Auf zu neuen Ufern 2 von xxNico_Robinxx (Die Jagd nach Blackbeard) ================================================================================ Kapitel 6: Nächtliche Begegnungen --------------------------------- + Vielen, vielen Dank für eure Kommis, die mir bei meinem Problem mit der Romantik-Idee sehr weitergeholfen haben. Mit anderen Worten, ich werde die Idee umsetzen. Ihr dürft gespannt sein. Zusätzlich wollte ich euch noch darauf aufmerksam machen, dass das Freischalten der Kaps jetzt doch etwas länger dauern wird. Zum einen, weil ich die Kaps noch einmal überarbeite, bevor ich sie hochlade, und zum anderen ... na ja, ihr seht ja die Länge *grins* + Mittlerweile war es ein Uhr nachts und der Regen schien kein Ende nehmen zu wollen. Robin lag auf der Seite, eine Hand unter dem weichen Kopfkissen, und sah zu dem offenen Fenster des Zimmers. Neben ihr im Bett schnarchte Chopper leise vor sich hin. Obwohl sie seit mehr als 24 Stunden auf den Beinen war, konnte Robin keinen Schlaf finden. In ihrer Schulter pochte es ununterbrochen, während eine Schmerzwelle nach der anderen durch ihren Körper jagte. Doch sie wollte Chopper nicht extra wecken, damit er ihr etwas gegen die Schmerzen geben konnte. Vorsichtig und leise stieg sie aus dem Federkernbett und trat barfüßig ans Fenster. Ein frischer Windhauch strich über ihre nackten Arme, die sie um ihren Oberkörper schlang. Kalter Regen tropfte auf die Fensterbank und auf den Boden darunter, während Robin grübelnd in die Nacht hinaussah, ohne etwas wahrzunehmen. Sie dachte über den vergangenen Tag und dessen Ereignissen nach. Ein leichtes Lächeln zierte ihre Lippen, als sie sich zurückerinnerte, wie sie in der Kombüse auf der Flying Lamb gesessen hatte und das fröhliche, ausgelassene Lachen ihrer Freunde an ihre Ohren gedrungen war. Sie hatte ihr Buch über Symboldeutungen beiseite gelegt und dem Lachen einfach nur zugehört. Das letzte Mal, als auf dem Schiff gescherzt wurde, war an dem Tag gewesen, als ihr Abenteuer auf Curt Island begonnen hatte. Es schien Robin, dass dieser Tag schon eine Ewigkeit her war. Dabei waren es nur ein paar Wochen. Mit einem nachdrücklichen Kopfschütteln wischte sie die düsteren Erinnerungen ab, die in ihr aufsteigen wollten. Die depressive Schwärze, die sich bereits in ihrer Kindheit tief in ihrer Seele eingenistet hatte, war mit Zorros Tod wieder größer geworden. Robin hatte die kalten Fänge kaum noch gespürt seit sie in Ruffys Bande eingestiegen war. Ihre Freunde hatten diese Leere in ihr gefüllt. Aber jetzt war sie wieder da und wartete darauf, dass sie sich ihr ergeben würde. Unnachgiebig wandte sie daher ihre Gedanken dem eigentlichen Grund zu, der sie nach Counters Hill geführt hatte. * Rigos führte die Freunde durch mehrere verwinkelte Gassen, bis sie dann den "Kannibalen" erreichten. Das zweistöckige Gebäude machte seinem Namen alle Ehre. Das robuste Eichenholz war mit roter Farbe angestrichen, das selbst im düsteren Abendlicht wie Blut aussah. Das Schild, das seitlich neben der Tür quietschend im Wind hin und her schwankte, hatte die Form eines Oberschenkelknochens. Dunkles, gelbes Licht drang aus den trüben, breiten Fenstern, die an ein Schachbrett erinnerten. Lysop musste bei dem Anblick des Hauses nervös schlucken, während Chopper sich ängstlich näher an Sanjis Beine drängte. Die lauten, ausgelassenen Stimmen, die aus dem Inneren zu ihnen drang, passten überhaupt nicht zu dem düsteren Erscheinungsbild, das ihnen der "Kannibale" vermittelte. Mit einem kraftvollen Stoß öffnete Rigos die Eingangstür, so dass diese mit einem lauten Knall gegen die Wand prallte. Die Gespräche im rauchgeschwängerten Schankraum erstarben sofort und zahlreiche Köpfe wandten sich ihm neugierig zu. Finstere Gesellen verschiedener Art mit fettigen, zerzausten Haaren, narbigen, schmierigen Gesichtern und unordentlichen, dreckigen Klamotten grüßten den Riesen mit einem Kopfnicken. Jeder von ihnen kannte schließlich Rigos, der trotz seiner scheinbar gutmütigen Art, die er den Freunden gegenüber gezeigt hatte, zu einem gefährlichen Berserker werden konnte, wenn er in Wut geriet. Die interessierten Blicke jedoch verwandelten sich in sekundenschnelle zu Misstrauen, als die Freunde nacheinander das Gasthaus betraten. In ihrer nassen, aber dennoch ordentlichen Kleidung wurden sie von oben bis unten kritisch gemustert, besonders Sanji und Robin. Sein maßgeschneiderter schwarzer Anzug mit dem weißen Hemd und ihr eleganter roter Zweiteiler fielen in der schäbigen Atmosphäre des Raumes sofort auf. Aber auch Chopper in seiner kleinen Gestalt wurde ausgiebig gemustert, während sich die Kerle fragten, was für ein seltsames Wesen er sei. Derweil sich die Gäste langsam wieder ihren Gesprächen zuwandten, ohne die Freunde dabei aus den Augen zu lassen, und die Schankmädchen geschäftig an die Tische traten und die Getränke weiter austeilten, ging Rigos an den Tresen, hinter dem ein schmächtiger Kerl mit langen, strähnigen Haaren einige Bierkrüge füllte. Sein Gesicht, das von den blonden Haaren umrahmt wurde, war sehr hager, wodurch die hohen Wangenknochen stark hervortraten, während sein langes, schmales Kinn den Eindruck machte, das es durch das Gewicht jeden Moment abfallen würde. "Hey, Gorkus", nickte Rigos dem Mann zu, während er sich mit seinen muskelstarken Unterarmen auf den Tresen abstützte. "Das sind Freunde von mir. Hast´n Zimmer für se?" Aus grauen, tiefliegenden Augen wurden die Freunde von Gorkus abschätzend gemustert. "Wo hast´n die aufgegabelt?", fragte er den Freund mit einer sehr hohen Stimme, die an das verrostete Quietschen einer Tür erinnerte. "Ach, sie wollten unbedingt rein", zuckte Rigos mit den Schultern und beugte sich dann verschwörerisch zu dem Schankwirt hinüber. "Das is die Strohhutbande!" Überrascht zog Gorkus die Augenbrauen hoch und betrachtete die Freunde jetzt mit einem erstaunten Blick. Er hatte schon viel über die Piratenbande gehört, die der Marine immer wieder entkommen konnte. Aber genau wie auch Sammy und Rigos hatte er sie sich ganz anders vorgestellt, viel gefährlicher und größer. "Zwei Zimmer kann ich geben", sprach er dann an die Freunde gewandt. "Eins hat zwei Betten." "Wir nehmen sie", antwortete Ace bestimmenden Tons, während Sanji und Lysop einen leisen, ergebenden Seufzer ausstießen. Beide waren nicht glücklich darüber die Nacht in dem Gasthaus verbringen zu müssen. "Die Bezahlung will ich aber jetzt gleich sehen", meinte Gorkus, wobei sich ein wachsamer Glanz in seinen grauen Augen stahl. Er hatte des Öfteren schon Leute in seinem Haus gehabt, die versucht hatten kostenlos ein Zimmer bei ihm zu mieten. Robin, die das gesamte Barvermögen der Freunde verwaltete, bezahlte den ausgemachten Preis von 450 Berry pro Nacht, wobei eine Mahlzeit mit inbegriffen war. Derweil verabschiedete sich Rigos von den Freunden, der meinte, dass er wieder zu seinem Bruder zurückkehren müsse, der sonst noch alle möglichen Leute ins Viertel lassen würde. Anschließend begaben sie sich auf eines der ihnen zugedachten Zimmer, wo sie ihr weiteres Vorgehen besprechen wollten. Das Zimmer war ein kleiner, schmuckloser Raum, indem sich nur zwei Betten, ein klappriger Stuhl und eine kleine Kommode mit einer einfachen Schüssel befanden. Der nackte Fußboden knarrte und knirschte bei jedem Schritt, den sie taten, während an den Wänden hin und wieder ein Stückchen Holz hinabrieselte. Das Zimmer hatte ein kleines Fenster, dessen Aussicht von der kahlen, grauen Steinmauer des gegenüberliegenden Hauses versperrt wurde. Des Weiteren konnte man auf eine lange, enge Gasse hinab sehen, in der an den beiden Häuserwänden allerlei Abfall gestapelt war, zwischen denen sich braune und graue Ratten, von der Größe einer Männerhand, tummelten. "Ich hätte nicht gedacht, dass wir soviel Aufmerksamkeit auf uns ziehen würden", meinte schließlich Ace und ließ sich rücklings auf eines der Betten fallen, dessen Matratze sich tief zum Boden hin wölbte. "Das wird unsere Suche nach Blackbeard ziemlich erschweren", stimmte Sanji ihm mit ernster Miene zu, während er abfällig aus dem Fenster hinab auf die Gasse schaute. "Und nicht nur das", gab Robin zu Bedenken, derweil sie sich vorsichtig an das Fußende des anderen Bettes setzte. "Wenn Blackbeard bereits in der Stadt ist, wird er schon sehr bald von unserer Ankunft erfahren." "Was wäre denn so schlimm daran?", fragte Ruffy unbekümmert wie immer und setzte sich mit untergeschlagenen Beinen neben Ace. "Wir bräuchten doch dann nicht mehr nach ihm suchen." "Vielleicht", gab Ace mit nachdenklicher Stimme von sich, während er grübelnd an die Decke über sich starrte. "Es kann aber auch sein, dass er sofort verschwinden wird. Er weiß ja, dass ich hinter ihm her bin." "Und wir dürfen auch Smoker nicht vergessen", wandte Lysop mit energischer Stimme ein, der es sich hinter Robin auf dem Bett gemütlich gemacht hatte. "Richtig, Smoker!" Ace setzte sich mit einem Ruck auf und sah Robin und Sanji erwartungsvoll an. "Wie war das jetzt eigentlich mit eurem Zusammentreffen? Er hat wirklich mit euch gesprochen?" "Na ja, nicht wirklich", übernahm Sanji die Erklärung und wandte sich dabei vom Fenster ab. "Er hatte bloß etwas auf einen Kommentar von mir erwidert. Erkannt hat er uns jedenfalls nicht." "Sonst würde er ja bereits die ganze Stadt nach Ruffy absuchen", kam der trockene Kommentar von Chopper, während er neben Robin auf das Bett kletterte. Bei der Erinnerung an das Zusammentreffen mit dem Marine-Offiziers musste der kleine Elch ein Schaudern unterdrücken. "Aber was machen wir denn jetzt?" "Als erstes sollten wir herausfinden, ob Blackbeard hier ist", antwortete Ace, in dessen Augen sich ein gefährlicher Glanz zeigte. Er spürte, dass er seinem Ziel sehr nahe war. Näher, als sonst. "Wir sollten getrennt in der Sache vorgehen", ging Sanji mit entschlossener Stimme dazwischen, der sich bereits seine eigenen Gedanken dazu gemacht hatte. "Es reicht nicht, wenn wir uns jetzt nur auf Blackbeard konzentrieren." "Und was schlägst du vor, sollen wir machen?", wurde er von Lysop gefragt, der nichts Gutes ahnte, was man an seinem unbehaglichen Gesichtsausdruck erkennen konnte. "Ace und ich werden uns morgen ein wenig nach Blackbeard umhören", antwortete Sanji bestimmten Tons, während er bei seiner Ausführung des Plans im Zimmer auf und ab ging. "Du und Chopper, ihr werdet die Leute nach Smoker und der Marine ausfragen. Je mehr wir über ihren Tagesablauf wissen, desto besser ist das für uns. Und Ruffy und Robin werden sich noch mal mit diesen beiden Affen von Türstehern unterhalten. Ihr müsst soviel über das Viertel und der Stadt in Erfahrung bringen, wie es geht." "Heißt das, wir gehen morgen nicht zu Betsy?", fragte Ruffy mit enttäuscht hängenden Schultern. "Sag mal, Ruffy, hast du es etwa immer noch nicht kapiert?", wandte sich Ace ungläubig an seinen Bruder, während die anderen über soviel Naivität nur mit dem Kopf schütteln konnten. "Was denn kapiert?" "Diese Betsy bietet einen anderen Spaß an, als den, den du meinst", versuchte Ace es ihm zu erklären, wobei er innerlich um Geduld betete. "Dort spielt man nicht mit Karten oder Würfeln." "Mit was denn dann?" Ruffy sah seinen Bruder neugierig an, während die pure Unschuld in seinen Augen zu erkennen war. Hilflos schaute Ace zu den anderen, während er fast schon panisch überlegte, wie er seinem unerfahrenen Bruder das bloß erklären sollte. "Die Rede ist von der körperlichen Liebe", kam Robin ihm dann zu Hilfe, derweil sie sich ein Lachen über das entsetzte Gesicht Aces verkneifen musste. Es gibt also doch etwas, das ihn aus der Fassung bringen kann, ging es ihr durch den Kopf. Ruffy dachte eine Weile über die Antwort nach, bis er dann plötzlich verstand, was damit gemeint war. Die dunklen Augen wurden riesengroß und eine tiefe Röte zog sich von seinem Hals bis zur Stirn. * Robin fing leise an zu lachen, als sie an dieses Bild denken musste. Ruffy war nach der Erkenntnis eine ganze Weile stumm geblieben, während seine Freunde sich köstlich über seine Scham amüsiert hatten. Danach hatten sie sich noch über einige Belanglosigkeiten unterhalten, bevor sie sich alle gegenseitig eine gute Nacht gewünscht hatten. Sie und Chopper waren anschließend in ihr eigenes Zimmer gegangen, das sich drei Räume weiter befand, und ebenfalls nur mit dem Nötigsten versorgt war. Lautes Gelächter aus dem Schankraum rissen Robin aus ihren Gedanken, während zugleich polternde Schritte die Treppe heraufkamen. Allmählich wurde sie sich ihres zitternden Körpers bewusst, der der kalten Luft, die durch das geöffnete Fenster hereinkam, schutzlos ausgeliefert war, da sie sich zum Schlafengehen nur ein roséfarbenes Top mit dünnen Trägern und die dazu passende Hotpants angezogen hatte. Eine Gänsehaut zog sich über ihre Arme und Beine, während sie ihre Hand um den Griff des Fensters legte, um es zu schließen. Doch eine tiefe männliche Stimme, die von unten aus der Gasse zu ihr heraufdrang, hielt sie davon ab. Im nächsten Augenblick hörte sie dann auch schon eine zweite, dunklere Stimme antworten. Gespannt blieb Robin vor dem Fenster stehen und lauschte. "Ich hoffe, dich hat niemand gesehen", sprach die erste Stimme leise und gefühllos. "Keine Sorge, ich verstehe mein Handwerk", kam es ebenso leise zurück. Robin beugte sich vorsichtig über das Fenster, um die beiden Männer sehen zu können, die sich dicht an die Hauswand des Gasthauses drängten. Sie konnte nicht viel von den beiden Gestalten erkennen, da sie sich in langen, schwarzen Mänteln gehüllt hatten und ihre Köpfe unter tiefliegenden Kapuzen steckten. "Gut. Wie viele Männer kannst du mir geben?" Soweit Robin von ihrer Position aus erkennen konnte, war es die rechte Person, die gesprochen hatte. "Erst einmal sollten wir über die Bezahlung sprechen", kam die Antwort mit einem leicht drohenden Unterton. "Keine Angst", sprach wieder der erste Mann, der beruhigend die Hand hob. "Sobald ich weiß, wann Blackbeard hier auftaucht, zahle ich dir und deinen Männern die Hälfte des Betrages. Den Rest bekommt ihr dann, wenn er unter der Erde liegt." "Chopper!", versuchte Robin leise den Freund zu wecken und wandte den Kopf dabei vom Fenster ab, um nicht die Aufmerksamkeit der düsteren Gestalten auf sich zu lenken. "Und wann weißt du, wann er hier aufkreuzt?", fragte die zweite Stimme gespannt, angesichts der Aussicht auf das Geld. Keiner der beiden Männer ahnte jedoch, dass sie belauscht wurden. "Chopper!", rief Robin erneut leise. Während sie sich eiligst ihre braunen Wanderstiefel anzog und zuschnürte, ließ sie einen Arm aus der Bettdecke wachsen, mit dem sie den Freund an der Schulter rüttelte. "Ich werde mich heute noch mit meinem Informanten treffen", hörte Robin die erste Stimme, die keinerlei Gefühle zeigte, antworten. Derweil öffnete Chopper verschlafen die Augen und richtete sich langsam im Bett auf. "Und was ist mit deinen Männern?" "Was ist denn los?", fragte der kleine Elch an die junge Frau gewandt, die ihm sofort ein Zeichen gab leise zu sein. Durch die aufgeregten Gebärden der Freundin fiel die Müdigkeit mit einem Schlag von ihm ab und seine Muskeln spannten sich an. "Ich kann dir vierzig Männer geben. Wann treffen wir uns wieder?" "Ich werde es dich schon wissen lassen", antwortete die erste Stimme wieder. Inzwischen gab Robin dem kleinen Freund durch hektische Handbewegungen zu verstehen, zu ihr zu kommen, während sie sich ihre schwarze Jacke über das Top zog. "Was ist denn?", fragte Chopper leise und trat auf die Freundin zu, die sich vorsichtig wieder über das Fenster beugte. Sie konnte sehen, wie die beiden Männer sich verabschiedeten und in getrennte Richtungen gingen. Kurz darauf nahm Robin mit fest entschlossener Miene Chopper in die Arme und kletterte auf den Fenstersims. "Was hast du vor?", rief Chopper erschrocken auf, als die dunkelhaarige Frau auch schon im nächsten Moment die wenige Meter zum Boden hinab sprang. Robin gelang es den Sprung abzufedern, in dem sie bei der Landung in die Knie ging und sich mit ihrer linken Hand auf der matschigen Erde abstützte. Ein kurzer, heftiger Schmerz schoss dabei jedoch durch ihre Schulter, den sie sich aber nicht anmerken ließ. Chopper, der seine Arme fest um ihren Hals geschlungen hatte, öffnete langsam die Augen und vergewisserte sich, dass er noch am Leben war. "Kannst du mir mal erklären, was los ist?", forderte er die junge Frau verwirrt auf, während diese geschwind die Gasse hinab lief, den Freund noch immer auf dem Arm haltend. Nach wenigen Schritten sahen sie eine dunkle Gestalt vor sich und Robin drosselte ihr Tempo. "Der Mann dort vorne", wies sie den kleinen Elch leise auf die Person hin. "Er ist derjenige, mit dem sich Blackbeard treffen will." "Bist du sicher?" fragte Chopper flüsternd, der die Gestalt, die langsam um eine Ecke bog, mit seinen kleinen Knopfaugen gespannt verfolgte, derweil sich eine angespannte Aufregung in ihm breit machte. Robin antwortete ihm nur mit einem kurzen Nicken, während sie sich der Ecke näherte, hinter der der Fremde zuvor noch verschwunden war. Immer in den dunklen Schatten der Häuser verborgen, schlichen die beiden Freunde dem Mann hinterher. Durch den ständigen Regen war es für sie nicht einfach, ihn nicht aus den Augen zu verlieren. Bald schon war das weiche Fell Choppers bis auf die Haut durchnässt und auch Robin hing das Haar tropfend ins Gesicht, während der Regen an ihren nackten Beinen in Strömen hinab lief. Nachdem mehrere Minuten vergangen waren, blieb Robin hinter einer Hausecke stehen. Die Seitenstraße vor ihnen endete an der Mauer, die das Viertel von der übrigen Stadt trennte. Stirnrunzelnd beobachteten die beiden Freunde den Mann dabei, wie dieser auf einen Bretterverschlag zuging. Schnell zog sich Robin wieder hinter der Wand zurück, als der Fremde sich nach allen Seiten umblickte. Wenige Sekunden später blickte sie dann wieder in die Sackgasse hinein und konnte gerade noch erkennen, wie der Kerl hinter den Brettern verschwand. Vorsichtig ging Robin auf den Verschlag zu und schob behutsam die Bretter an die Seite. Dahinter war ein halbhohes Loch in der Mauer verborgen. Mit Chopper im Arm schlüpfte sie geduckt durch die Öffnung hindurch, wo sie dann auf der anderen Seite gerade eben noch sehen konnte, wie der Mann in einiger Entfernung in eine Seitenstraße einbog. Um ihn nicht aus den Augen zu verlieren, spurtete Robin ihm eiligst hinterher. Es vergingen weitere fünfzehn Minuten, in denen die beiden Freunde die Gestalt verfolgten. Längst schon hatten sie die Übersicht darüber verloren, wo genau sie sich in der Stadt befanden, derweil sie hin und wieder gezwungen waren einigen volltrunkenen Männern aus dem Weg zu gehen, die von ihrem abendlichen Besuch eines Wirtshauses zurück nach Hause torkelten. Dann endlich beobachteten Robin und Chopper, wie die mysteriöse Gestalt vor einem einfachen Wohnhaus hielt. Aus einem Seitenfenster fiel ein blasser, gelber Lichtschein, das darauf schließen ließ, dass noch jemand im Haus wach war. Der Mann klopfte leise an die Tür, die ihm bereits nach kurzer Zeit geöffnet wurde. Nachdem er im Haus verschwunden war, trat Robin näher an den Lichtschein heran, wo sie in geduckter Haltung unter dem Fenster auf die andere Seite schlich, damit sie die Straße im Auge behalten konnte. Dann wagten sie und Chopper einen Blick ins Innere des Zimmers. Am Ende eines großen Esstisches saß ein Mann mit dunklem, welligem Haar, über dessen rechtem Auge eine bleiche Narbe von vielleicht zehn Zentimetern verlief. Unter der schlanken Nase zwirbelte sich ein schwarzer Schnurrbart, dessen Enden ein wenig zitterten. Sowohl die Stirn als auch das Kinn wiesen markante Züge auf. Seine langgliedrigen Fingern spielten die ganze Zeit über ungeduldig mit einem vergilbten Umschlag, während seine eisblauen Augen sich auf einen Punkt auf dem Tisch konzentrierten. Durch eine Tür hinter ihm trat jetzt ein weiterer Mann in das Zimmer, der ein Tablett mit zwei Gläsern und einer Flasche auf dem Tisch abstellte. Dieser hatte ein rötliches Pausbackengesicht, in dem die schmalen, blassen Lippen fast gänzlich verschwanden. Die braunen, kurzen Haare hatte er sich zu einem Seitenscheitel frisiert, wobei ihm einige Strähnen immer wieder ins Gesicht fielen. Über seinem gewölbten Bauch spannte sich eine rote Brokatweste, aus deren Brusttasche eine goldene Kette hing. "Hast du Nachricht erhalten?", drang gedämpft die Stimme des Dunkelhaarigen zu den Freunden hinaus. Dieser ließ den Umschlag los und griff nach einem Glas, das der andere Mann gefüllt hatte, worin sich eine klare Flüssigkeit befand. "Ja, habe ich", antwortete sein Freund mit einem gierigem Glanz in den Augen, während er sich an der Seite des Tisches setzte. "Sie ist am Nachmittag eingetroffen." "Und was sagt Blackbeard?" Die Stimme des Dunkelhaarigen, die eindeutig zu der Gestalt gehörte, der Robin und Chopper gefolgt waren, klang in ihren Ohren gefühllos. Auch seine lockere Körperhaltung ließ nichts davon erkennen, wie es in seinem Inneren aussah. "Er und seine Leute werden in etwa zwei Tagen hier eintreffen. Da er es für zu gefährlich hält in die Stadt zu kommen, will Blackbeard sich mit dir in Secrets Bay treffen." Nach diesen Worten trat Stille unter den beiden Männern ein, in der der Dunkelhaarige nachdenklich an einem Ende seines Schnurrbarts zupfte. Derweil sah sein Freund ihn erwartungsvoll an. "Hat er die Ware?", fragte er dann schließlich und stützte sich mit einem Ellenbogen auf die Armlehne des Stuhls, während er abschätzig den Mann neben sich musterte. "Der Überfall war ein voller Erfolg", sprach dieser mit eifriger Stimme und beugte sich näher zu dem Mann hin. "Das Schiff ist mit Mann und Maus untergegangen. Die Marine wird glauben, dass sie während eines Sturms gekentert sind." "Gut", erwiderte der Dunkelhaarige mit einem zufriedenen Lächeln und schob den Umschlag seinem Freund entgegen, der hastig seine Hand danach ausstreckte. "Dann haben wir ja jetzt etwas zu feiern." Damit stießen die beiden Männern mit ihren Gläsern an. Robin schlich sich in gebückter Haltung wieder an dem Fenster vorbei und trat auf die Straße. Dort setzte sie Chopper auf den Boden ab und gemeinsam machten sie sich gemächlichen Schritts auf den Rückweg. "Hast du eine Ahnung, worüber genau die beiden da geredet haben?", wandte sich Chopper an Robin, der sich das belauschte Gespräch noch mal ins Gedächtnis zurückrief. "Nein", antwortete sie mit einem Kopfschütteln. "Aber ich vermute, dass es sich bei dem Schiff um dasselbe handelt, auf das Blackbeard bei Apple Beach gewartet hat." "Stimmt", nickte Chopper ernst. "Dieser Darong hatte das ja erwähnt." "Genau, aber ich frage mich, was das für ..." Sie waren an eine Wegkreuzung angelangt, als Robin plötzlich mit einer kleineren Person zusammenstieß, als sie in der nach rechtsführenden Straße gehen wollten. "Ach, verzeihen Sie mir", entschuldigte sich eine dunkelhaarige Frau bei Robin, während sie damit beschäftigt war sich ihre Brille aufzusetzen, die ihr bei dem Zusammenstoß von der Nase gerutscht war. Gleichzeitig erhielt Chopper von Robin einen etwas unsanften Tritt gegen die Brust, wodurch er mit einem dumpfen Plumps neben der Hauswand in den Matsch fiel. Verwirrt über diese Behandlung blieb der kleine Elch erstmal sitzen, während er erstaunt zu der Freundin aufsah, die unbeirrt ihren Blick auf jemanden vor sich gerichtet hatte. Von seiner Position aus konnte Chopper die Person jedoch nicht sehen. Doch die rauchige Stimme, die er dann hörte, ließ sein Herz vor Entsetzen einige Sekunden lang aufhören zu schlagen. "Wenn das nicht die kleine Nico Robin ist." Smoker stand nur wenige Schritte und mit verschränkten Armen vor Robin, während er sie von oben bis unten musterte. Leutnant Tashigi ließ bei der Erwähnung des Namen überrascht ihre Brille fallen. "Die Gerüchte sind demnach also wahr, dass du es lebend aus dem Mausoleum von Alabasta geschafft hast." "Es hat wohl ganz den Anschein", erwiderte Robin mit einem kalten Lächeln. "Nico Robin, hiermit bist du festgenommen!", rief Tashigi mit autoritärer Stimme aus und richtete die Spitze ihres Schwertes Chigule auf Robin. "Das hatten wir doch schon einmal", wandte sich Robin mit nachsichtigem Ton an die junge Frau, während sie ihr einen überlegenen Blick zuwarf. Chopper hörte schweigend der Unterhaltung zu, derweil ihn die Wandlung seiner Freundin faszinierte, aber zugleich auch ängstigte. Vor ihm stand nicht mehr die warmherzige, junge Frau, die stets ein Lächeln für ihn hatte, sondern eine völlig fremde Person, die von einer kalten und bedrohlichen Aura umhüllt war. "Sie halten sich daraus", befahl Smoker Leutnant Tashigi mit strenger Stimme, ohne die ehemalige Baroque-Agentin aus den Augen zu lassen. Überrascht blickte die junge Frau ihren Vorgesetzten an und wollte etwas dagegen einwenden. Aber ein Blick in seine gefährlich aufblitzenden Augen hielt sie davon, daher ließ sie ihr Schwert langsam sinken. Lange Zeit starrten Smoker und Robin sich in die Augen, während der Regen unablässig auf sie niederprasselte. Der dicke Qualm der beiden Zigarren, die zwischen den Lippen des Marine-Offiziers steckten, wurde vom kalten Wind in der Luft davongetragen. Klopfenden Herzens saß Chopper unbeweglich auf der nassen Erde und wartete gespannt darauf, was passieren würde, während Tashigi ihre Augen zwischen den beiden Kontrahenten wandern ließ. In dem Moment als der unmusikalische Gesang eines Betrunkenen in der Ferne erklang, packte Robin blitzschnell die überraschte Tashigi am Arm und stieß sie gegen Smoker. Während dieser die junge Frau in seinen Armen auffing, war Robin inzwischen schon losgelaufen und folgte mit weit ausholenden Schritten der geradeausführenden Straße. "Sie lassen sofort alle Soldaten versammeln!" Smoker hatte bereits die Verfolgung aufgenommen, als er Leutnant Tashigi den Befehl zu schrie, die sofort danach eiligst den Weg zurücklief, den sie und Smoker gekommen waren. Als einziger blieb nur noch Chopper zurück, dem Tränen in den Augen stiegen. "Was soll ich denn jetzt machen?", fragte er laut in die Stille hinein, dessen Stimme seine Verzweiflung nur zu deutlich erkennen ließ. + Ich weiß, ich weiß. Für dieses Kap hatte ich eigentlich versprochen, die Identität der drei geheimnisvollen Personen aufzulösen. Aber das Kap hatte doch eine unerwartete Wendung genommen, so dass ich mein Versprechen leider nicht einlösen kann. Ich hoffe, ihr verzeiht mir *Dackelblick aufsetzt* Aber im 7. Kap, also das nächste, da wird dann auf jeden Fall das Geheimnis gelüftet + Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)