Auf zu neuen Ufern 2 von xxNico_Robinxx (Die Jagd nach Blackbeard) ================================================================================ Kapitel 2: Achterbahnfahrt der Gefühle -------------------------------------- Nach dem Kampf mit Darong und seinen Männern waren die Freunde so schnell es ging auf die Flying Lamb zurückgekehrt. Chopper und Ace, der die halbbenommene Robin auf den Armen getragen hatte, waren unter Deck in Robins Zimmer verschwunden, wo sich Chopper auch sofort an die medizinische Versorgung machte. Während Ace eine Schüssel voll mit Wasser, einige Tücher sowie Choppers Arzttasche holen ging, zog der kleine Elch Robin das gelbe Hemd aus, worunter sie noch ein blaues Bikinioberteil trug, und untersuchte die Wunde, sowohl vorne als auch hinten. Dabei stand er auf einem kleinen, hölzernen Hocker, den er an das Bett geschoben hatte. "Wie lautet deine Diagnose?", fragte Robin mit leiser Stimme. Sie hatte einen Arm über die Augen gelegt, da ihr das Licht im Zimmer zu grell war. Ein angespannter Zug lag um ihren Mund, der von den Schmerzen herrührte. "Entweder war der Dolch verdammt scharf", antwortete Chopper mit konzentriert gefurchter Stirn, während er die Verletzung betrachtete, "oder aber dieser Darong hat ihn dir mit voller Wucht reingerammt. Normalerweise hätte die Klinge an deinem Schulterblatt abprallen müssen." "Ich vermute, dass eher letzteres der Fall war", murmelte Robin und verzog dabei die Lippen zu einem spöttischen Grinsen. "Er war ziemlich wütend." "Kann schon sein. Aber jetzt zeig mir mal dein Gesicht." Robin tat, wie ihr geheißen wurde und nahm den Arm herunter. Unter ihrem linken Auge befand sich eine fünfzentimeterlange Schnittwunde, an der noch ein wenig getrocknetes Blut haftete. Darong hatte ihr die Wunde mehr aus Versehen als mit Absicht zugefügt, als sich Ace auf ihn gestürzt hatte. Mit grimmigem Blick betrachtete Chopper die Verletzung, die Robin das Augenlicht hätte kosten können, wenn sie nur wenige Zentimeter höher verlaufen wäre. "Die lassen wir so verheilen", meinte er schließlich. "Zum einen ist die Wunde nicht so tief und zum anderen viel zu nah am Auge, um sie zu nähen. Ich werde nachher eine Salbe fertig machen, die du dann täglich auf die Stelle auftragen sollst." "Ich fürchte, dass du die Verletzung mir zu verdanken hast." Ace stand mit einem zerknirschten Gesichtsausdruck in der Tür und sah Robin bedauernd in die Augen. Zwischen seinen Händen hielt er eine große Schüssel mit warmem Wasser, das Sanji extra in der Kombüse erwärmt hatte, während er sich unter einem Arm vier verschiedenfarbige Tücher geklemmt hatte und über der Schulter Choppers Arzttasche trug. "Darong hätte noch weitaus Schlimmeres getan", erwiderte Robin mit überzeugender Stimme und legte sich wieder den Arm über die Augen. Derweil goss Chopper aus einem Krug etwas Wasser in ein Glas, das auf einem kleinen Nachttischchen stand, und gab etwas von einem weißen Pulver hinzu. Beides zusammen rührte er mit einem Löffel um, bevor er Robin dazu aufforderte es zu trinken. Während der kleine Elch darauf wartete, dass die Freundin durch das Narkotikum einschlief, schob Chopper noch einen weiteren Hocker zum Bett hin, auf den Ace die Schüssel mit dem Wasser stellen sollte. Dann befeuchtete er eines der Tücher und wusch damit die Wunde aus. Zur selben Zeit saßen Ruffy, Lysop und Sanji auf dem Deck und warteten darauf, dass Chopper mit seiner Behandlung fertig werden würde. Sie alle waren begierig darauf zu erfahren, wie es Robin ging. Als Ace zuvor aus der Tür getreten war, hatten sie diesen sofort mit Fragen bestürmt, der ihnen jedoch nichts sagen konnte, worüber sie enttäuscht die Köpfe hatten sinken lassen. Seitdem war kein einziges Wort mehr zwischen ihnen gefallen. "Ich hätte eigentlich damit rechnen müssen", stöhnte Sanji plötzlich, mehr zu sich selbst als zu den Freunden, gequält auf und vergrub seine Hände in den blonden Haaren. "Immerhin haben wir diesen Kerl verarscht." "Wie meinst du das?", fragte Lysop mit verwirrtem Gesichtsausdruck. Ruffy, der am Hauptmast saß und bislang die Augen zum Himmel gerichtet hatte, schaute den Smutje mit ernstem Blick an. "Wir wollten doch die Informationen über Blackbeard haben", gab Sanji nur als Erklärung ab. Doch damit erreichte er nur, dass Lysop noch verwirrter die Stirn zusammenzog. "Es war alles nur Show gewesen, was Robin da abgezogen hatte", begann der Smutje dann ausführlich an zu erklären. "Ihr habt doch nicht wirklich geglaubt, dass sie so was machen würde, oder? Na ja, jedenfalls wollte sie einen geeigneten Zeitpunkt abwarten, um den Kerl zu überwältigen und dann die Informationen aus ihm herauspressen. Ich hab mich währenddessen durch ein offenes Fenster ins Haus geschlichen und bin dann ins Zimmer reingeplatzt, wo die beiden sich aufhielten. Da ist dann eins zum anderen gekommen. Ich hab den Typen niedergeschlagen, Robin hat ihn wieder aufgeweckt, die Informationen aus ihm herausgeholt und ich musste ihn erneut niederschlagen." "Ach so, jetzt verstehe ich", meinte Lysop mit aufhellendem Gesicht, während er mit den Fingern schnipste. "Dann seid ihr, also, du und Robin, aus dem geöffneten Fenster rausgeklettert. Und während du uns holen kamst, ist Robin hierher zurückgekehrt." Sanji gab nur ein Nicken als Antwort. "Es ist nicht deine Schuld!" Ruffy war aufgestanden und baute sich entschlossen vor dem Smutje auf, der überraschend über die Festigkeit der Worte seines Käpt´ns aufschaute. "Der Angriff und was Robin zugestoßen ist, ist nicht deine Schuld. Also, hör auf Trübsal zu blasen! Selbst wenn wir alle gewusst hätten, was zwischen euch und diesem miesen Typen abgelaufen ist, hätte niemand von uns mit dem Angriff gerechnet. Nicht nachdem, was passiert ist!" Obwohl die letzten Worte nur noch leise aus seinem Mund herauskamen, sah Ruffy dennoch Sanji ernst, fast schon grimmig unentwegt in die Augen. Die Freunde hatten bereits mit Gefühlen zu kämpfen, die durch den schweren Verlust von Zorros Tod an die Oberfläche traten. Daher konnte Ruffy es einfach nicht zulassen, dass sich einer seiner Freunde eine weitere Last an Emotionen auf die Schulter packte, um am Ende dann vielleicht daran zugrundezugehen. Er wusste, dass die Situation für alle schwer war. Seine Mannschaft war schließlich nicht einfach nur eine Mannschaft. Sie waren auch nicht einfach nur Freunde. Die zahlreichen Abenteuer, die sie erlebt hatten, hatten sie zu einer Familie zusammengeschweißt. Blut ist dicker als Wasser, so hieß es schon seit ewigen Zeiten. Und obwohl nicht dasselbe Blut durch ihre Adern floss, hielten sie dennoch wie eine Familie zusammen. Aber allmählich bekam Ruffy das Gefühl, dass alles am Auseinanderbrechen war. Nami hatte einen anderen Weg gewählt ihren Traum zu verwirklichen, wodurch sie sich von ihren Freunden getrennt hatte. Zorro hatte nicht wirklich die Wahl gehabt. Das Schicksal hatte ihm die Entscheidung abgenommen. Und heute? Heute hätte er beinahe Robin verloren. Ruffy wollte es nicht zugeben, aber er hatte Angst. Angst davor seine Freunde zu verlieren und allein seinem Ziel gegenüberstehen zu müssen. Obwohl er auf allen Inseln, die sie mittlerweile bereist hatten, Freunde hatte, wusste er, würde er nie wieder solch derartige Freunde finden, wie er sie hier auf der Flying Lamb besaß. "Du hast recht, Ruffy", sagte Sanji nach einer Weile mit rauer Stimme. Etwas umständlich schob er sich mit dem Rücken an der Wand hoch, wobei er sich mit einer Hand an dem Geländer der Treppe festhielt. Ruffy kam dem Smutje eiligst zu Hilfe, der ihm ein dankbares Lächeln schenkte. "Anstatt mir Vorwürfe zu machen, sollte ich lieber froh darüber sein, dass alles so glimpflich ausgegangen ist. Und deshalb geh ich jetzt in die Kombüse und mach euch beiden eine Liste fertig, da unsere Einkäufe ja im Staub gelandet sind." "Wir sollen einkaufen gehen?", stöhnte Ruffy und ließ gequält die Arme hängen. Da war er wieder, der kindliche, naive, faule, lebenslustige Ruffy, wie ihn seine Freunde kannten. Von seiner ernsten und reifen Seite, die er zuvor noch an den Tag gelegt hatte, war nichts mehr zu erkennen. Aber so war Ruffy nun einmal, und anders wollten die Mitglieder der Strohhutbande ihn auch nicht haben, auch wenn diese es sich des Öfteren schon mal wünschten. Eine weitere Stunde verging, ohne dass sich etwas auf dem Schiff tat. Lysop und Ruffy hatten die Einkäufe besorgt und sogar einen Rabatt von dem Verkäufer erhalten, da dieser ein schlechtes Gewissen hatte, weil er bei dem Angriff nicht eingegriffen hatte. Nachdem die beiden auf die Flying Lamb zurückgekehrt waren, hatte Sanji mit kritischen Blicken die Lebensmittel geprüft und sie anschließend mit der Hilfe von Lysop sicher verstaut. Danach waren sie wieder auf das Deck gegangen, wo bereits Ruffy wieder am Hauptmast saß. In einem einvernehmlichen Schweigen, das diesmal nicht von einer betrübten Stimmung getrübt war, saßen sie gemeinsam auf dem warmen Holz des Schiffes und warteten darauf, dass Chopper und Ace durch die Tür getreten kamen. Es dauerte auch nicht lange, als Ace dann auch schon die Tür öffnete und auf die Freunde lässig zugeschlendert kam. Seelenruhig machte er es sich neben seinem Bruder am Hauptmast gemütlich und verschränkte die Arme hinter dem Kopf. "Wie geht es ihr?", fragte Sanji schließlich begierig, nachdem Ace keinerlei Anstalten machte die unausgesprochene Frage zu beantworten, die deutlich in den Augen der Freunde zu erkennen war. "Sie schläft", meinte Ace nur achselzuckend und schob sich seinen Hut vor die Augen. Leicht genervt erhob sich Sanji daraufhin von seinem Platz und humpelte unter Deck, um sich die ersehnten Antworten von Chopper zu holen. "Hey, Ruffy!" Ace stupste seinen Bruder mit dem Ellenbogen in der Seite an. "Weißt du schon, wohin ihr als nächstes wollt?" "Nö", kam es achselzuckend zurück. "Wir segeln dahin, wohin uns der Lock Port führt." "Wäre es dann möglich, dass du mich nach Emerald Waters bringen kannst?" "Kein Problem", meinte Ruffy unbekümmert und Ace setzte ein zufriedenes Lächeln auf. "Was ist denn dieses Emerald Waters?" Diese Frage haute Ruffys Bruder im wahrsten Sinne des Wortes um, indem er seitlich am Mast wegrutschte und auf dem Deck prallte. Lysop erging es nicht anders und saß fassungslos und mit weit geöffnetem Mund seinem Kapitän gegenüber. "Wie kannst du bei etwas zustimmen, was du gar nicht kennst?", brüllte Lysop ihn schließlich aufgebracht an. "Na ja, Ace hat doch gefragt", meinte Ruffy, der seinem Bruder voll und ganz vertraute. Derweil hatte sich Ace wieder aufgesetzt und schüttelte über die naive Unwissenheit seines Bruders den Kopf. Innerlich fragte er sich, ob Ruffy wirklich sein Bruder sei. In solchen Momenten wie diesen zweifelte er daran. "Emerald Waters ist ein riesiger Landstrich", wandte er sich dann erklärend an Ruffy. "Den Namen verdankt er seinen zahlreichen Flüssen, die selbst bei Nacht wie Smaragde leuchten. Insgesamt gibt es dort drei Häfen sowie siebzehn Städte, die alle im Landesinneren verteilt sind, wobei fünf von ihnen richtig groß sind. Natürlich gibt es auch noch einige kleinere Dörfer, aber dort wohnen hauptsächlich Bauern." "Warst du schon mal dort?", fragte Lysop interessiert und beugte sich etwas vor. "Mit Whitebeard zusammen", antwortete Ace und musste bei den Namen lächeln. Es war schon sehr lange her, als er seinen Kapitän das letzte Mal gesehen hatte. Das war ein Tag nach Blackbeards Verschwinden. Es war noch sehr früh am Morgen gewesen, als Whitebeard ihn, Ace, hatte wecken lassen. Mit verschlafenen Augen und zerzausten Haaren war er vor seinem Kapitän erschienen, der ohne Umschweife sofort zur Sache gekommen war und ihm den Auftrag erteilt hatte, Blackbeard zu finden und ihn für den Tod eines Mitglieds zur Strecke zu bringen. Er hasste Blackbeard. Nicht nur dafür, dass er einen Kameraden getötet hatte. Ace war gezwungen ihn zu jagen, und damit weitab von seinem Käpt´n und seinen Freunden zu sein. Immer wieder war er den zahlreichen Hinweisen auf Blackbeards Verbleib gefolgt, nur um dann jedes Mal feststellen zu müssen, dass er ihn knapp verpasst hatte. Doch jetzt, da Ace wusste, wo Blackbeard als nächstes hinwollte, würde er ihn sich schnappen. Und dann endlich könnte er seiner Sehnsucht nachgeben und zu seinen Kameraden zurückkehren. "Der Käpt´n hatte dort etwas zu erledigen", sprach Ace weiter, die sehnsüchtigen Gedanken beiseite schiebend "während wir anderen auf dem Schiff bleiben mussten. Wir hatten alle dagegen protestiert, da die Marine dort einige Stützpunkte hat. Aber Whitebeard ließ nicht mit sich reden. Ich weiß bis heute nicht, was er dort gemacht hatte." "Moment mal", ging Lysop mit entsetzt weitaufgerissenen Augen dazwischen. "Soll das heißen, dass wir der Marine begegnen werden?" "Mach dir mal keinen Kopf, Lysop", erwiderte Ace schulterzuckend. "Es reicht vollkommen aus, wenn ihr mich nur irgendwo an der Küste absetzt. Dann könnt ihr auch schon wieder weiter." "Na, wenn du meinst." Lysop hatte zwar noch so seine Zweifel, dass sie ungesehen wieder von Emerald Waters verschwinden könnten, aber vorerst gab er erst mal Ruhe. Stattdessen machten sich die Freunde daran mit der Flying Lamb abzulegen. Es gab keinen Grund noch länger auf Curt Island zu bleiben. Den "verfluchten Schatz", wie die Bewohner der einzigen Stadt auf der Insel ihn bezeichneten, hatten sie gefunden und das ganze Gold und Silber bereits unter Deck verstaut. Des Weiteren hegten die Freunde die Befürchtung, dass Darong die Echse nochmals einen Angriff auf sie starten würde, sobald er und seine Männer sich wieder erholt hatten. Nachdem sie aus der Bucht, in der sich der Hafen von Curt Island befand, verlassen hatten, versammelte sich die gesamte Mannschaft der Flying Lamb an Deck. Selbst Robin, die noch ziemlich benommen von dem Narkotikum war, befand sich unter den Freunden und wurde von Ace auf den Armen gehalten. Alle sahen sie schweigend zurück zur Insel, die von riesigen Urwaldbäumen bedeckt war. Nur vereinzelte, schwache Rauchsäulen, die dem blauen Himmelszelt entgegen schwebten, verrieten ihnen, dass Curt Island bewohnt war. Für die Freunde hieß es nun Abschied zu nehmen. Lysop schoss eine Kanonenkugel nach der anderen hoch in die Luft. Tränen liefen ununterbrochen an seinem Gesicht herunter, während Erinnerungsfetzen vor seinem geistigen Auge erschienen. * "Lysop! Hör auf mit dem Krach! Ich kann nicht schlafen!" "Dann geh doch unter Deck, wenn es dich stört." "Du kannst aber auch mit dem Hämmern aufhören." "Und du musst nicht immer pennen." * "Hey, Lysop, kannst du dir das mal ansehen?" "Was gibt es?" "Bei dem Kampf mit Mr. 1 hat sich der Griff von Yubashili etwas gelockert. Kannst du da irgendwas machen? "Du willst echt, dass ich ...?" "Ich hab kein Geld, um es von einem Fachmann reparieren zu lassen. Und Nami hängt mir ständig mit den Schulden in den Ohren." "Na ja, ich könnte den Griff rein provisorisch befestigen, bis du es von einem Schmied reparieren lassen kannst." * "Woran bastelst du da?" "An einer Trainingsbank." "Eine was?" "Eine Trainingsbank. Deine ganzen Hanteln nehmen im Stauraum zuviel Platz weg." "Und dieses Ding soll mir beim trainieren helfen?" "Aber klar doch. Siehst du? Hier unten werde ich einige Gewichte befestigen, die du dann mit deinen Beinen stemmen kannst. Ich werde aber auch noch einen verstellbaren Mechanismus einbauen, der es dir erlaubt, die Gewichte einrasten zu lassen, damit diese nicht mehr gehoben werden können. Dadurch könntest du dann einige Sit-Ups auf der Liegefläche machen. Und hier an den beiden Seiten kommen noch Streben hin, über die man eine Hantel legen kann." "Das hört sich gar nicht so schlecht an." * "Die sind alle für dich!", schrie Lysop mit erstickter Stimme und hielt die Fackel, mit der er die Lunte der Kanone anzündete, hoch in die Luft. "Hörst du mich? Wir werden dich nie vergessen!" Als Lysop eine weitere Kugel abfeuerte, ging er neben der einzigen an Bord befindlichen Kanone in die Knie und hielt den freien Arm über den Augen, während seine Schultern unter den gebrochenen Schluchzern heftig erzitterten. Chopper klammerte sich an der Reling und sah mit Tränen überlaufenden Augen und bebenden Kinn zur Insel hinüber. * "In ein paar Wochen ist dein Arm wieder so gut wie neu." "Danke, Chopper." "Keine Ursache. Aber fang nicht schon wieder sofort mit deinem Training an, sonst geht die Wunde wieder auf." "Ich werde vorsichtig sein." "Lass deine Übungen doch für ein paar Tage sein. Zumindest so lange, bis sich die Wunde einigermaßen geschlossen hat." "Muss das denn sein?" * "Da vorne ist ein Kräuterladen." "Stimmt." "Willst du nicht da rein?" "Ich weiß nicht." "Du musst doch sicher einige deiner Vorräte wieder auffüllen." "Ja, schon ..." "Aber?" "Was ist mit dir?" "Ach, ich hab eh nichts Besseres vor. Also, komm, gehen wir." * "Warum trainierst du eigentlich so viel?" "Damit ich stärker werde." "Aber du bist doch schon so stark. Warum machst du also noch weiter?" "Wenn es eins gibt, das ich gelernt habe, dann das, dass es immer welche gibt, die dir kräftemäßig überlegen sind. Aber je stärker du selbst wirst, desto weniger Typen wird es geben, die noch stärker sind. Das solltest du dir unbedingt merken, Chopper." * "Ich werde stärker werden", schluchzte Chopper zwischen zusammengebissenen Zähnen. "ICH VERSPRECHE ES DIR!" Als wenn ihn die Kraft mit dem Schrei verlassen hätte, legte er weinend seinen Kopf auf die Reling. Sanji sah unbewegt auf das ruhige Meer, während die Zigarette in seinem Mundwinkel verglühte, ohne dass er auch nur einen wirklichen Zug genommen hätte. * "Hey, Schwerterheini, lass deine Streichhölzer sein und komm essen." "Das sind Schwerter, Blondie!" "Ist mir doch egal." "Willst du Prügel?" "Willst du welche?" * "Das ist alles bloß deine Schuld!" "MEINE? Wegen DIR sitzen wir hier draußen im Regen. Schließlich warst DU es, der Nami das Wasser über den Kopf geschüttet hat." "Das wäre gar nicht erst passiert, wenn du dein Bein dort gelassen hättest, wo es war, nämlich unterm Tisch." "Du hättest dich eben nicht über mein Essen beschweren sollen." "Wenn du aber so mies kochst." * "Geräuchert dürfte das Fleisch mit Sicherheit gut schmecken." "Dazu muss dieses Vieh aber erst einmal erledigt sein." "Das ist für uns doch kein Problem. Oder schwächeln wir heute mal?" "Hmpf ... Gemeinsamer Angriff?" "Gemeinsamer Angriff!" * "Irgendwann kommt auch für mich der Zeitpunkt", seufzte Sanji leise vor sich hin und senkte den Kopf. "Und dann werden wir uns wieder sehen und uns wieder streiten können. Aber bis dahin ... leb wohl, mein Freund." Eine einzelne Träne löste sich aus seinen Augenwinkeln und lief langsam an seiner Wange herunter. An der Spitze seines Kinns hielt sie für einen Augenblick inne, bis sie dann in vielen kleinen Tröpfchen auf der Reling zersprang. Robin stützte sich schwer auf der Reling ab. Sie wollte sich nicht in Aces Armen schwach fühlen, während sie Abschied nahm. * "Ich hab gehört, was du zu Ace gesagt hast." * "Lass los, Robin!" "Nein!" "Musst du uns unbedingt jetzt deinen Sturkopf zeigen? Du kannst uns nicht beide halten. Also, lass los!" "Niemals! Freunde, schon vergessen?" * "Du liebst dieses Schwert mehr als die anderen beiden?!" "Kann sein." "Verrätst du mir, warum?" "Ich wüsste nicht, was dich das angeht." "Dein Vertrauen kann man wohl nicht so leicht gewinnen, was?" "Hmpf." "Ist es, weil ich die Partnerin von Sir Crocodile war?" "Pass auf! Egal, was du vorhast, die Masche zieht bei mir nicht, klar? Die anderen konntest du auf deine Seite ziehen, bei mir aber wird es nicht funktionieren. Also, zieh Leine!" * Die schlanken Hände waren zu Fäusten geballt und die Fingerknöchel traten weiß hervor. "Das ist nicht fair!", flüsterte Robin leise und mit tief gesenktem Kopf, wobei sie mit einer Faust, aus Wut und Enttäuschung, hart auf das Holz unter ihren Händen schlug. "Du kannst doch nicht einfach so aus meinem Leben verschwinden. Nicht, nachdem du mir dein Vertrauen gegeben und es mir auch gezeigt hast. Wie soll ich dir das verzeihen können?" Betrübt lehnte Ace neben Robin an der Reling und verfolgte mit den Augen dem Verlauf der Kanonenkugeln. * "Du bist also Ruffys Bruder." "Jep, das bin ich." "Ihr scheint euch kein bisschen ähnlich zu sein." "Na ja, in einigen wenigen Punkten ähneln wir uns schon." "Ja, wie die Esserei zum Beispiel." "Das liegt bei uns in der Familie." * "Eine verrückte Bande hat sich mein Bruder da aufgebaut." "Genau so verrückt wie Ruffy." "Stimmt. Ihr solltet es euch wirklich noch mal überlegen, ob ihr nicht doch in Whitebeards Bande einsteigen wollt. Solch gute Kämpfer wie ihr kann er immer gebrauchen." "Mag schon sein. Aber Whitebeard kann uns nicht das geben, was wir bei Ruffy bekommen." "Und was wäre das?" "Die Möglichkeit unsere Träume zu verwirklichen." * "Du hast Recht", dachte Ace grübelnd bei sich, "Whitebeard hätte dir diese Möglichkeit nie gegeben, denn jedes Mannschaftsmitglied hat nur das One Piece vor Augen. Aber trotzdem konntest du dein Traum nicht verwirklichen." Breitbeinig und mit herabhängenden Armen stand Ruffy an Deck und sah mit ernstem Blick zur Insel hinüber. * "Eines Tages werde ich der beste Schwertkämpfer der Welt sein. Dafür werde ich hart arbeiten und alles tun, was nötig ist. Und niemand wird mich aufhalten können." * Obwohl sie zusammen viel erlebt hatten, waren dies die einzigen Worte an die Ruffy denken konnte. Der Bedeutung, die dahinter steckte, war es schließlich zu verdanken, dass sie alle zueinander gefunden hatten. Jeder einzelne von ihnen besaß einen ihm ganz persönlichen Traum. Und dies war der Grund, warum sie zusammen um die Grand Line segelten, weil sie sich gemeinsam Kraft und Halt gaben, um das Ziel ihrer Träume zu erreichen. "Wir werden nicht aufgeben!", sprach Ruffy laut und mit fester Stimme, bevor er seine rechte Hand, die zu einer Faust geballt war, hoch in die Luft reckte und mit erhobener Stimme, die über das ganze Deck erscholl, weiter sprach. "Zorro! Wir werden nicht aufgeben! Wir werden unsere Ziele erreichen! Und niemand wird uns aufhalten können!" Die Fäuste dem Himmel entgegengestreckt, standen die Freunde mit entschlossenen Gesichtern und erhobenen Kopfes an der Reling. "Niemand wird uns aufhalten können!", schrieen sie gemeinsam das Versprechen laut aus, das zugleich auch ihr letzter Gruß an Zorro war, während ein jeder von ihnen seinen Traum klar vor Augen sah. + Von allen Kaps, die ich bislang geschrieben habe, finde ich, ist dies das Beste überhaupt geworden. Man könnte schon sagen, dass da mein Herzblut dranhängt. Mir selbst ist das Kap ziemlich nahe gegangen, muss ich ehrlich zugeben. Und - so schlimm sich das jetzt auch anhören mag - ich hoffe, dass es euch nicht besser ergeht. Denn dann ist es mir gelungen, das zu erreichen, was ich wollte: das traurige, melancholische Feeling der Freunde einzufangen + Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)