Leid von Kawari ================================================================================ Kapitel 1: Ein Streit --------------------- Die Charaktere gehören nicht mir und ich mache mit ihnen kein Geld. AC 202 "...und dann war da so eine nette Lady, die hat die ganze Zeit über mit Papa gesprochen und Papa hat viel gelacht", plauderte Claudine, unsere älteste mit 5 Jahren, fröhlich, "und danach sind wir noch ein Eis essen gegangen und dann..." Doch den Rest hörte ich nicht mehr, genauso wenig wie Relena, die mir gegenüber saß. Als ich Relenas hoch gezogene Augenbraue sah, zuckte ich innerlich zusammen und hielt für noch nicht mal eine Sekunde die Luft an. Ich brauchte gar nicht in ihr Gesicht zu sehen und ich wusste, dass sie eifersüchtig war. Doch Relena selbst konnte mich wie ein Buch lesen, sie hatte mein Zucken bemerkt und interpretierte es wahrscheinlich als ein Zeichen dafür, dass ich mich schuldig fühlte, denn nun neigte sie ihren Kopf leicht zur Seite in einer auffordernden Geste. "Ach... Heero...", begann sie wie beiläufig ein Gespräch. Claudine war verstummt, sie genauso wie der drei jährige Hitoshi und der eineinhalb jährige Vince spürten wohl die Spannung, welche sich im Raum aufgebaut hatte. "und? Wie war das Eis essen danach? Habt du und... diese nette Lady sich gut amüsiert?" "Ich... Relena sei nicht albern. Wir haben uns nur unterhalten, während wir auf dem Spielplatz waren. Ich kenne sie nicht, ich weiß weder ihren Namen noch werde ich sie je wieder sehen!" "Hmm... dafür, dass du sie nie wieder sehen wirst, habt ihr euch aber laut Claudine äußerst gut verstanden." Ich stand auf, solch eine Farce musste ich mir nun wirklich nicht länger anhören. Es war absolut lächerlich! Relena war im Laufe der Jahre dermaßen eifersüchtig geworden... ich konnte beim Vorbeigehen noch nicht einmal mehr eine andere Frau ansehen, wie man es normalerweise macht wenn man an Leuten vorbei geht ohne, dass sie mir gleich irgendwelche Dinge unterstellte. Ja, selbst auf politischen Veranstaltungen war mir scheinbar nur erlaubt, die Hände der Damen bei der jeweiligen Begrüßung zu drücken und ansonsten hatte ich entweder wo anders hinzuschauen, auf meinem Platz zu sitzen oder mich nur mit Relena zu beschäftigen. Sie begann ja sogar schon eifersüchtig zu werden, wenn ich mal ein wenig mehr Zeit mit Duo und den Jungs verbrachte als sonst. "Heero!", hörte ich hinter mir, als ich auf dem Weg aus der Küche war, "kannst du mir jetzt mal verraten, wieso du einfach wegläufst?" Ich drehte mich zu ihr um und schaute ihr kalt, mit unterdrückter Wut, in die Augen. "Ich gehe, weil ich mir so etwas albernes wirklich nicht länger anhören muss! Relena! Wir haben uns nur unterhalten, wenn du aber meinst, daraus eine große Sache machen zu müssen, scheinst du bei der Arbeit nicht ausgelastet genug zu sein! Relena, du bist schließlich nicht die einzige Person in meinem Leben! Ich habe auch noch andere Leute mit denen ich was unternehme!" Ich sah in ihre Tränen gefüllten Augen, wie sehr sie meine Worte verletzt hatten, insbesondere der Kommentar über ihre Arbeit. Ich wusste, dass sie sehr darunter litt immer bis spät abends noch im Büro zu sitzen oder für Wochen zwischen Erde und den Kolonien hin und her zu gondeln und nicht bei ihrer Familie sein zu können. Aber vielleicht hatte ich gerade deswegen das gesagt, UM sie zu verletzten. Denn sie verletzte mich auch mit ihrer ständigen Eifersüchtelei, da sie mich dadurch in meiner Freiheit einschränkte. Ich ging aus der Küche und wendete mich schräg rechts, wo eine Wendeltreppe nach oben zum Schlafzimmer, Bad und den Kinderzimmern führte, meine Socken machten kaum einen Laut auf dem Linoliumfußboden, welcher unser ganzes Haus (außer das Spielzimmer der Kinder, dort war Teppichfußboden drin) durchzog. Wenn man unser Haus betrat, kam man in einen recht breiten und doch schlauchförmigen Raum an dessen Ende eine Tür zur Bibliothek und Relenas gleichzeitigem Arbeitszimmer hatte. Einige Meter vor der Tür jedoch war die Wendeltreppe. Von der Haustür ausgehend musste man vielleicht nur eineinhalb Meter gehen, um ohne Probleme auf der linken Seite durch einen bogenförmigen Durchgang zu schauen, welcher zu unserem Wohnzimmer führte. Gegenüber des Wohnzimmers, auf der rechten Seite wenn man unser Haus betrat, führte ein weiterer bogenförmiger Durchgang zur Küche. Wenn man nun im Vorflur stand und man an der Wendeltreppe vorbei ging waren links und rechts direkt gegenüber von einander zwei weitere Räume. Der rechte Raum, neben der Küche, war ein weiteres Badezimmer - unser Gästebad - und der linke Raum, neben dem Wohnzimmer, war das Spielzimmer von den Kindern. In der ersten Etage angekommen, nur wenige Schritte von der Treppe entfernt, wendete ich mich rechts. In Relenas und mein Schlafzimmer, ich schloss die Tür hinter mir lauter als notwenig gewesen wäre. Eine Zeitlang tigerte ich durch den Raum, doch kaum hatte meine Wut etwas abgenommen, erinnerte ich mich wieder an den Ausdruck in ihren Augen und die ganze Situation tat mir unheimlich leid. Ich wusste doch wie sensibel sie war. Ich ließ den Kopf hängen und fuhr mir mit einer Hand durch meine Haare und seufzte. Ich war - mal wieder - zu ruppig mit ihr gewesen, hatte sie verletzt, sehr verletzt. Ich ließ mich auf die Bettkante sinken, fuhr mit den Händen über mein Gesicht, erneut entfloh ein Seufzer meinen Lippen. Wie oft war das nun in den vergangenen Jahren passiert? Dass ich sie immer und immer wieder verletzte? Zu oft. Viel zu oft. Und das war genau der Punkt, welche MICH am meisten verletzte. Jedes mal wenn ich sah, was ich erneut angerichtet hatte, fühlte ich mich unendlich schuldig und verletzt. Es tat mir weh zu wissen, dass ich der Grund ihrer Schmerzen war. Ich wusste nicht wie lange ich da gesessen hatte, schließlich stand ich auf und suchte Relena. Ich konnte sie in ihrem Arbeitszimmer weinen hören. Erneut schoss ein schmerzhafter Stich durch meine Brust. Hätte ich nur nicht diese Sachen gesagt. Ja, ihre Eifersucht war zwischenzeitlich nervig, ok... vielleicht sehr nervig, aber das zeigte doch nur, wie sehr sie mich liebte. Ich klopfte sacht an der Tür, ließ mich daraufhin selbst rein. "Relena...", sie saß auf der Couch vor dem Kamin und weinte sich noch immer die Augen aus. Bei meiner Stimme versiegten langsam ihre Tränen und ich trat näher bis ich neben ihr stand. "Relena... es... es tut mir leid. Ich... ich hätte diese Dinge nicht sagen sollen. Ich weiß schließlich wie sehr dich deine Arbeit belastet und...", ich biss mir auf die Unterlippe, ich war noch nie gut darin gewesen auszusprechen, was ich fühlte und dachte, "es tut mir leid", beendete ich bevor ich erneut Sachen sagen konnte, die sie verletzen könnten. Sie sah auf und nahm zeitgleich meine Hand in ihre, lächelte mich wässrig an, doch in ihren Augen konnte ich sehen, dass sie mir verziehen hatte. "Ist schon gut Heero." Sie stand auf und küsste mich, woraufhin ich erwiderte. Ich war froh, dass unser Streit diesmal so glimpflich abgelaufen war. Wenn dies nicht der Fall war und Relena wirklich wütend wurde dann... konnte es auch schon mal äußerst hässlich werden. So sanftmütig Relena auch war, so aggressiv und gefährlich konnte sie auch sein, wenn sie über einen gewissen Punkt hinaus gestoßen wurde. Wann immer dies der Fall war, machte sie mir wirklich Angst. In solchen Momenten hatte ich, Heero Yui, Ex-Gundam Pilot 01, der den Spitznamen "Perfect Soldier" erhalten hatte, wirklich und wahrhaftig Angst und dies vor meiner eigenen Frau. Wenn man es aus dieser Perspektive betrachtete eigentlich ein ziemlich erschreckender und trauriger Gedanke, aber auch gleichzeitig ein deutliches Zeichen dafür, dass es in unserer Ehe alles andere als gut lief. Alles hatte bereits vor fast vier Jahren angefangen. Claudine war gerade ein Jahr alt geworden. ---- Hoffes es hat gefallen. Schreibt mir eure Meinung. ^.^/)) Kapitel 2: Rückblick Teil A --------------------------- Alles hatte bereits vor fast zwei Jahren angefangen. Claudine war gerade drei Jahr und Hitoshi ein Jahr alt geworden. Als ich mit Claudine in den Armen das Haus betrat stand Relena vor mir. Sie war noch in ihrem dunkelblauen Hosenanzug gekleidet – ein starker Kontrast zu meinem weißen T-Shirt, der schwarzen Jeans und den ebenfalls weißen Turnschuhen, die ich trug. Sie hatte ihre Arme vor ihrer Brust verschränkt, der Zeigefinger ihrer rechten Hand tippte immer wieder auf ihrem linken Oberarm, immer wieder. Ihre Fingernägel waren nach wie vor fein manikürt, sie trug keinen Nagellack. Als ich ihr schließlich ins Gesicht blickte starrte sie mit wütenden, funkelnden Augen zurück. Ich hatte Hitoshi auf meinem Arm, Claudine stand neben mir. Ich seufzte in Gedanken, blickte kurz resigniert zu Boden. Kaum hatte ich meinen Blick wieder gehoben, sprach sie ich mit schneidender und zugleich leiser Stimme an. „Wo warst du?“ Nicht „Wo wart ihr“, kein „Habt ihr einen schönen Nachmittag verbracht“, nein – „Wo warst du“. In Gedanken seufzend, da ich bereits ahnte, dass dieses ein besonders heftiger Streit sein würde, nahm ich Claudine an die Hand und schritt mit ihr und Hitoshi auf meinen Arm an Relena vorbei. „Du hast meine Frage noch nicht beantwortet!“, zischte sie als ich auf gleicher Höhe mit ihr war. Ich ging weiter während ich ihr antwortete. „Gleich Relena. Die Kinder müssen das nicht unbedingt mitkriegen.“ Ich brachte unsere Tochter und unseren Sohn ins Spielzimmer. Dort angekommen setzte ich Hitoshi auf den Boden und kniete mich auf einem Bein vor Claudine nieder, welche sich zu mir umgedreht hatte. Claudine hatte Tränen in den Augen. „Sch…sch… nicht weinen Claudie…“ „Papa… nicht streiten. Papa und Mama nicht streiten.“ Ich nahm sie in die Arme und sie vergrub ihr Gesicht in meinem T-Shirt, ihre kleinen Hände verkrallten sich in den Stoff, als ob sie mit all ihrer Kraft verhindern wollte, dass ich hinaus ging und Relena gegenüber trat. Claudine und auch Hitoshi, welcher in unserer Nähe saß statt zu spielen und dem Geschehen zu sah, wussten durch aus was vor sich ging. Sie verstanden vielleicht nicht die Hintergründe das Warum etc. aber sie verstanden, dass Relena und ich uns immer und immer wieder stritten und uns mit Worten gegenseitig verletzten. Sie verstanden, dass wir beide nach einem Streit immer unglücklich waren. Ich lies Claudine noch ein wenig weinen, als sie sich schließlich einigermaßen beruhigt hatte, löste ich sie sanft von meinem Shirt und blickte ihr ins Gesicht. „Hey… wer wird denn gleich weinen?“, lächelte ich sie aufmunternd an, „Claudie, ist alles halb so schlimm. Nur weil Mama und ich uns hin und wieder streiten, heißt es nicht, dass wir uns nicht mehr lieb haben.“ Claudines Tränen waren nun fast völlig versiegt, sie nickte zaghaft. „Nachdem ich mit Mama geredet habe, komm ich noch mal rein und wir toben noch eine Weile, hm?“ Kaum hatte ich das Angebot von Toben gemacht, transformierte sich ihr Gesicht in ein strahlendes Lächeln und sie nickte eifrig. Ich stand auf und verließ das Zimmer, vor der geschlossenen Tür atmete ich einmal durch und sammelte mich für die kommende Konfrontation. Im Wohnzimmer fand ich Relena auf der Couch – die Beine übereinander geschlagen – vor. Die Finger ihrer rechten Hand tippten rhythmisch auf ihrem Oberschenkel, sie war am Rande ihrer Geduld angekommen. Ihre Mundwinkel nach unten gezogen, ihre Missbilligung deutlich zeigend. Als ich nur wenige Schritte vor ihr stand begann ich, meine Arme in einer entschuldigenden Geste ausbreitend, zu sprechen: „Relena, ich…“, weiter kam ich nicht. „Heero“, ihre Stimme hatte eine Kälte angenommen, die mich innerlich erschauern ließ. Mein Gefühl, dass dies eine heftige Konfrontation werden würde verstärkte sich, „könntest du mir jetzt endlich, freundlicherweise, erklären WO ihr wart? Und wenn du schon dabei bist, bitte erkläre mir doch auch gleich noch wieso das Haus aus sieht als hätte ein Tornado hier durch gejagt!“ „Relena, ich bin mit den Kindern nur für ein paar Stunden auf den Spielplatz gegangen. Ich hatte nicht erwartet, dass du heute schon zurück bist, schließlich sagtest du am Telefon, dass du erst morgen kommen würdest“, beeilte ich mich hervor zu sprudeln bevor sie mich erneut unterbrach, „es ist doch nichts dabei…“ Ihre Augen blitzten auf. „Nichts dabei?“, ihre Stimme war nun eindeutig schneidend, „Heero“, sie stand auf und ich machte automatisch einen Schritt zurück, blieb dann jedoch stehen. Ihre Stimme wurde von Sekunde zu Sekunde wütender und lauter. „Ich hatte heute eine neunstündige Konferenz. Neun verdammte Stunden! Danach noch eine Pressekonferenz, die noch mal zwei Stunden gedauert hat! Danach einen sechs Stunden Flug von Kolonie L-8 zurück zur Erde! Und wenn ich endlich – nach einem verdammt stressigen Tag – nach Hause komme. Finde ich das Haus als einen einzigen SAUSTALL vor! Das Essen ist nicht fertig und der Verantwortliche ist mit samt den Kindern spurlos verschwunden!!“, sie unterstrich den letzten Satz indem sie mehrfach ihren Zeigefinger gegen meine Brust stieß. Ich ließ seufzend den Kopf hängen. „Relena ich…“, kaum hatte ich meinen Kopf bei diesen Worten wieder gehoben, wurde er durch eine schallende Ohrfeige zur rechten Seite geworfen. Fassungslos, das Brennen meiner Wange kaum wahrnehmend, konnte ich sie nur anstarren. Und das was ich in ihren Augen las, machte mir plötzlich Angst. Denn ihr war nicht die Hand ausgerutscht in einem Anfall von zu viel Wut, nein. Sie hatte die Ohrfeige tatsächlich gemeint. Die Ohrfeige war ihr tatsächlich ernst gewesen. Diese Erkenntnis ließ mich erneut und diesmal zigfach verstärkt in Fassungslosigkeit ausbrechen. Die Frau, die ich liebte, die ich geheiratet hatte und mit der ich Kinder hatte, hatte mich bewusst, mit voller Absicht geschlagen. Halbe Ewigkeiten starrte ich sie an, die wie es schien Relena zu lang waren, denn ich bekam die zweite Ohrfeige ab, welche mich glücklicherweise aus meinen momentanen Zustand riss. -------- Sooo... ja... es hat lange gedauert... aber wie gesagt: Ich werde die Fics beenden. Und sollte es noch zwei weitere Jahre dauern... ^^" Kapitel 3: Rückblick Teil B --------------------------- Als ich aus meiner Fassungslosigkeit gerissen wurde, wurde ich meinerseits wütend. Doch meine Art wütend zu werden war wie Eis nicht wie Feuer. Je wütender ich wurde, desto kontrollierter und schneidender wurde ich. Ich schrie nicht stattdessen war meine Stimme ruhig – eiskalt. So auch mein restliches Auftreten; meine Emotionen hatte ich komplett unter Kontrolle, meine gewählten Worte genau überlegt. Ich arbeitete wie eine Präzisionsmaschine jede noch so kleine Bewegung, Mimik etc. genau kalkuliert. Diese Eigenschaft von mir hatte mir erlaubt im Krieg so effektiv zu sein – der perfekte Soldat. Ich trat einige Schritte zurück, um aus ihrer unmittelbaren Reichweite zu kommen. Es war nicht, dass ich mich aus Liebe für sie womöglich nicht hätte verteidigen können. Nein, Liebe hatte damit nichts zu tun. Ich hielt generell nichts davon in einer Beziehung den Partner zu schlagen, sei es eine Ohrfeige oder Faustschläge, ob eine Frau die Tat ausführte oder ein Mann. Hinzu kam, dass ich während des Krieges so viel Leid, Schmerz und Wunden erlebt hatte, so viel Kampf… dass ich dessen leid war. Wann immer ich konnte vermied ich es handgreiflich zu werden, lieber focht ich Kämpfe mit Worten aus. Auch wenn Worte schlimmer verletzen konnten als Hände. Mit ein Grund warum ich solche Kontrolle ausübte wenn ich wütend war. Ich wollte gar nicht erst wissen, was ich anrichten konnte, sollte ich meiner Wut freien Lauf lassen. Ich wusste schließlich bereits was ich mit Kontrolle anrichtete. Nachdem ich einige Schritte zurück gewichen war, „Relena“, setzte ich an doch wurde ich erneut von ihr unterbrochen. Mit einer Handbewegung fuhr sie durch die Luft als wollte sie meinen angefangenen Satz wegwischen. „Nein, Heero! Du hörst jetzt MIR einmal zu!“ Ich nickte, vielleicht würde sie sich etwas beruhigen wenn sie sich mit Worten Luft machen konnte. „Nachdem Claudine geboren war hatten wir ausgemacht, dass du zu Hause bleibst und ich weiter arbeite. Schön und gut, aber wenn ich nach Hause komme hoffe ich eigentlich auf ein angenehmes, gemütliches Heim wo ich mich entspannen kann. Stattdessen finde ich diesen Saustall vor!“, sie fuhr mit einem Arm den Raum präsentierend durch die Luft, „ist es denn wirklich zu viel verlangt, dass das Haus aufgeräumt und das Abendessen fertig ist, wenn ich nach Hause komme?“ Ich blitzte sie nur wütend an. Ein paar Spielsachen der Kinder lagen verteilt auf dem Boden und Puzzleteile waren verstreut. Ich hatte keine Gelegenheit gehabt aufzuräumen, da ich mit den Kindern wie schon erwähnt auf dem Spielplatz war. Weiterhin hatte ich vorgehabt aufzuräumen sobald die Kinder in ihren Betten schliefen. Dann hätte ich genug Ruhe und Zeit dazu gehabt. Mit Relena hatte ich beim besten Willen nicht gerechnet, sie hatte erst morgen zurück kommen sollen. Und selbst wenn logisch betrachtet war es auch jetzt noch sinnvoller alles aufzuräumen wenn die Kinder schliefen, so war gewährleistet, dass sie nicht erneut irgendetwas durchs Haus verstreuen würden und ich bzw. wir uns doppelte Arbeit beim Aufräumen machten. Doch Relena in ihrer Wut registrierte diesen Gedanken erst gar nicht. Mir war klar, dass sie mir im Moment sowieso nicht zu hören würde. Sie war viel zu wütend als, dass sie auf logische Argumente – auf jeglicher Art von Argumenten – hätte hören können. Und gleichzeitig war ich meinerseits wütend – zu wütend. Auch ich war nicht bereit irgendetwas was sie sagte gelten zu lassen. Dies rührte aber eher daher, dass sie handgreiflich geworden war. Schlussendlich war sie mit ihrer Tirade fertig und starrte mich an. Ich hingegen sah für wenige Sekunden zurück, um mich daraufhin umzudrehen und ohne ein weiteres Wort zu sagen den Raum zu verlassen. Für den Rest des Abends und des darauf folgenden Tages ignorierte ich sie. Dass sie handgreiflich geworden war, war etwas was ich ihr nicht so leicht verzeihen konnte. Es war nicht nur, dass sie handgreiflich geworden war. Ein grossteil war auch, dass sie es tatsächlich gemeint hatte. Hätte sie mir in zu viel Wut eine Ohrfeige verpasst, dann hätte ich es ihr womöglich noch verzeihen können. Aber unter diesen Umständen? Nein, dazu war ich nicht bereit. Kapitel 4: Das Ende ------------------- Wir hatten uns wieder versöhnt, wie wir es immer machten. Doch seit jenem Tag war ich immer darauf bedacht gewesen, sie nicht erneut so wütend zu machen. Lieber lenkte ich von mir aus bei einem erneuten Streit ein oder gab ihr erst gar keinen Grund wütend zu werden. (Wenn Claudine nicht von der Frau erzählt hätte, hätte Relena nie von meiner Unterhaltung mit ihr erfahren.) Denn ich hatte Angst, dass sie erneut handgreiflich werden könnte und ich wollte in keinem Fall wieder diesen ernsten Ausdruck in ihren Augen sehen. Wir lösten uns voneinander doch hielt ich Relena weiterhin in meinen Armen. Als ich an diesem Abend im Bett lag, Relena schlafend neben mir, begann ich (nicht zum ersten Mal) über unsere zur Zeitige Beziehung nach zudenken. Wir hatten uns erneut gegenseitig verletzt und mir kam es vor als ob wir uns immer öfter und in kürzeren Abständen stritten. Ich wollte nicht mehr so weiter machen. Ich war es leid verletzt zu werden und ich war es leid zu verletzen. Und ich war es leid die Kinder unter unseren Streitereien leiden zu sehen. Vielleicht würden uns einige Monate Abstand voneinander gut tun. Am nächsten Morgen erzählte ich Relena von meinen Gedanken und sie stimmte mir widerwillig zu. Was blieb ihr auch anderes übrig? Notfalls wäre ich mit den Kindern auch ohne ihre Zustimmung für ein paar Monate fort gegangen. Die Monate vergingen und während dieser Zeit wurde mir bewusst wie sehr ich mich Relena zu liebe verändert hatte. Wie schon zuvor erwähnt überlegte ich mir in ihrer Gegenwart genau ob ich eine andere Frau erwähnte oder nicht. Mir wurde klar, dass ich ihr in sehr vielen Dingen zustimmte, auch wenn sie unwiderlegbar falsch lag. Nur weil ich keine Lust mehr hatte gegen eine Wand anzurennen, da sie genauso stur wie ich sein konnte, vielleicht sogar sturer. Ich erinnerte mich an eine Episode. Es war im Grunde ziemlich banal, wir stritten uns um die Bedeutung eines Wortes. Nun wo ich mit den Kindern alleine war und mir der Vorfall wieder einfiel, schlug ich das Wort im Duden nach und ich musste feststellen, dass ich recht gehabt hatte. Aber viel mehr als zu bestimmen wer recht hatte, ließ es mich erkennen, dass Relena nicht in allen Dingen recht hatte. Sie mochte ein unglaubliches Wissen im Bereich Politik und Wirtschaft haben, aber das hieß nicht automatisch, dass sie in jeglichen Lebensbereichen ein solches Wissen nachweisen konnte. Ich musste lachen, Relena hatte mich fast überzeugt gehabt. Davon überzeugt, dass ich nur ein Ex-Soldat sei, der ihr im intellektuellen Bereich par tout nicht das Wasser reichen konnte. Dies und noch mehr erkannte ich während meiner Trennung von ihr. Ich hoffte nur, dass sie auch einige Dinge erkannte. Nach dem schlussendlich ca. vier Monate vergangen waren, kontaktierte ich Relena. Ich war bereit einen Neuanfang zu machen, es noch einmal zu versuchen. Wir machten ein Treffen miteinander aus. Wir saßen uns gegenüber in einem Restaurant, welcher wir beide sehr schätzten. Das Essen war gut und der Service ebenso. „Erinnerst du dich als wir das erste Mal hier aßen?“ „Ja. Du sahst bezaubernd aus, wie jetzt auch ’Lena.“ So begann unser Gespräch über vergangene Zeiten. Unser Gespräch führte von guten zu schlechten Zeiten, über die Aktion als sie mich geohrfeigt hatte schließlich zu belangloseren Sachen wie das Befinden unserer gemeinsamen Freunde etc. Das Treffen verlief ausgesprochen gut, wir verstanden uns wieder so gut wie am Anfang unserer Ehe. Auf Grund dessen kam es so, dass die Kinder und ich wieder zu Relena zogen. Es sah tatsächlich so aus als ob es sich alles zum Guten wenden würde. Doch wie es oft im Leben ist… der Schein trog. Es war ca. eine Woche später als das Ende kam, so wie es hatte kommen müssen. Die Kinderwaren bei Freunden oder im Kindergarten und Relena und ich… wir hatten den wohl heftigsten Streit überhaupt. Diesmal war es mir vollkommen egal ob ich Relena über ihrem kritischen Punkt hinaus stieß und mir war egal ob – und wie sehr – ich sie verletzte. Ich tat etwas was ganz gegen meine eigene Gewohnheit ging: Ich ließ meiner Wut freien lauf. Keine emotionale Kontrolle, kein überlegtes Handeln und keinerlei Präzisionsarbeit. Denn nun hatte sie mich über einen Punkt hinaus gestoßen. Und das Resultat war genauso schlimm wie ich es immer befürchtet hatte. Oh ja… ich hatte schon gewusst warum ich immer wenn ich wütend war solch starke Kontrolle ausübte. Ich schrie sie an, dass ich gedacht – gehofft – hatte sie würde sich in unserer Zeit der Trennung vielleicht etwas verändert haben aber sie war noch genauso wie zuvor. Genauso rechthaberisch und besserwisserisch wie bisher. „Relena verdammt noch mal, mir reicht’s! Ich will keinen Kontakt mehr mit dir haben! Ich will die Scheidung!“, brach es aus mir wie Wasser aus einem Loch im Staudamm heraus. Auf ihre Antwort achtete ich nicht mehr und dies ganz bewusst. Ich wollte nicht erneut von ihr verletzt werden, denn dann würde ich sie wiederum verletzten wollen. Ich wollte ein Ende zu dem Ganzen. Ich stürmte in Wut aus dem Arbeitszimmer und knallte die Tür zu. Dann verfuhr ich ebenso mit der Haustür. Dies war das Ende, unser Ende. Das Ende unserer Ehe, das Ende von UNS. Heute lebe ich mit den Kindern auf Kolonie L1 wo ich aufwuchs. Ich habe keinen Kontakt mehr zu Relena, doch hatte ich noch eine zeitlang Kontakt zu unserem gemeinsamen Freund Quatre. Als ich ihm in einem Gespräch von Relenas aggressivem und Besitz ergreifendem Verhalten mir gegenüber erzählte konnte er es nicht glauben. „Aber Heero… das… Relena würde so etwas doch niem…“, er brach ab, wusste er doch, dass ich die Wahrheit sprach. Denn schließlich… warum sollte ich ihn belügen? Welchen Grund sollte ich haben zu erzählen, dass „der perfekte Soldat“ Angst vor seiner Ehefrau gehabt hatte? Wenn überhaupt wäre solch eine Lüge höchstens für mich rufschädigend und nicht mehr. Warum also sollte ich dies erzählen wenn es nicht der Wahrheit entsprach? Quatre setzte erneut zum Sprechen an. „Ich habe Relena noch nie von dieser Seite kennen gelernt. Das ist einfach furchtbar Heero.“ Er sah mich mit Mitgefühl an. Kein Mitleid, einfach nur Mitgefühl und dafür dankte ich ihm in Gedanken. Mein ohnehin schon stark angekratztes Selbstbewusstsein hätte es anders nicht ertragen. „Heero Yui, seit Jahren Opfer von verbaler und körperlicher Misshandlung seiner Ehefrau Relena!“ ich schauderte bei dem Gedanken an solch einer Überschrift in der Zeitung. Vielleicht war ich das gewesen – ein Opfer. Jedoch konnte ich mir von Mitleid nichts kaen, es würde die geschehenen Dinge nicht rückgängig machen. Zweitens… brauchte ich nicht daran erinnert werden wie sehr ich mich – meine Identität – für sie aufgegeben hatte, wie sehr ich mich dadurch von ihr abhängig gemacht hatte. Denn dadurch fühlte ich mich nur noch hilfloser, noch mehr wie ein Opfer, nicht in Kontrolle zu sein über sein eigenes Leben. Entscheidungen nicht für mich selbst zu treffen sondern für SIE. Daran musste ich wirklich nicht erinnert werden. Das war das letzte Gespräch, welches ich mit Quatre geführt hatte. Auch mit ihm habe ich keinen Kontakt mehr. Und ich bin froh alle Verbindungen zu meinem alten Leben abgebrochen zu haben. Es ist für mich ein Neuanfang. Ich bin froh darüber, froh wie alles verlaufen ist. Trotz der schlimmen Erfahrungen möchte ich diese Zeit nicht missen, die ich mit Relena verbracht hatte, denn es ließ mich wichtige Dinge über mich selbst lernen. Das einzige was ich bedauere ist der Fakt, dass Relena wahrscheinlich bis heute nicht über die damalige Situation reflektiert hat. Sie hatte damals etwas in mir gesucht, sie hatte etwas gewollt. Was weiß ich nicht… wahrscheinlich wusste sie es selbst nicht. Ich weiß nur, dass ich es ihr nicht geben konnte. Während ich vorm Laptop sitze und diese letzten Zeilen Relenas und meiner Geschichte erzähle muss ich lächeln, denn mir fällt auf, dass ich nun endlich abgeschlossen habe. Was ich zuvor noch bedauerte, bedauere ich jetzt nicht mehr. Es tut mir für Relena leid, dass alles so gekommen ist und ich ihr nicht hatte geben können wonach sie gesucht hat, aber mehr auch nicht. Ich kann nun endlich völlig frei mit meinem Leben weiter machen und hoffe, dass auch Relena in der Lage ist ihr Leben zu leben und endlich zu finden wonach sie auch immer sucht. Ende geschrieben von Heero Yui, AC 205 ------------ Hoffe es hat euch gefallen. Desweiteren hoffe ich, dass die Beendigung dieser Fic meinen Lesern Mut macht auf meine Worte zu vertrauen, dass ich die angefangenen Fanfics beenden werde. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)