einem Hocker und schaute Sara gedankenverloren zu, wie sie in immer neuen Outfits vor mir rumstolzierte. Was war bloß mit Tim los? Warum hatte er mich geküsst? Was war mit Jonas? Tausend Fragen ratterten in meinem Gehirn herum. Das war anscheinend mein neuestes Hobby. „Heute bist du nicht wirklich in Kauflaune, oder?“ hörte ich Sara weit entfernt sagen. „Mhmm…“ erwiderte ich geistreich und stützte meinen tonnenschweren Kopf auf einem Arm ab. „Was hältst du von dem geblümten Romantiklookkleid?“ Sie tänzelte etwas vor mir rum. Ich zuckte kurz mit den Schultern und nickte dann. „ich könnte aber auch noch fragen, ob die hier irgendwo noch einen Kartoffelsack in meiner Größe haben?!“ Wieder nickte ich und war dann ziemlich erschrocken als sich Sara zu mir runterbeugte. „Heute bist du definitiv nicht zum Shoppen zu gebrauchen.“ Ungefragt hockte sie sich neben mich und legte mir den Arm auf die Schulter. „Und nun erzähl Tante Sara mal, was dir so auf dem Herzen liegt.“ Ich zuckte erneut traurig mit den Schultern. Daraufhin piekste sie mir etwas unsanft in die Seite. „Komm, raus damit, sonst erstickst du noch dran.“ „Das ist alles so kompliziert.“ versuchte ich zu erklären.
 

Etwas muffelig verschränkte sie die Arme vorm Körper. „Also soo schlimm kann’s nicht sein. Immerhin sind wir beide der deutschen Sprache mächtig.“ Ich holte tief Luft. „Seit dem Erste-Hilfe-Kurs fahre ich körperlich voll auf Jonas ab, was durch eine weitere, heißere Kusssequenz nicht wirklich besser geworden ist und gerade hatte Tim nicht anderes zu tun als mir ebenfalls einen Kuss aufzudrücken.“ Schnell sah ich zu meiner besten Freundin rüber. Wenn ich ihr erzählt hätte, dass ich meine Hausarbeiten seit neusten auf Hindu erledigen würde, auch wenn sie, natürlich heimlich, total auf diesen neuen Trend Bollywoodfilme abfuhr, hätte sie nicht minderstark überrascht sein können. Nach längerer Zeit schienen ihre Synapsen wieder zuverlässig zu arbeiten, denn sie war zu einer Antwort fähig. „Timeout! Du willst mir also wirklich weiß machen, dass du auf unseren Jonas stehst. Den Mann mit dem Zopf, der auf so Mädels wie Nina abfährt und außer Comics nicht wirklich viel in der Birne hat?! Und unser Saubermann, der letzte Mohikaner unter den anderen pubertären Möchtegernmachos, hat dich heute im Museum geküsst. Wir reden wirklich von Tim, der so korrekt ist, dass er seine Socken nach Farben sortiert. Alles klar, Mia. Gab es da in dem Raum irgendwelche halogenen Verbindungen? Oder hast du wieder heimlich an der Heißklebepistole deiner Mutter geschnüffelt. Wie oft habe ich dir schon gesagt, dass das total gesundheitsschädlich ist. Jetzt siehst du echt schon Gespenster!“ „Ich wusste es war Schwachsinn, dir davon zu erzählen.“ „Also stimmt es wirklich?!“ Sie sah mich mit noch größeren Augen an. „Mein Weltbild schwankt gerade ganz gewaltig.“ Ich sprang auf und rannte in dem Gang zwischen den Umkleidekabinen hin und her. „Meinst du meins nicht?! Und die Vorstellung mich mit denen gleich ganz normal wieder am Glühweinstand zu treffen ist umso grotesker.“ Ich blieb abrupt stehen und schaute düster zu ihr rüber. „Na, Mia. Wer soll denn dein Herzblatt sein? Lieber der Streber, mit dem leichten Hang zum Meister Proper-Dasein sowie angehender Schlipsträger mit einer Tendenz zum Socken sortieren oder lieber doch der bezopfte unkonventionelle Comiczeichner mit Vorlieben für XXL-Oberweiten und geistige Einbahnstrassen?! Bitte entscheiden sie jetzt.“ säuselte sie mir mit klimpernden Wimpern entgegen. Ich zeigte ihr einen Vogel. „Schön, wie ernst du meine Probleme nimmst. Mal ganz abgesehen, dass der eine Junge trotz Fastpetting einfach nur mit mir befreundet sein will und das als Ausrutscher aus seinem Beuteschema sieht und vermutlich nicht mal wirklich realisiert hat, dass ich ein weibliches Wesen bin. Das sind bei Jonas nur die Hormone, die da mit mir durchgegangen sind. Und Tim, den ich bis jetzt überhaupt nicht auf meinem Schirm hatte und es so war, als würde ich meinen nicht existierenden großen Bruder küssen, reden wir mal lieber gar nicht.“ Die letzten Sätze waren komplett gelogen. Zum einen wollte ich natürlich was von dem Brünetten, wäre aber wohl eher gestorben, als das offen zuzugeben. Und anderseits hatte mich Tims Kuss nicht halb so kalt gelassen wie es in meiner sowieso schon extrem angespannten Lage sicherlich besser gewesen wäre. „Na, wenn das so ist, dürfte ein Treffen mit den anderen doch gar kein Problem für dich darstellen.“ Sie stand auf und zog an meinem Arm. „Ich nehme das Kleid.“ Und als sie meinen erschrockenen Gesichtsausdruck sah, fügte sie noch schnell hinzu: „Keine Sorge, ich pass schon auf dich auch.“ Wie immer das auch gehen sollte.
 

Als wir ankamen, waren Nina und Jonas schon leichthin angeduselt und shakerten rum. Tim passte so recht nicht ins Bild, denn schon aus weiterer Entfernung konnte ich sehen, dass er in sich gekehrt wirkte und geistesabwesend lustlos an seinem Glühwein nippte, ohne sich ernsthaft auf Jonas Späße einzulassen. Ich atmete einmal hörbar ein und aus. Plötzlich fühlte ich mich, als befänden wir uns im Krieg und man hätte mir das Himmelfahrtskommando ans Herz gelegt. Steif wie ein Brett stellte ich mich an den Tisch, jeder Zeit den Todesstoß erwartend. „Na, wie schaut’s bei euch.“ fragte ich fast tonlos und blickte unsicher von einem zum anderen. Jonas hob nur kurz die Hand, bevor ich sah wie sie ihm langsam, aber für alle doch sehr gut sichtbar über den Allerwertesten strich. Schnell schaute ich zu Tim rüber, von dem auch eher ein trübsinniges ,Hallo’ gekommen war. Er sah aus wie ein Häufchen Elend und geistig geißelte ich mich selbst, weil ich vermutlich Schuld an seiner miesen Stimmung war. Ich hätte nicht einfach so gehen dürfen. Eine geraume Zeit lang schwiegen wir uns alle an, bis Sara anscheinend irgendwann so die Schnauze voll zu haben schien, sich die verdutzte Nina schnappte und mit ihr abzog um noch Glühweinnachschub zu holen. „Und wie war es noch so?“ versuchte ich die nun noch größere Stille zu überbrücken. Es war wirklich unglaublich, um uns lärmte es von den tausenden Leuten, die sich über den Weihnachtsmarkt schoben und wir standen einfach nur da. Zwischen uns herrschte eine unerträgliche Funkstille. Wider erwarten fing ausgerechnet Tim als erstes an zu reden. „Nicht mehr so prickelnd. Ich muss wegen der Sache im Museum nachher noch mal mit dir reden.“ formulierte er so beiläufig wie möglich, doch plötzlich schlug mir mein Herz bis zum Hals. „Wieso?“ fragte ein ganz unbekümmerter Jonas. „Nichts!“ antworteten wir Verbliebenen, wohl etwas lauter als es nötig gewesen wäre. Beschwichtigend hob er die Arme. „Entschuldigung, dass ich gefragt habe!“ Doch sein Blick wanderte nun immer wieder schnell vom einen zum anderen. In dieser Sekunde tauchten die beiden Mädchen neben ihm auf und die seltsam angespannte Situation zerschlug sich wieder. Während die anderen zumindest wieder bessere Laune vorschoben, überlegte ich fieberhaft. Egal worüber Tim gleich mit mir reden wollte, und ich war mir sicher, dass es um den Kuss gehen sollte, verstand ich die Welt nicht mehr. Wir hatten nun alle Geheimnisse voreinander. Vor allem die beiden Jungs schienen sich nicht mehr auszutauschen und funkelten sich jetzt schon fast feindselig an.
 

Als wir einige Stunden später in den Bus steigen wollten, nahm mich Tim, wie versprochen, zur Seite. „Das vorhin im Museum…“ druckste er rum und fasste sich nervös in den Nacken. „Das war natürlich total bescheuert von mir. Eigentlich wollte ich dich nur trösten und dann sind einfach die Pferde mit mir durchgegangen.“ Es klang wie auswendig gelernt und doch war ich ihm nicht böse. Höchstens etwas enttäuscht. Eine Sekunde mal. Enttäuscht?! Spann ich denn jetzt total?! Ich nickte nur stumm und versuchte ein Lächeln. Er schien extrem erleichtert zu sein. „Wir werden immer Freunde bleiben, Mia.“ Ich fragte mich langsam ob mich dieser Satz verfolgte um mich zu ärgern. Trotzdem knuddelte ich ihn kurz. Als er dann langsam Richtung Bustür ging, schaute ich noch mal schnell nach oben und bekam gerade noch mit, wie Jonas fix den Kopf wegdrehte und als ich einstieg, fühlte ich die ganze Zeit seinen merkwürdigen Blick auf mir ruhen. Müde sank ich in meinen Sitz und schloss entnervt die Augen. Mein Discman spielte gnädigerweise Life’s a Bitch. Tim sprach vorne noch mit dem Vertrauenslehrer über einige Punkte. Unerwartet spürte ich, dass sich jemand neben mich setzte. Als ich die Augen wieder öffnete und den Ohrstöpsel ausnahm, saß unerwartet Boris neben mir. „Hey, du siehst ja echt abgekämpft aus.“ Auch wenn der Junge mir mit seinen Anmachsprüchen in den letzten Wochen wirklich nur auf den Keks gegangen war, fühlte ich mich das erste mal seit Stunden wieder wohl. Ein schneller Blick auf meine beiden besten Freunde bestätigte zwar, das die zwei zu mir rüberstierten, doch nach dem ganzen Stress war es mir gelinde gesagt scheißegal. Auf einmal sah ich einen Weg aus meinem Debakel. Wenn ich aber nun mit Boris zusammen war, und bis vor ein paar Wochen, war das ja mein größter Traum gewesen, würde sich vielleicht die ganze Situation zwischen uns dreien wieder entspannen. Ich könnte meine dämlichen Hormone in sinnigere Bahnen lenken und für uns drei wäre ein leichteres Miteinander wieder möglich. Vielleicht war so die bröckelnde Freundschaft zu beiden noch zu retten. Vor allem jetzt, wo sich meine Hormone sogar in Tims Richtung orientieren wollten. Vermutlich litt ich einfach nur unter meinem doch inzwischen relativ lang anhaltenden Singleleben. So ging ich auf den Flirt ein und versuchte mich nur auf Boris zu konzentrieren. Trotzdem bekam ich am Rande mit, wie sich unser Schulsprecher wortlos neben Sara setzte und sein Buch auspackte und das Jonas nicht mehr mit Nina knutschen wollte, und die blöde Kuh, deswegen anscheinend total sauer, zu ihrer Clique abdampfte. Wann war alles eigentlich so kompliziert geworden?
 

tbc?! Wird weitergeführt! Immerhin liegt hier mind. noch ein fertiges Kapitelchen rum. Aber trotzdem fleissig Kommis schreiben.

Eure Time
 

P.S.: Mukequelle war überigens der Soundtrack zu Dawsons Creek..ist hörenswert.;-)

Kapitel 4

Hi Leute!
 

Endlich hab ich mal die Zeit was hochzustellen. Bin zwischen mitten im Kapitel 5. Und da auch am Rande Weihnachten vorkommt, dachte ich, dass es ein nette Zugabe zum bevorstehenden Fest ist, jetzt 4 reinstellen. Ich werde nochmal nachkorrigieren, denn mein Mann muss sich auch erst einmal durch die 20 (!) Din4 Seiten arbeiten. ;-) Eine kurze Anmerkung noch: Songtexte habe ich, wie bei Animexx verlangt, rausgenommen. (Siehe kurze Info an der jeweiligen Stelle.)

Ansonsten wünsch ich euch allen, inklusive des Animexxteams, schon mal schöne Weihnachten und einen guten Rutsch.(Auch wenns noch ein paar Tage sind.;-))
 

Kapitel 4
 


 

Kraftlos ließ ich mich aufs Bett fallen und vergrub mein Gesicht tief in mein Kopfkissen. Das war wieder ein ganz beschissener Tag gewesen. Ich tastete Richtung Nachttisch, griff die Fernbedienung und stellte die Anlage an. Ich entspannte mich noch etwas mehr als mir Linkin Parks Somewhere I belong um die Ohren dröhnte. Die Schultage wurden wirklich langsam unerträglich. Bedächtig rollte ich mich auf den Rücken und verschränkte die Arme hinterm Kopf und starrte an die Decke. Das ich jetzt mit Boris ging, hatte wider Erwarten nichts entspannt, sondern alles noch mehr verschlimmert. Zwar versuchte ich mit meinen beiden besten Freunden so normal wie möglich umzugehen, doch es wirkte total krampfig. Nicht mal Termine zum Abilernen kriegten wir wirklich zustande. Jonas klebte an Nina, Tim hatte viel mit den ganzen Abifesten und dem Ball zu tun und mir stand nun Boris die ganze Zeit auf den Füssen rum. Je länger ich mit ihm ging umso mehr verstand ich, warum Jonas ihn nicht leiden konnte und ich wusste, ohne das einer der beiden etwas dazu gesagten hatte, das sowohl Tim als auch Jonas ihn für ein richtiges Arschloch hielten. Und um ehrlich zu sein gingen mir seine dauernden „Nahkampfversuchen“ richtig auf den Nerv. Und wenn er nicht versuchte mich doch noch dazu zu überreden irgendwelche Körperflüssigkeiten mit ihm auszutauschen, verbrachte er Stunden von dem Spiegel. Andauernd fabrizierte er neue, fantastische Frisuren mit seinem Haar. Zur Zeit waren sie nur einige Millimeter kurz und gefärbt wie ein Schachbrett. Vorher hatte er sie blau gefärbt und mit Surferfachs zu Dreadlogs verklebt, so das sie ihm zu allen Seiten abstanden. Früher dachte ich, dass er es machte um zu rebellieren. Inzwischen war mir klar, dass das nur seine Art war aufzufallen. Außerdem musste er sich mit jedem anlegen, vor allem wenn er getrunken hatte. Ich weigerte mich inzwischen mit ihm zu irgendwelche Partys zu gehen, doch heute hatte er nach langen Betteln mich doch noch dazu breitgeschlagen es noch mal auf dem Tag X zu versuchen, der auf dem Hof eines Mädchens aus dem Nachbardorf gefeiert werden sollte. Inzwischen war schon Mitte März und das Abitur rückte brutal immer näher. Bald waren schon Osterferien und danach sollte es zügig losgehen und so war der letzte Schultag vor besagten Tag auch unser gewählter Tag X. Und im Augenblick hatte ich wirklich null Bock auf unser knutschendes Siamzwillingspärchen und einen Freund, der nichts Besseres zu tun hatte, als sich wahlweise vollaufen oder zudröhnen zu lassen. Und er hatte mich auch schon dazu gedrängt, ihn und seine tollen Kumpels zur Party zu fahren. Seit ich meinen Führerschein geschafft hatte, war ich dauernd die Fahrerin. Langsam nervte es total. Sonst wäre ich bestimmt immer mit den anderen Beiden dahin gefahren und wir hätten uns abgewechselt. Denn auch wie ich besaßen nun die beiden ihre Fahrerlaubnis. Als sie jeweils freudestrahlend damit um die Ecke gekommen waren, hatte ich mich vor lauter Unsicherheit nicht mal dann getraut sie in den Arm zu nehmen. Nichts war mehr wie früher, selbst Weihnachten war keiner von den beiden spontan vorbeigekommen. Ich hatte beide Weihnachtstage vergeblich auf sie gewartet.
 

„Hey, was macht ihr denn hier?“ fragte ich irritiert, als Tim plötzlich vor mir stand und Jonas hinter ihm. „Hallo erstmal. Wir hatten wohl beide gleichzeitig die Idee, dich etwas aufheitern zu wollen.“ meinte Tim und fuhr sich etwas verlegen durch die Haare. „Ist ja auch echt doof, das deine Oma gerade an Weihnachten ins Krankenhaus musste.“ Ich war immer noch total verdutzt. „Aber…“ „Jaja, wir wissen, dass es nicht soo schlimm aussieht, aber trotzdem bist du jetzt alleine zu hause, weil deine Eltern hingefahren sind.“ während er sprach schob Jonas mich einfach ins warme Haus zurück. „Aber…“ versuchte ich erneut erfolglos anzusetzen. „Unsere Familien kommen auch mal wunderbar alleine klar. Immerhin ist das doch die Zeit der Nächstenliebe, oder?!“ wollte Tim rhetorisch von mir wissen. Ich gab mich geschlagen und grinste beide an. „Sagt mal, was ist den in dem Korb.“ Die Jungs sahen sich verstohlen an. „Na, alles was man zum Überleben braucht.“ Tim stellte den Korb auf dem Wohnzimmertisch ab. „Ein Christmassurvivorpaket sozusagen.“ fügte Jonas schmunzelnd hinzu. Ich konnte das Tuch nicht schnell genug lüften. Darin lagen Essenreste vom Festbraten, Nachtisch und eine Kanne. Als Tim meinen fragenden Gesichtsausdruck sah, meinte er schnell: „Den Kakao hat meine Mum noch schnell für uns gemacht, als sie hörte, was wir geplant hatten.“ Ich war wirklich sprachlos und konnte nicht anders als beide Jungs gleichzeitig zu umarmen. Beide blieben dann bis spät abends und vertrieben mir die Zeit bis meine Eltern wiederkamen mit irgendwelchen Gesellschaftsspielen. Da waren wir 14. Seitdem haben wir uns jedes Jahr an einem der beiden Tage bei mir getroffen.
 

Das schien jetzt Jahre hinter mir zu liegen. Langsam drehte ich mich auf die Seite und atmete tief ein. Plötzlich ging mein Handy. Ich bin einfach nicht da! War mein erster Gedanke und ich schloss entnervt die Augen. Doch das Klingeln hörte einfach nicht auf. Irgendwann ließ ich mich dann doch breitschlagen dranzugehen. „Sag mal, wo bleibst du denn bitteschön?!“ maulte mich Sara ohne ein Hallo an. „Wieso?“ tat ich verpennt. „Ob wir bei Tim vielleicht das Abiballausschusstreffen haben?! Wir warten nur noch auf dich.“ Mein Herz setzte kurz aus und ich biss mir auf die Unterlippe. Das Treffen hatte ich wirklich voll verschwitzt. „Ich bin in 10 Minuten bei euch.“ Schnell sprang ich auf, überlegte noch kurz ob ich mir was anderes anziehen sollte, entschied mich dann aber doch dagegen, legte aber etwas Makeup auf. Auch wenn ich es mir nicht eingestehen wollte, aber für mich und mein Selbstbewusstsein, betrieb ich diesen Aufwand sicherlich nicht. Schnell sagte ich meine Mutter im vorbeigehen, dass ich zum Treffen gehen würde, und war schon aus der Tür gerauscht. Für Wege im Dorf bekam ich den Wagen natürlich nie und so schwang ich mich auf meinen alten Drahtesel und fuhr flotten Trittes in Richtung Tim.
 

Als ich vor der Tür stand, fühlte ich mich das erste Mal in meinem Leben an besagtem Ort absolut unsicher und mein Herz pumpte wie eine alte Dampflok. Diese Gefühlsgänge konnte ich nun überhaupt nicht mehr zuordnen und so schob ich es einfach auf meine Blitztour durchs Dorf. Schnell drückte ich die Klingel um nicht weiter darüber nachdenken zu müssen. Wie zu erwarten war, öffnete mir Tim die Türe. Was allerdings weniger zu erwarten war, war das ich im selben Augenblick schweißnasse Hände bekam als ich in seine blauen Augen schaute. „Hallo. Schön, dass du es doch noch geschafft hast. Wir haben uns schon Sorgen gemacht.“ Zaghaft nahm er mich nun in den Arm. Ich hatte an seiner Schulter plötzlich das Gefühl zu hause zu sein und zog ihn unweigerlich etwas näher an mich. „Alles OK bei dir?“ fragte Tim nun besorgt, löste die Umarmung etwas und schaute mich erstaunt an. Mir wurde augenblicklich bewusst, was ich gerade tat und baute sofort einen gewissen Sicherheitsabstand auf. „Wieso? Alles bestens. Ich bin etwas schlapp vom hierin Rasen. Sonst nichts.“ versuchte ich tapfer ein Lächeln. Ohne ein weiteres Wort ließ ich mir galant aus meinem Mantel helfen und zog beim Reingehen den Schal vom Hals. Der Abiballausschuss war, wie von Sara versprochen, bereits vollständig erschienen. „Da bist du ja endlich.“ meinte sie schon etwas freundlicher als gerade am Telefon und nahm mich spontan in den Arm. Mein Blick ruhte immer noch auf Tim, der wortlos an uns vorbeischritt. „Sag mal, hast du einen Geist gesehen, oder was?“ fragte Sara, als sie meinen bleichen Gesichtsausdruck sah, doch ich winkte nur schnell ab und zeigte auf Tim, der anfing zu sprechen. „Da wir ja jetzt alle vollständig sind, kann es ja losgehen. Vorab die beiden guten Nachrichten. Ich hab das mit der Stadthalle hinbekommen…“ Er konnte nicht weiter sprechen, denn die ganze Meute stieß einen Begeisterungsschrei aus. „Sicherlich hat er sich den Mund fussig labbern müssen. Ich hab gehört wie schwer das ist in der Abifeierzeit die Halle zu kriegen. Aber wir haben ja wohl nichts anders von unserem Timmy erwartet.“ flüsterte mir Sara zu, doch ich hörte ihr nur mit einem Ohr zu, denn ich starrte immer noch den Dunkelblonden an, der jetzt mit seiner rede fortfuhr. „ Und unser DJ Jonas war nun im Endeffekt auch mit dem Lied einverstanden.“ Ich schmunzelte bei den Gedanken, dass Tim und ich auf Jonas mit Engelszungen eingeredet hatten, doch The Corrs One Night zu spielen. Warum konnte es nicht immer so sein? „Das war es dann aber auch schon mit den guten Nachrichten. Die Turnhalle in der wir während der Osterferien proben wollten, wird dann leider renoviert. Aber uns wurde angeboten das Ganze etwas vorzuverlegen und dann in dieser Woche noch ein bis zweimal zu proben.“ Ein einheitliches Stöhnen zog sich durch das Wohnzimmer, in dem kreuz und quer Leute rumsaßen oder standen. „Ich weiss ich weiss. Keiner hat da jetzt wirklich Bock drauf, vor allem so kurzfristig, aber viele können halt keinen Blues tanzen und wir müssen alle Übungseinheiten mitnehmen, die wir können.“ Er fuhr sich nervös durch die Haare. „Und nun noch etwas Unschönes. Beim Durchsehen der Akten, wer nun alles Abitur macht, fiel mir mal wieder spontan auf, dass wir viel mehr Mädels als Jungs in der Stufe haben. Ich denke nun ist für jeden klar, was folgen MUSS, wenn wir einen Einzug haben wollen?!“ Er machte eine kurze Pause. „Genau, wir müssen Losen. Sara kannst du mal die beiden Schüssel mit den ganzen Zetteln, die hinter dir stehen rüberbringen?“ Diese tat, was er von ihr verlangte. „Und unsere Mia macht uns die Glücksfee.“ Ich lief knallrot an, ging aber bedächtig nach vorne.
 

„Aber Tim, ich will lieber mit meinem Freund tanzen! Immerhin geht der auch in meine Stufe.“ hörte ich nun plötzlich Nina maulen. Mir war bis jetzt nichtmal aufgefallen, dass sie auch zum Ausschuss gehörte, da sie bis jetzt immer gefehlt hatte und außerdem sah man die beiden ja selten getrennt voneinander und Jonas war heute Abend nicht da. „Tja Nina. Das wollen wir alle gerne. Also nicht mit Jonas tanzen, aber mit einem Partner unserer Wahl, aber so ist das Leben manchmal. Und wenn ich dich daran erinnern darf, wird dein Freund sowieso am Mischpult stehen und kaum Zeit haben, in der Sekunde mit dir zu tanzen. Sei also froh, wenn du noch jemand abbekommst.“ hörte ich mich bestimmt sagen. Fast hätte ich mir erschrocken den Mund zugehalten, vor allem als ich sah, wie mich nun alle mit großen Augen anstarrten. Tim fing sich als erster wieder. „Also Sara zieht jetzt immer einen Jungennamen und Mia das passende Mädchen dazu. Notierst du bitte alle Pärchen?“ meinte er in Jans Richtung, der heute Abend das Protokoll führte und mit einem Nicken antwortete. Und so begannen wir. Außer Jonas Namen, der natürlich durch seine DJ-Tätigkeit fein raus war, fielen langsam alle Namen, zumindest die der Jungs. Die Mädels, die überblieben durften dann natürlich fairerweise tatsächlich mit ihrem eigenen Freund tanzen. „Boris.“ las Sara tonlos vor. Auch wenn es mein Freund war, hatte ich nicht einmal Herzklopfen, als ich einen Zettel aus der Mädchenschüssel zog, doch als ich leise den Namen las, riss ich die Augen auf. „Nina.“ meinte ich dann tonlos. Ein gedämpftes Raunen ging durch den Saal, da wohl alle, wie auch ich selbst, meine Äußerung noch fein gespeichert im Hinterstübchen hatten. Als ich vom Zettel aufblickte konnte ich Nina gehässig in meine Richtung lächeln sehen. Tim stupste die ebenfalls irritierte Sara an und die las einen neuen Jungennamen vor. So ging es noch eine ganze Zeit bis sie plötzlich laut Tim sagte. Nun wurde es ganz still im Zimmer. Alle waren natürlich gespannt mit wem der Schulsprecher tanzen würde. Schnell griff ich in die Schüssel, rührte vielleicht einen Augenblick länger als nötig darin herum. Im Gegensatz zu gerade hatte ich jetzt ein leichtes Herzflattern, als ich langsam das Stück Papier auseinanderfaltete. Ich las sofort laut vor, ohne nachzudenken, um es direkt hinter mir zu haben. „Mia.“ Man konnte eine Stecknadel fallen hören. Unsicher sah ich Richtung Sara und Tim. „Soll ich den Namen wieder reinwerfen?“ Tim schüttelte den Kopf. „Gleiches Recht für alle.“ Ich schluckte schwer und lächelte ihn gequält an.
 

Als alle gegangen waren, mehr oder minder zufrieden mit ihrer Wahl, half ich Tim beim aufräumen. Wieder schwiegen wir uns an und ich fühlte seinen Blick auf mir. Irgendwann drehte ich mich um. „Vielleicht sollten wir doch die Leute frei entscheiden lassen, mit wem sie tanzen.“ Der Dunkelblonde ließ sich entkräftet auf das nächstbeste Sofa fallen und meinte dann, ohne mich anzusehen: „Und was wäre so schlimm daran, mit mir zu tanzen? Soo schlecht werde ich mich auch nicht anstellen, auch wenn ich zwei linke Füße habe.“ Ich versuchte so unbekümmert wie möglich zu klingen, während ich mich neben ihn setzte und mich an seine Schulter lehnte. „Was redest du da für einen Blödsinn. Ich trete dir bestimmt eher auf den Füßen rum.“ Er hob den Kopf und sah mich traurig an. „Was ist es dann?“ Irgendwie hatte ich das Gefühl ihn umarmen zu müssen, auch wenn ich ihm dadurch gefährlich nah kam. „Ich hab nur Angst, dass die anderen…“ Er legte mir zärtlich den Zeigefinger auf meine Lippen. „…denken könnten, wir hätten die Wahl manipuliert? Sicherlich tanze ich lieber mit dir, als mit anderen Mädchen, aber es war eine faire Wahl und das haben alle gesehen. Vertraue mir. Keiner wird was anderes sagen.“ Ich war wie hypnotisiert und merkte wie sein Mund langsam näher kam und langsam schloss ich die Augen. „Tim, hast du mein Feuerzeug gesehen?“ Schnell fuhren wir auseinander, als wir Tims Mutter hörten. „Keine Ahnung Mama.“ erklärte Tim, ohne den Blick zu heben. „Ich muss dann auch los.“ sagte ich schnell und rannte förmlich, noch schnell meine Jacke greifend, raus. Den ganzen Weg nach Hause überlegte ich, ob ich wirklich langsam verrückt wurde. Das war doch schon grotesk. Ich liebte anscheinend zwei Jungs und mit einem Dritten, mit dem ich mir unter normalen Umständen nicht einmal eine Freundschaft vorstellen konnte im Nachhinein, war jetzt mein Freund.
 

Am nächsten Morgen fuhr ich, wie so oft in der letzten Zeit, mit dem Auto zu Schule um den beiden Jungs so wenig wie möglich über den Weg laufen zu müssen. Da vormittags unserer Zweitwagen eh fast nur rum stand, hatten meine Eltern nichts dagegen auch wenn sie mein Verhalten mittelschwer verwunderte. Aber ich konnte ihnen wohl ja kaum bei Nachfrage am Frühstückstisch so was sagen wie: „Mir ist plötzlich aufgegangen, das Jonas total gut küssen kann und Tims blaue Augen zum Niederknien sind.“ Für die musste das ja sein, als hätte ich was mit meinen nichtvorhandenen Brüdern angefangen. Meine Erzeuger fanden es immer klasse, dass ich trotz meines Einzelkinddaseins, nie wirklich alleine aufgewachsen war. Trotzdem war ich schon etwas enttäuscht, das weder Tim noch Jonas fragten, warum ich plötzlich nicht mehr mit ihnen im Bus zur Schule fuhr. Als ich auf den Schulparkplatz rollte, stand da schon wieder Boris rum und rauchte lässig seine Zigarette. Ich rollte vielsagend mit den Augen. Nicht der Spacko schon wieder! Dann stieg ich aus und er ließ es nicht nehmen, mir einen feuchten Kuss aufzudrücken. Es war mir immer noch ein Rätsel wie eine einzelne Person soviel Speichelflüssigkeit im Mund haben konnte! Einträchtig gingen wir Richtung Schulgebäude. Er quasselte die ganze Zeit und eigentlich wie immer nur über sich. Plötzlich hörte ich Stimmen hinter mir und fühlte dann noch eine Hand, die sich auf meine Schulter legte. „Hi Kleine.“ hörte ich Jonas Stimme hinter mir. Schnell drehte ich mich um und hätte ihn am Liebsten umarmt. Sein Auftritt rettete mir wenigstens etwas meine Laune. „Hi du. Wo haste denn deine bessere Hälfte gelassen?“ antworte ich, obwohl mir Nina gelinde ausgedrückt scheißegal war. Der begann zu lachen und lief jetzt neben uns. „Keine Ahnung. Gerade war sie noch da. Labberte etwas von aufs Klo müssen oder so. Ist aber auch egal.“ Man konnte Boris anmerken, dass er es nicht wirklich schätzte, dass Jonas sich zu uns gesellt hatte. Am Hauptgebäude angekommen öffnete mir mein bester Freund galant die Tür und wir schritten hinein. Vor uns hatte sich ein riesiger Pulk von Oberstuflern gebildet. „Sag mal, was geht den hier ab?“ fragte Boris verwirrt. „Ich denke mal, dass Tim gleich die gelosten Pärchen ans schwarze Brett hängen wird.“ erwiderte Jonas gelassen. „Du wusstest davon?“ kam meine erstaunte Antwort. Er grinste ohne mich anzusehen. „Aber sicher doch. Immerhin war es ja ne Gemeinschaftsidee von uns beiden.“ Nun knuffte ich ihn in die Seite. „Alles klar! Und der Herr ist wieder fein raus.“ Plötzlich zog mich jemand am Ärmel. „Hallo?! Ich hab dich nun schon dreimal gefragt ob wir zusammen tanzen.“ Boris hatte ich vollkommen verdrängt. „Ich wollte es dir noch sagen…es sieht so aus….“ druckste ich rum, kam aber Gott sei Dank nicht weiter, denn in diesem Augenblick bog Tim um die Ecke. Natürlich ließen die anderen ihn durch und er heftete kommentarlos zwei Din-4 Blätter ans Brett. Dann drehte er sich zu dem Haufen Fastabiturienten um. „Guten Morgen Leute. Bevor ihr jetzt gleich hier ein Hauen und Stechen macht, tauschen wollt etc. Die Liste bleibt so. Die Damen, die wir gestern NICHT ausgelost haben, genießen unseren tiefsten Neid und dürfen einen eigenen Tanzpartner erwählen. Heute Nachmittag ist auch gleich der erste Tanzprobetermin.“ Ein Raunen ging durch den Saal. „Leuteleute. Ich weiss, dass ihr alle im Lernstress seid, aber leider klappt es wirklich mit der Turnhalle nicht anders. Und wer heute nicht kann, bitte in den Zwischenpausen bei mir melden, sprecht euch bitte aber vorher mit eurem Tanzpartner ab. Ende der Woche haben wir noch einen zweiten Termin eingeplant. Ich dank für eure Aufmerksamkeit.“ Dann trollte er sich und stellte sich neben uns.
 

Boris schoss als Einziger los, denn Jonas schienen die Ergebnisse nicht so zu interessieren, obwohl es ja auch immerhin um seine Freundin ging, und Tim und ich kannten die Ergebnisse ja bereits. Wie zu erwarten, war die Resonanz, bis auf die glücklichen Nichtgelosten, eher negativ. Boris war richtig sauer, das er mit Nina tanzen sollte. „Warum kann ich nicht mit dir tanzen?“ fragte er zärtlich und nahm mich in den Arm. Hilfe suchend sah ich in Tims Richtung. „Wahl ist Wahl.“ sagte ich dann neutral. Mir war es unangenehm in der Nähe der beiden mit Boris Vertrautheiten auszutauschen. „Jaja. Da ist unsere Mia ganz eigen. Nur bei sich selber und Tim wollte sie gerne eine Ausnahme machen.“ Ninas Kommentar, die wohl gerade neu aufgestylt von der Toilette wiederkam, traf mich bis ins Mark. „Das stimmt so nicht…“ versuchte ich vorsichtig zu erwidern. „Ach komm. Die Wahl war doch ein klassisches Fake!“ reizte sie die Situation weiter aus. Langsam wurden die Leute um sie hellhörig. Ich schluckte und hoffte auf Tims Unterstützung, doch dann kam uns jemand zu Hilfe, von dem ich es in der letzten Zeit und in dieser Situation ÜBERHAUPT nicht erwartet hätte. „Schatzi, nun übertreibst du aber ein Bisschen. Vermutlich hätte Mia doch auch lieber mit Boris getanzt. Eins weiß ich mit Gewissheit, Mia und Tim würden niemals Schummeln.“ Nina öffnete kurz den Mund, schloss ihn dann aber sofort wieder und ging beleidigt von Dannen. Jonas zuckte mit den Schultern. „Tja, manchmal ist sie leichthin aufbrausend. Ich glaube für den Rest des Tages hab ich erstmal bei ihr verschissen.“ Er beeilte sich dann aber doch, hinter ihr her zu laufen. Trotzdem hatte seine Aussage dazu geführt, dass niemand Ninas Aussagen weiter ernst nahm.
 

Nach der ersten von zwei Doppelstunden Mathe, wollte ich aufs Klo und hörte beim Zurückgehen, wie Tim anscheinend etwas gereizter mit jemand anderen redete und vermutete ein neues Aufflammen von Unmut über die Losentscheidungen, doch als ich in den Gang linste, sah ich, dass die andere Person niemand anderes als Jonas war. Erschrocken wich ich ein Stück zurück, versuchte aber trotzdem zu hören, warum die beiden sich stritten, doch die Diskussion schien sich schon dem Ende zu nähern. „Falls du wirklich das aus diesem Grund gefakt hast, fänd ich es echt schwach von dir. Immerhin war der Deal damals DEINE Idee!“ Jonas drehte sich ab und schritt langsam den Gang runter. „Ach komm. Als ob du soo viel besser gewesen wärst!“ grummelte Tim zurück. Eine ellenlange Redepause entstand, in der sich die beiden nur sehr giftige Blicke zuwarfen, dann drehte sich Jonas um, steckte die Hände in die Taschen und schlurfte in meine Richtung. Als er mich sah, bekam er große Augen. Da er zurück in Englisch musste und nicht mit Tim und mir Mathe hatte, würde er sich gleich in den anderen Gang verabschieden. Als er auf meiner Höhe angekommen war, konnte ich nun doch nicht umhin „ Es war wirklich eine faire Wahl!“ zu sagen, denn plötzlich hatte ich das Gefühl, dass hier mächtig was schief lief. Unerwartet klopfte er im Vorbeigehen meine Schulter. „Lass gut sein Mia.“ kommentierte er matt. Ich sah in Tims Richtung und er schaute irgendwie ertappt zur Seite. Jonas ging dann wortlos weg. Tim setzte sich nun auch langsam in Bewegung, den Kopf gesenkt. „Was geht hier eigentlich ab?!“ wollte ich nun doch erstaunt wissen. „Egal.“ antwortete er sehr knapp und schob mich Richtung Klassenzimmer. Den Rest der Doppelstunde verbrachte ich damit zu überlegen, warum Jonas nun auch glaubte, dass die Wahl gefälscht sein könnte und warum er deswegen Tim so anfuhr. So sehr ich mir auch mein Hirn zermarterte, ich konnte mir einfach keinen Reim darauf machen.
 

Nach der Schule blieben wir alle gleich da, um schnell noch die Probe hinter uns zu bringen. Boris maulte die ganze Zeit rum. So von wegen ich sei doch im Komitee. Oberpeinlich. Kaum hatten wir uns auf die so vertrauten kleinen langen Bänke gesetzt, fing er neben mir wieder an: „Komm, einmal einen sexy Augenaufschlag deinerseits Richtung Schulsprecher und der bläst das sofort ab.“ Da wurde ich hellhörig. „Was soll das denn heißen.“ „Ach komm schon. Jeder weiß, wie viel Einfluss du auf unseren guten Timmy hast.“ Ich traute meinen Ohren nicht, verschränkte die Arme vorm Körper. „Blödsinn!“ „Tu doch nicht so als ob du nicht weißt, dass er seit Jahren auf dich steht. Das sieht echt nen Blinder!“ In mir zog sich alles zusammen und ich öffnete den Mund um alles abzustreiten, um ihm zu sagen wie falsch er mit dieser Vermutung lag, doch dann fielen mir die Kölnreise und der gestrige Abend ein. Und als ob das alles nicht schon schlimm genug war, ging gerade Jonas vorbei, der wohl noch ein Kabel für die Anlage geholt hatte. Für einige Sekunden blieb er fast stehen und sah mich ganz seltsam an. „Das stimmt nicht!“ flüsterte ich fast, fühlte ich mich doch irgendwie jetzt richtig schuldig. Plötzlich umarmte Nina den schlaksigen Brünetten von hinten und der Bann war gebrochen. Nun wand ich den Blick verächtlich in Boris Richtung. „Das stimmt einfach nicht und selbst wenn es so wäre, würde ich nie versuchen meine Position auszunutzen!“ Ich stand auf und setzte mich wortlos neben Sara, die mich verdutzt ansah, doch ich zuckte, wie so oft in der letzten Zeit nur mit den Schultern. Keine fünf Minuten später dröhnte uns das Lied um die Ohren und die von Tim engagierte Trainerin versuchte mit eben diesem als halbwegs brauchbaren Partner, die Tanzschritte vorzuführen. Dann waren wir an der Reihe und ich war mir sicher alles andere als eine schwebende Elfe dazustellen und noch verunsicherter war ich anhand der Tatsache, das Tim seine Sache schon sehr gut konnte. Nervös ging ich auf ihn zu. „Das packe ich nie.“ stellte ich fest. Er lächelte mir aufmunternd zu. Mir wurde warm unter seinem Blick und schaute betreten zur Seite. Ob Boris wohl recht hatte? Die ersten Klänge ertönten und er nahm meine Hände und legte sie in die richtige Position. Als ob er meine Verunsicherung spüren konnte, umklammerte er meine rechte Hand noch mehr mit seiner und zog mich an sich. Nun wurde ich erst richtig steif wie ein Brett, was er wohl falsch interpretierte, denn er flüsterte mir ins Ohr. „Entspanne dich. Glaube mir, die anderen haben gar keine Zeit dir zu zusehen, weil die selber viel zu sehr damit beschäftigt sind, sich nicht gegenseitig auf die Füße zu treten.“ Langsam setzen wir uns in Bewegung, doch meine Entspannung wollte einfach nicht einsetzen und führen lassen ging auch überhaupt gar nicht. „Schließ einfach mal deine Augen und vertraue mir.“ Ich schloss die Augen und am dieser Sekunde fühlte ich fast instinktiv in welche Richtung mich Tim lenkte. Es war, als würden wir zu einer Person verschmelzen. Es existieren in diese Sekunde nur noch Tim und ich.
 

(In meinem Orginal hier Songtext von "OneNight" the Corrs)
 


 

Ich merkte gar nicht mehr, dass ich tanzte, sondern bei jedem Mal wenn das Lied noch mal durchlief, fühlte ich mich etwas leichter. Tim war ein klasse Tanzpartner und irgendwann trauten wir uns dann auch etwas mehr zu. Seit langem hatte ich mich nicht mehr so frei gefühlt wie in diesem Moment. Ich ruhte förmlich in mir und so machte es mir auch nichts aus, als Tim sogar begann Pirouetten einzubauen, denn die Verbindung unserer Hände war immer irgendwie vorhanden. Ich drehte mich sogar einige Male direkt um die eigene Achse. Langsam wusste ich nicht mehr ob ich das Gefühl vom Fliegen wegen des Tanzens oder seiner Gegenwart hatte. Er drehte mich erneut und wir hatten die anfängliche Tanzhaltung. Kurz stockte er, doch dann machte er einen Schritt nach vorne und ich rutschte etwas ab, doch er hielt mich sicher im Rücken. Langsam wanderte mein Kopf wieder in seine Ausgangsposition, doch dann bemerkte ich, wie gefährlich nah ich ihm damit kam. Unsere Lippen waren nur wenige Zentimeter voneinander entfernt, doch dann wurden wir von lautem Klatschen unterbrochen. Wir hatten gar nicht mitbekommen, dass alle um uns herum aufgehört und uns zugesehen hatten. Wir liefen beide knallrot an und konnten nicht schnell genug einen gewissen Abstand zueinander aufbauen. Trotzdem hämmerte mein Herz an die Brust und ich wusste sehr genau, dass das nicht nur am Tanzen lag. „So Leutz, ich gönne euch mal eine kurze Verschnaufpause von dem Gesülze.“ hörte ich Jonas unerwartet frostig von DJ-Pult sagen. Schnell drehte ich mich um und sah direkt in seine grünbraunen Augen, dich mich wütend anblitzen. Timeout! Wieso schaute er bitteschön so böse? Und sah er wirklich UNS an? In diesem Augenblick bemerkte ich, dass neben uns Nina und Boris standen und sich sehr dicht aneinander schmiegten. Ich müsste lügen, wenn ich sagen würde, dass ich in dieser Sekunde ernsthaft eifersüchtig war. Unsicher schaute ich wieder in Richtung des Brünetten, doch als ich seinem Blick folgte funkelte er nicht Boris sondern Tim an. Aus irgendeinem Grund fühlte ich mich plötzlich richtig mies. Zu allem Überfluss bemerkte ich, dass Tim und ich immer noch die Hand-in-Hand-Verbindung hatten und ich ließ sie sofort los, als hätte ich mich verbrannt. „Alles OK?“ fragte Tim besorgt und wendete seine Augen nun in meine Richtung. Ich winkte ab. „Ich brauch nur mal ein Glas Wasser und etwas frische Luft, dass ist alles.“ erklärte ich schnell und verließ die Tanzfläche. Dort angekommen, hielt mich jemand am Arm fest. Als ich mich umdrehte war Tim mir nachgelaufen. „Wirklich alles O.K.?“ „Alles Bestens.“ antwortete ich leise, denn ich wollte so schnell wie möglich aus der Situation raus. „Das sieht mir aber gar nicht so aus. Ich muss leider gleich eben mit der Tanzlehrerin wegen dem zweiten Termin sprechen für die, die heute nicht konnten. Aber wenn du willst kann ich Sara, Boris oder Jo…“ „Nein danke. Mir geht es gut!“ fauchte ich ihn jetzt ungewollt an. Sofort ließ er meinen Arm los. Sofort tat mir das Gesagte leid, doch im Augenblick musste ich einfach hier raus.
 

Ich schließe die Türe und sehe mich hilfesuchend um. Lena ist gerade wach geworden und will jetzt was zu trinken. Endlich erkenne anhand einer Skizze, wo sich der Speisewagen mit dem Bistro befindet und dackele in besagte Richtung.
 

Endlich hatte sich die letzte Glastür hinter mir geschlossen und mich umschloss die doch noch recht kühle Frühlingsluft. Mein Gehirn arbeitete mal wieder auf Hochtouren. Allmählich fragte ich mich, wie ich bei den ganzen zusätzlichen Gedankengängen überhaupt noch ein halbwegs ordentliches Abitur hinlegen sollte. Ich lehnte mich an eine kahle Betonwand und fühlte die Tränen in den Augen brennen. War es so wie Boris es sagte und Tim wollte wirklich was von mir? Aber er war mir nie zu nahe gekommen, bis auf die Geschichte in Köln, aber in der letzten Zeit fühlte ich immer etwas Komisches zwischen uns. Und da war noch Jonas. Warum war er plötzlich so sauer? Sonst war er immer so locker und jetzt stritt er sich sogar mit seinem besten Freund! Die beiden hatten seit Jahren keinen richtigen Stress mehr miteinander gehabt. Kurz schoss mir durch den Kopf, dass ich ja der Grund sein konnte, doch das passte keinesfalls mit Jonas Reaktionen am See überein. Und überhaupt was machte ich mir einen Kopf darum? Immerhin war ich ja mit Boris zusammen und ich beschloss genau in diesem Augenblick, dass das auch bis nach dem Abiball erstmal genauso bleiben sollte. Zwar wollte ich von dem Blödmann echt gar nichts mehr, aber so konnte ich vielleicht den Prozess etwas abfedern. Möglicherweise war ja nach einer gewissen Ruhephase unsere Freundschaft wieder zu kitten. Ich konnte mich daran „gewöhnen“ gleichzeitig in meine beste Freunde verliebt zu sein, denn das es genauso war, konnte ich jetzt auch vor mir selber nicht mehr leugnen. Konnte man sich in zwei Männer gleichzeitig verlieben? Vor allem wenn sie so unterschiedlich waren, wie diese beiden?
 

Da neben und hinter mir schon ordentlich gegrölt wurde, drehte ich schnell das Radio etwas lauter. Ich fand es einfach ekelig, wie sich Boris und seine Freunde sich in einem fremden Auto benahmen. Zweimal hatten die drei Jungs hinter mir schon Bier verschüttet und ich freute mich jetzt schon auf Mamas Standpauke. Das Schlimmste aber an allem war, das wir jetzt erst AUF dem Weg zur Party waren! Boris hatte natürlich nicht Wort gehalten und es war schon kräftig vorgetankt worden. Langsam fragte ich mich ernsthaft, warum ich mich überhaupt in Schale geworfen hatte, denn mein toller Freund merkt ja eh nicht mehr viel. Doch innerlich musste ich schmunzeln. Eigentlich tat ich es natürlich für Tim und Jonas. Wenn ich sie schon nicht haben konnte, wollte ich wenigstens, dass sie mich endlich mal aus Frau wahrnehmen, denn anscheinend mussten die ja echt Tomaten auf den Augen haben. Ich sah beim Aussteigen noch mal kritisch an mir herab. Ich trug zu einer normalen Hüftjeans, ein cremefarbenes Babydoll und meine Turnschuhe hatte ich heute gegen Sandalen mit etwas Absatz getauscht. Wie die ganze Zeit schon versuchte Boris mich wieder zu begrabschen und zog mich, bevor wir überhaupt die Scheune betreten hatten, an eine Wand und begann feucht an meinem Hals rumzusabbern. Angewidert drehte ich den Kopf zur Seite, als mir seine Fahne entgegen wabberte. „Lass das.“ muffelte ich ihn an und versuchte ihn weg zuschieben, doch er drückte sich mit aller Kraft gegen mich. „Hallo?!“ meinte ich nur deutlich lauter. „Ach komm schon, du willst es doch auch, sonst hättest du dich heute nicht so rausgeputzt.“ flüsterte er mir ins Ohr. An Selbstüberschätzung litt der wohl gar nicht! „Sag mal, spinnst du! Wenn ich nein sage…“ Weiter kam ich nicht, denn langsam bewegte er sich von mir und ich freute mich schon über seine Einsicht, doch dann erkannte ich, dass Tim hinter ihm stand. „Bist du plötzlich der deutschen Sprache nicht mehr mächtig, Boris?!“ fragte er zynisch. Der Angesprochene ballte die Fäuste. „Verpiss dich Timmyboy, sonst…“ „Sprich dich aus Boris, das wollen wir alle hören.“ entgegnete der sonst so ruhige Tim sehr streitlustig. „Du…!“ Ich konnte Boris gerade noch zurückziehen und Richtung Eingang drücken. Im Wegdrehen, nickte ich Tim zu und formte mit meinem Mund ein stummes Danke. Er verstand mich, nickte stumm und steckte während er uns mit etwas Abstand folgte, die Hände in die Taschen. Er trug wie immer ein Oberhemd und passend dazu eine dunkle Jeans. Bei jedem anderen hätte das schnarchig ausgesehen, doch an Tim sah es einfach phantastisch aus.
 

Kaum waren wir drinnen, gesellte sich ungefragt Nina zu uns. „Boah..hi Leute. Mein Freund geht mir gerade total auf den Sack. Seit Stunden will der einfach nicht einmal Britney für mich spielen.“ Beim Gedanken an Jonas und seine Meinung zu Miss Ich-denke-die-Beatles-haben-den-Weg-geebnet-für-die-Spicegirls-Spears wechselten Tim und ich einen kurzen Blick und mussten beide uns unser Schmunzeln verkneifen. In dieser Sekunde wurde It cuts like a knife von Bryan Adams angespielt. Er hatte uns anscheinend gesehen und winkte uns zu. Mein Herz klopfte bei seinem Anblick ein Bisschen schneller, denn er trug seine schwarze Lederhose und ein dunkles T-Shirt unter dem sich sein drahtiger Körper abzeichnete und mich fuchste es, das ich keinen Blick auf seinen Allerwertesten werfen konnte. „Schatzi, ich hol mir mal Nachschub.“ hörte ich Boris weit entfernt neben mir sagen und bekam auch noch mit das sich Nina ihm anschloss. Als beide endlich außer Hörweite waren, atmete ich endlich auf. „Wenn er dich so nervt, dann solltest du Schluss machen, Mia.“ Tim schien meine Gedanken lesen zu können und ich sag ihn entgeistert an. „Woher…“ „Mia, er ist auf keinen Fall wirklich dein Typ.“ erklärte er bestimmt gegen die Musik an. Ich sah Boris und Nina in der breiten Masse verschwinden. „Ach komm, lass uns nicht drüber reden, sondern lieber Tanzen.“ Er nickte und wir hopsten, wie die anderen, wild auf der Tanzfläche umher. Immerhin war heute ja unser letzten Schultag und den wollte ich mir von keinen Boris und Ninas der Weltgeschichte versauen lassen!
 

Circa zwei Stunden später überlegte ich, ob ich kurz mal an die frische Luft gehen sollte. Mein Freund war seit Beginn der Party verschollen und ich hoffte, das der Zustand so lange wie möglich noch anhielt. Ich genoss die kühle Luft und wanderte etwas um die Scheune rum. Irgendwann traf ich auf Tim, der anscheinend gerade von der Toilette kam und ich überlegte auch kurz auf den stillen Ort zu verschwinden. „Was hälst du davon erstmal mit mir anzustoßen? Haben wir bis jetzt noch gar nicht gemacht.“ stellte er bestimmt fest und wollte mich wegziehen, zwar war ich etwas irritiert, ließ es aber ohne weiter Vorbehalte geschehen. Auf dem Weg ins Zelt, liefen wir Jonas in die Arme. „Na, wo wollt ihr zwei Hübschen denn hin?“ Seine Frage hatte etwas Seltsames an sich und während er sprach starrte er auf Tims Hand, die immer noch meinen Arm umklammert hielt. Schnell ließ dieser los. „Wir wollen anstoßen, komm doch mit.“ bot er ohne Umschweife an. „Ok. Geht ruhig schon einmal vor, ich will nur noch kurz mein Bier wegtragen.“ Tim verkrampfte sich kurz und hielt ihn dann am Ärmel fest. „Komm doch erstmal mit anstoßen!“ Jonas blickte ihn ebenso verwundert an wie ich und dann sahen wir uns beide an. In diesem Augenblick war alles klar. Wir kannten Tim lange genug und wussten ganz genau, dass er versuchte uns irgendwas zu verheimlichen. „Tim?!“ kam unsere Frage wie aus einem Mund. „Was?“ war seine entnervte Antwort, doch das genügte uns nicht und wir machten auf dem Absatz kehrt und ehe er uns davon abhalten konnte, liefen wir Richtung Dixieklos. Dort angekommen sahen wir in dem Schummerlicht erst nur zwei Gestalten, die anscheinend am Häuschen abgelehnt lautstarken Geschlechtsverkehr hatten, doch bei näherer Betrachtung stellten sich betreffende Personen als Boris und Nina heraus. Nun kam auch Tim mit etwas Abstand angetrabt. „Sorry Leute, ich wollte euch den Anblick eigentlich ersparen.“ Jonas nickte ihm zu. „Schon O.K., Alter.“ Ich wusste nicht, ob ich erleichtert oder böse sein sollte. Immerhin war mir mein Freund offensichtlich untreu, auf der anderen Seite interessierte mich das, herzlos gesagt, kein Stück. Nur für Jonas tat es mir leid, da seine Freundin anscheinend kein Cent besser war. Natürlich fing der Brünette sich schneller wieder und klopfte dem anscheinend bereits total weggetretenen Boris etwas unsanfter auf die Schulter. „Kann ich vielleicht kurz stören, damit ich mit meiner bezaubernden Freundin Schluss machen kann.“ Beide fuhren erschrocken herum. „Jonas.“ meinte Nina und biss sich auf die Unterlippe. „Hey Kumpel, das ist nicht so, wie es aussieht.“ versuchte Boris zu erklären, während er seine Hose zumachte. Jonas lachte laut los. „Klaro, du *piep*(Anmerk. der Autorin:ich lass das Wort mal hier raus, wie können es uns alle denken) hier nicht gerade meine Exfreundin um den Verstand, sondern eigentlich testet ihr, wie stabil so eine Dixieklowandseite ist. Schon klar!“ Nina wollte sich von Boris losreißen und etwas sagen, doch Jonas drehte sich um und winkte ab. „Spar dir den Scheiß. Mit dir bin ich durch.“ Tim legte den Arm um mich und wir beschlossen uns Jonas anzuschließen.
 

Beim Weggehen hörte ich dann allerdings Boris Stimme hämisch sagen: „Ja leg ruhig den Arm um sie. Ihr seit doch alle total krank. Vor allem die Schnalle. Falls ihr ernsthaft darauf hofft, dass sie euch irgendwann ranlässt, muss ich euch enttäuschen. Unser Fräulein macht eisern eine auf unknackbare Nuss.“ Seine Worte trafen mich tief und ich fuhr erschrocken über meinen Mund. „Sie…“ wollte Boris gerade ansetzen, als plötzlich etwas wie ein geölter Blitz an Tim und mir vorbei rauschte. Es war Jonas, der Boris, eher der sich versah, an den Kragen packte. „Sag das noch mal!“ brüllte er ihn aufgebracht an. Boris grinste fies. „Sag bloß du stehst echt auch auf die alte Schrulle.“ Zu mehr kam er nicht, denn in dieser Sekunde landete Jonas Faust punktgenau in seinem Gesicht. Die nächsten zwei Minuten mussten relativ schlimm für Boris sein, denn vor seinen Ambitionen beim Fußball, hatte Jonas auch mal den schwarzen Gürtel in Karate gemacht, doch noch nie war er deswegen gewalttätig geworden. Nina schrie außer sich vor Angst und klammerte sich noch halbnackt fest ans WC-Häuschen, wohl in der Panik, aus Versehen auch etwas abzubekommen. Ich drehte mich unschlüssig zu Tim um. „Tue bitte irgendwas, der killt den sonst noch, und das ist der Typ einfach nicht wert.“ Tim nickte und ging dann dazwischen und zog Jonas von dem bereits am Boden liegenden Boris runter, was gar keine so leichte Aufgabe, denn immer wider versuchte Jonas zurück zu seinem Opfer zu gelangen. Nach einer gewissen Zeit kam ich Tim zu Hilfe und als Jonas in meine Augen sah und ich ihm zuflüsterte er solle sich wieder beruhigen, verlangsamte sich sein Atem stetig. „Der ist es doch wirklich nicht wert.“ Er nickte doch noch etwas schwer atmend, und hielt sich erstmal die rechte Hand, die vorher wohl etwas stärker in die Visage von Boris gelandet war. Der stand indes gequält auf und spuckte etwas Blut. „Ihr seit echt bescheuert.“
 

Jonas zuckte schon, wieder doch Tim drückte ihn weg und ging langsam auf Boris zu. „Du wiederholst dich!“ Der grinste wieder überlegen. „Willst du dir jetzt noch eine Tracht Prügel abholen, Schülersprecher?“ Für uns alle überraschend, für Boris wohl am allermeisten, war das, was nun folgte. Tim drängte ihn ans Häuschen und flüsterte ihm etwas ins Ohr. Boris Augen weiterten sich immer mehr. Als Tim von ihm wegtrat, fiel Boris wie ein alter Kartoffelsack in sich zusammen und sagte gar nichts mehr. Tim warf noch einen schnellen Blick auf Nina, die sich anscheinend langsam wieder gefangen hatte und ging dann wortlos zu uns rüber. „Ist alles in Ordnung mit euch?“ Er trat zwischen uns und wir gingen zu dritt, Arm in Arm zurück Richtung Festzelt. „Jetzt bin ich echt neugierig, Alter. Was hast du ihm gesagt?“ stupste Jonas den Dunkelblonden an. Er grinste diabolisch wie ich Tim sonst nicht kannte. „Tja, ich hab ihm gesagt, dass wir uns dann ja früher oder später vor Gericht wieder sehen und sollt ich irgendwann doch Richter werden, würde ich ihm eine nette kleine Zelle warm halten.“ Es klang total harmlos, aber selbst Boris wusste von Tims Plänen und das er IMMER seine Versprechen hielt. Drinnen angekommen, wurde Jonas schon lauthals empfangen, denn seine eingespeicherten Songs waren schon lange durchgelaufen. Schnell rannte er Richtung Mischpult. „So Leute und jetzt noch ein Lied für meine weltallerbesten Freunde…“ Um uns herum jubelten alle und dann spielte dieser Kerl doch tatsächlich All for love von Bryan Adams, Sting und Rod Steward. Danach speicherte er wohl noch schnell ein paar Lieder ab, ging wieder zu uns und dann taten die beiden Jungs was total Tolles. Wir tanzten zu dritt, aber so richtig. Wenn mich der eine nicht rumdrehte, tat es der andere und wider erwarten klappte es wunderbar. Wir waren wie eine Symbiose. Als die letzten Takte liefen umarmte ich meine beiden besten Freunde, denn egal was nun war, das hier durfte nicht verloren gehen.
 

(In meinem Orginal hier Songtext von "All for love"von Bryan Adams, Sting und Rod Steward )
 


 

„Du kannst aber kein Musketier sein.“ meinte Tim etwas altklug. „Immerhin bist du ein Mädchen.“ Ich streckte ihm die Zunge raus, nahm mir geschickt einen Ast hoch, und pickste ihn in Tims Allerwertesten. „Aua.“ Och komm schon, ich will nicht so ein ollen Fräulein sein. Ich will auch mitkämpfen!“ Jonas rollte mit den Augen. „Ach komm Tim, lass sie doch mitspielen.“ Wir hatten gerade bei Jonas „Die drei Musketiere“ gesehen und die Jungs waren auf die glorreiche Idee gekommen das nachzuspielen. „Na, dann auf sie mit Gebrüll. Einer für alle und alle für einen!“ brüllte Tim unser selbst erwählter Anführer und wir stürzten uns in den imaginären Kampf.
 

Mich durchfuhr eine Gänsehaut und ich zog beide noch etwas enger an mich. „Einer für alle und alle für einen!“ flüsterte ich leise, doch ich war mich sicher, das die beiden Jungs mich verstanden hatten und die selbe Erinnerung mit mir teilten, denn auch ihre Umarmung verstärkte sich. „Oh Gott, nun sind die drei Muskeltiere wieder vereint.“ hörte ich Saras Stimme neben uns sagen. Sofort wurde die Liebkosung etwas lockerer, doch wir ließen einander nicht los. „Willste auch noch mit rein? Ohne dich hätte unsere Mia ja die letzten Wochen nur mit der Dumpfbacke Boris verbringen müssen. So etwas kann schon mal auf den IQ gehen.“ grinste Jonas fies zu mir runter und bekam einen Knuff meinerseits in die Rippen. Sara zeigte auf ihr Sektglas. „Liebend gerne, aber jetzt ist es gerade ungünstig.“ „Ach Blödsinn.“ schon hatte Jonas sie an uns rangezogen. Viel später standen wir beiden Mädchen alleine an der Theke und ich erzählte ihr die ganze Geschichte mit Nina und Boris. Zwischenzeitlich wurde ich nur manchmal durch ein kurzes Was?! und Ich hab doch schon immer gewusst, dass sie eine alte Schlampe ist! unterbrochen. Tim unterhielt sich einige Tische entfernt mit anderen Leuten und Jonas stand oben auf der Bühne und brachte die Scheune zum Toben. Ich warf beiden immer wieder scheue Blicke zu. „Nicht, das ich nicht verstehen könnte, das man auf Jonas Body abfährt. Der ist echt endschnuckelig und Tim, naja, hat sicherlich auch was.“ Ich warf ihr einen giftigen Blick zu, als sie mich mit diesem Satz aus meinen Träumen riss. „Ich wusste es doch! Du stehst auf einen der Beiden!“ Ihr Grinsen wurde immer breiter. „WER?!“ „Du liegst komplett falsch,“ Ich unterbrach um kurz Luft zu holen. „Ich stehe auf BEIDE!“ Sara fiel erstmal, wie so oft in der letzten ereignisreichen Zeit, die Kinnlade runter. „Ach Quatsch!“ Dann leerte sie ohne einmal absetzen ihr Sektglas. „Beide!“ wiederholte sie danach benommen. „Frau, da haste dir ja echt was vorgenommen.“
 

tbc im neuen Jahr, dann kommt endlich das erste Limekapitel(und ja, wie immer wird es eine entschärfte Version geben)



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu dieser Fanfic (18)
[1] [2]
/ 2

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Kittykate
2013-10-01T19:25:27+00:00 01.10.2013 21:25
Hallo :),

ich hab diese Geschichte gefunden und sie hat mich so gefesselt, dass ich mir die 4 Kapitel in einem Rutsch durchgelesen hab.
Sie ist wirklich toll und alles sehr glaubhaft geschrieben. Auch die Charaktere sind spitze und ich konnte richtig mit Mia mitfühlen.
Schade, dass du ja schon seit einigen Jahren nicht mehr weiter geschrieben hast und ich hoffe sehr, dass du diese Story irgendwann beendest.

Ich will wissen wie es weiter geht und für wen Mia sich entscheidet. Ob die Freundschaft trotz allem zwischen den dreien dann überhaupt bestehen bleibt. :)

Wenn dich mein Kommi nicht mehr interessiert, dann ignorier mich einfach. ^_^
Ansonsten würde ich mich richtig freuen, wenn es hier weiter geht.

Viele Grüße
Sunshine84
Von:  LOA
2009-09-10T19:11:55+00:00 10.09.2009 21:11
hey, habe gerade deine geschichte gelesen und finde sie ganz ganz toll! die charaktere wirken wirklich sehr echt und wachsen einem richtig ans herz. wo ist denn aber das 5. kapitel? hast du nicht geschrieben, dass du da bereits dran sitzt? aber du hast ja schon länger nichts mehr zu dieser story veröffentlicht. kommt da nochmal was nach? würde mich echt freuen! außerdem will ich ja wissen, wies weitergeht... und vor allem für wen sich mia entscheidet ;)

also schreib bitte an deiner geschichte weiter!
Von:  Miwako22
2007-08-13T18:38:10+00:00 13.08.2007 20:38
Hi Du.

Da habe ich doch tatsächlich verschwitzt das vierte Kapitel zu lesen. Hmm... Und überhaupt sollte ich mich schämen. Solange wie ich keinen Kommentar hinterlassen habe.
Die Geschichte wird jetzt natürlich immer spannender. Vor allem, weil ich mich frage wie Du die Situation lösen wirst.
Wer wird nun wen kriegen. Schreib schnell weiter ja. Sonst vergehe ich noch. :D
Ich verspreche auch diesmal viel schneller zu kommentieren. Bin ja jetzt mit der Fachoberschule fertig und habe Zeit ohne Ende. :)

Also bis hoffentlich bald.

lg
Miwa
Von: abgemeldet
2007-07-22T16:46:41+00:00 22.07.2007 18:46
wow^^ der kapitel ist der hamma xD man hoffe du schreibs weiter!! muss unbedingt wissen wie es mit den dreien endet >.< und du schreibst echt richtig klasse freue mich auf die anderen geschichten
Von: abgemeldet
2007-07-22T16:01:15+00:00 22.07.2007 18:01
klasse^^ das wird ja immer spannender und komplizireter xD
die geschichte ist echt geil und hoffe das du es zeitlich schaffst es zu ende zu schreiben ;)
Von: abgemeldet
2007-07-22T00:49:19+00:00 22.07.2007 02:49
das ist echt spannend xD lese gleich den nächsten kapitel ;)
Von: abgemeldet
2007-07-22T00:06:35+00:00 22.07.2007 02:06
das erste kapitel ist echt hamma!!!! geil freu mich schon auf die nächsten xD die charaktere sind klasse und erkenne viele wieder :) du schreibst richtig gut dein stil gefällt mir^^ knapp und kurz, nicht lange um den heisen brei!! und richtig spannend xD mach weiter
Von:  il_gelato
2007-06-13T16:12:51+00:00 13.06.2007 18:12
Finde deine Story echt gut!
Dein Schreibstil, dein Ausdruck und deine Ideen sind echt lustig.


Bitte schreib bald weiter!
Von: abgemeldet
2007-02-09T19:22:14+00:00 09.02.2007 20:22
echt ma respekt wie du das alles erzählt hast ^^ hast mich echt beeindruckt freue mich dann aufs nachfolgende kapi ;)
und mach ja weita so ^^
*happy aufs 5 kapi wart*
LG dad mausi10
Von:  Sonea2689
2007-01-07T00:16:21+00:00 07.01.2007 01:16
waaaaaaaaaaaaaaaaaaaahnsinn^^ ein echt tolles kapi......
na gott sei dank is mia die hohlbirne von boris los un jonas die **** von nina.......
aber mir mahcts immernoch zu schaffen, wies ausgeht mit den dreien.....
ich hoffe, du schriebst bald weiter....

nachträglich frohe weihnachten un ein gesundes neues jahr^^


Zurück