In this Night von TayaTheStrange ================================================================================ Kapitel 2: Saw you ------------------ Ich sah dich Es war gegen zwei Uhr morgens, als das Poltern einer umgefallenen Mülltonne mich aus meiner Starre aufschrecken ließ. Ich hatte die gesamte Zeit an einer kalten Mauer gelehnt, mein Rücken war steif. Gerade wollte ich mich damit abfinden, dass heute wohl niemand mehr kommen würde, als ich es hörte. Erst dachte ich an irgendwelche streunenden Hunde oder Katzen, doch dann waren da eindeutig Schritte. Ein großer Schatten wankte aus der Dunkelheit auf mich, nein, wohl eher auf das Licht der Straßenlaterne zu. Mir war unwohl zumute. Ich war kein Feigling, aber unweigerlich klopfte mein Herz einen Takt schneller. Ein tiefer Atemzug folgte dem nächsten, um mich zu beruhigen, während das Etwas Gestalt annahm. Meine Schritte lenkten mich ein Stück rückwärts, hinaus aus dem Licht. Gebannt lag mein Blick auf dem Schuh, der sich endlich in den Umkreis der Laterne schob. Es war ein Turnschuh. Scheppernd folgte der Rest. Ein Junge - oder junger Mann? - verlor das Gleichgewicht, fiel gegen die, wohl nächste, Mülltonne und blieb einen Moment lang liegen. Er schien mir eindeutig betrunken. Ich hatte keine Ahnung warum, aber ich machte einen Schritt in seine Richtung, um ihm zu helfen...Da bewegte er sich wieder. Mühsam stemmte er sich vom Boden weg und zog sich in eine Ecke zwischen Mülltonne und Wand, blieb sitzen, verbarg das Gesicht in einem Gewirr aus Armen und Beinen. Ich sah seinen Atem zum Himmel aufsteigen, er sollte nicht sitzen bleiben und ich sollte nicht mit dem Gedanken spielen einfach zu gehen. Die Gestalt, die da hockte, sah kläglich aus. Nicht weil sie zerrissene Sachen trug oder arm aussah - ganz im Gegenteil, das Label der Jacke verriet mir eine teure Marke - aber wie er dasaß, so zusammengesunken. Der nächste Schritt, den ich tat, brachte mich direkt vor ihn. Ich war mir nicht sicher...hatte ich ein Schluchzen gehört? Ohne mein Zutun streckte sich meine Hand nach seiner Schulter aus, fasste sie ganz vorsichtig. "Hey..." Flüsterte ich. Er zuckte stark zusammen, drängte sich stärker gegen die Wand und hob den Kopf. Mein Blick fiel in seine verweinten Augen. Er hatte so weiße Haut. Die Wangen waren gerötet und tränenüberlaufen. Nachdem der erste leichte Schrecken aus seinem Blick verschwunden war, sahen die Augen mich traurig an. Verzweifelt. Diese braunen Augen, die ich niemals vergessen werde. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)