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In this Night

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In this Night

Diese kleine Geschichte ist mir mehr oder minder über Nacht eingefallen. Ich hatte überlegt, was für Konstellationen ich mit diesen beiden Charakteren noch nicht hatte. Das ist dabei rausgekommen.

Es soll keine große Geschichte sein, kein Epos, keine Dramatik, es soll nur irgendwie was Kleines sein, an dem man sich erfreuen kann, wenn es einem gefällt. Mehr nicht.

Also viel Spaß dabei.^^
 

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In dieser Nacht
 

Es war kühl in dieser Nacht. Nicht eisig, aber kalt genug, als dass ich es ein weiteres Mal hätte verfluchen können, dass ich nicht einer dieser zwar langweiligen aber rechtschaffenden Bürger war, die am Tage ihr Geld verdienten und in der Nacht in ihren beheizten Wohnungen schliefen. Was hätte ich nicht alles um einen Mantel oder etwas warmes zu Essen gegeben.

Ich konnte nicht mehr sagen, wie mich mein Leben hier her geführt hatte, warum ich es soweit hatte kommen lassen. Als ich noch klein war, vielleicht 7 Jahre, da hatte ich Vorstellungen gehabt, ich wollte alles wissen und alles bekommen, alles schaffen. Und nun stand ich hier. In einer eng anliegenden Jeans, mein ärmelloses Hemd weit aufgeknöpft und nur eine dünne Lederjacke - es war nicht mal echtes Leder - darüber. Ich stand an der selben Ecke wie immer, wissend dass nicht weit von mir entfernt, an anderen Ecken, unter anderen Laternen noch andere wie ich lauerten. Warteten.

Ja, das war ich, nicht mehr und nicht weniger. Ein Stricher. Immerhin schon 21 Jahre alt. Die meisten Jungs in dieser Gegend waren oft nicht einmal volljährig. Aber sie waren auch oft genug nicht freiwillig hier. Es gab nur selten Gelegenheit dazu, aber manchmal konnte ich ein paar Worte mit ihnen wechseln. Ich hörte Geschichten über ihren Alltag, das Benehmen ihrer Zuhälter. Ich wünschte jedem von ihnen, dass die Polizei diese Typen so schnell wie möglich hochgehen ließ und sie endlich frei kamen.

Doch ich musste vorsichtig sein, ich war freiwillig hier. Oder besser: Es gab keinen Boss, der hinter mir stand und mich dazu zwang. Es gab nur mich und meine Sorgen, meine Probleme mich in die Gesellschaft einzufügen. Sie wollte mich einfach nicht mehr zu sich lassen. So war ich hier gelandet.

Man hatte mehr Glück an Kunden zu kommen, wenn man in irgendeinem Club angemeldet war, das wusste ich. Aber es gefiel mir in diesen Clubs nicht und seitdem ich aus fadenscheinigen Gründen schon von zweien gefeuert worden war, schien mich niemand mehr nehmen zu wollen.

So versuchte ich hier mein Glück...und manchmal schaffte es ein alter Sack auch hier her, der unbedingt seine Frau betrügen musste und manchmal auch - wenn ich Glück hatte - eine schöne Frau, mit zuviel Geld, die auf ein Abenteuer aus war.

Allerdings sollte mich in dieser Nacht weder das Eine noch das Andere finden.

Saw you

Ich sah dich
 

Es war gegen zwei Uhr morgens, als das Poltern einer umgefallenen Mülltonne mich aus meiner Starre aufschrecken ließ. Ich hatte die gesamte Zeit an einer kalten Mauer gelehnt, mein Rücken war steif.

Gerade wollte ich mich damit abfinden, dass heute wohl niemand mehr kommen würde, als ich es hörte. Erst dachte ich an irgendwelche streunenden Hunde oder Katzen, doch dann waren da eindeutig Schritte. Ein großer Schatten wankte aus der Dunkelheit auf mich, nein, wohl eher auf das Licht der Straßenlaterne zu.

Mir war unwohl zumute. Ich war kein Feigling, aber unweigerlich klopfte mein Herz einen Takt schneller. Ein tiefer Atemzug folgte dem nächsten, um mich zu beruhigen, während das Etwas Gestalt annahm. Meine Schritte lenkten mich ein Stück rückwärts, hinaus aus dem Licht. Gebannt lag mein Blick auf dem Schuh, der sich endlich in den Umkreis der Laterne schob. Es war ein Turnschuh.

Scheppernd folgte der Rest. Ein Junge - oder junger Mann? - verlor das Gleichgewicht, fiel gegen die, wohl nächste, Mülltonne und blieb einen Moment lang liegen. Er schien mir eindeutig betrunken. Ich hatte keine Ahnung warum, aber ich machte einen Schritt in seine Richtung, um ihm zu helfen...Da bewegte er sich wieder. Mühsam stemmte er sich vom Boden weg und zog sich in eine Ecke zwischen Mülltonne und Wand, blieb sitzen, verbarg das Gesicht in einem Gewirr aus Armen und Beinen.

Ich sah seinen Atem zum Himmel aufsteigen, er sollte nicht sitzen bleiben und ich sollte nicht mit dem Gedanken spielen einfach zu gehen. Die Gestalt, die da hockte, sah kläglich aus. Nicht weil sie zerrissene Sachen trug oder arm aussah - ganz im Gegenteil, das Label der Jacke verriet mir eine teure Marke - aber wie er dasaß, so zusammengesunken.

Der nächste Schritt, den ich tat, brachte mich direkt vor ihn. Ich war mir nicht sicher...hatte ich ein Schluchzen gehört? Ohne mein Zutun streckte sich meine Hand nach seiner Schulter aus, fasste sie ganz vorsichtig.

"Hey..."

Flüsterte ich.

Er zuckte stark zusammen, drängte sich stärker gegen die Wand und hob den Kopf.

Mein Blick fiel in seine verweinten Augen. Er hatte so weiße Haut. Die Wangen waren gerötet und tränenüberlaufen.

Nachdem der erste leichte Schrecken aus seinem Blick verschwunden war, sahen die Augen mich traurig an. Verzweifelt.

Diese braunen Augen, die ich niemals vergessen werde.

Who are you?

Wer bist du?
 

Wie gefesselt hockte ich vor ihm, während seine Haltung sich veränderte. Obwohl ich nicht davon ausging, dass ich im Moment sehr vertrauenserregend aussah, wurde er lockerer. Er drängte sich nicht mehr so stark gegen diese Wand und er schlug auch meine Hand nicht von seiner Schulter.

Es war seltsam, wir sahen uns nur an. Erst nach endlosen Sekunden rutschte mein Blick tiefer, zu seinen Lippen. Zu Lippen, die seicht rot und weich schimmerten. Sie zitterten, wie der Rest seines Körper. Leicht geöffnet schienen sie etwas sagen zu wollen, trauten sich aber nicht. Doch vielleicht ging es ihm genauso wie mir. Vielleicht hatte es ihm ebenfalls die Sprache verschlagen.

Als diese Lippen sich nun zur Seite wegdrehten und somit der gesamte Kopf meines Gegenübers, sah ich wieder auf, folgte seinem Blick. Er fiel auf meine Hand an seiner Schulter. Ich schluckte. Was hatte ich da gemacht, warum? Und warum konnte ich immer noch nichts sagen?

Eine warme Hand legte sich um das Gelenk von meiner. Jetzt war ich der Jenige, der zusammenzuckte. Er hatte es ergriffen, seine braunen Augen sahen mich groß und fragend an. Ohne Ahnung, was das zu bedeuten hatte. Sie waren die Unschuld. Das wusste ich in dieser Sekunde mit Sicherheit.

Allerdings spürte ich seinen zitternden Körper nun stärker. Meine Hand löste sich nach Ewigkeiten von seiner Schulter, ich griff ihm unter die Arme und zog den, völlig verdutzten, Jungen auf die Beine. Mit einem prüfenden Blick über seinen Körper sah ich, dass er in keiner Weise verletzt war. Er stand auf unsicheren Beinen, meine Hand hielt ihn nun am Ellbogen, damit er nicht noch einmal am Boden landete. Diese Gegend, der kalte Asphalt, die Menschen hier - mich eingeschlossen - waren nicht das Richtige für jemanden mit diesen Augen.

Ich sah wieder in sie hinein. Die Verwirrung war in ihnen groß geschrieben. Genauso wie etwas anderes. Er war wirklich betrunken, so wie er stand, sich bewegte, dieses Benebelte, das in diesem Blick lag...deswegen war er also hier her gekommen.

Aber wie sollte er wieder nach hause kommen? So wie er aussah, wollte er dort vielleicht überhaupt nicht mehr hin und wahrscheinlich würde er den Weg auch gar nicht finden. Irgendetwas regte sich in mir. Mir wurde klar, als ich auf diese Gestalt zuging, als ich den ersten Schritt tat, hatte ich eine Verantwortung übernommen. Ich wollte sie übernehmen...ich verstand mich selbst nicht mehr.

Wo wohnte er überhaupt? Aus was für einer Gegend kam er?

Und erst jetzt stellte ich mir die wichtigste Frage überhaupt:

"Wer...bist du?"

The way home?

Der Weg nach hause?
 

Obwohl seine Stimme mir genauso weich wie seine Lippen vorkam und nur leise zu mir sprach, traf sie mich in diesem Moment doch wie kaltes Wasser.

Noch bevor ich auch nur ansetzen konnte, sprach er die Worte aus, die in meinem Mund lagen. Etwas schwach kamen sie, aber da er so plötzlich etwas sagte, war ich einige Sekunden lang nicht im Stande zu antworten.

Ich fing mich wieder.

"Ich...mein Name ist Shin."

Die Erwartung verschwand wieder aus seinem Blick. Stattdessen stand sie jetzt in meinen Augen. Eigentlich dachte ich, dass er sich auch vorstellen würde, aber er sagte kein weiteres Wort. Ich ließ seinen Arm los und wartete noch. Er starrte nur geradeaus, schien aber gar nichts zu sehen. Er schien ebenfalls zu warten.

"Wie ist dein Name?"

"Taya."

"Taya?...Seltsamer Name..."

Plötzlich sah er mich ganz bewusst an. Etwas Schmerzliches, Verletztes lag in seinem Blick, sein Mund verzog sich leicht, als wäre er verstimmt über meine Aussage.

"Ist das...denn so schlimm?"

Fragte er mich. Meine Augen weiteten sich, ja selbst mein Mund öffnete und schloss sich, als wäre ich nur ein Fisch. So hatte ich das doch gar nicht gemeint, der Junge konnte doch heißen wie er wollte - obwohl ich glaubte, dass dies nicht sein richtiger Name war -. Außerdem, was machte er sich aus den Worten eines vollkommen Fremden?

Aber vielleicht hing dies ja alles mit seiner Situation zusammen. Er sah fertig aus und auch ich war fertig. Es wäre eine willkommene Abwechslung sich von hier fortzubewegen und etwas Sinnvolles zu tun.

"Du solltest hier verschwinden."

Schon wieder sahen mich diese braunen Augen so an.

"Warum?"

"Weil du hier nicht her gehörst."

"Warum?"

Ich fuhr mir mit einer Hand über die Augen. Was sollte dieses 'warum', wollte er es nicht verstehen?

"Du kommst nicht aus dieser Gegend, oder? Wo kommst du her?"

"Ist das nicht egal?"

Seine Stimme wurde leiser und er senkte den Blick zu Boden. Ihm musste wirklich etwas Schlimmes passiert sein, wenn sein Tag so endete, oder besser: so begann.

"Komm, ich bring dich nach hause."

"Ich will nicht nach hause. Lass mich in Ruhe. Was hab ich dir getan, dass du mich nach hause bringen willst?"

Taya geriet richtig in Fahrt. Das musste der Alkohol sein. Ich sah ihn unsicher an. Er schien nun allein stehen zu können.

Wir schwiegen uns an. Minutenlang. Ich konnte nicht gehen. Er wollte nicht gehen, so blieben wir stehen.

Bis er sich bewegte. Er ging einfach in eine Richtung und entfernte sich vom Licht. Ich eilte ihm nach.

"Hey! Taya! Wo...wo willst du hin?"

Er drehte sich um, schwankte etwas.

"Du willst, dass ich nach hause gehe...dann gehen wir nach hause."

Diese Antwort verwirrte micht. Wollte er nicht eben noch um keinen Preis nach hause? Aber er drehte sich schon um und ging weiter. Ich eilte zu ihm und ging neben ihm her. Straßen und Leuchtreklamen kreuzten unseren Weg, wir gerieten immer weiter in dieses verfluchte Stadtviertel. Das kam mir alles sehr seltsam vor.

Nach einer 1/4 Stunde blieb ich stehen und packte ihn. Etwas grob zog ich ihn herum, erschrocken sah er mich an.

"Du willst mir doch nicht sagen, dass das der Weg zu deinem zu hause ist?"

Seine leicht ängstlich gehobenen Augenbrauen senkten sich wieder. Er begann zu lächeln. Ein so wundervolles und sanftmütiges Lächeln wie ich es noch nie gesehen habe, in all den Jahren nicht. Auch nicht in denen, die folgten.

"Nein...aber zu deinem."

In welche Lage mich dieser Satz brachte, ist mir bis heute nicht ganz bewusst.

Take me there

Nimm mich mit
 

"Hä?"

Entfuhr es mir einfach, als er das sagte. Ich verstand die Welt nicht mehr. Wer war dieser Junge?! Und was sollte das?! Ich konnte nichts aus seinem Gesicht lesen. Nichts aus seinen Augen und nichts aus seinem Lächeln. Dieses Lächeln war so unschuldig, dass er einfach keine Hintergedanken haben konnte! Aber was er da sagte, ließ nur auf eben solche schließen. Wie konnte jemand soviel Gefühl zeigen und doch so undurchsichtig sein?

Kopfschüttelnd ließ ich ihn los.

"Da liegst du falsch. Mein zu hause liegt in der anderen Richtung. Außerdem sollst du zu dir nach hause gehen. Warum machst du es mir so schwer?"

Ich sah ihn leicht verzweifelt an und wollte den Blickkontakt halten, er wurde ernster.

"Nein, warum machst du es dir so schwer?"

Fragte er mich. Ich schluckte, diese Frage könnte ich mir auch selbst stellen. Aber wenn ich mich jetzt umdrehen und weggehen würde, würde mich das den Rest meines Lebens nicht in Ruhe lassen. Vielleicht sollte man es bei meiner Art mich zu kleiden und meinem "Beruf" nicht für möglich halten, aber auch ich hatte ein Gewissen. Und wenn ich die Verantwortung für etwas übernommen hatte, dann behielt ich sie auch. Die Verantwortung über mein Leben konnte ich schließlich auch nicht so einfach irgendwem geben. Doch Taya brauchte Hilfe und das weckte...einen Beschützerinstinkt in mir, der stärker war, als ich es je hätte ahnen können.

"Du willst nicht nach hause...aber die Nacht draußen zu verbringen wäre dumm."

"Dann nimm mich mit."

"Wohin?"

"Nimm mich mit...oder komm mit mir."

"Wohin soll ich kommen."

"Na komm, du wirst schon sehen."

Wieder lächelte er, doch diesmal war es mehr ein Grinsen. Ich seufzte. Taya rannte irgendwohin, plötzlich war er im Eingang eines...Hotels verschwunden und als ich daran hinauf sah, bemerkte ich, dass es nicht gerade billig aussah. Unweigerlich setzte ich ihm nach. Er stand wie selbstverständlich an der Rezeption und checkte ein.

"Hey, was machst du da?"

"Ich habe uns einen Platz zum schlafen besorgt."

"Aber hier ist es teuer."

Mir war es unangenehm hier herumzustehen. Die Leute sahen uns komisch an, was sicher nicht daran lag, dass ich Spinat auf den Zähnen hatte. Unruhig zuckte mein Blick hin und her. Doch bevor ich ihn packen und die Flucht ergreifen konnte, packte er mich und zog mich in einen Fahrstuhl. Die Türen schlossen sich und es wurde still.

"Bitte, sag mir, dass ich mir das nur einbilde."

"Es ist nur ein Traum..."

Meinte er leise. Ich drehte mich zu ihm um.

Tränen liefen über sein Gesicht.

Noch heute spüre ich einen Stich bei jeder einzelnen, an die ich mich erinnere.

A few Minutes Dream

Ein paar Minuten Träumen
 

Ich wusste nicht, wie ich reagieren sollte. Dieses Bild wirkte auf mich noch kläglicher, als der erste Eindruck, als er zwischen die Mülltonnen fiel. Ohne sagen zu können, wie das passieren konnte, traf mich all das tiefer, als je irgendetwas in meinem Leben. Tiefer als mein eigenes Schicksal.

Dieser Anblick von seinem zierlichen Gesicht, über dessen weiße Haut langsam Tränen ihre lange Bahn zogen, fesselte mich.

Es war Schönheit, traurig, kaputt, aber Schönheit.

Meine Hände streckten sich nach ihr aus, nach diesem Gesicht, nach Taya. Ich legte die Eine an seine Wange und begann langsam und streichelnd Träne über Träne aufzufangen und davon zu wischen. Während die Andere sich in seinem Nacken niederlegte und dort zu streicheln, zu trösten begann. Was auch immer geschehen war, ich würde es erträglicher machen.

Und als er zu mir aufsah, mit leicht geweiteten Augen, aus denen Überraschung, aber auch Wohlgefallen sprachen, konnte ich einen weiteren Tauchgang in diese wagen.

Mir wurde in dieser Sekunde bewusst, wie sehr er mich gefangen hatte, obwohl ich doch ein freier Mensch war und wie seltsam dies war, da ich ihn überhaupt nicht kannte. Trotzdem hielt es mich nicht davon ab, ihm langsam näher zu kommen. Ich blinzelte nicht mehr, nur noch ein starr verträumter Blick lag auf seinem Gesicht und es musste ebenso wie meines aussehen. Unter meinen Händen spürte ich, wie er sich leicht bewegte, streckte... er kam mir entgegen, als wäre es selbstverständlich. So vieles war wie selbstverständlich zwischen ihm und mir. Genauso wie dass ich seinen Atem seicht und warm auf meinen Lippen spürte und sich seine Augen, voller scheinbarem Vertrauen, langsam schlossen, wie die meinen. Und als sich endlich meine Lippen leicht öffneten, ich sogar ein Verlangen in mir aufkommen spürte, hielt der Fahrstuhl an.

Ich zuckte zurück. Plötzlich kam mir das hier irgendwie falsch vor. Nicht das Gefühl an sich, aber das, was ich im Begriff war zu tun. Ich ließ ihn los, trat einen Schritt zurück. Vorhin hatte ich noch selbst gesagt, dass er nicht hier hin gehörte, dass Taya nicht in diese Umgebung gehörte, geschweige denn in die Arme einer solchen Person wie mir und nun konnte ich mich selbst nicht zurückhalten. Was hatte dieser Junge nur an sich?

Doch sah ich, dass er wieder den Kopf hängen ließ. Meine Reaktion hatte ihn wohl endgültig niedergestreckt. Das war nicht meine Absicht gewesen. Meine Hand fand sich um seine Schultern wieder, ich drückte ihn leicht an mich und nahm ihm den Schlüssel aus der Hand.

"Komm Taya, wir träumen an einem anderen Ort weiter."

Er nickte nur, doch mit diesem gab er mir eine Zustimmung, die weit über das Verlassen des Fahrstuhles hinaus ging.

Rules can break

Regeln können brechen
 

Ich wusste nicht, was er von mir erwartete, als ich die Tür aufschloss und ihn in das Zimmer brachte, das er ausgesucht hatte. Noch während er neben mir stand und sich nicht regte, schweifte mein Blick über die edlen Möbel...das große Bett. Ich schluckte. Das ist der perfekte Ort zum arbeiten, schoss es mir durch den Kopf. Unweigerlich ließ ich Taya sofort los, als würde allein dieser Gedanke meine Prinzipien verletzen. Er sah einen Moment lang zu mir auf, sein Blick schien wieder ausdruckslos. Dann begann er sich in Bewegung zu setzen. Er lief in Richtung Bett.

Auch wenn mir wieder der Grund fehlte, denn es lag in meiner Hand all dies in die richtigen Bahnen zu lenken, vielleicht einfach zu gehen, wallte etwas Panik in mir auf. Auch ich setzte mich in Bewegung, aber dem Bett blieb ich fern, mein Weg führte mich ins Bad. Mit einem leisen Klacken schloss die Tür.

Der Atem füllte meine Lungen und ich stieß ihn vollständig und ruckartig wieder aus, in der Hoffnung so irgendwie wieder zur Ruhe zu kommen. Meine Gedanken schwirrten nur um diesen Jungen, der im Nebenzimmer saß und 'wer-weiß-was' vor hatte. Trotz seiner Verzweiflung und seiner Angetrunkenheit - oder vielleicht gerade deswegen - schien er genau zu wissen, was er wollte. Als wenn sich in dem Moment, als sich unsere Blicke zum ersten Mal auffingen, ein Plan in seinem Kopf zusammengesetzt hätte. Ein flinker Plan, der bis jetzt glänzend funktionierte. Er hatte mich vollkommen aus dem Konzept gebracht. Unentschlossen trat ich meinem Spiegelbild gegenüber, vorwurfsvoll starrte es mich an. Verwirrt blinzelte ich, danach war ich wieder ich selbst...im Spiegel. Meine Hände drehten wie von allein den Wasserhahn auf und ich begann mein Gesicht zu waschen, als wollte ich Schuld davon spülen und meine Gedanken damit klarer werden lassen. Es brachte nichts.

Wenige Minuten später saß ich auf dem Bett. Meine Jacke hatte ich abgelegt und ich betrachtete Taya, der das Gleiche getan hatte. Er saß nur da, etwas eingesunken sah er aus dem Fenster, vor dem sich das Lichtspiel der Stadt blinkend und blitzend verteilte. So schön war sie nur, wenn nicht alles zu sehen war. Wenn es dunkel war und der Schein trügen konnte. Manchmal war es besser, es spendete Trost. So saß auch Taya hier im Dunkeln, nur im wenigen Licht, das durch das Fenster drang, erkennbar. Wieder dieser klägliche Anblick.

Meine Hand fand sich ein weiteres Mal auf seiner Schulter wieder und begann ihren Weg über dieses zierliche Glied zu seinem Nacken. Er drehte sich um, sah mich an, betrachtete mich mit einem unergründlichen Blick in dem schon wieder Tränen zu erkennen waren. Mein Arm legte sich fester um ihn und ich zog ihn zu mir, ganz dicht an meinen eigenen Körper. Nur hier könnte ihm Halt geben, denn im Geist hatte ich selbst keinen mehr, nicht nach all den Jahren.

Ich spürte wie seine Hand die meine ergriff...wie er sie unter das Hemd seiner Schuluniform führte und auf seinem Bauch bettete. Meine Augen weiteten sich bei dieser Geste. Unter einem Schauer erzitternd spürte ich die zarte, glatte Haut und streifte mit der Hand darüber. Taya schmiegte sich stärker an mich, seufzte leise.

Geschockt hielt mein schlechtes Gewissen erst einige Sekunden später Einzug und ich drückte ihn von mir weg.

"Nein, Taya, bitte...das geht nicht."

Trotzig und wütend sah er mich an, jetzt rollten wieder Tränen, doch er blieb nicht traurig sitzen, er handelte.

"Warum?! Glaubst du, ich könnte dich nicht bezahlen?!! Glaubst du das?!!"

Er rutschte vom Bett, ging zu dem Stuhl, über dem seine Jacke hin, wühlte darin herum. Ein Schwall von Geldscheinen zerschellte an meiner Brust. Ich starrte sie an. Woher hatte er all das?

"Hier! Ich habe genug Geld! Soviel, dass ich dich für immer behalten könnte!"

Energisch kam er auf mich zu, kniete sich vor mich. Seine Hand packte einen Teil der Scheine, warf ihn vom Bett und sah mich erwartungsvoll an.

In dieser Seele schien sich alle Pein der letzten Jahre anzustauen. Ich konnte sehen, wie sie Wellen in seinem Kopf schlug und heraus wollte. Endlich eine Möglichkeit finden wollte sich zu befreien. Der ratlose Blick, den ich ihm zuwarf, verschwand. Ich hatte verstanden.

"Oder...bin ich dir nicht schön genug? Ist etwas an mir, das dir nicht gefällt?"

Dabei begann er langsam sein Hemd aufzuknöpfen und mir seinen zierlichen Körper etwas mehr Preis zu geben. In diesem Moment, als er fragend zu mir aufsah, hatte ich mich entschieden, gegen alle Prinzipien. Ich hob die Hände, streifte ihm das Hemd von den Schulter und zog ihn wieder an mich. Den Duft, den er verströmte, konnte ich bis heute nicht benennen. Und als meine Hand noch einmal über die Haut fuhr, gab es da wirklich nichts, was mich stören konnte. Überhaupt nichts.

Bis auf den letzten Teil an ihm, der mir zeigte, wer hier bei mir war. Doch dieses störende Etwas könnte ich entfernen. So machte sich meine Hand auf den Knopf seiner Hose zu öffnen, den letzten Teil seiner Schuluniform, während ich ihn langsam unter mich verwies.

Alles konnte so einfach sein, wenn man sich in der Dunkelheit einen eigenen Schein erschuf und in dieser Unwissenheit eingehüllt die Regeln brach.

Gebrochene Regeln, die das Leben erleichterten, zumindest in dieser Nacht.

No Escape

Kein Entkommen
 

Es ist eine seltsame Sache, wie schnell sich das Leben wenden kann. Wenn ich von heute zurück sehe, kann ich kaum noch glauben, was ich damals getan habe. Wie ich Taya unter mir sah und alles geschehen ließ, wie es immer geschah.

Als ich das erste Mal auf dem Strich stand und ein Kunde auf mich zukam, war mir nicht bewusst, was passieren würde. Man hatte mich an diese Stelle gebracht und mir eingeschärft, die Kunden nicht zu verschrecken. Ich konnte mich genau erinnern, dass ich ängstlich diesem Kerl gegenüber stand, der sich für mich interessierte und mit dem ich am Ende in einem billigen Hotelzimmer landete. Er war bestimmt über 40 Jahre alt und man sah ihm nicht an, dass er tags über einem normalen Job nachging und nachts Jugendliche für Sex bezahlte. Aber das sah man ihnen nie an. In der darauf folgenden Zeit war ich schwach. Da ich keine Ahnung von diesen Dinge hatte, war ich immer der Jenige, der unten lag. Nächte lang heulte ich meinen Schmerz hinaus. Irgendwann änderte sich dies und ich begann zu zeigen, dass ich zu bestimmen hatte. Von da an ging es mir besser. Ich konnte mich überlegen fühlen. Niemand konnte mir das Wasser reichen. Das machte den Schmerz erträglicher.

Doch warum konnte ich es in diesem Moment nicht?

Ein einziger Blick Tayas hatte gereicht mich zu etwas zu bringen, das ich eigenlich nicht tun wollte. Und obwohl er nun unter mir lag, mit nichts weiter als seiner Boxershorts bekleidet und wahrscheinlich vollkommen unvorbereitet darauf, was noch kommen würde, fühlte ich mich klein und nur von ihm kontrolliert.

Es brachte mich durcheinander, so konnte ich nichts weiter tun, als meinen Instinkten zu folgen, so wie es am Anfang gewesen war.

Verlangend fuhren meine Hände über seinen Körper, der sich unter den Berührungen rekelte. Ich wollte ihn, diesen Körper, diesen Menschen, das war mein einziger Gedanke. Eben hatte ich mich noch geweigert, doch nun, wo er so bereitwillig zwischen meinen Beinen lag, packte mich Gier.

Meine Lippen begannen seinen Hals zu liebkosen, an allen erdenklichen Stellen. Immer wieder biss ich hinein, wollte sie schmecken, die weiche Haut, so süß und jung. Während meine Finger über seine Brust glitten und ihn Stück für Stück erregten. Schon bald war Tayas erstes Keuchen zu hören, das so plötzlich für mich kam, dass ich einen Augenblick inne hielt und ihn betrachtete. Seine Augen richteten sich auf mich. Es lag keine Angst darin, nur ein leichter Schleier, der seine Erregung verriet. Meine Hände griffen seine Handgelenkte und ich drückte ihn in die Kissen, wissend warum ich das tat. Sachte legte mein Körper sich auf den seinen und ich rieb meinen Unterleib an Tayas. Dieser riss den Kopf in den Nacken, bäumte sich leicht auf und stöhnte laut. Ein bisschen musste ich grinsen, da meine Hände nun schon mehr zu tun hatten, die seinen fest auf dem Bett zu halten. Ja, er war wirklich unschuldig.

Bevor er sich wieder beruhigen konnte, fanden sich meine Lippen an seinen rosigen Brustwarzen wieder, die schon fest und von einer Gänsehaut umgeben waren. Ohne lange zu zögern begann ich sie weiter zu reizen und ließ es mir nicht nehmen, auch in diese heinein zu beißen. Ein Zucken durchfuhr Tayas gesamten Körper, ich spürte es. Er war mir verfallen und ich nutzte es aus, ließ meine Hände über seine Seiten fahren, an denen ebenfalls eine Gänsehaut folgte, bis sie an der seidigen Haut des Bauches zum Erliegen kamen und ich mich von ihm wegdrückte.

Hier hätte ich stoppen können, mich stoppen können, bevor ich einen Fehler beging. Das war meine letzte Chance und ich war mir ihrer bewusst. Mit dem Entledigen meines Hemdes und meiner eigenen Hose schlug ich sie in den Wind. Mein Verstand würde mich nicht mehr aufhalten und sonst war niemand hier, der es tun könnte.

Als meine Zunge in seinen Bauchnabel eindrang und ich ihm damit zeigte, wie alles weitergehen würde, beherrschte mich nur dieser eine Wunsch. Ich wollte mehr von diesem Stöhnen. Dieses Stöhnen, das er mit seiner weichen, klaren Stimme erzeugte. So melodisch, dass meine Ohren sich danach verzehrten. Und ich bekam, was ich wollte. Taya bäumte sich stärker unter mir auf, seine Hände krallten sich in das Bettlaken. Dann war es wohl an der Zeit.

Ich ließ von ihm ab und betrachtete einige Sekunden lang, wie er erlegen unter mir lag. Doch wieder kein Gefühl der Überlegenheit. Nur ein seltsames Pochen in mir, als er mir wieder einen verklärten Blick zu warf. Diesen fing ich weiter auf, während meine Hände seine Boxershorts hinunterzogen. Ein wenig verspielt ließ ich die Fingerspitzen unter den Bund gleiten und sah Taya dabei zu, wie es ihn geradezu quälte. Er kniff die Augen zusammen und warf den Kopf von einer auf die andere Seite.

Der letzte Schritt war getan. Nun gab es keine Chance mehr. Ich würde es beenden. Und mit diesem Gedanken beugte ich mich wieder über ihn, begann mit den Lippen und den Zähnen seinen Halsansatz zu liebkosen, während meine Hände über die Innsenseite seiner Oberschenkel streichelten und seine Beine dabei spreizten. Taya zog bereitwillig mit. Meine Hand fand sich an seinem Po wieder, auch hier war die Haut glatt und zart. Angetan streichelte ich darüber und hob seinen Unterleib an, damit ich beginnen konnte.

Meine Zähne bissen kräftiger in seine Haut und ich fand den Weg in ihn, langsam und vorsichtig doch trotzdem ein wenig von meinem Verlangen eingenommen. Der Schmerzensschrei, der Tayas Mund ungebremst verließ, fügte auch mir einen gewissen Schmerz zu, doch gleichzeitig war er so anregend, dass ich es kaum erwarten konnte, tiefer zu dringen und ihm mit diesem Hin und Her noch weitere davon zu entlocken. Ich presste meinen Unterleib gegen den seinen und begann mich zu bewegen. Mein Körper lag dicht auf dem seinen und Tayas immer wärmer werdende Haut fing mein Denken ein, es war wie, als würde ich mich in einem dunstigen Raum befinden. Diese scheinbare Magie, die von ihm ausging, begann meine Erregung mehr und mehr zu steigern. Immer verlangender wurde alles in mir und nach jeder Antwort, die ich von ihm bekam, wollte ich eine neue. Die Laute des Schmerzes verklangen und wichen einem wohligen Keuchen und Stöhnen. Bald konnte auch ich nicht mehr schweigen und stimmte mit ein. Mein heißer Atem drang in sein Ohr, ich öffnete leicht die Augen, sah Schweißperlen von seiner Stirn fallen, küsste sie davon und hatte es immer schwerer, ihn auf das Bett zu drücken. Die Gefühle in mir überschlugen sich wie schon lang nicht mehr. Was war nur los? Ich verlor die Kontrolle und es gefiel mir. Die Hitze um uns stieg immer weiter an, bis ich es spürte, mit einem japsenden Keuchen Tayas, dass wir dem Ende sehr nah waren.

Eine meiner Hände schnellte zu seinem Oberschenkel und packte ihn. Auch er war schweißnass. Ich hielt ihn fest, drückte ihn weiter nach oben, ich wollte Taya so bei mir behalten, während mein Unterleib immer schneller an dem seinen rieb. Tayas Rücken bog sich durch, als wollte er sich in die Lüfte erheben. Doch das war es, ein Höhenflug, der auch mich mit sich riss. Ich spürte wie sich alles in der Mitte meines Körpers zusammenballte. Dies war der Punkt, an dem jeder Gedanke sein Ende fand und alles in einer Explosion unter ging.

Das Stöhnen Tayas, das mehr ein Aufschrei war und das meine übertönte, drang zu mir durch und der Druck in mir ließ nach. Wir fielen zusammen ins Bett. Seine Haut auf der meinen. Alle meine Sinne schärften sich auf das, was ich fühlte, was ich an ihm finden konnte. Der Duft, sein schneller Atem, das Zittern. Meine Augen öffneten sich wieder und fanden die Tayas geschlossen vor. Kein Blick fing mich dieses Mal ein und doch war ich gefangen. Immer noch lag mein Körper zwischen seinen Beinen, immer noch war ich in ihm und schien nicht von meinem Platz weichen zu wollen.

Noch jetzt würde ich am liebsten zu diesem Punkt zurück gehen und die Zeit zum Stehen bringen. Denn auch nach all den Jahren gab es für mich kein Entkommen aus dieser Nacht.

Crime?

Verbrechen?
 

Seit wenigen Minuten sah ich aus dem Fenster und nun begann es zu regnen. Die Nacht war sternenklar gewesen. Warum wohl gerade jetzt Wolken über uns hinweg zogen?...

Taya begann neben mir zu zittern. Ich hatte meine intensive Nähe zu ihm gebrochen, doch sein Körper war immer noch leicht schweißbedeckt. Meine Augen tasteten sich über ihn. Seine Haut war überall so bleich wie im Gesicht und an seinen Händen. Vorsichtig schwebte meine Hand wenige Millimeter über eben dieser, weiter an seinen Beinen herunter, bis meine Finger die Decke ertasteten. Mit einem Ruck lag sie über uns und ohne weiter darüber nachzudenken legten meine Arme sich um diesen zerbrechlichen Körper neben mir und zogen ihn an mich. Ich hatte das Bedürfnis Taya in meine Wärme zu hüllen, da mir die Decke nicht genug erschien. Mein Beschützerinstinkt war zurückgekehrt, nachdem das Verlangen verschwunden war. Taya bewegte sich ein wenig. Er war sofort eingeschlafen und ließ sich scheinbar durch nichts mehr aufwecken. Doch nun passte er sich meinen Formen an. Einen Moment lang hatte ich das Gefühl, als hätte ich Wasser zwischen meinen Händen. Es war seltsam, doch gut...perfekt.

Eine Schwere überkam mich, wie ich sie schon lang nicht mehr gespürt hatte und so schlief auch ich ein. Komisch, wie die Aufregung so schnell verschwinden und einem wohligen Gefühl von Zufriedenheit Platz machen konnte.

Mein Schlaf dauerte nicht lang an, vielleicht eine halbe Stunde, aber als ich wieder erwachte, lag ich immer noch in der selben Wärme. Ich fühlte mich so geborgen, dass ich darin schwelgte wie in einem Traum. Einige Sekunden lang überkam mich der Gedanke, ich sei zu hause...in einem richtigen Zu Hause, mit Kamin, einem Hund oder einer Katze, mit diesem ganzen Zeug und mit Taya...an meiner Seite. Das war absolut verrückt.

Über diese absurde Vorstellung entriss ich mich endgültig dem letzten bisschen Schlaf, das auf mir lag und schlug die Augen auf.

Da lag er, Taya und schlief immer noch. Mein Herz schlug wieder einige Takte schneller, doch als ich sein ruhiges Gesicht sah, schwächte dies ab. Kurz dachte ich an diese Traumvorstellung zurück und ein Lächeln legte sich auf meine Lippen. Ja, es war alles so anders mit ihm. Allein die Art unserer Begegnung.

Meine Hand streichelte über seinen Oberschenkel, dann warf ich die Decke von mir und verließ das Bett. Mehr beiläufig zog ich mich wieder an, aber ich hatte noch nicht vor zu gehen. Wieder hielt mich meine übernommene Verantwortung bei ihm und außerdem war das Wetter schrecklich. Das beobachtete ich ein weiteres Mal, als ich an dem Tisch neben dem Fenster zum Sitzen kam. Da hing Tayas Jacke über einem der Stühle. Aus der Innentasche schaute eine Brieftasche hervor. Ich nahm sie ohne besonderen Grund heraus, doch dann hielt ich plötzlich seinen Schülerausweis in den Händen und starrte auf das Geburtsdatum, als wäre es genau das, wonach ich gesucht hatte.

Ja, ich wusste, dass er minderjährig war, von Anfang an. Ich hatte es doch schon an seiner Statur gesehen. Er hätte auch erst 15 oder 16 sein können. Genauso gut war es an seiner Schuluniform zu erkennen, die nun verstreut auf dem Boden lag, da ich sie aus meiner Sicht entfernen wollte. Es hatte funktioniert und nun stand es hier vor meinen Augen schwarz auf weiß. Taya war vor 17 Jahren in dieser Stadt geboren.

Mein Blick fiel auf diesen Jungen, der dort auf dem Bett lag, in die Decke gewickelt, das Kissen an sich gepresst und unschuldige Worte vor sich hin murmelnd.

Wären wir uns erst drei Jahre später begegnet, hätte ich mich nicht fragen müssen, ob ich ein Verbrechen begangen hatte.

Helpless

Hilflos
 

Die Zahl meiner Gedanken, die alle scheinbar gleichzeitig meinen Kopf durchzogen, war an zwei Händen schon gar nicht mehr abzuzählen. Ich war regelrecht stecken geblieben zwischen Selbstvorwürfen und meinen lausigen Entschuldigungen. Egal, wie oft ich versuchte an etwas anderes zu denken, sobald ich auf das Bündel sah, das Taya, fast vollständig von der Decke versteckt, darstellte, dann war ich wieder am Anfang.

Stunden ging es so, dann brach der Morgen endgültig an. Er hatte sich sehr weit hinausgezögert, da die Wolkendecke sich nicht lichten wollte. Wie alles andere.

Taya schlief immer noch, als das erste graue Licht über das Bett kroch. Ich fragte mich, wann er endlich aufwachen würde. Vielleicht würde mich das wenigstens ablenken. Aber was wäre, wenn er aufwachen und begreifen würde, was passiert war. Natürlich, ich könnte versuchen ihm klar zu machen, dass er mich verführt hatte...aber mal ehrlich, wer würde MIR das abnehmen?

Genau in diesem Moment regte sich unter der Decke endlich etwas. Sie wurde bei Seite geschoben und Taya tauchte wieder auf. Die zerzausten Haare versperrten ihm die Sicht und er hatte eine Hand an den Kopf gelegt. Ich hörte ein leises, schmerzerfülltes Stöhnen.

Oh nein, jetzt geht's los...dachte ich nur und wartete erstarrt an meinem Platz darauf, dass er mich sah.

Doch anstatt erst einmal langsam aufzustehen und festzustellen, wo er überhaupt war, schlug sich der Junge im Bett erstmal die Hand vor den Mund und war im nächsten Moment im Bad verschwunden. Es dauerte einige Sekunden, bis ich vollständig realisierte, dass er soeben splitternackt durch das Zimemr gerannt war. Nicht, dass mich das geschockt hätte, aber ich hatte einfach etwas anderes erwartet.

Als würde mich etwas von hinten anstoßen, stand ich nun selbst auf, schlug wie automatisch die Bettdecke zurück, öffnete das Fenster und stellte mich dann vor die Badtür, um zu lauschen. Ich hörte die Klospülung, kurz darauf das Rauschen der Dusche. Der Kater machte sich wohl auf allen möglichen Wegen bemerkbar.

Ein bisschen musste ich grinsen, wenn ich daran dachte, dass das der Junge war, der mich noch letzte Nacht hinterhältig hier her geschleppt hatte. Dann schüttelte ich den Kopf. Was machte ich mir solche Gedanken um ihn, um mich? Eigentlich sollte ich längst verschwunden sein, aber nein! Ging denn alles schief in diesen Tagen?

Während ich das dachte, ging die Dusche aus, einige Sekunden später stand Taya vor mir. In einen viel zur großen Bademantel gehüllt.

Wie ihm so die nassen, schwarzen Haare tief ins Gesicht fielen und seine Hände aufgrund der langen Ärmel schon gar nicht mehr zu sehen waren, wirkte er wieder so süß und unschuldig. So unpassend für diese Situation. Für diese Nacht.

Seine Augen waren geweitet vor Überraschung. Er sah zu mir hoch und blinzelte einige Male.

"Shin...du bist ja...noch da..."

Meinte er vollkommen ungläubig und machte dann einen Schritt auf mich zu. Ich spürte, dass ich verlegen wurde.

"Äh, ja...das bin ich. Hast du...Kopfschmerzen?"

Was war denn das bitte für eine blöde Antwort?! Naja, mich sollte lieber nichts mehr wundern. Taya nickte und führte seine Hand wieder zu seinem Kopf. Dann ging er taumelnd weiter. Besorgt folgte ich ihm und noch bevor es wirklich geschah, sah ich ihn fallen. Meine Hand packte seine Schulter, als er drohte umzukippen. Er sah mich wieder an, dann schloss er die Augen und ließ sich einfach von mir auffangen. Ein kleiner Schreck durchfuhr mich, doch ich reagierte und hob ihn auf meine Arme, um ihn an den einzigen Platz zu bringen, den ich für angemessen hielt, das Bett. Schon wieder das Bett...

Taya war nicht bewusstlos...nur kraftlos. Und nach allem, was in den letzten Stunden geschah, konnte ich dies verstehen.

Ich rief an der Rezeption an und bat um ein Frühstück und Tabletten. Eines stand für mich fest, ich würde zumindest noch so lang bei ihm bleiben, bis ich sicher sein konnte, dass er den Weg nach hause allein schaffte.

Nachdem eine halbe Stunde später alles, was ich angefordert hatte, auf dem Tisch stand, brachte ich Taya dazu, etwas zu essen, auch wenn er sich wehrte, so gut es ging. Danach flößte ich ihm die Tabletten ein. Ein dünnes Wasserrinnsal verließ seinen Mund und tropfte seinen Hals hinunter. Ich ließ seinen Kopf wieder los und Taya sank geschlossener Augen zurück in das Kissen. Meine Augen verfolgten den Verlauf des Wassers und meine Lippen taten das Selbe. Seine süße Haut hatte mich wieder verführt und ich genoss es trotz allem in vollen Zügen. Doch ich kam nicht zu mehr. Wieder murmelte er leise.

Das war nicht mehr der wütende Junge aus dieser Nacht. Nichts war mehr übrig von ihm. Nichts mehr außer der hilflosesten Gestalt, die ich je in meinen Armen hielt.



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Kommentare zu dieser Fanfic (6)

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Von:  marioeoeoeh
2007-02-07T15:07:53+00:00 07.02.2007 16:07
Huhu~ :)
Ich hab die geschichte jetzt auch soweit gelesen ^^ finde sie auch prima *_*
*snif* ich möchte wissen, wies weiter geht~~
[kann es sein dass shin immer der starke und kangTa der... zarte ist? ^^; - na ja ich würde beide als zwart einordnen~ *dumdidum*]
Ich hoffe dass du dih für eine von deinen beiden varianten zur Fortsetzung entscheidest ^^ *gespannt sei*
Von: abgemeldet
2006-04-24T12:57:58+00:00 24.04.2006 14:57
haha geiles kapitel xD er ist erst 17 ôô; naja egal..
Von: abgemeldet
2006-04-23T18:06:17+00:00 23.04.2006 20:06
*-*!!!!

also zu Jae's Worten kann ich eigentlich kaum noch was hinzufügen ^,^~
ich fand es richtig gut bis hier hin, auch wenn ich die Fic nur überflogen hab ^^;;;
*flausch*
Von: abgemeldet
2006-04-17T17:11:42+00:00 17.04.2006 19:11
ich habs geschafft das Kapi zu lesen und nun noch ein comment...
okay.
Das ich finde, dass sich dein Schreibstil gebessert hat, sagte ich dir schon (nicht dass er ye schlecht war o.O!)
Es ist fesselnd, wie du gewisse Dinge beschreibst, aber wäre es etwas besser zu lesen, wenn du Absätze benutzen würdest, man verrutscht leicht n.n;

Aus der Ich-Perspektive zu schreiben ist auch eine schöne Sachen, weil dann die Gedanken und Gefühle der Person gut hervorgehoben werden, aber muß ich sagen, dass mir bei dieser FF Taya's Gedanken und Gefühle fehlen, also dass sie etwas geschildert werden. Es würde mich wirklich reizen in Taya's Gedanken zu wandern (was keine Kritik sein soll, im Gegenteil)

und zum Kapitel 8 an sich;
ich bin erstaunt dass es adult-frei ist, aber Glück für uns Leser n.n
Nur ging es mir ein bißchen zu schnell, also wie Shin vorran gegangen war und der Akt seinen Lauf nahm
Es fehlte etwas, aber gefällt mir das Kapitel trotzdem sehr gut. Es war inspirierend n.n

go on~

:. Jae
Von:  Kavo
2006-03-15T12:26:40+00:00 15.03.2006 13:26
hach....
darf ich dir ein lob für deine geniale schribweise aussprechen?
<LOB> ^^
Von:  Kavo
2006-02-26T19:54:21+00:00 26.02.2006 20:54
Diese Fanfic is ja fast noch genialer als die anderen. Ich find die Figurenkonstellation sehr interessant ^.^
großes Lob und ein großes bitte mach weiter von mir an mein minu-chan *lol*
ach ist das toll...


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