Bermuda von Tei (バーミューダ) ================================================================================ Kapitel 24: Doomsday ~ Tag des jüngsten Gerichtes ~ --------------------------------------------------- Es geschah alles in Sekundenschnelle, doch für die fünf japanischen Musiker schien alles wie in Zeitlupe zu passieren. Als das Flugzeug im Sturzflug nach unten ging, wurde Chacha nach vorne, gegen die andere Sitzreihe geschleudert und stürzte von dort auf den Boden. Ryu verlor sein Gleichgewicht, stürzte erneut zu Boden und wurde von der Schwerkraft in Richtung des Bugs gerissen. Unsanft prallte er mit dem Rücken und dem Hinterkopf gegen den linken Pfosten des Durchgangs, der den Eingangsbereich vom Hauptbereich des Flugzeuges abtrennte. Er verlor sofort das Bewusstsein. Gackt, You und Ju-Ken wurden ebenfalls in ihren Sitzen nach vorne gezogen, jedoch von ihren Gurten gehalten. Unkontrolliert raste die Privatmaschine auf das aufgewühlte Meer zu. Beim beinahe senkrechten Aufprall brachen das Cockpit, die Tragflächen und ein Teil der Flosse ab. Sämtliche Insassen verloren aufgrund der Wucht der Kollision augenblicklich - und zu ihrem Glück - das Bewusstsein. Alle abgetrennten Teile sanken sofort, während der Hauptteil, der so weit noch intakt war nur langsam vom Meer verschluckt wurde. Im Inneren der Kabine herrschte heilloses Chaos. Deckenteile hatten sich gelöst, ebenso Einrichtungsgegenstände und waren heruntergefallen. Wie eine Nussschale war die abgestürzte "Moon" den Naturgewalten ausgesetzt. Meterhohe Wellen überspülten sie immer wieder und zogen sie unter Wasser. Blitze erhellten die dunkle Nacht und der Donner war ein bedrohliches Grollen, das immer leiser wurde. Langsam verabschiedete sich das kleine Flugzeug von der ihm bekannten Welt und sank einer unbekannten entgegen. Das erste, das Ryu wieder wahrnahm als er zu sich kam, war ein pochender Schmerz in seinem Kopf und seinem Rücken. Mühselig öffnete er die Augen und wurde von der flackernden Deckenbeleuchtung begrüßt. Als er sich umsah entdeckte er um sich herum nur Chaos. "Hey!!", versuchte er von seinen Kollegen eine Regung zu bekommen - doch was folgte war eine gespenstische Stille. Er versuchte sich aufzurichten, doch sofort hatte er das Gefühl als würden tausend kleine Bomben in seinem Rücken explodieren. "Fuck!" Schließlich schaffte er es mühsam auf die Knie zu kommen und kroch auf allen vieren zu Gackt und You, die bewusstlos in ihren Sitzen hingen und von den Sicherheitsgurt gehalten wurden. Ungeduldig zerrte Ryu an den Hosenbeinen des Sängers, um ihn wach zu bekommen. "Gackt verdammt, wach auf!" Eine leichte Regung schien durch ihn zu gehen, denn er drehte leicht den Kopf in Richtung der Geräuschquelle. "Gackt!" Ein gequältes Stöhnen kam über seine vollen Lippen und er öffnete schwerfällig seine Augen. "Bist du in Ordnung?", fragte Ryu besorgt. "Was..." Gackt hatte noch gar nicht wirklich begriffen, in welcher Situation er sich befand, als der Drummer auch schon wieder auf ihn einredete. "Wir sind abgestürzt… kannst du die anderen checken ich muss nach Chacha schauen?!" Damit war Ryu auch schon wieder weg und er kroch unter Schmerzen nach hinten. Er musste einfach wissen, was mit seinem besten Freund passiert war - ob er noch lebte. Nie würde er die Bilder vergessen, wie Chachas lebloser Körper nach vorne geschleudert worden war und gegen die vorliegende Sitzreihe gekracht war. Es kam ihm wie Stunden vor, bis er endlich dort war, wo er Chacha das letzte Mal gesehen hatte. Doch er war nicht da. Panisch ließ Ryu seinen Blick umher schweifen. Auf der Rückseite der Lehne, gegen die der Ältere geknallt sein musste, waren frische Blutspuren zu sehen. Plötzlich erregten mehrere blonde Haarbüschel, die unter der vorderen Sitzreihe hervorlugten, seine Aufmerksamkeit. Seine eigenen Verletzungen ignorierend legte er sich wieder auf den Boden und spähte darunter. Das erste, was er sah, war eine riesige Blutlache... Erst dann nahm er Chachas verdrehten Körper war, der sich unter den Sitzen verkeilt hatte. Eiligst versuchte er den Kleineren hervor zu holen, doch alleine schaffte er es nicht. Im Hintergrund nahm Ryu wahr, wie Gackt You und Ju-Ken aus ihrer Ohnmächtigkeit holte. "Bitte sei nicht tot! Du darfst nicht sterben!" "Gackt, ich brauche deine Hilfe!" "Ich komme!" Eiligst lief der Sänger nach hinten, um Ryu zu helfen. Nachdem er von ihm geweckt worden war, hatte er sehr schnell wieder zu sich gefunden. Glücklicherweise war er unverletzt, lediglich der Gurt hatte seine Klamotten und seine Haut eingeschnitten. Erleichtert hatte er auch feststellen können, dass Ju-Ken und You ebenfalls glimpflich davongekommen waren. Was er gesehen hatte, schien Ryu nicht ganz so viel Glück gehabt zu haben… und Chacha - er hoffte inständig, dass dem kleinen Grashüpfer nichts allzu schlimmes passiert war, auch wenn er nicht angeschnallt gewesen war. Es überraschte Gackt selbst, mit welcher Ruhe er die ganze Situation meisterte und so ging er neben Ryu, der auf dem Boden lag, in die Hocke. Sein Blick richtete sich kurz auf die Blutspuren auf den Polstern und dann wieder auf den Drummer. "Wo...?" "Er hat sich irgendwie darunter verkeilt, alleine kriege ich ihn nicht frei... Kannst du von der anderen Seite schieben, dann ziehe ich von hier..." "Hai..." Rasch stand Gackt auf, ging zur Vorderseite der Reihe und legte sich dort auf den Boden. Vorsichtig spähte er darunter und erblickte einen Teil von Chacha. Das Gesicht war ihm zugewandt, doch es war kreidebleich. Auf der Stirn prangte eine große Platzwunde, aus der viel Blut austrat, welches bereits einen Teil der blonden Haare rot verfärbt hatte. Es kostete Gackt einiges an Mühe, den verdrehten Fuß und den verrenkten Arm frei zu bekommen, die sich beide irgendwie in den Beinen der Sitze verfangen hatten, doch schließlich hatte er es. So vorsichtig wie möglich schob er den kleinsten von ihnen zu Ryu und dieser zog ihn schließlich heraus. Seine eigenen Verletzungen, die ihn schmerzten, vergaß der Drummer als er Chacha sah. "Oh Gott!", entwich es ihm geschockt und er drückte den zierlichen Körper vorsichtig an sich. Gackt hockte neben ihm und blickte einfach nur starr auf den Menschen, der ihm schon so oft mit Rat und Tat zur Seite gestanden hatte. Langsam näherten sich auch You und Ju-Ken, denen beiden das Blut in den Adern gefrierte, als sie ihren schwer verletzten Bandleader sahen. You ging neben Gackt in die Knie und konnte nicht glauben, was gerade alles geschah. Er musste in einem schlechten Traum sein! Das konnte nicht wahr sein! Das konnte nicht passiert sein! Mit zitternden Händen suchte Ryu nach einem Puls an Chachas Hals. Nach einigem Suchen konnte er ihn schwach spüren, ebenso einen leichten Atem auf seiner Wange, als er sein Gesicht prüfend über Nase und Mund des anderen hielt. "Ist er...?", traute sich Ju-Ken schließlich zu fragen und erhielt zur Erleichterung aller ein Kopfschütteln. "Aber seine Lebenszeichen sind sehr schwach...", sagte Ryu leise und klopfte mehrmals leicht gegen die blutverschmierte Wange des anderen, um ihn wach zu bekommen. Jedoch ohne Erfolg. "Wie schwer bist du verletzt?", wandte sich Gackt besorgt an seinen Drummer. "Geht schon..." "Und nun?", stellte der Bassist die alles entscheidende Frage. "So wie ich das sehe, sind wir hier in einer Luftblase gefangen und sinken langsam samt Flugzeug gen Meeresboden…", antwortete Gackt und warf einen Blick aus den Fenstern hinaus, die lediglich das tiefblaue, beinahe schon schwarze Meer zeigten. "Wir alle werden hier unten sterben...", flüsterte You leise und starrte geradewegs auf den Teppichboden und hatte seine Finger in seiner Jeans verkrallt. Energisch schüttelte Gackt den Kopf. "Wir werden hier alle lebend rauskommen!" Das kleine Wörtchen "alle" hatte er besonders betont und dabei zu Chacha geblickt, der leblos in Ryus Armen lag. Wenn man ganz genau hinsah, konnte man sehen, wie sich sein Brustkorb leicht hob und senkte. "Wie denn?!", schrie You auf. "Wenn wir nicht ertrinken, dann ersticken wir oder wir erfrieren!" Im nächsten Moment brannte Yous Wange; Gackts Hand war noch immer erhoben und zitterte, ebenso seine Lippen. "Wir werden hier nicht sterben!" Irgendwie war es doch Ironie, oder?! Er, der früher immer den Tod gesucht hatte, wehrte sich nun so vehement dagegen. Yous Blick blieb an Gackts Augen hängen, die trotzig funkelten. Er glaubte wirklich an das, was er sagte, doch You wusste es besser. Er nickte lediglich kurz und starrte dann wieder auf den Boden. Was würde es jetzt bringen, sich mit ihm zu streiten? "Hört auf!", bat Ju-Ken sie und Gackt senkte wieder seine Hand. Seufzend blickte Ryu kurz zwischen You und Gackt hin und her. So gerne er zwar die Hoffnung des Sängers geteilt hätte, zweifelte er daran, dass sie eintreten würde. Natürlich wollte auch er nicht sterben, aber was für Chancen hatten sie denn, wenn man einmal ehrlich war?! "Mrgh~" Leise vernahm er ein schmerzvolles Stöhnen von Chachamaru. "Chacha?" Erneut klopfte Ryu leicht gegen die blasse, blutverschmierte Wange, in der Hoffnung, dass er diesmal zu Bewusstsein kam. Tatsächlich schien sich sein Kopf etwas zu bewegen und die Augenlider leicht zu flattern. Im nächsten Moment schüttelte ein Hustenanfall den zerbrechlichen Körper und dunkles Blut rann aus dem leicht geöffneten Mund. Ryu richtete ihn etwas auf, damit er sich nicht daran verschluckte. Schwerfällig öffnete Chacha die Augen einen Spalt und sein Blick wanderte orientierungslos herum. "Hey, Onee-chan…" Ein sanftes Lächeln lag auf Gackts Gesichtszügen. Jetzt, da Cha wieder zu Bewusstsein kam, würde alles wieder gut werden. Sie würden alle gerettet werden und überleben. Chachas Augen waren vor Schmerz verschleiert und sein Blick fixierte sich nur langsam auf Gackt. Sein ganzer Körper brannte wie Feuer – zumindest bildete er sich das ein - und am liebsten wäre er tot, um es nicht mehr spüren zu müssen. "Was...?", brachte er mühsam heraus. Kontinuierlich rann Blut aus seinen Mundwinkeln. "Wir sind abgestürzt und dich hat es ziemlich schlimm getroffen", antwortete Ryu leise und hielt ihn fest. "Wie geht es dir?", fragte You und musterte ihn besorgt. Er hoffte inständig, dass er sagen würde, dass alles nicht so schlimm war, aber diesen Blick in seinen Augen kannte er nur zu gut. Er hatte ihn damals - vor einigen Monaten - bei den Menschen gesehen, die den Absturz des Flugzeuges nicht überlebt hatten und in den Fluten des Meeres ertrunken waren. "... Schmerzen... Alles taub... Ich fühle nichts...", brachte Chacha unter großen Anstrengungen hervor. Alarmiert tauschten die anderen vier einen kurzen Blick aus. Vor Ryus innerem Auge erschien wieder das Bild, als Chacha nach vorne geschleudert wurde. Es war ein Wunder, dass er überhaupt noch lebte… Aber geschahen Wunder zweimal hintereinander? Denn so, wie er mit der anderen Sitzreihe kollidiert war, hatte seine Wirbelsäule garantiert etwas abbekommen. Ju-Ken musste Ryus Gedanken erraten zu haben, denn er bat den Gitarristen seine Arme und Beine zu bewegen, doch Chacha tat nichts, außer geringfügige den Kopf zu schütteln, was ihm weitere Schmerzen zufügte. "Wozu…?... ist doch egal... Ich werde sowieso sterben..." "Hör auf, solch einen Scheiß zu reden!" Gackt sah ihn eindringlich an, doch Chachas Gesicht war ihm abgewandt und er war bereits wieder dabei, das Bewusstsein zu verlieren. Erneut klopfte Ryu leicht gegen seine Wange. "Bleib hier, hörst du?!" Schlaff lag der zierliche Körper in seinen Armen und regte sich kaum. Erleichtert atmete der Drummer aus, als Chacha wieder die Augen öffnete. "Gaku…" Orientierungslos sah er um sich und wollte die Hand nach dem Sänger ausstrecken, doch es ging einfach nicht. Fragend sah der Sänger ihn an und löste vorsichtig eine Haarsträhne aus der Platzwunde an der Stirn, die sich dort verklebt hatte. "Anmutig tanzt... …. ein kalter Hauch über ver-… streute Glasscherben… ich werde... auf euch warten… ehe ich… in einen ewigen... Schlaf verfalle...", zitierte Chacha, immer wieder von Hustenanfällen unterbrochen, einen Teil der Lyrics von "Doomsday". Doomsday… der Tag des jüngsten Gerichts. ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Okay, ich glaube die Frage danach, wie es euch gefallen hat, spare ich mir lieber und sehe besser zu, dass ich irgendwo ganz schnell ein paar Bodyguards auftreiben kann!!^^ Bis zum nächste Kapitel! Ich würde mich freuen, wenn ihr trotz allem weiter lesen würdet!! Mata, Tei^^ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)